Lysanda L'eau

Alles Studium, oder was?

Ein ehemaliger Teamleiter meinte einmal sinngemäß: “Frau Lysanda, ich kann sie nicht höher einstufen. Sie haben schließlich nicht studiert!” – und das war fast 20 Jahre nach der Privatisierung des Magenta T. Da würde man ja eigentlich dieses alte Beamtendenken nicht mehr erwarten. Aber gut, war halt so. Ich habe mich daher für ein berufsbegleitendes Elektrotechnik-Studium eingeschrieben. Genauer gesagt für ein Verbundstudium an der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen. Nicht zu verwechseln mit der FernUniversität in Hagen! Der einzigen, staatlichen Fernuniversität in Deutschland.

Webseite der FH SWF

Jetzt fragt sich der ein oder andere sicherlich, was ein “Verbundstudium” ist. Nun, die auf dem FH-Gelände erzählte Geschichte ist wie folgt: Da die Abschlussquote an der FU Hagen beim reinen Fernstudiengang Elektrotechnik unterirdisch schlecht war (angeblich nur 5%), wurde dieser wohl wieder eingestampft. Daraufhin hat dann die FH SWF sich gedacht einen Studiengang mit Präsenzanteil einzuführen. Also 30% des Studiums besteht aus Präsenzveranstaltungen. Anscheinend mit Erfolg: Dadurch stieg die Abschlussquote auf 50%. Ich bin also alle zwei Wochen samstags nach Hagen getuckert und habe die Hälfte meines Wochenendes im Hörsaal verbracht.

Habe ich deshalb einen Abschluss in Elektrotechnik vorzuweisen? Nein. Mehr Gehalt habe ich am Ende auch ohne bekommen. Und da auf der Arbeit ein Kollege plötzlich weggebrochen ist, hatte ich einfach keine Kapazität mehr mich mit dem Studium rumzuschlagen. Außerdem, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann ist Elektrotechnik keins meiner Hobbies. Ich bin ja – wie Sicarius – eher zufällig IT-Systemelektronikerin geworden. Am Ende wurde ich entsprechend exmatrikuliert. Und auch, wenn es insgesamt sehr schade ist, weil ich viel Zeit, Energie und Geld reingesteckt habe – es war trotzdem die richtige Entscheidung.

Ich analysiere dich!

Erzählt habe ich euch die Geschichte, weil ich am 1. Januar 2026 einen neuen Versuch wage zu studieren. Dieses Mal nicht, weil eine Gehaltserhöhung lockt oder man es von mir verlangt. Nein, einfach weil es mich interessiert und ich es tun möchte. Und zwar habe ich mich für den Bachelor-Fernstudiengang “Psychologie” bei der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) eingeschrieben.

Bevor ich da jetzt aber genauer drauf eingehe, muss ich erstmal die ganzen Leute stoppen, die gerade anfangen Kommentare zu schreiben. Denn ja, ein Fernstudium im Bereich Psychologie reicht nicht aus, um sich anschließend zum Psychotherapeuten weiter zu bilden. Es gibt derzeit keinen Fernstudiengang, der dafür als Voraussetzung zugelassen ist – nur traditionelle Uniabschlüsse. Auch Psychiater könnt ihr damit nicht werden. Das sind nämlich Ärzte, die dafür vorher ein Medizinstudium brauchen. Nach dem Fernstudium ist man schlicht und einfach erst einmal nur ein Psychologe. Der forscht, berät, coacht und sowas. Er darf keine Medikamente verschreiben oder Therapien durchführen. Es ist aber nicht mein Anspruch sowas später mal tun zu dürfen – mal abgesehen davon, dass die Zusatzqualifikation für den Psychotherapeuten durchschnittlich mit heftigen 30.000€ zu Buche schlägt. Selbstfinanziert versteht sich und zeitlich kommt es auf das Bachlor- und Masterstudium ebenfalls noch mit dazu.

Meinen Interessen folgen

Webseite der IU

Nachdem das nun geklärt ist, zurück zu meinem Fernstudium: Zur Psychologie habe ich mich tatsächlich schon immer hingezogen gefühlt. Ich hab‘ bereits früher z.B. in der Bibliothek in solchen Büchern gestöbert und auch in der Casa Lysanda steht einiges in der Richtung im Regal. Der Grund ist so einfach wie traurig. Es wurde mir nämlich immer gesagt, dass ich komisch wäre. Gleichzeitig habe ich andere Menschen nicht verstanden inklusive der Erklärung warum ich komisch sei. Also wollte ich mehr darüber wissen, erfahren wie Menschen und vor allen Dingen ich selbst funktioniere. Sprich mich, mein Handeln und das anderer besser verstehen. Etwas, was ich bis heute tue.

