…und damit haben wir das Ende der ursprünglichen Sternenreise erreicht. Die ersten sechs Star-Trek-Filme liegen hinter uns und wir sind endlich bereit für die Abenteuer der Crew der Enterprise-D. Dem Teil von Star Trek mit dem ich aufgewachsen bin. Aber da das ganze Vorhaben “Star Trek Marathon” offensichtlich zu einer Eintragsserie mutiert ist, dürfen ein paar Worte zu den Abenteuern von Kirk & Co. auf der großen Leinwand nicht fehlen. In diesem Sinne:
Basiswissen
Geschaut haben wir die Blu-ray-Fassungen aus der alten Stardate Collection* mit deutscher Tonspur. Diese Kollektion hat einen entscheidenden Nachteil: Während die Filme zwar optisch auf hohem Niveau daherkommen, handelt es sich ausschließlich um die Kinofassungen mit dem dazugehörigen Originalton. Sprich sie enthält weder Star Trek: Der Film* noch Star Trek II: Der Zorn des Khan* oder Star Trek VI: Das unentdeckte Land* in ihren jeweiligen Director’s Cut-Editionen. Das ist bei Teil 2 und 6 nicht ganz so tragisch. Die Kinoversionen entsprachen nämlich grundsätzlich Regisseur Nicholas Meyers Vision, somit sind die Änderungen übersichtlich (Teil 2, Teil 6). Beim ersten Film sieht die Sache anders aus, denn der Produktion lief damals die Zeit davon. Entsprechend unfertig (Spezialeffekte fehlten, Schnitt war nicht final, etc.) kam das Werk in die Kinos.
Erst 2001 mit der DVD-Veröffentlichung durfte Regisseur Robert Wise nochmal Hand anlegen und den Film nach seiner ursprünglichen Vision überarbeiten/fertigstellen. Zusätzlich wurden beim HD-Transfer fehlende Effekte nachträglich eingefügt und dahingehende Fehler behoben. Da damals aber offensichtlich noch keiner langfristig gedacht hat, war diese Version anfangs nicht für Blu-ray geeignet (die neuen CG-Elemente waren nicht hochaufgelöst genug). Deshalb griff man wieder zur Kinoversion. 2022 kam dann mit The Director’s Edition endlich das Rundum-Sorglos Paket auf den Markt – inkl. einem neu gemastered Sound und Soundtrack (fehlte bei der DVD-Fassung noch) und weiteren inhaltlichen Änderungen im Sinne des Regisseur, der 2005 verstorben ist. Und während ich mich bei Teil 2 und 6 mit den Kinofassungen zufriedengegeben habe, musste ich mir selbstverständlich die neue Fassung von Teil 1 auch noch anschauen. Hätte ich vorher gewusst, dass es diese Version gibt, hätten wir es vermutlich sogar dabei belassen. So haben wir uns tatsächlich Star Trek: Der Film zweimal angetan .
Die Filme
Aber kommen wir doch endlich mal zu den besagten Werken der Originalcrew. Und zwar nicht in der richtigen Reihenfolge, sondern tatsächlich in meinem persönlichen Ranking. Damit ihr auch gleich was zu diskutieren habt in den Kommentaren.
1. Star Trek VI: Das unentdeckte Land* – Für mich der zweitbeste Star-Trek-Film aller Zeiten (nach Star Trek: Der erste Kontakt) und ein mehr als würdiger Abschluss für die Abenteuer der Originalcrew. Auch, weil das Thema (Friedensgespräche mit den Klingonen) wie die Faust auf das Auge passt. Die alte Garde, welche die Klingonen/Menschen immer nur als Feinde gekannt haben, kommt damit nicht klar und muss abdanken, um die Zukunft zu ermöglichen wie wir sie zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Staffeln lang unter dem Kommando von Captain Picard gesehen haben. Dieser Konflikt wird mit überraschend wenig Action ausgetragen, ist aber nicht weniger spannend und interessant, weil er stattdessen von den vielen starken und mitunter sehr emotionalen Charaktermomenten lebt. Einfach ein fantastischer Film, der viel zu schnell zu Ende ist. Muss ich vielleicht doch noch den Director’s Cut kaufen…
Randnotiz: Zu meiner Schande ist mir tatsächlich erst jetzt aufgefallen, dass der Verteidiger im Gerichtsprozess ein gewisser Colonel Worf ist – gespielt von Michael Dorn. Die Kanon-Erklärung dafür ist, dass es sich um einen Großvater des Worfs aus dem 24. Jahrhundert handelt.
