Am 8. März 2012 habe ich den wohl erfolgreichsten Eintrag in der Geschichte der Webseite veröffentlicht: Meinen Bericht über meine Reha in Utersum. Seitdem war praktisch kein Monat vergangen, in dem dieser Eintrag nicht die Charts anführte in Sachen Aufrufen. Kein Wunder: Egal welche Kombination von Reha und Utersum man bei der Google-Bildersuche eingibt – mein kleines (damals war noch das alte CMS aktiv) Zimmerfoto taucht sehr weit vorne auf. Mittlerweile werden zwar aufgrund von Facebook-Verlinkungen die Einträge zum Thema Vitamine und Mineralstoffe häufiger aufgerufen aber tot zu kriegen ist mein Reha-Eintrag trotzdem nicht. Und was macht der erfolgreiche Selbstvermarkter in solchen Situationen? Er kramt das Thema wieder hervor!
Das hat aber natürlich einen Grund: Nach etwas mehr als 4 1/2 Jahren war ich die letzten drei Wochen wieder im Reha-Zentrum in Utersum auf der Nordseeinsel Föhr. Ich werde allerdings nicht noch einmal bei den Grundlagen anfangen. Stattdessen geht es mir vor allem darum weitere Details zu bringen, über die Änderungen seit meinem ersten Aufenthalt zu berichten und auf jeden Fall mehr Fotos (dieses Mal MIT Vergrößerung) zu zeigen. Seht diesen Eintrag also eindeutig als Ergänzung und lest bitte zuerst das “Original“, um das Komplettbild zu erhalten. Wir warten selbstverständlich auch auf euch.
/me summt eine lizenzfreie Wartemusik
Die Krankheit und die Beantragung
Mein mittelschweres Asthma habe ich seit der letzten Reha vollkommen im Griff und ich bin super gut eingestellt was meine Medikamente angeht. Meine Lungenfunktion ist damit im Bereich bzw. teilweise sogar über dem was ein normaler Erwachsener haben sollte. Entsprechend hatte ich nicht erwartet, dass es in dieser Hinsicht hier noch wirklich Verbesserung nach oben geben wird. Aber zum einen weiß man ja nie und zum anderen tut Seeluft immer gut. Da ich aber zusätzlich in den Wochen vor Reha-Antritt sowohl mit einem Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich als auch einem angehenden Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich diagnostiziert wurde, wollte ich die Reha dafür oder besser gesagt dagegen nutzen. Zusätzlich standen das Thema Gewichtsreduktion und mein seelischer Zustand (Stichwort Depressionen) auf dem Antrag mit drauf.
Bei der Beantragung bin ich am Anfang den gleichen Weg gegangen, wie beim letzten Mal: Ich habe bei der Hotline der Deutschen Rentenversicherung Bund angerufen. Anders als vor vier Jahren, hat die Dame an der Hotline mir jedoch die Unterlagen anschließend einfach alle zugeschickt statt mir nur die Nummern zum Download auf der Webseite mitzuteilen. Nachdem ich die Antragsformulare hatte, bin ich zu meiner Lungenärztin und habe sie darum gebeten ihren Befund zu schreiben mit dem Gedanken, dass sie mir den zuschickt und ich dann alles an die DRV Bund weiterleite. Entsprechend überrascht war ich als keine sechs Wochen später plötzlich Post aus Berlin im Briefkasten war mit der Bitte, ich solle doch meinen Antrag nachreichen – sie hätten schon den Befund bekommen und bräuchten keine weiteren. Also Antrag plus Anschreiben (wieder mit Angabe des Wunschterminfensters sowie den Reha-Zentren auf Utersum und Borkum als Wunschkliniken) fix fertig gemacht, abgeschickt und Mitte Juli hatte ich schon meinen Genehmigungsbescheid. Ging alles wieder wesentlich schneller als ich das geplant hatte irgendwie .
Die Anreise
Ein paar Tage später kam noch die Post von der Utersumer Klinik in der mein voraussichtlicher Antrittstermin drinstand. Da dieser mir allerdings nicht passte (war direkt nach den Flitterwochen) hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder Widerspruch bei der DRV Bund einreichen oder einfach mal bei der Klinik anrufen und nachfragen ob man da nicht was machen könnte. Und siehe da: Die Klinik hatte kein Problem damit. Die Mitarbeiterin fragte schlicht “Sagen sie mir wann sie anreisen wollen.” und damit war die Sache erledigt. Sehr schön!
