Sicarius

Die animierte Sternenreise

(Cover)

Das ging fix – andererseits hat die Serie auch nur 22 Folgen mit jeweils 22 Minuten Laufzeit. Insofern war es kein großer Aufwand uns abends mal 2-3 Stück an zu schauen. Die Rede ist von Die Enterprise*, bekannt als Star Trek: The Animated Series (TAS) aus den Jahren 1973/1974. Bis zum Erscheinen von Star Trek: Lower Decks* (2020) war sie die einzige Zeichentrickserie angesiedelt im Star-Trek-Universum. Kann man sich gar nicht vorstellen. Aber im Gegensatz zu Star Wars, wo George Lucas ja den größten Teil seines Lebensunterhalts mit Merchandise verdient hat, hatte es Star Trek scheinbar selbst zu seiner Hochzeit in den 90igern nicht nötig was explizit für Kinder zu produzieren. Mittlerweile denkt man da anders. Und ja, Star Trek: Prodigy scheint in der Hinsicht recht gut geworden zu sein!

Die Ausgangssituation

Doch dazu kommen wir dann irgendwann viel, viel später. Jetzt kehren wir erst einmal zurück in die 70iger. Zur Erinnerung: In den USA lief die letzte Episode von Raumschiff Enterprise* am 3. Juni 1969. Danach war zwar erstmal Sense in Bezug auf neue Inhalte aber die Serie fing an ihre Kreise in der Syndication zu drehen und war dort ein völlig unerwarteter und riesiger Erfolg. Das schlug sich zum einen in der Menge an Fanpost nieder, die sowohl die NBC (ausstrahlender Sender) als auch Paramount (Produktionsfirma) erhielten. Zum anderen zeigte die Buchhaltung, dass es die bislang erfolgreichste Serie für den Sender war und die wichtige Zielgruppe der 18- bis 45-Jährigen voll drauf abfuhr. Das Management fand das nur bedingt lustig, hatten sie doch offensichtlich die ultimative Cash-Cow zu früh getötet. Sie rannten entsprechend zu Gene Roddenberry, um irgendwie weitere Inhalte zu bekommen. Und vermutlich hätte es sogar funktioniert. Es wäre garantiert eine vierte Staffel produziert worden, wenn da nicht ein kleines Detail gewesen wäre: Paramount hatte die Sets und Props der Serie in der Zwischenzeit bereits ausgeräumt (vernichtet, verschenkt oder sie waren schlicht gestohlen worden). Es wurde berechnet, dass es ca. $750.000 (rund $6 Millionen heutzutage) kosten würde alles wieder neu zu bauen. Bei allem Erfolg der Serie: Das war ihnen dann doch zu viel.

Die Enterprise (Paramount-Promobild)

Eine weitere Live-Action-Umsetzung war also erstmal gestorben. Sehr zum Unmut von Roddenberry, der unbedingt eine haben wollte. Es sollte dann noch bis 1979 dauern, bis sein Wunsch zumindest auf der großen Leinwand in Erfüllung ging (Star Trek: Der Film*). NBC wollte hingegen JETZT neue Inhalte egal welcher Art. So trafen sich beide in der Mitte: Eine Zeichentrickserie. Damit konnte Roddenberry Star Trek im Gedächtnis der Zuschauer behalten, immer in der Hoffnung dann doch noch eine zweite Live-Action-Serie zu bekommen und gleichzeitig hatte NBC neues Material. Und obwohl Paramount die Serie nicht produzierte, gehört auch sie rechtlich gesehen vollständig ihnen.

Perfekte Rahmenbedingungen

Die Idee eine Zeichentrickserie zu produzieren, war zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht neu. Schon während der Ausstrahlung der dritten Staffel kam das legendäre Animationsstudio Filmation auf Paramount, NBC und Roddenberry zu mit der Idee eine Spin-off-Serie explizit für eine jüngere Zielgruppe zu produzieren. Und obwohl ein interessanter Pitch dafür existiert, wurde aufgrund der damals angespannten Situation zwischen Paramount und Roddenberry nichts draus. Es dauerte stattdessen noch bis 1973 bis mit einem neuen Konzept (“für alle Altersgruppen geeignet”) dann endlich ein Vertrag unterschrieben wurde und TAS bei Filmation in Produktion ging. Roddenberry hat dabei tatsächlich wenig Hand an die Serie angelegt. Er hatte schlicht keinerlei Interesse an diesem Format. Er wollte wie gesagt ausschließlich eine weitere Live-Action-Umsetzung. Dafür übernahm (aufgrund seiner Empfehlung) Dorothy Catherine Fontana (D. C. Fontana) die Verantwortung über die Drehbücher. Sie hatte bereits bei der Originalserie intensiv mitgewirkt und die ein oder andere progressive Idee (auch gegen den Widerstand von Roddenberry) auf den Fernsehbildschirm gebracht.

