Das Spielejahr 2012 ist offiziell beendet. Gestern kam die voraussichtlich letzte Lieferung des Jahres bestehend aus Paper Mario: Sticker Stars (3DS) [noch nicht angespielt], Micky Epic: Macht der Fantasie (3DS) [die ersten paar Level machten schon einen interessanten Eindruck] und King’s Bounty: Warriors of the North (PC) [mehr vom Gleichen] rein und kommenden Donnerstag heißt es mal wieder: Herzlich Willkommen zu den Bagdadsoftware NOCAs! Hoffe ich zumindest. Die Liste steht zwar mittlerweile ziemlich fest, auch wenn ich natürlich auch noch länger in Paper Mario und Micky Epic reinschauen möchte. Vielleicht ist einer der beiden Titel ja noch eine Nominierung wert. Wer weiß :wink: .

Aber die sieben bis zehn Seiten Text zur Liste wollen ja auch noch geschrieben werden. Dabei würde ich so viel lieber Minecraft spielen. Ich hab’ da noch ein Projekte, die ich mit Rondrer umsetzen möchte. Aber ich muss ja schließlich den Eintragslängenrekord von 2011 brechen. Und die Chancen stehen ganz gut, dass ich das sogar schaffe. Warum? Na das verrate ich doch nicht hier und jetzt. Da müsst ihr euch schon noch die paar Tage gedulden. Ihr könnt ja derweil eure Nominierungs- und/oder Gewinnerliste vorbereiten. Die 15 Kategorien sind nämlich (ausnahmsweise) wieder die gleichen wie im letzten Jahr. An Weihnachten gibt es dann nicht nur den Weihnachtsgruß (mit oder ohne Kessy?), sondern auch die Bekanntgabe der Gewinner und am 31. erwartet euch an dieser Stelle der traditionelle Jahresrückblick. Den plane ich allerdings nicht ganz so extrem lang zu machen wie 2011. Ob das am Ende aber tatsächlich auch passiert? Mir egal. Ihr müsst ihn ja lesen, nicht ich :tongue: .

Moving Pictures

Und da ich angesichts des Nominierungseintrags euch jetzt nicht mehr mit Eindrücken zu Spielen belästigen will, widmen wir uns doch heute seit langem mal wieder Film und Fernsehen. Hier mal wieder ein paar Ultrakurzeindrücke:

Promobild zu The Dark Knight RisesThe Dark Knight Rises: Würdiger Abschluss einer grandiosen Trilogie. Nicht perfekt und das nicht nur, weil Heath Ledgers Jokerperformance fehlt. Mit dem Happy End bin ich beispielsweise nicht wirklich glücklich. Zumal mindestens zwei Szenen zu Beginn des Films schlicht nur dazu da waren dieses Ende überhaupt erst zu ermöglichen und entsprechend erzwungen wirkten. Aber im Großen und Ganzen hat Christopher Nolan sehr gute Arbeit geleistet. Besonders gut gefallen haben mir Anne Hathaway als realistischere Catwoman, Tom Hardy als Bane mit einer überraschend weniger störenden Sprachmodulation als Christian Bales Batman und dass der Film sich wieder mehr am langsameren Batman Begins orientierte. Sprich weniger Bat-Action und ein stärkerer Charakterfokus. Auch den Twist gegen Ende habe ich absolut nicht kommen sehen. So muss das sein!

5 von 5 Sics

Und wenn wir schon bei Superhelden sind: Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich bin tatsächlich gespannt auf Man of Steel. Klar stellt sich wie bei Spider-Man die Frage, warum wir schon wieder einen Reboot und schon wieder eine neue Origin-Story brauchen. Aber der zweite Trailer hat in mir durchaus die Lust geweckt. Vor allem erwarte ich dank Regisseur Zack Snyder einen visuell sehr interessanten Film.

Drive: Klarer Fall von irreführender Werbung. Im Trailer wirkte der Film mehr wie eine Neuauflage von The Transporter. Aber auch wenn der Driver ein Driver ist, hat der Film mit dem Fahren von Autos dann doch eher weniger zu tun. Was aber natürlich nicht bedeutet, dass er schlecht ist. Nur darf man eben nicht mit den falschen Erwartungen herangehen. Stattdessen liegt die Geschichte des Drivers irgendwo zwischen Romanze, Rachegeschichte und Splatterfilm und überrascht in jedem Akt von neuem durch die dazugehörigen Änderungen im Erzählstil. So wird einem nicht langweilig dabei einen Lebensabschnitt des Drivers mitzuerleben. Ach und Ron Perlman spielt mit. Alleine dafür lohnt sich das Anschauen schon :smile: .

4 von 5 Sics

Promobild zu Iron SkyIron Sky – Wir kommen in Frieden! – Nazis auf dem Mond — Das ist die simple, aber interessante Prämisse des Films, der mit Hilfe von Crowsourcing entstanden ist. Und genau hier liegt auch sein größtes Problem: Dadurch, dass die Community so viel zu sagen hatte, ist ein Werk aus Versatzstücken beziehungsweise eine Aneinanderreihung von Gags entstanden. Dadurch gibt es zwar sehr viele lustige Szenen (allein die Verarsche von der Hitler-Rede in Der Untergang. Da lag ich buchstäblich am Boden vor Lachen), aber sie wirken nicht wie aus einem Guss und da der Film auch nur 93 Minuten hat, geht gleichzeitig irgendwie alles viel zu schnell. Dafür rechne ich es den Machern sehr hoch an, dass im Original alle Beteiligten die richtige Sprache sprechen inklusive einer korrekten Besetzung der Rollen (Nazis = deutsche Schauspieler, Amerikaner = englischsprachige Schauspieler). Und für einen Indie-Film sind die CGI-Szenen im All richtig super (wobei die Schlacht ruhig etwas länger hätte dauern können). Es ist unterm Strich also definitiv keine langweilige Unterhaltung und ich empfehle ihn euch unbedingt mal anzuschauen. Aber mehr als einmal muss man ihn jetzt auch wieder nicht gesehen haben.

3 von 5 Sics

Es gibt übrigens auch ein Weltruam-Spiel zum Film, Iron Sky – Invasion, das gar nicht mal so schlecht ist (wurde auch erst ohne Lizenz entwickelt). Ein Wing Commander dürft ihr aber auch nicht erwarten. Die dynamischen Weltraumschlachten gegen die Nazis machen aber tatsächlich Laune. Dazu vielleicht in einem der kommenden Einträge dann mehr. Eine NOCA-Nominierung kriegt es allerdings nicht.

Battleship – Gut, die Erwartungen an dieses Machwerk waren jetzt nicht wirklich hoch und diese Haltung hat er auch voll erfüllt. Das macht es jetzt aber auch nicht viel besser. Visuell ist es durchaus ein beeindruckender Film und ich finde auch das Design der Aliens sehr cool. Aber die Geschichte ist nicht nur flacher als flach, sondern hat auch mehr Logiklücken als alle Michael-Bay-Filme zusammen. Vielleicht mal anschauen, um zu verstehen, worüber sich alle amüsieren (auch LoadingReadyRun haben einen lustigen Sketch dazu gemacht). Am besten aber einfach gleich wieder vergessen.

