Ich persönlich halte Journey für ein simples und einfach gestricktes Spiel mit einer überschaubaren Länge (maximal 3 Stunden), welches aber ein interessantes und irgendwie “schönes” Spielerlebnis bietet aufgrund der gelungenen Musikuntermalung, dem fantastischen visuellen Stil und dem Flow, in den man relativ einfach reinkommt. Das machte es aus meiner Sicht zum perfekten Titel für Einsteiger, die den Umgang mit dem Gamepad noch nicht so ganz gewohnt sind (oder nicht mehr) und auch nicht so wirklich auf die üblichen Gewaltorgien stehen (ja, dazu gehört auch ein The Last of Us). Was habe ich mich doch getäuscht…
Völlig falsche Hilfestellung
Zwar hat es meine Begleiterin tatsächlich bis auf zwei Stellen ganz alleine geschafft Journey durchzuspielen. Die eine Stelle war am Anfang, als das Spiel irgendwie “vergas” einem einen wichtigen Teil der Steuerung zu erklären (ich musste auch erst rumprobieren wieder) und die andere, da ist sie von einem Berg runtergefallen und hätte nochmal nach oben laufen müssen. Das habe ich für sie dann übernommen. Aber der Spaßfaktor hielt sich bei ihr gefühlt in Grenzen.
Zugegeben: Das lag ein Stück weit auch ganz klar an mir. Ich habe nämlich den klassischen “Spieleveteranen”-Fehler begangen und ihr ständig (sinngemäß) gesagt: “Da musst du hin. Geh doch da hin. Da geht’s weiter!”. Und das ist logischerweise ein absolutes No-Go. Hätte ich definitiv besser wissen sollen. Würde mir ja auch nicht gefallen, wenn man mir ständig nur Befehle erteilt und mich durch die Gegend hetzt. Da kann man das Spiel nicht ganz so gut genießen und ist wesentlich schneller genervt. Kann entsprechend dankbar sein, dass sie trotz dieser Widrigkeit durchgehalten hat und mir keine Ohrfeige verpasste .
Technische Probleme
Es ist aber auch so, dass ich als erfahrener Spieler vieles als selbstverständlich hinnehme und es mir schon lange keine Schwierigkeiten mehr macht. Ich weiß, dass ich den visuellen Signalen folgen muss, um weiter voranzukommen und weiß, dass ich mir den Weg in die dunklen Ecken sparen kann weil dort nichts ist. Sprich ich kann schnell und effektiv identifizieren was der Designer von mir will. Was ich tun und wo ich hinschauen soll, auf was ich achten muss. Ich weiß außerdem intuitiv die Kameraposition mit dem rechten Stick zu verändern und kann gleichzeitig oder parallel auch noch die Buttons bedienen ohne überfordert zu sein. Ich muss darüber einfach nicht mehr nachdenken und agiere entsprechend zielgerichteter und flüssiger.
Meine Begleiterin hatte dagegen massive Probleme alleine schon mit der Kamera (ihr letztes Gamepad hatte sie in der Hand, da gab es noch keine Analog Sticks – seitdem ist sie PC-fokusiert). Zumal Journey auch noch ein Titel ist, der gerne mal automatisch raus- und reinzoomt oder den Blick auf etwas Bestimmtes lenkt. Statt jedoch dabei zu helfen das nächste Ziel zu identifizieren, hat es sie mehr verwirrt und genervt weil sie anschließend die Kamera wieder umständlich richtig stellen musste. Und auch in hektischen Situationen, sprich bei den Plattform-Einlagen, tat sie sich sichtlich schwer alles miteinander zu kombinieren. Da lernt man Titel mit einer festen Perspektive erst so richtig zu schätzen, muss ich sagen.
Und auch die Vorzüge des PlayStation 3-Controllers, wie ich offen zugeben muss. Während ich ihn viel zu klein, plastikartig und schwabbelig finde, ist ein Xbox-Controller für sie viel, viel zu groß und unhandlich. Sie kommt mit dem DualShock 3 eindeutig besser klar, auch wenn für sie wie gesagt Analog Sticks noch Fremdkörper sind.
