Sicarius

Schach mit Katzen

Die Tage hatte Lysanda Geburtstag und als vorbildlicher Ehemann habe ich sie selbstverständlich mit Geschenken überhäuft. Scheinbar nicht genug, dass sie unter der Last zusammenbrach… aber gut, gibt ja noch nächstes Jahr :wink: . Und zwar hab‘ ich ihr was zum Lesen* geschenkt (ein Manga, in dem die männliche Titelfigur sich in ein Magical Girl verwandelt), was zum Lesen Lesen* (ein äußerst unanständiges Comicbuch) und das nachfolgende Brettspiel. Thematisch passend für unseren Haushalt versteht sich. Und scheinbar habe ich es gerade noch rechtzeitig gekauft, denn gefühlt ist es jetzt überall ausgekauft.

(Cover)

maunz.* (Scott Brady, boop., 2022, Smirk and Dagger/Skellig Games) – Kennt ihr Match-3-Spiele? Also sowas wie Candy Crush? Garantiert. Dann habt ihr das grundsätzliche Spielprinzip verstanden. Es geht darum Dreierreihen aus Kätzchen und Katzen zu bilden. Der Gewinner ist derjenige, der als erstes eine Reihe aus Katzen macht. Das Spiel startet ihr nämlich mit acht Kätzchen. Die müsst ihr erst “befördern”, um sie zu erwachsenen Katzen machen zu können. Wie? Na, indem ihr eine Dreierreihe auf dem Spielbrett bildet. Ist doch logisch!

Das Spielbrett ist ein Viereck aus gestepptem Stoff mit 6×6 Kacheln. Vorgesehen ist es, dass ihr die Spielepackung umdreht und den Stoff dort drauflegt. Das soll dann so aussehen wie ein Bett auf das die Katzen sich… nun betten. Jede Runde darf man ein Kätzchen (bzw. später eine Katze) auf eine freie Kachel des Spielbretts setzen. Klingt erstmal einfach und nicht nach 20 Minuten Spielzeit. Der Witz ist allerdings: Alle anderen Kätzchen und Katzen in direkter Umgebung der platzierten Spielfigur werden um ein Feld weggestupst – auch die eigenen! Sitzen sie am Rand, fliegen sie in diesem Moment sogar raus und gehen zurück in den Vorrat des jeweiligen Besitzers. Nur, wenn bereits zwei Figuren direkt nebeneinander stehen passiert nichts und die Stupskaskade bleibt aus aus. Die Herausforderung ist also genau solche Zweier-Konstellationen zu bauen, damit euch für den Dreier nicht die anderen Maunzer “davonflutschen”.

Habt ihr es geschafft mit euren Kätzchen einen Dreier zu bilden, dann verlassen sie das Spielfeld und ihr bekommt drei Katzen in euren Vorrat. Ihr habt dann acht Kätzchen und drei Katzen zur Verfügung und könnt beliebig daraus in der nächsten Runde wählen. Erst dann habt ihr also überhaupt die Chance das Spiel tatsächlich zu gewinnen. Schafft ihr es hingegen alle acht Kätzchen zu platzieren, ohne dabei einen Dreier zu bekommen, dürft ihr wahllos ein Kätzchen nehmen und bekommt dafür eine Katze. Genauso geltet ihr als Sieger, wenn alle eure acht möglichen Katzen auf dem Bett sitzen.

Schach für Anfänger?

Der Packungsinhalt

Als Mann™ im Haus oblag es selbstverständlich mir die Anleitung zu lesen. Ich dachte auch, ich hätte sie gelesen. Allerdings verliefen unsere ersten Matches nicht so ganz wie es der Erfinder Scott Brady es sich gedacht hatte. Entsprechend schnell und taktisch anspruchslos ging es am Anfang vonstatten. Bei einer Variante haben wir beispielsweise erst festgestellt, ob ein Dreier entstanden ist, bevor wir die anderen Katzen stupsten. Das machte es logischerweise viel einfacher einen zu bekommen. Auch dachte ich zuerst, wir würden nur eine Katze für drei Kätzchen bekommen. Verlängert zwar theoretisch die Spielzeit, aber das ist ebenfalls nicht Teil der offiziellen Regeln. Die einzige Abweichung in der Anleitung ist die Variante für Kinder, bei der das Befördern der Kätzchen zu Katzen wegfällt.

Als wir aber dann endlich die echten Regeln verinnerlicht hatten, wurde das Spiel seinem Boxtext tatsächlich vollumfänglich gerecht: “Überraschend anspruchsvolles Strategiespiel”. Hat eindeutig was von Schach, wie man hier mehrere Züge voraus denken und alle Konsequenzen seines Handeln durchdenken muss. Glaub so massiv die Gehirnzellen angestrengt bei einem Brettspiel habe ich schon länger nicht mehr. Es ist eben nicht damit getan einfach nur wie bei Tik Tac Toe sein Kätzchen zu setzen. Stattdessen muss man sich immer bewusst sein, wo die anderen Katzen durch das Stupsen in der Umgebung landen. Man bereitet quasi immer den Versuch vor in der nächsten Runde eine Dreierreihe zu bekommen. Das ist schon ohne Gegenspieler eine kleine Denksportaufgabe. Aber man muss eben mitberücksichtigen, dass da noch einer sitzt, der einem mit seiner nächsten Figur massiv dazwischen funkt.

Daraus entsteht ein spannendes Hin und Her, wo – auch wieder wie im Schach – der kleinste Fehler vom Gegner ausgenutzt werden kann, um einem einen Strich durch die Rechnung zu machen. Aber zumindest einmal habe ich gegen Lysanda schon gewonnen. Ja, in Brettspielen, bei denen man Denken muss, macht sie mich normalerweise fertig. Ich spiele selbstverständlich trotzdem weiter mit ihr *wischt die Tränen weg*. Und ja, auch maunz. bleibt selbst nach mehreren Matches unterhaltsam und fordernd. Es ist in dem Sinne jedes Mal wieder anders und zumindest bislang haben wir noch nicht die ultimativen Züge (=weiterer Schachvergleich) gefunden.

Fazit

Zusammengefasst ist maunz. also für 35€ ein nett anzusehendes und spielerisch wirklich überraschend anspruchsvolles kleines Spielchen. Mit einer Spielzeit von 20 Minuten – wobei es durchaus auch mal 40 werden können -, hat es auch eine angenehme Länge für eine Runde Zwischendurch. Und – fast schon der wichtigste Vorteil – es ist voll für zwei Spieler ausgelegt. Häufig ist es ja leider so, dass ein Brettspiel erst mit 3 oder 4 wirklich Spaß macht. Aber nicht jeder hat halt ständig Freunde griffparat. Klare Empfehlung von uns also!

Hier noch ein kleines Vorstellungsvideo, das Lysanda und ich gemacht haben:

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https://www.youtube.com/shorts/kvFKqTWwHO8

PS: In den USA gibt es mit BOOOoop.* noch eine Halloween-Variante. Die hat noch niedlichere Spielfiguren (und neue Spielregeln).

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