Jetzt hatte sie nicht nur freie Hand, sondern sogar noch mehr Möglichkeiten. Warum gab es schließlich so viele Humanoide in der Serie? Ganz einfach, weil das Budget für echte Aliens begrenzt war und die damaligen technischen Voraussetzungen nicht gegeben waren. In einer Animationsserie hat man in der Hinsicht mehr Freiheiten. Das ein oder andere Drehbuch stammt entsprechend auch von der Originalserie, weil sie es in Live-Action nicht hinbekommen haben. Gleichzeitig fand zu der Zeit ein Autorenstreik statt. Sprich es waren plötzlich ganz viele sehr gute Schreiberlinge auf der Suche nach Arbeit und da das Arbeitsverbot der Gewerkschaft nicht für Animationsfilme galt, konnte Fontana so einige bekannte Leute für die Drehbücher gewinnen. Sie selbst schrieb hingegen tatsächlich nur ein einziges Drehbuch für die Serie. Und zwar die Folge Yesteryear. Übrigens der einzige Teil von TAS, den Roddenberry tatsächlich als Kanon ansah (sie zeigt Spocks Jugend)!

Und dann haben sie es auch noch geschafft mit Ausnahme von Pavel Chekov (Walter Koenig war zu teuer) alle Originalschauspieler als Sprecher anzuheuern. Perfekter hätte es nicht sein können und am 8. September 1973 flimmerte die erste Folge über die amerikanischen Bildschirme.

Der Inhalt

Die Enterprise (Paramount-Promobild)

Nach Abschluss der ersten Staffel von Star Trek: Das nächste Jahrhundert* erklärte Roddenberry die Zeichentrickserie als “Nicht-Kanon”. Warum? Schlicht und einfach, weil er eine beleidigte Leberwurst war. Die Serie hatte es nämlich nicht geschafft das erhoffte Live-Action-Revival herbeizuführen und er war auf sie entsprechend nicht gut zu sprechen. Andere Quellen behaupten zwar, es wäre 1988 aufgrund von Lizenzneuverhandlungen passiert. Aber das macht für mich keinen Sinn. Schließlich gehörte und gehört die Serie Paramount. Warum sollte da ein Lizenzstreit zum Ausschließen der Serie führen? Paramount folgte auf jeden Fall Roddenberrys Wunsch und dementsprechend wird die Serie – soweit bekannt – offiziell nicht als Teil des Star-Trek-Universums angesehen obwohl es 2006 aufgrund des DVD-Release der Serie so aussah, als hätte sich heimlich still und leise die offizielle Meinung etwas geändert. Dieser “Nicht-Kanon”-Status war sehr zum Unmut der Autoren und Fans, die sich über diese Regelung aber faktisch bis heute einfach hinwegsetzen. So ist und bleibt beispielweise Robert April der erste Kommandant der ersten Enterprise und “Tiberius” wurde Kirks offizieller Mittelname.

Produziert wurden zwei Staffeln und die zweite bekam sogar einen Emmy für die beste Kinderserie – der bis heute einzige Emmy für eine Star-Trek-Serie im nicht-technischen Bereich! Die erste Staffel hat 16 Episoden und die zweite nur sechs. Die Serie setzt direkt an das Ende der Originalserie an und umfasst die letzten beiden Jahre der fünf Jahre umfassenden Mission des Raumschiffs. Inhaltlich erwartet euch entsprechend das bekannte Format der Hauptserie. Es werden immer noch neue Welten besucht und – dieses Mal in einem höheren Tempo – mehr oder weniger fragwürdige Abenteuer erlebt inkl. den immer noch reichlich vorhandenen Logiklücken. So kann der Transporter plötzlich alte Versionen der gebeamten Personen wiederherstellen? Warum altert dann überhaupt noch jemand? Oder stirbt an Krankheiten? Einfach Sicherungskopie wiederherstellen! Es gibt sogar so einige Rückbezüge auf alte Folgen sowie echte Fortsetzungen wie z.B. More Tribbles, More Troubles, was ich extrem cool finde. Schließlich war es faktisch das erste Anzeichen von echter Kontinuität im Star-Trek-Universum.

Aufgrund der Abwesenheit von Chekov sowie den neuen Möglichkeiten dank des gewählten Mediums, gibt es außerdem ein paar neue Gesichter in der Crew (und Beförderungen für die alte). Als Navigator tritt beispielsweise der Edosianer Arex auf. Lt. Uhura wird hingegen in ihren Pausen – oder, wenn sie mal das Kommando über die Enterprise übernimmt (ja, der erste weibliche Kapitän war sie!) – von M’Ress vertreten, einer Caitianerin. Und auch sonst sind erfreulich häufig “richtige” außerirdische Rassen und wirklich fremde Welten auf dem Bildschirm zu sehen. Meist sind die Aliens trotzdem auf zwei Beinen unterwegs, aber immerhin! Für eine (unvollständige) Auflistung verweise ich auf diese Internetseite.

