Hi JakillSlavik hier, SerienwahnTV, mit Bagdad-News.
Nun denn, so bin ich auch mal wieder am Zuge und übernehme einen weiteren Gast-Eintrag. Dieses Mal allerdings ist es etwas Besonderes. Ja! Ich kann für mich selbst durchaus von einer Premiere sprechen. Doch um euch zu erklären, was so besonders ist, werden wir einen Blick hinter die Kulissen von Bagdadsoftware werfen müssen. Wenn ihr also nicht aus eurer Traumwelt der perfekt durchorganisierten BS-Redaktion (Schafe! Saints Row! Schafe!) entrissen werden wollt, dann solltet ihr den nächsten Absatz lieber überspringen. Solltet ihr jedoch mit den folgenden Zeilen geistig gebrandmarkt werden, könnt ihr immer noch mit Augenklappen und Ohrenschützern ohne jedes Schamgefühl laut grölend in der Gegend herum hüpfen. Keine Sorge: Viele Menschen entschuldigen solch ein Verhalten derzeit mit Worten wie “Karneval” oder “Fasching”. Ihr werdet also nicht auffallen.
Anti-Oblivion
Der Unterschied zu sonst immer ist jener, dass mir Christoph zwei Wochen oder zwei Tage oder gar nur zwei Stunden (!) vor Deadline sinngemäß schreibt: “Kunnste mir’n G’falle duun un’dn Eintrach übernämme?” Natürlich wird je nach Zeitabstand zum Release des Eintrags der Panik-Level und die Art der Fragestellung alterniert (“Fuck, ich packs ned, kannsde moje was schreibn!?!”), letzten Endes lasse ich mich immer ein wenig bitten, nur um dann doch zuzusagen. Ich falle jedoch immer mit der Gegenfrage ein: “Worüber soll ich denn schreiben?” bis hin zu “Über was denn!?!” Den nötigen Anstoß, was es schlussendlich wird, lieferte bislang meistens der Webmaster oder das daraus entstehende Gespräch. Nun aber musste ich auf mich allein gestellt feststellen, dass mir gerade bei solchen Sachen die oftmals gelobte Kreativität ausgeht. Ich brach also mein zuletzt Erlebtes auf wenige signifikante Dinge runter: Was habe ich überhaupt gemacht? Eine schwere Frage, denn außer Prüfungen und Umzügen nichts Großartiges.
Am Rande des Tellers, darüber hinaus und noch viel weiter
– oder wie Genosse Rondrov beim letzten Eintrag schon eindrucksvoll gezeigt hat, ist Bagdadsoftware vollkommen aufgeschlossen und sogar multimedial orientiert. Das ist im Internet meines Erachtens mittlerweile einzigartig. Der Webmaster selbst schreibt zwar auch des Öfteren über Filme oder Serien, aber die richtige Kante mit aktuellen Dingen kann er sich aufgrund der TV-Abstinenz, einem langen Backlog und der Preferenz auf bespielte Scheiben nicht so gut geben. In letzter Zeit habe ich sehr viele aktuelle Serien gesehen. Zugegeben es waren manche davon bereits auf den angesprochenen Scheiben, jedoch sind die meisten noch nicht abgeschlossen und rotieren irrsinnig im Fernsehen.
