Ist es tatsächlich schon 2 1/2 Jahre her seit ich das letzte Mal eine Vorschau auf die im nächsten Quartal erscheinenden Videospiele gemacht habe? Ernsthaft? Wow. Hätte ich nicht gedacht. Andererseits: Ich glaube auf dieser Webseite tummeln sich derzeit sowieso keine Day-1-Käufer mehr. Und dank Games-As-A-Service, verkorksten Release-Versionen (Anthem war schon in der Closed Beta, über die ich euch nichts erzählen durfte, absoluter Müll) und schnellem Preisverfall wird es sowieso irgendwie immer und immer unwichtiger “wann” eigentlich ein Spiel technisch gesehen veröffentlicht wurde. Aber darüber hatte ich ja bereits letztes Jahr philosophiert.
Kommen wir stattdessen zum 2. Quartal 2019 und den wenigen nennenswerten Titeln, die in dieser Zeit auf den Markt kommen sollen. Ja, ich habe mir für die Rückkehr dieser Eintragsserie absolut das falsche Quartal ausgesucht aber hey: So schaffen es auch mal etwas unbekanntere Werke auf die Liste. Also lasst uns loslegen:
Dangerous Driving (09.04.2019; PC, PS4, XONE) –Burnout Paradise ist bereits 2008 erschienen. Seitdem war es abseits von einem Remaster ruhig um das ehemals sehr erfolgreiche Rennspielfranchise – zu ruhig, wenn man den Entwickler bei Three Fields Entertainment (Dangerous Golf) glauben darf. Und die müssen es wissen, denn das Studio wurde von Alex Ward und Fiona Sperry erschaffen – die Gründer von Criterion Games und Erfinder der Burnout-Serie, die das Studio 2014 verließen als EA ihnen Need For Speed wegnahm. Mit Dangerous Driving wollen sie nun wieder zurück zu ihren Rennspielwurzeln und wenn man sich den Trailer so anschaut, könnte das hinhauen. Es erinnert definitiv sehr stark an die ersten Burnout-Titel. So erwartet uns ein reinrassiger Arcaderacer ohne viel Drumherum (keine offene Welt, sondern 30 abgeschlossene Strecken) aber mit Polizei, brutalen Takedowns und kompromissloser Geschwindigkeit. Eine Rückkehr in die “gute” alte Zeit, wie die Entwickler sagen. Und ich muss sagen: Die Videos machen definitiv Lust auf mehr. Übrigens einer der Titel, die auf dem PC erstmal nur über den Epic Games Store erhältlich sein werden.
Weedcraft Inc. (11.04.2019; PC, MAC) – Ja, was soll man zu diesem Spiel schreiben? Der Name sagt doch schon alles: Es ist eine Managementsimulation in der ihr in Amerika Drogen einkauft/anbaut und verkauft mit allem was dazu gehört. Ich erwarte darin viel über das Thema zu lernen, was ich nie wissen wollte. Aber hey: Solange das Spiel gut ist . Interessant finde ich, dass die Entwickler es trotz der Cartoon-Grafik realistischer halten wollen. Also keine Idealisierung oder Verteufelung des ganzen Themas, sondern eine spielerisch optimierte Darstellung der Sache aus beiderseitiger Sicht. Wenn sie das wirklich hinkriegen, dann wäre es schon allein deshalb einen Blick wert.
