Bevor wir auf die einzelnen Vitamine genauer eingehen, lohnt sich ein Blick auf das große Ganze: Was sind Nahrungsergänzungsmittel und, noch viel wichtiger, brauchen wir diesen “künstlichen Chemie”-Kram überhaupt? Vor allem letzteres ist natürlich die spannende Frage. Schließlich kriegt man schon als Kind beigebracht, dass eine ausgewogene Ernährung plus ein wenig Sport das A und O ist. Entsprechend sollte man doch erwarten, dass mit der Einhaltung dieses Mantras der Otto-Normalverbraucher sich keine Sorgen machen müsste um seine Vitamine und Mineralstoffe. Dazwischen immer mal wieder ein kleines Blutbild (“Reicht schon!” O-Ton Hausarzt) und man wird locker 200 Jahre alt.
Leider – ich weiß, völlig überraschende Wendung – sieht die Realität ein wenig anders aus und ist vor allem von Mensch zu Mensch teils grundlegend unterschiedlich. Bestes Beispiel: Ich erfasse aktuell tatsächlich mein Essen in einer App (FDDB), um gezielter Abzunehmen und da kommt trotz viel Gemüse und anderem erstaunlich wenig rum in Sachen Vitamine und Mineralstoffen. Aber fangen wir am besten ganz von vorne an:
Die Ärzte-Sicht
Ich beneide Hausärzte absolut nicht. Nicht nur haben sie viel zu tun, sie müssen sich auch jedes Mal wieder neu reindenken, wenn ein Patient durch die Tür tritt. Dabei ist die Vielfalt im Bereich der Gesundheitsprobleme extrem groß. Der eine hat einen Schnupfen, der andere kotzt sich die Seele aus dem Leib, mal gibt es ein lahmes Bein und so weiter und so fort. Da kann man natürlich nicht unbedingt erwarten, dass sie die allwissenden Götter in Weiß sind.
Und doch: Es ist durchaus erschreckend wie viele sich zum einen für einen Gott halten und zum anderen wie wenig Beachtung sie dem Gesamtbild schenken. Stattdessen werden höchstens die Symptome behandelt und damit entweder das Problem gar nicht gelöst oder nur verschoben. Un wenn sie nichts Offensichtliches finden muss es die Psyche sein. Somit ist der Hausarzt vermutlich eher der falsche Ansprechpartner. Gute Heilpraktiker (ist ja leider auch so eine Bezeichnung, die sich ähnlich wie den Ernährungsberater gefühlt jeder geben darf) sind da doch besser informiert und ebenfalls in der Lage Bluttests durchzuführen.
Ein Beispiel
Ein gutes Beispiel ist vor allem bei Frauen das Thema Eisen. Das ist bekanntlich im Blut drin. Und was passiert bei Frauen normalerweise so alle vier Wochen? Nun, sie haben aus Sicht ihrer Männer plötzlich nervige Stimmungsschwankungen. Aber ich meine eigentlich mehr, dass ihnen zwischen den Beinen so einiges an roter Flüssigkeit rausläuft und damit auch eine ganz schöne Menge an Eisen – pro Gramm Blut circa 0,5mg. Bei einer empfohlenen Tageszufuhr (lt. DGE) von 15mg kann da schnell was fehlen.
Das Ergebnis sind zu wenige rote Blutkörperchen und damit Kopfschmerzen (und alles was dazu gehört), Blässe, Müdigkeit und schlimmstenfalls sogar Herzinsuffizient – also eine schwerwiegende Herzschwäche. Also nicht gerade unwichtiger Kram.
Zugegeben: Unser Körper ist vor allem beim Eisen ganz gut darin einen Mangel zu verstecken. Aber selbst wenn man endlich den Arzt soweit hat, dass er einen Bluttest machen lässt (man könnte meinen, er müsste die selbst bezahlen!), dann enthält man im kleinen Blutbild nur den Hämoglobinwert (Anzahl der roten Blutkörperchen). Im großen ist immerhin noch der Eisenwert (freie Eisen im Blut) dabei. Wirklich aussagekräftig ist aber nur der Ferritinwert (Speichereisen – also wie viel Eisen “liegt noch auf Halde”), denn erst wenn dieser im Keller ist, sinken auch die anderen Werte ab. Dadurch findet oft eine Erkennung erst viel zu spät statt (wenn überhaupt).
