…und schon sind vier Wochen Urlaub wieder rum. Während ihr diese Zeilen lest arbeite ich mich vermutlich durch die mehreren hundert E-Mails, die in meinem Postfach auf mich warten (Vertretung? Was ist das?) und stöhne ob der vielen Telefonkonferenzen, die mir vermutlich für diese Woche eingestellt wurden. Aber wie der Urlaub, geht auch dieser Ansturm sicherlich zügig vorüber und die Normalität kehrt zurück.
Haben wir während unserer Freizeit wenigstens alles erledigt, was wir uns vornahmen? Wie immer nicht. Selbst das Buch auf meinem Nachttisch (Das Spiel der Götter 13: Im Sturm des Verderbens*) habe ich nicht geschafft fertig zu lesen, dabei wartet doch bereits DOOM Guy: Life in First Person* (John Romeros langerwartete Autobiographie) auf mich. Immerhin konnten wir eine Sache abhaken: Staffel 3* von Raumschiff Enterprise*.
Same ol’, same ol’
Es klingt böse, aber es ist definitiv von Vorteil, dass es mit nur 24 Folgen die kürzeste Staffel (1: 29, 2: 26) der Serie ist. Es ist nicht so, dass die Folgen im Vergleich zu Staffel 1 oder 2 schlechter wären. Es ist eher genau umgekehrt, dass das Niveau nicht wesentlich besser ist. Stattdessen erwartet euch der gleiche Kram wie vorher: Viel zu viele Humanoide, viel zu viele Charaktere aus der irdischen Vergangenheit (inkl. Abraham Lincoln im Weltraum und eine Begegnung mit Methusalem), viel zu viele komische Sachen die am Anfang der Folge direkt auf die Enterprise zufliegen und derer sie nicht ausweichen kann und viel zu viele schwachsinnige Situationen, die mit etwas Kommando-Disziplin (warum darf jeder Besucher überall auf der Enterprise rumlaufen?!) oder der Erinnerung „Wir sind auf einem Raumschiff mit vielen tollen Funktionen” schon nach fünf Minuten geklärt gewesen oder gar nicht erst passiert wären. Und da gefühlt alle immer nur über Spocks Gehirn herziehen: Kurs auf Markus 12 ist für mich die unerträglichste Folge der Serie. Ich verabscheue allerdings die meisten Filme/Folgen in denen nervige Kinder die Hauptrolle spielen…
Ansonsten war noch auffällig, dass es häufig sehr emotional wurde – im negativen Sinne. Keine Ahnung ob die Streitigkeiten am Set in die Scripts übertragen wurden aber selbst Spock kommt vergleichsweise häufig als absolutes Arschloch rüber. Gut, kann ich nach dem ganzen Mobbing durch McCoy & Co. verstehen – A-Typisch für den Charakter ist es dennoch. Auf der anderen Seite der Medaille sind wieder haufenweise Frauen vorhanden, die nicht nur Kirk das Gehirn verdrehen und gefühlt alle kennen sich von der Sternenflottenakademie (gab es da nur einen Jahrgang?!). Nene. Bei manchen dieser Drehbücher fragt man sich schon, wie die auf so einen Blödsinn gekommen sind.
Positive Seiten
Aber ich will nicht alles schlecht reden. Ein paar Lichtblicke gab es schließlich auch in der dritten Staffel. Beispielsweise fand ich super, dass sie versucht haben mehr mit den Bildschirmen (z.B. dem Hauptbildschirm auf der Brücke) zu arbeiten. Sprich statt nur die Aussicht zu zeigen wurden mal Diagramme oder (animierte) Flugrouten eingeblendet. Außerdem haben sich so einige Folgen mit wichtigen Themen beschäftigt – nicht immer erfolgreich (siehe die Hippies in Die Reise nach Eden). Doch beispielsweise Bele jagt Lokai und Die Wolkenstadt stellen (leider nicht nur für damalige Verhältnisse) gelungene Gesellschaftskritik da und geben perfekt Roddenberrys Hoffnung auf eine friedliche, idealere Zukunft wieder. Ach und (Spoiler!) Kirk in Die unsichtbare Falle als Romulaner getarnt war selbstverständlich ebenfalls ein Highlight .
Fazit
Hatte ich also durch das Überspringen der dritten Staffel von Raumschiff Enterprise damals beim DVD-Release was verpasst? Nein, auf keinen Fall. Ich verstehe jetzt den ein oder anderen Zusammenhang besser (z.B. Memory Alpha oder die Bilder von Bele und Lokai, die man häufig sieht). Doch unterm Strich empfanden Lysanda und ich es als ziemlich vergessliche Fernsehunterhaltung. Und das meine ich leider tatsächlich wörtlich. Ohne das Nachschlagen im Deutschen StarTrek-Index beim Schreiben dieses Eintrags, hätte ich vermutlich keine einzige Folge mehr zusammenbekommen. Insofern: Für Fans der ersten beiden Staffeln sicherlich ein Pflichtprogramm, denn sie bekommen mehr von dem, was sie haben wollen. Alle anderen können die 20 Stunden jedoch getrost in anderes investieren.
Eine Aussage, die Rückblickend ehrlicherweise auf die gesamte Serie passt. Ja, es gibt ein paar Folgen die sollte man als Star-Trek-Fan mal gesehen haben. Aber alle 79? Der Verlust hält sich in Grenzen, wenn man sich diese Sternenreise erspart. Dafür ist dank der fast vollständigen Eigenständigkeit (inkl. dem ein oder anderen dadurch entstehenden Widerspruch) der Folgen dann doch zu wenig Charakterentwicklung vorhanden und es wird zu wenig Kohärentes über das 23. Jahrhundert an sich und die Enterprise im Speziellen vermittelt. Selbst die drei großen – Spock, McCoy und Kirk – und ihre Beziehung zueinander lernt man nur absolut oberflächlich kennen. Das haben die Filme definitiv wesentlich besser hinbekommen. Mehr als einmal hat mich Lysanda sogar gefragt, ob sich die Serie eigentlich an Erwachsene oder eher an Jugendliche/Kinder richtete, weil es so dämlich wurde.
Einen Vorteil könnte es aber vielleicht dann doch haben, dass wir die drei Staffeln vollständig geschaut haben: Star Trek: Strange New Worlds* scheint extrem viel TOS-Fanservice zu betreiben mit vielen Rückbezügen und ähnlichen Szenen. Dauert jedoch noch einige Zeit, bis wir uns dieser Serie widmen werden. Jetzt kommt erstmal die vierte Staffel mit Crew des Raumschiffs U.S.S. Enterprise NCC-1701 dran: Die Enterprise*. Ich bin tatsächlich gespannt darauf. Allein die Entstehungsgeschichte dieser Zeichentrickserie ist schon sehr interessant. Dazu dann in einem kommenden Eintrag mehr.