Earth Defense Force: Iron Rain (11.04.2019; PS4) – Wusstet ihr, dass es das Genre “Panik-Action-Shooter” gibt? Ich nicht. Aber die Earth Defense Force-Reihe gehört wohl dazu. Nachdem erst im Dezember Teil 5 auf den westlichen Markt kam (in Japan schon 2017), folgt nun mal wieder eine Art Spinoff von einem anderen Entwickler. Klares Ziel dabei: Den westlichen Markt ansprechen und die Serie endlich außerhalb des asiatischen Markts zum Erfolg führen. Keine Ahnung, warum besagter westlicher Markt kein Gefallen daran hat hunderte von teils haushohen Insekten zu vernichten. Mir macht das einen Heiden Spaß und ich finde es schade, dass sich die PC-Umsetzungen in Grenzen halten. Aber nicht jeder hat bekanntlich meinen guten Geschmack. Das Grundprinzip bleibt in Earth Defense Force: Iron Rain auf jeden Fall unverändert: Aliens greifen in Massen die Erde an und ihr müsst sie besiegen. Stattdessen wollen die Entwickler durch ein seriöseres Auftreten sowohl in Sachen Grafik als auch in der Erzählung punkten. So ist alles etwas realistischer (und dunkler) gestaltet, die Städte erinnern mehr an echte aus den USA und so weiter. In den ersten Previews heißt es aber, dass das alles nur Anstrich wäre. Unter der Haube steckt wohl weiterhin das altbekannte “Ballere alles ab, was sich bewegt”-Spielprinzip. Als Serienfan finde ich das natürlich super. Ob das Neueinsteiger genau so sehen wird sich zeigen.
Anno 1800 (16.04.2019; PC) – Wie lange die Entwickler wohl noch an ihrer Namensgebung (Querschnitt ist 9) festhalten können? So langsam gehen ihnen die Zahlenkombinationen aus . Aber gut: Nach zwei Ausflügen in die Zukunft und fast vier Jahre Wartezeit steht also nun der mittlerweile siebte Teil der sehr erfolgreichen Aufbau-Strategiereihe an und kehrt zurück in die Vergangenheit. Die Entwickler versprechen das beste aus 20 Jahren Anno (individuelle KI-Gegner, lieferbare Handelsgüter, zufallsgenerierte Karten, etc.) sowie zaghafte Neuerungen, die vor allem mit dem Beginn des industriellen Zeitalters zu tun haben (z.B. Schiffsexpeditionen und Fabrikarbeitskräfte). Und auch wenn ich bekanntlich nicht der größte Fan der Serie bin, sondern mehr ein Die Siedler-Anhänger: Das klingt alles super und sieht wieder einmal fantastisch aus. Es gibt wirklich nur sehr wenige Spieleserien, die durchweg Titel auf einem so hohen Niveau raushauen. Entsprechend mache ich mir um die technischen wie spielerischen Qualitäten von Anno 1800 absolut keine Sorgen. Da müsste Ubisoft Blue Byte schon was massiv falsch gemacht haben.
God’s Trigger (18.04.2019; PC, PS4, XONE) – Gute Top-Down-Shooter mit Coop-Funktion gibt es immer noch viel zu wenige muss ich sagen. Schon allein deswegen hat das neuste Werk von One More Level meine Aufmerksamkeit geweckt. Das Spiel verspricht schnelle Arcade-Action mit etwas Taktik, schicke Cel-Shading-Grafik, interessante Umgebungen und zwei spielbare Charaktere zwischen denen ihr im Solo-Modus per Knopfdruck hin- und herwechseln dürft – ach und haufenweise verspritzendes Blut. Vielleicht etwas zu viel für meinen Geschmack aber solange es den Spielfluss nicht stört . Die Frage wird am Ende sein wie stupide die Kämpfe tatsächlich sind und wie viel Umfang das Spiel bietet. Das lässt sich logischerweise noch nicht abschätzen. Anschauen werde ich es mir aber auf jeden Fall mal.
Mortal Kombat 11 (23.04.2019; PC, PS4, XONE, Switch) – Kampfspiele reizen mich auf der einen Seite, auf der anderen habe ich bis heute abseits von One Must Fall 2097 keines so wirklich richtig gespielt. Ich bin einfach zu blöd dafür Combos nicht nur auswendig zu lernen, sondern sie anschließend auch noch abzuspulen. Entsprechend nehme ich einfach nur zur Kenntnis, dass nun Teil 11 des Klassikers des Genres rauskommt – interessanterweise immer noch angetrieben von der Unreal Engine in der Version 3. Kann sowieso nicht einschätzen, welche Auswirkungen auf das Meta Neuerungen wie “Fatal Blow” oder “Krushing Blow” haben werden. Da aber NeatherRealm Studios in den neun Jahren seit ihrer Gründung mehr als nur einmal gezeigt haben, dass sie nicht nur Ahnung von Kampfspielen im Allgemeinen, sondern von Mortal Kombat im Speziellen haben, bezweifle ich, dass Fans der Serie ein Rohrkrepierer erwartet.
