Sicarius

Einen Onlineshop aufbauen

Der neue Shop bei Neurolicht

Zum Verdruss meines Arbeitgebers hatte ich nicht nur vorletzte Woche Bildungsurlaub, sondern im Anschluss auch noch eine Woche regulären Urlaub. Man muss ja schließlich die Feiertage optimal nutzen :wink: . Allerdings haben wir die Woche nicht zur Erholung (oder gar zum Zocken) genutzt, sondern für Lysandas Nebengewerbe. Genauer gesagt für den Aufbau ihres Onlineshops. Die Grundlagen dafür hatte ich schon Anfang März während unseres letzten Urlaubs gelegt. Schließlich wussten wir vorher nicht, ob das überhaupt funktioniert. Da der damalige Test aber erfolgreich war, ging es jetzt ans Eingemachte. Und offensichtlich sind wir fertig geworden, denn ihr könnt schon 48 Artikel kaufen. Also nicht länger zögern und den Warenkorb schön voll machen! Unsere Katzen haben Hunger und wollen Spielzeug!

Hintergrund

Aber warum eigentlich ein eigener Onlineshop? Gibt doch so viele andere Seiten, die sich darauf spezialisiert haben. etsy, eBay, elopage, CopeCart, digistore24 und was es sonst noch alles gibt. Nun, mit etsy (für ihre Kunstwerke) und elopage (für ihre Coaching-Angebote) hatte sie es tatsächlich das letzte Jahr über versucht. Anfangs sogar mit CopeCart aber dort ließen sich nicht die eigenen AGBs einbinden, weshalb es rechtlich zu unsicher war und sie dann stattdessen zu elopage gewechselt ist. Problem sowohl von elopage als auch etsy ist jedoch, dass ihr zum einen erst einmal Geld vorstrecken und zum anderen beim Verkauf was abdrücken müsst.

Bei elopage ist es der Kauf eines Abos (39 EUR pro Monat im kleinsten Paket), welches euch überhaupt erst die Möglichkeit zum Einrichten eines Shops gibt. Und bei etsy kostet schon das Einstellen eines Artikels 0,20 EUR. Die Gebühren beim Verkauf kommen noch jeweils obendrauf. Für etsy gibt es diesen praktischen Rechner, falls ihr es euch mal selbst anschauen wollt. Aber ein kleines Beispiel: Verkauft ihr ein Produkt für 2 EUR mit kostenlosem Versand, bekommt ihr nach Abzug aller Gebühren nur 1,16 EUR – und davon müsst ihr auch noch das Porto bezahlen. Da bleibt definitiv nicht mehr viel übrig. Und ja, Lysanda macht das auch zum Geld verdienen und nicht nur zum Zeitvertreib wie scheinbar viele andere Hobbykünstler, die mehr als offensichtlich nicht einmal ihre Arbeitszeit mit im Preis berücksichtigen (und damit allen anderen schaden).

Gleichzeitig sind die Gegenleistungen der Plattformen begrenzt. Ja, sie stellen natürlich erst einmal überhaupt den Shop inkl. (hoffentlich) entsprechender Sicherheitsfunktionen bereit. Im Falle von elopage sogar noch einen Mitgliederbereich. Für jemanden ohne Webdesignaffinität daher trotzdem eine gute Möglichkeit. Ansonsten übernehmen sie zusätzlich noch den Zahlungsverkehr und die Erstellung der Rechnungen. Rechtliches, Marketing und dergleichen sind meist nicht im Preis mit inbegriffen. Da Lysanda aber z.B. keinen Mitgliederbereich braucht, war sie der Meinung, “Wenn ich eh die ganze Werbung selbst machen muss, dann kann ich auch noch die Rechnungen schreiben.”. Sie fragte also mich als ihren Webseitenadministrator, ob wir nicht einfach bei ihr einen eigenen – am Besten gebührenfreien – Onlineshop aufbauen könnten. Das spart nicht nur Geld, sondern bietet zudem mehr Flexibilität. Bei 0,20 EUR pro Artikel muss sie beispielsweise genauer überlegen, was sie wie einstellt, um diese Anfangskosten zu minimieren. Bei elopage ist es ähnlich: Im Grundpaket sind nur drei Produkte enthalten. Will man mehr anlegen, braucht man einen teureren Tarif. In ihrem eigenen Shop ist das hingegen jetzt kein Thema mehr.

Die Lösung

Praktischerweise basiert ihre Seite genauso wie Beim Christoph auf WordPress. Und der Vorteil von WordPress ist, dass es faktisch für alles ein Plugin gibt. Das hat auch seine Nachteile, wie wir weiter unten sehen werden, aber erst einmal ist es eine richtig geniale Sache. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass es ebenfalls Shop-Plugins gibt. Das bekannteste und erfolgreichste dürfte WooCommerce sein – und genau das habe ich hergenommen.

