Meine erste Station in Hessen

Es ist tatsächlich auch schon wieder fast zehn Jahre her, seit ich Bayern verlassen habe und zu einem Hessenbock wurde. Mein damaliger Mietvertrag startete am 16. August 2014 und am 1. Oktober trat ich meine neue Stelle in Darmstadt an – auf der ich immer noch sitze. Ich weiß: Viel zu lang! Schließlich soll man doch spätestens alle fünf Jahre wechseln oder so. Aber das ist heute nicht unser Thema. Stattdessen habe ich mit dem Wechsel des Bundeslandes zwar drei Feiertage verloren, dafür jedoch das Recht auf eine Woche Bildungsurlaub jedes Jahr “erworben”. An sich also gar kein schlechter Deal :wink: .

Allerdings habe ich meinen ersten Bildungsurlaub erst Ende 2016 angetreten, wie ich gerade feststellen musste. Meinen Anspruch für 2014 und 2015 habe ich scheinbar verfallen lassen. Fragt mich nicht warum. Vermutlich kannte ich das Konzept einfach noch nicht so richtig und/oder hatte (unbegründete) Vorbehalte. Das Thema ist ja selbst heute immer noch vergleichsweise unbekannt – und so mancher Arbeitgeber tut sein Übriges, um einen davon abzuhalten Bildungsurlaub zu nehmen. Ich kann es weiterhin absolut nur empfehlen für alle, die darauf Anspruch haben. Mehr Infos gibt es immer noch auf der Seite Bildungsurlaub.de oder euren lokalen Volkshochschulen.

Und der Vollständigkeit halber hier die Übersicht über meine bisherigen Bildungsurlaube. Soweit vorhanden, sind meine entsprechenden Einträge dazu verlinkt.

Und 2024? Nun, der fand just letzte Woche statt und hieß

Stressbewältigung durch Achtsamkeit in Gesellschaft und Beruf

Das Handout

Hinter dem sperrigen Titel versteckt sich die Methode Mindfulness-Based stress Reduction (MBSR). Sie wurde 1979 vom Verhaltensmediziner Jon Kabat-Zinn und seinen Kollegen der Stress-Reduktions-Klinik an der Universität von Massachusetts entwickelt. Die Wirksamkeit dieser Methode wurde über die Jahre wohl durch so einige wissenschaftliche Studien bestätigt. Ist also kein Esoterikkram, wie unsere Trainerin ebenfalls betonte. Allerdings ist es mal wieder so ein Fall, wo ich als Laie mich frage “Dafür brauchte es eine Studie?! Ist doch klar, dass sich durch stilles Rumsitzen mein Stresslevel senkt!” :smile: Und obwohl Herr Kabat-Zinn dem ganzen eine Struktur und einen Namen gegeben hat, ist das an sich alles nichts Neues, sondern wird vor allem in Religionen wie dem Buddhismus schon seit hunderten von Jahren praktiziert. Kabat-Zinn ist zudem nicht allein auf dem Gebiet unterwegs.

Ich sein

Nun, fangen wir von vorne an: Achtsamkeit bedeutet in diesem Zusammenhang einen bestimmten Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand einzunehmen. Also nicht die Achtsamkeit gegenüber anderen Menschen, sondern gegenüber sich selbst. Ziel ist es im Moment/der Gegenwart zu sein und euch ohne Urteil darauf zu konzentrieren, statt im gestern oder morgen festzuhängen oder sich auf andere Art und Weise ablenken zu lassen. Man könnte es auch als eine spezielle Art der Meditation beschreiben. Und ja, mit geschlossenen Augen einfach nur dasitzen ist eine der dazugehörigen Übungen. Sowieso gibt es viele Überschneidungen mit anderen Methoden, die hier allerdings etwas anderes eingesetzt werden. So gibt es Übungen aus dem Yoga und dem Thai Chi und der Bodyscan (jedes Körperteil wird erfühlt).