2. Star Trek II: Der Zorn des Khan* – Was soll man zu diesem Werk sagen, was nicht schon gesagt wurde? Ricardo Montalbán in einer Glanzrolle als Käptain Ahab… äh Khan und ein Kirk in absoluter Höchstform. Ja, so übertrieben der Khan-Schrei ist – ausnahmsweise passt William Shatners Overacting perfekt. Vielleicht gibt es ein paar zu viele Parallelen zu Moby Dick* und das Genesis-Projekt und Kirks Sohn werfen so einige Fragen auf, die ungeklärt bleiben. Aber solche “Kleinigkeiten” vergisst man relativ zügig wieder, wenn der Kampf zwischen Kirk und Khan dann so richtig losgeht. Der Film ist spannend und emotional bis zur letzten Minute. Allein die Sequenz im Mutara-Nebel lässt mich immer wieder an den Rand des Stuhls rutschen. Und selbstverständlich darf ich Spocks heroisches Opfer nicht vergessen. Das ist jedes Mal wieder herzzerreißend. Da können weder Star Trek: Nemesis* noch der billige Abklatsch namens Star Trek Into Darkness* auch nur ansatzweise mithalten.
3. Star Trek III: Die Suche nach Spock* – Der ungeliebte Stiefsohn unter den Star Trek-Filmen der Originalcrew, wenn man die Fans fragt. Und das trotz der fraglichen Qualitäten der Filme weiter unten auf Platz 5 und 6. Ich finde ihn hingegen durchaus gelungen. Ja, er ist mehr eine Star-Trek-Doppelfolge statt ein imposantes Leinwandabenteuer. Aber es ist richtig genial, dass er direkt und nahtlos an das Ende des zweiten Films ansetzt und uns weitere Einblicke in die Welt der Vulkanier gibt. McCoy als Spock wird von DeForest Kelley super gemeistert und obwohl Spock selbst nicht großartig vorkommt, macht das ikonische Trio Kirk, McCoy und Spock in diesem Film für mich die größte Charakterentwicklung seit Beginn der Serie durch. Die Zerstörung der Enterprise und die anschließende Übernahme eines Bird of Prey tun ihr Übriges, dass ich ihn mit auf das Treppchen stelle.
4. Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart* – “Der mit den Walen” dürfte vermutlich der bekannteste, ältere Film außerhalb der Trekkie-Szene sein. Und wenn man das Gehirn ausschaltet ist er auch definitiv sehr amüsant und leichtherzig. Aber ein würdiger Abschluss der Spock-Trilogie? Ja, ne nicht wirklich. Ein singender Zylinder, der durch das Weltall fliegt und alles kaputt macht ist für die Originalcrew zwar nichts Neues aber besser wird es dadurch nicht. Dann eine Sternenflotte, die offensichtlich weder Notfallpläne noch Hirn hat, eine Zeitreise mit einem Klingonenschiff (kann jeder im 23. Jahrhundert Zeitreisen machen oder was?!), eine Meeresbiologin, die ohne Auswirkungen mit in die Zukunft genommen wird “weil ja sonst keiner Ahnung hat”… Da kommt man echt aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Dass er in meiner Reihenfolge nicht weiter unten steht verdankt der Film definitiv hauptsächlich den Gegenwart-Sequenzen. Darunter Highlights wie Scotty, der einen Computer bedient, einen fluchendem Spock oder Chekov im Verhör. Ach und der Tatsache, dass der Rest noch schlechter ist .
5.1 Star Trek: Der Film*- Ja, ich finde die Kinofassung tatsächlich besser als die neue Director’s Edition. Nicht nur, weil sie tatsächlich eine kürzere Laufzeit hat. Langatmig ist er in beiden Varianten und die Geschichte nur leidlich spannend/interessant erzählt. Aber die Kinoversion kann immerhin wie die nicht weniger langatmige Inspirationsquelle (2001: Odyssee im Weltraum*) mit vielen stimmungsvollen Weltallsequenzen aufwarten. War es notwendig gefühlt zehn Minuten lang die Enterprise im Dock zu umfliegen? Nein. War es dank Jerry Goldsmiths tollem Soundtrack trotzdem ein Erlebnis? Definitiv. In der Director’s Edition sind diese Sequenzen nun zwar stark zusammengekürzt aber gleichzeitig mit teilweise echt fragwürdigen Zwischenblenden auf die Crew verschnitten. Das hat den Film für mich weder großartig dynamischer noch besser gemacht. Dass es mehr Interaktionen zwischen Decker und Llia gibt ist zwar auf dem Papier ganz nett, rettet aber trotzdem die Erzählung und vor allem das Ende nicht. So schade, denn die Idee “Menschensonde wird von Aliens modifiziert und bedroht die Erde” bot definitiv einiges an Potential.