2 von 5 Sics

Der Dialog – Ihr kennt garantiert alle Der Staatsfeind Nr. 1. Den Film von 1998 mit Will Smith und Gene Hackman, in dem es um staatliche Überwachung ging und der heutzutage aktueller ist denn je. Nun, Der Dialog von Francis Ford Coppola von 1974 ist der geistige Vorgänger dazu. Und wer spielt darin die Hauptrolle? Gene Hackmann! Wer nach dem Anschauen noch einmal den Staatsfeind einlegt, wird sogar noch mehr Parallelen zwischen Harry Caul und Edward Lyle finden. Im Dialog geht es allerdings nicht nur gemächlicher zu, es steht auch ganz klar die ethische Seite der Überwachung im Vordergrund.

Harry ist Überwachungsspezialist, der beste sogar. Eines Tages bekommt er den Auftrag ein Gespräch zwischen einer hochrangigen Frau und ihrem heimlichen Geliebten zu belauschen. Dabei überkommt ihn das Gefühl, dass das Paar ermordet werden soll und sein schlechtes Gewissen nimmt langsam aber sicher überhand. Das Folgende ist ein richtig guter Psychothriller, bei dem ihr beobachtet wie Harry unter dem Druck seiner Selbstzweifel immer paranoider wird und langsam aber sicher dem Wahnsinn verfällt. Nur um am Ende einen richtig guten Storytwist mit zu erleben. Nein, es war nicht alles nur ein Traum. Sehr zu empfehlen und danach unbedingt auch noch einmal Der Staatsfeind Nr. 1 anschauen. Perfekte Kombination!

5 von 5 Sics

Und was habt ihr so in letzter Zeit gesehen? Schon die Kinokarten für Der Hobbit – Eine unerwartete Reise gelöst? Ich werde auf die Extended Version im nächsten Jahr warten. Ihr wisst ja: Mit Kino habe ich es nicht mehr wirklich so.

Spiele hier, Spiele da. Immer nur Spiele. Das kann ja nicht angehen. Da muss man was gegen tun, sag’ ich! Und da ein Extrem nur durch ein anderes Extrem ausgeglichen werden kann (behaupte ich jetzt einfach mal), geht es im heutigen Eintrag gleich um drei Sachen, die überhaupt nichts mit Spielen zu tun haben.

Der Film

Zuerst widmen wir uns einem 46 Jahre alten Film, der sich mal wieder mit einem realen Ereignis aus dem zweiten Weltkrieg beschäftigt. Statt der Schlacht von Pearl Harbor oder dem D-Day, geht es hier jedoch um eine nicht ganz so allgemein bekannte Begebenheit, da sie nicht ganz so immens große Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatte: Die finale Schlacht des deutschen Panzerschiffs Admiral Graf Spee vor dem Rio de la Plata.

Panzerschiff Graf SpeePanzerschiff Graf Spee (Orig.: The Battle of the River Plate, 1956) – Die Admiral Graf Spee war eines von drei Kriegsschiffen, die Deutschland nach der Niederlage im 1. Weltkrieg bauen durfte. Sie wurde 1936 in Dienst gestellt und wurde noch vor Beginn des Krieges in den Südatlantik geschickt. Hitler rechnete fest damit, dass England nach der Invasion von Polen in den Krieg eintreten würde und da England nur über das Meer versorgt werden konnte, wollte er schon frühzeitig dafür sorgen, dass die Nachschubwege lahmgelegt werden würden.

Ein Mittel dafür waren die U-Boote, das zweite die mächtigen Panzerschiffe mit einer Geschwindigkeit und Bewaffnung, die zu diesem Zeitpunkt von keinem anderen seefahrenden Land übertroffen werden konnte. Entsprechend erfolgreich verlief anfänglich die Kaperfahrt nach Kriegsausbruch am 1. September 1939. Insgesamt neun Schiffe mit einer Tonnage von über 50.000 BRT wurden bis Anfang Dezember von ihr versenkt. Der Film beginnt mit dem Untergang der Africa Shell, Schiff Nr. 6, und der Gefangennahme ihres Kapitäns und macht dann einen kleinen Zeitsprung zur finalen Treibstoffbefüllung durch die Altmark. Statt jedoch den Treibstoff zu nutzen, um direkt nach Deutschland zurück zu reisen, fuhr Kapitän Langsdorff nach Südamerika.

Die Schlacht vor dem Rio de la Plata

Natürlich blieb die Graf Spee (im Film dargestellt durch den US-Kreuzer USS Salem), trotz aller Tarnung — sie fuhr unter wechselndem Namen und Beflaggung — dem Gegner nicht verborgen. Dieser wiederrum, zumindest zeigt es so der Film (tatsächlich fand das dargestellte Treffen nie statt, es dient nur dazu den Zuschauer die Sachlage zu erklären), ahnte den nächsten Zug von Langsdorff voraus und legte ihm in der Mündung des Rio de la Plata an der Ostküste Südamerikas eine Falle. Beteiligt waren die HMS Achilles (spielt sich tatsächlich selbst!), die HMS Exeter (dargestellt durch die HMS Jamaica) und die HMS Ajax (dargestellt durch die HMS Sheffield).

Ja, die Seeschlacht wurde tatsächlich nicht nur mit echten Schiffen nachgestellt, sie läuft in den ersten Minuten sogar in Echtzeit so ab, wie in den Protokollen damals festgehalten. Doch leider geht der Film hier dann trotz allem Realismusanspruch nicht weit genug: Die Aufnahmen von den Brücken der Schiffe wurden in den Pinewood Studios in London getätigt. Sie wirken entsprechend deplatziert und teilweise sogar surreal, da ihr immer nur einen Blickwinkel gezeigt bekommt. Geht ja auch nicht anders, schließlich würde man ja sonst merken, dass auf der anderen Seite eben keine Schiffe sind. Vom komischen Gespritzte des Wassers im Hintergrund ganz zu schweigen. Da der Film nicht in Schwarz/Weiß gedreht wurde, fällt dieses Problem noch stärker auf. Nichtsdestotrotz ist die 15-Minütige Schlacht ganz klar der Höhepunkt des Films, obwohl die Spannung nicht durch unzählige Explosionen, sondern vornehmlich durch die Dialoge erzeugt und aufrechterhalten wird.

Einseitig

Bild aus Panzerschiff Graf SpeeSchade nur, dass alles ausschließlich aus Sicht der Alliierten gezeigt wird. Die Deutschen kommen nach Akt 1 nicht mehr wirklich zur Geltung. Dabei war nicht nur die Admiral Graf Spee an sich interessant, sondern auch ihr Kapitän Hans Langsdorff. Seine Darstellung im Film ist nämlich keineswegs übertrieben. Er war wohl auch im wirklichen Leben kein böser Nazi (selbst bei der Beerdigung der Toten nach der Schlacht hat er keinen Hiltergruß gemacht), sondern Gentleman und Seemann, der sowohl seine Mannschaft als auch seine Gefangenen mit gebührendem Respekt behandelte und ihr Wohl über alles stellte. Die überlebenden Besatzungsmitglieder bewundern ihn noch heute.