Den Großteil der Woche haben wir entsprechend in Stille verbracht – im Sitzen, im Liegen, im Gehen, beim Essen und bei den leichten “Sporteinlagen”. Und das dann alles sehr bewusst. Kein Gedankenkreiseln, keine Planung des Abendessens, kein Zurückdenken an frühere Bildungsurlaube. Stattdessen das alles ausgeblendet, indem wir uns z.B. auf die eigene Atmung konzentriert haben und darauf, wie bei jedem Schritt der Fuß auf den Boden aufkommt. Oder die Umgebung wahrnehmen (singende Vögel, das Grün am Wegesrand, etc.) und die Bewegung des Arms während der Thai-Chi-Runde. Weitere Möglichkeit: Beim Essen und Trinken so richtig seine Kost genießen. Sie mit allen Sinnen erfassen (Sehen, Tasten/Fühlen, Riechen, Hören, Schmecken) und den Akt auf seine Art quasi zu zelebrieren. Wenn ich Wein trinken würde, würde ich es vermutlich mit einer Weinprobe vergleichen. Alles in allem auf jeden Fall auf der einen Seite irgendwie ungewohnt aber gleichzeitig sehr erholsam und meditativ – zumindest, wenn man sich darauf einlassen kann. Für die hibbeligeren unter uns ist das wahrscheinlich nichts.

Die Grundhaltungen

Achtsam Zähneputzen (unnötiges Symbolbild)

Diese Übungen sind jedoch faktisch nur Hilfen zum Verständnis und zur Unterstützung der Umsetzung von Jon Kabat-Zinns Konzept. Am Ende des Tages geht es darum seine innere Haltung anzupassen und dadurch mit Stresssituationen besser umzugehen. Schließlich können wir uns vermutlich selten aus einem Streitgespräch mal kurz rausnehmen, um ein paar Yoga-Übungen zu machen. Wobei das vermutlich den Gegenüber vielleicht auch so überrumpeln würde, dass die Sache schon allein dadurch entschärft ist :smile: . Um das eigentliche Ziel “in der Gegenwart sein” zu erreichen, ist es entsprechend wichtig die sieben Grundhaltungen zu verinnerlichen:

  • Nicht werten/urteilsfrei (non-judging) – Das klingt im ersten Moment heftiger, als es tatsächlich ist. Und zwar geht es nicht darum Dinge nicht mehr zu bewerten. Das können wir als Menschen gar nicht. Stattdessen ist es das Ziel… nun ja, achtsam zu sein. Sich also bewusst zu sein, dass man gerade eine Bewertung macht und zu akzeptieren, dass es so ist. Das hilft aus der Situation heraus zu kommen und mit ihr besser umzugehen bzw. ggf. sogar neu zu bewerten.
  • Loslassen (letting go) – Im MBSR spricht man davon den Autopiloten auszuschalten. Freilich hält der uns auch am Leben. Schließlich wollen wir nicht jeden Moment daran denken ein- und auszuatmen. Aber unsere Lebenserfahrung hat dazu geführt, dass er mitunter in Momenten anspringt, wo es vielleicht sinnvoll wäre sich seinem Tun bewusst(er) zu sein. Es geht also darum diese Denkmuster mal loszulassen und neue Erfahrungen zuzulassen.
  • Akzeptanz (acceptance) – Auch hier ist die Überschrift im ersten Moment vielleicht etwas irreführend. Es bedeutet nicht einfach nur alles hinzunehmen. Stattdessen ist erneut ein bewusst werden gemeint. Anzuerkennen, dass gerade etwas so ist wie es ist und so eine Distanz aufzubauen. Dank dieser Distanz kann man dann gelassener mit der Situation umgehen.
  • Müheloses tun/Nicht-greifen (non-striving) – Mit Eindeutigkeit hatte es der Herr Kabat-Zinn echt nicht. Aber vielleicht gehört das mit zur Achtsamkeitsübung? Naja, auf jeden Fall ist hiermit gemeint nicht an die Zukunft zu denken, sondern die Gegenwart zu erkennen und zu nutzen. Sie ist schließlich das, was wir gerade verändern können. Oder anders ausgedrückt: Das tun, was gerade dran ist und nicht das, was man glaubt tun zu müssen.
  • Anfängergeist (beginner’s mind) – Vereinfacht gesagt die eigene Erfahrung vor der Tür lassen und stattdessen ohne Erwartungen und damit unvoreingenommen an eine bekannte oder neue Sache herangehen. So kann man beispielswiese jedes Mal wieder neu erleben, wie sich das Gras unter den nackten Füßen anfühlt. Oder eine Rosine neu entdecken. Ja, wir haben die Rosinenübung gemacht. War tatsächlich nicht so schlimm, wie ich gedacht habe als Nicht-Rosinen-Esser. Und wer von uns hätte jemals laufen gelernt, wenn wir nicht so oft gescheitert wären, bis es funktioniert hat?
  • Vertrauen (trust) – Diesen Punkt könnte man als “auf sich selbst hören” zusammenfassen. Es geht darum mehr Vertrauen in sich selbst zu haben. Auf die innere Stimme zu hören und die Meinungen anderer mal auszuschließen. Viel zu oft sind wir nämlich mehr damit beschäftigt uns zu fragen, was jemand anderes denkt. Dabei wäre es am Anfang wichtiger zu klären, was man eigentlich selbst möchte.
  • Geduld (patience) – Eine Tugend, die in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist. Zu erkennen und zu verinnerlichen, dass schlicht alles im Leben seine Zeit braucht und es nichts bringt immer allem hinterher zu hetzen. Das hilft dann auch in Stresssituationen mit mehr Ruhe und Gelassenheit zu reagieren.

Klingt irgendwie alles sinnvoll, oder nicht? Ich kann mir ebenfalls vorstellen, dass es uns als Menschheit sicherlich ein bisschen besser ginge, wenn wir das alle verinnerlicht hätten. Aber auf dem Papier klingt das freilich immer einfacher als es in die Realität umzusetzen. Andererseits: Ein bisschen ist immer noch mehr als gar nichts. Also beim nächsten Mal die Karotte vielleicht mal ein wenig achtsamer schnippeln!

Meine Erfahrung

So viel also grob zum Konzept des MBSR. Das Original ist wohl ein achtwöchiger Kurs, in dem dann auch mal sechs Stunden lang einfach nur still dagesessen wird. Das haben wir im Bildungsurlaub dann doch nicht gemacht. Neben den Achtsamkeitsübungen haben wir viel Selbstreflexion mit anschließender Besprechung zu zweit und der Gruppe gemacht. Zugegeben: Da war ebenfalls Achtsamkeit mit im Spiel. Nämlich achtsames Zuhören. Es durfte in den Zweiergruppen nur jeweils einer für ein paar Minuten sprechen, der andere hörte nur achtsam zu. An sich ebenfalls nix Neues, aber einfach fällt das einem mitunter trotzdem nicht so ganz. Das Bedürfnis nachzufragen, einzuhaken, seine eigenen Erlebnisse mitzuteilen ist schon extrem groß. Diese Gedanken loszulassen und einfach nur für den anderen da zu sein, zählt zur Achtsamkeit. Das ist allerdings nur die extremste Form. Auch normale Gespräche lassen sich achtsam führen :smile: .

Unterm Strich habe ich durch den Bildungsurlaub nichts bahnbrechendes Neues über mich erfahren. Er hat mir jedoch so intensiv wie noch nie gezeigt, wie wichtig es für mich ist achtsames Verhalten wirklich zu leben. Ich bin definitiv mehr so der Typ “muss alles gleich machen”. Derjenige, der sein Mittagessen in sich reinschaufelt und dabei auf dem Handy rummacht/am Computer sitzt. Sprich: Viel von meinem Stress mache ich mir tatsächlich selbst. Dass das mir und meiner Umgebung nicht gut tut, erlebe ich immer wieder. Und im Gegensatz zu manch anderem Kurs ist MBSR definitiv alltagstauglich. Beim Zähne putzen sich einfach nur darauf zu konzentrieren, beim Essen das Handy weglegen und solche Dinge – das ist nicht wirklich kompliziert oder anspruchsvoll. Man muss es halt machen.

