(Cover)

Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, muss ich mal kurz eine Bemerkung zu den (damals billigeren) 2009er DVD-Boxen von Star Trek: Voyager loswerden. Das sind die, deren Cover ich zum Bebildern der Einträge benutze (siehe rechts neben diesem Text). Ich selbst besitze die Hartplastikboxen von 2004. Die haben kein richtiges Cover und sind entsprechend wenig Fotogen. Somit macht es keinen Sinn für mich die zu nehmen. Doch zurück zur 2009er Fassung: Der Designer der Boxen hat sich wie schon bei Star Trek: Deep Space Nine exakt überhaupt keine Mühe gegeben. Es ist immer das identische Bild mit Janeway vorne, einem Planeten hinter ihrer linken Schulter und die Voyager vor einer Lichtexplosion im Hintergrund. Es wird nur Staffel für Staffel die Farbe und der Nebencharakter hinter Janeway geändert. Sehr lieblos. Da hätte man so viel mehr draus machen können und die tatsächliche Staffel auf dem Cover thematisieren können.

Und wenn wir schon in der Rubrik “Beobachtungen rund um die Serie” sind: Das Titellied aus der Feder von Kultkomponist Jerry Goldsmith ist grundsätzlich absolut fantastisch und versprüht so richtig genial das Gefühl von “unterwegs in fremden Welten”, “Hoffnung” und “Entdeckergeist”. Aber dieser aufsteigende Lauf (so der musikalische Fachbegriff dafür), wenn die Voyager auf Warp geht – das geht mir so dermaßen gegen den Strich, das glaubt ihr gar nicht. Freilich soll es genau das Symbolisieren, den Warpsprung, aber für mich klingt das jedes Mal eher nach “ich hab‘ keine Ahnung, wie ich das Lied zu einem anständigen Abschluss bringe”. Und ja, den Part hören wir bei jeder Folge. Der Lesezeichen-Setzer war leider ebenfalls nicht so ganz bei der Sache, als er die Star-Trek-DVDs bearbeitet hat, weshalb häufig das 2. Kapitel nicht ans Ende des Intros gesetzt wurde. Entsprechend spule ich lieber händisch vor, bevor ich zurückspulen muss. “First World Problems” – ich weiß :smile: .

Das 3. Jahr

Kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema: Die 3. Staffel von Star Trek: Voyager*. Der Einstieg mit Der Kampf ums Dasein, Teil II ist schonmal nicht sonderlich gelungen. Die Auflösung des Cliffhangers ist ziemlich fad und Seskas Tod einfach nur total lächerlich inszeniert. Wie sie noch in den Bereitschaftsraum zu ihrem Baby krabbelt und dann mit ausgestreckter Hand da wegstirbt… *kopfschüttel*. Aber dafür lassen wir ENDLICH die völlig blödsinnigen Kazon hinter uns. Ja, in der Theorie mag ein weniger entwickeltes Volk, das einen Guerilla-Kampf gegen die Voyager führt, total interessant geklungen haben. Die Umsetzung war aber einfach nie wirklich gut und Seska hat ebenfalls nicht einmal Ansatzweise ihr Potential erreicht.

Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

Ab Folge 13 kommen wir dann in einem komplette neuen und sogar räumlich durch einen Nebel getrennten Teil des Deltaquadranten an. Bitte? Ob es irgendeinen Unterschied macht? Nicht wirklich. Ein Teil des Deltaquadranten ist gefühlt wie der andere. Und räumliche Entfernungen sind für die Schreiberlinge sowieso in der gesamten Serie mehr so Orientierungswerte als echte Vorgaben. Was sind schließlich schon ein paar Lichtjahr – oder gar ein paar tausend.

