Die Nase ist wieder komplett heile und hat zumindest zu einem Teil die gewünschte Besserung gebracht (Luft geht besser durch und Schnarchen ist weniger geworden aber nicht zu 100% weg). Ist also nun endlich Friede-Freude-Eierkuchen im Körper des Sicarius (und Erholung im Geldbeutel)? Leider nein. Die nächste Baustelle ist schon länger parallel offen aber mittlerweile bin ich einige Schritte weiter, weiß wo das Problem liegt und habe mit den ersten (leider teuren) Gegenmaßnahmen begonnen.
Der Leidensweg
Ein Platt- und ein Hohl(stinke)fuß
Ich hatte schon vor fast zwei Jahren erwähnt, dass ich mit den vor allem nachts mit den Zähnen knirsche und entsprechend eine Aufbissschiene trage. Dadurch werden aber natürlich nur die Zähne geschützt und nicht das grundlegende Problem gelöst. Gleichzeitig wache ich morgens immer wieder mit Verspannungen in der rechten Schulter auf und habe trotz nachweislich ausreichend Muskeln nicht so wirklich Kraft in den Armen. Also ging es erst einmal zum Orthopäden. Der hat mich gefühlt nicht großartig angeschaut, sondern nur festgestellt, dass mein linkes Bein um 0,7cm kürzer ist als das rechte und mir Einlagen (was bei der geringen Verschiebung theoretisch nicht notwendig ist) sowie Krankengymnastik verschrieben. Danach bin ich zusätzlich zu einem Osteopathen gegangen (80 Euro pro Sitzung wovon meine Krankenkasse immerhin für bis zu vier Sitzungen jeweils die Hälfte bezahlt hat). Beides (Krankengymnastik und Osteopath) haben auch kurzfristige Verbesserung gebracht aber die Verspannung kamen (und kommen aktuell noch) immer wieder.
Bei meiner bislang letzten Sitzung hat mich der Osteopath dann mal gefragt, ob ich eine Aufbissschiene tragen würde. Das habe ich selbstverständlich bejaht und da meinte er: Das könnte davonkommen und ich sollte die mal überprüfen lassen. Hörte ich zum ersten Mal diese Aussage. Wie soll, nur weil ich mit den Zähnen knirschen, mir die Schulter weh tun?! Passte aber natürlich mit dem Symptom zusammen (die Schmerzen/Verspannungen waren nach dem Schlafen am stärksten).
Die Diagnose
Meine reguläre Zahnärztin hat mich dann an eine andere Zahnärztin verwiesen, die sich wohl auf sowas spezialisiert hat und mich dann erst einmal richtig in die Mangel nahm. Darunter war auch ein einfacher Muskeltest, der mir massiv die Augen geöffnet hat: Ich habe meine Arme ausgestreckt und die Ärztin drückte mit aller Kraft drauf. War der Mund offen und die Zähne auseinander, konnte ich ihr problemlos Widerstand leisten. Aber kaum habe ich zugebissen (natürlich mit Watte zwischen den Zähnen zur Sicherheit), habe ich jedwede Kraft in den Armen verloren. Hatte ich absolut nicht erwartet diesen Zusammenhang. Sie hat dann noch ein paar weitere Sachen (u.a. verschobener Aufbiss) sich angeschaut und am Ende stand die Diagnose: Craniomandibulare Dysfunktion (CMD), sprich mit meinem Biss stimmt etwas nicht. Die Folge ist, dass mein Kiefer falsch schließt und da am Kiefer starke Muskeln hängen, wird durch dieses Problem auch der restliche Körper unsachgemäß belastet. Daraus resultieren dann so spaßige Dinge wie Ohrgeräusche (Tinnitus), Lichtempfindlichkeit, Schulter- und Nackenschmerzen, Verspannungen von Nacken und Schultern und noch dutzende weitere Sachen, von denen ich zwar nicht alle aber doch so einige habe.
Ihr könnt euch die Situation wie ein Getriebe voller Zahnräder vorstellen. Wenn das kleinste Zahnrad nicht mehr ganz so rund läuft, hat das ganze System ein Problem, welches sich mit unterschiedlicher Kraft auf die anderen Zahnräder verteilt. Da der Kiefer aber die ganze Zeit gegen diese Fehlstellung ankämpft (er weiß aufgrund des Kiefergelenks, welche Bissstellung für ihn richtig ist), wird im ganzen Körper Druck aufgebaut mit den entsprechenden Folgen. Dagegen hilft die normale, kassenfinanzierte Aufbissschiene aber nicht. Sie korrigiert nämlich nicht den Biss, sondern ist auf den aktuellen Biss angepasst und schützt so nur die Zähne. Man könnte sogar sagen, dass sie das Problem noch weiter verstärkt, weil der Kiefer die Zähne nicht weiter abschleifen kann, um seinen korrekten Biss zu finden.
Das sieht nicht ganz richtig aus…
Stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Da wird es etwas schwammiger wegen dem Henne-Ei-Problem. Habe ich erst aufgrund von psychologischen Problemen (Stress verstärkt es definitiv) mit den Zähnen angefangen zu knirschen und aufgrund fehlender Aufbissschiene am Anfang die Zähne so versaut, dass die CMD entstanden ist? Oder ist das Knirschen der Zähne die Folge der CMD, weil sich beispielsweise durch falsch gemacht Füllungen (habe neun Stück plus zwei Implantate und eine Krone im Mund) die Bissfläche so verändert hat, dass der Kiefer nachhelfen will?