Für mich war der Bildungsurlaub Stressbewältigung durch Achtsamkeit in Gesellschaft und Beruf tatsächlich der bislang beste, den ich hatte. Das lag zum einen an der Methode, die scheinbar echt genau mein Ding ist (war früher Tagträumer und still rumsitzen kann ich). Aber auch an der fantastischen Gruppe (alles Frauen bis auf mich… leider immer noch ein Dauerzustand in Bildungsurlauben). Wir waren alle auf derselben Wellenlänge und haben uns voll auf das Thema eingelassen. Keine unruhigen Störenfriede, sondern einfach nur in Harmonie Achtsamkeit geübt. So gechillt, wie in dieser Woche, habe ich mich glaube ich schon lange nicht mehr gefühlt – wenn überhaupt jemals. Jetzt heißt es an diesem positiven Erlebnis festzuhalten und es zu verinnerlichen!

Warum sind “alle” (ich hab‘ erst ein paar gesehen) von diesen älteren, total abgefeierten “Kult”-Cyberpunk-Anime so unglaublich fragwürdig und komisch? Ghost in the Shell, Neon Genesis Evangelion und jetzt auch noch Akira*. Ich kann es nur bedingt nachvollziehen, warum der Kram selbst heute noch so hochgejubelt wird. Dabei stehe ich alten Werken ja per se aufgeschlossen gegenüber und versuche die Entstehungszeit mit zu berücksichtigen. Zeigt doch schon meine Film-Top 10 (die sich seitdem glaube ich nicht wirklich geändert hat).

Um mir aber gleich wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen: Selbstverständlich verstehe ich es, wenn jemand heutzutage z.B. mit StarCraft (1998) nichts mehr anfangen kann. Das Echtzeitstrategiegenre hat sich gerade wegen dem Erfolg von Titeln wie diesem weiterentwickelt. Insofern ist es bei den Animes vermutlich einfach ein Fall von “man musste damals live dabei gewesen sein, um es zu verstehen”. Denn ja, alle drei waren definitiv sehr einflussreich. Sonst würde es nicht so viele Bezüge darauf geben und sie bis heute so gefeiert werden. Aber es ist trotzdem irgendwie demotivierend jetzt schon das dritte Kultobjekt endlich mal gesehen zu haben und es nicht einmal ansatzweise gut zu finden. Wie wird das erst, wenn wir zu den Studio Ghibli-Filmen kommen?

(Cover)

Akira* (1988; DV, 2023er Syncro) – Basierend auf dem Film könnte ich euch echt nicht so recht sagen, worum es eigentlich geht und vor allem, warum es mich als Zuschauer interessieren sollte. Aber mittlerweile habe ich den Wikipedia-Artikel gelesen. Also hier die Grobzusammenfassung:

1988 ist in Tokio irgendwas explodiert (das “was” wird immerhin beantwortet), was aussah wie eine Atombombe und den 3. Weltkrieg auslöste. Im Jahr 2018 ist die Stadt wieder aufgebaut aber in einem erbärmlichen Zustand. Bikergangs und Banden beherrschen die Straßen, es gibt Unruhen und Proteste und hier und da explodiert auch mal eine Bombe ausgelegt von Revolutionären. Unser Protagonist ist ein fragwürdiger, jugendlicher Charakter namens Shōtarō Kaneda. Er ist selbst Anführer einer Bikergang und fährt das ikonische rote Motorrad, das man häufig als Hommage an den Film sieht. Eines Nachts legen sie sich mal wieder mit einer feindlichen Gang an. Dabei überfährt Tetsuo Shima fast ein Kind, das aussieht wie ein alter Sack und wird verletzt. Die Regierung und/oder eine Geheimorganisation sackt ihn mitsamt dem Kind ein und schon werden Kaneda und seine Freunde in etwas größeres mit reingerissen. Und zwar geht es um Menschen, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Am Ende steht die gesamte Stadt erneut vor dem Untergang und nur Kanedas enge Freundschaft zu Tetsuo hilft das Schlimmste zu verhindern. Okay, von mir aus. Ich hätte gerne meine zwei Stunden Lebenszeit wieder oder wie die jungen Leute heute sagen.

