Eine Sache von der gamescom 2014, die Azzkickr in seinem Eintrag nicht erwähnte, war die Veröffentlichung von P.T. für Sonys PlayStation 4. “P.T.” steht für Playable Teaser und mittlerweile ist auch überall bekannt, dass es sich hier um Werbung für Silent Hills handelt, dem vermutlich nächsten Teil der Silent Hill-Survival-Horror-Serie mit Guillermo del Toro (Pacific Rim) und Hideo Kojima (Metal Gear Solid) an den Zügeln. Was übrigens nahelegt, dass es sich hierbei vielleicht auch ein Stück weit um eine Wiederverwertung von Inhalten aus inSANE handelt, das 2012 von THQ eingestellt wurde und bei Volition (Saints Row) in Zusammenarbeit mit del Toro in Entwicklung war. Die Marke gehörte nämlich nicht THQ.
Mangels Hardware kann ich den Teaser leider nicht selbst spielen. Aber nachdem ich nun zwei Playthroughs mir angeschaut habe (die von Rooster Teeth kommentierte Variante und danach einen ohne Kommentar) muss ich ganz klar sagen: Ich bin heilfroh, dass ich da selbst keine Hand dran anlegen kann. Während ich diese Zeilen schreibe bin ich immer noch ziemlich fertig mit der Welt. Und das ist absolut keine Übertreibung! Ich glaub’ ich brauche mal ne Runde Quake Live als Ausgleich. Alter Schwede.
Der Webmaster, das Weichei
Zugegeben: Ich bin definitiv ein Milchbubi was solche Sachen angeht. Egal ob wir von echten Survival-Horror wie Silent Hill reden oder Torture Porn vom Schlage eines SAW (nach Teil 2 war Schluss mit der Serie für mich) – mein Körper kann sich dafür nicht so wirklich begeistern. Selbst bei System Shock 2 läuft es mir immer und immer wieder kalt den Rücken runter, wenn ich nur auf YouTube die Enthüllung von Shodan anschaue. Ab und an tue ich mir das zwar an (zuletzt mit Slender: The Arrival) und lobe das jeweilige Spiel auch noch dafür, dass es mich an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Aber ich frage mich am Ende dann schon warum ich unbedingt so viel Lust drauf hatte die Hosen voll zu haben und nicht stattdessen lieber mit etwas fröhlicherem meine Zeit verbracht habe. Spaß habe ich dabei nämlich definitiv keinen.
P.T. hebt die Sache nun ganz klar auf die nächste Stufe und wenn Silent Hills auch nur Ansatzweise dieses Niveau hält, dann steht uns endlich die langerwartete Renaissance des Survival-Horror-Genres zurück zu seinen Wurzeln bevor. Es ist beachtlich was sich aus einem einzigen und extrem überschaubaren Schauplatz (im Prinzip nur ein Flur und ein Badezimmer, die aber die meiste Zeit grafisch extrem realistisch wirken), den ihr im Laufe der gut ein bis zwei Stunden Spielzeit immer und immer wieder durchlauft, alles rausholen lässt. Natürlich wäre es tatsächlich langweilig, wenn ihr immer nur von A nach B laufen würdet ohne, dass etwas passiert. Mehr oder weniger zufällige Dinge finden statt (jeder Neustart des Teasers kann im Detail etwas anders ablaufen) und jagen euch eine Heidenangst ein während sich das eigentliche Puzzle namens Hintergrundgeschichte Stück für Stück zusammensetzt, um am Ende ein zumindest halbwegs abgeschlossenes wenngleich verstörendes Ganzes zu erzeugen (und den “echten” Teasertrailer für Silent Hills freischaltet), das angeblich nichts mit Silent Hills zu tun haben wird. Und wenn ich sage “verstörend”, dann meine ich das auch. Je klarer das Bild davon wird was in diesem “Haus” passiert ist, desto mehr stehen mir die Haare zu Berge. Wenn sie nicht sogar gleich ganz ausgefallen sind. Muss mal bei Gelegenheit nachzählen.
