Manche erfreut der Anblick ihres Partners, andere sowas
Am Samstagmorgen war es endlich soweit: Die Multi-service access node im Multifunktionsgehäuse zwei Straßen weiter war im System endlich buchbar nachdem Anfang der Woche bereits das Rathaus die Pressemitteilung meines Arbeitgebers zum Abschluss der Arbeiten rausgehauen hatte und ich konnte endlich den neuen Tarif bestellen. Jetzt heißt es auf die Auftragsbestätigung warten und den darin enthaltenen Bereitstellungstermin. Am Ende werden es aber trotzdem allerhöchstens zwei Monate gewesen sein, in denen ich wieder in die Steinzeit des Internets zurückkehren musste. Bitte nicht persönlich nehmen, wenn ihr gezwungen seid immer noch nur mit 348 kbit/s oder über LTE zu surfen. Aber ihr wisst ja: Was man einmal hat, gibt man ungern wieder her.
Rein rechnerisch werde ich spätestens ab Mitte November mindestens 90 Mbit/s an Downloadbandbreite und einen Upload von 33 Mbit/s zur Verfügung haben und damit fast doppelt beziehungsweise viermal so schnell wie im Elternhaus unterwegs sein. Genial! Endlich wieder Twitch-Streams auf “Source” schauen und keine Downloads mehr priorisieren/anhalten müssen. Und natürlich, ganz wichtig: Wieder neue Videos von mir! Die letzte Folge von Christoph spielt ist schließlich auch schon wieder zwei Monate alt. Doch dazu dann mehr, wenn es tatsächlich soweit ist.
Die Konkurrenz
Natürlich: Ich hätte auch auf Kabel umsteigen können. Die Grundgebühr für den Fernsehteil bezahl ich ja eh schon jeden Monat mit den Nebenkosten (was mich verständlicherweise absolut ankotzt zusammen mit der Rundfunkgebühr). Aber nicht nur weil mir eine bestimmte Firma jeden Monat Geld auf mein Konto überweist, würde ich niemals zu solch einem Anbieter wechseln. Das Linesharing ist in dicht besiedelten Gebieten einfach eine blöde Idee, wie beispielsweise auch Rondrer mittlerweile feststellen musste (=Bandbreiten brechen abends und am Wochenende massiv ein). Da lobe ich mir meine dedizierte Leitung, die mir normalerweise konstant 24/7/365 die volle Leistung bringt.
Also zumindest solange ich nicht sonntags auf YouTube unterwegs bin. Da kann auch ich dann die Bytes einzeln zählen. Keiner kann mir erzählen, dass das normal ist. Entsprechend stelle ich mir die Frage: Wo bleibt denn endlich das Gesetz zur Netzneutralität, liebe EU?! Bitte? EU-Ratspräsidentschaftsinhaber Italien hat zu viel mit anderen Sachen zu tun, deswegen wurde die Sache erstmal vertagt? Na dann. Das Gesetz zur Subventionierung der armen Tomaten-Bauern ist natürlich viel wichtiger. Kann ich vollkommen nachvollziehen auch wenn ein Gesetz gegen Dumping-Preise und das Erziehen der Bevölkerung, dass Geiz eben nicht geil ist vielleicht die langfristig bessere Lösung wäre.
Bevor wir aber jetzt anfangen hier politisch zu werden – eine Diskussion, bei der ich nur verlieren kann –, wechseln wir doch lieber mal das Thema: Nachdem der gesamte Umzug mittlerweile komplett abgeschlossen ist und ich auch mein erstes Gehalt in neuer Höhe letzte Woche überwiesen bekam, habe ich mir mal ein paar Videospiele von meiner neuen Warteliste (die “gibt keine Special Edition zum Release und ist für mich kein “Must Have”, deswegen später”-Titel) gegönnt:
Fallende Mechs
Titanfall (Cover)
Technisch gesehen gab es von Titanfall zwar eine Spezialfassung, aber auch ich habe meine Limits. Eins davon ist keine 250 Euro für eine Collector’s Edition auszugeben und zwar egal wie cool die darin enthaltene Figur aussieht (und sie sieht EXTREM cool aus). Ja, selbst die berühmte Nano Edition von Crysis 2 (mit dem wirklich praktischen und hochwertigen Rucksack) hat damals nur um die 160 Euro gekostet!