Immerhin: Selbst Fans des Films sind sich wohl einig, dass die Erzählung nichts taugt. Es wäre die erste Hälfte des ersten und die letzte Hälfte des letzten (6.) Bandes des Mangas mehr schlecht als recht zusammengemixt. Entsprechend fehlt wohl extrem viel Kontext und Charakterentwicklung. Man muss also mal wieder den Manga lesen, um es zu verstehen. Wie ich sowas liebe :tongue: . Aber in technischer und visueller Hinsicht wäre der Anime wohl damals seiner Zeit weit voraus gewesen. So war nicht nur ein absolutes Dreamteam daran beteiligt. Er verzichtete auch auf die damals übliche Recycling-Technik. Sprich statt nur wenige Teile einer Szene zu animieren und diese dann zu wiederholen, wurde tatsächlich fast alles durchanimiert (inkl. Computerunterstützung). Das macht die Sache auf dem Papier wesentlich flüssiger und detaillierter, in der Realität fand ich so einige Stellen langatmig und komisch… schwammig? Quasi auf der einen Seite Stop-Motion aber dann halt doch nicht, was zu einer Art wabbeligen Effekt führt. Beispielsweise als Tetsuo im Krankenhausbett liegt und die Spielzeuge zu ihm hochklettern.

Dazu kommt, dass alle Charaktere wirken, als wären sie zu lange im Fitnessstudio gewesen. Vor lauter Muskeln können sie deshalb ihre Arme nicht mehr an den Körper anlegen. Vielleicht haben aber auch alle einfach nur breite Schultern oder die Kleidung ist so geschnitten. Egal warum: Es wirkt unfreiwillig komisch. Die Gesichtsausdrücke sind ebenfalls wenig überzeugend und beispielsweise Kaneda eher das buchstäbliche Schlappmaul in vielen Szenen. Wobei man das wiederum auf “typisch Anime” schieben könnte. Einzig Neo-Tokyo an sich macht durchaus was her und lässt verstehen, warum Akira mit zu den Begründern des Cyberpunk-Genres gezählt wird. Interessanterweise ist der Akira-Manga im gleichen Jahr wie Blade Runner* erschienen. Es kann also keiner voneinander abgekupfert haben.

Fazit

Wie ihr seht: Viel abgewinnen konnten Lysanda und ich dem Gezeigten weder in erzählerischer noch in optischer Hinsicht. Und leider fanden wir auch den vielgelobten Soundtrack ziemlich Banane. Vor allem dieses Geklappere mit Stöckchen (ja, ich weiß, dass es sich um ein traditionelles, japanisches Instrument handelt) während der Verfolgungsjagden passte so überhaupt nicht zum Geschehen. Somit bleibt mir am Ende nur zu sagen: 2 von 5 Sics. Ich habe es wie immer nicht bereut ihn mal gesehen zu haben, um mein Allgemeinwissen aufzufrischen. 2-3 Sachen waren außerdem durchaus cool wie z.B. ein Teil der Motorradszenen trotz des Soundtracks. Aber unterm Strich leider wieder einmal ein Werk, das ich irgendwie nicht wirklich zum Pflichtprogramm eines Anima-Neueinsteigers zählen würde. Und ja, ich bin mir bewusst, dass mich v138 dahingehend schon anno 2015 vorgewarnt hatte :smile: .

