Ich stelle gerade fest, dass wir schon seit drei Monaten nicht mehr über Kingdom Come: Deliverance geredet haben. Und in meiner Freundesliste besitzt das Spiel auch immer noch nur eine Person. Das geht ja gar nicht! Allerdings hatte ich euch ja versprochen, dass es erst einmal keine Einträge mehr zu diesem Meisterwerk geben wird. Ich hatte aber ebenfalls gesagt, dass dieses Versprechen nur bis zur Veröffentlichung des vierten und letzten DLCs gilt. Und siehe da: A Woman’s Lot ist vergangene Woche genauso wie die Royal Edition (Hauptspiel mit allen DLCs) und Patch 1.9 erschienen.
Letzterer behebt nicht nur erneut einen Haufen Bugs (unter anderem so einige unter denen ich leiden musste), es gibt auch wieder ein paar zusätzliche Features und Inhalte. So wurde die Romanze mit Theresa unabhängig vom DLC erweitert, es gibt jetzt Hunde im Spiel (für Henry aber nur mit DLC), wenn es regnet suchen die Bewohner Schutz unter Dächern oder in Häusern (mit Teils amüsanten Ergebnissen), es gibt eine (zufällige) Ego-Perspektive in Dialogen, Performanceverbesserungen und so weiter und so fort. Es ist zwar immer noch bei weitem nicht alles perfekt und das wird es wohl nie sein (rechne nicht mit einem Patch 2.0) aber wer jetzt neu einsteigt dürfte ein relativ problemfreies Spielerlebnis haben.
Kingdom Come: Deliverance – A Woman’s Lot hingegen ist mit 11,99€ der bislang teuerste aber auch gleichzeitig umfangreichste DLC von Warhorse Studios (4-6 Stunden). Ich habe tatsächlich aufgrund des Preises für einige Sekunden mit dem Kauf gezögert. Aber wem soll ich schon was vormachen? Mehr Kingdom Come: Deliverance geht immer. Also habe ich meinen Henry abgestaubt und nun zeigt der Spielzeitzähler 128 Brutto- und 93 Nettospielstunden (vorher 117/85) und ich habe 72/82 Achievements.
Der Inhalt
Wie der Name schon andeutet, stehen in A Woman’s Lot die Frauen im Vordergrund. Technisch gesehen gibt es “nur” zwei neue Quests aber die haben es in sich. Die eine dreht sich um Johanka, ein junge Frau aus Skalitz, die im Kloster von Sasau Unterschlupf gefunden hat. Ihr Freund Matthias liegt im Fieberwahn und sie bekommt im Schlaf Visionen von der Jungfrau Maria. Wie ihr damit umgeht ist wie immer euch überlassen (vermutlich inkl. der Möglichkeit die komplette Questlinie mit der “falschen” Antwort bereits zu Beginn abzuwürgen). Aber ohne viel zu spoilern: Die Inquisition kriegt Wind davon und ist nicht ganz davon begeistert was Johanka da treibt. Das große Finale ist eine Gerichtsverhandlung mit verschiedenen Enden je nachdem was ihr so im Verlauf der Quest macht.
In der zweiten Quest schlüpft ihr hingegen in die Rolle von Theresa mit ihrem Hund Tinker an ihrer Seite. Mit ihr erlebt ihr die Tage vor, während und nach dem Angriff durch Sigismund auf Skalitz. Kleine Warnung am Rande: Friede, Freude und Eierkuchen dürft ihr hier logischerweise nicht erwarten. Die Quest dürfte zu den emotional anspruchsvollsten im ganzen Spiel gehören – und das nicht nur, weil ihr eine Frau spielt. Es empfiehlt sich übrigens, anders als ich es gemacht habe, zuerst die Quest von Theresa zu erledigen. Dort kommt nämlich auch Johanka vor und ihr versteht dadurch ein paar Zusammenhänge in ihrer Quest besser.
