Bevor wir zum heutigen Thema kommen, eine wichtige Mitteilung: Die März-Folge des Bagdadsoftware Podcast fällt leider aus. Ich hatte zwar bereits Thema, Gast und sogar einen Aufnahmetermin, doch erneut wurde ich in letzter Sekunde im Stich gelassen. Und da ich absolut keine Lust hatte schon wieder husch husch Ersatz zu organisieren und ich zudem zeitlich derzeit sowieso nicht gerade gut bestückt bin und deshalb meine verfügbare Freizeit tatsächlich mehr zur Erholung nutze, habe ich mich zu diesem radikalen Schritt entschieden. Ich hoffe, dass es im April wieder anders aussieht, kann aber zu diesem Zeitpunkt leider nichts versprechen. Vielleicht kommt in der Hinsicht in den nächsten Wochen auch noch einmal ein separater Eintrag. Wie immer hoffe ich, dass ihr meine Entscheidung verstehen könnt. Und wenn nicht, könnt ihr ja eine Beschwerde beim deutschen Verbraucherschutz einlegen oder so.
Nein, um Mass Effect 3 soll es heute nicht gehen. Das habe ich bislang noch nicht einmal gestartet. Ich warte auf den mittlerweile angekündigten Patch, der den Charakterimport behebt. Ich will mit meiner Original-Shepard weiterspielen und nicht mit irgendeiner billigen Kopie, die ich mit Hilfe von Tools anfertigen musste. Unser Thema ist stattdessen dieses Spiel hier:
Catherine (X360, PS3) – Ich war im Vorfeld sehr gespannt auf den Titel. Nicht nur wegen dem ungewöhnlichen Anime-Stil, sondern auch wegen der Thematik, der er sich widmet. Doch auch heute werde ich mir wieder absolut keine Freunde machen, denn von mir bekommt Catherine “nur”
. Das liegt jedoch überraschenderweise nicht am eigentlichen Spiel, sprich den Alptraumsequenzen, in denen ihr unter Zeitdruck Schiebepuzzle lösen müsst, um Stück für Stück den Level emporzusteigen.
Gelungene Alpträume
Im Vorfeld dachte ich, dass ich an den Puzzleabschnitten scheitern würde. Aber obwohl ich an den Etagen 5 und 6 durchaus zu knabbern hatte (es gibt insgesamt neun — allerdings mit jeweils unterschiedlich vielen Unterlevels), blieben die Sequenzen immer fair und absolut schaffbar. Auf Etage 7 habe ich sogar meine ersten Gold-Wertungen eingefahren. Das ist auch der flüssig von der Hand gehenden Steuerung zu verdanken. Es gab nur wenige Fälle, in denen ich nicht das Gefühl hatte die Kontrolle über den Hauptcharakter Vincent zu haben. Sie werden auch nie wirklich langweilig, da jeder Level anders ist, immer wieder ein neuer Blocktyp eingeführt wird, neue Gegner dazukommen und ihr gleichzeitig neue Klettertechniken lernt (wenn ihr wollt). Auch der Schwierigkeitsgrad steigt überraschend angenehm sanft mit eurem Können an. Fallt ihr doch einmal runter, habt ihr Zugriff auf ausreichend Continues. Und gehen diese euch doch einmal aus (ist mir einmal passiert), müsst ihr nur den einen Abschnitt noch einmal von vorne starten. So muss das sein.
Zusätzlich haben mir die Unterhaltungen mit den anderen Schafen zwischen den einzelnen Puzzleabschnitten innerhalb des Alptraums gut gefallen. Das gab dem Ganzen eine persönliche Note und man freut sich jedes Mal wieder, wenn man ein bekanntes Gesicht wiedertrifft. Ja, nicht nur ihr könnt sterben, auch die anderen NPCs verenden, wenn ihr sie weder in der echten noch in der Traumwelt unterstützt.
Das Problem
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum ich dem Titel nur eine durchschnittliche Wertung gebe, wenn ich das eigentliche Spielprinzip doch so gut finde. Nun, mein großer Kritikpunkt ist tatsächlich die hochgelobte und angeblich so erwachsene Hintergrundgeschichte und die darin enthaltenen Charaktere beziehungsweise die mangelnde Entscheidungsfreiheit in den wichtigen Momenten. Allen voran störte mich Vincent, die Figur mit der ich mich als Spieler…ja, keine Ahnung. Soll ich mich in ihn hineinversetzen können? Mit ihm sympathisieren? Ich weiß nicht, was die Entwickler von mir wollen. Ich weiß nur, dass er mir erst kurz vor Schluss aufhörte auf den Geist zu gehen.
