Anfang Januar hatte ich euch von Simulacron-3 erzählt und in einem Nebensatz erwähnt, dass es noch eine zweite Verfilmung des Romans gibt. Passenderweise hatte medimops vor kurzem mal wieder eine Rabattaktion und besagter Film landete im Warenkorb. Am Wochenende war es dann soweit und wir haben uns das Machwerk “angetan”:
The 13th Floor* (1999, DV) – Auf dem Cover steht riesengroß “Roland Emmerich” drauf. Er ist zwar jetzt nicht für die allerbesten Filme bekannt aber ein paar Hits hat er in seinem Leben durchaus hinbekommen und zumindest für seichte Unterhaltung reicht es meistens. Blöd nur, dass es irreführende Werbung ist. Er war nur einer der Produzenten des Films. Im Regiestuhl saß stattdessen Josef Rusnak, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Sein Name ist weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite der DVD-Hülle zu finden… Schlechte Vorzeichen. Aber gut, worum geht es?
Achtung: Ich nehme keine Rücksicht auf Spoiler. Ist sowieso eher unwahrscheinlich, dass ihr euch das Machwerk irgendwann mal anschauen werdet.
Wir schreiben das Jahr 1999. Die Hauptcharaktere sind Hannon Fuller und Douglas Hall, die einen Simulator gebaut haben. Darin ist eine virtuelle Welt voll mit Identitätseinheiten. Soweit, so stimmig zur Vorlage. Statt die reale Welt zu simulieren, um Marktforschung zu betreiben, hat Fuller jedoch eine Stadt aus dem Jahre 1937 nachgebaut. Warum? Weil vermutlich der Drehbuchautor das Setting spannend fand oder so. Relevant für die eigentliche Geschichte ist es überhaupt nicht. Die Erklärung im Film ist jedoch, dass es Fullers Geburtsjahr wäre. Okay, von mir aus. Fuller – so stellt sich relativ schnell heraus – besucht diese Welt häufig. Hauptsächlich, um sich mit jungen Mädels zu vergnügen. Dazu schlüpft er in die Haut eines gewissen Grierson, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht (und verheiratet ist…).
So Mysteriös!
Der Film beginnt ganz mysteriös damit, dass Fuller einen Brief an Hall schreibt von wegen “ich hab‘ ein Geheimnis entdeckt und man wird mich dafür umbringen”. Er befindet sich gerade in der Simulation und übergibt den Brief anschließend an den Barkeeper im Hotel. Ein total vertrauenswürdiger Kerl, der sich selbstverständlich sofort daran macht ihn zu öffnen und zu lesen. Währenddessen kehrt Fuller in seine Welt zurück, geht in eine Bar (in der er scheinbar vorher noch nie war…) und spricht Hall auf den Anrufbeantworter von wegen “ich hab‘ dir im Computer eine Nachricht überlassen”. Während des Telefonats taucht plötzlich jemand auf und ermordet Fuller. Die Perspektive wechselt nun zu Douglas Hall. Dieser findet blutige Klamotten im Mülleimer seines Badezimmers, kann sich aber an nichts erinnern.
Ein knallharter 08/15-Detektiv befragt Hall (und verdächtigt ihn selbstverständlich insgeheim) als sie in Fullers Apartment plötzlich auf Jane Fuller treffen. Hall kennt Jane nicht, ist aber sofort von dieser Schönheit mächtig angetan und will sie im Prinzip ohne Umwege ins Bett zerren *augenroll*. Es kommt heraus, dass Fuller sein Testament vor zwei Tagen geändert und die Firma an Hall übertragen hat (=klares Motiv. Fall gelöst!). Es folgt ein kleiner Abstecher in dem es um einen Barkepper geht, der den Mord an Fuller gesehen hat – es war Hall (wie überraschend…). Der Detektiv offenbart außerdem, dass Fuller Hall angerufen hat und der geht endlich seinen Anrufbeantworter richtig abhören. Danach entscheidet er sich selbst in die Simulation einzusteigen.
Eine Aktion, die er scheinbar noch nie selbst gemacht hat und total gefährlich und so ist. Er streitet sich sogar mit Programmierer Jason Whitney intensiv darüber ob er ihn jetzt für 90 oder 120 Minuten reinlässt. Und auch dem Zuschauer versucht der Regisseur absolut klar zu machen wie wichtig dieses Zeitlimit ist. Bloß nicht vergessen! Warum es Fuller offensichtlich schon mehrfach ohne Probleme (und vermutlich längere Zeit) gemacht hat? Stellt doch nicht solche Fragen…
Schwer zu ertragen
Nach einer billigen 80iger Jahre Lasershow schlüpft Hall also in die Rolle von John Ferguson, den Fuller scheinbar nach Halls Ebenbild erschaffen hat und ist total “geflasht” von dem was er erlebt. “Woah, das fühlt sich so real an” etc. Eine total bekloppte Sequenz aber irgendwie muss man ja die Laufzeit in die Länge ziehen. Naja, er landet irgendwie beim Barkeeper, der ihn aber anlügt. Dann spielt das System kurz vor Ablauf der 120 Minuten verrückt und Hall landet wieder in der “realen” Welt. Es folgt so viel unzusammenhängender Schwachsinn, dass ich gar keine Lust habe ihn hier detailliert wieder zu geben. Deswegen nur die wichtigsten Highlights:
- Hall versucht die Charaktere in der simulierten Welt dazu zu bringen sich an das zu erinnern, was sie während ihrer Kontrolle durch Fuller getan haben und der Barkeeper wird als Briefempfänger identifiziert.
