Man glaubt gar nicht wie schwierig es in der heutigen Zeit geworden ist, es sich einfach mal auf der Couch bequem zu machen und zum Beispiel einen Film zu schauen. Schließlich gibt es immer irgendetwas in irgendeiner Art und Weise zu tun – und wenn es nur das nächste Event in Magic: The Gathering – Puzzle Quest ist. Echt schlimm, diese Smartphonetitel! Aber Lysanda und ich haben es tatsächlich mal wieder geschafft zwei Werken unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken:
Tales of Vesperia: The First Strike (2009, Anima, DV) – Fans von JRPGs sollte die erfolgreiche Tales-Reihe durchaus ein Begriff sein, schließlich erschien mit Tales of Phantasia (SNES) bereits 1995 der erste Teil. Mittlerweile sind wir mit Tales of Berseria (2016; PS3, PS4, PC) schon beim 16. Titel der Hauptserie angekommen. Am bekanntesten sind aber wohl Tales of Symphonia (2003; PS2, NGC) sowie Tales of Versperia (2008; X360, PS3) – und um letzteres geht es heute. Genauer gesagt, um den dazugehörigen Anime Tales of Versperia: The First Strike.
Dieser erzählt die Vorgeschichte zu Tales of Vesperia, ist also ein perfekter Einstieg in die Spielereihe (habe selbst bis heute keinen der Haupttitel durchgespielt) weil kein Vorwissen notwendig ist. Im Film geht es, wie im Spiel, um Yuri Lowell. Ein junger, emotionaler Typ, der aus der unteren Klasse der Kaiserstadt Zaphias stammt und aktuell zusammen mit seinem Freund Flynn Scifo bei der imperialen Garde in der Stadt Shizontania Dienst tut. Gefällt ihm eigentlich gar nicht so, da er im Gegensatz zu seinem Freund eher der antiautoritäre Typus ist und gegen alles und jeden ankämpft. Aber tief im Inneren ist er dann doch ein guter Kerl und hilft denjenigen, die in Not sind ohne auch nur darüber nachzudenken.
Angriff der Dämonen
In The First Strike erfährt man nur relativ wenig vom Großen und Ganzen der Tales-Reihe. Es gibt zwar ein paar Andeutungen auf die Spiele und die Welt außerhalb von Shizontania. Aber sie ziehen für meinen Geschmack den Film nur unnötig in die Länge und haben keinerlei Mehrwert für den eigentlichen Film (für das Spiel natürlich dann schon). Allein den kompletten Abschnitt mit Flynns Reise in die Kaiserstadt hätte man sich vollständig sparen können. Die einzige relevante Information davon ist, dass der Imperator nicht rechtzeitig Verstärkung schicken wird im Kampf gegen die Dämonen und der Hauptmann der Stadt Shizontania somit vor eine schwierige Entscheidung gestellt wird. Der Rest mit den Hinweisen auf das ominöse Ritual, dem Treffen zwischen Flynn und der Königin Raven (kennen sich aus der Jugend) und dem grundsätzlichen Kennenlernen des Imperators – nett für Kenner von Tales of Versperia, Zeitverschwendung hingegen und vor allem auch noch sehr verwirrend für den Zuschauer.
Der Rest der Geschichte ist dafür zu sehr in sich abgeschlossen. Die Stadt wird von einer erhöhten Konzentration von Aer bedroht, die dafür sorgt, dass die Tiere in der Umgebung zu Dämonen werden. Zwar wird die Stadt noch durch ein Blastia-Schild geschützt (Blastia sind grob gesagt Geräte, in denen Aer in konzentrierter Form gesammelt und halbwegs kontrolliert als Energiequelle genutzt wird) aber wie lang kann dieses den anrückenden Feinden noch standhalten? Unsere Protagonisten müssen also gegen die Feinde ankämpfen, die Quelle des Bösen finden (inkl. Bossfight versteht sich) und sie versiegen lassen. Das Übliche halt. Dazwischen ein paar (CGI-unterstützte) Actionsequenzen und mehr als genug Zeit vor allem Yuri kennen zu lernen. Zwar gibt es auch noch andere Charaktere wie den Hauptmann oder die Zwillinge Hisca und Chastel. Aber vor allem letztere sind gefühlt nur am Rumheulen (Mädchenklischee halt).