Hier die Geschichte, soweit ich sie mir zusammenreimen konnte:
ACHTUNG VOLLSTÄNDIGER SPOILER
Ein Mann (vielleicht der Spieler selbst?) wird arbeitslos und sinkt dadurch in ein tiefes Loch. Seine Frau Lisa muss nun halbtags arbeiten gehen, damit überhaupt noch Geld ins Haus kommt. Dann wird sie plötzlich schwanger (es wird impliziert, dass es nicht seins ist, sondern das von Lisas Vorgesetzten). Anscheinend kann Lisa das auch halbwegs lange geheim halten. Doch der Mann kriegt es am Ende doch mit. Es ist mir nicht ganz klar ob dadurch, dass sie es im Badezimmer versucht heimlich zur Welt zu bringen (es ist von 10 Monaten die Rede, also einem eigentlich “fertigen” Baby) und er sie dabei erwischt oder ob er es dann doch einfach erfährt und im Badezimmer das Kind anschließend gewaltsam aus ihr herausoperiert. Auf jeden Fall ist es ein extrem brutales Ereignis bei dem der Säugling im Waschbecken seinem Schicksal überlassen wird während er im Anschluss der qualvollen Tortur Lisa endgültig tötet und ihre sterblichen Überreste im Kühlschrank “versteckt”. Wie so oft, überkommen ihn Schuldgefühle und er erhängt sich mit einem Gartenschlauch. Ende der Geschichte? Unwahrscheinlich.
SPOILER ENDE
Definitiv harter Tobak vor allem auch durch die Art und Weise, wie sie erzählt wird. Geräusche, mehr oder weniger verständliche Stimmen/Laute, Schrift an den Wänden, ein Foto und so weiter und so fort. Extrem gut gemacht und sehr furchterregend ohne, dass man das Grauen jemals so richtig selbst zu Gesicht bekommt.
Gelungenes Design
Wie es sich für einen “echten” (lässt sich sicherlich drüber debattieren) Survival-Horror-Titel gehört, liegt der Schrecken bei P.T. entsprechend größtenteils nicht in dem was ihr sehen könnt. Zwar gibt es 2-3 sogenannte “Jump Scares” aber die meiste Zeit bekommt ihr allein durch die erzeugte Atmosphäre und somit durch die Tatsache, dass eben kein Monster aus der halb offenen Tür euch entgegenspringt. Stattdessen erschreckt ihr euch vor einer roten Lampe, der Stimme aus dem Radio die plötzlich nicht nur Nachrichten abliest, sondern direkt zu euch spricht, von der Decke tropfendem Blut (ich sage an dieser Stelle nicht woher es kommt…) und mehr oder weniger unnatürlichen Geräuschen die wie so oft aus allen Richtungen zu kommen scheinen. Dazu kommen die erwähnten Detailänderungen, die euch mitunter an eurer Wahrnehmung zweifeln lassen. War das im vorherigen Durchgang auch schon da oder ist es neu? Lag das Bild schon immer auf dem Boden? Und was ist das für ein Loch in der Wand? Kann man da durchguggen? Aaaaaaaaaaaah FUCK FUCK FUCK!
Das eigentliche Spiel bleibt dabei jederzeit extrem simpel. Das einzige was ihr tun könnt (mit einer Ausnahme) ist euch langsam durch den Level bewegen und euch umzuschauen (inklusive reinzoomen). Ansonsten habt ihr keinerlei Interaktionsmöglichkeit und dank der starken Zufälligkeit der Ereignisse lässt sich auch nicht wirklich von “Puzzle” sprechen auch wenn viele vor allem im Zusammenhang mit der finalen Szene dergleichen behaupten (und gleichzeitig doch keiner so richtig weiß, wie sie eigentlich den Silent Hills-Teaser getriggert haben). Stattdessen ergibt sich Fortschritt alleine dadurch, dass ihr die jeweiligen Triggerpunkte im aktuellen Durchlauf des Flurs begutachtet (etwa Schrift an der Wand oder ein Bild) und sich im Anschluss die letzte Tür zum Neustart des Kreislaufs öffnet. Ein “Game Over” gibt es entsprechend nicht. Ihr arbeitet euch entweder konstant dem Ende entgegen oder, wenn ihr einfach nur durchrennt, bleibt im jeweiligen Abschnitt auf immer und ewig hängen. Das kann ungeduldigen Naturen sicherlich den letzten Nerv rauben .