Fazit

Die Enterprise (Paramount-Promobild)

Mir hat unterm Strich Die Enterprise tatsächlich besser gefallen als der größte Teil der Hauptserie. Ein Grund ist sicherlich, dass 22 Minuten relativ schnell rum sind. Das gibt den Geschichten anständig Tempo und man hat gar nicht so viel Zeit sich über den Blödsinn Gedanken zu machen, der teilweise passiert. Gleichzeitig sind die Geschichten an sich auch etwas action-reicher, ausgefallener und mutiger. Ja, die ein oder andere Zeitreise sowie Besuche von Paralleluniversen gibt es trotzdem. Aber selbst die sind interessanter gestaltet als nur ein “Es ist die Erde im 20. Jahrhundert”. Und M’Ress ist einfach ein cooler Charakter, obwohl sie nicht viel zu tun hat. Aber vermutlich bin ich da als Katzenliebhaber einfach nur etwas voreingenommen :smile: .

Geeignet ist die Serie dennoch nur für beinharte Star-Trek-Fans würde ich sagen. Sie ist faktisch eine echte Fortsetzung der Hauptserie nur mit etwas mehr kreativer Freiheit. Entsprechend schwer ist es vermutlich nicht nur aber vor allem wegen den Rückbezügen sie in einem Vakuum anzusehen. Gleichzeitig bügelt sie zwar ein paar der Schwächen der Serie aus, lässt aber doch vieles beim Alten. Ja, auch einen Kampf gegen einen Gott gibt es wieder. Insofern: Ich fand sie insgesamt unterhaltsam und habe sie gerne geschaut. Zumal sie mir wieder ein paar mir bislang unbekannte Einblicke in das Star-Trek-Universum gegeben hat (wusste beispielsweise gar nicht, dass die erste Enterprise schon eine Art Holodeck hatte!). Aber eine uneingeschränkte Empfehlung sieht definitiv anders aus.

Als nächstes stehen nun die ersten sechs Filme an. Mal schauen was Lysanda speziell zum langwierigen ersten Filmabenteuer sagen wird. Zumal es auch noch die Kinoversion ist…

PS: Lysanda möchte unbedingt, dass ich euch von einer Theorie von ihr erzähle. Und zwar ist sie der Meinung, dass Spock eine Prinzessin ist. Um das zu verstehen, müsst ihr diesen Clip aus Chaos im Netz* kennen. Darin fragen die Disney-Prinzessinnen die kleine Vanellope welche Art von Prinzessin sie ist und stellen entsprechende Fragen, um das herauszufinden. Daraus wurde dann das ein oder andere Meme wie z.B. das hier mit Marvels Loki.

Und die folgenden Fragen aus dem Clip hat Lysanda mit “Ja” beantwortet, weshalb sie zu dem Ergebnis kommt, dass er eine (Disney-)Prinzessin sein muss. Leider kann ich ihrer Logik in diesem Zusammenhang nicht widersprechen. Aber urteilt selbst:

  • Hast du magisches Haar? Das schwarze Ding auf seinem Kopf muss ganz klar magisch sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie es so glatt und flach sein kann.
  • Magische Hände? Wenn der vulkanische Nackengriff nicht magisch ist, dann weiß ich auch nicht.
  • Kannst du mit Tieren reden? Er hat unter anderem mit dem Pizzateig namens Horta geredet. Also ein ganz klares “Ja!”.
  • Wurdest du vergiftet? Mehrmals. Und entweder es hat ihm aufgrund seines Vulkanier-Bluts nichts angehabt oder die ganze Folge ging nur darum ihn zu retten.
  • Verflucht? Ein Fluch kann im Prinzip fast alles sein, entsprechend lässt sich die eine oder andere Situation sicherlich dazu zählen.
  • Entführt oder versklavt? Entführt wird er ständig. Versklavt auch mindestens einmal.
  • Spürtest du je der wahre Liebe Kuss? In mindestens zwei Folgen.
  • Hast du Probleme mit deinem Vater? Die Beziehung zwischen Sarek und seinem Vater als “Problembehaftet” zu bezeichnen ist schon fast eine Untertreibung.
  • Glauben die Leute, dass alle deine Probleme gelöst wurden nur, weil ein großer starker Mann kam? Spock ist größer als Kirk aber das ändert nichts daran, dass er ihn die meiste Zeit retten muss.

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