So, Kult: Heretic Kingdoms durchgespielt. 13 Stunden hat es für 100% des Spiels gedauert (alle Orte besucht und von Gegnern geleert, alle Quests gelöst, alle Bücher gelesen und auf Level 23 aufgestiegen). Keine Ahnung, wie How Long to Beat auf 20 Stunden kommt. Allerdings haben bei dem Titel auch nur eine Handvoll Leute überhaupt ihre Zeiten abgegeben. Egal. Von mir gibt es und eine Nachholempfehlung. Ja, der Titel ist logischerweise etwas altbacken und die Geschichte, wie sie erzählt wird sowie ihre Auflösung maximal durchschnittliches Niveau. Aber es hat trotzdem richtig Laune gemacht vor allem dank des “Einklang”-Systems. Echte Tiefpunkte waren Situationen in denen ich mich mit dem Inventar beschäftigen musste (so viel geklicke und rumgeschiebe und wenig Platz!), wenn ich aus Versehen außerhalb des Fensters geklickt habe (=Absturz) und das Backtracking durch leere Gebiete, weil es am Ende keinen Ausgang gibt.
Völlig overpowered
Ich habe mich hauptsächlich als Feuermagier auf Entfernung durchgeschlagen. Nur bei 3-4 Gegnertypen musste ich kurz Eisschaden produzieren (ohne das Element zu wechseln), weil sie immun waren. Auf Stufe 4 von 4 des Feuerelements bekommt man die Fähigkeit “Inferno”. Mit der kann man mit einem Klick einen halben Dungeon “one-shotten” – ohne die Gegner sehen zu müssen wohlgemerkt! Damit werden alle Gegner auf der aktuellen Karte angezündet. Das halten nur die Stärksten durch. Zum Glück war zu dem Zeitpunkt das Spiel schon so gut wie vorbei, sonst wäre es vermutlich ziemlich schnell langweilig geworden.
Es ist auch grundsätzlich so, dass euch die Entwickler (auf Wunsch – ihr müsst die Fähigkeiten ja nicht benutzen) im letzten Abschnitt zumindest als Magier echt übermächtig werden lassen. Habt ihr fleißig das Inventar ertragen und Handelt getrieben und nicht einfach alles auf dem Boden liegen gelassen, könnt ihr euch in 10 Stufen die Fähigkeit “Kriegsherr” erkaufen (insgesamt 301.000 Goldstücke), die euren Basisschaden auf Stufe 10 um 50 Punkt erhöht. Dazu noch “Pfad des Magiers” von einem Gegenstand eines Bossgegners, das den Schaden von magischen Attacken um 50% erhöht und ihr seid eine Mördermaschine, die selbst ohne weitere Boni schon 200-400 Schaden austeilt – bei Gegnern, die 800-1400 Lebensenergie besitzen!
Da braucht es nicht einmal so lustige Sachen wie “Stärke”, dass einfach mal so eure Lebensenergie verdoppelt. Sogar auf die Salamanderform habe ich verzichtet, die den Feuerschaden nochmal um 50% erhöht. Klar, speziell die Bossgegner haben viel Lebensenergie (20-40 mal so viel wie ein normaler Feind) und schlagen theoretisch hart zu. Aber dem alten “im Kreis laufen und draufhalten” haben selbst heutige Bossgegner oft nichts entgegenzusetzen . Mich hat es aber nicht gestört. Wie gesagt: Der Zeitpunkt an dem euch das Spiel so stark werden lässt war zumindest bei mir erst sehr spät und es passte zur Geschichte. Schließlich sagt die Prophezeiung, dass ihr möglicherweise der Messias und damit ein potentieller Träger des Gottestöters seid – da darf man sich schon ein wenig mächtig fühlen kurz bevor man ihn in die Hände bekommt.
Das Finale
In den letzten Minuten des Spiels könnt ihr ein paar Entscheidungen treffen, die euch zu einem von sechs Enden führen. Die Unterschiede sind eine Handvoll Dialoge und etwas andere abschließende Bosskämpfe. Nichts Weltbewegendes aber auch kein großer Aufwand sie alle zu erleben, wenn ihr direkt vorher einen Speicherstand anlegt. Eure Taten im restlichen Spiel haben hingegen ausschließlich auf die Bewertung am Ende auswirkungen. Ich wurde zum “Wohlwollenden Verteidiger der Menschen” gekürt. Keine Ahnung, ob diese Wertung tatsächlich mal jemanden dazu verleitet hat das Spiel nochmal durchzuspielen. Meine Begeisterung über dieses Finale ohne weiteren Kontext hielt sich zumindest in Grenzen.
Als Kanon gilt übrigens – Spoiler – das Ende bei dem ihr den Göttestöter zerstört und in den Rang des höchsten Inquisitors aufsteigt. Das war nicht das Ende, das ich gewählt habe. Aber euren Spielstand könnt ihr sowieso nicht in den Nachfolger importieren, insofern ist es egal .
Die Nachfolger
Womit wir beim Thema sind: Ich hatte ja erwähnt, dass Kult: Heretic Kingdoms bislang zwei Nachfolger spendiert bekommen hat. Weitere Recherche hat jedoch ergeben, dass das nicht ganz korrekt ist. Ja, Shadows: Heretic Kingdoms ist der direkte Nachfolger, der einige Jahre nach der Vernichtung des Schwerts spielt. Es ist aber nur Buch 1 der Erzählung. Den ursprünglichen Entwicklern sind wohl die Ressourcen ausgegangen, weshalb sie sich entschieden das Spiel in zwei Teile zu spalten, um die Kosten wieder reinzuspielen und parallel an Teil 2 zu basteln. Das was heute als Shadows: Heretic Kingdoms von Kalypso Media verkauft wird, hatte entsprechend ursprünglich noch den Untertitel “Book I – Devourer of Souls”. Der zweite Teil sollte Book II: Age of Demons werden. Das ist aber – wie so oft – offensichtlich nicht passiert. Der Entwickler ist pleite gegangen und das Thema schien erledigt. Leider das Schicksal vieler als Mehrteiler angelegter Serien…
Doch die Geschichte hat in diesem Fall tatsächlich ein Happy End: Games Farm (wo viele der ursprünglichen Entwickler unterkamen) haben sich nach und nach die Rechte an ihren alten Spielen zurückgekauft und dann Shadows: Awakening veröffentlicht. Anders als ich dachte, ist es technisch gesehen nicht der dritte Teil der Serie, sondern tatsächlich die vollständige, direkte Fortsetzung von Kult: Heretic Kingdoms. Es enthält nämlich sowohl Buch 1 als auch das lang erwartete zweite Buch. Warum Shadows: Heretic Kingdoms trotzdem noch separat auf Steam verkauft wird, verstehe ich zwar nicht. Aber ich stehe jetzt quasi vor dem Dilemma: Springe ich direkt zu Shadows: Awakening oder schaue ich doch vorher noch in Shadows: Heretic Kingdoms rein, um quasi die “ursprüngliche” Version von Buch 1 zu erleben?
Die Antwort für normale Menschen ist eindeutig: Direkt Shadows: Awakening spielen. Es sieht besser aus, die Spielmechaniken und die Erzählung wurden verfeinert, es hat wesentlich weniger Bugs (wenn ihr z.B. in Shadows: Heretic Kingdoms einen Controller benutzt, zerschießt ihr euch damit unwiederbringlich Quests) und man muss nicht die Hälfte der Geschichte doppelt erleben. Und wer hat bei unseren Backlogs schon Zeit ein Spiel zweimal durchzuspielen? Eben. Aber ich bin ja bekanntlich nicht normal und tendiere entsprechend stark dazu das “Original” erstmal anzugehen. Mal schauen. So wie ich mich kenne werde ich vermutlich jetzt eh erstmal wieder was ganz anders zocken.
Gemeinsam statt einsam
Nun aber genug darüber, was ich so gespielt habe. Gibt ja auch noch andere Sachen. Beispielsweise die Tatsache, dass meine vier Wochen Co-optimus tatsächlich schon rum sind. Wie die Zeit vergeht. In diesen Wochen habe ich die Datenbank um rund 300 Einträge erweitert (jede Plattform wird einzeln gezählt) und bei unzähligen alten Titel die fehlenden Angaben ergänzt/bestehende korrigiert (alleine 80 Stück ohne Genre-Informationen). Dabei auch das eine oder andere kaputt gemacht (wieso nimmt man als Datenbasis den Spielenamen statt die Datenbank-ID?!) aber so ist das halt . War aus Sicht der Verantwortlichen trotzdem ein erfolgreicher Monat – auch, weil ich sie durch meine Anmerkungen und Vorschläge ebenfalls motiviert habe mal wieder etwas mehr zu tun. Gleichzeitig habe ich mein selbstgestecktes Zeitlimit zwar nicht ganz eingehalten aber immerhin hat es mit den definierten Zeitslots grundsätzlich funktioniert. Insofern werde ich auf absehbare Zeit weiter an der Seite mitarbeiten.
Viel interessanter ist aber natürlich, dass ich jetzt von Titeln erfahre, die ich selbst zu GamersGlobal-Zeiten eher selten auf dem Radar hatte. Deswegen für alle Freunde des gepflegten Zusammenspielens (größtenteils aber auch solo spielbar) hier mal in unsortierter Weise eine (sehr kleine) Auswahl an interessanten, bereits spielbaren und familienfreundlichen Titeln, die ihr am selben Bildschirm zocken könnt:
Pushy and Pully in Blockland (2020; PC, NSWI, XONE, PS4) – Mich erinnert der Titel stark an einen Mix aus Goof Troop und Bomberman. Auf der Karte sind Gegner und Blöcke verteilt und ihr müsst allein oder zu zweit durch das geschickte Schupsen besagter Blöcke alle Gegner zerstören. Simples Spielprinzip und ein starker Retrovibe, sieht aber trotzdem spaßig aus.
Climbros (2020; PC, NSWI) – Ihr seid eine Gruppe Kletterer (bis zu 4), die verschiedene Objekte (nicht nur Berge) erklimmen möchte. Verbunden über Seile und ohne jedweden Realismus springt und hangelt ihr euch Richtung Gipfel – und jammert über den unfähigen Mitspieler, der euch ständig nach unten zieht.
No Captain Allowed! (Early Access; PC) – Im Prinzip FTL in Koop mit bis zu vier Personen und statt in einem Raumschiff in einem futuristischen Kampfgefährt auf irgendeinem Planeten. Während sich das Vehikel ungebremst seinen Weg zum Ziel bahnt, müsst ihr das Innere des Fahrzeugs verteidigen und gleichzeitig gemeinsam die unterschiedlichen Stationen in Betrieb halten. Habt ihr eine Gegnerwelle überlebt, gibt es eine Abstimmung darüber, wie eure Reise weitergeht.
Pigeons Attack (2019; PC, Android) – Der Name sagt schon alles: Tauben greifen an und ihr müsst sie in guter alter Twin-Stick-Shooter-Manier möglichst lange überleben. Vier Spieler können gleichzeitig zu den Waffen greifen und den Flugratten in diesem nicht ganz ernst gemeinten und optisch sehr bunten Titel die Stirn bieten.
Disobedient Sheep (2020; PC) – Ihr übernehmt die Rolle von Herdenhunden und müsst die namensgebenden Schafe zum Beispiel vor herunterfallenden Gegenständen beschützen. Simpel aber extrem lustig. Antreten können bis zu vier Spieler gleichzeitig (gibt auch einen Versus-Modus) und – was die Sache noch abstruser macht – zwei Spieler teilen sich einen Controller!
Und zum Abschluss schon jetzt das absolute Spiel des Jahres, bei dem selbst Lysanda beim Anschauen des Trailers gemeint hat “das interessiert mich”. Gibt aber bislang noch keinen Veröffentlichungstermin, nur eine Demo auf Steam:
TopplePop: Bungee Blockbusters (PC) – Tetris mit Affen (und anderen Tieren), die von Bungeeseilen hängen. Bis zu vier Spieler entweder gegeneinander oder gemeinsam auf einem Spielfeld. Muss ich echt noch mehr sagen? Gut, technisch gesehen geht es darum vorhandene Blöcke mit besagten Tetris-Steinen aufzulösen, um befreundete Tiere zu retten und nicht darum tatsächlich ein Tetris zu bekommen. Die Inspiration ist aber trotzdem offensichtlich und es sieht absolut Banane aus – im positiven Sinn.
In diesem Sinne: Spielt fleißig zusammen und wir lesen uns am Montag wieder.