Zu einer Beziehung gehört unter anderem das Bedürfnis Dinge, die man selbst gerne hat, mit dem Partner teilen und gemeinsam erleben zu wollen. Bei mir ist das logischerweise vor allem das Thema “Videospiele”. Und obwohl Lysanda grundsätzlich eine Hardcoregamerin ist (speziell in Tile-Matching-Titeln macht ihr so schnell keiner was vor) und sich zu ihrem Leidwesen gerne in ihre ausgewählten Spiele versteift (egal wie objektiv schlecht sie teilweise eigentlich sind) – etwas gemeinsam zocken oder zumindest zusammen erleben war (und ist) ein schwieriges Thema. Bei Assassin’s Creed Brotherhood und Assassin’s Creed Revelations hat sie mir zwar prinzipiell gerne zugeschaut, weil sie die Geschichte interessant fand. Außerdem hat sie gerne bei den Rätseln geholfen aber das Zwischendrin war verständlicherweise absolut langweilig für sie.
Journey war hingegen bekanntlich aufgrund meiner fehlenden Impulskontrolle (“Geh doch da hin!”) kein Erfolg. Und obwohl ihr Divinity: Original Sin Enhanced Edition grundsätzlich zugesagt hat, kam auch dort mein innerer Kontrollfreak – der zudem sehr ungeduldig zu sein scheint – zu schnell wieder heraus. Dabei hatte sie schon genug mit dem Gamepad zu kämpfen. So sind wir am Ende zwar bis nach Cecil gekommen aber dann haben sich unsere Wege buchstäblich getrennt (sie wollte in der Stadt andere Sachen machen als ich). Die Erkenntnis war damals, dass ich zum einen nicht schon zu viel über ein Spiel wissen darf, da ich sonst in den “Mach’ das und das, sonst passiert das und das”-Modus verfalle. Zum anderen müsste Lysanda erst einmal 1-2 Stunden alleine spielen, um mit dem Spielprinzip und der Steuerung ins Reine zu kommen. Im Ergebnis haben wir es seitdem nicht mehr wieder versucht. Ich zeige ihr zwar hin und wieder einen Titel, der aus meiner Sicht für sie interessant wäre, versuche sie für “einfache” Dinge zu überreden (mal ne Runde Sonic & All-Stars Racing Transformed z.B.) und erzähle ihr natürlich auch von meinem Erlebnissen in den virtuellen Welten. Sie möchte dabei übrigens speziell wissen (und zusehen), wenn ich wie in Kingdom Come: Deliverance mit anderen Weibern unanständige Sachen mache (Anm. v. Lysanda: Nur aus rein wissenschaftlichem Interesse versteht sich). Ja, The Witcher 3: Wild Hunt wird sie umhauen, wenn ich denn mal dazu komme .
Aber als aktiver Spieler bleibt sie dann doch bei ihren Free-2-Play-Smartphone-Spielen wie Cooking Dash oder Best Fiends. Sailor Moon Drops wurde zu ihrem Unmut ja leider Ende März abgeschaltet.
Die Überraschung
Warum erzähle ich euch das alles? Nun, weil wir tatsächlich (dank Azzkickr) endlich ein Spiel gefunden haben, das wir gemeinsam Zocken. “Zusehen wie ich mit virtuellen Weibern rummache” ist dabei das perfekte Stichwort. Der Titel, der uns endlich zusammengebracht hat, ist nämlich HuniePop. Ziel dieser Dating-Simulation für Erwachsene (=schon in der zensierten Version viel nackte Haut – der Uncut-Patch steht auf der Entwicklerhomepage bereit) ist es mit einem Haufen Klischee-Mädels ins Bett zu steigen (entweder als Mann oder Frau). Also nichts Neues in der Welt der zahllosen, qualitativ eher minderwertigen Hentai-Puzzle-Spiele auf Steam? Doch, denn in HuniePop steckt tatsächlich ein guter und erstaunlich tiefgründiger Titel. Zumindest für dieses Genre. Es ist natürlich am Ende doch kein Mass Effect oder Dragon Age.
Das Grundprinzip ist zweigeteilt: Die eine Hälfte redet ihr mit den Mädels und überhäuft sie mit Geschenken – dazu später mehr. Die andere Hälfte besteht aus einem echt anspruchsvollen Tile-Matching-Spiel, welches das eigentliche Date mit eurer Angebeteten darstellen soll. Ziel ist es hier durch das Tile-Matching eine gewisse Punktzahl zu erreichen, die nach jedem erfolgreichen Date ansteigt. Erschwert wird die Sache dadurch, dass die Mädels unterschiedliche Vorlieben haben. So mag die schüchterne Computerspielerin Nikki (wie gesagt alles Klischeedamen) Talenttoken und wird von Sex-Token abgestoßen (=weniger Punkte für einen Match). Außerdem gibt es noch ein Passionslevel (=grundsätzlich mehr Punkte pro Match), das es gilt hochzutreiben und ihr könnt bis zu sechs Geschenke pro Date – genug Sentimentalität vorausgesetzt – einsetzen, um bestimmte Boni zu aktivieren. Beispielsweiße wandelt der pinke Teddybär alle gebrochenen in normale Herzen um.
Schafft ihr die Punktzahl zu erreichen, gibt es als Belohnung nicht nur Geld, sondern eure Beziehung zur Dame steigt eine Stufe höher. Und das wollt ihr logischerweise erreichen, denn nach vier erfolgreichen Verabredungen ist das nächste Ziel euer Bett . Außerdem sind die Damen massiv enttäuscht von euch, wenn ihr das Date versiebt. Das will man ja nicht.