Mitte des Jahres hatte ich dann ein Erlebnis, das in mir mal wieder die Flamme entfacht hat noch tiefer in die Sache einzusteigen. So habe ich mir zwar über die Jahre viel Wissen angeeignet (und es wird immer noch mehr). Aber es mal “richtig” und “offiziell” zu tun und am Ende dann auch was an die Tür schreiben zu können, ist logischerweise nochmal was ganz anderes. Tatsächlich habe ich allerdings damals erstmal viel mit ChatGPT darüber diskutiert was ich denn so alles machen könnte. Also was in der Richtung überhaupt für Angebote gibt, die meinen Wünschen/Bedürfnissen entsprechen. Ja, ich hab‘ erstmal mit einer doofen Maschine geredet statt mit meinem Mann. Das ist halt nicht sein Spezialgebiet und ich hatte bei dem Thema sonst keinen anderen :smile: . Aus den Gesprächen mit ChatGPT wurde dann die Idee geboren etwas in Richtung Psychologie bzw. genauer gesagt Gesundheitspsychologie zu machen. Von ihm kamen dann auch gleich ein paar Vorschläge an welcher Fernuni ich das tun könnte.

Einschreibung Nr. 1

Die Überschrift dieses Absatzes verrät es bereits: Die PFH ist jetzt die 2. Fernhochschule, an der ich mich eingeschrieben habe. Ich hatte mich im August zuerst an der Internationalen Hochschule (IU) im Bachelor Gesundheitspsychologie eingeschrieben. Nach meinen anfänglichen Recherchen klang sie trotz einiger kritischer Stimmen ganz gut und passte grundsätzlich zu dem, was ich suchte (Preis, Studienzeit und -inhalt). Leider fielen mir bereits während des Probemonats so einige Punkte auf:

Die IU wirbt beispielsweise damit, dass ihr jederzeit anfangen könnt. Ist dieser Tag jedoch am Wochenende, dann bekommt ihr euren Zugang erst montags – formaler Studienbeginn bleibt aber z.B. der Samstag. Man verschenkt also Tage. Außerdem erschwert dieses Modell das Zusammenkommen mit anderen Kommilitonen. Das ist doch etwas anderes, wenn alle gleichzeitig anfangen und dann auch dedizierte Veranstaltungen dafür da sind. Bei der IU gibt es nur regelmäßige Onlinemeetings für alle, die neu dazugekommen sind – unabhängig des Studienganges. Kein Wunder, dass der dazugehörige Chat mit “Lasst uns einen WhatsApp-Kanal aufmachen und uns vernetzen”-Anfragen überflutet wurde.

Weitere Negativpunkt

Aber gut: Ich habe meinen Probemonat begonnen und angefangen zu stöbern. Im Probemonat könnt ihr euch leider nur zwei Module aus eurem Studiengang anschauen. Über den Tellerrand schauen oder überall mal reinschnuppern geht nicht. Aber schon bei diesem begrenzten Zugang musste ich feststellen, dass das Onlineangebot der IU irgendwie nur halbgar ist. So hat die App mit den Skripten weder bei mir noch Sicarius funktioniert. Die Webseite selbst ist hingegen für meinen Geschmack umständlich/unübersichtlich und man findet teils ziemlich alte Videos. Also nicht nur vom Aufnahmezeitpunkt her, sondern auch stilstisch. Aber gut, das kann einem bei jedem Lehrer passieren. Nerviger waren daher angekündigte aber nie veröffentlichte Fortsetzungen. Der bereits ein paar Jahre alte Podcast hatte nur eine Folge. Woanders fehlte der zweite Teil der aufgezeichneten Lesung. Für das Geld (~15.000€), was ich da bezahle, darf sowas einfach nicht sein.

Außerdem war die Reaktionszeit der Administration nicht gut. Das Beantworten einer simplen Frage nahm eine Woche in Anspruch. Diese automatisierte Standardantwort-Mail, die gefühlt seit Corona mittlerweile jeder drin hat, von wegen “Uns erreichen viele Anfragen, kann deshalb länger dauern” hat mich da eher noch mehr verärgert als besänftigt. Und auch die Lieferzeit der ausgedruckten Skripte war schlecht. Erst nach ca. 10 Tagen kamen die ersten an. Wer also nicht am Rechner den Kram büffeln will, hat schon fast die Hälfte seines Probemonats mit Warten verschwendet.

Webseite der PFH

Der abschließende Anstoß, warum ich dann doch nochmal meine Entscheidung überdacht habe, war jedoch die Reaktion auf ein TikTok-Video von mir. Dort habe ich eine meiner ersten Studienunterlagen von der IU als Requisite in die Kamera gehalten und habe sofort negative Stimmen angelockt. Ja, es ging vornehmlich um das oben erwähnte Thema mit dem “wie geht es nach dem Studium weiter”, ihre Seriosität wurde aber ebenfalls angezweifelt. Und auch, wenn ich der Meinung bin, dass es übertriebene Hetze ist – ihr wisst schon “Meine Uni ist besser als deine!” und “Die wollen nur dein Geld.” -, hat es dazu geführt, dass ich mich doch nochmal auf die Suche begeben habe. Sonst hätten ewig die Zweifel an mir genagt, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Die Konkurrenz

