Sicarius

Wissenswertes zu Facebook Lives

Unsere Vierbeiner nutzen auch Videochat

Der heutige Eintrag wird vermutlich nur für einen kleinen Teil von euch (und Google) von Interesse sein. Aber Lysanda lag es am Herzen diese Informationen mal irgendwo verständlich festzuhalten, denn Facebook ist echt nicht zu gebrauchen in Sachen Transparenz (“Wie funktioniert das?”), Standards (“Wieso funktioniert das in der Smartphone-App aber nicht am Desktop?!”) und Beständigkeit (“Vorgestern funktionierte das noch so?!”). Speziell letzteres ist ein ständiger Nervfaktor. Jedes Tutorial, das man im Internet findet, ist im Prinzip schon am Tag der Veröffentlichung veraltet. Wir versuchen es heute trotzdem. Dementsprechend schon einmal der Disclaimer: Alles was hier steht ist Stand 8. November 2021.

Ich persönlich habe weiterhin keinen Facebook-Account auch, wenn Meta (was für ein bescheuerter Name) vermutlich trotzdem haufenweise Informationen über mich besitzt und auf irgendeinem Server lagert. Immer in der vagen Hoffnung, dass ich mich doch irgendwann mal anmelde. Aber, wenn man wie Lysanda Dienstleistungen online anbietet kommt man scheinbar nicht darum herum dort eine Präsenz zu haben und zu pflegen. Vom eigenen Profil über die Unternehmensseite bis hin zu spezialisierten Gruppen – der Aufwand ist enorm will man gesehen werden (und was verkaufen). Aber bei angeblich weltweit 2,91 Milliarden monatlich aktiven Nutzern (32 Millionen davon in Deutschland) ist natürlich auch das Potential entsprechend groß.

Facebook-Live-Events

Eine Sache, die der Facebook-Algorithmus zum Verfassungszeitpunkt besonders liebt sind Live-Events. Wie der Name schon sagt: Egal ob am Smartphone oder Rechner, man drückt auf den roten Knopf und schon strahlt man sein Wohnzimmer hinaus in die weite Welt. An dieser Stelle allerdings gleich ein wichtiger Hinweis: Für Facebook-Live-Events gelten die gleichen rechtlichen Bedingungen gemäß Medienstaatsvertrag (MStV) wie, wenn ihr auf YouTube oder Twitch live senden würdet. Und damit ist nicht zwingend nur die sogenannte Rundfunklizenz gemeint.

Die greift erst, wenn ihr innerhalb von sechs Monaten durchschnittlich mehr als 20.000 gleichzeitige Nutzer habt. Eine Marke, die wohl selbst die größten deutschen Streamer (noch) nicht erreichen. Es gibt da aber auch noch ein “oder” mit drin: “eine hohe Bedeutung für die individuelle und öffentliche Meinungsbildung”. In dem Fall braucht man selbst unter 20.000 Nutzern eine Rundfunklizenz. Aber selbst im zulassungsfreien Rundfunk gelten gewisse Regelungen u.a. in Bezug auf die Kennzeichnung/Länge von Werbung. Der entscheidende Faktor ob man als Rundfunk zählt ist vermutlich, ob das eigene Angebot “journalistisch-redaktionell” gestaltet ist. Das einzuschätzen finde ich etwas schwierig, da die Regelung aus meiner Sicht schwammig ist. Relativ eindeutig sind “Let’s Plays” (jemand spielt ein Spiel und kommentiert es live), die als Rundfunk zählen oder Katzen-Webcams, die wiederrum nicht als Rundfunk gelten. Ein guter Einstieg in das Thema ist diese Übersicht der Landesmedienanstalt NRW.