Die Anreise selbst Mitte November gestaltete sich genauso problemlos. Ich hatte rechtzeitig meine Fahrkarten und meinen Reiseplan erhalten (dieses Mal gleich mit korrektem Startbahnhof) und die zwei Koffer wurden wieder von Hermes abgeholt. Zwar musste ich eine Terminverschiebung für die Abholung auf Samstag vereinbaren (sie wollten freitags aber ihr kennt ja Paketdienstleister: “Seien sie bitte am besten den ganzen Tag Zuhause und wir kommen dann kurz vor Schluss”) aber das hat wunderbar geklappt (auch das Abholen). Es gab allerdings den Hinweis, dass dadurch auch die Koffer erst einen Tag später in der Klinik sein würden. Also hatte ich mein Handgepäck etwas dicker gepackt. Entsprechend überrascht (und weil die Hermeswebseite was anderes behauptete) war ich, als ich in meinem Zimmer in der Klink ankam und feststellen musste: Die Koffer sind doch schon da. Quasi perfekt gelaufen alles.
Die Klinik
Auf den ersten Blick war die Klinik unverändert (auch die Zimmer sind exakt wie vor vier Jahren) und ich habe mich sofort wieder zu Recht gefunden. Nur im Detail haben sich Änderungen ergeben wie renovierte Stationszimmer, umgezogene Labors oder die Aushänge der Aktivtherapien vom Keller in den ersten Stock. Außerdem wurde die Tischtennisplatte entfernt (gab wohl Probleme mit der Lautstärke im Nebengebäude), die Kegelbahn war die kompletten drei Wochen außer Betrieb und die Lehrküche wird aktuell renoviert. Letzteres ist besonders relevant, da es die alte Lehrküche überhaupt nicht mehr geben wird in dieser Form. Es gab wohl Probleme mit dem Personalaufwand (ja, DRV-Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen) und entsprechend werden wohl zukünftig keine richtigen Mittagessen mehr gekocht, sondern nur noch “Snacks” (Muffins, Salate, etc.). Ist definitiv schade. Hatte ich mich durchaus darauf gefreut nachdem ich das letzte Mal aufgrund meiner damals noch begrenzten Ernährungspalette das Angebot nicht voll genutzt hatte.
Was etwas besser geworden ist, ist tatsächlich der Handyempfang. Man hat doch an einigen Stellen mehr zum einen überhaupt Empfang und zum anderen dann oft sogar LTE. Leider eben nur LTE oder Edge. Meinen UMTS-Stick konnte ich also weiterhin nur im Amrum-Zimmer nutzen und nicht auch in meinem normalen Zimmer. Die normale Internetverbindung in der Klinik ist aber immer noch unter aller Sau, um es deutlich auszudrücken. Die 25 Euro für den vier Wochen lang gültigen WLAN-Zugang solltet ihr euch definitiv sparen. Da ist selbst DSL Light schneller. Klarer Nachteil des besseren LTE-Empfangs sowie dem grundsätzlichen technischen Fortschritt der letzten vier Jahre: Ich hatte mein Datenvolumen sehr schnell verbraucht gehabt. Zurückhaltung ist also das oberste Gebot .
Die Lage
Leider war der WLAN-Pass nicht die einzige Ausgabe, die ich im Nachhinein bereut habe: Das Geld für den 30 Euro teuren Buspass hätte ich mir ebenso sparen können, denn ich habe ihn definitiv nicht so häufig genutzt wie das letzte Mal. Dafür gab es drei Gründe:
1. Die Busse fahren im Winter immer noch sehr, sehr selten (nicht einmal jede Stunde). Man kann also nicht einfach mal abends zum Essen nach Wyk reinfahren, weil man Angst haben muss nicht mehr heim zu kommen. Entsprechend war sowieso die meiste Zeit Laufen die bessere Alternative.