So viel Käse zum Essen!

Nein, das ist noch nicht der finale Eintrag über Käse. In der Gefriertruhe schlummern laut meiner Tabelle noch zwölf Sorten, die noch nicht meinen Gaumen berührt haben. Doch Zuwachs gab es in den letzten Monaten so gut wie keinen mehr. Trotz angeblich weltweit 4.000 existierenden Käsesorten, scheine ich das Sortiment von tegut jetzt weitestgehend erschöpft zu haben – zumindest was Käse betrifft, der auch mal runtergesetzt ist. Gibt vielleicht die ein oder andere Sorte, die so gut bei den Kunden ankommt, dass sie nie einen roten “Reduziert”-Aufkleber kriegt. Aber bei fast 200 Käsevarianten, die ich bislang probiert habe, habe ich sowieso schon genug Auswahl.

Immerhin neun Stück davon haben die absolute Bestnote (1). Auf Platz 2 mit Note 1,5 tummeln sich derzeit sieben Stück. Dann kommen 72 mit Note 2 und bei 26 gab es grad noch so die Note 2,5. Alles darunter (71) kommt mir nicht mehr ins Haus. Und ja, in meiner privaten Liste habe ich 0,5er Schritte. Wurden einfach zu viele Käse mit gleicher Wertung. Für euch runde ich aber immer ab oder auf. Lebt damit :tongue: .

Allgemeine Erläuterungen

Die reduzierte Ware in der Käsetheke des tegut besteht meist aus einzeln verpackten Teilstücken. Insofern sind wir abhängig davon, was tegut auf den Kassenzettel schreibt – was mitunter nicht ganz so viel ist. Somit fehlen uns beispielsweise in einigen Fällen die genauen Herstellernamen.

Für mich unterscheide ich drei Käsearten: Schnittkäse, Hartkäse und Weichkäse (Schmelzkäse zähle ich hier ebenfalls dazu). Die Fußkäseskala sagt hingegen aus wie stark der Käse aus meiner Sicht riecht (von Fußkäseskala 0 für “gar nicht” bis zu Fußkäseskala 3 “stinkt durch die Kühlschranktür bis zum anderen Ende der Stadt”). Meine Bewertungsskala geht von Super guter Käse (Super gut) bis Bäh-Käse(Bäh) und die Preise sind logischerweise zum einen die von tegut und zum anderen zum Zeitpunkt unseres Kaufes und ohne die Reduzierung. Kann sich in der Zwischenzeit geändert haben. Wo keine Preise stehen, haben wir sie schlicht vergessen aufzuschreiben. Die Reihenfolge ist hingegen die, in der ich den jeweiligen Käse probiert habe.

Bio Wiesen Rebell

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 34,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Schmeckt so gut wie alle Rebellen bislang. Die Kräuter am Rand geben ihm einen netten, zusätzlichen Touch – sowohl geschmacklich als auch optisch.

Bio Schwäbischer Rahmkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Vollmilch
Preis pro kg: 29,99€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Der Geschmack ist etwas fragwürdig. Und zwar hat er einen komischen Nachgeschmack. Er ist nicht bitter, sondern irgendetwas anderes. Das ist doof, weil er mir ansonsten ganz gut gefallen hat und sogar schick aussieht (hat kleine Löcher). Aber der Nachgeschmack ist einfach Mist.

Alter Schwede

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,99€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 3
Wertung: Bäh-Käse

Schmeckt wie er riecht und er hält definitiv, was er verspricht: Alt, gammelig und bitter. Oder um es deutlicher auszudrücken: So stelle ich es mir vor an einem alten Schweden zu lecken.

Gouda mild

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Hat nicht den idealen Käsegeschmack für mich. Er hat nämlich eine leicht bittere Note. Der mittelalte Gouda ist da besser. Und im Vergleich zum jungen Gouda ist dieser hier etwas milder im Geschmack.