A Plague Tale: Innocence (14.05.2019; PC, PS4, XONE) – Ich kann meiner Meinung aus dem vergangenen Jahr nicht wirklich was hinzufügen. Ja, es wird von einem Budgetpublisher vertrieben und von einem in diesem Bereich eher unerfahrenen Entwickler gebaut. Aber die Grundidee dahinter ist immer noch cool. Die Geschichte klingt mitreißen, das Setting ist einzigartig, die Atmosphäre in den Trailern genial und das Schleichen/Überleben-Gameplay sehr interessant. Vermutlich wird das Spiel nicht gerade lang und sehr linear sein aber wenn das Spielerlebnis entsprechend intensiv ist, stört mich das nicht. Auf jeden Fall weiter im Blick behalten.
RAGE 2 (14.05.2019; PC, PS4, XONE) – Ich habe letzte Woche endlich mal den ersten und einzigen DLC, The Scorchers, zu RAGE durchgespielt. Die erste Erkenntnis: Selbst mit meiner wesentlich höheren Power unter dem Schreibtisch ist das Texturen-Nachlade-Problem immer noch nicht weg. Die zweite Erkenntnis: Der Shooteranteil macht immer noch Laune. Und die dritte Erkenntnis: RAGE 2 wird damit definitiv nichts zu tun haben. Gut, letzteres war schon nach der Vorstellung des Spiels klar. Aber mit dem frischen Vergleich im Kopf wird noch einmal deutlicher, dass das was Avalanche Studios auf den Markt bringen möchte definitiv abgedrehter, verrückter und farbenfroher ist. Ob es deswegen weniger Spaß macht? Glaube ich nicht. Mir hat Mad Max schon gefallen und das hatte vermutlich nur ein Bruchteil des Budgets von RAGE 2 und nicht ids Shootererfahrung mit im Gepäck. Ich bin entsprechend zuversichtlich, dass ich meinen Spaß damit haben werde.
Team Sonic Racing (21.05.2019; PC, PS4, XONE, Switch) – Sonic and SEGA All Stars Racing sowie Sonic & All-Stars Racing Transformed waren überraschend gute Mario Kart-Ableger. Nach fast sieben Jahren Wartezeit kommt nun endlich der dritte Teil der Rennspielserie von Sumo Digital. Dieses Mal aber ausschließlich mit Charakteren (15 Stück) aus dem Sonic-Universum und dafür in enger Zusammenarbeit mit dem Sonic Team von SEGA. Weiß zwar nicht, was die großartig zu einem Rennspiel beitragen können aber gut. Meine Erwartungen an den Titel sind einfach: Mehr vom Gleichen (neue Strecken, neue Autos, etc.) und das verpackt in schickerer Grafik. Wie der Name schon sagt, ist die Hauptneuerung der Fokus auf Teams. Statt jeder für sich selbst, wird jetzt gemeinsam gewonnen. Es soll ähnlich wie z.B. in Overwatch Teamfähigkeiten geben, ihr sollt euch gemeinsam unterstützen und natürlich auch zusammen die Gegner von der Rennstrecke schießen können. Wie gut das mit der KI funktioniert wird sich zeigen aber im Mehrspielermodus (12 online, 4 offline) könnte das eine echte Gaudi werden. Ich freue mich auf jeden Fall drauf, denn die Vorgänger sind selbst heute noch uneingeschränkt empfehlenswerte Arcade-Racer.