Schon in Folge 16 (Pon Farr) wird hingegen das nächste Feindbild zum ersten Mal zumindest kurz gezeigt: die Borg. Aber ganz ehrlich: Wie da am Ende mit einer Selbstverständlichkeit zur Kenntnis genommen wird, dass die Borg hinter der Auslöschung des lokalen Volks stecken – ich war erstmal total irritiert. Ja, ein paar Monate zuvor war Star Trek: Der erste Kontakt in die Kinos gekommen und wir hatten ihn ebenfalls zeitlich passend eingeschoben. Aber aus ein paar zerstörten Ruinen und Kommentaren der Einwohner diesen Schluss ziehen bevor wir in der letzten Einstellung tatsächlich den toten Borg sehen? Das war mir irgendwie etwas weit hergeholt. Im Finale lernen wir dann auch gleich den nächsten Antagonisten kennen, der noch schlimmer ist als die Borg: Spezies 8472 (ursprünglich 84729).

100% Fake

Technisch gesehen ist Spezies 8472 nicht die erste volldigitale Star-Trek-Figur. Aber es ist halt doch ein großer Unterschied eine ganze Rasse zu erschaffen statt z.B. nur eine herumfliegende Kugel mit Stacheln (der Makrovirus in Makrokosmos). Laut Ronald B. Moore, seines Zeichens Visual Effects Supervisor der Serie, war Showrunnerin Jeri Taylor speziell vom Makrovirus so beeindruckt, dass sie ihnen das grüne Licht gaben noch mehr zu versuchen.

Brannon Braga, Co-Autor des Staffelfinales Skorpion, Teil 1, wird hingegen als Erfinder der Spezies bezeichnet und definierte sie im 1. Entwurf als “4m hohe, schnelle und wilde Kreatur, die selbst den Borg furcht einflößen würde”. Aus den 4m wurde am Ende nichts – zumindest passt sie aufrecht in einen Standard-Sternenflotten-Korridor. Beeindruckend war sie dennoch für damalige Verhältnisse (1997). Klar: Heute lockt man damit logischerweise keinen mehr hinterm Ofen hervor. Die meisten (nicht alle) Handyspiele haben mittlerweile bessere Grafik. Und das Budgetlimit der Serie sorgte auch dafür, dass man in dem Sinne gar nicht so viel von ihr tatsächlich sieht. Also sowohl in den Folgen, in denen sie vorkommt als auch grundsätzlich in der Serie. Dennoch: Sie brachte etwas frischen Wind in die Serie und machte Janeway & Co. ordentlich Beine. Außerdem führte sie direkt zur Einführung der wirklich gelungenen Hirogen, einer Rasse von Jägern, die aber erst in Staffel 4 eine gewichtige Rolle spielen.

Doch ich Bresche schon wieder vor: Wir sind ja erst in Staffel 3.

Komischer Beigeschmack

Was an der 3. Staffel auffällt: Die Kazon sind kein Thema mehr, aber Borg und Spezies 8472 tauchen erst im Staffelfinale wirklich auf. Insofern gibt es technisch gesehen abseits des bekannten “Wir wollen nach Hause”, keine übergreifende Handlung. Im Ergebnis hat die Staffel zwar sehr viele gelungene Einzelepisoden, aber sie haben doch häufig den Beigeschmack irgendwie nur zum Auffüllen da zu sein. Vor allem im Vergleich zur 4. Staffel, wo die Schreiberlinge eine Granate nach der anderen zünden, wird das sehr deutlich.

Gut, technisch gesehen besteht ein Großteil der Serie nur aus gelungenen Einzelepisoden. Das ist im Prinzip das, was Star Trek: Voyager wirklich drauf hatte. Aber zwischen Staffel 3 und 4 gibt es trotzdem noch einmal einen spürbaren Unterschied. Vielleicht so ausgedrückt: Staffel 3 war unterhaltsamer Stillstand während Staffel 4 ein düsenangetriebener Fortschritt darstellt. Und ja, jetzt rede ich schon wieder über die nächste Staffel. Verdammt. Sie ist aber auch so extrem gut…

Ein Grund dafür dürfte das Personalkarussell im Hintergrund gewesen sein. Die 5. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine lief parallel zur 3. Staffel und Star Trek: Der erste Kontakt war ebenfalls in Produktion (und nutzte Voyager-Sets mit). Die Personaldecke war entsprechend ziemlich dünn und der Stressfaktor hoch. Die besten Schreiberlinge wurden drüben gebraucht, um Siskos Geschichte langsam aber sicher zu einem rühmlichen Ende zu führen (denkt dran: Es waren ursprünglich nur 6 Staffeln geplant!). Erst mit der 4. Staffel von Star Trek: Voyager stießen deshalb so einige sehr gute Autoren zur Voyager-Crew dazu (bzw. kamen zurück).