How I met your mother
– im Nachfolgenden nur noch HIMYM von mir genannt, ist ein gutes Beispiel für etwas, dass ihr normalerweise an jeder Ecke lesen werdet, nur am Unwahrscheinlichsten hier. Ich mache mir jedoch mal die Mühe selbst dem Letzten zu erklären, worum es in der Sitcom geht beziehungsweise setze mich mal der Gefahr aus der Masse mit meiner Meinung auf der Nase herum zu tanzen. Der Name der Serie erklärt fast schon alles was man wissen muss: Der Erzähler Ted Mosby, erklärt seinen Kindern in der nicht ganz so fernen Zukunft, wie er deren Mutter kennen gelernt hat. Man sieht ihn in acht (bald neun) Staffeln seine End-Zwanziger, Anfang-Dreißiger zusammen mit seinen Freunden durchleben, die er natürlich in jeder Ausführlichkeit erzählt. Da gäbe es seinen besten Freund Marshall Erikson, der schon viele Jahre mit Lily Aldrin (einer weiteren Freundin von Ted) zusammen ist. Dazu kommen noch der Anzug tragende Frauen-Aufreißer Barney Stinson und die Kanadierin Robin Scherbatsky. Schauplatz ist der Big Apple, doch eigentlich konzentriert sich die Serie größtenteils auf Ereignisse und viele Rückblicke in Teds Leben, so dass man das Gefühl hat an vielen Schauplätzen zeitgleich zu sein. Im Grunde möchte ich nicht viel mehr zum Inhalt der Serie schreiben, denn da der Altersdurchschnitt der Leserschaft hier auch etwa in den Zwanzigern und Dreißigern liegt, weiß man wie alltägliche Scherze mit Freunden nun einmal ablaufen. Etwas anderes zeigt die Serie nicht, außer den total überzogenen Versuche von Barney, wie er Frauen aufreißt.
Probleme, die ich bei der Serie sehe, ist die Glaubwürdigkeit der Erzählung an sich. So ist es mir persönlich für eine längerfristig unterhaltsame Serie wichtig, dass zumindest im Ansatz ein roter Faden zu erkennen ist. Je erfolgreicher die Serie wurde, desto mehr wollte man aus ihr heraus holen und obgleich es im Gegensatz zu Scrubs geschafft wurde die Zuschauerzahlen nicht nur stabil zu halten, sondern auch noch zu steigern, sehe ich in die Zukunft mit Sorgenfalten. So wird es allem Anschein nach noch eine weitere Staffel geben, was jedoch unter Umständen zu einer zeitlichen Divergenz führt. Bislang erfüllte eine Staffel ein Jahr in Teds Leben aus und gerechnet wurde von unserer Zeit, sagen wir mal so 2010 herum in der Single-Zeit Teds, bis 2030 herum. Die Kinder vom Protagonisten sind als Teenager auch schon einige Jahre älter, weswegen man davon ausgehen kann, dass wenn 2010 immer noch nicht die Traumfrau von Ted gefunden wurde, doch zumindest zeitlich sehr knapp wird. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber könnt ihr euch vorstellen innerhalb von wenigen Jahren vom absoluten Single direkt zu Heiraten und eine Familie zu gründen? Und das Frage ich als jemand in einer Beziehung, der sich ziemlich sicher ist Mrs. Right schon gefunden zu haben. Vielleicht bin ich aber auch nur zu altmodisch.
Der rote Faden
– oder auch die Schlüssigkeit der Sitcom in sich selbst ist übrigens genau der Grund, warum HIMYM im Gegensatz zu The Big Bang Theory bei mir so einen höheren Schwellenwert hat. Ich werde nun nicht auf die Serie genauer eingehen, nur finde ich Herum-Blödelei und den allgemeinem Aufbau auf der Geek-igkeit nur eine gewisse Zeit amüsant. Wenn ich mich bei Serien langweile lasse ich sie aus. Ideenlosigkeit muss bestraft werden, denn es braucht deutlich mehr Planung eine kürzere Handlung mit einer Rahmenhandlung zu verweben.
