Es ist schon ein paar Jährchen her, seit ich was zum Thema “Katzenfutter” geschrieben hatte. Grundsätzlich geändert hat sich an den damaligen Aussagen zwar nichts, aber es macht dennoch Sinn nochmal einen genaueren Blick auf zwei Teilaspekte zu werfen. Und zwar die Punkte Futterumstellung und zum Essen überreden/Medikamente geben.
Davor aber noch eine kleine Sache, die ich damals nicht so explizit erwähnt hatte: Nur, weil auf der Dose steht “4% Kaninchen”, bedeutet das nicht, dass tatsächlich nur 4% Fleisch in der Dose sind. Das wäre sonst nur eine dünne Suppe. Der tatsächliche Fleischanteil ist immer wesentlich höher. Das Problem ist, dass er in so einem Fall nicht vollständig deklariert ist. Also weder um welches Fleisch es sich handelt, das sonst noch drin ist, noch um welches Tierteil es sich handelt. Stichwort “tierische Nebenerzeugnisse”. Der deklarierte Anteil von 4% ist schlicht das gesetzliche Minimum, damit der Hersteller seiner Sorte einen entsprechenden Namen z.B. “Pute” geben darf. Insofern ändert sich nichts an der Grundaussage “je höher der deklarierte Fleischanteil, desto vertrauenswürdiger ist das Futter”. Aber es ist gut zu wissen, um die Deklarationen besser zu verstehen.
Willst du mich umbringen?!
Kommen wir nun zum Thema “Futterumstellung”. Klingt erst einmal relativ banal. Von Trockenfutter auf Nassfutter z.B. oder vielleicht noch von einem Hersteller auf einen anderen. Aber mehr steckt da doch nicht dahinter, oder? Nun, tatsächlich können Katzen extrem pienzig sein. Eine andere Sorte des gleichen Herstellers? Frisst der Vierbeiner nicht. Eine 800g-Dose der gleichen Sorte statt der 100g-Tütchen bislang? “Weg damit, du Dosenöffer-Dämon!”. Und es geht sogar NOCH extremer. So gibt es ganz aktuell den Fall mit MjAMjAM*. Bei denen hat NUR das Abfüllwerk gewechselt – und schon häufen sich auf Social Media die Meldungen, dass die Katze das Futter nicht mehr anrührt! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Oder auf Deutsch: In eine Futterumstellung rutscht man schneller rein, als man es vielleicht erwartet. Bei uns im Keller lagern beispielsweise derzeit elf verschiedene Hersteller. Und jeder hat mindestens zwei Sorten – teilweise bis zu sechs. Wir machen also theoretisch jeden Tag mit unseren fünf eine Futterumstellung und können von Glück reden, dass wir keinen dabei haben, der uns das Übel nimmt. Tatsächlich hatten wir erst mit einem Produkt mal Probleme: Sandras Schmankerl. Paradoxerweise mit rund 5,50 EUR pro Kilo für die 800g-Dose eine der teuersten (aber auch hochwertigsten) Futtermarken die wir bisher unseren Katzen angeboten haben. Die haben wir dann mit anderem Futter gemischt, damit wir die paar Stiegen in die Katzen bekommen haben.
Katzenflüsterer
Wir hatten jetzt nicht die Notwendigkeit unsere Biester an Sandras Schmankerl zu gewöhnen. Dafür haben wir genug andere Sorten. Aber wie sieht es denn jetzt aus, wenn ich tatsächlich eine Futterumstellung machen möchte/muss? Welche Tipps können wir dahingehend geben? Nun, zuerst sollte man verstehen, wo die Katze eigentlich herkommt. Diese Abneigung neuem Futter gegenüber kommt schließlich nicht von ungefähr, sondern ist evolutionär bedingt. Und zwar fressen Katzen erst einmal grundsätzlich nur das, was sie kennen. Das Lernen sie ganz am Anfang ihres Lebens von ihrer Mutter, damit sie nicht versehentlich den Fliegenpilz auf der Wiese fressen und einfach hops gehen. Ist diese Anlernphase jedoch vorbei, wird es schwieriger ihnen etwas Neues unterzujubeln. Gute Züchter geben deshalb während dieser Zeit verschiedene Arten von Trockenfutter, Nassfutter und sogar Barf, um ein möglichst breite Grundlage zu legen.
Außerdem muss man sich klar machen, dass Katzen mit der Nase arbeiten. Geschmack ist ihnen in dem Sinne wie wir es kennen nicht so wichtig und die Augen spielen ebenfalls nur eine äußerst untergeordnete Rolle. Das merken Katzenbesitzer beispielsweise, wenn besagte Nase mal verstopft ist. Dann will das Biest plötzlich nichts mehr essen, obwohl sich ansonsten überhaupt nichts geändert hat (gleiches Futter, gleicher Futterplatz, etc.). Sie sehen dann zwar das Futter vor sich aber da sie nichts riechen, wenn sie dran schnuffeln, wird es auch nicht gegessen.
