Meine Autorenseiten bei Co-Optimus

Letzte Woche Mittwoch habe ich seit sehr, sehr langer Zeit mal wieder an einer Presseveranstaltung teilgenommen. Nein, ich darf euch darüber noch nichts erzählen. Das Spiel wird erst zur gamescom am 20. August offiziell vorgestellt. Aber dann gibt es tatsächlich einen neuen “offiziellen” Text von mir zu lesen. Allerdings nur auf Englisch, denn ich war unter der Flagge von Co-Optimus unterwegs. Ja, ich helfe immer noch auf dieser amerikanischen Seite rund um Co-Op-Spiele aus und pflege die Datenbank.

Tatsächlich mache ich das mittlerweile seit fünf Jahren. Damit sogar schon länger als ich bei GamersGlobal mit dabei war (ja, die gibt es auch noch). Zugegebenermaßen ist mein Arbeitspensum dort nicht ansatzweise so hoch wie damals unter den Fittichen von Jörg Langer. Was logischerweise beabsichtigt ist. Da hätte mich Lysanda sonst schon längst gelyncht :wink: . Bei Co-Optimus kümmere mich wie geschrieben ja “nur” um die Datenbank und schreibe zusätzlich einen (kleinen) monatlichen Rückblick. Aber: In den fünf Jahren habe ich immerhin schon über 11.000 neue Einträge (=jeder Release eines Spiels auf einer Plattform ist ein Datenbankeintrag) gemacht. Das sind durchschnittlich fast 200 pro Monat. Vor allem am Anfang war die Schlagzahl sehr hoch, weil so extrem viel fehlte. Und im Vergleich zu damals ist die Datenbank nun fast dreimal so groß. Der ganze Pflegeaufwand von bereits existierenden Einträgen ist da noch nicht mitgerechnet. Also, wenn ihr mal wieder auf der Suche nach einem kooperativen Multiplayer-Spiel seid: Schaut unbedingt vorbei! Ich gebe zwar keine Garantie auf die Richtigkeit der Informationen – da bin ich zu oft abhängig von den Selbstangaben der Entwickler -, gebe mir jedoch alle Mühe.

Doch zurück zum Presseevent: Normalerweise sind die, zu denen Co-Optimus eingeladen wird, in und zu den Zeiten der amerikanischen Staaten. Dieses Mal ging es jedoch um das neuste Werk eines französischen Studios. Entsprechend lag es perfekt für mich nach Feierabend. Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich es noch hinbekomme eine “richtige” Vorschau zu verfassen. Vom Ergebnis könnt ihr euch dann am 20.08. selbst überzeugen. Nur so viel als Spoiler: Das Spiel hat einen kooperativen Modus. Ich weiß, total überraschend :tongue: .

Du hast immer noch einen Knall!

Bleiben wir doch am besten beim Thema Spiele. Was zocke ich denn eigentlich aktuell so?

Mami macht ihren Spezialangriff

Nun, das neuste Update hat mir zwar stark die Motivation genommen, aber noch starten Lysanda und ich täglich Puella Magi Madoka Magica Magia Exedra. Ja, es ist mittlerweile sogar auf Steam verfügbar. Das letzte große Update hat deshalb meine Motivation gedämpft, weil die Entwickler einen massiven Grind eingebaut haben. Ihr könnt eure Mädels neben den bereits vorhandenen Möglichkeiten (Charakterlevel, Magiclevel, Geschichtenlevel, Skilllevel) nämlich jetzt auch noch mit Kristallen ausstatten. Diese Kristalle bekommt ihr durch spezielle Upgrade-Kämpfe. Im Gegensatz zu den anderen Upgrade-Kämpfen könnt ihr diese aber nicht überspringen, wenn ihr sie einmal geschafft habt. Ihr müsst sie jedes Mal wieder von Anfang bis Ende “spielen”. Und dann ist selbstverständlich die Wahrscheinlichkeit einen guten Kristall zu bekommen (EX ist die höchste und begehrteste Stufe) unterirdisch niedrig. Ich habe noch keinen einzigen erhalten. Lysanda mittlerweile schon ein halbes Dutzend – aber die farmt viel mehr als ich. Ach und dann könnt ihr noch Zusatzattribute auswürfeln für die Kristalle. Ja, es ist so nervig wie es sich liest. Entsprechend habe ich auf diesen Grind echt überhaupt keinen Bock. Das macht alles – nur keinen Spaß. Die Visual-Novel-Geschichten habe ich allerdings bislang ebenfalls noch nicht alle gelesen. Ist schließlich ganz schön viel Holz, selbst wenn man zügig liest und klickt. Insofern konsumiere ich nicht einmal die Inhalte, die mich tatsächlich interessieren… :smile:

Der zweite Titel, den ich weiterhin täglich auf meinem Smartphone starte, ist Magic the Gathering: Puzzle Quest. Ja, das spiele ich bald schon ein volles Jahrzehnt. In der Zeit habe ich sogar hin und wieder Geld dafür ausgegeben. Am meisten, als ich in eine der Top-Gilden des Spiels eingeladen wurde. Da brauchte es logischerweise gute Karten, um mithalten zu können. Und ja, ich habe dort tatsächlich vorne mitgemischt *klopftsichaufdieSchulter*. Waren extrem traurig als ich gegangen bin. Da ich jedoch gemerkt habe wie viel Zeit (vor allem am Wochenende) und Geld mir das Spiel stiehlt, habe ich mal wieder die Reißleine gezogen. Seitdem zocke ich es einfach nur noch so. Mittlerweile wieder etwas mehr seit sie tägliche Quests eingeführt haben. Aber das ist ehrlich gesagt mehr aus FOMO als tatsächlicher Begeisterung. Keine Ahnung wie Papier-Magic-Spieler es ertragen, dass gefühlt alle vier Wochen ein neues Set rauskommt. Das ist schon im Spiel extrem nervig und demotivierend. Dadurch, dass ich dranbleibe, ist meine Sammlung zwar ansehnlich aber oft genug auf die Fresse bekomme ich trotzdem. Was besonders weh tut, wenn es einer der letzten Kämpfe in einem Event ist, in dem es ansonsten bislang einwandfrei lief. Aber so ist das halt, wenn ein Spiel gefühlt nur noch von Walen (=Spieler, die viel Geld ausgeben) am Leben gehalten wird. Zumindest würde ich neuen Spielern den Titel nicht mehr empfehlen.

Du hast einen Knall!

Apropos keinen Spaß haben und trotzdem einen Haufen Zeit darin versenken: Nach über 130 Spielstunden habe ich letzte Woche endlich mal Diablo IV* deinstalliert nachdem ich den letzten Dungeon erledigt hatte. Ja, ihr dürft zurecht fragen, warum ich nach diesem Eintrag überhaupt noch so viel Zeit darin versenkt habe. Die Antwort fällt wie immer bei mir aus: Weil ich so massiv einen an der Waffel habe, dass ich eigentlich in die Klapse müsste :smile: . Die “rationale” Ausrede: Es war halt ganz praktisch so als “stupide Klickerei, die ich einfach mal zwischendurch ohne Ton für fünf Minuten anmachen konnte”. Und ich hatte ja noch Inhalte vor mir wie z.B. das 1. Addon, Vessel of Hatred, haufenweise Nebenquests und Dungeons sowie selbstverständlich meinen Charakter weiter aufleveln und mit besseren Gegenständen ausstatten. Und die Entwickler sind auch sonst ganz gut darin einen mit eigentlich sinnlosem Kram (anspruchslose Weltenbosse, Legionenevents, die ganze Höllenflutsache) abzulenken. Aber den Spielspaß habe ich in den vielen Spielstunden trotzdem nicht gefunden.

Die Geschichte von Vessel of Hatred, wo es um Mephistos Seelenstein und seinen Träger geht, haute mich genauso wenig vom Hocker wie die vom Hauptspiel. Zumal es nur eine neue (inhaltlich mittelmäßige) Rendersequenz gab. Die Dungeons, das hatte ich ja schon erwähnt, versprühen selbst im Addon nur so den “Copy-and-Paste, damit es nach viel aussieht”-Charme und die meisten Nebensquests sind ebenfalls schlicht etwas zum Abhaken. Also zumindest die, die man finden kann. Warum auch immer hat Blizzard nämlich entschieden keinen Tracker für erledigte Quests einzubauen. Entsprechend habe ich in jeder Region noch 2-3 Nebenquests offen, die vermutlich durch Gegenstände gestartet werden, die bestimmte Monster oder Leichen fallen lassen. Aber da ich keinen Schimmer habe, wo ich hingehen/nach was ich suchen muss, kann ich diese selbst mit einem Guide nicht ohne extrem viel Aufwand finden. Also habe ich es gelassen.