Doch das hat alles nicht viel genützt. Zwar konnten die Alliierten die Graf Spee bei Rio de la Plate nicht versenken und diese ins neutrale Montevideo fliehen. Aber das Land gab dem Kapitän nur 72 Stunden, um die nötigsten Reparaturen durchzuführen und dann wieder auf die hohe See zu verschwinden. Dort warteten die Engländer auf ihn. Theoretisch hätte die Flucht wohl gelingen können, aber die Briten verbreiteten absichtlich unverschlüsselt, dass sich noch wesentlich mehr Schiffe in der Zwischenzeit eingefunden hätten. So blieb Langsdorff keine andere Wahl als dafür zu sorgen, dass das Schiff nicht in feindliche Hände fällt. Er ließ den größten Teil der Crew in Montevideo vom Schiff gehen und die wichtigsten Bauteile zerstören, fuhr zum Ende der Deadline aus dem Hafen, schlich sich zusammen mit der übrigen Mannschaft von Bord und versenkte das Schiff dank mehrerer strategisch platzierter Sprengladungen.

Das Schiff liegt bis heute im nur acht Meter tiefen Wasser und wird seit 2004 Stück für Stück abgebaut, da es den Schiffsverkehr behindert. Langsdorff beging hingegen kurze Zeit später Selbstmord. Ob auf Befehl oder aus anderen Gründen ist nicht genau bekannt und dieser Abschnitt wird auch im Film nicht gezeigt. Er endet mit einem letzten Dialog zwischen dem Kapitän der Africa Shell und Langsdorff. Aber auch dieser dritte Akt ist spannend gestaltet und vermittelt sehr gut, wie der Verhandlungspoker zwischen allen Beteiligten abgelaufen ist und welches Großereignis die Ankunft der Graf Spee im Hafen für die Stadt war.

Die Technik

Positiv zu erwähnen ist auch noch, dass die Blu-Ray-Fassung komplett restauriert worden ist und wirklich sehr gut aussieht. Satte Farben, scharfe Bilder und für so einen alten Film vergleichsweise wenige Artefakte dominieren das Bild. Leider wurde diese Sorgfalt nicht auch auf den Ton übertragen. Der wurde anscheinend überhaupt nicht angefasst und ist entsprechend stark verrauscht und dumpf, was vor allem in den Gefechtsszenen das Verständnis erschwert.

Bagdadsoftware meint: An die Qualität eines Der längste Tag, Das Boot oder Tora! Tora! Tora! kommt Panzerschiff Graf Spee nicht ganz heran. Dafür ist die Sicht der Dinge dann doch zu Einseitig und stören die Studioaufnahmen zwischendrin zu sehr das Gesamtbild.

Dennoch merkt man denke ich daran, dass ich vornehmlich die Geschichte des Schiffs wiedergegeben habe, dass der Film wie viele aus dieser Zeit ein richtig guter und vor allem authentischer Kriegsfilm ist, der keine Seite unrealistisch weit hervorhebt, sondern sich soweit wie möglich an die Fakten hält — und dabei trotzdem sehr spannend ist. Diese Art von Dokudrama gibt es heutzutage aus mir unbekannten Gründen einfach nicht mehr. Entweder es wird nur eine richtige Dokumentation oder es ist patriotischer Mist ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Abläufe.

Wer sich für die Geschichte der Admiral Graf Spee oder allgemein für diese Art von Kriegsfilm interessiert und mit dem gemächlicheren Tempo solch älterer Produktionen kein Problem hat, der muss sich diese 2 Stunden entsprechend unbedingt anschauen. Allen anderen bleibt wohl nur die Filmumsetzung des gleichnamigen Brettspiels Battleship, wenn sie eine effektreiche Seeschlacht sehen wollen.

4 von 5 Sics

Das Buch

Ich hab’ aber in letzter Zeit nicht nur ein paar Filme geschaut (und viele Spiel gespielt), sondern auch meinen Nachttisch mal wieder etwas abgearbeitet. Darauf lag auch ein Buch, das mich schon länger stark interessiert hat. Zahlreiche andere, halb angefangene Bücher verhinderten aber bislang, dass ich mich ihm widmete. Ich würde aber diese Zeilen natürlich nicht schreiben, wenn ich es nicht doch mittlerweile geschafft hätte es durchzulesen. Hier entsprechend der Erfahrungsbericht:

JPodJPod (Douglas Coupland, 2006) – In seinem Review bezeichnete der englische Guardian das Buch als das “Microserfs der Google Generation”. Und tatsächlich finden sich viele Parallelen zwischen JPod und Couplands Werk von 1995, in dem die Hauptrolle eine Gruppe von Microsoft-Entwicklern spielt. Dieses Mal geht es jedoch um das Leben einer Handvoll von Spieleentwicklern, die bei einer fiktiven Firma an einem Skateboard-Spiel namens “BoardX” arbeiten und sich ein eigenes Büro teilen. Und da alle Beteiligten einen Nachnamen beginnend mit dem Buchstaben “J” haben, heißt dieses Büro “JPod”.

Verwirrend, komisch, anders

Wie es sich für einen Roman von Douglas Coupland gehört, hört sich die Prämisse im ersten Moment normaler an, als sie tatsächlich ist. Allein die Szenen im JPod werden mit Fortschreiten der Handlung immer absurder und zeichnen das Bild einer fremdgesteuerten Gruppe von Leuten, die zwangsweise miteinander auskommen muss und sich mit allerlei Blödsinn von der Tatsache ablenkt, dass ihre Anwesenheit in der Firma vollkommen unwichtig ist und das obere Management völlig blödsinnige Entscheidungen trifft. Da werden Liebesbriefe an Ronald McDonald verfasst, seitenweise Zahlenreihen ausgedruckt, in denen man ohne Suchfunktion die eine Abweichung gefunden werden soll und eine Umarmungsmaschine für autistische Entwickler gebaut.

Und an allem darf man als Leser live teilhaben. Egal ob es Spammails, Wörterlisten, E-Mails oder besagte Zahlenreihen sind: Alles ist, wie schon bei Microserf, auch tatsächlich auf den 576 Seiten abgedruckt, um dem Leser das Gefühl zu geben selbst Teil des JPods zu sein. Dazwischen erwarten einen mit Pop-Culture-Referenzen durchzogene, mitunter sehr satirische Dialoge sowie die eigentliche Geschichte.

Keine Komödie

Die Geschehnisse innerhalb des JPods sind nur die Spitze des Eisbergs. Was speziell der als zentraler Hauptcharakter agierende Ethan Jarlewski so im Laufe der Zeit erlebt, ist eine Verrücktheit nach der anderen. Dabei ist er noch der Normalste aller Charaktere. Bestes Beispiel ist John Doe, ein vollkommen durchschnittlicher Typ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als Kind von lesbischen Eltern das Opfer einer abnormalen Erziehung, versucht er die ersten Jahre seines Lebens dadurch zu kompensieren, dass er in allen seinem Tun es dem amerikanischen Durchschnitt nachmacht.

Cover von MicroserfsTrotz der schrägen Situationen und Charaktere, driftet das Buch jedoch zu keinem Zeitpunkt in eine Komödie ab. Coupland gibt die Geschichte mit einem absolut ernsten Gesicht und tut so, als wäre die ganze Sache ganz normal. Da geht es selbst nach einem Mord im eigenen Elternhaus nur um die Frage, wie man am besten die Leichte wegschafft. Aber was will man von einer Familie erwarten, wo der mit dem eigenen Bruder befreundete chinesische Sklavenhändler der beste Kumpel ist, den man haben kann. Das Ganze geht soweit, dass sogar Douglas Coupland selbst eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte übernimmt — vom Hauptcharakter als arrogantes Arschloch dargestellt.

