“Das Buch ist besser!” ist ein Satz, den man öfters zu hören bekommt. Und zwar nicht nur, wenn es um eine Verfilmung eines bereits erschienen (und meist äußerst populären) Werks geht. Auch wenn erst der Film und anschließend das dazugehörige Buch erscheint, wird dieses Sentiment gerne ausgesprochen. Was alleine bei den Verfilmungen von Der Herr der Ringe für ewig lange Diskussionen geführt wurden ist der helle Wahnsinn. Was bei Animes und Mangas los ist brauchen wir erst gar nicht anzusprechen. Aber wie seht ihr die Sache? Sind für euch Buch und Film zwei getrennte Dinge, die ihr unabhängig voneinander genießen könnt? Ist eure Erfahrung, dass die Bücher tendenziell besser sind als der jeweilige Film oder umgekehrt? Versaut euch diese Erkenntnis den Konsum des jeweils anderen Mediums?
Also, wenn ich das Buch kenne, ist der Film meist maximal “gut”, das Buch aber “klasse”. Wenn ich weiß, dass etwas “mein Ding” sein wird, dann kriegt das Buch den Vorzug.
Ich könnte jetzt stundenlang über Game of Thrones diskutieren – ja, die Serie ist echt gut gemacht – aber… in den Bücher, vor allem im englischen, bekommt man viel, viel mehr von der Story mit. Bücher haben einen klaren Zeitvorteil. Filme müssen immer komprimieren, wenn die Geschichten komplexer sind.
Darum gilt mein Mitleid auch all denen, die bspw. GoT als Serie feiern, aber die Bücher nie gelesen haben.
Bis ich den Film zum Buch (oder umgekehrt) konsumiert habe, hab ich meist schon im Detail alles vergessen, um korrekt vergleichen zu können. Ich denke, beide habe ihre Daseinberechtigung; Bücher sind genauer, was in ihrer Natur liegt und Filme sind stringenter und lassen dabei einiges liegen.
Aber ein Beispiel kann ich bringen: Schweigen der Lämmer. Hab damals das Buch gelesen und sofort hinterher den Film geschaut. Und dabei wird recht deutlich, wie schlecht der Film eigentlich ist. Viele für die Handlung wesentliche Details sind einfach nicht da, entsprechend “jumpy” wirkt der Film, den ICH nachwirkend betrachtend nicht gut finde. Für diese Meinung bin ich aber oft angefeindet worden, denn Schweigen der Lämmer ist ja Oscar-prämierter Kult. Dass die Oscars über die Qualität eines Films nichts aussagen, weil die Auswahl willkürlich und subjektiv ist, hat sich noch nicht herumgesprochen.
Bei vielen Filmen wird einfach so viel wichtiges weg gelassen oder geändert. Ich fand bspw. die Verfilmung von I am Legend mit Will Smith ganz gut und habe irgendwann durch Zufall das Original gelesen. Der Titel ist so eine geniale Beschreibung des Endes – und auf so eine Art, mit der man echt nicht rechnet. Der Film ist dagegen total 0815 und lässt den Twist des Buches unter den Tisch fallen. So etwas ist einfach nur schade. Es ist wichtig, dass man die Augen für beides offen hat – Film und Buch. Es kann sich echt lohnen.
Tendenziell stimme ich zu, dass das Buch meist ein wenig besser ist (Star Wars Episode I ist ein extremes Beispiel wo das Buch wirklich um Längen besser ist). Aber solange mich beides unterhält bin da jetzt nicht so knauserig und genieße einfach beides.
Ich halte es ähnlich wie Christoph – wenn beides an sich gut ist, kann ich da differenzieren und einfach beides so nehmen, wie es halt ist. Je nachdem, was zuerst kam (also für mich), kann dann das Buch noch weitere Details und Hintergrundinformationen zusätzlich liefern oder ich hab diese halt schon während dem Film, oder der Film liefert noch weitere (optische..) Illustration zum Buch..