Und dann gibt es noch den Punkt, dass in billigem Futter (egal ob Nass oder Trocken) meist Lockstoffe drin sind. Kein Wunder, dass die Katze da lieber das isst als das hochwertige ohne. Zum Glück kann man diesen Punkt auch für sich nutzen. Aber dazu später mehr.
Geduld ist eine Tugend
Als nächstes ist es wichtig, dass man seinen Vierbeiner direkt auf die gewünschte Packungsvariante trainiert. Wie erwähnt kann selbst bei gleicher Sorte bereits die Packungsgröße einen Unterschied machen. Es ist also absolut nicht zu empfehlen “zum Testen” mit einem 100g-Tütchen anzufangen, wenn man später 800g-Dosen verfüttern möchte. Hintergrund sind vermutlich die unterschiedlichen Garzeiten je nach Packungsart und -größe. Wie gesagt: Die Kleinen sind sehr empfindlich. Und immer daran denken: Geöffnetes Katzenfutter wird nicht schon nach fünf Minuten plötzlich schlecht. Man kann es normalerweise problemlos 1-2 Tage im Kühlschrank aufbewahren und auch auf dem Teller ist es nicht sofort von Fliegenmaden übersäht. Sogar Einfrieren in kleinen Portionen z.B. mit Hilfe eines Eiswürfelbehälters ist problemlos möglich. Doch darüber hatte ich bereits an dieser Stelle referiert.
Diese Erkenntnis ist deshalb so wichtig, weil man je nach Katze ganz klein anfangen muss. Wir reden im schlimmsten Fall von einer einzigen Messerspitze an neuem Futter, die man unter das alte mischt. Bei der Umstellung von Trocken- auf Nassfutter muss man ggf. sogar den Vierbeiner erst an feuchtes Essen gewöhnen. Ihr gebt ihm also weiterhin sein gewohntes Trockenfutter, feuchtet es aber vorher an. Je nach Toleranz am Anfang vielleicht nur einen Sprühstoß Wasser aus einer Sprühflasche und dann nach und nach die Anzahl der Sprühstöße steigern, bevor man überhaupt damit beginnt, die Messerspitze Nassfutter drunter zu mischen.
Ein weiterer Tipp speziell bei der Trockenfutter-Abgewöhnung: Wandelt das Nassfutter einfach in TroFu um, damit die Katze es kennenlernen kann! Dazu braucht ihr eine Backmatte wie diese*. Die hat ganz viele kleine Einkerbungen. Ihr nehmt euer Nassfutter, püriert es und vermischt es je nach Menge mit 1-2 Eiern. Die Eier dienen zur Bindung. Dann die Masse auf der Backmatte verteilen und das Ganze zum Trocknen in den Backofen stecken (50-80°C bei leicht geöffneter Tür, damit die Feuchtigkeit rausgeht). Riecht zwar je nach Futtersorte nicht besonders in der Küche, aber das Ergebnis sind feinste Leckerlis. Aber Achtung: Die sind nicht lange haltbar! Also entweder einen Teil mit dem Vakuumiergerät (wir haben seit 2015 das Casco VC 10* im Einsatz) einschweißen oder halt innerhalb eine Woche oder so verfüttern. Einfrieren wäre auch noch eine Möglichkeit.
Gruppenzwang
Was wir bei uns ebenfalls gemerkt haben: Bei mehreren Katzen im Haushalt, richtet sich die neue im Bunde meist an den anderen aus. Lyssi beispielsweise hat zur Eingewöhnung die ersten Tage nur billiges Futter bekommen, das sie vom Tierschutz kannte. Das wollten Balu und Nica aber tatsächlich nicht fressen. Das hat Lyssi mitbekommen und sich nach ein paar Tagen tatsächlich komplett von allein umgestellt. Sie wollte dann das schlechte Futter ebenfalls nicht mehr und hat stattdessen bei den anderen mitgefuttert. Maya hingegen kannte das Konzept “Leckerlis” überhaupt nicht. Ja, total ungewöhnlich, aber es war so. Sie verstand es nicht, warum alle anderen so einen Terz machten. Mittlerweile ist sie zur absoluten Leckerli-Vernichtungsmaschine geworden .