Titanfall lässt sich wohl am besten mit “The Prodigy Returns” beschreiben. Nachdem sie als Teil von 2015 für Electronic Arts den Hit Medal of Honor: Allied Assault produziert hatten, gründeten die Designer Jason West und Vince Zampella zusammen mit Gran Collier Infinity Ward und erschufen das Monster namens Call of Duty. 2010 hatten sie dann keine Lust mehr darauf, gründeten Respawn Entertainment und kehrten in die offenen Arme von Electronic Arts zurück (weil der Publisher es einfach nicht schaffte Activision Parolie zu bieten). Das Ergebnis schreit aus allen Ecken und Enden “Call of Duty”, vermischt mit einer Packung Parkour und einer Prise Battlefield.
Titanfall (Herstellerbild)
Das Ergebnis ist extrem beeindruckend und damit meine ich nicht nur die Grafik, die sich definitiv sehen lassen kann auf dem PC. Interessanterweise kommt übrigens NICHT DICEs Heiligtum, die Frostbite-Engine zum Einsatz, sondern eine stark modifizierte Version der Source Engine. Gebt es ruhig zu: Wenn ich es euch nicht gesagt hätte, ihr hättet es nicht bemerkt (abseits der nicht zerstörbaren Umgebungen) so sehr wurde sie verändert. Ich beziehe mich auch auf die spielerische Seite, die einige wirklich coole Ideen hat, die zum einen den Spielfluss erhöhen und zum anderen aber auch die ganze Sache etwas abwechslungsreicher machen.
Exoskelett
Allen voran wäre da natürlich der Namensgebende Titan, euer ganz persönlicher Mech der entweder KI-gesteuert für Chaos sorgt oder eben von euch direkt gesteuert werden darf. Wer jedoch nun an MechWarrior und ähnliche Spiele denkt, liegt komplett falsch. Die Titanen sind zwar groß und schwer, fühlen sich aber mehr wie eine Erweiterung eures normalen Soldaten an weil sie eben nicht so träge sind wie ihre berühmten Vorbilder aus dem BattleTech-Universum. Zwar können sie weder springen noch rennen, aber ein 360-No-Scope ist prinzipiell auch mit ihnen möglich. Das macht das Spiel angenehm flüssig. Gleichzeitig bringen sie aber auch für die Leute, die gerade nicht drinsitzen eine interessante Herausforderung ins Spiel, quasi eine Art Miniboss, den es zu besiegen gilt. Dabei gibt es logischerweise nichts Genialeres als einem Titanen auf den Rücken zu springen und seinen wunden Punkt direkt anzugreifen. Äußerst cool.
Da sind wir aber auch schon bei der zweiten Sache: Dem Parkour. Ich kann mich an keinen Mehrspielertitel erinnern, der tatsächlich so “3D” war. Selbst BRINK ging nicht so weit, was das Herumturnen in den Levels anging. In Titanfall rennt ihr an Wänden entlang, klettert meterhohe Mauern hoch und seid auch sonst extrem beweglich und damit auch zügig unterwegs (es hat etwas von Assassin’s Creed zu seinen besten Zeiten). Es gibt nur wenige Orte im Level, die ihr nicht erreichen könnt, was natürlich im Gegenzug eine starke vertikale Komponente reinbringt. Anders als in den steifen Multiplayer-Matches in Prey, funktioniert das hier aber auch und macht aufgrund seiner Flüssigkeit sehr viel Laune.
