Sicarius

Unterwegs auf Schienen

Sagen wir es wie es ist: Ich traue mich irgendwie weiterhin nicht was “Richtiges” anzufangen in Sachen Videospiele. Ich schaffe es aus diversen Gründen meist nicht einmal eine Stunde unterbrechungsfrei am Rechner mit spielen zu verbringen, wie soll ich mich da z.B. auf ein großes Rollenspiel einlassen – schlimmstenfalls sogar noch ohne pausierbare Zwischensequenzen? Zum Glück gibt es auf dem schier endlosen Markt auch einfachere Kost. Beispielsweise das Genre der Lightgun-Shooter/On-Rails-Shooter/Schießbudenspiele – wie auch immer sie offiziell heißen mögen. Inhaltlich meist nicht wirklich anspruchsvoll oder gar umfangreich und auch Qualitativ eher im Bereich 50-70% angesiedelt, machen sie mir doch immer wieder Laune und sind perfekt für die kleine Runde Zwischendurch. Und in letzter Zeit habe ich mich dahingehend mit den folgenden Werken beschäftigt:

IS Defense (Herstellerbild)

IS Defense (2016; PC) – Destructive Creations stecken hinter diesem Titel. Den Namen habt ihr vielleicht schonmal gehört, denn ihren Anfang haben sie 2015 mit einem Werk namens Hatred gemacht. Ihr wisst schon, diese “Massenmördersimulation”, die gar nicht gut ankam. Mittlerweile haben sie sich von diesem Image allerdings verabschiedet und machen “normale” Sachen wie zuletzt War Mongrels oder Ancestors: Legacy – beides gute squad-basierte Echtzeittaktikspiele.

IS Defense war hingegen ihre zweite Veröffentlichung. Aus Sicht bestimmter Gruppierungen vermutlich ebenfalls etwas “Edgy” aber das ist als würde ich mich als Deutscher darüber beschweren, dass in so vielen Spielen Nazis abgeschossen werden. Wie der Name des Spiels nämlich schon andeutet, kämpft ihr gegen den Islamischen Staat. Der hat laut Spiel im März 2020 Nordafrika erobert und versucht nun von dort nach Europa vorzudringen. Und ihr seid der Einzige (wie so oft), der das verhindern kann. Gut, “verhindern” ist etwas großzügig ausgedrückt. Faktisch zögert ihr es nur ein paar Minuten länger hinaus aber gut :smile: .

Allein auf der Sandbank

Das Spiel beginnt an der sizilianischen Küste in Italien wo ihr einsam und verlassen in einem 360°-drehbaren Geschützturm sitzt. Denkt an den D-Day. Vor euch das weite Meer von wo die Schlauchboote und Schiffe gefüllt mit IS-Kämpfern (zu Fuß oder in Fahrzeugen) unablässig auf euch zukommen. Eure Aufgabe? Alles abschießen, was sich bewegt und so lange wie möglich überleben. Ausgestattet seid ihr nur mit einem Maschinengewehr und einem Raketenwerfer. Jeder erfolgreiche Abschuss gibt dabei nicht nur Erfahrungs-, sondern auch Supportpunkte. Damit füllt ihr eine Anzeige auf, die es euch erlaubt Unterstützung zu rufen. Zum Beispiel kommt auf Stufe 1 ein Versorgungsflugzeug vorbei und schmeißt zwei Kisten entweder mit Lebensenergie oder Raketennachschub ab während euch auf Stufe 5 für eine halbe Minute ein Helikopter unterstützt. Aber Achtung: Nutzt ihr eine Supportstufe, verbraucht ihr damit auch einen Teil eurer gesammelten Punkte. Entsprechend müsst ihr erst wieder die Leiste auffüllen, bevor ihr was anderes benutzen könnt. Das bringt Taktik ins Spiel. Und natürlich gilt: Je länger ihr überlebt, desto härter und zahlreicher werden die Angriffe der Gegner. Die Vielfalt ist allerdings überschaubar. Nach drei Minuten habt ihr bereits alle Varianten gesehen, die es gibt. Stattdessen ist es schlicht und einfach die schiere Masse, die am Ende euer Untergang sein wird.