Blöd ist nur, wenn die eigenen Vorstellungen von den Charakteren, der Welt… so gar nicht mit der Darstellung im Film zusammenpassen. Oder wenn der Film so stark und ungeschickt gekürzt wurde, dass man den Zusammenhang ohne das Buch überhaupt nicht versteht, das macht mir u.U. nicht mal soviel aus, WENN ich das Buch schon kenne, ist aber halt einfach mal richtig schlecht gemacht. Thema verfehlt, sozusagen.
Wenn die Geschichte aufgrund der Länge, Umsetzbarkeit etc. völlig umgeschrieben wurde, kommt’s bei mir irgendwie drauf an (ich weiß aber nicht so genau auf was) – entweder kann ich das als quasi eigene Geschichte sehen und trotzdem gut finden, oder es ist so enttäuschend, dass ich’s gar nicht (fertig) anschauen mag..
Ach so, das Phänomen, dass ich schon genug vergessen habe, um gar nicht zu merken, ob es jetzt irgendwo konkret voneinander abweicht, kenn ich auch sehr gut! Ist manchmal gar nicht so schlecht..
“Darum gilt mein Mitleid auch all denen, die bspw. GoT als Serie feiern, aber die Bücher nie gelesen haben.”
Das sehe ich komplett anders rum. Also ich würde nicht so weit zu gehen zu sagen, dass ich die Leute beneide, die erste die Serie gesehen haben, aber es geht schon in die Richtung. Die Serie zu sehen nachdem man die Bücher gelesen hat ist auf jeden Fall ein komplett anderes Erlebnis, als da “frisch” ranzugehen (aber deswegen auch nicht schlecht).
Aber die Sache ist einfach die: Es gibt viel mehr gute bis sehr gute Bücher als es entsprechend gute filmische Umsetzungen von Büchern gibt. Daher halte ich es rein rational für sinnvoller diese wenigen dann als Film/Serie zu konsumieren, weil man weniger andere Chancen hat einen Erstkomsum auf entsprechendem Niveau zu erleben. Bei Büchern findet man eigentlich immer tolle Alternativen. Dazu kommt noch, dass es durch die Austrahlung oder das ins Kino kommen auch einfacher ist das in ner größeren Gruppe (egal ob real oder im Internet) zu zelebrieren. Bei Büchern ist das zeitlich in der Regel viel, viel verteilter.
Beispiel Herr der Ringe, da habe ich erst die Filme gesehen und irgendwann viel später die Bücher gelesen. Da konnte ich die grandiosen Filme völlig unvoreingenommen genießen. Ich denke da die Bücher vorher gelesen zu haben hätte das Erlebnis ziemlich gestört.
Aber umgekehrt haben mir die Filme nicht die Bücher kaputt gemacht, da da einfach so viel mehr drinsteckt (und evtl. auch, weil ich vieles schon wieder vergessen hatte). Ja klar, ich konnte mir kaum ne eigene Vorstellung davon schaffen, wie die Charaktere aussehen, natürlich hab ich an die Schauspieler aus dem Film gedacht, aber das ist für mich sowieso nicht so wichtig.
Ok, “Mitleid” ist vielleicht ein etwas starkes Wort. Es fehlt aber einfach so vieles, was den Charakteren Tiefe verleiht.
Letztlich hast du aber in gewisser Weise Recht: Es gilt auch der Zeitfaktor. Man kann manchmal nicht beides haben. Wir leben eh irgendwie in einem Zeitalter des Überangebots an günstigem Entertainment. Es wird vermutlich irgendwann soweit sein, dass es nicht mehr “den Film” oder “das Buch” einer Generation gibt, die (fast) jeder gesehen und gut gefunden hat.
Ich finde meistens die Bücher besser als die Verfilmung sofern ich diese gelesen habe. Es gibt Filme bei denen die Verfilmung das Wort nicht einmal wert ist (Wächter der Nacht / des Tages), meistens sind die Filme aufgrund der komprimierten Geschichte aber ganz ok bis gut :)