Titanfall (Herstellerbild)
Punkt 3 sind die Grunts. Titanfall hat zwar keine Solokampagne (nur eine Pseudo-Multiplayer-Kampagne, die ihr aber nicht explizit von vorne starten könnt, sondern quasi im Kreis auf offiziellen EA-Servern läuft), was dem Spiel meiner Meinung nach definitiv weh tut, aber KI-gesteuerte Gegner gibt es trotzdem. Diese stellen zwar nicht die extrem große Gefahr dar (ihr erkennt sehr schnell wer ein Spieler ist und wer eine KI, schon allein am Bewegungsmuster) und können auch keine Titanen herbeirufen. Sie beleben aber nicht nur das Schlachtfeld (es kämpfen maximal sechs gegen sechs Spieler), sie helfen auch dabei Leerlauf zu vermeiden (es ist immer jemand da, den ihr abschießen könnt) und geben selbst schlechteren Spielern (=ich) das Gefühl einen Beitrag zu leisten. Ich habe bislang sogar die Erfahrung gemacht, dass in den Matches wesentlich mehr KI-Gegner getötet werden als menschliche Spieler. Es fällt aber eben nicht auf. Natürlich kriegt ihr durch einen Spielerkill mehr Erfahrungspunkte und es bringt euch mitunter auch dem Spielziel schneller näher (es gibt mit den DLCs zwei Dutzend Spielmodi, wenn nicht sogar mehr). Doch erwischt ihr mal einen dieser sechs. In der Zeit habt ihr genug Grunts geplättet und dabei Spaß gehabt als ihr für einen Spieler kriegen würdet.
Zugegeben: Das lässt sich auch als Manko auslegen und auch ich frage mich, wie Titanfall wohl im Battlefield-Stil mit 64 Spielern aussehen würde (nein, Battlefield 2142 ist absolut kein Vergleich). Aber angesichts der Tatsache wie viel Laune die Matches bislang gemacht haben, akzeptiere ich diese Designlimitation ohne lange drüber nachzudenken.
Beim Christoph meint: Titanfall hält sich länger als so manch anderer Multiplayer-Shooter aber langfristig wird es sich genauso wenig wie ein Brink oben halten können. Call of Duty ist wohl dann doch zu stark. Und das ist schade. Wie auch schon Splash Damages Werk, ist Titanfall angenehm frischer Wind im Genre, der mir persönlich vermutlich auch deshalb mehr Spaß macht als das ewig gleiche Geballere in jedem einzelnen Call of Duty.
Da es sich aber wie gesagt um einen reinen Multiplayer-Shooter handelt und die Spielerzahlen seit Release schon massiv gefallen sind, kann ich es aber auch nicht so einfach empfehlen. Ich finde zwar, dass es jeder Mal erlebt haben sollte (genauso wie BRINK oder Enemy Territory: Quake Wars), um zu wissen was in dem Bereich noch möglich ist und sich der Fortschritt eben nicht nur auf immer nur noch abstrusere Killstreaks beschränken muss. Aber selbst zum Budgetpreis (die PC-Version kostet keine 25 Euro mehr) kann ich nicht garantieren, dass sich die Investition langfristig wirklich noch lohnt. Gäbe es eine Solo-Kampagne, sähe die Sache anders aus. So müsst ihr es selbst entscheiden ob es euch das Geld wert ist.
Der Sohn von Rom
Ryse: Son of Rome (Cover)
Zugegeben: Der Kauf von Ryse: Son of Rome hätte bislang mangels einer Xbox One so oder so keinen Sinn gemacht. Aber die PC-Version hätte ich auch nicht unbedingt am Releasetag kaufen müssen (trotz Budgetpreis). Doch ich schweife schon wieder ab.
Ryse: Son of Rome ist so ein Spiel, das ohne die extrem schicke Grafik (CryEngine Reboot) sicherlich nicht einmal ansatzweise so viel bei Laune halten würde. Und die Grafik ist definitiv extrem gut und lässt sich ganz klar als “Next-Gen” bezeichnen (für Konsolenverhältnisse natürlich). Wie schon in Crysis 3, sind vor allem die Charaktere und ihre Animationen eine Augenweide (und dadurch auch extrem im Uncanny-Valley-Territorium). Doch auch das restliche Spiel ist ein angenehm flüssiges und bombastisches Erlebnis, von dem ihr euch nur schwer losreisen könnt in den rund 6 Stunden, welche die Kampagne dauert.
Ryse: Son of Rome (Herstellerbild)
Im Spiel schlüpft in diesem Third-Person-Action-Titel in die Rolle eines römischen Generals namens Marius Titus, der seinem Imperator per Flashback seine Geschichte erzählt (das Ende könnt ihr euch denken). Es geht um seine Familie, die von Barbaren ermordet wurde und von seinem Rachefeldzug (ach und Rom wurde auch halb niedergebrannt dabei, aber das ist natürlich unwichtig). “Rachefeldzug” heißt dabei vor allem eines: Hunderte von Barbaren an unterschiedlichen aber nahtlos verknüpften (Ladezeiten sind quasi nicht vorhanden und die Zwischensequenzen gehen ohne jede Unterbrechung in die Spielgrafik über) und imposanten Schauplätzen (denkt an Call of Duty nur in der Antike) möglichst brutal niedermetzeln.