Scrubs
– ist ein gutes Beispiel für den Archetyp einer Serie. Nach den vielen normalen sterilen Klinik-Serien, die all die Jahre dominierten dürfte jeder mitbekommen haben, dass es sich bei Scrubs um was ganz anderes handelt: Ein Spagat zwischen Komik, Pietät und Krankenhausalltag. Bei der Serie habe ich meinen Hut davor gezogen, wie viele Szenen im Ansatz der heutigen Situation in Krankenhäusern angenähert sind. Zwar logischer Weise mehr an den amerikanischen Ablegern angelehnt, samt gefährlich verletzlichen Sozialsystem selbstverfreilich, aber dennoch äußerst aussagekräftig. Scrubs schaffte es seinen Standard, wie angekündigt jedoch nicht zu halten, was nicht zuletzt daran lag, dass die anfänglichen Charakter-Entwicklungen nicht weiter gingen. Und dann gegen Ende der Serie machte der Hauptcharakter völlig unerwartet einen Sprung nach vorne, was Reife und Integrität anging. Die Anlehnung von Ted Mosby aus HIMYM an J.D. hat mir persönlich in den ersten Staffeln von HIMYM überhaupt nicht geschmeckt, umgekehrt musste ich aber feststellen, dass Intellektuelles in Amerika scheinbar automatisch mit Homosexualität gleichgesetzt wurde. Das lässt schon sehr tief blicken, genauso wie die Entwicklung von Dr. Cox, den ich anfangs vergöttert habe. Natürlich ist er ein Abklatsch von Dr. House, aber mit der Zeit wird das einfach lächerlich. Die Diagnosen sind derart fix gestellt und eine Fließbandabfertigung erfolgt bei ihm etwa ab der Hälfte der Serie, dass ich in ihm nicht mehr den moralisch und medizinisch 100%ig korrekten Oberarzt sehe. Auch die Rückschläge, die er dann noch erlebt wirken nicht auf mich, was ich sehr schade finde. Ein so verbitterter Mensch, wie House, ist entweder nur verbittert, aber niemals Beides Retter und Misanthrop, denn eine innere Seite, die manchmal menschlich seien will, ist in so einem Denkschema immer verletzlich, das stößt sich ab. So etwas funktioniert vom Charakteraufbau nicht oder die betreffende Figur ist mehrfächrig aufgebaut oder gar schizophren. Schizophrenie gleich wirksam mit eindimensionalen Figuren darzustellen ist jedoch äußerst schwierig und wird im breiten Fernsehen als Schwäche einer Serie angesehen und nicht als Stärke. Ich hoffe, meine Denkweise hierzu konnte ich ein wenig transportieren. Nach wie vor halte ich den Charakter jedoch für wichtig und bezeichnend für die Serie, genauso wie die Anspielung auf House. Ohne Dr. Cox hätte ich wohl die ganzen Staffeln ähnlich wenig überstanden, wie Dr. Dorian.
House M.D.
– ist zwar das ältere Konzept, jedoch schon deutlich länger gleichmäßig erfolgreich im Dienst. In Dr. House wird in jeder Folge ein überdurchschnittlich brisanter Krankheitsfall präsentiert, der äußerst genau an dokumentierte Fälle unserer Zeit angelehnt ist. Vor allem aber kommt in der Hauptfigur eine Art Sherlock Holmes hervor, der aus geringsten für normale Menschen leicht zu übersehende Anzeichen direkt logische Schlüsse zieht und somit die meist seltenen Krankheiten heilt. Überflüssig finde ich zwar die grafischen Darstellungen der Krankheiten in Form von animierten Flügen durch die Blutbahnen, aber das wurde während der Serie zum Glück zurück geschraubt. Im Zentrum steht der namensgebende Arzt der Serie, der zynische Doktor Gregory House. House , äußerst genial von Hugh Laurie geschauspielert, hat in Folge eines Infarkts im Oberschenkel den Großteil seines Oberschenkelmuskels entfernt bekommen, wodurch er starke Schmerzen hat, die ihn seine Umwelt nur mit ziemlicher Schwarzsicht sehen lässt. Diese Schwarzsicht stärkt jedoch sein äußerst imposantes diagnostisches Können. Die Serien-Unterschrift lautet ‘Everybody lies’ zu deutsch ‘Jedermann lügt’, was eine Anspielung auf ‘Jedermann stirbt’ ist. Der Aufbau der Serie ist meistens gleich: so wird zu Beginn der künftige Kranke gezeigt, jedoch zeigt dieser erst nicht die Symptome, sondern jemand anderes wirkt krank, nur um dann den Zuschauer doch noch im letzten Moment der Einleitung auszutricksen. Danach wird meistens der Fall an House übergeben, der erst etwas Besonderes in den erkrankten Personen sehen muss, bevor er sie übernimmt. Im Laufe der 40-minütigen Serie, wird zuerst mehrfach die falsche Diagnose gestellt, bis schließlich eine Nebenbemerkung House auf die richtige Spur bringt und der Patient (meistens) überlebt.
