Ich bin nicht wirklich tief im Thema “Musik” drin. Entsprechend überrascht war ich, als vor einigen Wochen die Marketingkampagne für das neue Album der Punk-Rocker von The Offspring startete und mir vor allem auf YouTube erste Teaser eingespielt wurden. Schließlich sind “erst” drei Jahre seit ihrer letzten CD, Let the Bad Times Roll, vergangen. Aber dann habe ich mich wieder dran erinnert, dass die neun Jahre Pause davor (Days Go By kam 2012) definitiv sehr ungewöhnlich waren für die Band.
Hatte angesichts der nahenden Veröffentlichung dann mal den Fehler gemacht auf Reddit r/TheOffspring beizutreten. Bin sehr zügig wieder raus… “Echte” Fans sind echt nicht zu gebrauchen. Nur am Meckern, Schimpfen und Rumheulen (obwohl das Album noch nicht einmal erschienen war!). Anscheinend ist das Werk total “overproduced” und Dexters Stimme könnte man sich absolut nicht anhören. Und schuld ist natürlich Produzent Bob Rock – ungeachtet dessen, dass es jetzt schon sein 4. Album mit der Band ist. Möglicherweise haben sie ja auch recht und das Mixing der CD ist unter aller Sau. Aber als jemand, der immer noch 128kbit/s-MP3s hört, kann ich eh nicht mitreden. Und ja, das ist mein voller Ernst! Nein, ich geh’ mich nicht in die Ecke stellen und schämen. Reden wir stattdessen über das neuste Werk der Kalifornier, denn seit 11.10. ist es erhältlich und ich habe selbstverständlich sofort zum Geldbeutel gegriffen.
SUPERCHARGED
Band: The Offspring
Umfang: 00:32:15 (10 Lieder)
Mögliche Bezugsquellen: Amazon* oder die offizielle YouTube-Playlist
Der Titel des 11. Studioalbums ist Programm. Anders als Let the Bad Times Roll steckt es voller Energie und haut vom ersten bis zum letzten Takt richtig rein. Keine sinnlose Platzverschwendung wie das fragwürdige Cover von In the Hall of the Mountain King, sondern durch und durch der gewohnt abwechslungsreiche und rockige The Offspring-Sound. Teilweise vielleicht sogar “zu” gewohnt. Egal ob Light It Up, Get Some, oder Truth In Fiction – als Kenner der Band hört man in so einigen Lieder sehr viele musikalische Parallelen und (vermeintlich) identische Motive aus ihren älteren Werken. Das klingt aber negativer als es tatsächlich ist. Wir reden hier schließlich nicht von AC/DC, deren gesamte Diskographie exakt gleich klingt .
Nein, SUPERCHARGED ist stattdessen ganz klar eine gelungene Rückkehr zu alter Form. Es ist kein Lied dabei, das mich zur “Überspringen”-Taste schnellen lässt. Stattdessen vergehen die 32 Minuten wie im Fluge und ich fange sofort wieder von vorne an (mittlerweile mindestens schon ein Dutzend Mal von vorne bis hinten durchgehört). Harte, schnelle Tracks, die übliche Ballade (Ok, But This Is The Last Time) und der ein oder andere fröhlichere Song – es ist ein ausgewogener Mix aus allem, was die Band in den letzten 35 Jahren so rausgehauen hat, ohne aber in irgendwelche (aus meiner Sicht) nervige Extreme zu gehen. Selbst Come To Brazil, der vielleicht grenzwertigste Song auf der Platte, kann sich hören lassen. Definitiv ein sehr gelungenes Album und ein Werk, das verdient den Namen The Offspring trägt.
Persönliches Lieblingslied: You Can’t Get There From Here [03:54]
So sehr ich die richtig harten, punk-rockingen The Offspring-Songs verehre – irgendwie habe ich doch einen Softspot für Dexters etwas melodischeren und nachdenklicheren Werke wie diese. Also nicht ganz Ballade aber eben auch nicht richtig schredder-punkig. Und auf diesem Album ist es dieser Track, der es mir in dieser Hinsicht angetan hat. Es geht um die Stimme in unserem Kopf, die einem immer das Schlimmste vermittelt und so alle Träume und Hoffnungen zerstört. Der buchstäbliche Palast des Selbsthasses. Es ist kein fröhliches Lied. Kein Happy End, das am Ende wartet. Aber vielleicht nimmt es mich gerade deshalb so mit.
PS: Für alle, die es interessiert (also vermutlich nur Daiah ), hier mein aktuelles The Offspring-Ranking:
- Ixnay On The Hombre* – Die Platte, mit denen ich sie erstmals lieben gelernt habe.
- Rise and Fall, Rage and Grace*
- SUPERCHARGED*
- Days Go By*
- SMASH*
- Americana*
- Splinter*
- Ignition* – Der ganz alte Sound ist nicht so meines. Nur sehr wenige Tracks der ersten beiden Alben finde ich tatsächlich gut.
- The Offspring*
- Conspiracy of One* – War für mich ein viel zu albernes “Spaß”-Album. Vor allem Original Prankster werde ich Dexter niemals verzeihen… was für ein schrecklicher Song.