- Der Barkeeper ist in der Zwischenzeit an die Grenze der virtuellen Welt gefahren, kann mit dieser Erkenntnis nicht umgehen und versucht Hall nun zu töten.
- Hall entkommt dank Whitney gerade so aus der Simulation. Er hatte nämlich vergessen den Timer zu stellen. Etwas, worauf der Zuschauer ebenfalls sehr häufig und sehr genau hingewiesen wurde während Hall in die Simulation eingestiegen ist. Alter Schwede, für wie dumm kann man sein Publikum eigentlich halten?
- Der Detektiv stellt fest, dass Jane nicht existiert und Hall findet an einer Supermarktkasse eine Natasha Molinaro, die sich nicht an ihn erinnern kann. Ein paar Minuten später sieht man den Transfer von Jane in Natashas Körper. Wenn der Zuschauer nicht total bekloppt ist, weiß er spätestens jetzt, dass Halls Welt nicht real ist.
- Hall fährt ebenfalls an das Ende der Welt und findet eine total hippe Rasterdarstellung wieder. Habe ich schon erwähnt, dass im gleichen Jahr The Matrix in die Kinos kam?!
- Anschließend treffen sich Hall und Jane in seinem Apartment, sie enthüllt ihm die ganze Wahrheit und es folgt eine Runde (implizierter) Sex… *noch mehr augenroll*
- Derweil geht der Programmierer auch mal in die Simulation (warum?!), schlüpft in die Rolle des Barkeepers (der nach ihm empfunden ist) und wird vom Bus überfahren. Whitney ist tot, stattdessen wacht der Barkeeper in der realen Welt auf und ist erstmal mit einer Automatiktür überfordert… Der Simulator macht quasi einen Austausch der Gehirne, deswegen dieses Ergebnis. Ebenfalls ein wichtiger Punkt, der dem Zuschauer mehrfach eingehämmert werden muss!
- Hall wird erneut von seinem User übernommen (der die ganzen Morde begangen hat) und will auch Jane töten. Jane ist aber pfiffig und stattdessen wird Hall vom Detektiv erschossen.
- Hall wacht im Jahr 2024 auf, ist wieder total geflasht von dem was er dort sieht (ein paar undeutliche Hochhäuer im Wasser). Lernt kurz den echten Fuller kennen und wenn sie nicht gestorben sind, rummeln Jane und Hall noch heute im Strandhaus…
Beim Christoph meint: . Ich hab‘ nach den ersten 45 Minuten Lysanda gefragt ob ich den Film nur schlecht finde, weil ich die Vorlage kenne oder ob er wirklich scheiße ist. Sie antwortete “Letzteres”. Aber bevor wir nochmal zum Negativen kommen: Es gibt tatsächlich eine positive Seite von The 13th Floor (da steht übrigens besagter Computer – hat sonst keinerlei Bedeutung). Und zwar fand ich es super, dass der Film versucht hat die Folgen für die Identitätseinheiten näher zu beleuchten. Also was passiert eigentlich, wenn sich jemand in die Simulation einklinkt und einen Körper übernimmt. Was hat das für Auswirkungen auf das Leben dieser Einheit? Fuller beispielsweise hurt fleißig rum, wohingegen sein Charakter Grierson seit 35 Jahren seiner Frau treu ist. Da er aber morgens immer häufiger nach Parfüm riecht, denkt sie natürlich er würde fremd gehen (was technisch gesehen ja stimmt). Das ist eine Seite der Medaille, die mich noch weiter interessiert hätte. Stattdessen zwingt Hall Grierson nur dazu sich irgendwie an die fehlende Zeit zu erinnern und damit war das gesamte Thema sofort wieder erledigt. Schade.
Was bleibt ist ein Machwerk, das mit dem Original nur Stichpunkte gemeinsam hat und selbst als eigenständiger Film aus meiner Sicht nicht funktioniert. Der Film hat zwar ein hohes Tempo (die zwei Stunden waren zügig rum) aber das ergibt sich nicht aus der packenden Geschichte, sondern alleine dadurch, dass Sachen einfach übersprungen werden. Vor allem in der ersten Hälfte passiert zu oft einfach irgendwas aus dem Nichts (z.B. die völlig aufgesetzte Liebesgeschichte mit Jane), wird etwas als gegeben angesehen oder ein Charakter hat plötzlich Informationen, die er gar nicht haben könnte. Hall zweifelt übertrieben gesagt schon innerhalb der ersten fünf Minuten daran was real ist und was nicht – dabei hat er noch überhaupt keine Gründe bekommen daran zu zweifeln?! Da bleibe ich als Zuschauer entweder ahnungslos zurück, weil ich die Vorlage nicht kenne oder – wie in meinem Fall – rege mich nur darüber auf wie unlogisch und bescheuert die Umsetzung ist. Finger weg. Welt am Draht* ist definitiv die um Längen bessere Fassung.