Solo-Streamen

Den Live-Button findet ihr im Grunde überall dort auf Facebook, wo ihr auch einen Beitrag erzeugen könnt. Alleine live zu gehen ist entsprechend einfach. Button gedrückt, festgelegt wo ihr live sein wollt (auf eurer Seite oder in irgendeiner Gruppe, in der ihr Mitglied seid) und schon kann es losgehen. Nachteil ist, dass ihr anders als beispielsweise bei einem spezialisierten Angebot wie Zoom so gut wie keine Einstellungsmöglichkeiten habt. Kamerawechsel z.B. sind während der Live-Übertragung nicht möglich. Und auch die Qualität des Streams lässt sich nur rudimentär regeln. Wenn ihr also etwas mehr Kontrolle wollt, kommt ihr um ein externes Programm wie OBS nicht herum. Da wir beispielsweise Logitech-Webcams nutzen, haben wir Logitech Capture installiert. Nimmt man das als Quelle in Facebook, kann man alles weitere (wie z.B. Kameraeinstellungen) im Programm regeln. Ihr könnt aber auch über Zoom in Facebook (oder YouTube) live gehen. Die Anleitung dazu findet ihr hier. Einzige Einschränkung: Das geht nur auf eurer Seite sowie in Gruppen, in denen ihr Administrator seid.

Der Vorteil “live” zu gehen ist, dass alle eure Freunde bzw. alle Mitglieder einer Gruppe direkt darüber informiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand sieht, ist also höher als bei einem normalen Beitrag/einer Story. Außerdem habt ihr die Möglichkeit am Ende eine Aufzeichnung als Story oder Beitrag zu posten und so auch allen zugänglich zu machen, die nicht dabei sein konnten. Die Interaktion mit euren Zuschauern erfolgt in Form von Kommentaren unter dem Beitrag in dem das Live-Event angezeigt wird. Die Kommentare werden euch auch im “Live Producer” (so heißt das Ding auf Facebook) direkt dargestellt – was allerdings nicht immer zuverlässig funktioniert. Ein zweites Browser-Fenster oder ein Smartphone daneben können dabei Abhilfe schaffen. Die zeitliche Verzögerung bis die Inhalte eures Streams dem Zuschauer angezeigt werden ist irgendwo zwischen “fast zeitgleich” bis hin zu “Facebook hat heute einen schlechten Tag” und lässt sich meines Wissens nicht wirklich beeinflussen.

Gruppen-Events

Die Live Producer Ansicht mit den entscheidenden Feldern.

Wollt ihr in einer Gruppe arbeiten, bietet Facebook tatsächlich mehrere Möglichkeiten – je nachdem was ihr vorhabt. Wollt ihr beispielsweise einfach nur einen Videochat mit ein paar Leuten machen, dann stehen dafür die sogenannten “Messenger Rooms” zur Verfügung. Zu so einem Raum könnt ihr entweder eure Freunde einladen oder einen Link generieren. Jeder, der diesen Link hat kann dann reinkommen (je nach Einstellung mit oder ohne zusätzliche Genehmigung durch den Inhaber) – sogar, wenn er/sie kein Facebook nutzt. Mit einem “Messenger Room” kann man jedoch nicht auf einer Seite/in einer Gruppe öffentlich live gehen und es gibt keine Aufzeichnung. Ist also mehr was für den privaten Austausch/die geschlossene Gruppenarbeit.

Wollt ihr hingegen mit mehreren Personen live gehen, dann geht das wieder über den normalen “Live”-Button. Im Live Producer findet ihr dann die Auswahl “Personen einladen”. Drückt ihr auf die drauf, wird ein Messenger Room geöffnet. “Hä?” wird jetzt der ein oder andere verwundert fragen. “Ich dachte, man kann mit einem Raum nicht live gehen?”. Ja, da sind wir wieder bei dem Thema “Standards”… Facebook ist nicht sehr konsequent an vielen Stellen. Aber egal: Ihr landet also in einem Messenger Room und habt die bekannten Möglichkeiten sprich Personen direkt einzuladen oder einen Link zu verschicken.