2. Während im Frühjahr 2012 zumindest 2-3 Restaurant offen hatten, war im November gefühlt die ganze Insel abgeschlossen. Ist auf der einen Seite verständlich: Die Sommersaison war noch nicht ganz so lange rum und bis zur Wintersaison müssen die Bewohner wieder Energie tanken. Auf der anderen Seite nervt es aber schon gewaltig. Glücklicherweise gibt es auf der Homepage der Insel eine relativ komplette Übersicht der Restaurant und ihrer Öffnungszeiten. Ihr müsst also nicht Angst haben mit dem Bus durch die Gegend zu fahren oder beim Spazierengehen plötzlich vor geschlossenen Toren zu stehen. Die beiden “Restaurant” (La Rocca und die Zur Kombüse) an der Strandpromenade in Wyk, die ganzjährig von 11 bis Spätabends warme Küche anbieten, kann ich allerdings nur bedingt empfehlen. Hochwertiges Essen ist eindeutig etwas anderes. Andererseits: Besser als Eintopf waren sie trotzdem .
3. Die geänderte Situation im Speisesaal (plus mein grundsätzlich geändertes Ernährungsverhalten), die dazu führte, dass ich abseits von Samstags (immer noch Eintopf-Tag) keinen Grund mehr hatte Essen zu gehen. Wurde vor vier Jahren das Mittagessen noch komplett ausgegeben, gibt es nun eine Art Buffet.
Das funktioniert so: Grundsätzlich erhaltet ihr Gericht 1. Gericht 2 ist die vegetarische Variante bzw. das Sonderessen. Das wird entweder vom Arzt am Anfang verordnet, ihr könnt dem Küchenpersonal sagen, dass ihr es immer haben wollt oder ihr könnt, wenn euch das Gericht auf dem Essensplan gefällt, euch bis zu einem Tag vorher dafür anmelden. Am gleichen Tag einfach nur die Schlange wechseln wird vom Personal hingegen mit klarer Abweisung bestraft.
Bei Gericht 2 werdet ihr, ihr habt es vermutlich erraten, auch entsprechend noch bedient. Gericht 1 dürft ihr euch hingegen endlich selbst zusammenstellen. Ihr könnt also ein Stück weit selbst entscheiden, ob ihr lieber Nudeln statt Reis zum Fisch wollt und welches Gemüse ihr noch mit drauf packt. Ein Stück weit deshalb, weil die grundsätzliche Zusammenstellung natürlich immer noch vorher festgelegt wird. Es stehen also nicht jeden Tag Nudeln und Reis als Beilage zur Auswahl. Aber ihr seid trotzdem zum einen freier wie ihr euren Teller vollmacht und zum anderen habt ihr nun die Möglichkeit mal einen anständigen Nachschlag zu holen. Letztes Mal bekam ich höchstens nochmal Gemüse aber auf gar keinen Fall mehr Fleisch. Finde ich eine sehr gute Änderung und mir hat es dadurch eindeutig besser geschmeckt die meiste Zeit (Eintopftag…). Der Essensplan folgt weiterhin der Lebensmittelpyramide also zweimal Fisch in der Woche und so Kram.
Übrigens stehen nun feste Essenszeiten auf dem Therapieplan. Daran gehalten haben sich aber vermutlich nur die wenigsten – ich Inklusive. Sobald man mal seine Reha-Truppe gefunden hat, will man ja schließlich immer mit denen zusammen essen.
Abseits davon ist die grundsätzliche Lage der Klinik natürlich immer noch perfekt (Geldautomat fehlt weiterhin). Dieses Mal war die Nordsee sogar anwesend (und es gab Wattwanderungen!). Auch das Wetter hielt nach einer verregneten ersten Woche standhaft durch mit zumindest wenig Regen und ab und zu viel Sonne. Ich könnte also wieder so einige Male meine langen Runden über Strand, Deich und Feldwege ziehen (unter anderem zum immer noch empfehlenswerten Café Stellys Hüüs in Oldsum). Dabei half mir, dass ich gefühlt mittlerweile besser zu Fuß bin. War weit weniger anstrengend beispielsweise die circa acht Kilometer bis Nieblum über den Strand zu laufen. Zugegeben: Sie danach auch wieder zurückzulaufen ohne Mittagessen intus zu haben war dann schon durchaus etwas grenzwertig. Aber unter einem groß angekündigten “Weihnachtsmarkt” verstehe ich halt durchaus mehr als nur ein Zimmer mit Handarbeitverkaufsständen z.B. eine Würstchenbude.