Bei dieser zweiten Rechercherunde bin ich dann auf die PFH gestoßen. Keine Ahnung, warum die im Juli nicht in die engere Auswahl gekommen war. Vermutlich, weil sie nur einen generischen Psychologie-Studiengang haben. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sie sich aber durchaus als möglicher Kandidat. Das Zünglein an der Waage war dann, dass ich quasi sofort einen Zugang zum Onlinesystem bekommen konnte zum Stöbern. Und wenn ich sage “sofort”, dann meine ich das. Kein künstliches “Es ist Wochenende, deswegen geht das grad nicht”. Außerdem konnte ich dort auf alles zugreifen. Nicht nur auf zwei Module meines Studiengangs, sondern wirklich alles. Sprich sogar die anderen Bachelor- und sogar Master-Studiengänge. So konnte ich mir einen wirklich umfangreichen Einblick in das verschaffen, was mich erwarten würde, ohne mich dazu richtig einschreiben zu müssen. Der Zugang lief einfach nach vier Wochen aus. Keine Kündigung notwendig. Auch die paar Online-Veranstaltungen, die ich interessehalber besuchte, waren mir irgendwie sympathischer als bei der IU.

Einzig das Thema mit den Klausuren und Prüfungen hat mich anfangs etwas abgeschreckt. Während man bei der IU diese faktisch 24/7 durchführen kann, hat die PFH nicht nur vier feste Studienstartzeiten – auch die Prüfungen finden nur an festgelegten Tagen statt. Andererseits sah ich das durchaus als Vorteil für mich. Bin eher der Typ, der unter Termindruck besser arbeitet :smile: . Insofern fiel am Ende die Entscheidung die IU wieder hinter mir zu lassen und stattdessen zur PFH zu wechseln. Ob es die richtige Wahl war, werde ich freilich erst später sehen. Aber zumindest habe ich ein besseres Gefühl jetzt dabei. Dank einer Rabattaktion bin ich am mit der gleichen Studienzeit sogar billiger als bei der IU und das trotz monatlicher Zahlweise.

Allerdings gab es ein Problem mit dem Wechsel: Mein Probemonat war bereits abgelaufen und ich hatte meine kompletten Studiengebühren (ja, die knapp 15.000€) an die IU überwiesen. Als ein großer Batzen, weil das nochmal einen massigen Rabatt gab.

Positive Erfahrungen

Die Skripte zum Studiengang “Gesundheitspsychologie”

Kommen wir zum Abschluss also noch zu den paar positiven Erfahrungen, die ich mit der IU gemacht habe. So waren die Kündigung und die dazugehörige Rückzahlung der zu viel gezahlten Gebühren absolut kein Problem. Am Anfang habt ihr zum Glück eine einmonatige Kündigungsfrist. Ich habe also effektiv nur für den Probemonat sowie die zwei darauffolgenden bezahlen müssen. Und das Ganze wurde – im Gegensatz zu meinen Fragen – sehr zügig abgewickelt. Dürfte am Ende rund eine Woche gedauert haben bis ich das restliche Geld wieder auf dem Konto hatte. Die Anzeige im Onlineportal war zwischendurch zwar etwas verwirrend. Es sah so aus als würde ich plötzlich den doppelten Betrag schulden. Aber das ist wohl den Hintergrundprozessen geschuldet und hat sich am Ende mit der Schlussabrechnung aufgelöst.

Die Zeit bis mein Zugang zum Onlineportal dann tatsächlich abgeschaltet wurde, habe ich hingegen noch genutzt mir alle Skripte für alle Module meines Studiengangs in Papierform zu bestellen. Zum einen, weil ich schließlich dafür bezahlt habe :smile: . Zum anderen aber auch, damit ich in der Zwischenzeit schon einmal ein wenig reinstöbern konnte in Vorbereitung auf die PFH.

Zu guter Letzt bin ich bei meinen Recherchen vor der Anmeldung bei der IU auf Videos von Lennard Kleine Niesse gestoßen – FinanzLennard auf YouTube. Er hat wohl auch bei IU ein Fernstudium gemacht und entsprechend über sie berichtet. Leider finde ich das Video nicht mehr auf seinem Kanal? Egal: Er hat darin das Angebot gemacht seinen IU-Freunde-Werbencode bei der Anmeldung zu benutzen. Dafür bekommt er 200€, von denen er dann 100€ abgibt. Klingt im ersten Moment freilich komisch, aber zu verlieren hatte ich ja nichts. Entsprechend habe ich ihn über das Kontaktformular seiner Webseite angeschrieben und er hat zügig geantwortet. Und vor kurzem hatte ich die 100€ tatsächlich auf meinem PayPal-Konto. Hat also wunderbar funktioniert mit ihm und meine Verluste durch den Wechsel etwas verringert. Sehr schön.

Epilog

So viel zum Beginn meiner Reise. Am 1.1.2026 geht es wie gesagt dann richtig los und ich werde euch definitiv auf dem Laufenden halten. Warum sollte ich schließlich die hoffentlich interessanten Inhalte nur für mich behalten? In diesem Sinne: Alles Studium, oder was?

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