WooCommerce ist in der Basisversion vollkommen kostenlos, faktisch vollkommen konfigurierbar und es gibt dafür ebenfalls sehr viele Plugins. Einige davon sind ihrerseits kostenpflichtig (meist mit Abo-Modell) bzw. operieren im Freemium-Modus (ein Teil kostenlos, Zusatzfunktionen nicht) – damit verdient unter anderem WooCommerce sein Geld -, aber es gibt auch vieles für Umme.

Aktuell habe ich explizit für den Neurolicht-Shop vier zusätzliche Plugins installiert:

  • WooCommerce (logischerweise)
  • StoreCustomizer – Macht es einfacher das Design des WooCommerce-Shops zu verändern. Ganz ohne manuelle Anpassungen geht es zwar trotzdem nicht mit der Basisversion dieses Plugins, aber es hilft schon ungemein.
  • Germanized für WooCommerce – Das Verbraucherrecht ist in Deutschland (und der EU) glücklicherweise ziemlich stark. Entsprechend gibt es aber auch einige Fallstricke, die man als Betreiber eines Onlineshops beachten muss. Darunter die Pflichtangaben auf den einzelnen Shopseiten. Dieses Plugin hilft dabei alles (hoffentlich) rechtssicher zu gestalten.
  • Complianz – Der DSGVO-konforme Cookie-Banner. Bislang erstellte Neurolicht überhaupt keine Cookies oder führte irgendwelches Tracking durch. Aber für einen Onlineshop braucht es dann doch ein paar, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Ein Warenkorb geht logischerweise nicht, wenn ich nicht irgendwo die Information temporär ablegen kann, was sich darin befindet. Entsprechend gibt es jetzt einen Cookie-Banner, um hier rechtlich sauber zu sein, obwohl es sich eben nur um funktionale Cookies handelt, die gemäß DSGVO immer gesetzt werden dürfen.

Ein Problem

Codeschnippsel aus default-constants.php

Vier zusätzliche Plugins klingt erst einmal nach gar nicht so viel, würde man denken. Allerdings bin ich dennoch sogleich auf ein Problem gestoßen. Und zwar bietet WordPress die Möglichkeit (Teile) des Designs der eigenen Webseite mit einem integrierten, visuellen Editor zu ändern. Blöd nur, dass der plötzlich einen fatalen PHP-Fehler ausspuckte. Deaktivierte ich eins der neuen Plugins, ging es wieder. Nach dem Anschalten des Debugmodus kam dann ein “Fatal error: Allowed memory size of 134217728 bytes exhausted (tried to allocate 868352 bytes)” zum Vorschein. Sprich das System versuchte 0,87 MB mehr Speicher zu belegen als zur Verfügung standen.

Gut, würde man sich denken: Gebe ich WordPress halt mehr Speicher. Dafür gibt es schließlich die Variable “WP_MEMORY_LIMIT” (fürs Frontend) bzw. “WP_MAX_MEMORY_LIMIT” (fürs Backend). Damit legt man fest, wie viel WordPress benutzen darf. Allerdings stand der fürs Backend bereits bei 256 MB – also eigentlich mehr als genug. Das Problem musste woanders liegen. Und siehe da: In der php.ini waren bei “memory_limit” nur “100M” eingetragen. Also flux ebenfalls auf “256M” erhöht – und trotzdem ging der Fatal error nicht weg. Mit Unterstützung von Rondrer bin ich dann darauf gestoßen, dass mein Webhoster das Problem ist. In meinem Tarif sind nämlich nur 128 MB RAM enthalten. Kein Wunder, dass es keinen Unterschied machte, was ich bei mir eintrug.

Jetzt hätte ich freilich einfach den Tarif wechseln können. Wären schließlich “nur” zwei Euro zusätzlich pro Monat für 256 MB. Aber die ganze Aktion diente ja gerade dazu Vorabkosten einzusparen. Also wollte das Lysanda gerne vermeiden. Zumal es (bislang) nur ein Problem bei dieser einen Funktion ist und nur 1 MB RAM fehlen. Die Lösung war entsprechend relativ simpel: Wenn ich den Customizer brauche, deaktiviere ich einfach eins der Plugins vorher und schon geht er auf. Blöd nur, dass natürlich fürs Design alle Plugins notwendig sind. Ist eins deaktiviert, sieht man nicht mehr das Komplettbild. Aber auch hier ist die Lösung einfach: Das bisschen mehr an RAM wird scheinbar nur zum Starten des Customizer benötigt. Ist er offen, kann man das Plugin wieder anschalten und ganz normal weiterarbeiten. Simpel und effektiv – so muss das sein.

