Besucher G: “Weil es in der Natur des Menschen liegt, du Depp! Das kann dir jeder Hobby-Psychologe erzählen!”
Das ist natürlich korrekt, lieber fiktiver Besucher, dem ich wahllos Worte in den Mund lege. Aber lass mich doch erst einmal ausreden. Ich meine nicht unseren grundsätzlichen “Zwang” zu spielen, sondern die Gründe, die uns jeweils ein Spiel starten lassen. Geht es uns darum eine Periode der Langeweile zu überbrücken (klassisches Warten an der Bushaltestelle beispielsweise)? Wollen wir uns von etwas Ablenken beziehungsweise im Extrem der realen Welt für kurze Zeit entfliehen? Reizt es uns in eine Welt einzutauchen und in einen Charakter zu schlüpfen, den wir im echten Leben nicht sein können? Und so weiter und so fort.
Natürlich hängt es vom Tag, der Stimmungslage und dergleichen ab, welcher der Gründe jetzt der aktuelle Anlass ist auf das Icon von Barbies Abenteuer auf dem Ponyhof zu klicken. Aber was glaubt ihr, ist der Hauptgrund, warum ihr überhaupt angefangen habt euch mit Videospielen zu beschäftigen und was ist der größte Reiz für euch heutzutage ein Videospiel zu starten statt beispielsweise ein Buch zu lesen?
Das ist eine verdammt schwere Frage und ich hatte schon ein paar Tage mehr Zeit mir eine Antwort zu überlegen. Die auf den ersten Blick einfache Antwort “Weil es Spaß macht”, stellt mich nicht wirklich zufrieden, da sie bei mir die Gegenfrage aufwirft “Was ist eigentlich Spaß”? Womit wir wieder beim ursprünglichen Thema wären, wozu ich den folgenden Text im Prinzip auch als eigenen Eintrag veröffentlichen hätte können .
Versuchen wir die Sache also vielleicht mal aufzurollen. Damals, 1990, als der erste Rechner ins Haus kam war ich sicherlich fasziniert von dem Ding und hatte definitiv “Spaß” mir hin und wieder meine Zeit damit zu vertreiben plus natürlich zum einen die Aura des verbotenen, wenn mich DQ mal wieder wegen DOOM aus dem Zimmer gescheucht hat und zum anderen dem grundsätzlichen “mein großer Bruder mag das, also will ich das auch mögen!”. Aber es war denke ich im ersten Moment hauptsächlich ein Spielzeug wie jedes andere und entsprechend vor allem ein Zeitvertreib.
Wäre die Frage damit also beantwortet? Nein. Das wäre wieder zu einfach. Schauen wir also mal weiter.
So ab 1996/1997 wo ich dann angefangen habe langsam aber sicher den Rechner von DQ zu übernehmen, ging die Tendenz denke ich mehr in Richtung “ich will raus aus der echten Welt”. Als introvertierte Heulsuse (wobei mir letzteres glücklicherweise gegen Ende der 6. Klasse die Schulkameraden größtenteils aus mir rausgeprügelt hatten [hauptsächlich über mentale Folter]) ohne großen Freundeskreis (im Prinzip nur Maverick sowie JakillSlavik und später Azzkickr dazu) war es extrem schwer und es ist eine Zeit, die ich schon immer (abseits der Spiele, die ich damals gezockt habe) versuche aktiv zu vergessen so hart das auch klingt. Mir ging es nicht nur im Rückblick damals echt nicht gut.
Die Situation verbesserte sich anno 2001 mit dem Start er Ausbildung nur marginal (Stellt sich heraus, dass ein hoher Stresslevel und eine Gruppe halbstarker Männer sich auch nicht so gut vertragen). Gleichzeitig wurde aber mein journalistisches Interesse dominanter (Killer’s World lief zu dem Zeitpunkt schon fast ein Jahr!) und der Fokus verschob sich ein weiteres Mal. Dieses Mal weg vom “Entfliehen” hin zum “Erleben”.
Und ich glaube, da ist es bis heute hängen geblieben. Der Reiz neue Erfahrung zu machen, eine Welt zu erleben, die es nicht gibt und davon zu lernen (mehr im technischen Sinne – also weiterhin die journalistischer Schiene – und definitiv weniger von wegen “wow, ich kenne endlich die Antworten auf die zentralen Fragen des Universums”). Das wird aktuell umso mehr sichtbar aufgrund meines fast komplett eingestellten Spielekonsums (=kaufen) und der dadurch erzwungenen Tatsache zum Backlog zu greifen. Die Spiele, die ich aktuell starte (und versuche relativ konsequent durchzuspielen), folgen durchaus dem Muster “haben einen gewissen Ruf (egal ob gut oder schlecht)” und weniger meinem persönlichen Interesse (sonst würde ich endlich mal DA Inquisition weiter und fertig spielen ).
WEnn ich zeit hätte zum Spielen bzw. ich mir nicht rechtzeitig klar machen würde, dass es immer bessres zu TUN gibt als zu zocken, dann würd ich spielen, um meine kriegerische und strategische/planerische Ader zu befriedigen