Noch ein paar Highlights

Jetzt ist aber echt mal genug von der 4. Staffel. Sonst habe ich ja nichts mehr für den dazugehörigen Eintrag. Stattdessen hier noch ein paar persönliche Highlights aus der 3. Staffel:

  • Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

    Temporale Sprünge – Eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Folge in der Serie in der Kes wirklich funktioniert. Also der Part mit Kindheit und Geburt hätte man sich sparen können – der war totaler Blödsinn. Der Rest der Episode jedoch *Chef’s Kiss*. Schade nur, dass der Grundstein, der hier für die Doppelfolge Ein Jahr Hölle in Staffel 4 gelegt wurde, nicht vollständig aufgegriffen wird. Stattdessen macht das nachfolgende Drehbuch eher den Eindruck, als hätten die Autoren (Jeri Taylor & Brannon Braga) die Folge als Vorbereitung nicht nochmal angeschaut, sondern aus der Erinnerung heraus geschrieben.

  • Tuvoks Flashback – Ich finde es immer super, wenn man neue Einblicke in bekannte Situationen bekommt. Siehe Half-Life und seine Erweiterungspakete (die leider alle samt nicht Kanon sind…) oder F.E.A.R. (ebenfalls nicht Kanon). Entsprechend habe ich mich schon ein wenig wie ein Kind gefreut als ich Sulu an Bord der U.S.S. Excelsior erblickte während der Ereignisse von Star Trek VI: Das unentdeckte Land (der bislang beste Star-Trek-Film). Die eigentliche Geschichte, Tuvoks komische Flashbacks, ist zwar bei genauerer Betrachtung ziemlicher Blödsinn. Aber sie ist zumindest spannungsvoll inszeniert und gut umgesetzt.
  • Herkunft aus der Ferne – Wieder so eine Folge, wo ich es extrem schade finde, dass nach Minute 44 der Resetknopf gedrückt werden musste. Ich hätte so gerne noch 2-3 Folgen mehr mit den Sauriern verbracht. Aus dem Konflikt hätte man so viel mehr machen können. So bleibt es “nur” bei einer unterhaltsamen und gleichzeitig durchaus tiefgründigen Folge (sie hält einem Teil der damaligen und auch heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor).
  • Das Wagnis – Neelix war mal Schmuggler? Angesichts der Ereignisse in dieser Episode eher unglaubwürdig. Dennoch: Die Vorbereitungen zum Übertritt vom “bekannten” Teil des Deltaquadranten in den Unbekannten und Neelix‘ Angst davor nutzlos zu werden, ist eine grundsätzlich gelungene Folge, die durchaus mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten kann.
  • Das Ritual – Alter Schwede, ist diese Folge genial. Captain Janeway wird einfach mal vorgeführt und mit ihrer Überheblichkeit (und im weitesten Sinne die der Sternenflotte) konfrontiert. Ja, der Weg dahin ist 08/15-Standard-Geplänkel und es gibt an sich keinerlei Risiko (man wusste selbst damals, dass Kes überleben wird). Aber das Ritual an sich ist wirklich fantastisch und hebt die paar Negativpunkte leichtfertig auf.