Man machts halt…

Meine Sicarius vor dem Einmotten bis zum nächsten Addon

Der größte Punkt war aber glaube ich immer noch die Konsequenz- und Sinnlosigkeit des Ganzen. Ja, ich habe mich dank der Hilfe vieler anonymer Spieler bis auf den höchsten Schwierigkeitsgrad – Torment 4 – vorgearbeitet. T4 ist auch knackig schwer und ich muss echt aufpassen, dass meine Zauberin nicht wegen jedem Windhauch umkippt. Aber es hat trotzdem irgendwie keine wirkliche Relevanz. Sterben kostet die meiste Zeit nur ein bisschen Gold und selbst die anderen Konsequenzen sind im Großen und Ganzen irrelevant. Man verschwendet faktisch immer nur ein bisschen Zeit.

Und die Endgame-Bosse haben alle irgendwelche One-Shot-Mechaniken inkl. erzwungenen Unverwundbarkeitsphasen, die einen unabhängig der eigenen Stärke einfach wegpusten. Also sucht man sich eine Gruppe mit einem Über-Charakter, der einen trägt. Immer in der Hoffnung beim 10.000 Versuch endlich mal einen brauchbaren Gegenstand zu finden.

Ich war selbstverständlich neidisch auf die anderen Zauberer, die in einer Sekunde ganze Räume geleert haben. Aber der Aufwand dafür nicht nur die Ausrüstung zu sammeln, sondern auch noch beim Nachschmieden die richtigen Attribute zu bekommen… ein absolut demotivierender Zeitfresser. Ich hab‘ in den 130 Stunden nur einen (!) einzigen Gegenstand von mystischer Qualität (die höchste) gefunden. Und den konnte ich – logischerweise – nicht gebrauchen. Und selbst andere nützliche Gegenstände waren rar gesäht. Im Prinzip bin ich ständig nur in die Stadt gelaufen, um mein Inventar zu leeren. Bitte? Das ist die Quintessenz von Diablo? Da stimme ich dir durchaus zu, lieber Leser. Deswegen hat es mir auch in den vorherigen Titeln keine Laune bereitet.

Epilog

Zusammengefasst hat sich mein Fazit nach 130 Spielstunden im Vergleich zum 1. Eintrag nicht geändert: Diablo IV ist ein ganz nettes und hübsch anzusehendes Hirn-aus-Spielchen. Aber ein guter oder gar spaßiger Titel? Absolut nicht. In Form einer Wertung ausgedrückt: 2 von 5 Sics. Kommt jetzt nicht überraschend, ich weiß.

Bei der Größe meiner Spielesammlung muss ich echt endlich mal lernen früher “Stop!” zu sagen. Andererseits: Es muss schließlich diejenigen geben, die Phrasen wie “nach 30 Spielstunden wird es gut!” auf Herz und Nieren prüfen. Entsprechend gehen mir diese gehässigen Reaktionen auf negative Bewertungen von Spielern, die mehrere dutzend oder sogar hundert Stunden investiert haben, ziemlich auf die Nüsse. Die Leute haben schon ihren Grund, warum sie so lange durchgehalten haben. Ich hab‘ bekanntermaßen irgendwo zwischen 75-100 Stunden in The Elder Scrolls IV: Oblivion versenkt, bevor ich endgültig eingesehen habe, dass es einfach nichts für mich ist. Es sollte aus meiner Sicht entsprechend sogar gefeiert werden, dass sie ihre Bewertung auf fundiertem Wissen aufbauen statt nur “Spiel stürzte beim Start ab – Refund!” oder “Geilstes Spiel aller Zeiten!” nach 0,1 Stunden Spielzeit zu schreiben wie so viele andere. Aber ich rechne ja auch den Wert eines Spiels nicht auf Basis der Spielzeit aus… :roll:

PS: Ich hatte zwischendurch mal kurz in Diablo II: Resurrected und Diablo III reingeschaut, um nochmal den direkten Vergleich zu Diablo IV zu ziehen. Hätte ja sein können, dass ich zu hart zum neusten Serienteil bin. Die neuen Erkenntnisse hielten sich jedoch in Grenzen. Diablo IV ist einfach wie es ist. Bei Diablo III hat mich nur überrascht, wie irgendwie altbacken es mittlerweile aussieht. Kommt vermutlich von der sehr reingezoomten “Konsolen”-Kamera und dem äußerst bunten Farbstil.