Keinerlei Immersion möglich
Aus den Problemen mit der Kamera ergeben sich aber natürlich wie erwähnt auch allerhand spielerische Probleme. Wie gesagt nervte es sie nur, dass sie dauernd automatisch gezwungen wurde irgendwo hinzuschauen und nahm die dadurch präsentierten Informationen nur schlecht auf. Gleichzeitig musste sie sich so sehr auf die Steuerung konzentrieren, dass sie grundsätzlich Probleme damit hatte die Umgebung zu verinnerlichen und schon allein deshalb einiges übersah und verpasste auch ohne, dass ich sie ständig vor mir her trieb. Das wiederrum führte wieder zu Verwirrung von wegen “wo muss ich denn jetzt hin?!” und brachte mich in die Versuchung ihr den Weg zu weisen. Ein absoluter Teufelskreis quasi.
Die anonymen Mitspieler sind dabei auch keine Hilfe, weil sie ebenso vorpreschen, die Aufgaben lösen und sie entsprechend vor vollendete Tatsachen gestellt haben. Es ist logischerweise sinnvoller selbst nach und nach die Erfahrung zu sammeln als nur auf dem Rücken anderer durchs Leben zu gehen.
Aber eines muss man Journey dennoch zu Gute halten: Da man nicht sterben kann und nur an einer einzigen Stelle ein Feind da ist, der einen unter Druck setzt. Bleibt Zeit Fehler zu machen und sich in Ruhe zu orientieren. Ach und es ist, wie anfangs gesagt, einfach nur ein schön anzusehender Titel.
Fazit
Was habe ich also aus der Sache gelernt? Nun, Ich dachte ich hätte den ultimativen einsteiger- und frauenfreundlichen Titel gewählt. Aber so kann man sich täuschen. Obwohl die Konsolen immer als das beste Gerät für Casualgamer gefeiert wird, ist so ein Gamepad mit unzähligen Buttons halt doch keine einfache und intuitive Sache. Und eigentlich hätte ich das auch wissen müssen, schließlich tue ich mir auch noch in so manchem Gamepad-Titel schwer. Stichwort Ego-Shooter oder Prügelspiele. Aber wie heißt es so schön? Übung macht den Meister, auch wenn ich mich wohl mit ihr erst einmal mehr auf PC-Spiele konzentrieren werde. Schon allein weil Steam ja dieses nette Feature namens “Family Sharing” besitzt.
Dementsprechend habe ich ihr auch kurz Minecraft gezeigt und die Welt, die Rondrer und ich damals zusammen gebaut hatten. Ihr Fazit lässt sich im Prinzip so zusammenfassen: “Ihr hattet wohl zu viel Zeit.” Frauen…
Ist Journey ein Only-Konsolenspiel? Sieht interessant aus.
Ansonsten eine schöne Anekdote, die ich aber so unterschreiben kann. Ich drücke meiner Freundin auch hin und wieder mal das (XBox-)Gamepad (wenn ich am PC was Gamepad-taugliches spiele) in die Hand und sie ist VÖLLIG überfordert. So wie auch viele Frischlinge mit der Maus überfordert sind. Dinge, die in Fleisch und Blut übergegangen sind und wo man völlig mit Verständnislosigkeit reagiert, wie jemand mit solch “einfach” Eingabegeräten nicht umgehen kann. Oder simpelste Befehle auf dem Bildschirm nicht versteht bzw. nicht angemessen und nicht schnell genug darauf reagiert. Und dabei haben wir alle mal klein angefangen….
Ja, Journey ist leider nur exklusiv auf der PS3 erschienen und ist definitiv eine Empfehlung, wenn man eine PS3 hat.
Prinzipiell stimme ich dir zu, dass wir alle mal klein angefangen haben. Aber genau das ist unser Vorteil: Wir sind von klein auf da reingewachsen .