Landana Winter Gouda

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 11,79€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Eine Art aromatischer Gouda. Er hat mehr Eigengeschmack als Gouda und ist einfach nur gut.

Gouda jung

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 17,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

“Reift außerhalb der Packung!” könnte man drauf schreiben. Zumindest schmeckt er mir besser, wenn er schon länger offen ist. Wie geschrieben ist er etwas intensiver im Geschmack als der milde Gouda aber er hat trotzdem diese komische Goudanote, die ich nicht ganz so mag. Bitte? “Es ist doch auch ein Gouda!”? Ja, schon aber es gibt halt bessere Goudas.

Kaltbach Appenzeller

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 36,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Ein sehr bröseliger Käse. Könnte aber auch am Einfrieren liegen. Geschmacklich ist er okay – ich hatte tatsächlich mit Schlimmerem gerechnet. Grund dafür war der Geruch und die schwarze Rinde. Da hatte ich mit einem sehr bitteren Produkt gerechnet aber das tritt definitiv nicht zu. Kann man essen, muss man aber nicht.

Beemster Graskaas

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Super guter Käse

Geschmacklich angenehm, leicht cremig und ein bisschen süßlich. Schmeckt wie guter Käse schmecken sollte.

Bio Kesselmeister Kleehorn

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

Die Bockshornkleesamen sind sehr dominant im Geschmack, was ihm eine herbe Note verleiht. Wenn man das mag, dann ist er soweit okay. Mein Fall ist es aber nicht.

Petit Camembert Isigny Ste Mere

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 31,93€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Naja-Käse

Hat die normale Camembert-Konsistenz und schmeckt zum Glück nicht, wie er riecht. Stattdessen wird er eher süßlich im Mund. Gleichzeitig ist der Rand aber etwas bitter und dieser Kontrast ist mir einfach zu stark. Immerhin: Er kommt in einer schicken, kleinen Holzbox daher.

Bio Schllerb. Brie (?)

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Da ist beim tegut wohl jemand beim Schreiben des Zettels auf die Tastatur gefallen. Wir konnten nicht herausfinden, was es genau für ein Brie ist. Aber das ist auch nicht weiter schlimm. Er hat die typisch herbe Brienote – nur ein bisschen herber und intensiver. Ansonsten einfach nur ein 08/15-Brie.

Tomme de Savoie

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Bäh-Käse

Geschmacklich nicht mild fein, sondern komisch säuerlich. Außerlich hat er weiss/bräunlichen Schimmel. Lässt ihn etwas unappetilich aussehen – was er aus meiner Sicht auch ist.

Maasdamer

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 14,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Noch so ein “Riecht, wie er schmeckt”-Käse. In diesem Fall riecht er nach nicht viel und schmeckt entsprechend nach nicht viel. Leicht säuerlich/bitter aber ansonsten nix. Je länger man drauf kaut, desto mehr kommt etwas Geschmack hervor. Aber es macht nicht viel Spaß. Auch, weil er sehr trocken ist. Immerhin: Ausnahmeweise mal ein Käse mit Löchern.

Dorfkäserei Geifertshofen St. Barbara mittelalt

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 34,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Bäh-Käse

Bisschen bitter, bisschen säuerlich – ansonsten schmeckt er nicht nach viel. Hat mir überhaupt nicht gefallen.

Bio Comté

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 32,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

Joa… Käse halt. Schmeckt nicht nach viel. Sehr, sehr mild quasi.

Allgäuer Hofkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 18,95€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Hat nicht wirklich viel Eigengeschmack. Es kommt nur eine leicht säuerliche Note hervor.

Weltmeisterkäse

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Keine Ahnung, was an diesem Käse “weltmeisterlich” sein soll. Es ist kein Käse aus der Hölle, aber auch nicht wirklich viel besser. Liegt daran, dass er einfach nur ziemlich bitter schmeckt – und ansonsten nach nichts. Magsch ned’!