Wie erwähnt, hatte ich meiner Angebeteten nicht nur was zum gemeinsamen Spielen geschenkt, sondern auch was zum Lesen. Darunter zwei erotische Comic-Bücher. Ich weiß: “Iiiihhhh, wie unanständig!”, werden jetzt einige denken. Und vielleicht dann noch einen drauflegen mit “Wie kannst du sowas nur deiner Frau schenken?!”. Ganz einfach: Weil sie grundsätzlich Gefallen an dieser Art von Literatur hat! Mangas hat sie schon einige in die Richtung (auch ein paar Serien von mir geschenkt bekommen). Bei “normalen” Romanen ist sie ebenfalls immer sehr enttäuscht, wenn das Lesen zu kurz kommt. Und liebe Leser:innen, ihr könnt ruhig zugeben, dass ihr die ganzen anspruchslosen Werwolf-, Vampir- und Gestaltwandlerromane nicht wegen der tiefgreifenden Handlung verschlingt! Also lasst mich euch jetzt ein bisschen was zu den Neuzugängen erzählen – die ich selbstverständlich nur zu Recherchezwecken ebenfalls gelesen habe :tongue: .

(Cover)

Die Göttin. Band 1* (La déesse, Katie Even & Nephyla, Splitter Verlag, 48 Seiten, 2023) – Nanna steht kurz vor dem Abschluss ihres Kunststudiums. In der Abschlussarbeit geht es darum Texte über die keltische Göttin Anann zu illustrieren. Sie ist in der irischen Mythologie eine Fruchtbarkeitsgöttin. Nannas Lehrerin findet allerdings, dass sie zu versteift an die Sache rangeht. Ihr ist das Thema nämlich aufgrund seiner Anzüglichkeit ziemlich unangenehm. Deshalb zieht ihr ihre Lehrerin heimlich ein grünes Amulett an, damit Nanna ihre Sinnlichkeit entdeckt. Und ja, das Amulett beginnt zügig mit seiner Arbeit (der Comic hat schließlich nur 48 Seiten). In der nächsten Nacht hat Nanna einen extrem feuchten Traum und auch die darauffolgenden Tage bis zum Abschluss entstehen immer wieder Situationen, in denen sie mysteriöse aber sehr befriedigende Lesebegegnungen mit (vermutlich) Geistern hat. Aber am Ende – so viel sei verraten – kommt sie wesentlich entspannter wieder in die reale Welt zurück und erfährt ein (weiteres) Happy End.

(Cover)

Die Göttin. Band 2* (La déesse tome 2, Katie Even & Nephyla, Splitter Verlag, 48 Seiten, 2024) – Nanna hat ihren Abschluss geschafft und gönnt sich mit ihren Freundinnen und ihrem neuen Freund (mit dem sie viel zusammen liest) einen Urlaub in den Tropen. Allerdings hat sie ein Problem: Sie kann seit der Abschlussprüfung nicht mehr zeichnen. Jedes Mal, wenn sie es versucht, kriegt sie einfach nichts aufs Papier. Und dann baggert auch noch eine komische Kellnerin ihren Freund an. Der SuperGAU quasi. Was folgt ist definitiv eine düsterere Geschichte als noch in Band 1, denn die Kellnerin lässt ein Nein nicht gelten und stülpt Nannas Freund ein rotes Amulett über – mit entsprechenden Folgen. Aber keine Angst: ein (bzw. wieder mehrere) Happy End(s) gibt es freilich trotzdem – inkl. Cliffhanger. Mal schauen ob und wann dann Band 3 auf den Markt kommt.