Fazit

Nicht schon wieder über die 4. Staffel schreiben, Sicarius. Nicht schon wieder über die 4. Staffel schreiben. Die kommt doch erst in einem späteren Eintrag! Äh, ein Fazit zur 3. Staffel also: Grundsätzlich weiterhin ein hohes, unterhaltsames Niveau mit überraschend viel Action. CGI-Effekte scheinen echt billig gewesen zu sein zu der Zeit. Abzüge in der B-Note gibt es nur vereinzelt (z.B. die schreckliche Q-Folge). Gleichzeitig bleibt weiterhin der Beigeschmack, dass das irgendwie alles keine wirkliche Rolle spielt. Ich weiß: Es ist eine Fernsehserie. Die ist globalgalaktisch gedacht sowieso irrelevant. Ihr wisst aber sicherlich was ich meine. Es werden so viele kleine und gelungene Geschichten erzählt aber am Ende bleibt davon meist nichts übrig. Der nächste Autor weiß nichts mehr davon. Verschenktes Potential quasi. Und das trübt halt einfach das Gesamterlebnis ungemein. Vor allem im Vergleich zur 4. Staffel, wo mit Seven of Nine und den Hirogen dann doch noch sowas wie eine zusammenhänge Handlung entsteht. Mist… jetzt reden wir schon wieder darüber. Ich hör jetzt einfach auf, das hat ja offensichtlich keinen Wert mehr mit mir :smile: .

“Gut Ding will Weile haben” heißt es so schön. Dann muss die neue Sailor-Moon-Figur meiner Frau richtig gut sein. Sie hat sie nämlich schon im Juni 2024 bestellt (und bezahlt) und erst jetzt ist sie bei uns eingetroffen. Gab scheinbar die ein oder andere Verzögerung auf dem Weg von Japan nach Deutschland. Aber Ende gut, alles gut: Sie ist da und in einem einwandfreiem Zustand.

Es handelt sich um die Figur Sailor Cosmos aus der Figuarts Zero chouette-Reihe von Tamashii Nations (eine Marke von Bandai Spirits). Ist also nicht nur hochoffiziell, sondern auch sehr hochwertig verarbeitet und detailliert gestaltet. Aus der Reihe hatte sich Lysanda bereits Sailor Moon Eternal geholt und Sailor Cosmos teilt sich, wie ihr auf dem Bild sehen könnt, jetzt mit ihr den Platz im Regal. Beide sind ca. 24cm hoch. Sieht schon durchaus bombastisch aus die kleine mit ihrem wehenden Mantel. Und ja, ich kann den Preis von 90 EUR definitiv nachvollziehen. Die 300+, die teilweise bei eBay jetzt verlangt werden? Eher weniger…

Imposant in Szene gesetzt.

PS: Zwischen den beiden steht die Q-Posket Petit Figur von Sailor Moon, die mal bei einer limitierten Spezialausgabe* des 1. Manga-Bands dabei war. Somit stehen jetzt drei Fassungen von Sailor Moon in dem Regalfach. Die Petit ist nämlich einer der ersten Entwürfe für Sailor Moons Design. Sailor Moon Eternal ist hingegen die finale Version von Sailor Moon am Ende des Mangas/der Animeserie. Und Sailor Cosmos ist eine “Inkarnation” von Sailor Moon aus einer unfassbar weit entfernten Zukunft.

“Wad?! Schon wieder Bildungsurlaub? Arbeitet der Kerl auch mal was?! Kein Wunder, dass es mit Deutschland bergab geht, wenn hier keiner mehr was schafft!

Viele Unterlagen zum Bildungsurlaub

:roll: *seufz* Ja, ich war vorletzte Woche auf meinem Bildungsurlaub für 2025. Man “muss” es ja nicht immer bis zum Schluss hinauszögern. Außerdem hat das den Vorteil, dass ich noch Zeit gehabt hätte mir was Neues zu suchen, wenn er abgesagt worden wäre. Aber er fand nicht nur statt – er war auch komplett ausgebucht (10 Personen).

Ach und Lysanda war ebenfalls auf Bildungsurlaub. Während ich mich der Entspannungsmethode “Eutonie” hingegeben habe, hatte sie sich einen Crashkurs zum Thema “3D-Drucker” gegönnt. Wir haben zwar (noch) keinen, interessieren tut sie das jedoch schon länger. Und dafür sind Bildungsurlaube ja da. Nämlich, um auch mal was Neues kennen zu lernen. Eutonie kannte ich ebenfalls vorher nicht.