5.2 Star Trek: Der Film – The Director’s Edition* – Im vorherigen Absatz habe ich im Prinzip schon alles geschrieben. Einzig erwähnenswert ist noch, dass die neuen/geänderten Szenen logischerweise neu synchronisiert werden mussten. Zu einem Zeitpunkt, wo die alten Synchronsprecher größtenteils nicht mehr zur Verfügung standen. Und es fällt leider sehr negativ auf, wenn plötzlich von einem Satz auf den anderen eine “falsche” Stimme erklingt. Ein weiterer Pluspunkt quasi für die Kinofassung. Ja, die Effekte sind natürlich wesentlich besser aber ohne den direkten Vergleich wäre es mir ehrlich gesagt vieles nicht aufgefallen. Aber am Ende des Tages gilt: Egal ob Director’s Edition oder Kinofassung – es ist kein guter oder gar sehenswerter Film. Als Pilotfolge für Star Trek: Phase Zwei wäre er vermutlich durchgegangen. Aber angesichts der Konkurrenz durch Krieg der Sterne* (1977) und dem großen Vorbild 2001: Odyssee im Weltraum* (1968) ist es wirklich nur das “Star Trek” im Titel, der den Film daran gehindert hat in die Vergessenheit zu geraten und überhaupt Geld einzuspielen.
6. Star Trek V: Am Rande des Universums* – Zum Glück ist er mit 107 Minuten auf der kürzeren Seite. Gott ist das ein absolutes Schrottwerk. Dabei ist die Grundidee eines emotionalen Vulkaniers durchaus interessant. Mehr über diese Kultur zu erfahren ist (für mich) immer spannend und auch der Gedanke, dass er einen alten Kult wiederbelebt – die Vulkanier also mal so waren – ist erst einmal nicht so abwegig für einen Star-Trek-Film. Aber die Enterprise stehlen, um ins Innere der Galaxie zu fliegen? Und dort eine Art Gott treffen, der sich als gefangenes Wesen entpuppt, das Sybok ausgenutzt hat? Alter Schwede. Diese Art von Geschichte war schon in der ersten Staffel völliger Schwachsinn und ihr macht einen ganzen Kinofilm draus. *kopfschüttel*
Die Camping-Szenen am Anfang und Ende sind für mich ebenfalls absolut zum Fremdschämen. Aber das liegt vermutlich hauptsächlich an mir, weil ich die amerikanische Faszination mit diesem bekloppten Kinderreim “Row, Row, Row your Boat” absolut nicht nachvollziehen kann.
Nun ist es aber wirklich genug von der Original-Crew. Wie eingangs erwähnt geht es jetzt mit Warp 9 ab ins 24. Jahrhundert mit der ersten Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert*. Mal schauen wie schlimm es wird. An viel erinnern kann ich mich nach elf Jahren (DVD-Release) ehrlich gesagt nicht mehr.
Sehr interessant zu lesen!
Ich hab den Filmmarathon ja auch kürzlich hinter mich gebracht. Und ich würde auch sagen, dass die Teile 2 und 6 die besten, mehr noch: die einzig guten sind. Die anderen sind entweder “objektiv” schlecht oder haben unfassbare Logikfehler. Man könnte das jetzt auf das Alter schieben und argumentieren, dass die Filme heute nicht mehr so wirken, wie damals. Und das mag auch stimmen. Aber: z.B. ein “Krieg der Sterne” wirkt halt auch heute noch gut.
Ich denke, Star Trek hat schon immer ganz erheblich von seinen Charakteren gelebt. So, wie wir die TNG- und DS9- (und ggf. VOY-)Crew liebten, gibt es jede Menge Menschen, die die Kirk-Crew liebten. Aus eigener TNG-Erfahrung kann ich ja bestätigen, dass man durch diese “Charakterliebe” über so einige objektive Schwächen und Logiklücken hinwegsehen kann.
Und dann natürlich: die Enterprise. Einfach nur das Raumschiff zu sehen, entschädigt schon für so Manches. Dies ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich Teil 3 nicht sonderlich mag: das war doch der Film, wo die Enterprise kein einziges Mal auftaucht, oder?
Naja. Im Rückblick muss ich der “originalen” Serie und Filmreihe sehr dankbar sein, da es ohne sie kein TNG/DS9/VOY gegeben hätte. Aber wirklich gut oder unterhaltsam sind die damaligen Werke (Ausnahme: Teil 2 und 6) in meinen Augen nicht.
Freue mich auf deine TNG-Eintragserie! Ich bin aktuell übrigens bei Staffel 4 von DS9 angekommen
In Teil 4 kam die Enterprise nicht vor. Teil 3 klauen sie sie aus dem Raumdock und sie wird beim Genesis-Planeten mit den Klingonen an Bord selbstzerstört. Fun Fact: Die Sequenz wurde kurz vor Ende der Produktion geändert, weil sie ursprünglich zu sehr wie eine Explosion aus Star Wars aussah . Aber ja, zu tun hat sie in Teil 3 nicht viel.
Ansonsten stimme ich dir zu, dass es sicherlich auch viel damit zu tun hat mit welcher Crew man aufgewachsen ist. Ich kann auf jeden Fall nach dem Rundum-Paket festhalten, dass ich höchstens mit dem Film-Kirk ein bisschen was anfangen kann. Nur Spock, Scotty und McCoy hingegen finde ich fast durchgängig super.