Die Therapie – Allgemein
In Sachen Therapie fällt im Nachgang vor allem auf, dass ich wesentlich mehr Vorträge dieses Mal hatte. Gefühlt kamen Sport- und Bewegungsangebote da etwas zu kurz. Außerdem hatte ich aus unerfindlichen Gründen an den Freitagen und Samstagen immer so gut wie gar keine Termine. Fand ich nicht so gut. Klar: Mehr Zeit für am Strand rumlaufen oder ins freie Training zu gehen (wenn man es darf). Für letzteres stehen mittlerweile zudem Terminvorschläge auf dem Plan. Wie beim Essen, hält sich jedoch keiner so wirklich dran (ja, auch ich nicht). Trotzdem sollte man aus meiner Sicht doch die Therapie so planen, dass der Patient die ganze Woche ausgelastet ist. Außerdem sind mir die Änderungen bei der Aktivtherapie sehr negativ aufgefallen. Zur Erinnerung: Als Ergänzung zum Therapieplan hängen an zentraler Stelle täglich zusätzliche, freiwillige Angebote aus an denen man teilnehmen kann.
Zwar war das grundsätzliche Angebot wieder sehr abwechslungsreich (inklusive ein paar ganz neuen Sachen) aber die Chance zum Beispiel bei meiner geliebten Traumreise mit zu machen standen dieses Mal extrem schlecht (habe es nur einmal geschafft). Warum? Weil die Zettel nur noch an der Pinwand im Flur landen, wenn noch Platz ist. Vorher hängen sie im Zimmer der Therapieplanung, die zum einen nur morgens zwei Stunden offen hat und zum anderen weil sich da dann entsprechend lange Schlangen bilden. Da hatte ich keine Zeit und Lust für. Dann noch der ein oder andere Arschloch-Patient, der einfach seine ganze Clique eingeklebt hat und schon waren die Termine voll. Wenn man dann dahin kommt und der Kurs ist doch nicht voll, weil ein paar der fleissigen Einkleber nicht gekommen sind, dann platzt einem endgültig die Hutschnur. Das lief das letzte Mal eindeutig besser.
Was das Pflichtprogramm anging habe ich natürlich, basierend auf dem letzten Mal, direkt bei der Aufnahme wieder massiv dem Arzt ins Gewissen geredet und klar gesagt was ich möchte bzw. mir erklären lassen, was ich noch haben könnte. Das ist immer ganz wichtig, um am Ende nicht mit einem leeren Plan und verpassten Chancen dazu stehen. Schließlich hat man hier nun einmal die Möglichkeit Sachen kostenfrei auszuprobieren, die man sich Zuhause vielleicht noch nicht getraut hat.
Die Therapie – Im Detail
Aber gehen wir doch mal im Detail auf die Sachen ein, die ich in den drei Wochen so gemacht habe. Bei Angeboten, die ich schon das letzte Mal hatte, verzichte ich allerdings auf eine genauere Beschreibung. Die findet ihr dann im alten Eintrag.
Pflicht
- Wirbelsäulentraining – Wie der Name schon sagt, wurden Übungen zur Stärkung der Wirbelsäule gemacht. Nicht nur für die Muskulatur direkt an der Wirbelsäule, sondern auch Dinge zur Stärkung des Drumherum (Stichwort “Stabilisierung”). War durchaus abwechslungsreich und ich habe zumindest nach den ersten Terminen so einige Muskeln gespürt, die ich noch nicht kannte .
- Atemtraining (Gruppe) – Dieses Mal musste ich nicht meinem Atem nachfühlen, wenngleich das Ziel gleich war: Zu lernen bewusst zu atmen und ihn in bestimmte Ecken des Körpers bringen. Gefiel mir eindeutig besser und hat mir mehr gebracht würde ich sagen – auch für den Alltag.
- Hydro-Jet
- Aqua-Jogging
- Progressive Muskelrelaxation – Letztes Mal hatte ich noch gesagt, dass Entspannung nichts für mich wäre. Mittlerweile geht das ein wenig besser. Bei dieser Form handelt es sich um Entspannung nach der Jakobsmethode (hinlegen, Muskeln einzeln anspannen und wieder entspannen – dann nachfühlen). Ich hätte stattdessen aber auch autogenes Training oder Qigong machen können.
- Psychologische Einzelberatung – Natürlich kann hier schon allein wegen der begrenzten Zeit keine richtige Therapie stattfinden (hatte nur zwei Termine) aber zum einen hat es geholfen mal wieder eine komplett neue Perspektive zu hören und zum anderen habe ich durchaus einige Sachen vom Psychologen dahingehend mitbekommen, wie ich Zuhause am besten in dieser Richtung weitermachen sollte. Fand ich entsprechend äußerst hilfreich und es waren zwei sehr angenehme Gespräche.
Freiwillig
- Ergometertraining
- MTT Gerätetraining – Dieses Mal mit sechs statt nur vier Geräten.
- Kraftquellenarbeit – Den Begriff hatte ich vorher noch nie gehört. Im Kern hat es aber schon etwas Spirituelles. Gibt aber unterschiedliche Ausprägungen, welche die Dame hier anbietet. Ich war bei der “Biografiearbeit”, bei der einem das “Leben” (in Person der Veranstalterin) in drei Runden unterschiedliche Arten von Karten austeilt. Diese werden entweder einfach von einem selbst interpretiert oder erst zu einem Muster (“Wandelwinde”) zusammengelegt und dann interpretiert und darüber in der Gruppe gesprochen. War sehr interessant und faszinierend zu sehen, dass die Karten (logischerweise durch das eigene Suggerieren) wahres sprechen und auch noch einen Zusammenhang bildeten.
- Rückenfit – Wie der Name schon sagt: 45 Minuten voller Übungen für den Rücken. In der Zeit, wo ich dabei war, haben wir mit dem komischen (und anstrengenden) Schwingstab gearbeitet.
- Traumreise
- Zirkeltraining – Nach Runde 2 war ich am Ende und wurde vom Physiotherapeuten wegen viel zu hohem Puls rausgenommen. Waren extrem anstrengend diese 10 Stationen mit den jeweils unterschiedlichen Übungen für die verschiedenen Muskelgruppen. Absolut nichts für mich…
Vorträge/Seminare
-
Schulungsbuffet – Es wurde vorgestellt nach welchen Vorgaben/Ideen das Essen in der Klinik zusammengestellt wird.
- Inhalationstechnik – Wie der Name schon sagt, wurde vorgestellt wie die optimale Inhalationstechnik für die verschiedenen Medikamentenarten ist. Eine wichtige Sache, da das Medikament natürlich in die Lunge soll. Bringt nichts, wenn es irgendwo im Mund rumhängt. Aber für mich nichts großartig Neues dabei gewesen. Hatte es ja schon das letzte Mal gelernt.
- Peak-Flow-Messung – Wie und warum macht man als Asthmatiker/COPDler diese regelmäßigen Messungen und wie interpretiert man sie. Auch nichts Neues für mich.
- Asthma-Fragestunde – Die Möglichkeit den ärztlichen Direktor mal auszufragen. Habe ich genutzt, um ein paar allgemeine Fragen in Richtung Zukunft zu stellen. Mich interessiert ja vor allem, ob ich bis zu meinem Tod die Medikamente weiter nehmen muss, oder ob es da Forschungen in die Richtung gibt Asthma dauerhaft zu heilen. Die Antworten fielen aber leider eher mager aus.
- Sport – Vorstellung des Sportkonzepts in der Klinik sowie dem optimalen Trainingsablauf (Trainieren nach Trainingspuls und im mittleren Bereich). War zumindest amüsant gestaltet.
- Richtig abnehmen – Lief das letzte Mal unter dem Begriff “Gewichtsreduktion” und auch die inhaltlichen Ansätze haben sich im Vergleich etwas zum positiven geändert. Kann ja nun besser mitreden, aufgrund meiner eigenen Ernährungsumstellung. Aber sind immer noch so einige Sachen dabei, wo ich eher kritisch sehe (Stichwort “DGE-Empfehlung”) bzw. Fragen, wo ich nur mit großen Augen angeschaut wurde. War aber trotzdem wieder interessant und hat sicherlich dem ein oder anderen die Augen geöffnet.
- Medikamentöse Therapie – Welche Medikamente gibt es gegen Asthma und COPD, welche Wirkstoffe sind drin und was machen sie. Sehr informativ, da ich mich damit tatsächlich noch nie so richtig beschäftigt hatte.
-
Stress – Lustigerweise hatte ich vor der Reha einen Bildungsurlaub mit dem Titel “Gesundheit ganzheitlich fördern” und da ging es auch an einem Tag um das Thema Stress. Entsprechend waren mir ein paar Dinge schon bekannt. Aber in den paar Terminen (war eine Seminar-Reihe) fanden sich durchaus ein paar neue Denkanstöße, die mir im Kopf geblieben sind und die ich auch versuchen will umzusetzen.
- Von der Reha in den Alltag – Hier ging es darum sicherzustellen, dass die guten Vorsätze aus der Reha tatsächlich eingehalten und umgesetzt werden. Statistisch ist es wohl normalerweise nach 6-8 Wochen vorbei. War gut gemacht von der Dame (viel Gruppenarbeit) und interessant.
- Konflikte am Arbeitsplatz – Das war eine extrem chaotische Angelegenheit von der ich außer einem dicken Handout gar nichts mitgenommen habe. Der Vortragende war extrem hibbelig, verwirrt und hatte irgendwie kein richtiges Ziel vor Augen. Schade, da das Thema durchaus wichtig für mich gewesen wäre.
- Informationen zum Schwerbehindertenrecht – Betrifft mich zum Glück nicht, auch wenn ich theoretisch einen Grad der Behinderung für mein Asthma bekommen könnte – wenn nicht meine Lungenfunktion mittlerweile so extrem gut wäre. Trotzdem interessant mal zu erfahren wie das so abläuft.
- Funktion der Atemorgane – Theoretisch alles Zeugs, was man aus dem Biologieunterricht kennen sollte aber da hatte ich immer gerade so eine vier. Deswegen ganz interessant mal wieder zu hören wie die Lunge aufgebaut ist und was bei meiner Krankheit da unten passiert. Vor allem habe ich endlich gelernt was zum Geier überhaupt COPD ist (“Raucherlunge”). Und schon das allein war es wert .
Dieses Mal nicht gemacht
-
Schwimmen – Mir reicht einmal Wasser am Tag und da vor bzw. nach dem Aqua Jogging auch immer noch Zeit zum freien Schwimmen ist, musste ich nicht noch zusätzlich gehen.
- Badminton – Waren schlicht keine Mitspieler da (zumindest habe ich keine gefunden).
- Bogenschießen – War mir das Wetter zu unbeständig für.
- Frühsport – Ich hatte dieses Mal die Einstellung “Man muss es nicht übertreiben”, dazu gehörte sich diese Gymnastikeinlage zu sparen.
- Rückenschule – Hatte eigentlich erwartet, dass es wieder so etwas in der Art geben würde aber hatte nichts im Therapieplan drin und auch der Arzt hat nichts Dahingehendes erwähnt. Schade. Rückengerechtes Aufstehen praktiziere ich seit damals auf jeden Fall.
- Yoga – Wie gesagt: Bäume gibt es im Wald genug, ich muss nicht noch einer sein…
War wie ihr sehen könnt war es wieder ein stattliches Programm aber wie erwähnt aus meiner Sicht definitiv viel weniger Bewegung (so interessant die meisten Vorträge und Seminare auch waren). Vielleicht habe ich da irgendetwas bei der Aufnahme falsch gemacht aber da wünsche ich mir bei einem eventuellen nächsten Mal eindeutig Besserung bzw. ich werde es explizit einfordern. Wurde immerhin nicht zusammengestaucht, dass ich zu viel machen würde .
Abseits dieses Programms war ich ansonsten viel laufen und habe mir außerdem bei der Kosmetikerin sowohl eine Fußpflege als auch eine Ganzkörpermassage (ohne Happy End ) gegönnt. Hatte ich beides noch nie und obwohl es ganz schön war, werde ich es sicherlich nicht regelmäßig daheim fortsetzen. Aber ich wollte es schon immer mal ausprobieren und hier hatte ich nun die Zeit und Gelegenheit dazu.
