Sicarius

Tagebuch eines Hausherrn #32

Ein voller Heizungsraum

Vergangenen Freitag war der Bezirksschornsteinfeger im Haus (ja, trotz Corona – wir haben viel Abstand gehalten). Er hat die neue Heizungsanlage abgenommen und die Feuerstättenschau durchgeführt. Ergebnis: Alles im grünen Bereich und von den Werten her (wie erhofft) auch effizienter als die alte Ölheizung. Muss ich aber dann nochmal genauer vergleichen, wenn ich den Bescheid habe. Damit fehlt für den vollständigen Abschluss des Projekts nur noch die Abnahme des Öltankabbaus durch den TÜV. Nein, ich habe immer noch keine Post mit einem Termin erhalten. Muss wohl doch nochmal bei dem Haufen anrufen. Echt nervig.

Gleichzeitig sind auch soweit alle Rechnungen eingetroffen (und bezahlt), womit wir – trotz fehlendem TÜV-Bescheids – einen Schlussstrich unter die Sache ziehen können. Es war die größte Maßnahme seit der Renovierung zum Ersteinzug vor mittlerweile vier Jahren und lag im Preis sogar deutlich drüber, was aber zu erwarten war. Damals haben wir schließlich fast alles selbst gemacht. Dieses Mal habe ich hingegen abseits der Organisation keinen Finger gerührt :smile: . Aber ich glaube weiterhin, dass es das wert war. Lysanda scherzt zwar immer, dass es ein ziemlich teures Unterfangen war, nur damit ich mir im Keller jetzt nicht mehr den Kopf an einem Abwasserrohr stoße. Einem zusätzlichen Raum, Unabhängigkeit von der Nachbarschaft (obwohl wir uns aktuell gut verstehen), einer geringeren Verstopfungsgefahr und höchstwahrscheinlich etwas niedrigeren Heizkosten hat sie aber ebenfalls nichts entgegen zu setzen.

Das Abwasser

Zum Zeitpunkt des letzten Berichts war zwar das Abwasser draußen bereits komplett neu, drinnen hing aber immer noch alles mit maximal 0%-Gefälle mitten an der Tankraumdecke. Das hat sich mittlerweile geändert. Auf der einen Seite des Raumes verläuft an der Decke – mit etwas Abstand zur Wand, weil da schon so viele Rohre liegen – der Strang mit DN70 für Waschbecken, Badewanne, Pissoir und später Keller-Klo und -Waschbecken (mit Hebeanlage). DN70 deshalb, weil es der Ingenieur für das Entwässerungsgesuch so berechnet hat. Der Heizungsbauer hätte ansonsten nur ein DN50 verwendet.

Die Abwasserleitungen vorher (oben) und nachher (unten).

Auf der gegenüberliegenden Wand hingegen ist ein Strang mit DN100 für Klo und Dusche. Beide Stränge treffen sich am Wanddurchbruch, an dem jetzt ein Sturzgefälle ist. Das wusste ich übrigens nicht: Das Gefälle darf auf der Strecke nicht zu niedrig, aber auch nicht zu groß sein. Warum? Weil ansonsten das Wasser davonrauscht ohne die schwereren Teile mitzunehmen. Die setzen sich dann ab. Deswegen lieber ein langes Stück nur mit 1-2% und dann am Ende ein Sturzbach statt auf ganzer Strecke 10% oder mehr. Nach dem Sturzgefälle geht es dann durch den Waschraum schnurstracks hinaus Richtung Straße.

Die Kosten

Ursprünglich angesetzt waren zwei Arbeitstage mit zwei Monteuren dafür, faktisch waren sie bereits mittags mit den Arbeiten durch. War ja nichts wirklich Kompliziertes dabei und alle Montagebereiche sowohl im leeren Tankraum als auch im Waschraum komplett zugänglich. Nachmittags haben Sie entsprechend gleich noch den neuen Heizkörper montiert. Verbaut wurde ein Purmo Compact mit einer Bauhöhe von 600mm und Baulänge von 800mm. Quasi ein weißer, 08/15-Heizkörper aber völlig ausreichend für einen 10m² Kellerraum. Mit Hilfe einer App von Viessmann haben sie dann noch die Berechnungen für den hydraulischen Abgleich gemacht und die Heizkörper entsprechend des Ergebnisses eingestellt. Mal schauen ob sich das in der Jahresabrechnung bemerkbar macht. Im Raumklima habe ich zumindest noch keinen Unterschied gemerkt.

So viel zum Inhalt. Was hat der Neubau der Abwasserinnenverteilung plus Heizung gekostet? Der Heizkörper schlug mit rund 420€ zu Buche. Da kommt aber dann nochmal einiges an nicht ganz billigem Material (Kupfer halt) dazu, denn er muss schließlich an den bestehenden Heizkreislauf irgendwie angeschlossen werden. Für das Abwasser gab es zwar keine ganz großen Einzelposten aber jedes Stückchen Rohr läppert sich natürlich obwohl es insgesamt nur um die vier Meter Strecke waren. Am Ende kam die Rechnung plus Arbeitszeit auf knapp 2.000€. Im Vergleich zum Kostenvoranschlag rund das Doppelte. Der bestand aber auch nur aus den zwei Monteurstagen. Weder die Heizung noch sonst irgendetwas an Material war enthalten, da sich das schlecht abschätzen ließ zu dem Zeitpunkt.

Weitere Rechnungen

Ein nagelneuer Heizkörper

Bleiben noch zwei Rechnungen: Gas und Wasser. Der Gasanschluss kostete wie im Angebot veranschlagt exakt 1.141,16€. Der Betrag setzt sich zusammen aus den 1.000€ Pauschalpreis mit dem die e-Netz Südhessen Neukunden anlockt. Da sind theoretisch 10m Tiefbau mit enthalten aber den haben wir ja nicht von denen machen lassen. Dafür gab es zum Ausgleich 100€ Ermäßigung. Die ca. vier Meter Rohr, die sie über die 10m hinweg gebraucht haben, wurden uns aber in Rechnung gestellt.

Der Wasseranschluss war hingegen tatsächlich ca. 30% günstiger im Vergleich zum Angebot. Er war somit nicht mehr dreimal so teuer wie der Gasanschluss, sondern nur noch etwa zweidrittel. Haben auch nochmal 200€ gespart, weil die Wasserwerke zwar eine Rechnung mit 19% MwSt. ausstellen, die Stadtwerke diese aber nur mit 7% MwSt. weitergeben dürfen. Ergibt keinen Sinn für mich aber ich beschwer mich da selbstverständlich nicht :smile: . Übrigens die einzige Rechnung der gesamten Maßnahme, die unter dem Kostenvoranschlag lag.

Gesamtfazit

Unterm Strich war die gesamte Maßnahme rund 15% teurer als veranschlagt. Die setzen sich zusammen aus ca. 25% Mehrkosten für den Außenbereich – durch den billigeren Wasseranschluss wurde die teurere Tiefbaurechnung etwas aufgewogen – und ca. 7% Mehrkosten für die Innenarbeiten. Ja, der Heizungsbauer und die Öltankfirma haben die genausten Angebote geschrieben. Statt unter 30.000€, sind wir also am Ende über 30.000€. Das lag u.a. an ein paar Überraschungen im Außenbereich (gebrochener Straßenübergang, alte Rohre im Grundstück, etc.). Gleichzeitig wurde aber auch auf meinen Wunsch hin hier und da etwas mehr gemacht als ursprünglich geplant. So Sachen wie der zusätzliche Heizkörper oder die Waschbetonplatten unter den Mülltonnen hatte ich vorher nicht im Blick, bin aber trotzdem froh es gemacht haben zu lassen. Der Kostenunterschied Innen zu Außen liegt übrigens bei ca. 70%. Also die Arbeiten im Außenbereich waren zweidrittel teurer als das was drinnen erledigt wurde.