 

Beide Bücher kommen als Hardcover im Großformat daher (23,5 x 32,5cm – also größer als ein DIN A4-Blatt). Den Stil würde ich als leicht verspielt bezeichnen mit vielen geschwungenen Linien und gedämpften aber nicht langweiligen Farben. Das gibt dem Ganzen eine angenehm lockere Atmosphäre und ist – aus meiner Sicht – thematisch passend ohne dabei den Realismus auf der Strecke zu lassen (wir sehen schließlich viele nackte Körper). Das wird besonders bei Nanna deutlich, die erfreulich normal dargestellt wird und nicht die übliche, schlaksige Lesedame aus anderen, einschlägigen Unterhaltungsmedien ist. Ich sehe sogar eine gewisse Ähnlichkeit zu Lysanda – aber das bleibt unser Geheimnis, okay? :smile: . Wer aber jetzt einen Hentai oder noch härter erwartet, der wird enttäuscht sein. Es ist in der Darstellung deutlich, aber kein Schmuddelleseheftchen, sondern wesentlich sinnlicher.

Beim Christoph meint: Band 1 bekommt von mir 4 von 5 Sics. Einfach, weil er viel viel zu kurz ist. 48 Seiten sind für 18€ trotz der hohen Qualität einfach zu wenig. Ja, die Geschichte ist übersichtlich und hat einen Anfang und ein Ende, aber ich bleibe doch irgendwie unbefriedigt zurück :wink: . Und das liegt nicht nur daran, dass die entsprechenden Szenen zwar großformatig aber eben sehr kurz sind. Für Band 2 gibt es hingegen nur 3 von 5 Sics. Neben der ebenfalls wieder übersichtlichen Seitenzahl bei gleichem Preis, ist es die düstere Wendung, die die Erzählung nimmt, die mir sauer aufstößt. Das war nicht das, was ich mir vor allem nach Band 1 erwartet hatte. Das hält mich ehrlich gesagt auch davon ab ihn nochmal zu lesen. In den ersten Band schaue ich lieber wieder rein.

Lysanda meint: Sie haben ein zu großes Format. Absolut unhandlich. Die Geschichte war nett, allerdings durch die geringe Seitenzahl ein wenig wie “warum liegt hier Stroh rum?”.

Vor fast sechs Jahren haben Lysanda und ich euch ein wenig über Kalium erzählt. Zur Erinnerung: Angefangen hatte sie mit Kalium wegen ihres Restless Legs Syndroms (RLS) und einer dazugehörigen indischen Studie aus dem Jahr 2016. Und ja, die freudige Nachricht ist: Lysanda ist auch nach acht Jahren immer noch symptomfrei. Alles nur dank ihres täglichen Kaliumkonsums (ihr Eisen hat sie aber ebenfalls weiter im Blick). Und wenn man sich die Kommentare unter dem Beitrag anschaut, ist sie damit nicht allein.

Insgesamt betrachtet, ist aber RLS immer noch eine relativ unbekannte Krankheit. Dabei gehen Schätzungen davon aus, dass darunter 5-10% der Deutschen leiden – im Alter steigt die Zahl wohl sogar bis auf 20%. Damit ist sie angeblich die am meisten verbreitete, neurologische Krankheit. Weltweit sieht es nicht viel anders aus – also bis auf den asiatischen Raum. Es gibt z.B. Studien für Japan (0,96%), China (1,4%) und Singapur (0,1%). Aber ich glaub’ wir sind schon zu tief in der Materie drin. Lasst uns mal einen Schritt zurück gehen:

Was ist eigentlich RLS?

Wikifeet, here we come!

Die Willis-Ekbom-Krankheit (ICD-10: G25.8 bzw. ICD-11: 7A80), wie RLS auch heißt, ist eine neurologische Störung. Woher dieses Symptom der unruhigen Beine kommt, da hat die Wissenschaft offensichtlich immer noch keine wirkliche Antwort. Ein Anhaltspunkt scheint aber eine gestörte Dopaminverarbeitung im Gehirn zu sein. Die Basis für diese Aussage ist wohl jedoch nur ein Medikamententest. Also man geht davon aus, weil es besser wird, wenn man RLSlern den Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) verabreicht. Am bekanntesten dürften hier Restex und Pramipexol. Letzteres ist eigentlich ein Parkinson-Medikament. Man hat aber festgestellt, dass es genauso bei RLS hilft. Es gibt allerdings wohl das Problem, dass man von diesem Wirkstoff immer mehr braucht und stark abhängig werden kann. Zudem ist es nicht so, dass man damit vollkommen Beschwerdefrei wird.