Am Ende von Theresas “Abenteuer” gibt es als Belohnung für Henry einen Hund (nein, leider nicht Tinker) und den neuen Skill “Hündeflüsterer”. Dem Hund könnt ihr Befehle erteilen sowie neue beibringen. Er greift Feinde an, findet Sachen für euch (apportiert z.B. getötetes Wild zu euch) und je weniger ihr euch um ihn kümmert, desto weniger hört er auf eure Befehle. Sicherlich ein nettes Feature aber ich als Katzenfan kann damit wenig anfangen .
Beim Christoph meint: Mit Kingdom Come: Deliverance – A Woman’s Lot ist Warhorse Studios definitiv ein würdiger Abschluss für ihr Meisterwerk gelungen. Waren die anderen DLCs ganz nett aber weder herausragend noch ein Pflichtkauf, machen die Entwickler dieses Mal nicht nur alles richtig, sondern schöpfen zudem aus den Vollen. Herausgekommen sind zwei völlig unterschiedliche Questreihen, die mich als Spieler auf ihre Art und Weise mitreißen und in den Bann ziehen. Unterm Strich hat mir Johankas Geschichte zwar besser gefallen als Thereas, auch weil ihr hier mehr Freiheiten habt und den Ausgang beeinflussen könnt. Aber dennoch bewegen sich beide auf einem sehr hohen Niveau und gehören ganz klar mit zum Besten, was das Spiel zu bieten hat. Und jetzt wartet nicht länger: Kauft endlich das Spiel! Spätestens wenn die Royal Edition im Steam Summer Sale heruntergesetzt ist, gibt es keine Ausreden mehr! Ich für meinen Teil habe Kingdom Come: Deliverance aber tatsächlich jetzt deinstalliert. Die restlichen Achievements reizen mich genau so wenig wie der Hund und irgendwann muss auch mal Schluss sein und das Warten auf Teil 2 beginnen .
Noch mehr DLC
Ich habe mich aber nicht nur mit Kingdom Come: Deliverance beschäftigt. Nein, auch WATCH_DOGS ist irgendwie ganz nach oben auf meiner Playlist gerutscht, weil ich endlich mal Teil 2 spielen möchte. Zwar habe ich die Geschichte von Teil 1 schon seit Juni 2014 durch (innerhalb einer Woche) aber es fehlen mir noch ein paar interessante Nebenmissionen und – viel wichtiger – der DLC Bad Blood. Während es im Hauptspiel nur langsam vorangeht (irgendwie habe ich damals echt fast nichts von den Bonussachen gemacht…), habe ich den DLC mittlerweile durch.
Darin schlüpft ihr in die Rolle des legendären Hackers Raymond “T-Bone” Kenney, der auch schon im Hauptspiel eine größere Rolle spielte. Die Geschichte setzt dabei fast direkt ans Ende an. Wie Aiden Pierce möchte T-Bone untertauchen und Chicago hinter sich lassen. Bevor er das jedoch schafft, holt ihn seine Vergangenheit in Form von Tobias Frewer wieder ein. Und wie es sich für Protagonisten mit Herz gehört, kann er ihn natürlich nicht einfach alleine lassen. Zehn Missionen erwarten euch, in denen ihr nicht nur mehr über T-Bone, sondern auch ein paar andere Nebencharaktere aus dem Hauptspiel erfahrt. Außerdem natürlich Dutzende neue Nebenaktivitäten wie Autos klauen, Leute ausknocken und so, die sich aber inhaltlich nicht vom bekannten unterscheiden und sich vor allem sehr schnell wiederholen. Und da die dazugehörigen Achievements zudem verbuggt sind, habe ich tatsächlich einfach aufgehört sie zu machen. Reicht, wenn ich sie im Hauptspiel noch erledigen muss.