Wos des?!

Eutonie ist griechisch und heißt “Gutspannung” bzw. “Wohlspannung”. Erfunden hat sie Gerda Alexander, die im Gegensatz zu anderen Pädagogen ihren Namen nicht hergeben wollte. Deswegen hat sie sich was Neues für diese “pädagogisch-physiotherapeutische Entspannungsmethode”, wie es Wikipedia bezeichnet, ausgedacht. Unsere Dozentin, Birgit Léona Krengel, beschrieb uns hingegen am Anfang Eutonie scherzhaft als “Feldenkrais für Frauen”.

Wir alle kennen sicherlich die BLACKROLL und ihre unzähligen Nachahmer, die dank gutem Marketing vor mittlerweile so einigen Jahren Faszientraining nach Moshé Feldenkrais total “in” werden ließ. Ist schließlich an sich nichts Neues (in den 50igern hat er sie erfunden). Mittlerweile sind die total harten Faszienrollen aber wohl schon wieder out. Weil die nämlich gerne sehr starke Schmerzen verursachen und man sich entsprechend z.B. während man mit der Seite auf der Rolle liegt mit dem Arm abstützt. Dann wird zwar die Seitenfaszie bearbeitet, gleichzeitig holt man sich jedoch die Verspannung in den Arm/die Schulter. Ist also in dem Sinne eine Milchmädchenrechnung.

Und ja: Moshé Feldenkrais (1904 geboren) und Gerda Alexander (1908 geboren) lernten sich im späteren Leben kennen. Aber klingt nicht so, als hätte der eine dem andren was abgeschaut. Beide Methoden sind wohl ziemlich unabhängig voneinander entstanden.

Sicarius! WOS ISSES?!

Ganz ehrlich: Ich tu mir immer noch schwer Eutonie so richtig zu beschreiben. Im Bildungsurlaub selbst hat die Dozentin zwar hier und da einiges erzählt, aber es ging tatsächlich mehr um die praktische Umsetzung und das Erleben am eigenen Körper. Während ich das hier schreibe habe ich zwar die Notizzettel vor mir und haufenweise Google-Ergebnis, doch daraus werde ich nur bedingt schlau. Erwartet entsprechend keine detaillierte Beschreibung der Methode. Es ist nur ein Versuch es irgendwie aufs Papier zu bringen :smile: .

Der Hauptfokus der Eutonie liegt auf jeden Fall bei der Körperwahrnehmung, denn wenn wir uns wahrnehmen, stärkt das das Selbstbewusstsein. Und dieses Selbstbewusstsein hilft dabei wieder mehr in Kontakt mit sich selbst zu treten und gleichzeitig auch seine Umwelt besser zu erfassen bzw. kontrollierter auf sie zu reagieren. Stressreduktion und Aufmerksamkeitstraining (“Präsent sein”) steht quasi im Vordergrund. Dabei geht es jedoch nicht darum dem eigenen Körper etwas aufzwingen (z.B. aktiv den Schmerz in der Schulter zu bekämpfen), sondern zu lernen die eigene Körperspannung zu regulieren. Der Fachbegriff ist “Tonus-Regulierung” (Tonus = Spannung). Der Schmerz wird quasi nebenbei mit behandelt.

Balu will leider kein Material sein.

Ein weiterer Punkt dieser Körperwahrnehmung ist es zu realisieren, wie alles in uns zusammenhängt. Sehr vereinfacht ausgedrückt: Wenn ich mit dem kleinen, rechten Zeh wackele, wackelt dann wirklich nur der kleine Zeh, oder zuckt nicht auch mein linker Mundwinkel mit? Das Ziel ist es daraus mehr oder weniger unbewusst für jede Situation angemessene Bewegungsabläufe zu entwickeln, um mit minimalstem Ressourceneinsatz den optimalsten Effekt zu erzielen.