Bio Weinberg Käse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Schmeckt erst nach nix, dann sehr mild und leicht säuerlich. Braucht aber definitiv ein bisschen, bis das rauskommt.

Dolomitenkönig

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Fühlt sich sehr trocken an und schmeckt bitter. Nein, danke!

Reblochon Käse

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Naja-Käse

Die Rinde schmeckt irgendwie bitter und muffelig. Das färbt auch etwas auf das Innere ab, das ansonsten eher wie Camembert ist.

Müritzer Käse
Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 17,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter KäseEin angenehmer, leichter Geschmack und ein leicht säuerlicher Abgang. Je länger man ihn im Mund hat, desto mehr kommt das Säuerliche heraus. Gefällt mir insgesamt gut.
Beemster Pikant

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Super guter Käse

Hat einen angenehm intensiven Geschmack. Er ist ein bisschen säuerlich und nicht so cremig wie der Beemster Graskaas aber dafür kräftiger im Geschmack.

Andechser Natur Bioländer

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Pasteurisierte Kuhmilch
Preis pro kg: 19,93€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

Gibt’s nicht viel zu sagen: Leicht bitter und fühlt sich trocken im Mund an. Ich würde ihn als “Gouda in Bitter” bezeichnen.

Bio Raclettekäse
Typ: Hartkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 14,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-KäseEr ist zum überbacken okay, aber zum so essen? Taugt er nichts. Er ist bitter und hat zusätzlich einen komischen Geschmack mit drin.
Dorfkäserei Geifertshofen Bio Bühlentaler Dorfkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 3
Wertung: Naja-Käse

Er hat einen säuerlicher Geschmack und ist irgendwie komisch im Mund. Erst cremig, dann glatt und zum Schluss irgendwie schmierig. An sich nicht unangenehm aber mit dem säuerlichen habe ich es nicht so.

Espresso Käse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 37,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

Den namensgebenden Kaffee schmeckt man nur leicht an der Rinde. Vermutlich ganz einfach deshalb, weil er nur dort zu finden ist. Er wird nämlich als Konservierungsstoff genutzt. Der Käse an sich schmeckt mittelstark säuerlich und ist damit nicht so meins. Faktisch sieht er nur wegen der schwarzen Rinde cool aus aber er ist zu teuer dafür, dass er nur mittelmässig schmeckt.

Bio Chilikäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Abseits von ein paar kleinen, roten Punkten sieht er ziemlich harmlos aus. Die Realität ist eine ganz andere: Er ist ganz klar der bislang schärfste Käse, den ich gegessen hatte. Mein O-Ton beim ersten probieren war “Gott, brennt der!”. Das ist aber auch schon das einzig besondere an ihm. Der Rest ist 08/15. Ein Käse zum überbacken.

Casa di Pietro Perle Di Scamorza

Typ: Pasta Filata Käse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Super guter Käseplus mit Sternchen

Man schmeckt, dass er geräuchert wurde. Es ist quasi der gleiche Unterschied wie zwischen Lachs und Räucherlachs – nur halt mit Käse. Und ich muss ganz klar sagen: Das ist der geilste Käse, den ich jemals gegessen habe. Er ist schön salzig und fühlt sich im Mund wie Schnittkäse an. Er kommt in kleinen Bällchen daher und nachdem ich gemerkt habe, wie genial der Käse ist, habe ich angefangen diese auch noch mehrfach durchzuschneiden. Einfach, damit ich noch mehr von ihm habe.

Wird der nächste Käseeintrag der letzte sein? Werdet ihr dann nie wieder von meiner Liebe zu Käse lesen? Wird tegut mir ein Hausverbot geben, weil ich immer nur reduzierten Käse kaufe? Werde ich einen Käsesponsor finden, der mich bis ans Ende meines Lebens mit Käse versorgt? Fragen über Fragen. Darauf muss ich erstmal ein Stück Käse essen… *mampf*

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