Reden?!
Der andere Teil des Spiels ist wie erwähnt das Anbandeln mit den Mädels. Anders als die Pornos suggerieren reicht hier leider nicht “Warum liegt hier Stroh rum?!” zu sagen. Ihr müsst euch schon etwas mehr anstrengen, um die begehrten Hunies einzusammeln. Die braucht ihr, um euren Charakter hoch zu leveln und damit mehr Punkte im Tile-Matching-Teil machen zu können. Die zweite Währung, Geld, erhaltet ihr hingegen nur nach erfolgreichen Dates (=je schwieriger das Date, desto mehr Geld). Mit dem Geld kauft ihr Geschenke, Essen oder Alkohol. Ja, ihr müsst eure Damen auch versorgen. Sind sie hungrig, reden sie weder mit euch noch gehen sie auf ein Date. Alkohol hilft hingegen den Schwierigkeitsgrad des Tile-Matching-Parts zu reduzieren. Aber echte Männer und Frauen schaffen das freilich ohne.
Durch eure Gaben an die Damen schaltet ihr hingegen Sachen wie Haarstile oder Geschenke zur Benutzung in den Verabredungen frei und erhöht die Menge an Hunie, die ihr durch Gespräche erhaltet. Erneut gilt: Jede Dame hat ihre ganz eigenen Vorlieben. Zum Glück sind im virtuellen Shop die Sachen entsprechend gekennzeichnet. Ihr müsst euch also nicht zwingend merken, dass Kyanna auf alles scharf ist, was mit Fitness zu tun hat. Die Dialoge sind simpel und bestehen immer aus einer Multiple-Choice-Frage bzw. -Antwort, je nachdem ob ihr das Mädel etwas fragt oder von ihr gefragt werdet. Durch ersteres erfahrt ihr mehr über die Dame (z.B. ihr Gewicht oder ihre Körbchengröße). Letztere sind hingegen entweder gemeine Wissensabfragen (erinnert ihr euch noch dran, was die Frau auf eure Fragen geantwortet hat) oder allgemeine Lebensfragen wie “Magst du Frauen, die sich untenrum rasieren?”, bei denen ihr je nach Persönlichkeit der Dame antworten müsst, um die Hunies einzusacken und nicht nach euren realen Vorlieben. Die Yoga-Lehrerin Beli findet es logischerweise nicht gut, wenn ihr Spiritualität als Blödsinn einstuft. Achtung: Für eine ernstzunehmende Beziehung ist dieses Vorgehen nicht zu empfehlen.
Tagesablauf
Ein weiteres taktische Element kommt dadurch hinzu, dass der Shop im Spiel jeden Tag ein anderes Angebot hat und die Frauen auch ihren eigenen Tagesablauf. Nicht jede könnt ihr zu jeder Uhrzeit in der Woche antreffen. Das ist nicht nur für das entscheidende, letztes Date wichtig (in dieser Welt möchte z.B. niemand nachmittags rammeln), sondern ebenfalls für das Freischalten der unterschiedlichen Outfits. Je nach Tageszeit findet eure Verabredung an einem anderen Ort statt und die Dame hat entsprechend etwas anderes an. Und nein, der Kleiderschrank besteht nicht nur aus freizügigen oder Klischee-erfüllenden Sachen. Die gibt’s zwar, dafür aber auch überraschend viel “normales”. Oder ich kenne einfach die dazugehörigen Fetische nicht – ebenfalls möglich.
Während das mittelfristige Ziel also schlicht ist mit allen ins Bett zu steigen und damit alle vier Bilder für jedes Mädel zu bekommen, ist die Fleißaufgabe alles über alle zu erfahren, ihnen alle zur Verfügung stehenden Geschenke zu geben und die jeweils sechs Haarstile und Outfits freizuschalten.
Beim Christoph meint: Meine Wertung sind ganz klare , auch wenn wir technisch gesehen noch nicht komplett durch sind (einen der versteckten Charaktere müssen wir noch rumkriegen). Die hohe Wertung kommt logischerweise voll und ganz daher, dass ich es zusammen mit Lysanda spielen kann. Sie kümmert sich um die Tile-Matching-Sequenzen, während ich mehr für das Strategische (wann gehen wir zu wem) und das Reden zuständig bin. Und was zusammen mit meiner Frau spielen zu können macht selbstverständlich noch einmal viel mehr Spaß, als wenn ich es nur alleine machen würde.
Doch selbst wenn ich diesen Punkt außer Acht lasse, ist HuniePop ein überraschend guter und qualitativ hochwertiger Vertreter seines Genres. Er ist tiefgründiger und taktisch anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick den Anschein hat und bietet zudem ein gutes Gedächtnistraining (wenn ihr nicht cheatet und nebenbei einen Guide offen habt), das nicht realistischer sein könnte. Okay, Lysanda hat mich noch nicht abgefragt ob ich ihre Körbchengröße noch weiß – für den Kauf von Geschenken ist es aber dann doch wichtig zu wissen . Wer also kein Problem mit nackten Animemädels in seinem Tile-Matching-Spiel hat, der macht mit einem Kauf aus meiner Sicht absolut nichts verkehrt.
Freut mich, dass ihr mit dem Geheimtipp euren Spaß habt. Ich warte sehnlichst auf den zweiten Teil :)