Bagdadsoftware meint: Douglas Coupland hat schon immer seinen ganz eigenen, sehr experimentellen und teils auch sehr verwirrenden Stil. Doch so Abstrus seine Werke auch sind, sie spiegeln in gewisser Weise doch immer die Gedankenwelt eines bestimmten Typus von Leuten wider. Egal ob es Generation X, Generation A, Software-Entwickler oder eben Spieleentwickler sind, irgendwie hat man am Ende doch das Gefühl mehr über sie zu wissen.

Im Vergleich zu Microserfs, muss JPod jedoch ganz klar Federn lassen. Statt des nervigen Ego-Trips, hätte Coupland lieber den anderen Charakteren noch mehr Leben einhauchen sollen. Sie alle bleiben das gesamte Buch hinweg irgendwie auf der Stelle stehen und entwickeln sich nicht wirklich weiter. Dadurch wird wiederrum das Gefühl verstärkt, dass es dem Buch an einem roten Faden fehlt. Natürlich gibt es eine zentrale Geschichte, die sich von vorne nach hinten durchzieht. Doch es sind sehr viele Brüche drin, was auch mit an den vielen sinnlosen Unterbrechungen mit den erwähnten, seitenweise langen Abdrucken irgendwelcher Dokumente zusammenhängt.

Was bleibt ist zwar nicht Couplands schwächstes Werk (das ist aus meiner Sicht Generation X), ein Microserfs 2.0 ist es jedoch auch nicht geworden. Wer Couplands Stil mag, der wird auch mit JPod ein Stück weit glücklich. Alle anderen sollten entweder ganz die Finger davon lassen oder zuerst Microserfs lesen und schauen, ob ihnen überhaupt gefällt, was der Herr so von sich gibt. Es ist definitiv eine gewöhnungsbedürftige Schreibe.

3 von 5 Sics

Übrigens gab es auf CBS Television auch Anfang 2008 eine äußerst kurzlebige Fernsehserie mit dem Titel jPod (kleines “J”). Nach 13 Folgen und einem äußerst fiesen Cliffhanger war aber auch schon wieder Schluss. Selbst gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber sie wurde von Kritikern hochgelobt und der Tod kam — wie so oft, bei solchen Serien — durch eine Verlegung der Sendezeit auf Freitagnacht. Eine Zeit, zu der die Einschaltquoten immer gering sind. Es gab danach auch wie bei Firefly & Co. einen Fanprotest, aber bewirkt hat er nichts.

Das Album

Jetzt hatten wir etwas zum Anschauen, etwas zum Lesen, fehlt noch etwas zum Hören. Passenderweise ist vor kurzem das neuste Album einer meiner Lieblingsbands erschienen, das ich mittlerweile schon mindestens 10mal rauf- und runtergehört habe. Aber ist es wirklich so gut?

The Offspring - Days Go ByDays Go By (The Offspring, 2012) – Vor bald vier Jahren habe ich euch an dieser Stelle im Rahmen meines Fernstudiums das achte Album der Punkrockband vorgestellt. Seit einer Woche ist nun Album Nr. 9 im Handel erhältlich. Es trägt den Titel “Days Go By” und umfasst erneut 12 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von knapp 43 Minuten. Aber lohnt sich das Anhören überhaupt?

Hart rein, sanft raus

Wie schon bei Rise And Fall, Rage And Grace, verzichten auch dieses Mal wieder die Kalifornier darauf euch gleich von Beginn an zu erschrecken. Stattdessen erwarten euch zwei klassische Songs, die durch und durch dem gewohnten Offspring-Sound entsprechend. Speziell Secrets From The Underground, welches sich mehr als offensichtlich mit den Occupy-Protesten beschäftigt, ist Punk Rock vom feinsten und ein Track, der einem sofort ins Blut übergeht. So könnte es gerne weitergehen.

Stattdessen aber fängt nun der eher experimentelle Teil des Albums an und das hohe Tempo wird stark gedrosselt. So klingt die Single Days Go By eher nach einem seichten Rocksong als nach Offspring und Curising Calfornia (Bumpin’ In My Truck) ist ein sinnloser Party-Track, der wohl an “Pretty Fly (For A White Guy)” erinnern soll, aber dessen Qualität nicht erreicht. Genauso wenig wie OC Guns, das zweite von drei “Spaß”-Liedern auf der Platte.

Zum Glück geht es nach diesen Durchhängern zum Ende hin wieder aufwärts. Auch wenn es fragwürdig ist, dass die Band den Track Dirty Magic vom Album Ignition recycelt (allerdings neu eingespielt). Seine Wirkung verfehlt er genauso wenig wie Slim Pickens Does The Right Thing And Rides The Bomb To Hell, dem gelungenen Abschluss der CD, der wieder ganz klar die Stärken der Truppe in den hervorhebt.

Bagdadsoftware meint: The Offspring ruht sich definitiv nicht auf ihren vergangenen Erfolgen aus und versucht stattdessen sich immer wieder musikalisch weiterzuentwickeln, ohne aber die langjährigen Fans zu verschrecken. Anders als bei Rise And Fall, Rage And Grace, ist ihnen das mit Days Go By aber nicht ganz so gut gelungen. Speziell die mittelmäßigen “Fun”-Lieder vermiesen einem den Hörgenuss, auch wenn der ein oder andere diese Lieder spätestens seit Americana als Teil des musikalischen Stils der Band ansieht.

Das ist schade, da die reinen Punkrock-Lieder, allen voran das bereits erwähnte Secrets From The Underground, wieder einmal deutlich machen, dass die 28 Jahre alte Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört und es immer noch drauf hat. Unterm Strich bleibt ein Album, dessen Kauf für Fans Pflicht ist, aber bei dem man das ein oder andere Lied in der Mitte leider beim wiederholten Anhören einfach überspringen wird.

4 von 5 Sics

Und damit habe ich meine Mindestanzahl an Wörtern für heute erreicht, überschritten und völlig in den Boden gestampft. Bleibt nur noch zu sagen: Bis Donnerstag!

Kann mal einer den Frühling abschaffen? *schneuz* Blöder Heuschnupfen. Da bleibt einem Allergiker wie mir doch nichts anders übrig als den ganzen Tag drinnen zu verbringen. Aber während so einigen Leuten dabei äußerst langweilig werden würde, kenne ich diesen Begriff gar nicht. Ich habe beispielsweise ein paar Stunden mit einem alten Freund verbracht:

Eat Lead: The Return of Matt HazardEat Lead: The Return of Matt Hazard (X360, PS3) – Wie, ihr kennt Matt Hazard nicht? DEN ultimativen Actionhelden der 80iger und 90iger und des neuen Jahrtausends? Dabei war er doch in unzähligen Spielen die Hauptfigur, darunter Klassikern wie Matt Hazard 3D, A Fistfull of Hazard, Soak’em oder des bis heute unerreichten Arcade-Klassikers The Adventures of Matt in Hazard Land aus dem Jahre 1983. Matt Hazard hat schon Nazis in 3D getötet, da ist der Duke noch von links nach rechts gelaufen!