Fazit
Wie gesagt: Ich habe den P.T. nicht selbst gespielt und trotzdem hatte ich die Hosen massiv voll. Zwar bin ich wohl sehr empfänglich für solche Sachen. Dennoch behaupte ich mal stark, dass es definitiv extrem für den interaktiven Teaser spricht, wenn er allein beim Anschauen eine solche Reaktion bei mir hervorruft. Entsprechend ist es aus meiner Sicht Pflicht für jeden sich zumindest einen guten Playthrough (also nicht den von PewDiePie) anzuschauen, wenn keine PlayStation 4 zur Hand ist, um die kostenlose Demo herunterzuladen.
Gleichzeitig bin ich extrem gespannt was uns mit Silent Hills erwartet. Lust darauf es zu Spielen habe ich zwar absolut gar keine – ich verkrieche mich lieber in die nächste Ecke – und bin entsprechend froh, dass es derzeit so aussieht als würde es PlayStation-4-exklusiv bleiben (Sony ist der Publisher). Aber wie erwähnt: Selbst wenn Silent Hills nur ansatzweise so extrem wird wie dieser Teaser, dann erwartet uns ein extrem geniales Survival-Horror-Spiel mit dem klaren Potential die “Ekliges-Monster-der-Woche”-Horror-Spiele wie Dead Space 3 oder Resident Evil 6 wieder vom Markt zu verdrängen. Die machen nämlich irgendwie nicht so richtig viel Spaß und haben mit echtem “Horror” auch überhaupt nicht viel zu tun.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine ereignislose Woche ohne rote Lampen, die quietschend hin- und herschwingen *grusel*.
Beim ersten Bild war ich mir noch nicht ganz sicher, aber nach einem Blick ins wiki wurde meine Vermutung bestätigt, dass es sich bei der gezeigten Figur um Norman Reedus handelt. Der spielt auch die Figur “Daryl Dixon” in The Walking Dead.
Zitat aus wikipedia:
“[…] ist im von Hideo Kojima entwickelten Prequel (“P.T.”) zum sich in Entwicklung befindlichen achten Teil der Silent Hill-Serie als Darsteller zu sehen.”
Freut mich. Vielleicht sollte ich mir das Playthrough von dem Teil auch mal anschauen…
Wie kommt Wikipedia denn jetzt schon wieder auf “Prequel”? Am Ende des P.T. steht doch explizit “This game is a teaser. It has no direct relation to the main title”.
Wahrscheinlich wird diese Fehlinformation verbreitet, weil mal wieder Kojima selbst die Leute in die Irre führt – wäre ja nicht das erste Mal in diesem Jahr. Demnach kann man sich nicht ganz genau sicher sein, wie das zugeordnet wird.
Habe mir mittlerweile den Trailer gegeben, da es scheint, dass Norman Reedus wohl jetzt in zwei Spielen auftritt. Da ich nichts mit Silent Hill und der Geschichte anfangen kann, kann ich aber auch nichts besonderes aus dem Teaser Trailer heraus lesen, anders als es bei Overkill’s TWD Teaser Trailer der Fall ist. Ein paar Vermutungen kann ich anstellen: Entgegen der meisten Leute habe ich nämlich im Trailer zuerst Silent Hill S gelesen und meine den Teil der Stadt, in den der Hauptcharakter rein geht, aus dem Vorort wieder zu erkennen. Das ist aber echt schwierig zu sagen, da in Amerika praktisch alle ländlicheren Gegenden gleich aus sein…
Annotation:
Der Lucille-Baseball Bat, den die Payday2 Spieler bekommen, hat unglaublich krasse Schadenswerte.