Hier und da wird zwischen zwei Arten von RLS unterschieden: Primäres und Sekundäres. Beim Primären ist die Hauptkrankheit RLS z.B. wegen Dopaminmangel. Es wird auch gerne als das vererbte bezeichnet. Beim Sekundären geht man davon aus, dass RLS nur ein Symptom irgendeines Stoffwechselproblem ist. Beispielsweise eine Nierenfunktionsstörung oder ein Eisenmangel. Kalium wird in diesen Listen allerdings bislang nicht als mögliche Ursache geführt. Diese Zweiteilung von RLS ist unter den Experten jedoch umstritten.

Allgemein anerkannt ist hingegen die Einstufung der Stärke der Symptome. Die Skala geht von leicht über mittel- und schwer- bis sehr schwergradiges RLS. Die Basis dafür ist der Fragebogen der International Restless Legs Study Group. Dieser wurde 2003 veröffentlicht und enthält 10 Fragen. Je näher an den 40 Punkten ihr seid, desto schlimmer ist euer RLS auf der Skala. Lysanda hat spaßeshalber mal den Test gemacht auf Basis ihrer Erinnerung an damals und kam bei 28 raus – also schwerem RLS.

Wie fühlt es sich an?

Betroffene beschreiben RLS als ein Inneres kribbeln, ziehen, zucken und allgemeines Unruhegefühl bis hin zu richtigen Schmerzen in den Extremitäten. Also der Name sagt zwar “Beine”, aber tatsächlich kann es auch in den Armen auftreten – und in ganz seltenen Fällen sogar im Rumpf und Gesicht. Die Variante in den Beinen ist jedoch klar prävalent. Und Auftreten tun die Probleme vor allem am Abend bzw. in Ruhephasen. Die einzige richtige Abhilfe ist dann Bewegung. Also herumlaufen, dehnen und sowas. Das ist allerdings ziemlich blöd, wenn man eigentlich gerade im Bett liegt und schlafen möchte. Auf TikTok & Co. werden noch irgendwelche komischen “Hausmittel” empfohlen wie z.B. sich die Füße mit Socken faktisch abbinden oder ein Stück Butter unters Bettlaken legen (HÄ?!). Bezweifle aber, dass irgendwas davon tatsächlich hilft. Und selbst wenn, ist es nur eine kurzfristige Symptombehebung und nichts Langfristiges.

Von medizinischer Seite wird vornehmlich auf die Schlafhygiene und die Ernährung (“ausgewogene Ernährung ohne Alkohol, Kaffee und Schokolade”) geachtet, um die Symptome zu lindern. Dazu moderate körperliche Aktivität, Massagen und Bäder oder schlicht Ablenkung. Wenn ihr schließlich grad n00bs im neusten Call of Duty dominiert, denkt ihr nicht mehr dran, dass unter eurem Schreibtisch die Post abgeht :smile: .

Diagnostiziert wird RLS hingegen mittels Ausschlussverfahren. Ihr geht mit euren Symptomen also zum Neurologen – nachdem ihr die Überweisung beim Hausarzt geholt habt -, der dann zum einen eure Nervenbahnen durchcheckt und zum anderen ein paar Bluttests macht (z.B. Schilddrüse). Kommt das alles als in Ordnung zurück, wird der L-Dopa-Test gemacht d.h. ihr dürft ein Medikament nehmen und schauen, ob die Symptome damit verschwinden. Ist das der Fall, gibt es das Label “RLS”. Und je nachdem wie schlecht es euch geht, nehmt ihr das Medikament fortan dauerhaft. Mittlerweile greift man auch mal zu Cannabis und im absoluten Worst Case dürft ihr mit Morphium Bekanntschaft schließen. Hab‘ ich schon erwähnt, dass man überraschend wenig über diese Krankheit weiß?