Zumindest behauptet das die Hintergrundgeschichte von Eat Lead: The Return of Matt Hazard, in der der Held sechs Jahre nach dem Rohkrepierer Haz-Matt Carts von Entwickler Marathon Megasoft aus der Versenkung geholt wird. Das Ergebnis ist ein Third-Person-Shooter, der sich selbst nicht einmal im Ansatz ernst nimmt und gleichzeitig am laufenden Band über die Konkurrenz lustig macht.

Ich habe sehr lange mit dem Kauf gezögert. Das Spiel erschien schließlich schon vor vier Jahren und tauchte seitdem immer mal wieder an meinem Horizont auf. Der Grund für mein Zögern abseits der fehlenden Hardware? Die Metacritic-Wertung von mageren 53%. Bei so einem Durchschnitt bin selbst ich sehr vorsichtig. Aber bei einem Preis von mageren vier britischen Pfund, habe ich nun doch einmal zugeschlagen. Das Ergebnis? 4 von 5 Sics.

08/15-Shooter

Spielerisch dürft ihr keine Offenbarung erwarten. Es handelt sich um einen durchschnittlichen und strikt linearen Third-Person-Shooter mit wenig Abwechslung. Ihr kommt in einen Raum hinein, Gegner erscheinen, ihr tötet alle und geht weiter in den nächsten Raum. Zwar haben eure Feinde tatsächlich etwas Hirn im Kopf — sie heben beispielsweise bessere Waffen auf, wenn sie sie finden und suchen immer Deckung –, dennoch macht euch hauptsächlich die Masse zu schaffen. Zudem kennt ihr sowohl euer komplettes Waffenarsenal (klassisches Material von Pistole über Schrotflinte zu Maschinengewehr) als auch alle Feindtypen (nicht einmal ein Dutzend) schon früh im Spiel. Die Kämpfe gehen zwar gut von der Hand, echte Überraschungen bleiben aber aus.
In kurz: Ihr macht in den ersten fünf Minuten des Spiels exakt das gleiche wie in den letzten fünf. Nicht einmal die obligatorischen Rail-Shooter-Sequenzen gibt es, die zumindest etwas Abwechslung in den Spieleralltag bringen würden.

Auch die Levels an sich sind eher vernachlässigbar. Ja, ihr seid immer wieder woanders unterwegs (Warenlager, Villa, Steakhaus und derlei) und dürft auch mal an die frische Luft. Aber kein Level bleibt euch wirklich in Erinnerung. Die durchschnittliche Grafik tut ihr übriges. Simple Texturen dominieren das Bild, die Effekte sind mau (auch im Soundbereich) und die Charaktere zeugen genauso wenig von äußerst hoher Qualität. Oder besser ausgedrückt: Es sieht wesentlich älter aus, als es tatsächlich ist. Aber, und das muss man an dieser Stelle schon noch erwähnen, es ist nicht potthässlich und hält (zumindest mich) nicht vom Spielen ab.

Der Grund

Eat Lead: The Return of Matt Hazard HerstellerbildDer Titel ist also spielerisch und grafisch mau. Es ist entsprechend völlig verständlich, warum viele Magazine nur Wertungen im 40-50% Bereich gegeben haben. Aber auch in diesen Tests wurde das sehr positiv hervorhoben, was mir (und einigen anderen Testern) eine wesentlich höhere Wertung wert war: Die Geschichte, die dazugehörigen Charaktere — allen voran Matt Hazard, als der gealterte Superstar, der schon alles gesehen hat — und der fantastische Humor. Gut, Humor ist wie immer Geschmackssache und tatsächlich gibt es eine wichtige Einschränkung: Ihr solltet die wichtigsten Spiele oder zumindest Trends der letzten zwanzig Jahre kennen, dann habt ihr am meisten vom Eat Lead: The Return of Matt Hazard. Und ja, im englischen zünden ein paar Witze wesentlich besser.

Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich mit dieser Aussage quasi direkt gegen meinen Bericht zu Metroid: Fusion laufe. Dort hatte ich ja gerade bemängelt, dass zu sehr vorausgesetzt wird, dass man die Vorgänger kennt. Aber bei einer Parodie lässt sich dieser Maßstab nun einmal nicht ansetzen. Dieses Genre kann nur so funktionieren, unabhängig vom Medium.

Lachkrampf!

Und die Parodie gelingt hier voll und ganz. Schon die Prämisse mit dem Spiel im Spiel ist so völlig absurd, dass man nur darüber nur schmunzeln kann. Und dann feuern die Entwickler auch noch einen Gag nach dem anderen ab. Es geht schon auf den Ladebildschirmen los, die so ganz und gar nicht hilfreiche Tipps liefern wie beispielsweise die zweite (englische) Definition eines Tipps (“(eng.) Trinkgeld für den Kellner”). Direkt im Tutorial lässt Matt dann die ersten Knaller los wie “Als hätte ich es in den sechs Jahren verlernt zu laufen”. Im weiteren Verlauf trefft ihr auf 2D-Sprites, die mit gebrochenem Deutsch sprechen. Tretet gegen einen Endgegner an, der verdächtig wie ein gewisser Hauptcharakter der Final Fantasy-Serie aussieht (inklusive Textboxen!) und helft einem Master Chef sich gegen außerirdische Besucher zur Wehr zu setzen. Und noch so vieles mehr, das ich gar nicht vorweg nehmen möchte.

Selbst die Achievements sind lustig gestaltet. Nicht nur gibt es jeweils einen dämlichen Kommentar dazu (“You’re not PAYING for ammo. Feel free to use more.” — wenn im zweiten Level die ersten Gegner alle mit einem Kopfschuss tötet), selbst die Konditionen für so manche Belohnung sind völlig absurd. So erhaltet ihr beispielsweise bereits nach dem Intro “It’s HAZARD TIME!”, dürft euch nach dem Tutorial über “Straight-A Student” (“It’s not like you could’ve skipped it anyway.”) freuen und erhaltet “Take 5”, wenn ihr das Spiel pausiert.

Bagdadsoftware meint: Ich habe mich in den rund 8 Stunden Spielzeit köstlich amüsiert. So viel habe ich selbst bei Duke Nukem Forever nicht gelacht, das ja auch viel auf Seitenhiebe auf die Konkurrenz gesetzt hat. Das hat mich das äußerst repetitive Gameplay quasi sofort vergessen lassen. Im Gegenteil könnte man sich sogar fragen, ob es nicht Teil der Parodie ist und absichtlich so gestaltet wurde. Aber ich glaube, dieser Illusion brauchen wir uns dann doch nicht hingeben. Es könnte spielerisch wie technisch so viel besser sein. Doch Eat Lead: The Return of Matt Hazard spielt man nicht wegen dem “anspruchsvollen und abwechslungsreichen” Kämpfen. Wer glaubt genug Spieleerfahrung zu haben, um alle Witze zu verstehen und darüber lachen zu können (es sind viele Kalauer dabei), der sollte sich den Titel unbedingt zulegen. Viel kosten tut er ja nicht mehr. Ich hätte im Nachhinein ohne mit der Wimper zu zucken auch den vollen Preis bezahlt.