IS Defense (Herstellerbild)

Ein Ass habt ihr aber noch im Ärmel: Genug Erfahrungspunkte gesammelt, steigt ihr im Level auf und bekommt einen Punkt, den ihr in einen von vier Fähigkeitenbäume investieren könnt. Darüber schaltet ihr dann so Sachen frei wie “Kein Nachladen mehr notwendig” oder der herbeigerufene Luftangriff dauert ein paar Sekunden länger. Der Clou: Diese Upgrades sind von Dauer. Sprich, wenn ihr unausweichlich das Zeitliche segnet, behaltet ihr die Upgrades und könnt so beim nächsten Mal vielleicht etwas länger überleben. Insgesamt gibt es vier Level, die ihr nach und nach freischaltet. Neben dem Strand kämpft ihr an einem Flughafen irgendwo in einer Wüste, verteidigt einen spanischen Hafen und die letzte Lokation ist ein Geheimnis, das ich nicht verrate. An sich nicht sonderlich viel, aber bis ihr die alle geschafft habt (müsst jeweils kumuliert eine bestimmte Anzahl an Terroristen und Fahrzeuge zerstören), dauert es doch einige Stunden.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es 4 von 5. Klingt im ersten Moment für so einen simplen, stationären Shooter nach einer viel zu hohen Wertung. Aber ich hab‘ mittlerweile neun Stunden investiert (noch drei Achievements fehlen) und kann nur sagen: Es macht richtig Laune und ist spielerisch überraschend anspruchsvoll.

Welches Upgrade schalte ich als nächstes frei? Spare ich lieber auf den Helikopter oder hole ich mir doch zuerst ein paar Truppen zur Verstärkung? Priorisiere ich den Angriff auf meine linke Flanke oder fege ich doch lieber erst die herannahenden Humvees vom Schlachtfeld? Das Chaos ist bereits nach wenigen Minuten perfekt und es ist so viel auf dem Bildschirm los, dass man schon einen wirklich kühlen Kopf bewahren muss. Gleichzeitig nimmt sich der Titel trotz der Thematik nicht all zu ernst. Wie könnte er auch? Ihr seid schließlich nur ein Geschützturm gegen einen ganzen Kontinent von Terroristen, der auf euch zufährt/rennt.

Grafisch macht es ebenfalls einiges her und sieht selbst sieben Jahre später noch erstaunlich gut aus. Vieles ist zerstörbar und das Schlachtfeld ist nach 5 Minuten definitiv ganz als nach 10 – was die Herausforderung noch weiter erhöht, wenn überall Fahrzeugwracks eure Sicht versperren. Für die 1,28 EUR, die es mich gekostet hat (zum Verfassungszeitpunkt 5,24 EUR), habe ich definitiv mehr bekommen als ich erwartet habe. Klare Empfehlung für die kleine Ballerei Zwischendurch.

Drei weitere Werke

Die nächsten drei Titel haben gemeinsam, dass sie alle aus dem Hause Mastiff Games (Publisher) stammen und schon ein Jahrzehnt auf dem Buckel haben:

RELOAD (Herstellerbild)

RELOAD (2010; PC, Wii) – “Ein realistischer Waffen- und Taktik-Trainer” steht auf der Packung. Die Realität sieht etwas anders aus – aber immerhin gibt es einen kooperativen Multiplayermodus für bis zu vier Spieler. Inhaltlich erwartet euch ein klassischer Schießstand. Ihr feuert mit den unterschiedlichsten Waffen von Pistolen bis zum Scharfschützengewehr in verschiedenen Umgebungen auf Dosen, Pappfiguren und Zielscheiben. Ziel ist es nicht nur alles zu treffen, sondern auch die richtige Stelle zu treffen, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erhalten. Zum einen, um das nächste Level freizuschalten. Zum anderen, um eine möglichst hohe Highscore zu bekommen. Das wars im Prinzip schon. Es gibt noch das ein oder andere Szenario wie z.B. das klassische Geiselhaus, durch das ihr euch durchschießen müsst oder olympische Sportarten. Aber im Kern steht ihr einfach nur rum und schießt auf Pappscheiben *gähn*.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es grad noch so 1 von 5 und bislang habe ich es auch erst 30 Minuten damit ausgehalten. Es sieht scheiße aus (selbst für 2010) und macht irgendwie überhaupt keinen Spaß. Vielleicht kommt daher das “realistisch” in der Tagline. Aber als Aim-Trainer ist es vermutlich ebenfalls nur bedingt geeignet. Den Waffen fehlt irgendwie der Bumms und auf Pappscheiben schießen ist schon an sich eher *meh* – mit diesen Knarren noch weniger. Hätte ich mir nie gekauft, war jedoch mit den zwei nachfolgenden Titeln mit im Paket.