Wichtig ist bei einer Futterumstellung immer: Die meiste Zeit scheitert eine Umstellung nicht an der Katze, sondern am Mensch und seiner Ungeduld. Aber wir trainieren hier faktisch unserer Flauschkugel ihren Überlebensinstinkt zu überwinden und UNS zu vertrauen. Das geht nicht immer von heute auf morgen und selbst Rückschläge kann es geben. Davon darf man sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. In dem Fall einfach wieder einen Schritt zurück gehen (z.B. nur 3 Sprühstöße Wasser statt 4) und weiter probieren. Und selbst, wenn es wieder komplett auf Anfang geht: Nicht entmutig aufgeben. Es hat ja (hoffentlich) einen Grund, warum ihr euren Vierbeiner umstellen wollt (z.B. wegen seiner Gesundheit).
Zum Essen motivieren
Langsame Futterumstellung hin oder her – manchmal muss man einfach was in die Katze reinschaffen. Beispielsweise weil man Medikamente geben muss. In unserem Haushalt haben wir dahingehend unseren Jules (zu hoher Blutdruck) und unsere Maya (chronischer Katzenschnupfen). Wobei Maya tatsächlich kein Problem ist. Die riecht sowieso die meiste Zeit nichts (wegen besagtem Katzenschnupfen), entsprechend schrotet die meist einfach das rein, was man ihr vor die Nase setzt.
Wie motiviere ich also meinen Vierbeiner dazu den Kram zu fressen? Nun, wenn es möglich ist, macht es erst einmal Sinn sicherzustellen, dass sie auch wirklich Hunger haben. Bei uns bekommen sie immer morgens ihre regelmäßigen Medikamente und Aufputschmittel. Entsprechend lassen wir das All-You-Can-Eat-Buffet über Nacht leerlaufen. Es wird entsprechend entweder abends gar nicht mehr nachgefüllt (wenn noch sehr viel da ist) oder nur 1-2 Löffel.
Dann ist es wichtig, dass ungewöhnliches/ungewohntes Essen in einer ruhigen und vor allem in gewohnter Umgebung bereitgestellt wird. Von zu viel Trubel wird der Flauschball nur abgelenkt und das Futter ist gleich zehnmal suspekter, wenn es plötzlich woanders und zu einer anderen Uhrzeit verabreicht wird. Das geht bei uns mittlerweile so weit, dass speziell die Mädels total enttäuscht sind, wenn es morgens in der Küche nicht den kleinen Frühstückshappen gibt.
Verarsch mich doch!
Das wohl wichtigste Mittel ist jedoch ein anderes. Ich hatte ja oben erwähnt, dass in billigem Futter häufig Lockstoffe enthalten sind. Also warum sich nicht diese zu Nutze machen? Lysanda nennt es ihr “Katzenzauberpulver”. Die Zubereitung ist ziemlich einfach und wer es im Bewegtbild sehen will, für den hat sie auf ihrem TikTok-Kanal ein Video veröffentlicht. Aber im Grunde nimmt sie Trockenfutter her, schmeißt es in die Kaffeemühle (mussten uns die Tage eine neue* kaufen), damit es schön fein gemahlen wird und dann streut man es auf das Futter. Alternativ gehen (ebenfalls gemahlene) Cosmasnackies* oder Bierhefe*. Im Prinzip also alle harten Leckerlis, die sich mörsern lassen. Dieses Pulver kann ebenfalls über ungeliebte Nassfutter gestreut werden, damit es dann doch noch gefressen wird. Bei der Futterumstellung kann dieser Trick entsprechend sehr hilfreich sein.
Besonders bei der Medikamenten-Undercovermission braucht man damit nicht sparen. Gerne so richtig das jeweilige Futter mit der versteckten Tablette mit pulverisiertem Trockenfutter panieren. Also erst was auf den Teller, das Futter drauf, oben nochmal eine Schicht und dann ggf. alles durchmischen. Auch hier mitunter wieder drauf achten, dass die Masse am Ende nicht zu feucht ist – dann einfach noch ein bisschen mehr TroFu draufpacken. Zusatztipp: Es gibt Tabletten (fragt euren Tierarzt!), die ihr mörsern könnt d.h. ihr habt nur noch ein feines Pulver, das untergemischt werden kann. Da kann die Katze sie dann auch nicht mehr herauspuhlen (manche – Jules z.B. – sind sehr gut darin!).
Was ebenfalls in die gleiche Richtung geht aber von Haus aus schon feucht ist: Schleckies* drunter mischen. Auf die fahren die meisten Katzen ebenfalls total ab. Wir nutzen sie meistens, wenn es nach der Narkose (z.B. wegen Zähne ziehen) mal wieder schwierig ist die Katze zu motivieren. Da haben sich Schleckies bislang als sehr gute Anfütterungsoption bewiesen.
Epilog
Bitte? Ob die Tipps auch bei Kindern angewandt werden können? Mir doch egal. Wir übernehmen aber wie immer weder Haftung für Tier noch Mensch, wenn irgendwas passieren sollte. Da müsst ihr euch schon selbst an die Nase fassen! In diesem Sinne: Viel Glück bei der Futterumstellung/Medikamentengabe!