Dieser letzte Kniff ist mir sehr wichtig, da ich zwar keine Abneigung gegen Happy-Endings habe, es jedoch in der wirklichen Welt schlichtweg irrwitzig wäre, wenn jeder Krebs besiegt würde. Krankheiten haben auch oftmals ihren Tribut, so dass Transplantationen notwendig sind oder die Lebenserwartung der Patienten trotz allem dramatisch sinkt. Die wirtschaftlichen Faktoren spielen zwar nicht solch eine große Rolle, wie in Scrubs, jedoch fällt auch hier einige Male das Problem der Sozialversicherung in Amerika mit den damit verbunden Kosten auf. Der Lobbyismus ist zwar meines Erachtens nicht vergleichbar mit Deutschland, da hier eine stärke Reglementierung die Spielräume der Ärzte deutlich beschränkt, jedoch ist die Freiheit der amerikanischen Krankenhäuser doch noch um Einiges größer, als es in Deutschland der Fall ist. Was mich an der Serie natürlich auch wieder reizt, ist der rote Faden, den Gregory House ausmacht. Seine Beziehung zu seinem Freund, dem Onkologen Wilson, sowie sein mäßig wechselndes diagnostisches Team und nicht zuletzt seine eigene Entwicklung über Gerichtsprozesse, Schmerztherapien, Tablettensucht und Beziehungsproblemen. Übrigens ist House die einzige Serie, die ich ausschließlich auf Deutsch schaue, da Hugh Laurie im Original für mich nicht nur schwer verständlich ist, sondern auch ganz klar hinter Klaus-Dieter Klebsch einen sehr guten Job macht. Als aufgezogenes Küken in einem Mutter geprägten Haushalt, wurde ich sehr oft verteufelt GZSZ und Anna und die Liebe zu sehen und ich muss sagen, dass seine Synchronisation wesentlich besser ist, als seine Schauspielerische Leistung. Aber bei den Sachen, die er alles schon synchronisiert hat, kein Wunder. Da habe ich tiefe Bewunderung für den Mann.
Um das Thema noch ein wenig abzurunden
Viele Beobachtungen was Schema-Überschneidungen angeht könnte man problemlos auf die Podcasts, die überall aus dem Boden sprießen, übertragen. Nach Christophs Verständnis eines gelungenen Podcasts mag der GamersGlobal-Community-Podcast zwar eher Nullachtfünfzehn daher kommen, aber mir gefällt das Format sehr und obgleich es „Standard“ daher kommt, bin ich der Ansicht, dass es diesen Standard nicht ab-, sondern aufwertet. Endlich mal bemüht sich ein kleines Team – in dem Falle das GG Community Event Team – sich um die Mitglieder der uns bekannten Spieleseite. Es wird die soziale Komponente des Konstrukts gepflegt, der für viele den Reiz des Portals ausmacht und das ist meines Erachtens auch dringend notwendig. Interessant ist es natürlich vor allem für Leute, die schon länger auf der Seite aktiv mitwirken und den ein oder anderen Namen dann plötzlich einer Stimme zuordnen können, aber auch Neulinge werden gut ins ‘daily business’ eingeführt. Viele Gedankengänge, die User oder Mitglieder des Event Teams äußern, sind in gewissem Maße beruhigend, da man sich aufgrund der Kommentare im Internet und der heutigen Schnelllebigkeit (in Kombination mit zunehmender Leseinkompetenz) doch oftmals fragt, ob es außer einem Selbst noch intelligentes Leben im WWW gibt.
Vorschau
Podcast selbst war schon ein schönes Schlagwort, denn am folgenden Donnerstag werdet ihr hier die neuste Folge des Bagdadsoftware Podcasts erwarten dürfen. Da ich leider nicht weiß, wie viel ich jetzt schon verraten darf, schreibe ich nur soviel: Ein nicht-unbekannter Gast wurde in den tiefen Hutzelgrund ins Studio geladen und erwartet euch. Ich selbst möchte aber an dieser Stelle bekannt geben, dass ich jetzt offiziell nicht mehr “der Nachbar” bin. ‘Gunzemich’ liegt hinter mir, es war eine schöne Zeit. = )