Sicarius

Spiele, die es wert sind gespielt zu werden

Dying Light 2 Stay Human (Herstellerbild)

Hatte ich schon erwähnt, dass der Nachrichtenzyklus heutzutage extrem schnell ist? Die Themen sind so zügig wieder aus dem kollektiven Gedächtnis heraus, da hatte ich noch gar keine Zeit mich hinzusetzen und irgendwas zu tippen. Anfang Januar zum Beispiel die Sache mit Dying Light 2 Stay Human und der Aussage, dass man mindestens 500 Stunden braucht, um es zu komplettieren. War doch etwas überrascht, dass das so einen Shitstorm nach sich zog – inkl. der Klarstellung der Entwickler, dass es “nur” 80 Stunden sind für Haupt- und Nebenquests. Schließlich schreien doch immer alle danach, dass die Spiele länger sein müssen. Und 500 Stunden Material für nur 60€? Bei so ein Preis-/Leistungsverhältnis müsste sich doch das Internet in einem kollektiven Orgasmus vereinen. Aber nein: Das war wohl doch zu viel des Guten oder es gab‘ grad keine andere Sau, die man durchs Dorf treiben konnte.

Aber gut. Meine Meinung zu dem Thema ist bekannt: Lieber kurz und knackig statt lang und voller Langeweile. Und selbst, wenn die Stunden tatsächlich gut gefüllt sind bin ich in meinem Alter nicht mehr der ganz große Fan davon. Irgendwann ist einfach die Luft raus. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ja schließlich noch andere Titel erleben möchte. Ich weiss nicht ob ich Spieler beneiden oder bemitleide sollte, die so viel Zeit mit einem Einzelspielertitel verbringen könen und trotzdem noch Spaß haben. Am Ende des Tages bin vermutlich einfach nur ich der Komische :smile: .

Letzte Woche ist Dying Light 2 Stay Human nach gut fünf Jahren Entwicklung auf jeden Fall endlich erschienen und hat nun seine fünfzehn Minuten im Rampenlicht. In Deutschland übrigens überraschenderweise geschnitten! Ist man gar nicht mehr gewohnt heutzutage, aber ja: Von Zerstückelungen und Enthauptungen scheint die USK weiterhin kein Fan zu sein und neutrale NPCs darf man auch nicht töten. Deshalb trotz “ab 18 Jahren” für den deutschen Markt eine eigene Version. Allerdings “leiden” darunter derzeit ausschließlich die Konsolenspieler. Da die digitalen Verkaufsplattformen auf dem PC bekanntlich eher lax sind was den deutschen Jugendschutz angeht (was Vor- und Nachteile für erwachsene Käufer hat) und es rein rechtlich kein Verkaufsverbot gibt, hat sich Techland tatsächlich bei der PC-Version dazu entschieden ganz einfach auch in Deutschland die internationale Fassung auszuliefern. Eine deutsche Ladenversion gibt es hingegen überhaupt nicht. Natürlich kann die BzKJ (ja, die BPjS/BPjM hat 2021 den Namen geändert) jetzt eingrätschen und die weltweite Version auf den Index setzen. Da jedoch zumindest auf Steam derzeit jeder Käufer das gleiche Paket erhält, dürfte ein entsprechendes Verfahren vermutlich nur Auswirkungen auf zukünftige Schnäppchenjäger haben. Mal schauen. Da in ein paar Monaten wahrscheinlich keine der extrem wenigen physikalischen PC-Versionen mehr zu bekommen ist, werde ich es spätestens dann merken :smile: .

Olles Zeugs

Star Wars Jedi: Fallen Order (Herstellerbild)

Ja, mit aktuellen Titeln beschäftigen wir uns hier Beim Christoph immer noch eher weniger. Derzeit starte ich beispielsweise die EA Desktop App und arbeite mich durch Star Wars Jedi: Fallen Order. Zur Erinnerung: Das war das “Dark Soulesque”-Action-Adventure von Respawn Entertainment (Titanfall) aus dem Jahre 2019. Darin schlüpft ihr in die Rolle von Cal Kestis (Milchbubigesicht Cameron Monghan) fünf Jahre nach Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith. Er hat Order 66 überlebt und versteckt sich seitdem auf einem Schrottplatz. Eines Tages wird er entdeckt, anschließend von einem ehemaligen Jedi gerettet und prompt vor die Aufgabe gestellt den Jedi-Orden wiederaufleben zu lassen. Dazu bereist ihr im Verlauf des Spiels eine handvoll Planeten inkl. viel Backtracking (trotz freischaltbaren Shortcuts) und versperrten Wegen, weil euch noch Fähigkeiten fehlen. Aus meiner Sicht deshalb mehr Metroidvania als Dark Souls bzw. dank des Pariersystems passt eher Sekiro: Shadows Die Twice als Vergleich.