Total War: Three Kingdoms (23.05.2019; PC, MAC, Linux) – Es geht zurück nach Asien. Kein Wunder: Total War: Shogun 2 hat ja schon acht Jahre auf dem Buckel. Und zwar in die Zeit der drei Königreiche. Das allein ist schon interessant. Noch interessanter ist aber, dass es zwei Kampagnen geben soll: Eine, die auf historischen Tatsachen basiert und eine, die auf einem Roman basiert, der logischerweise nicht ganz so exakt die damaligen Vorkommnisse widergibt. Dreimal dürft ihr raten, welche Kampagne mich mehr interessiert . Ansonsten gibt es die übliche Global- und Echtzeitstrategiekost für welche die Serie so bekannt wurde mit ein paar zusätzlichen Funktionen hier und da. Allen voran ein Konzept namens “Guanxi”, das aus euren Generälen quasi kleine Sims macht mit ihren eigenen Problemen und Bedürfnissen. Mal schauen, ob und wie das funktioniert.
Warhammer: Chaosbane (04.06.2019; PC) – Die Liste der offiziellen Warhammer-Videospiele wird länger und länger. Games Workshop scheint die Lizenz weiterhin lieber mit der Gießkanne zu verteilen statt auf Qualität zu achten. Aber gut: Nun also zum allerersten Mal ein Action-Rollenspiel. Vier Charakterklassen stehen zur Verfügung und bis zu vier Spieler können sich online wie offline gleichzeitig über die dutzenden Gegner hermachen. Erinnert nicht nur in Sachen Grafikstil, sondern auch spielerisch stark an Diablo. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Schließlich schauen sich alle Fantasy-Action-Rollenspiele etwas vom Genre-Urvater ab. Das Warhammer-Feeling kommt in den Trailern und Screenshots auf jeden Fall schon einmal gut rüber. Gleichzeitig versprechen die Entwickler sehr viel Inhalt und damit einen hohen Wiederspielwert (180 Skills, 70 Monsterarten, 10 Schwierigkeitsgrade, haufenweise Dungeons, etc.). Ob das am Ende tatsächlich abwechslungsreich ist und ob der bekannte “noch ein Dungeon”-Flow entstehen wird? Ich bin aufgrund des in diesem Bereich vollkommen unerfahrenen Entwicklers Eko Software etwas skeptisch. Aber lassen wir uns überraschen.
The Sinking City (27.06.2019; PC, PS4, XONE) – Ein Horrorspiel zu entwickeln ist nicht einfach, eins mit Einflüssen von H.P. Lovecraft scheinbar fast unmöglich. Zumindest kommen die bisherigen Ergebnisse über den “Geheimtipp”-Status nur selten hinaus. The Sinking City wird es vermutlich nicht anders ergehen – was nicht nur an der Epic Games Store-Exklusivität liegt. Die Geschichte kennt man: In den 20iger Jahren kommt ein Privatdetektiv in eine Stadt in der komische Sachen vor sich gehen. Die Einwohner haben einen mehr oder weniger starken Knall und auch man selbst wird im Laufe des Spiels an den Rand des Wahnsinns getrieben. Soweit so bekannt. Was macht The Sinking City also großartig anders als die bisherigen Cthulhu-Titel? Keine Ahnung. Es bietet eine offene Welt, mehrere Lösungsmöglichkeiten für die Kriminalfälle inkl. verschiedenen Enden, Management des eigenen Wahnsinns und wohl einen vergleichsweise hohen Shooteranteil mit Kämpfen gegen die alptraumhaften Monster. Theoretisch die Bausteine, aus denen man ein gutes Cthulhu-Horror-Adventure stricken könnte. Drücken wir Frogwares die Daumen, dass sie es tatsächlich schaffen.
Und das waren sie, die aus meiner Sicht nennenswerten Titel der kommenden drei Monate. Irgendwas dabei, was euch interessiert? Vieleicht sohar zum Day-1-Kauf animiert? Oder habe ich gar was Wichtiges übersehen? Also außer Days Gone (26.04.2019), dass es schlicht nicht auf meine Liste geschafft hat.