Unter dem Jahresrückblick 2016 schrieb v138, dass er mich bewundert wie ich meine Schwächen so in die Welt hinausposaune. Und auch von diversen anderen Personen habe ich schon über die Jahre fragende Blicke und wohl gemeinte Ratschläge zu dem geerntet, was ich hier seit bald 16 Jahren (am 9. März) veröffentliche und damit in die Annalen des Internets bis ans Ende der Zeit eingeht. Wobei das tatsächlich nicht ganz stimmt. Vieles von den Anfängen (vor allem als es noch die Untersektionen gab) ist tatsächlich für immer verloren eben, weil Beim Christoph eine so kleine und unwichtige Seite ist, dass selbst archive.org nur 83 mehr oder weniger gut funktionierende Snapshots hat.
Die Argumentation hinter den Warnungen ist logisch: Alles was ich sage kann gegen mich verwendet werden. Was würde beispielsweise ein potentieller Arbeitgeber darüber denken, wenn er meine Spieleliste findet (“Totaler Freak!”). Oder wenn er sieht, dass ich schon zweimal auf Reha war (“ständig krank!”), haufenweise “Tabletten” zu mir nehme (“Hypochonder!”) und auch noch offen zugebe psychische Probleme zu haben (“nicht belastbar!”)? Und dann noch die vielen Informationen für potentielle Einbrecher (“Ach, die haben einen neuen Fernseher?!”)! Ja, Beim Christoph ist eindeutig ein gefundenes Fressen für alle, die mir Schaden oder meine Integrität in Frage stellen wollen! Das Telemediengesetz macht es mir da nicht einfacher aufgrund der fehlenden Möglichkeit zur Anonymität.
Mein Ansatz
Ich würde sicherlich lügen, wenn mich diese Thematik nicht auch beschäftigen würde. Aber genau deshalb mache ich mir durchaus sehr viele Gedanken darüber was ich hier so verzapfe und – noch viel wichtiger – wie sehr ich dabei ins Detail gehe. Rondrer hat sich unter besagtem Jahresrückblick beispielweise ja auch darüber “beschwert”, dass ich beim Thema Haus für ihn nicht tief genug bin. Aber genau das ist die Abwägung, die ich tätige. Es ist einfach wichtig zu wissen, was man preisgibt und welche Folgen es haben könnt – das gilt für jeden einzelnen Kommentar auf irgendeiner Webseite genauso wie bei den Texten auf der eigenen Homepage.
Andererseits: Wenn mir jemand Schaden möchte, dann wird er das auch ohne Beim Christoph tun. Und wenn ein potentieller Arbeitgeber Probleme mit dem hat, was hier steht, dann stelle ich durchaus in Frage, ob die Zusammenarbeit funktionieren würde. Es ist schließlich nicht so, als wären meine Hobbies und Probleme irgendetwas Besonderes. Im Gegenteil ist dies mit ein Grund, warum ich so viel preisgebe. Ich möchte meine Erkenntnisse und Erfahrungen mit euch teilen und damit nicht nur mir, sondern auch euch weiterzuhelfen. Früher eben vor allem in Bezug auf Videospiele – heutzutage nun mehr im Bereich des normalen Lebens. Und die Aufrufzahlen zeigen mir, dass es vor allem beim Thema Gesundheit ein großes Bedürfnis nach diesen Informationen gibt.
Selbsttherapie
Gleichzeitig ist – und das wissen die Veteranen unter euch schon lange – es aber auch für mich persönlich eine Art Therapie. Vor allem als ich noch einsam und allein Zuhause rumsaß, war es sehr hilfreich für mich durch die Einträge zumindest eine gewisse Art von Kommunikation zu tätigen. Mein Geschreibsel hier hilft mir nämlich ungemein meine Gedanken zu sortieren, sie klarer werden zu lassen und anschließend besser mit der jeweiligen Situation fertig zu werden. Mag bei der Beurteilung eines Videospiels etwas komisch klingen aber auch da gilt diese Aussage. Um euch zu informieren muss ich schließlich noch einmal das erlebte Revue passieren lassen und dann einordnen. Dadurch wird das im Spiel erlebte – finde ich jedenfalls – bewusster und somit nachhaltiger.
Außerdem setze ich mich mit dem Druck auf “Veröffentlichen” auch noch dem Risiko aus mit Kritik überhäuft zu werden. Etwas, mit dem ich so überhaupt nicht klarkomme, schließlich bin ich doch ein guter Junge, der es jedem Recht machen möchte. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen welche Todesängste ich allein bei jedem neuen Text für GamersGlobal durchstanden habe. Jede Informationsmail über einen neuen Kommentar führte zu sofortiger Anspannung. Das wird sicherlich nie ganz verschwinden aber quasi gezwungen (ja, daran bin logischerweise ich selbst schuld) zu sein 1-2mal die Woche einen Text in die Welt zu setzen hat definitiv dazu beigetragen, dass ich in der Hinsicht mittlerweile etwas lockerer geworden bin. Introvertierten Patienten empfehlen Psychologen wohl mittlerweile auch häufiger einen Blog zu beginnen und sich so der Welt in einem halbwegs kontrollierten Rahmen auszuliefern. Kann natürlich – je nach Erfolg des Blogs – auch nach hinten losgehen.
Epilog
Wahrscheinlich steht trotz aller Gedanken, die ich mir während dem Schreiben mache, irgendwo in den Tiefen von Beim Christoph etwas, was ich im Nachhinein bereue oder so heute nicht mehr schreiben würde (verweise an dieser Stelle natürlich nicht darauf ). Aber das gehört dazu. Wichtig ist, dass man daraus lernt und sich wie gesagt jederzeit bewusst ist, was man veröffentlicht. Und ich für meinen Teil denke, dass ich diese Kosten/Nutzen-Rechnung aktuell ganz gut im Griff habe. Trotzdem natürlich danke, dass ihr euch um mich sorgt!