Laborwerte
Leider sind die Blutbilder mitunter wenig aussagekräftig – ja, das ganze Thema ist wirklich extrem kompliziert für alle Beteiligten -, da es sich um die Durchschnittswerte dieses einen Labors handelt. Das bedeutet: Anderes Labor, andere Referenzwerte. Doch da hört es nicht auf: Auch die Mengen werden in unterschiedlichen Einheiten ausgegeben von den Laboren. Die einen verwenden beispielsweise mg, die anderen µg – wer da nicht genau hinschaut, der verhaspelt sich schnell. Und das dritte Problem sind die viel zu hohen Margen. Bei Vitamin D ist auf unserem Bluttest beispielsweise ein Normbereich von 30 bis 100 ng/ml definiert. Bevor vom Arzt also ein Mangel bescheinigt wird, muss man übertrieben gesagt schon einen Arm verloren haben. Und selbst dann würde man vermutlich nur billige Ratschläge von wegen “Ach, gehen sie einfach ein bisschen mehr in die Sonne” oder “Nach dem Winter ist das doch völlig normal, da haben wir alle einen Mangel.” erhalten.
Für alles eine Norm
Dabei gibt es in Deutschland (wie in vielen anderen Ländern) sogar ein Institut, das offizielle Vorgaben dazu macht, wie viel Mineralstoffe und Vitamine ein Mensch täglich braucht. Ich hatte ihn schon oben erwähnt: die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.. Ja, das sind die mit der Ernährungspyramide aber die legen eben auch die Referenzwerte fest.
Zwar gibt es mit denen schon grundsätzlich Probleme: So sind manche der Werte irgendwie recht zufällig gewählt und außerdem sind die Vorgaben der DGE im Vergleich zum Rest von Europa ziemlich niedrig. Sie haben nämlich nicht zwingend den Anspruch zur Gesundheitserhaltung zu dienen, sondern nur zur Krankheitsvermeidung. Sprich, wenn ihr diese Menge zu euch nehmt, dann werdet ihr zumindest nicht schwer krank. Doch selbst an die DGE-Werte kommt man mit normalem Essverhalten schlicht nicht ran, wie einfache (Rechen-)Beispiele zeigen.
Die Lösung
Wenn ich also über normales Essverhalten gar nicht auf den tatsächlichen Tagesbedarf komme, wie kann ich es sonst? Herzlich Willkommen beim Thema: Nahrungsergänzungsmittel. Die sind genau dafür da, einem die dicke Spritze an Vitaminen und Mineralstoffen zu verabreichen, die man braucht. Sie enthalten das jeweilige Vitamin oder den Mineralstoff (oder mehrere) in konzentrierter Form verpackt in entweder Pulverform zum Auflösen oder als Pille. Außerdem sind noch ein paar Zusätze enthalten wie Füllstoffe bei Pillen oder Trennmittel zur Herstellung von Tabletten.
Mittlerweile gibt es zumindest auf dem weltweiten Markt (zu Deutschland kommen wir gleich noch) einen riesigen Markt. Kein Vitamin, kein Mineral welches nicht auch zum Schlucken verfügbar ist. Doch wie immer gilt: Nahrungsergänzungsmittel ist nicht gleich Nahrungsergänzungsmittel. Und zwar aus drei Gründen:
- Schädliche Zusatzstoffe – Wo Geld gespart werden kann, wird Geld gespart. So ist das nun einmal in unserer globalen Marktwirtschaft. Für Nahrungsergänzungsmittel gilt da nichts Anderes. Entsprechend wird mitunter sehr viel Schund mit beigemischt, der im besten Fall nichts bringt, im schlimmsten Fall aber irgendwelche Krankheiten auslöst. Allerdings ist dieses Thema auch in der Community heiß diskutiert. Sprich am Ende des Tages liegt es an einem selbst, ob man diesen oder jenen Zusatzstoff nun akzeptiert oder nicht. In den meisten Fällen gibt es ein Präparat von einem anderen Hersteller, in dem er nicht enthalten ist.