Lysandas Geschichte

Für Lysanda war RLS nichts Unbekanntes. Ihre Mutter hat es schon seit Lysanda Denken kann und nimmt Restex. Und auch im Rest der Familie gibt es Fälle, die ihr bekannt sind, wie z.B. ihr Großvater mütterlicherseits. Ein Familienmitglied hätte sogar dann die Morphium-Therapie bekommen, weil es so schlimm wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lysanda mal RLS bekommen würde, war entsprechend sehr hoch. Und tatsächlich traten Mitte 2016 die ersten Symptome bei ihr auf, die rasch schlimmer wurden. Sie erinnert sich beispielsweise noch an ein Sinfoniekonzert im Staatstheater Darmstadt, wo sie sich echt schwer tat die rund zwei Stunden irgendwie im Stuhl rumzubringen. Und ja, sie bekam die Symptome im gleichen Jahr wie die Kalium-Studie veröffentlicht wurde :smile: .

Das Auftreten des RLS war dann faktisch der Beginn unserer Nahrungsergänzungsmittelreise. Zwar hätte ihre Mutter ihr sofort etwas von ihrem Restex abgegeben. Aber Lysanda wollte erst einmal anderweitig schauen. Als erstes versuchte sie es mit Vitamin D3. Ja, das hatte sie nicht nur wegen meinen Depressionen rausgesucht. Das änderte aber nichts an ihrem RLS. Auch Magnesium, was ebenfalls gerne empfohlen wird, brachte keine Besserung. Stattdessen war der erste Lichtblick das Eisen. Kein Wunder: Ihr Ferritinwert war damals ziemlich im Keller. Noch nicht im “ich brauch sofort eine Infusion”-Bereich aber eben grenzwertig. Doch Eisen brachte eben nur das: Eine Besserung. Deshalb suchte sie weiter und stieß in den Tiefen des Internets auf

Die Kalium-Studie

Auszug aus der Kaliumstudie

Wissenschaftler in Bangladesch haben zufällig entdeckt, dass die Einnahme von Kaliumcitrat Auswirkungen auf RLS hat. Deswegen haben sich drei davon hingesetzt und 2015 eine Studie dazu durchgeführt, deren Ergebnis dann 2016 veröffentlicht wurde. Es war zwar nur eine kleine Studie – 68 Probanden, keine Doppelblindtests oder Vergleichsgruppen -, aber das Ergebnis war trotzdem beeindruckend: Nach 45 Tagen waren alle Teilnehmer Symptomfrei. Hatten also nach eigenen Angaben kein RLS mehr. Faktisch war die Hälfte bereits nach 15 Tagen durch mit dem Versuch. Und das alles nur, weil sie 390mg Kalium (in Form von 1.080mg Kaliumcitrat) am Tag bekamen.

Leider fehlen weitere Details zu den Probanden. Also wie z.B. die sonstige Ernährung vorher aussah. Wäre zumindest interessant zu wissen wie viel Kalium sie sonst so zu sich genommen haben. Und die Einstufung der Probanden fand nicht auf Basis des IRLSSG-Fragebogen statt, sondern wurde von den Teilnehmern frei Hand auf einer Skala von 1-100 getroffen. Die Aussagekraft der Studie ist also wissenschaftlich betrachtet begrenzt und man müsste mehr Forschung betreiben. Aber trotzdem: Das Resultat war beeindruckend genug für Lysanda, um es mal selbst auszuprobieren. Kalium ist nämlich nicht einmal ansatzweise so gefährlich, wie manche behaupten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt schließlich 4g pro Tag. Da sind die 390mg nur ein Zehntel von. Also auch, wenn Kaliumcitrat in der Giftspritze für Hinrichtungen drin ist: Bei der Aufnahme über die Nahrung muss man sich bei der Menge normalerweise keine Gedanken machen, wenn man nicht gerade Nierenprobleme hat. Ansonsten hilft es auch einfach mal ein Ernährungstagebuch zu führen und zu recherchieren wieviel Kalium man so üblicherweise zu sich nimmt. Kommt man überhaupt annähernd an die 4g rann?

Und wie ich in der Einleitung schrieb: Es hat durch und durch geholfen. Lysanda ist seitdem fertig mit dem Thema – also zumindest solange sie Kalium einnimmt. Doch nicht nur Lysanda, sondern wie die Kommentare zeigen, haben auch andere es für sich entdeckt und damit positive Ergebnisse erzielt. Es ist also definitiv eine Sache bei RLS, wo man als Laie denken würde, dass die Wissenschaft hinterher wäre sich damit zu beschäftigen.