Die Behandlung
Die Zahnärztin hat mir dann im ersten Anlauf eine Sofort-Hilfe-Schiene (den Aqualizer für 16 Euro) gegeben. Wie der Name schon sagt, hat das kleine Plastikding Wasserkissen, die sich beim Aufbeißen entsprechend verformen. Sprich die Zähne sind weiter geschützt aber der Kiefer kann sich in die Position begeben, die er haben will. Damit lässt sich das Problem aber nicht endgültig beheben (ich habe das Ding schon nach ein paar Tagen verloren). Der nächste Schritt wäre eine Ausrichtung des Körpers durch einen Osteopathen gewesen sowie anschließend direkt (keine Umwege, kein Brötchen essen – wirklich direkt und selbst die Erschütterungen beim Autofahren können schon schlecht sein) die Anfertigung einer 1.600 Euro teuren 24-Stunden-Aufbissschiene gewesen. Seid ihr nicht insgesamt gerade, wird nämlich auch die Aufbissschiene wieder nur den schiefen Zustand fördern.
Bei dem Preis habe ich aber dann erst einmal kräftig geschluckt. Die Kasse bezahlt davon nämlich gar nichts (und auch meine Zahnzusatzversicherung hat mich nur mit großen Augen angeschaut). Entsprechend habe ich erst einmal nicht zugesagt und mich weiter informiert. Dabei sind Lysanda und ich auf einen Vortag von einem gewissen Prof. Dr. Winzen gestoßen, der sehr viel Interessantes zu erzählen hatte. Unter anderem, dass er den gesamten Körper betrachtet, die gesetzlich Versicherten im Blick hat (was Kosten angeht) und sein Ziel ist, dass der Patient am Ende der Behandlung abseits von 1-2 Zahnreinigungen im Jahr gar nicht mehr kommen muss weil im Normalfall der Körper alles Weitere regelt. Vor allem letzteres ist natürlich ein lobenswerter Ansatz.
Bisherige Maßnahmen
Und da der Hr. Professor seine Praxis in Frankfurt am Main hat, sind wir da mal hingetigert und ich habe auch schon die ersten 300 Euro ausgegeben (wie viel ich davon von meiner Zahnzusatzversicherung zurückkriege weiß ich noch nicht – haben meine Kostenbelege noch nicht bearbeitet). Die ersten 200 gingen schon für die erste Besprechung und umfangreiche Diagnose drauf. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass mein Problem eindeutig rechts ist und meine Kiefersehnen auf der Seite verkürzt sind und ich keinerlei Kraft entwickeln kann. Außerdem wurden zwei meiner Kronen (eine Implantat und eine andere) kritisch begutachtet (sind auch zwei absolute Problemzähne) sowie drei Füllungen für eine Erneuerung mit “gescheitem” Material (weiß selbst nicht welches es ist – hatte bislang Keramik und Kunststoff) vorgesehen. “Gescheites” Material deswegen – und das habe ich jetzt neu gelernt – weil bei Kunststoff und Keramik ein Kleber verwendet wird, der als Nahrung für Karies dient. Außerdem würden beim Aushärten die beiden Materialien noch zusammenschrumpfen, also den Zahn nicht tatsächlich 100% verschließen bzw. vor allem mittendrin noch Luft lassen. Das kann dazu führen, dass ich dort wieder Karies bildet sowie schlimmstenfalls, dass die Füllung bricht und den gesamten Zahn dabei auseinandernimmt (deswegen habe ich auch zwei Implantate…).
Der kleine (50-Euro-teure) Physiotherapeut
Es folgte eine professionelle Zahnreinigung und jetzt am Mittwoch werden die Füllungen ersetzt. Anschließend vermutlich die Implantatkrone und was mit der anderen Krone bzw. grundsätzlich mit dem stark beschädigten Zahn (hatte sowohl Wurzelbehandlung als auch Wurzelrestriktion) geschieht, steht derzeit noch aus. Die weitere Behandlung bringt nämlich alles nichts, wenn die Füllungen und Kronen weiterhin krumm und schief sind und damit am Ende des Tages trotz aller Maßnahmen dadurch das Problem wieder hochkommt. Wie gesagt: Schon wenige Millimeter zu viel oder zu wenig bringen den ganzen Körper aus dem Gleichgewicht.
Die weiteren Schritte
Sobald die Füllungen und Kronen aber soweit in Ordnung sind, kann es endlich an die eigentliche Behandlung gehen. Im Vorgriff dazu habe ich einen Frontzahnjig bekommen, der auch als “kleiner Physiotherapeut” bezeichnet wird. Mit dem trainiere ich mehrmals täglich meinen Kiefer, um zum einen die Sehnen wieder zu verlängern und gleichzeitig die Muskelfunktionen zu normalisieren. Gefühlt ist es seitdem schon etwas besser geworden mit meiner Schulterproblematik. Der nächste Schritt ist dann auch hier erst einmal eine (vermutlich nicht ganz billige) 24-Stunden-Schiene, um den gesamten Körper vollends auszurichten und gerade zu bekommen und dann, ganz am Ende, die Bissfläche auf den korrekten Zustand anzupassen. Und wenn das dann passiert ist, sollten viele Probleme nach Adam Riese weg sein. Vielleicht nicht alle (speziell beim Tinnitus bin ich da noch nicht wirklich überzeugt, dass der bei mir davon kommt) aber wenn zumindest die Verspannungen weg sind und ich endlich wieder Kraft in den Armen habe, dann ist das schon einmal ein großer Erfolg.
Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden!