Während ich also eine Woche in meinem Bildungsurlaub gechillt habe, hatte Lysanda das komplette Kontrastprogramm. Sie durfte beim angeblich bundesweit ersten Bildungsurlaub zum Thema “3D-Druck” von 9 bis 16 Uhr durchpauken. Es war nämlich gleichzeitig der erste Bildungsurlaub ihres Trainers (der Link führt zu seinem Account bei Printables). Wenig verwunderlich also, dass er sich ziemlich penibel an das ausgearbeitete und vom hessischen Bildungsministerium abgesegnete Programm gehalten hat – ohne Rücksicht auf Verluste quasi. Nur den Reichstag, geplant als Teil der politischen Bildung, haben sie am Ende dann doch nicht ausgedruckt. Dafür einen Stifthalter mit einem eingestanzten “Die Linke” und einen “Wahlplaketständer” (siehe 2. Absatz) . Entsprechend hoch war die Informationsdichte rund um 3D-Drucker im Allgemeinen und die Anwendung Autodesk Fusion im speziellen. Und wer schonmal ein CAD-Programm gesehen hat weiß, dass das jetzt nicht die einfachsten Anwendungen sind. Mal von den Grundvoraussetzungen wie räumliches Denkvermögen ganz abgesehen. Kein Wunder, dass Lysanda hauptsächlich mitgeschrieben hat, um sich das später nochmal in Ruhe anzuschauen statt verzweifelt zu versuchen den Klicks des Trainers zu folgen und dann die Hälfte wieder zu vergessen.
Aber immerhin: Er hatte neben vielen seiner Ausdrucke (darunter einen zwei Kilo schweren Eiffelturm, den er aufgrund fehlender Vorlagen selbst designt hat) auch einen 3D-Drucker (ein Prusa MK4S) von der VHS mit dabei. Und am Freitag konnte Lysanda sogar was darauf drucken. Sie entschied sich für einen kleinen Ständer für ihre Fliesen… äh ein “Wahlplakat” (ihr wisst schon: politische Bildung). Als Vorlage diente ihr ein Ständer aus meinem Figurenregal, den ich mit der (Kickstarter-exklusiven) Collector’s Edition von Beyond Shadowgate bekommen hatte und normalerweise eine Medaille an ihrem Platz hält. Den fotografierte sie, lud ihn ins Programm rein und malte ihn ab. Danach konnte sie ein 3D-Modell daraus machen und nach dem Einfügen der Maße drucken. Das Ergebnis ist wirklich gut geworden. Okay, sie hat an einer Stelle das falsche Maß eingetragen. Entsprechend passen die beiden Teile nicht ganz so zusammen, wie sie sollten. Aber seine Funktion als Ständer erfüllt er trotzdem.
Insofern war der Bildungsurlaub für Lysanda zwar anstrengend aber zum einen hat sie jetzt endlich mal selbst Erfahrung mit 3D-Druck gemacht und zum anderen hat sie sogar ein nützliches Souvenir davon mitgebracht.
- Das Original
- Das 3D-Modell
- Der gedruckte Ständer
Nicht in der Casa Lysanda
Ich selbst habe ehrlich gesagt gar nicht so viel Interesse an 3D-Druck. Also es ist definitiv eine richtig coole Sache, keine Frage. So ein 3D-Modell designen und es dann in der Realität in die Hand zu nehmen. Das lässt definitiv ein paar Endorphine frei und eröffnet so einige neue Möglichkeiten. Entsprechend genial ist es, wie massiv die Entwicklung in den letzten Jahren vorangeschritten ist. Kleinere Modelle sind mittlerweile schon für unter 500 Euro zu haben und damit nicht mehr nur für absolute Enthusiasten interessant. Stattdessen ist sein Einzug in die Privathaushalte schon im vollen Gange.
Mein Problem ist nur: Ich wüsste derzeit nicht was ich damit anfangen sollte. Ja, wir hätten damit sicherlich das kleine Plastikzahnrad rekonstruieren können, das bei Lysandas Epilierer kaputt gegangen war. Aber das sind Einzelfälle für das es sich einfach nicht lohnt sich so ein Gerät anzuschaffen, geschweige denn der mühsamen Aufgabe nachzugehen es zu erlenen. Auf der einen Seite die komplexe Software. Auf der anderen der Umgang mit der filigranen Hardware und ihren vielen Komponenten (vom Filament bis zur Druckplatte). Ne, das ist (noch) kein Hobby für mich .
Lysanda hat hingegen durchaus so einige Idee, was sie drucken wollen würde. Beispielsweise Dotting-Werkzeuge, um neue Motive für ihre Steine zu bekommen. Oder eben Sachen für einen Marktstand wie besagten Ständer. Allerdings sieht auch sie ein, dass es derzeit keinen Mehrwert bringt sich so ein Ding ins Haus zu stellen. Wir haben dafür einfach aktuell keine Zeit. Vielleicht irgendwann einmal. Zumindest erzählte der Trainer, dass sie auf einer 3D-Drucker-Messe davon ausgingen, dass in 5-10 Jahren jeder Haushalt einen 3D-Drucker haben wird. Hintergrund wäre, dass die Hersteller in Zukunft keine Ersatzteile mehr herstellen würden, sondern nur noch die Druckdatei zum Download bereitstellen würden. Und wer weiß, vielleicht haben sie ja recht. Vor allem als Hausbesitzer kann ich mir durchaus vorstellen, dass so ein 3D-Drucker sich dann langfristig lohnen könnte. Im Eigenheim gibt es ja immer irgendwas zu reparieren oder Neues zu basteln. Da kann ein 3D-Drucker sicherlich hilfreich sein seine Vorstellungen wirklich individuell passend umzusetzen.
Um zum Abschluss nochmal Lysanda selbst zu Wort kommen zu lassen: “Ja, kann man lernen. Aber man muss mehr bedenken, als man vielleicht erwartet hat. Es ist nicht einfach nur “steck ein bisschen Filament rein und der Rest macht der Drucker von alleine”. Schließlich gibt es schon bei der Lagerung der Filamentrollen es so einiges zu beachten…”