Ich habe mich am Wochenende aber nicht nur mit Matt Hazard beschäftigt, sondern auch mal wieder einen halbwegs aktuellen Film geschaut. Nämlich den hier:

Real SteelReal Steel – Wir befinden uns in der nahen Zukunft. Der Boxsport, wie wir ihn heute kennen, ist praktisch ausgestorben. Den Zuschauern wurde es zu langweilig. Sie wollten härtere, brutalere und kompromisslosere Kämpfe. Das ließ sich mit gebrechlichen Mannen nicht mehr machen. Also werden nun Roboter in den Ring geschickt, die teilweise bis zum “Tod” aufeinander einprügeln. Sie besitzen zwar auch eine rudimentäre KI, werden aber dennoch noch von echten Menschen gesteuert.

Einer davon ist Charlie (Hugh Jackman), ein ehemaliger Boxer, der seine 15 Minuten im Rampenlicht schon länger hinter sich hat und nun mehr schlecht als recht von Event zu Event tingelt, um zu überleben. Dann stirbt jedoch seine Ex-Frau und er muss sich plötzlich um seinen Sohn Max kümmern. Der ist ganz angetan vom Roboterboxen, “findet” seinen eigenen und möchte unbedingt mit ihm antreten, obwohl Charlie natürlich überhaupt nicht davon begeistert ist. Den Rest der Geschichte könnt ihr euch vermutlich denken. Die typische Vater-und-Sohn-Sache, vermischt mit ein wenig Rocky.

Überzeugend

Real Steel PromobildDas, was Real Steel so sehenswert macht, ist entsprechend nicht die Geschichte an sich, sondern wie sie erzählt wird. Ja, Max ist das typische nervige Kind, das mir in jedem Film auf den Keks geht. Charlie der nichtsnutzige Loser, der nur kurzfristig denkt, Bailey Tallet, die verflossene Liebe, Tak Mashido und Farra Lemcova als das ultimative Böse und so weiter. Mit Ausnahme der Bösen (dort ist es Absicht und passt auch sehr gut), kommen sie aber nicht als die klischeeüberladenen Langweiler daher. Sie wirken stattdessen menschlich und ich entwickele schnell ein echtes Interesse daran mehr über sie zu erfahren. Ihr Schicksal macht mich betroffen und ich fiebere bei ihrem Weg von der Unterwelt ins Rampenlicht richtig mit. Auch weil der Mix aus ruhigen, emotionalen und actionreichen Momenten genau passt. Gerade wenn ich das Gefühl habe, jetzt wäre es endlich mal genug mit der Schnulze, geht es wieder rund.

Womit wir beim hauptsächlichen Zugpferd von Real Steel angekommen sind. Schon bei Rocky haben schließlich die sehr gut gemachten Kämpfe sehr viel zur Faszination beigetragen. Und auch bei Real Steel sind sie ein starkes Zugpferd. Robotern dabei zuzusehen wie sie sich die Köpfe einschlagen war schließlich schon beim Prügler One Must Fall 2097 cool.

Dass die Kämpfe so gut geworden sind, ist wohl vor allem Steven Spielberg als Executive Producer zu verdanken. Er pochte laut Making of darauf, dass wie damals bei Jurassic Park echte und lebensgroße Modelle gebaut werden und nicht komplett alles am Computer entsteht. Und diesen Unterschied merkt man einfach sowohl in, als auch außerhalb der Kämpfe bei der Interaktion mit den menschlichen Charakteren. Wobei die CGI-Effekte schon richtig, richtig gut sind. Ich kann beim besten Willen nicht sagen welche Abschnitte jetzt mit den echten Modellen gedreht wurden und welche nur am Computer entstanden sind. Da störe ich mich nicht an irgendwelchen schlechten Effekten, sondern kann die dramaturgisch gut gestalteten und sich realistisch anfühlenden Kämpfe einfach genießen und ihnen immer wieder entgegenfiebern.

Bagdadsoftware meint: Ich war sehr positiv von Real Steel überrascht und gebe gerne 4 von 5 Sics. Wer mich kennt, der weiß, dass ich kleine Kinder in meinen Filmen überhaupt nicht mag. Entsprechend hatte ich hauptsächlich wegen den Roboterkämpfen den Kauf gewagt (und vieler positiver Reviews im Vorfeld von meinen vertrauenswürdigen Kritikern). Doch der Film ist eben doch kein Kinder- oder Familienfilm, wo nur der Humor im Vordergrund steht. Er nimmt sich trotz seiner leichten Momente durch und durch ernst und entsprechend kommt auch Max nicht als die typische Piepsstimme rüber, die einem den ganzen Spaß verdirbt. Um es zusammenzufassen: Real Steel ist mehr ein Werk für Männer als für Frauen und eine klare Empfehlung meinerseits. Schon allein wegen den genialen Kämpfen.

Ich wünsche noch einen angenehmen Feiertag!

Da war sie auch schon wieder rum, die eine Woche Urlaub. Und ich habe es in der Zeit nicht geschafft die letzten beiden Missionen von SWAT 4: The Stetchkov Syndicate mit 100% abzuschließen. Aber was soll’s. Ich habe ich es bald seit sechs Jahren auf der Platte, da macht es ein halbes mehr auch nicht aus :smile: . Im heutigen Eintrag geht es stattdessen um zwei Sachen, deren Ende ich bereits erlebt habe:

de Blob 2de Blob 2 (X360, PS3, Wii) – Teil 1 erschien 2008 leider nur für die Wii (und iOS und Windows Phone 7, beide jedoch von einem anderen Entwickler) und entsprang einem Studentenprojekt. Kommt euch bekannt vor? Dann denkt ihr vermutlich an Portal. Anders als bei Narbacular Drop und Valve wurde bei de Blob das Entwicklerteam nicht von THQ angeheuert und damit betreut eine “richtige” Fassung des Spiels zu produzieren. Das übernahm Blue Tongue Entertainment — mit vollem Erfolg.

Der Nachfolger, de Blob 2 erschien Anfang 2011, dieses Mal sogar für alle wichtigen Konsolen und kam erneut bei Kritikern und Spielern gut an. Das hinderte THQ aber nicht daran das Studio zum Jahresende hin kurzerhand zu schließen. Sehr schade, denn nachdem ich nun Teil 2 fast am Stück durchgespielt habe, hätte ich mir sehr gerne einen dritten Teil gewünscht. Aber eins nach dem anderen.

Das Spiel

de Blob 2 ist ein Plattformer mit starkem Puzzle-Anteil und einer Prise Action-Adventure. In der Rolle von Blob, müsst ihr es erneut mit Comrade Blanc aufnehmen, der nach seiner Niederlage in Teil 1 nun Prisma City unter seine Kontrolle bringen möchte. Dazu verwandelt er die Stadt in ein weiß-graues Niemandsland und steckt die Bewohner in weiße Anzüge, die sie träge und teilnahmslos machen. Eure Aufgabe ist es nun die 12 Level wieder mit Farbe zu füllen, indem ihr nicht nur einen Großteil der Landschaft selbst wieder bunt macht, sondern auch die Fabriken der Blancs lahmlegt. Euer Stift ist Blob selbst, mit dem ihr durch die gewünschte Farbe rollt (oder hineinspringt), die ihr malen wollt. Neben den Grundfarben, gibt es auch Sekundärfarben wie Grün, die ihr erst mischen müsst.