Der Unterschied zwischen den beiden Räumen ist, dass ihr hier einen “Live gehen”-Button zur Verfügung habt und euch nun erstmal in einem Wartezimmer befindet. Dieses funktioniert ansonsten wie ein normaler Messenger Room. Ihr könnt also warten bis alle Personen da sind und dann gemeinsam in die Öffentlichkeit treten. Kommt jemand zu spät, ist das aber auch technisch kein Problem. Facebook lässt zu, dass nachträglich noch Leute mit in das Gruppen-Live hinzukommen (oder rausgehen). Abhängig von der Einstellung erst nach Bestätigung durch den Rauminhaber oder direkt. Eure Mitstreiter müssen übrigens nicht Mitglied in der Gruppe sein, in der ihr live gehen wollt. Es reicht, wenn der Rauminhaber die Erlaubnis hat dort etwas zu posten.

Zustimmung

“Bestätigung” ist ein gutes Stichwort: Bevor der “Live gehen”-Button aktiv wird, müssen erst alle Teilnehmer der Übertragung zustimmen. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass damit auch die Zustimmung zu einer Aufzeichnung erteilt wurde. Um hier rechtlich sicher zu sein, solltet ihr das im Warteraum entsprechend absprechen und direkt nach dem Live gehen noch einmal deutlich sagen, dass alle der Aufzeichnung und Veröffentlichung an Ort X und Y zugestimmt haben bzw. die Gelegenheit geben diese Zustimmung durch Verlassen des Streams noch zurückzuziehen.

Facebook-Einwilligung

Wenn jemand später dazu kommt, dann müsst ihr das auch nochmal klar kommunizieren und ihm die Gelegenheit geben sofort wieder zu gehen. Aber Vorsicht: Die Person ist dann ggf. schon Teil der Aufzeichnung (z.B. weil ihr Video angeschaltet war). Lehnt sie also ab, dürft ihr die Aufzeichnung ohne vorheriges Rausschneiden des Abschnitts nicht veröffentlichen. Praktischerweise könnt ihr es direkt von Facebook herunterladen (die Qualität ist allerdings dürftig…). Da die Aufzeichnung aber automatisch veröffentlicht wird, könnt ihr den dazugehörigen Beitrag nur löschen (und verliert damit alle Kommentare) und dann das saubere Video neu posten. Stellt also am besten sicher, dass einfach alle rechtzeitig für euer Live da sind oder zumindest keiner nachkommt, der dann doch nicht mit Bild/Ton dabei sein möchte. Hier nochmal zum verdeutlichen:

  1. Die Teilnehmer über das Live-Event und die dazugehörige Aufzeichnung informieren
  2. Live erstellen
  3. Link teilen/Personen einladen (ggf. nochmal auf die Aufzeichnungseinwilligung hinweisen)
  4. Im Warteraum erneut das Thema Aufzeichnung ansprechen und die Zustimmung klären
  5. Live gehen
  6. Zu Beginn des Live-Events erwähnen, dass alle der Aufzeichnung zugestimmt haben

Beachtet außerdem: Die Einwilligungserklärung kann gemäß DSGVO jederzeit von jedem einzelnen zurückgezogen werden – mit der Konsequenz, dass ihr das Video löschen/den Teilnehmer anonymisieren müsst. Habt ihr allerdings einen Vertrag mit jemandem geschlossen und dort steht z.B., dass die Aufzeichnung drei Monate in der Gruppe zur Verfügung steht, dann kann er nicht innerhalb dieser drei Monate die Zustimmung zurückziehen – er hat den Vertrag ja unterschrieben und ihr benötigt seine Informationen (in dem Fall sein Part in der Aufzeichnung) zur Vertragserfüllung. Denkt aber daran, dass ihr nach den drei Monaten (= Erfüllung des Vertrages) verpflichtet seid die Aufzeichnung zu löschen. Es sei denn, es liegt von allen in der jeweiligen Aufzeichnung sicht- und hörbaren Teilnehmern eine Einwilligungserklärung vor, die über den Zeitraum hinaus geht. Die kann aber wieder jederzeit zurückgezogen werden – womit wir wieder am Anfang des Absatzes sind :smile: .

Epilog

Und damit ist erst einmal alles zum Thema “Facebook Live” gesagt, was Lysanda auf dem Herzen lag. Ich hoffe es hilft dem einen oder anderen weiter. Die Welt ist schon kompliziert genug, da muss sich nicht jeder alleine durchwuseln.

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