Beim Christoph meint: Von mir bekommt Tales of Vesperia: The First Strike solide . Mein Hauptkritikpunkt ist, dass er mit 110 Minuten einfach viel zu lang war. 90 Minuten hätten es auch getan. Die Geschichte ist prinzipiell gut gemacht (die übliche Fantasy-Heldenschnulze halt), die Hauptcharaktere machen über die Laufzeit hinweg eine sichtbare Entwicklung durch und der Animations- und Zeichenstil ist insgesamt gut gelungen (die CGI-Elemente stechen etwas stärker heraus aber ansonsten erkennt man sofort alle Charaktere aus dem Spiel wieder [ist im gleichen Stil gehalten]). Vor allem natürlich die Actionsequenzen machen Laune und sind gut gemacht sowohl was das Pacing als auch die Anzahl angeht. Nur dazwischen sind eben viel zu lange Trockenphasen in denen quasi nichts für die aktuelle Handlung Signifikantes passiert. Fans des Spiels entdecken zwar wie gesagt vor allem in diesen Phasen viel Interessantes. Aber mich als Zuschauer hat es nur gelangweilt, weil der Zusammenhang fehlte. Unterm Strich also für Fans der Serie ein Muss, für Anime-Fans hingegen vermutlich nur ein netter aber gelungener Snack.
Ewige Jugend (Youth, 2015, DV) – Manchmal stellt Lysanda durchaus in Frage welche Filme ich ihr so zumute. Und ja, Ewige Jugend ist eindeutig ein Werk der etwas anderen, gemächlicheren Variante. Die Geschichte ist schnell erzählt, weil so dünn wie ein Blatt Papier: Fred Ballinger (Michael Caine) und Mick Boyle (Harvey Keitel) verbringen seit eh und je ihre Ferien in einem eleganten Kurhotel in den Schweizer Alpen. Mittlerweile hat beide jedoch durchaus das Alter eingeholt. Während der Komponist Fred dadurch eher der lethargische “Ach lasst mir doch meine Ruhe”-Typ geworden ist, dem es auf den Geist geht, dass er nur für seine “Simple Songs” verehrt wird (selbst die Queen möchte nichts Anderes hören), strebt Filmemacher Mick weiterhin nach den Erfolgen seiner Jugend und versucht im Hotel zusammen mit seinem Team seinen nächsten Film zu schreiben (“Es fehlt nur noch das Ende!”).
Daneben gibt es noch Freds Tochter Lena, die Micks Sohn geheiratet hatte, der aber nun Fremd geht (“weil sie besser im Bett ist” – wenigstens ist er ehrlich) und Lena damit in eine Sinnkrise stürzt. Sowie den Schauspieler Jimmy Tree (Ähnlichkeiten zu Jonny Depp sind wahrscheinlich nur rein zufällig), der in gewisser Art und Weise auch in einer Sinnkrise ist, weil er nur für eine Rolle in einem Kinderfilm bekannt ist statt für etwas “Richtiges”. Im Hotel versucht er sich auf seine nächste Rolle vorzubereiten.
Und das war’s. Einen wirklichen roten Faden gibt es hier nicht. Es ist einfach die Geschichte zweier, alter Säcke, die langsam aber sicher den Tod auf sich zukommen sehen. Fortschritte sind zwar im Laufe des Films bei den Charakteren vorhanden, werden aber nur im Kleinen gemacht. Stattdessen wird vor allem viel geredet und die Monotonie des Ablaufs im Hotel dargestellt. Der Film lebt, wie so oft bei solchen Produktionen, vor allem von seinen Schauspielern und den dazugehörigen Bildern (inkl. so einigen gutaussehenden, nackten Damen) und weniger von dem was er tatsächlich sagt.
Beim Christoph meint: Ich glaube Lysanda und ich sind noch nicht die Zielgruppe dieses Films. Vor allem sie würde dem Film gerne eine Negativ-Bewertung geben so sehr hat sie sich gelangweilt. Ich sehe die Sache zwar durchaus etwas differenzierter und weiß zumindest die schauspielerische Leistung von Caine und Kartel sowie die grundlegende Bildgewalt des Werks zu schätzen (er ist wirklich sehr schön und tiefsinnig inszeniert). Aber mehr als kann auch ich dem Werk nicht mit gutem Gewissen abringen. Wie gesagt: Es liegt vermutlich daran, dass die Message meinem jugendlichen Leichtsinn noch vorbeigeht. Aber auch wenn er ein paar nette und amüsante Momente hat: Es ist unterm Strich einfach ein äußerst langweiliger, langatmiger und flacher Film. Ich werde ihn mir mal auf Wiedervorlage in 20-30 Jahren legen. Vielleicht weiß ich ihn dann mehr zu schätzen .