Blut spritzt, Gedärme fliegen
Brutal bedeutet dabei nicht nur haufenweise Blut und viel Geschrei, sondern vor allem ein extrem starker Fokus auf Exekutionen. Landet ihr genug Treffer auf einen Gegner, startet ihr auf Knopfdruck ein Quicktime-Event in dem ihr in Slow-Motion Schwerter in Hälse rammt, Hände und Füße abhackt und euer Schild dem anderen in die Fresse haut. Am Ende gibt es nicht nur Erfahrungspunkte, die ihr zum Aufleveln braucht (um unter anderem noch bessere Hinrichtungen zu vollführen), sondern ihr füllt beispielsweise auch eure Lebensenergie oder eure Fokusleiste (Bullet Time) wieder auf. Es war entsprechend ganz passend, dass ich mir am Samstag endlich mal 300: Rise of an Empire” angeschaut habe. Geben sich beide nicht viel was das angeht.
Das Kampfsystem ist dabei extrem stark an die Batman-Spiele von Rocksteady Studios angelehnt (Batman: Arkham Asylum & Co.), entsprechend schnell entsteht ein hypnostierender Flow wenn ihr es mal raushabt wie Blocken funktioniert. Euer Schwert flitzt dann nur so von Gegner zu Gegner, nur unterbrochen vom ein oder anderen Schildangriff oder Speerwurf und der nächsten glorifizierten Enthauptung während gleichzeitig euer Combo-Meter neue Höhen erreicht. Zugegeben: An vorgegebenen Stellen im Spiel macht ihr auch mal ein paar “General-Tätigkeiten” und geht zusammen mit eurer Mannschaft beispielsweise in der Schildkrötenformation vor oder gebt euren Bogenschützen Befehle wie sie sich positionieren sollen. Das ist aber am Ende des Tages alles nur die berühmte Railshooter-Sequenz, die jeder Actiontitel haben muss, in wesentlich kleinere Häppchen aufgeteilt.
Ryse: Son of Rome (Herstellerbild)
Beim Christoph meint: Ryse: Son of Rome dürfte eigentlich kein Spaß machen. Obwohl es nur 6 Stunden lang ist, wiederholt es sich bereits ab der zweiten Minute. Egal ob ihr den 1. oder den 1000. Barbar euer Schwert in den Bauch rammt: Es ist faktisch immer das Gleiche. Doch Crytek hat es geschafft mal wieder ein Spiel zu machen, bei dem es mir extrem leicht fällt in den berühmten Flow zu verfallen (wie zum Beispiel in Mirror’s Edge). Das liegt zum einen am spielerischen aber zum anderen auch ganz klar an der Darstellung. Die Animationen sind butterweich, die Charaktere lebensecht (in Sachen Modell; inhaltlich sind sie absolutes 2D), die Levels atemberaubend, die Pausen fließend und somit gibt es faktisch nichts, dass mich unsanft wieder aus meiner Metzelorgie herausholt.
Zwar ist das am Ende alles nichts weiter als Popcorn-Kino für “echte” Männer. Aber das war bei 300 ja auch nicht anders und trotzdem haben wir monatelang “This is Sparte!” gerufen (bei 300: Rise of an Empire nicht ganz so viel; der Hauptdarsteller ist einfach falsch besetzt). Von daher: Wenn ihr euch einfach mal verlieren wollt und/oder den Zack Synder-Film “geil” fandet, kann ich den Kauf nur empfehlen – allerdings mit der Einschränkung, dass ihr entsprechende Hardware unter dem Tisch stehen haben solltet. Wie bislang alle Spiele von Crytek, verliert sicherlich auch Ryse: Son of Rome auf niedrigeren Grafikeinstellungen so einiges an Reiz. Im Gegenzug unterstützt der Titel auch von Haus aus 4k-Auflösungen, die aber vermutlich derzeit keine Grafikkarte flüssig darstellen kann .
Bis Donnerstag!