Das Personal
Beim Personal hat es in Sachen Ärzten eine massive Änderung gegeben. Wurde ich beim letzten Mal vom ärztlichen Direktor höchstpersönlich aufgenommen und hatte bei den Visiten mit den Chefärzten zu tun, gibt es nun die Stationsärzte. Die sind aus meiner Sicht durchaus arm dran aber das macht es für mich als Patient nicht viel besser. Sie sind fast durchweg ausländischer Abstammung und haben entsprechend so ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Das ist bei einem Arzt eindeutig mehr als suboptimal. Meine Befunde von Zuhause wurden nicht weiter beachtet, ein tiefergehendes Gespräch vor allem über die Hintergründe (“Warum ist hier meine Luft plötzlich so viel besser?”) war nicht möglich und auch sonst die Sache sehr anstrengend. Der Kollege kann ja die fachliche Expertise haben – das will ich ihm nicht absprechen und er war auch lieb und nett. Aber wenn man es nicht rüber bekommt, dann ist das ein massives Problem und ich fühle mich allein gelassen. War auch nicht der einzige, der sich darüber beklagte.
Ansonsten war das Personal durch die Bank wieder okay. Vor allem die Kurse mit den ganz jungen Physiotherapeuten, die noch Energie und vor allem Spaß an der Sache haben, waren immer ein Highlight. Anstrengend aber genial. Mit dem Speisesaalpersonal hatte ich erneut nicht viel zu tun, die Damen auf dem Stationszimmer waren nett und hilfreich und auch am Empfang fand ich ein offenes Ohr für meine Sorgen und Nöte. Überraschenderweise hat auch das mit dem Namenswechsel (hatte die Reha ja vor der Heirat beantragt) ganz gut funktioniert und zu weniger Verwirrung geführt als erwartet. Wie ich schon vor vier Jahren schrieb: Ich fühlte mich insgesamt gut aufgehoben.
Fazit
Für mich war die Reha dieses Mal nicht ganz so effektiv wie beim letzten Mal, auch wenn überraschenderweise meine Peak-Flow-Werte sich verdoppelt haben. Da muss ich daheim mal mit meiner Lungenärztin schauen was wir da machen können, um das beizubehalten. Das lag freilich nicht an der Klinik – die ist aus meiner Sicht immer noch eine Empfehlung (und Föhr an sich auch) für Asthmakranke oder gynäkologische Patienten. Da ich aber in den letzten vier Jahren mich massiv verändert habe (Ernährung, sportliche Betätigung, etc.) halten sich die Auswirkungen nun in Grenzen (keine 2kg reines Fett verloren zum Beispiel). Erschwerend kamen die seelischen Belastungen dazu, die mich auch hier nicht so richtig losgelassen haben und entsprechend mir die Erholung verdorben haben.
Dennoch: Ich hatte immer noch sehr viel mehr Bewegung hier als Zuhause (habe massig Punkte in meiner Fitnessapp gesammelt und liege aktuell sogar vor Lysanda!). Aus den Vorträgen und Seminaren habe ich einiges mitgenommen und Abstand von der Arbeit zu gewinnen ist sowieso nicht das Schlechteste. Auch das Kennenlernen neuer Gesichter ist eine nette Sache für mich als total introvertierten Typen. Ja, ich habe meinen Vorsatz eingehalten und war in der Hinsicht wesentlich aktiver! Völlig überraschend (für mich zumindest) hat das ganz gut funktioniert, keiner hat mich aufgefressen und es war angenehm sich unterhalten zu können. Hoffentlich kann ich diese Erkenntnis auch in den Alltag retten. Letztes Mal war ich die vier Wochen ja fast komplett alleine, dieses Mal hab ich vor allem viel im Aufenthaltsraum mit anderen gepuzzelt .
Nochmal werde ich aber nicht nach Utersum kommen. Das nächste Mal (sollte es stattfinden) möchte ich stattdessen mal die Kliniken auf Borkum oder Norderney kennenlernen. Ein bisschen Abwechlsung muss sein.
Epilog
Und damit wäre auf acht DINA4-Seiten reinem Text (dank der Bilder sind es noch mehr) aus meiner Sicht alles gesagt, was es zu meinem Reha-Aufenthalt (Kur darf man nicht mehr sagen) aus meiner Sicht zu sagen gibt. Fragen, Anregungen, Lob und Kritik wie immer einfach in die Kommentare packen. Ein paar meiner Mitpatienten habe ich auch die URL hierher mitgegeben. Vielleicht äußern sie sich auch noch einmal zu den genannten Punkten, wenn ihre Sicht der Dinge von meiner abweicht.