Screenshot aus de Blob 2Aber natürlich lässt euch Comrade Blanc nicht einfach so durch die Welt springen und hüpfen und wieder alles bunt machen. Stattdessen stellt er euch allerhand Gegner in den Weg und Hindernisse, die ihr auf verschiedene Arten und Weisen besiegen müsst. Selbst Wasser ist euer Feind. Ist es schwarz, heißt es Tinte und ihr nehmt Schaden. Ist es durchsichtig, wird Blob reingewaschen und ihr müsst erst wieder Farbe aufnehmen. Doch der Hauptteil des Spiels besteht tatsächlich aus Plattformeinlagen und dem Erfüllen der verschiedenen, größtenteils optionalen Aufgaben wie dem Einfärben aller Bewohner in einem Level. Das Grundprinzip habt ihr entsprechend schnell verstanden und es wiederholt sich auch bis zum Ende sehr oft. Was sich ändert, sind vor allem die Rahmenbedingungen. Wie schwer ist das Ziel zu erreichen, wie viele Gegner sind dazwischen, wo kriege ich die richtige Farbe her und solcherlei Sachen. Entsprechend steigt der Schwierigkeitsgrad auch mit jedem Level angenehm an. Ein sonderlich schweres Spiel ist aber dennoch nicht, denn es richtet sich ganz klar an Kinder. Ich musste kein Level neustarten und nachdem ich das Spielprinzip verinnerlicht hatte (ab Level 3), habe ich auch immer die S-Wertung erhalten.

Die Problemzonen

Trotz des niedrigeren Schwierigkeitsgrades macht der farbenfrohe Titel überraschend viel Spaß. Die Geschichte ist lustig erzählt, auch die Gegner kommen eher zum Knuddeln als wirklich böse rüber, und die Welt ist einfach schön. Selbst das repetitive Spielprinzip hat mich nicht gestört, weil die Entwickler in jedem Level ein neues Element in die Gleichung einführen und zusammen mit dem immer abstruseren Leveldesign die Herausforderung noch weiter steigern.

Problemfrei ist de Blob 2 aber nicht. Vor allem mit einem hat es zu kämpfen, das nicht zu verachten ist: der Kamera. Standardmäßig befindet sie sich in den 3D-Sektionen knapp hinter euch. Ja, es gibt auch nette 2D-Sidescroller-Sequenzen. Sobald ihr jedoch in engere Gefilde kommt, und das passiert zwangsläufig wenn ihr die Hügel des Landes und die Häuser der Stadt hochkraxelt, versucht sie automatisch den besten Blickwinkel zu finden. Da könnt ihr so viel manuell verbessern wie ihr wollt — da geht gnadenlos die Übersicht verloren. Schlimmstenfalls fallt ihr dadurch sogar runter. Das kann vor allem in den späteren Levels sehr massiv nerven. Aber auch das Sprungverhalten von Blob ist nicht ganz optimal. Vor allem im Abschnitt hoch über den Wolken, wo wirklich jeder Fehltritt tödlich endet, bin ich sehr oft nur deshalb gestorben, weil Blob partout nicht springen wollte. Und warum wollte er nicht springen? Weil er über ein Levelobjekt gelaufen ist, dass wohl als “in der Luft” oder so etwas definiert wurde. Sprich es wurde vom Spiel nicht als Boden wahrgenommen also durfte Blob auch nicht davon abspringen. ARGH!

Bagdadsoftware meint: Alles in allem hatte ich mit de Blob 2 sehr viel Spaß, sonst hätte ich es auch nicht so schnell durchgespielt. Entsprechend gibt es 4 von 5 Sics. Es ist nicht perfekt keine Frage. Der sanfte Schwierigkeitsgrad, die Wiederholungen und die Kamera werden nicht jedem gefallen. Wer über die kleinen Probleme hinwegsehen kann, den erwartet jedoch ein sehr schönes und lustiges Spiel in einer fröhlichen Welt, in die man auch als Erwachsener sehr gerne abtaucht. Klare Kaufempfehlung!

Und wenn ihr ein Kind habt: Umso besser. Es gibt einen Koop-Modus ähnlich wie in Super Mario Galaxy. Darin steuert der zweite Spieler Pinky und darf mit ihr Sachen abschießen.

Überleitung

Ich hab’ in meinem Urlaub aber nicht nur gespielt, sondern auch seit längerem Mal wieder einen Film geschaut. Und zwar den hier:

72 Stunden - The Next Three Days72 Stunden – Die Amerikaner und ihre Remakes von ausländischen Filmen. Da leben wir in einer globalisierten Welt und trotzdem glaubt Hollywood, dass ein erfolgreicher, europäischer Film in den Staaten nicht gut ankommt. Vermutlich haben sie damit sogar Recht, wenn ich mir den durchschnittlichen Amerikaner so anschaue. Also setzen sie sich hin und produzieren Filme wie ganz aktuell Verblendung (ja, die schwedische Verfilmung hieß auch schon so) einfach noch einmal — nur mit einem wesentlich höheren Budget.

Was das mit 72 Stunden zu tun hat? Ganz einfach: Das Original hieß Pour elle (“für sie”) beziehungsweise Ohne Schuld, ist ein französisches Werk und kam 2008 in die europäischen Kinos. Die Geschichte ist in beiden Filmen exakt gleich, nur in Details sind Abweichungen zu sehen: Die Frau eines Lehrers wird eines Morgens von der Polizei festgenommen und wegen Mordes angeklagt. Nach drei Jahren Gerichtsverhandlungen steht fest: Sie kommt die nächsten zwanzig Jahre definitiv nicht mehr raus. Da ihr Mann jedoch nicht ohne seine Frau leben kann, plant er nach dem Scheitern vor Gericht einen Gefängnisausbruch. Er lässt sich dazu von einem Veteranen erklären, was er so alles dafür braucht. Während in anderen Filmen jetzt vermutlich der Veteran mit dem Noob gemeinsame Sache machen würde, zieht John Brennan (im Original Julien Aucler) alleine los. Nach drei Monaten Vorbereitung dann die Hiobsbotschaft: Seine Frau wird in drei Tagen in ein anderes Gefängnis verlegt — daher der thematisch unpassende Filmtitel. Er muss also plötzlich ganz schnell machen.

Spannender Thriller

Bild aus 72 Stunden - The Next Three DaysDie Faszination und das Spannende am Film ist es John, im Remake souverän gespielt von Russell Crowe, dabei zu beobachten wie er langsam aber sicher den Halt zu seinem normalen Leben verliert. Weniger durch die Besessenheit, mit der er seine Tat plant, auch wenn das ein Teil des Ganzen ist und schon in Richtung von The Beautiful Mind geht. Es ist mehr sein innerer Widerstand gegen das, was er tut. Dinge, von denen er weiß, dass sie böse sind. Nur die Liebe zu seiner Frau treibt ihn immer wieder dazu den nächsten Schritt zu gehen. Wobei man als Zuschauer die ein oder andere seiner Taten bereits erahnen kann. Der Dialog mit dem Veteran, hier gespielt von Liam Neeson, gibt die meisten Sachen schließlich schon vor. Doch wie sagt eine der Nebencharaktere im Film zu ihm: “Das wird garantiert schief gehen. Du willst es zu sehr”. Und tatsächlich läuft nicht alles so glatt, wie es John sich gedacht hat und gerade deshalb fiebert man mit. Sehr nervenaufreibend — zumindest bis kurz vor Schluss.