Haben uns die Mehrkosten das Genick gebrochen? Nein, natürlich nicht. Es war zwar eine vierstellige Zahl, die wir ungeplant nochmal oben drauflegen mussten. Aber in so ein Vorhaben darf man definitiv nicht ohne entsprechende Reserven hinein gehen. 15% Mehrkosten sind vermutlich sogar eher am unteren Ende der Fahnenstange. Nicht nur im Vergleich zu manch’ einem staatlichen Bauprojekt :smile: , sondern auch im privaten Umfeld. Und nein: Wir haben für das Ganze keinen weiteren Kredit aufgenommen. Wir hatten den Luxus es mit unseren Ersparnissen bezahlen zu können. Bitte? Ja, es macht offensichtlich einen großen Unterschied nicht jeden Monat hunderte von Euros für Videospiele auszugeben, die man dann doch nicht spielt. Jetzt gebe ich halt nur noch Dutzende von Euros aus :wink: .

Hätten wir uns dafür Geld leihen müssen, hätten wir sie sicherlich nicht durchgezogen. Dafür brachte die Aktion dann doch wieder zu wenig Mehrwert, um sich dafür auf Jahre zu verschulden. Zumindest glaube ich nicht, dass das Haus deswegen jetzt 30.000€ mehr wert ist.

Epilog

Alles so schön ordentlich – und kein Rohr mehr im Flur!

Auf der einen Seite bin ich natürlich froh, dass bis auf den TÜV endlich alles erledigt ist. Und darüber, dass die ganze Maßnahme unterm Strich ziemlich reibungslos über die Bühne gegangen ist. Ja, es ein gutes dreiviertel Jahr gedauert von meinen ersten Anfragen bis zur tatsächlichen Umsetzung. Aber das war jetzt nicht weiter schlimm und hätte nur ein paar steuerliche Vorteile gehabt. Dafür stimmt das Ergebnis. Auf der anderen Seite kann ich nicht leugnen, dass mir das Organisieren und “Überwachen” durchaus Spaß gemacht hat. Jeden Fortschritt und jetzt natürlich das Ergebnis zu sehen ist ebenfalls äußerst befriedigend, obwohl ich keine Schraube selbst angezogen habe. Es hatte seine stressigen Momente und gefühlt hinter jedem her laufen zu müssen kann nervig sein. Dennoch bin ich durchaus in dieser Aufgabe aufgegangen. Als jemand, der vor 15 Jahren nicht einmal ohne Angstzustände telefonieren konnte, finde ich das durchaus einen überraschenden Fortschritt. Lysanda hat sich übrigens aus der ganzen Sache tatsächlich ziemlich rausgehalten und mich einfach machen lassen. So viel Vertrauen hab’ ich nicht einmal in mich selbst :wink: .

Ich hoffe, ihr konntet aus den letzten Tagebucheinträgen auch für euch ein paar Sachen mitnehmen. Jedes Bauprojekt ist natürlich etwas anders. Aber ich finde es immer hilfreich im Internet ein paar Erfahrungsberichte für sowas zu lesen. Die trockenen Anleitungen sind zwar schön und gut aber nur in einem Bautagebuch steht eben drin, was alles in die Hose gegangen ist und wie es behoben wurde.

Als nächstes steht nun die Renovierung des Tankraums zu einem Bad/Wäscheraum auf dem Programm (der heutige Wäscheraum wird dann zu einem Lager). Das Fenster soll Mitte/Ende April ausgetauscht werden. Mal schauen ob da Corona mitmacht. Die Fertigstellung wird aber trotzdem erst im kommenden Jahr sein, wenn wir dann wieder Handwerker kommen lassen zum Einbau der Sanitäreinrichtungen. Man muss ja was für die Steuererklärung aufheben :tongue: . Ich halte euch wie immer auf dem Laufenden.

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