Der Grund ist der gleiche, wie damals bei Battlestar Galactica und dem Charakter des Dr. Gaius Baltar. Ihr wisst schon, der Typ, der schon beim Anblick einer gutaussehenden Frau sofort sein Gehirn in die Hose verlagerte und sich in einen sabbernden Vollidioten verwandelte. Bei Vincent ist es das gleiche. Wenn er der immer mindestens halbnackten Catherine begegnet, bringt er kein Wort mehr raus. Und mit Katherine kann er sich dann auch nicht mehr unterhalten, weil er sich wegen Catherine schämt oder so. Ich kann es nicht erklären warum, aber mir stößt so ein Charakter genauso sauer auf wie ein weiblicher Sidekick, der nur als “Damsel in Distress” dient. Man kann natürlich argumentieren, dass es sich hier um einen Anime handelt und dort solche extremen Darstellungen zum Tagesprogramm gehören. Das macht es für mich als Spieler aber nicht wirklich erträglicher.
Die wichtigen Entscheidungen
Dieser Frust rührt vor allem daher, dass Catherine mir in dieser Hinsicht keine Entscheidungsfreiheit lässt. Dabei wird die restliche Spielzeit genau das doch so groß geschrieben. Ich soll als Spieler mich entscheiden ob ich mich mit Catherine oder Katherine einlasse oder gar beide stehen lasse. Alle meine Entscheidungen in den Dialogen (egal ob per SMS oder mit dem Mund) in der realen und der Traumwelt sowie den Psychofragen während der Alptraumsequenzen zielen nur darauf ab. Es gibt deshalb sogar acht verschiedene Enden! Aber wo sind diese entscheidenden Dialogoptionen in den Zwischensequenzen? Nirgends! Stattdessen werde ich vor vollendete Tatsachen gestellt und rege mich dann die ganze Zeit darüber auf, warum Vincent sich wie ein absoluter Volltrottel verhält. Den Rest der Zeit spiele ich ihn schließlich komplett anders — und zwar egal welches Ziel ihr verfolgt. Erst im letzten Viertel, wenn der Vincent in den Zwischensequenzen seine Epiphanie hatte, passt endlich beides zusammen und siehe da: Plötzlich fiebere ich auch mit ihm mit und habe außerhalb der Alpträume Spaß.
Warum also nicht gleich so? Hatte es wirklich einen tieferen Sinn meine Nerven dermaßen zu strapazieren bis zu dem Punkt, dass ich schon fast soweit war die Zwischensequenzen wegzuklicken? Ich weiß es nicht. Vielleicht betrachte ich das Ganze zu Oberflächlich, wahrscheinlich gibt es sogar Menschen die sich in solchen Situationen so verhalten (sonst gäbe es eine ähnliche Situation nicht auch in 24 Staffel 8, die mich vom Anschauen abhält) oder ich bin einfach zu blöd für die Geschichte. Fakt bleibt aber, dass es der Grund ist, warum ich persönlich an Catherine in diesen Situationen keine Freude hatte und mich ein Großteil der 15 Stunden Spielzeit nur die Aussicht auf den nächsten Alptraum zum Weitermachen motivierte. Dabei war es doch anfangs das Drumherum, das mich überhaupt erst zum Kauf getrieben hatte und die Puzzlesequenzen mich eher abgeschreckt hatten.
Bagdadsoftware meint: Catherine ist eindeutig ein ungewöhnliches Spielerlebnis. Es lohnt sich deshalb definitiv mal einen Blick darauf zu werfen. Nicht nur wegen dem, im Westen immer noch ungewohnten Anime-Stil, sondern auch wegen den gelungenen Puzzlesequenzen. Vor allem aber, weil meine “Probleme” mit der Hintergrundgeschichte garantiert nicht jeder teilen wird. Das zeigen ja schon die Tests, die selbst bei einer relativ niedrigen Wertung speziell die Hintergrundgeschichte in den Himmel lobten und eher dazu neigten die Alptraumabschnitte zu verurteilen (schlechte KI und angeblich hoher Schwierigkeitsgrad). Vielleicht zeigt sogar meine Reaktion auf das Ganze, dass die Entwickler alles richtig gemacht haben und ich am Ende gerade wegen meiner Abscheu gegenüber Vincent noch mehr mit ihm mitfühle.
Egal was es ist, mein Spielspaß hat trotzdem darunter gelitten. Da können die Gedanken noch so hochtrabend sein, die Unterhaltung ist für mich bei einem Spiel immer noch der wichtigste Punkt.