Die Prinzipien

Um diese Ziele zu erreichen, nutzt die Eutonie die folgenden Grundprinzipien:

  • Berührung: Unsere Haut ist unser Kontakt nach innen und hinaus in die weite Welt. Sie erlaubt es uns Grenzen zu erleben, vermittelt uns Tiefe, Struktur und Form und lässt uns eine Vielzahl von Empfindungen spüren. Sie ist quasi der Türöffner der Eutonie, der es uns überhaupt erst erlaubt in den Austausch mit unserem Körper und unserer Umwelt zu treten.
  • Kontakt: Haut alleine macht noch nichts. Erst der Kontakt von etwas mit der Haut löst eine Verbindung und/oder Begegnung aus. Entsprechend gilt es in der Eutonie in Kontakt zu treten – allerdings vordergründig nicht mit anderen. Es geht ja erst einmal um uns selbst. Stattdessen wird ein sogenanntes “Material” (z.B. ein Kirschkernkissen – aber kein Igelball! Der ist zu intensiv.) genutzt, mit dem man übt seine eigene Wahrnehmung zu schulen. Wie fühlt sich der Kontakt an? Was macht er mit mir? Was macht er mit meinem Körper?
  • Transport: In Bewegung kommen und dabei spüren, wie die Maschine Mensch funktioniert. Die Kraftübertragungen wahrnehmen, die in unserem Körper z.B. zur automatischen Stabilisierung stattfinden.
  • Knochenbewusstsein: Unsere Haut, unsere Organe, unsere Muskeln – derer sind wir uns sicherlich ganz gut bewusst. Aber, dass da drunter auch noch ein Skelett liegt? Ein Haufen Knochen, der unser Dasein überhaupt erst ermöglicht? Knochen, ohne die wir nur ein zusammengesackter Haufen Fleisch sind? Eben. Deswegen lehrt die Eutonie sich seinem Skelett und seinen Bestandteilen bewusst zu werden und so die eigenen Handlungsspielräume zu erweitern.

All das kombiniert ergibt, dass man seine eigene Kraft spürt und seine derzeitige physische wie psychische Verfassung wahrnimmt. Mit dem Ergebnis, dass man in den Einklang mit den Möglichkeiten kommt, die auf Basis dieser Statusaufnahme möglich sind. Wenn ich halt heute total müde und erschöpft bin, geht das mit dem Marathon quasi nicht und das kann ich akzeptieren. Und sobald ich es akzeptiert habe, also meine eigenen Grenzen kenne, dann kann ich daran arbeiten sie zu erweitern. Indem ich gleichzeitig pfleglich mit meinem Körper umgehe, lösen sich fast schon automatisch Verspannungen, Blockaden und andere Sachen, die meine Beweglichkeit einschränken. Mein Alltag wird also leichter und harmonischer.

Umsetzung in der Praxis

Wir haben im Laufe der Woche einen Ganzkörper-Eutonie-Crashkurs gemacht. Quasi von den Füßen bis zum Kopf hochgearbeitet. Los ging es immer mit einer ausgiebigen Runde Räkeln. War am Anfang schon sehr ungewohnt. Wer räkelt sich schließlich schon im Alltag so ausgiebig und frei – und dann noch vor anderen Leuten. Die Dozentin war jedoch von meiner Räkelei beeindruckt. Fragte sogar, ob ich eine Ballettausbildung hätte. Ich, das sesselpupsende Dorfkind… :laughing:

Und dann ging es an die Körperwahrnehmung. Zuerst logischerweise den Status quo. Es gibt nämlich bei der Eutonie in dem Sinne kein richtig oder falsch – einfach nur ein “vorher” und “nachher”. Das wurde gemacht, indem wir einfach nur in uns hinein gespürt haben. Aber auch kleine Bewegungen, um z.B. unsere Limits zu erkunden waren mit dabei.