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Kombiprodukte – Es klingt auf der Packung immer so toll und einfach. Auch bei normalen Lebensmitteln. Bestes Beispiel sind Multivitaminsäfte, die 17+4 Vitamine enthalten oder A-B-C-Tabletten, die versprechen von allem die tägliche Dosis zu enthalten. Mal abgesehen davon, dass die letztere Aussage meist eine dreiste Lüge ist: Vitamine und Mineralstoffe reagieren auf- und miteinander. Ein gutes Beispiel sind Magnesium und Eisen. Ersteres wird vom Körper zuerst verarbeitet und dadurch das Eisen einfach ungenutzt ausgeschieden.
Es gilt also zum einen darauf zu achten, dass im Kombiprodukt tatsächlich die ausreichende Menge von dem drin ist, was einem fehlt und zum anderen, dass sich auch alles untereinander verträgt. Die B-Vitamine muss man beispielsweise nicht alle einzeln nehmen. Im Gegenteil brauchen die sich sogar gegenseitig.
- Wirkstoffkonzentration – Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln gibt es das Spielchen mit den Einheiten zu beachten. Es wird nicht nur in mg gerechnet, sondern IE oder IU (Internationale Einheiten/International Units). Hier werden also aus einem Milligramm Vitamin D plötzlich 40.000 IU. Da soll noch einer durchblicken. Und vor allem denkt man bei solchen hohen Zahlen gleich “Mein Gott! So viel?!”. Wenig verwunderlich also, dass in deutschen Apotheken meist nur Produkte mit kleinen Einheiten verkauft werden – auf denen trotzdem draufsteht “Nur eine täglich verzehren”. Je nachdem wie stark sie reglementiert sind. Vitamin C könnt ihr euch beispielsweise Säckeweise kaufen – Vitamin D nur mit bis zu 1.000 IU.
Das ist im europäischen Ausland, vermutlich wegen den höheren Referenzwerten, wieder eine andere Sache. Wir haben den größten Teil unseres Portfolios deswegen beispielsweise aus England importiert (eBay).
Fazit
Ihr seht also: Nahrungsergänzungsmittel sind definitiv nur etwas für den mündigen Bürger. Es bringt nichts sich einfach alles aus der Apotheke zu kaufen und morgens in sich reinzuschaufeln. Das einzige was ihr wahrscheinlich davon habt ist Durchfall und einen leeren Geldbeutel.
Es gilt also ganz genau zu prüfen:
- Wo ist mein Mangel?
- Was esse ich den ganzen Tag (und erhalte dadurch vielleicht schon genug)?
- Was produziert mein Körper von sich aus genug (Stichwort Sonne und Vitamin D)?
- Welche Menge brauche ich, um auf mein Wohlfühllevel zu kommen?
- Welche Menge, um es zu halten?
Aber darauf gehen wir genauer bei der Vorstellung der einzelnen Vitamine und Mineralstoffe ein.
Bis Montag!
Schmeiss die Pillen weg und injiziere dir Schlangengift : http://www.dailymail.co.uk/news/article-3670270/Steve-Ludwin-injects-snake-venom-says-makes-feel-younger-fitter.html
Das ist doch ein alter Hut. Das Schlangengift der Medizin nützt ist doch schon lange bekannt. https://www.gesundheit.de/medizin/naturheilmittel/naturheilmethoden/schlangengift-heilendes-gift
Wo wir schon bei Giften sind: Bei Botox lautet übrigens die historische Bezeichnung Wurstgift und ist auch wirklich ein Gift https://de.wikipedia.org/wiki/Botulinumtoxin