Viel Fummelei!

Im nächsten Schritt ging es dann darum das Design und die Funktionalität zu finalisieren. War hier und da nicht ganz so einfach, da selbst innerhalb von WooCommerce das ein oder andere nicht einheitlich ist. Während beispielsweise der Warenkorb tatsächlich eine Seite ist, die man entsprechend als solche zumindest zum Teil anpassen kann bzw. auf das eigene Theme zugreift, werden die Produktseiten irgendwie anders erzeugt und haben somit ihr eigenes Design. Von irgendwelchen Messageboxen oder Links gar nicht erst zu reden, die von WooCommerce erzeugt werden.

Entsprechend häufig musste ich eine Suchmaschine belästigen (vor allem wie eine Funktion überhaupt heißt), ausprobieren und dann sowohl das Stylesheet als auch die Funktionsdatei meines Themes ergänzen. Für das ein oder andere gibt es zwar in der WooCommerce Dokumentation auch nochmal Erweiterungsplugins zum Herunterladen (warum sind die nicht schon Teil des Gesamtpakets?!). Aber das wollte ich aus naheliegenden Gründen so gut es geht vermeiden. Zumal ein paar Schnipsel Code zu ergänzen und anzupassen für mich jetzt definitiv kein Thema ist. Genauere Details erspare ich euch aber an dieser Stelle. Die Anpassungen sind viel zu spezifisch. Da macht es keinen Sinn den dazugehörigen Code hier zu posten.

Der letzte Rest

Ganz viele hübsche Steine!

Nachdem der Shop dann so weit fertig war und die Probebestellungen auch wie erwartet funktionierten bzw. die korrekten Texte und Mails ausspuckten, blieb nur noch die Anpassung der rechtlichen Dokumente übrig. Sprich AGB, Widerrufsbelehrung, Datenschutzerklärung und theoretisch die Cookie-Richtlinie. Letztere erzeugt Complianz aber dankenswerterweise automatisch. Den restlichen Kram hatten wir hingegen grundsätzlich schon. Brauchte Lysanda ja bereits für elopage, etsy & Co. Wir mussten entsprechend nur nochmal drüber gehen und kleinere Anpassungen machen. Und darin sind wir mittlerweile geübt, so oft wie wir die schon in den letzten Jahren aktualisieren mussten.

An dieser Stelle dahingehend ein kleiner Werbeeinschub für lawlikes. Die Rechtsanwältin Sabrina Keese-Haufs stellt dort richtig geniale Pakete mit Anleitungen und Templates zur Verfügung. Und das nicht im Abo, sondern mit einem Einmalpreis, der euch trotzdem Zugriff auf alle zukünftigen Aktualisierungen gibt. Ihr müsst daraus dann zwar manuell eure speziellen Unterlagen zusammenbauen, während andere Anbieter euch das für ein monatliches Abo abnehmen. Aber es ist tatsächlich weniger kompliziert, als es am Anfang aussieht. Auch, weil lawlikes dahingehend wirklich gut gemacht ist und einen richtig schön (virtuell) an die Hand nimmt. Frei nach dem Motto: “Nicht den Fisch verkaufen, sondern das Angeln beibringen.” Und nein, wir werden für diese Werbung nicht bezahlt. Wir finden die Produkte einfach nur richtig, richtig gut.

Fertig

Der letzte und immer noch andauernde Schritt ist nun logischerweise den Shop mit Lysandas Produkten zu füllen. Aber das ist in dem Sinne eine reine Fleißarbeit und wie oben geschrieben haben wir schon 48 Stück geschafft. Faktisch ist damit schon fast alles verfügbar, was bislang im etsy-Shop und bei elopage drin war.

Ach und natürlich müssen wir Werbung machen und Kunden anlocken. Bringt schließlich der beste Onlineshop nichts, wenn ihn keiner besucht und was kauft. Deswegen auch zum Schluss nochmal ein bisschen schamloses Crossmarketing: Schaut mal rein! Vielleicht findet ihr ja was Passendes. Am Sonntag ist übrigens Muttertag. Nur so als beiläufige Information, die selbstverständlich überhaupt nichts mit dem Neurolicht-Shop zu tun hat. Bei einer Bestellung und Zahlung (gibt nur Banküberweisung) bis inklusive Mittwoch sollte das mit der Lieferung bis Samstag theoretisch noch hinhauen :wink: .

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