Die professionelle Reaktion

Eine Autorität in Deutschland für das Thema RLS ist (nach eigenen Aussagen) die Deutsche Restless Legs Vereinigung | RLS e.V.. Lysanda hatte sie deshalb schon 2018 mal wegen der Kalium-Studie angeschrieben. Darauf kam jedoch keine Reaktion. Vor kurzem haben wir es dann erneut versucht – es könnte ja sein, dass im Hintergrund fleißig gewerkelt wurde. Tatsächlich haben sie darauf geantwortet und freundlicherweise ihre Sicht auf die Studie erläutert. Aus rechtlichen Gründen (man darf selbst als Presse nicht einfach so aus privaten E-Mails zitieren) kann ich euch zwar nicht den genauen Wortlaut wiedergeben, da ich mir keine Freigabe eingeholt haben, aber hier eine Zusammenfassung der Inhalte mit meinen eigenen Worten:

  • Da in der Studie nur beobachtet wurde und es keine Placebo-Kontrollgruppe oder ähnliches gab, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass allein schon die Erwartungshaltung der Probanden das Ergebnis beeinflusst hat.
  • Die Teilnehmerzahl war zu klein und lokal begrenzt. Entsprechend lässt sich das Ergebnis nicht einfach so auf andere Menschen(gruppen) umlegen.
  • RLS wurde bei den Probanden nur klinisch festgestellt. Also ohne Zusatzdiagnostik. Und auch mögliche andere Ursachen für die Symptome wurden nur rudimentär ausgeschlossen.
  • Es wurde nicht überprüft wie lange die Symptomfreiheit angehalten hat und ob es langfristig irgendwelche Nebenwirkungen gab.
  • Es gab nur eine Testgruppe. Es wurde parallel kein Test auf Basis der aktuellen RLS-Leitlinien gemacht. Entsprechend ist nicht bekannt welchen Unterschied Kalium tatsächlich macht.
  • Die Probanden haben nur subjektiv ihre RLS-Symptomstärke bewertet.
  • Fazit: Die Studie ist wenig fundiert und hat damit praktisch keine Bedeutung.

Tjoa…

Es gibt verschiedene Kaliumverbindungen

Ihr seht also: Aus Sicht der Vereinigung ist die Studie nicht zu gebrauchen. Sie ist scheinbar sogar so schlecht, dass man es nicht einmal für nötig hält Ressourcen in eine wissenschaftlich einwandfrei durchgeführte Studie zu investieren. Äußerst schade für die Betroffenen. Selbst die positiven Erfahrungen einzelner ändert daran nichts. Die gelten im akademischen Umfeld sowieso nur als Hörensagen. Warum man sie nicht zumindest als Indizien verwendet, um eben etwas Professionelles aufzusetzen? Wir wissen es nicht. Und es ist ja nicht so, dass es nur die Kommentare hier Beim Christoph gibt.

Ich hatte ja erwähnt, dass in asiatischen Ländern RLS überraschend selten vorkommt. Warum schaut sich das keiner genauer an? Unsere laienhafte und völlig unwissenschaftliche Vermutung ist auf jeden Fall, dass an der Kalium-reichen Ernährung dort liegt. Genauer gesagt den ganzen Sojaprodukten. In 100g getrockneten Sojabohnen sind nämlich satte 1.800mg Kalium enthalten. Auf das Thema Lebensmittel werde ich aber noch in einem der kommenden Einträge genauer eingehen.

Bis dahin immer dran denken: Weder Lysanda noch ich sind Ärzte. Insofern: Wir präsentieren hier nur frei im Internet verfügbare Informationen sowie unsere eigenen Erfahrungen. Was ihr damit anfangt, ist eure Sache und liegt selbstverständlich in eurer eigenen Verantwortung. Wenn ihr RLS habt, sprecht auch gerne mal mit eurem Hausarzt oder Neurologen über die Studie. Zumindest kann es nicht schaden sie bekannter zu machen. Vielleicht findet sich ja dann mal jemand, der einen wissenschaftlich genaueren Blick drauf wirft.

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