Heavy Fire: Afghanistan (Herstellerbild)

Heavy Fire: Afghanistan (2011-2014; PC, PS3, Wii) – Der dritte Teil in Teyons Railshooter-Reihe, die ihren Anfang 2010 auf der Wii hatte. Wie der Name schon andeutet, seid ihr in Afghanistan unterwegs. Ihr schlüpft in die Rolle des Soldaten Will und die Reise beginnt am 14. Juni 2011. Rebellen haben den amerikanischen Armeestützpunkt bei Mazar-e Sharif angegriffen und nun gilt es den Flughafen der Air Force zu sichern. In den kommenden 12 Level (es wird mit 24 geworben, aber ihr schaltet einfach nur schwerere aber inhaltlich identische Varianten frei) besucht ihr unterschiedlichste Lokationen in Afghanistan, um am Ende den Drahtziehern des Angriffs das Handwerk zu legen. Keine tiefgreifende Geschichte aber sie hält das Geschehen ganz gut zusammen und es ist immer irgendwas los inkl. der ein oder anderen Überraschung oder spannenden Situation.

Dazu gehört auch, dass ihr zwischendurch auch mal ans Steuer eines Panzers, eines Helikopters oder eines stationären Geschützes dürft. Aber in jeder Situation gilt: Das Spiel läuft von alleine ab. Eure Aufgabe ist schlicht alle Feinde in Sichtweite abzuschießen, bevor sie es tun. Ausgerüstet seid ihr dafür mit einer Desert Eagle mit unendlich viel Munition sowie einer Hauptwaffe. Das ist zu Beginn eine M16 aber mit jedem Achievement, das ihr freischaltet, dürft ihr euren Charakter verbessern – darunter eben auch stärkere Waffen. Außerdem könnt ihr Granaten sammeln und je nach Aufbau der aktuellen Szene in Deckung gehen.

In technischer Hinsicht ist es zwar Reload weit überlegen, aber am Ende des Tages ist es doch ein Titel, der ursprünglich für die Nintendo Wii entwickelt wurde. Entsprechend darf man nicht all zu viel. Aber die Entwickler haben spürbar versucht aus den Limitationen das Beste zu machen und immerhin ist der Sound okay.

Beim Christoph meint: Solide 3 von 5. Ist es der beste Railshooter aller Zeiten? Definitiv nicht. Es sieht nur mittelmäßig aus, die Herausforderung hält sich in Grenzen und es ist extrem kurz (keine sieben Stunden für 100% gebraucht). Aber es wird einiges an Action geboten, entsprechend wird einem nicht langweilig und was es macht, macht es grundsätzlich gut. Insofern hat es mich am Ende des Tages unterhalten und war seine 1,49 EUR (im Dreier-Paket – einzeln aktuell 2,49 EUR) wert.

Heavy Fire: Shattered Spear (Herstellerbild)

Heavy Fire: Shattered Spear (2013-2014; PC, PS3, X360) – Die direkte Fortsetzung zu Heavy Fire: Afghanistan. Erneut schlüpft ihr in die Schuhe des amerikanischen Soldaten Will als Teil des 75. Ranger Regiment. Doch dieses Mal droht eine viel größere Gefahr: Ein Atomkrieg! Wir befinden uns im Iran, der kurz davor ist eine nukleare ICBM anzuschießen. Der finale Showdown findet selbstverständlich stilecht im Raketensilo statt.

Wer den Vorgänger gespielt hat, der fühlt sich sofort wieder heimisch. Es ist grafisch etwas hübscher und natürlich unterscheiden sich die Umgebungen etwas – wir sind ja nun im Iran unterwegs. Aber im Kern erwartet euch erneut über 12 Level hinweg ein solides Railshooter-Erlebnis mit viel Action, Abwechslung und haufenweise Terroristen zum Abschießen. Nicht mehr und nicht weniger.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es erneut 3 von 5. Es macht nicht viel anders als der Vorgänger aber das ist vollkommen okay. Es ist stattdessen genau das, was ich gesucht habe und ich hatte erneut rund sieben Stunden meinen Spaß damit. Kann ich definitiv nicht meckern – schon gar nicht für den unschlagbaren Preis. Wer also ebenfalls auf der Suche nach ein paar soliden Railshootern ist: Klare Empfehlung.

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