Was hat sich letzte Woche wieder das Internet aufgeregt. Ich dachte schon die Diskussion um The Witcher 3 wäre schlimm gewesen. Aber wie sich gefühlt jeder auf den offensichtlich absolut misslungenen PC-Port von Batman: Arkham Knight gestürzt hat war ganz schön extrem. Natürlich waren hier und da auch wieder die paar Hansel, die steif und fest behaupteten bei ihnen würde es einwandfrei funktionieren. Doch insgesamt schien sich die Gemeinschaft ziemlich einig. Vor allem diejenigen, die nicht einmal für fünf Euro das Spiel kaufen würden. Bevor ich mich jedoch schon wieder aufrege (ich sollte alle Deutschen auf Twitter entfolgen…), reden wir lieber über etwas anderes. Schlechte PC-Ports sind scheiße und sollten nicht passieren. Punkt.
Schaut euch stattdessen die Amerikaner an. Da geht`s wenigstens um etwas, wenn die das Diskutieren anfangen. Was da derzeit in den sozialen Netzwerken los ist seit am Freitag das höchste Gericht die Schwulen-Ehe in allen Staaten für legal erklärt hat und anschließend sogar das Weiße Haus in Regenbogenfarben leuchtete. Der Sturm, den Batman: Arkham Knight verursacht hat, ist da nur ein laues Lüftchen. Aber Politik- und Religionsdiskussionen wollen wir ja hier Beim Christoph nicht.
Vorbesteller-Gesellschaft
Okay, doch kein Schlussstrich also unter Batman: Arkham Knight. Das Gute an der Sache ist, dass jetzt wieder einmal die Diskussion über das Vorbestellen von Spielen geführt wird – und zumindest ein paar Magazine zumindest so tun, als würden sie ihre Testregeln für die Zukunft wieder verschärfen. Hält zwar meist nur bis zum nächsten Review an aber warum an solchen Details festhalten? Ich kann euch auf jeden Fall auch nur raten: Hört auf irgendwelche Spiele vorzubestellen. Es ist nur teuer, macht unnötig Ärger und die Extras sind es so gut wie nie wert. Um bei Batman: Arkham Knight zu bleiben: Die “Bonus-Kampagne” mit Harley Quinn ist wohl nur ein 30 Minuten langes und völlig langweiliges Dauergekloppe und kein Vergleich zur Catwoman-Kampagne in Batman: Arkham City, die im Prinzip essentiell für die Geschichte war. Glaubt mir, ich habe da extrem viel Erfahrung mit *schaut hinter sich ins Regal gefüllt mit mindesten 90% Tag-1-Käufen*.
Fakt ist außerdem auch, dass diese Vorbestellkultur durchaus auch dazu beiträgt, dass gefühlt immer mehr Spiele in einem abartigen Zustand auf den Markt kommen. Die Publisher haben ja schließlich schon euer Geld sicher. Also warum die Veröffentlichung noch weiter verzögern, nur um noch ein paar “harmlose” Bugs zu beheben. Mal ganz abgesehen davon, dass eine Verschiebung ja auch den Hass des Internets nach sich zieht. Sieht man ja an “Ubidelay”. Ihr wisst schon: Die Zeit, in der Ubisoft gefühlt immer die PC-Version eines Titels um einen Monat oder mehr nach hinten verschoben hat.
Falsche Lehren
Damit haben sich die Franzosen auch viel Hohn und Spott eingefangen (auch von mir!). Wobei die Konkurrenz daraus mal wieder die falschen Schlüsse gezogen hat meiner Meinung nach. Das Problem war nicht unbedingt, dass Ubisoft die PC-Version verschoben hat. Ich persönlich habe lieber ein Spiel, das funktioniert (und vielleicht sogar ein paar PC-exklusive Features hat) und warte gerne noch etwas länger darauf. Eine Einstellung, die bestimmt so einige im Internet teilen (nach einem kurzen Aufreger über die Verschiebung).
Nein, das Problem war wie es Ubisoft gemacht hat. Am Anfang groß verkünden, dass die PC-Version am gleichen Tag erscheint, anschließend weiter steif und fest behaupten (selbst auf direkte Nachfrage und Verweis auf die Erfahrungen aus der Vergangenheit!), dass sich daran nichts verändert und dann einen Monat vor der geplanten Veröffentlichung plötzlich sagen: “Haha, verarscht! Die PC-Spieler müssen doch waren.”. Da wundert es nicht, wenn man plötzlich anfängt Ubisoft unlautere Absichten zu unterstellen. Es hat nicht lang gedauert bis die Theorie im Raum stand, dass der Publisher dadurch die Konsolenverkäufe ankurbeln beziehungsweise den Raubkopiermarkt eindämmen wollte. Schließlich interessiert sich ja einen Monat später kein Schwein mehr für den jeweiligen Titel. Alle Diskussionen sind schon auf Basis der Konsolenfassung gelaufen und alle Spieler sind zum nächsten Titel übergesiedelt. Und nein, das meine ich nur im Ansatz überspitzt. Die Realität ist tatsächlich nicht weit davon entfernt. Insofern wäre es sicherlich ein Stück weit tatsächlich eine valide Strategie für Publisher es so zu machen.
Rein Verschwörungstheorie
Ich persönlich halte es allerdings für absoluten Blödsinn im Falle eines AAA-Publishers, dass er deshalb die PC-Version nach hinten packt. Warum sollte ich etwas verschieben und nochmal gezwungen werden zusätzliches Marketing zu machen (=Geld ausgeben), wenn ich auch einfach alles auf einmal raushauen kann und damit die volle Wirkung erziele, Zumal der PC-Markt, auch wenn es das Internet nicht gerne hört, im Großen und Ganzen weiterhin die dritte Geige spielt und nur in wenigen Ausnahmefällen stärker ist als sein Konsolenpendant (XCOM: Enemy Unknown war so ein Fall). Das ist doch den ganzen Aufwand nicht wert – genauso wie die zusätzliche Quality Assurance, wie Batman: Arkham Knight zeigt. Womit wir den Kreis geschlossen haben.
Um es also noch einmal Zusammenzufassen: Hört auf Spiele vorzubestellen egal wie toll ein bestimmtes Extra klingt (Stichwort Pipboy-Edition von Fallout 4, die innerhalb von Sekunden ausverkauft war), achtet darauf welche Versionen ein Multiplattform-Magazin in seinen Tests erwähnt (und nicht erwähnt) und bleibt verdammt nochmal ein wenig auf dem Boden. Wir reden hier immer noch von einem Unterhaltungsmedium. Da braucht man sich wahrlich nicht tagelang drüber aufzuregen. Außer natürlich man will damit Aufmerksamkeit erhaschen. Aufreger-Tweets werden ja gerne geteilt. Das ist mir selbstverständlich auch klar. Man fühlt sich ja sonst so einsam, wenn man keine Retweets bekommt.
Gott, jetzt rege ich mich doch schon wieder auf. Ich sollte wirklich diesen Leuten aufhören diesen aggressiven Schreihälsen ohne Ahnung zu folgen. Besser wir beenden die Sache endlich.