Die Kämpfe sind zwar anspruchsvoll, gnadenlos und beim Heilen an den Speicherpunkten erscheinen die Gegner wieder. Aber in den bislang rund 12 Stunden Spielzeit habe ich definitiv mehr Zeit damit verbracht die Welten in Ruhe zu erkunden und Rätsel zu lösen als mich mit Feinden zu messen oder gar Bossgegner zu bekämpfen. Fand ich etwas überraschend nach der Berichterstattung damals und auch der Schwierigkeitsgrad insgesamt (spiele auf Jedi Master, dem vorletzten) ist gefühlt niedriger als beim großen Vorbild. Ich habe es sogar geschafft auf Bogana den berüchtigten Frosch Oggdo Bogdo kurz nach Spielstart nach nur ein paar Versuchen zu besiegen. Aber ich muss ganz klar sagen: Mir gefällt es bis auf Cal Kestis Milchgesicht und Cere Jundas Froschaugen, die ihr gefühlt jede Sekunde aus dem Gesicht poppen könnten, richtig gut. Dadurch, dass ich mir eben nicht stundenlang an einer Stelle die Zähne ausbeißen muss, ist der Spielfluss angenehm hoch und die gut inszenierte Story (mit nicht abbrechbaren Zwischensequenzen!) kommt richtig schön zur Geltung. Definitiv seit langem mal wieder ein vorzügliches Star Wars-Spiel, das ich absolut empfehlen kann.

Noch mehr olles Zeug

Arcade Moonlander (Herstellerbild)

Eine Empfehlung ist auch Arcade Moonlander. Ein simpler Arcade-Titel für gerade einmal 0,79€. Eure Aufgabe? In 30 Levels ein kleines Raumschiff erfolgreich auf eine Landeplattform abzusetzen, die irgendwo im Level versteckt ist. Jede Nutzung eures Triebwerks verbraucht kostbaren Treibstoff, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit wird halbwegs korrekt simuliert und eine Uhr läuft auch noch mit, um zusätzlichen Druck aufzubauen. Nicht sonderlich kompliziert das Ganze aber für die 60-90 Minuten doch unterhaltsam und vor allem in den letzten Levels durchaus eine Herausforderung. Danach könnt ihr entweder eure Zeiten verbessern, zufallsgenerierte Levels meistern oder den “Adventure Mode” starten. Dieser bietet im Vergleich zur Kampagne eine riesige, zusammenhängende Karte mit mehreren Wegen zum Ziel. Nichts Überragendes aber für den Preis absolut okay.

Press Any Button fällt mit seinen 1,59€ und maximal 90 Minuten Spielzeit ebenfalls in die Kategorie “Für den Preis ganz nett”. Ihr seid eine Versuchsperson, die einen Test mit Hilfe eines Computerprogramms durchführt. Relativ zügig schleicht sich jedoch A-Eye ein, die KI welche die Forscher zur Analyse der Daten geschrieben haben. Sie ist gelangweilt und will lieber ein Videospiel basteln. Und genau diese Kreation spielt ihr dann in ihren diversen Iterationen. Nebenbei erfahrt ihr mehr über A-Eye, ihr “Leben” und ihr Verhältnis zu den Forschern. Alles sehr herzergreifend und das Finale entsprechend ein wenig traumatisierend. Aber doch insgesamt ein schönes Erlebnis. Leider hat der Entwickler entschieden für den Nachfolger Many Buttons to Press die Geschichte komplett über Bord zu werfen und stattdessen einen knallhartes und schon fast unfairen Arcade-Racer zu veröffentlichen. Schade…

Triple-AAA

Ich hab‘ meine Zeit auf Steam aber nicht nur mit “billigem” Indie-Kram verbracht. Auch das Ende von Shadow of the Tomb Raider (in der Definitive Edition von 2019) ist endlich über meinen Bildschirm geflattert. Rund 35 Stunden habe ich für 100% (=alle Collectibles gefunden) und die sieben DLCs gebraucht. Für viele ist der dritte Teil der neuen Trilogie wohl der schlechteste. Ich muss hingegen sagen, dass ich es spielerisch besser fand als Rise of the Tomb Raider. Ja, die Geschichte rund um Lara Crofts schlechtem Gewissen ist unterm Strich wieder eher mau und das Finale entsprechend kein fulminanter Abschluss für die Trilogie. Aber während Tomb Raider ein Uncharted-Klon war und Rise of the Tomb Raider für mich keine richtige Identität hatte, haben die Entwickler aus meiner Sicht dieses Mal tatsächlich das “Tomb Raider” im Titel wiedergefunden.

Shadow of the Tomb Raider (Herstellerblid)

Gefühlt sind die action-reichen Achterbahnsets und Kampfabschnitte (durchschleichen geht meist ebenfalls) wesentlich weniger und (fast schon zu hart) getrennt vom Rest des Spiels. Stattdessen verbringt ihr tatsächlich die meiste Zeit damit in der Spielwelt herumzuturnen, Rätsel zu lösen und mehr über die Geschichte des Landes zu erfahren. Eben das, was unsere Lara Croft 1996 groß gemacht hat. Vor allem das Aushängeschild, die sogenannten “Challenge Tombs”, sind optisch wie spielerisch immer noch eine Augenweide. Die in den DLCs (sind nahtlos in die Spielwelt integriert) sogar nochmal mehr, als die im Hauptspiel. In Howl of the Monkey Gods bahnt ihr euch beispielsweise einen Weg durch ein riesiges Musikinstrument oder in The Grand Caiman durch eine lava-überströmte Höhle mit einer Alligator-Statue in der Mitte. Wirklich genial und dieses Mal außerdem nicht komplett optional. Fand ich total dämlich in den Vorgängern. Wie kann man das was die Serie ausmacht nicht mit in die Geschichte integrieren? Nene…

Insofern: Mir hat meine Zeit mit Lara Croft gefallen. Und anders als bei Rise of the Tomb Raider hing sie mir trotz der mehrstündigen Suche nach den letzten Collectibles nicht zum Hals heraus. Ich freue mich entsprechend auf das nächste Abenteuer unserer Britin – wenn es irgendwann mal kommen sollte.

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