Beim Christoph meint: Ich finde, dass WATCH_DOGS immer noch ein tolles Spiel ist und völlig zu Unrecht bei Release nieder gemacht wurde. Mir bereitet es nach fünf Jahren immer noch mächtig Laune und ich finde, es hat sich auch grafisch gut gehalten. Und obwohl ich zugegebenermaßen die Hälfte vom Hauptspiel schon vergessen hatte, war es doch ganz nett in Bad Blood ein bisschen mehr über ein paar interessante Charaktere/Gruppierungen wie z.B. die Daves zu erfahren, die in Aidens Geschichte nur am Rande (bspw. in Audiologs) vorkommen. Vor allem aber ist der alte und erfahrene T-Bone wesentlich sympathischer und menschlicher als Robo-Aiden und macht innerhalb der zehn Missionen eine wesentlich glaubwürdigere und stärkere Charakterentwicklung durch als Aiden im gesamten Hauptspiel. Spielerisch erwartet euch hingegen altbekanntes. Insofern ist der DLC für Fans aber ich vermute, die haben ihn schon lange durch. Und alle anderen greifen eh zur Complete Edition für läppische 5 Euro.
NOCH MEHR GESPIELT!
Und dann gibt es noch einen dritten DLC, den ich aber erst angefangen habe: SIGIL. Ja, nach langer Wartezeit aufgrund von Problemen bei der Produktion der physischen Extras ist John Romeros inoffizielle fünfte Episode für DOOM endlich erschienen. Meine Beast Box (ja, ich habe selbstverständlich zugegriffen) wurde zwar noch nicht verschickt (zumindest habe ich noch keine Mail erhalten) aber zocken kann ich natürlich trotzdem schon.
2016 hatte Romero bereits die Welt mit Remakes von Level 4 und Level 8 der ersten Episode beglückt. Hintergrund war, dass Level 8 anders als der Rest von Episode 1 nicht von Romero, sondern Sandy Petersen gebaut wurde. Das wollte er hiermit beheben. Und bei Level 4 hat damals Tom Hall mit rumgefuscht. Also hat er es auch nochmal komplett neu gemacht. Episode 1 ist quasi nun vollständig von John Romero designt worden und zwar so, wie er es sich damals vorgestellt hatte.
Die Rückkehr des Meisters
Nach diesen “Trockenübungen” folgte nun eine komplette Megawad (8 Level plus ein Secretlevel), die direkt an das Ende von Episode 4 anknüpft. Veteranen werden freilich gleich einwerfen: “Aber am Ende von Episode 4 teleportiert Doomguy doch auf die Erde und DOOM II beginnt?!” und haben natürlich recht. Romero hat nachträglich die Geschichte etwas umgeschrieben. Jetzt sorgt der Ziegendämon Baphomet mit dem namensgebenden Siegel dafür, dass der finale Teleporter euch nicht zur Erde bringt, sondern noch tiefer hinab in die Hölle zieht. Erst wenn ihr den Weg dort herausgefunden habt, geht es dann mit DOOM II weiter. Übrigens für mich unverständlich, warum es für viele Journalisten so schwer scheint diese doch sehr simple Geschichte korrekt widerzugeben. Was man da teilweise für einen Stuss liest…
Inhaltlich ist es DOOM in Reinform. Kein moderner Schnickschnack, keine neuen Assets wie Waffen oder Gegner (nur ein neuer Soundtrack) und stattdessen einfach nur Level Design ala John Romero in Reinform. Dazu gehört ein knackiger Schwierigkeitsgrad (soll ja eine Steigerung zur sowieso schon sehr bösen vierten Episode sein) mit zumindest auf Ultra-Violence wenig Munition und dafür umso mehr Dämonen (inkl. haufenweise Cyberdemons!), immer größere werdende Karten voller Secrets und haufenweise satanische Symbolik (wir sind schließlich tief in der Hölle). Nach den ersten fünf Levels kann ich festhalten: Romero hat es definitiv immer noch drauf und auch ich habe DOOM nicht verlernt. Bin sofort wieder drin gewesen und habe meinen Spaß. Wenn ihr also irgendwo noch eine DOOM.wad rumliegen habt (ja, die aus der DOOM 3: BFG Edition geht ebenfalls), dann unbedingt reinschauen!
Ich geh’ dann mal weiterzocken.