Es gibt einfach Sachen, da brauchts eine Weile. Auf die muss man sich erst einmal richtig einlassen, sie mehrfach/länger konsumieren, bevor man sie wirklich gut findet. FINAL FANTASY XIV: Online* würde (angeblich) erst nach rund 60-80 Spielstunden was taugen. Viele Werke von Regisseur David Lynch wie Mulholland Drive* brauchen gerne mal mehr als einen Durchgang, bevor sie richtig zünden. Und auch die ein oder andere Band wie TOOL* oder Florence + The Machine muss man ggf. erst einmal verinnerlichen und verarbeiten. Der heutige Spielesoundtrack gehört ebenfalls zu dieser Kategorie. Es dauerte einige Zeit, die er erst einmal in meinem Kopf marinieren musste, bevor ich bereit war ihn als wirklich hörenswert zu bezeichnen.
Warhammer 40,000: Mechanicus (2018)
Komponist: Guillaume David (IXION)
Umfang: 00:56:08 (11 Lieder)
Mögliche Bezugsquelle: Amazon* (8,99€)
Wenn ich an einen Warhammer 40.000-Soundtrack denke, dann klingt dieser schwer, hat viele militaristische/imperialistische Motive und ist extrem episch mit einem Hauch Science-Fiction. Oder anders ausgedrückt: Klassisches Orchester mit vielen Trommeln und etwas Synth dazu. Guillaumes Erstlingswerk ist zwar definitiv episch, aber auf eine Art, wie ich es bislang noch nie gehört und gefühlt habe.
Im Spiel – zur Erläuterung – übernehmt ihr die Kontrolle über die Adeptus Mechanicus, also Maschinenseher-Techpriester oder auf Deutsch: Fanatisch-religiöse Ingenieure, die einen Maschinengott namens Omnissiah anbeten. Der Soundtrack macht sich dieses Motiv voll zu eigenen. Er ist auf eine beunruhigende Art zurückhaltend und so schwergängig, dass man es tief in der Magengrube spürt. Diese Schwergängigkeit ist dabei schon fast abartig mechanisch und massivst elektronisch dissonant. Das allein lässt mir als Hörer schon die Haare hochstehen. Dann kombiniert Guillaume David das Ganze aber auch noch mit einer großen Prise Kirchenklänge (mystischer/ebenfalls stark dissonanter Chor, vor allem aber sehr viel Orgel). Wie gesagt: Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich schon einmal einen vergleichbaren Soundtrack gehört habe.
Im ersten Moment – und das war es auch, was mich anfangs abgestoßen hatte – hört sich das alles auch eher nach rein atmosphärischer Musik an, die einfach nur im Hintergrund mitdudelt ohne irgendeine eigene Identität zu haben. Zu diesem Eindruck trägt bei, dass viele der Tracks längerer Natur sind und sich deshalb in sich häufig wiederholen. Aber dieser Ersteindruck täuscht und wird dem Werk aus meiner Sicht nicht gerecht. Deshalb: Von mir gibt es eine Hörempfehlung für dieses sakral-elektronische Klangexperiment! Und ja, ich gehörte mit zu denen, die sich wirklich gefreut haben im Ankündigungstrailer von Teil 2 wieder das bekannte Motiv des Maschinengottes wahrzunehmen. Freue mich sehr drauf zu hören, was Guillaume David dieses Mal aufs digitale Notenblatt bringt.
Persönliches Lieblingslied: Track 06 – Dance of the Cryptek [07:08]
Wenn ihr mich noch vor ein paar Wochen nach meinem Lieblingslied auf diesem Album gefragt hättet, wäre meine Antwort fast automatisch der wirklich geniale Einstiegstrack Children of Omnissiah gewesen. Gibt glaube ich wenige, die mir da widersprechen würden. Im Vergleich dazu fand ich das restliche Album anfangs tatsächlich irgendwie langweilig und fad. Entsprechend wusste ich erst gar nicht, wie ich dazu einen Eintrag verfassen soll. Meine Meinung hat sich aber offensichtlich geändert und damit auch mein Lieblingslied zu diesem mechanisch tatsächlich extrem simplen Lied. Technisch gesehen passiert in den sieben Minuten recht wenig. Aber das starke Leitmotiv verbunden mit dieser extremen Unterschwelligkeit, erzeugt bei mir paradoxerweise irgendwie innerliche eine angenehme Anspannung. Deswegen kehre ich zu ihm mittlerweile öfters zurück als zum eher klassischen Einstiegslied.