Danach haben wir meist ein oder mehrere Materialen bekommen und damit erst einmal die jeweiligen Stellen gespürt (=Berührung & Kontakt). Beispielsweise mit einem Kirschkernkissen bewusst und mit verschiedenen Druckstärken drüber über/unter das Knie gerubbelt oder mit einem Stück Bambus ein wenig geklopft, um die Knochen am Becken zu erkunden. Wie gesagt: Es geht sowohl darum das Material zu erfahren (später sogar über es hinaus zu spüren), als auch den Teil des Körpers, das es berührt.

Mit dem Kirschkernkissen das Knie spüren.

Anschließend gab es ein wenig freie Bewegung – und zwar meist mit dem jeweiligen Knochen (=Knochenbewusstsein), der gerade bearbeitet worden war. Beispielsweise sollte der Fersenknochen entscheiden, ob der Fuß sich jetzt nach links oder rechts bewegt und nicht der Fuß an sich. Klingt niedergeschrieben irgendwie total dämlich. Aber in der Praxis ist das tatsächlich ein spürbarer Unterschied. Und euer restliche Körper folgt dieser Bewegung dann einfach (=Transport). Ihr erlebt also was mit allem so verbunden ist. Geht ihr mit dem Fersenknochen in die Luft, hebt sich das Bein. Geht ihr dann nach links, geht das Becken mit und führt ihr ihn noch weiter, dreht ihr euch auf die Seite. Diese Bewegungen sollen dabei absichtslos und frei von zwang sein.

Sah entsprechend sicherlich sehr komisch aus, wie wir da wahllos unsere Extremitäten und so überall hinbewegt haben. Aber so habe ich meinen Körper definitiv noch nicht erlebt und wahrgenommen. Beim Nachspüren am Ende, war dann tatsächlich ein fühlbarer Unterschied. Meist fühlte sich die noch nicht bearbeitete Körperseite für mich “klobiger” an, als die andere. Um jedoch keine falschen Vorstellungen zu erzeugen, von wegen “Feldenkrais für Frauen” – auch Eutonie kann, darf und soll bis zu einem gewissen Maße schmerzhaft sein. Nach dem großflächigen Spüren haben wir das Material nämlich an genau den Punkt gelegt, der ihn gerade braucht. Und das ist häufig der Punkt, an dem es am unangenehmsten ist :smile: .

Fazit

Ganz ehrlich: Ich war schon Mittwochnachmittag fix und alle. Und das lag nur zum Teil daran, dass ich bei meinem Arbeitgeber geparkt hatte (die VHS liegt in der Innenstadt, mein AG am Eingang) und entsprechend jeden Tag 2,5km im Schnellschritt hin und zurück gelaufen bin. Auch die Eutonie ist überraschend anstrengend – sowohl körperlich als auch mental. Leider habe ich dadurch speziell vom Donnerstag nicht allzu viel mitbekommen. Ich habe die Übungen selbstverständlich mitgemacht und so, wirklich geistig anwesend war ich jedoch nicht und ein bisschen geschlafen habe ich ebenfalls, wenn es in der Rückenlage ging.

Dafür kann die Dozentin aber logischerweise nichts. Gut fand ich, dass wir am Ende jedes Körperteils auch eine bürotaugliche Übung gezeigt bekommen haben. Also wie man am Schreibtisch sitzend eine Kleinigkeit machen kann. Das ist ja schließlich immer der springende Punkt: Wie setze ich so einen Kurs in die Praxis um? Beim Nachlesen in den Unterlagen für den Eintrag kommt mir das zwar irgendwie trotz der Grundaussage “es gibt eigentlich keine Regeln oder Vorgaben, sondern nur die eigene Wahrnehmung” ziemlich kompliziert vor. Aber das liegt definitiv nur an mir.

Insofern bleibt mir als Fazit für meinen Bildungsurlaub “In Balance bleiben durch Eutonie” erstmal nur festzuhalten, dass es ein interessantes Erlebnis war. Man könnte zwar sagen, dass man das ein oder andere auch von anderen Methoden her kennt (=Feldenkrais). In dieser doch irgendwie sehr angenehmen Form habe ich Achtsamkeits- und Stressreduktionstraining in Kombinationen mit Bewegung und Entspannung allerdings noch nicht gemacht.

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