ACHTUNG: Dicker Spoiler voraus. Bitte überspringen, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt!

Das Problem von beiden Filmen, mehr aber noch von 72 Stunden, ist das Ende. In beiden schafft es nämlich der Lehrer zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn zu fliehen. Im Remake kommt im Anschluss zusätzlich noch eine Szene, in der quasi die Taten von John gerechtfertigt werden sollen, denn seine Frau ist tatsächlich unschuldig und hat den Mord nicht begangen — und das kann es einfach nicht sein. Diese Geschichte hat kein Happy End verdient. Ein, wenn auch weniger extremes Finale wie bei Bonnie & Clyde (ihr wisst schon, beide sterben) wäre die richtige Entscheidung gewesen. Stattdessen kommt die Familie mit einer Straftat ungeschoren davon, wird tatsächlich glücklich in der Fremde und wir als Zuschauer sollen uns auch noch für die Hauptfigur freuen.

Tut mir leid, lieber Regisseur, aber das einzige was ich am Schluss gemacht habe war mit dem Kopf zu schütteln. Der zentrale Spannungsbogen war zu schauen wie weit John kommt, bevor es vorbei ist. Das war es, was mich an den Rand meines Stuhls getrieben hat. Ein Happy End kam da nie in Frage. Wir reden hier schließlich nicht von einem fröhlichen Ausbrecherfilm, bei dem die Hauptfiguren mit ihren Taten gerne durchkommen dürfen. Hier fehlt mir tatsächlich die Moral, weil John nicht gerade sympathisch dargestellt wird trotz seines Sträubens manchmal. Aber das so etwas passiert hätte ich mir schon denken können, als ihn am Ende dann doch noch das Gute packt und er zurück zum Zoo fährt um seinen Sohn zu holen — obwohl der Veteran ihm gesagt hat, dass er sich drauf einstellen muss, ein Familienmitglied zurück zu lassen.

Bagdadsoftware meint: Von mir bekommt der Film nach längerem Überlegen trotz des Endes die 4 von 5 Sics. Der Weg ist hier wieder einmal das Ziel und die Geschichte, auch wenn viele Kritiker sie als flach bezeichneten, wird vor allem durch Russell Crowe und Elizabeth Banks als seine Partnerin sehr gut in Szene gesetzt. Zumal es mal wieder so eine Rolle ist, in der Crowes Standardgesichtsausdruck sehr gut passt :smile: . Ich habe wirklich mitgefiebert und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Wer es spannend mag, der ist hier definitiv gut aufgehoben.

Und zum Thema Remake vs. Original: Mal abgesehen davon, dass Diane Kruger aus meiner Sicht die schönere und glaubwürdigere von beiden Damen ist — Russell Crowe passt hingegen besser in die Rolle als Vincent Lindon, der zu sehr wie ein Macho aussieht –, kann das Original definitiv das etwas bessere Finale für sich verbuchen. Entsprechend habe ich Ohne Schuld unterm Strich lieber angeschaut.

Diese Woche herrscht wieder ein Wetterchen, bei dem einem das Denken schwer fällt — und nicht nur das. Selbst Spielen macht bei der Hitze keinen Spaß. Wobei es da ein Spiel gibt, das mich doch die letzten Tage mehr beschäftigt hat, als ich gerne zugebe. Doch dazu später mehr. Widmen wir uns stattdessen mal wieder einem Film. Der passt auch so richtig zum derzeitigen Wetter, denn viel denken müsst ihr dabei nicht:

PiranhaPiranha – Nach dem Trailer hatte ich einen netten Spaßfilm ohne viel Hirn erwartet. Ein “Guilty Pleasure” quasi, wie man so schön sagt. Die Geschichte um den Schwarm Urzeit-Piranhas, der durch ein Erdbeben aus seinem unterirdischen Gefängnis befreit wird und dann die Spring Break Party in einem kleinen, amerikanischen Vorort durcheinanderbringt, unterstützte diese Erwartungshaltung zu Beginn. Viel nackte Haut inklusive pubertärer Dialoge und entsprechender Inszenierungen des weiblichen Körpers, nur unterbrochen von Der weiße Hai-inspirierten Kamerafahrten und Todesszenen quasi.

Doch der erste Eindruck täuscht: Piranha wird schnell zu mehr als nur einem billigen C-Movie. Die Geschichte ist zwar oberflächlich, aber gut und einigermaßen spannend erzählt, die Piranhas (die klaren Stars des Films) genial in Szene gesetzt und der Großteil der Schauspieler macht einen soliden Job. Auch ist es mit dem Spaß ziemlich schnell vorbei. Im Gegenteil ist mir das Lachen vor allem in der zentralen Szene des Films (eine minutenlange Metzelorgie) ziemlich schnell im Halse stecken geblieben. Natürlich war es im Grunde immer noch ziemlich lächerlich und hoffnungslos überzeichnet was dort zu sehen war, aber für mich war die emotionale Wirkung die gleiche wie beim Anschauen eines SAW (Stichwort “Fußszene”) oder Hostel (den habe ich mir deshalb erst gar nicht angetan), so extrem empfand ich das Gezeigte.

Ja, das klingt aus dem Munde eines begeisterten Killerspielespieler wahrscheinlich etwas komisch. Aber ab einem bestimmten Gewaltgrad beziehungsweise einer zu extremen Darstellung streiche auch ich die Segel. Und dazu gehört es beispielsweise mit anzusehen, wie einer jungen Dame von einer Motorbootschraube das Gesicht buchstäblich vom Kopf gerissen wird. Die Szene krieg ich so schnell nicht mehr aus dem Kopf…alter Schwede.

Bagdadsoftware meint: Von mir bekommt der Film solide 3 von 5 Sics. Er ist definitiv besser als erwartet, aber eben auch anders als erwartet. Entsprechend kann ich das Werk eher Horrorfans empfehlen, als Leuten, die nur seichte Unterhaltung suchen. Wobei zusammen mit ein paar Kumpels und ein bisschen Bier es sicherlich auch viel Spaß macht ihn anzuschauen. Ob das Original, ja Piranha ist ein Remake eines gleichnamigen Streifens von 1978, besser ist, kann ich übrigens nicht beurteilen. Ich habe ihn (noch) nicht gesehen.

Alles andere als brutal ist hingegen das folgende Spiel:

Tiny TowerTiny Tower – Warum ich gar nicht sagen darf, dass ich in dieses Spiel schon unzählige Stunden versenkt habe? Weil es ein Freemium-Spiel für das iPhone ähnlich Farmville ist, allerdings zum Glück ohne eine erzwungene, soziale Komponente. Das Spielprinzip ist simpel: Ähnlich wie im Klassiker SimTower ist es eure Aufgabe ein Hochhaus zu errichten. Das Hochhaus besteht aus Wohnungen und Geschäften. Ein echtes Spielziel gibt es nicht, ihr könnt prinzipiell so viele Stockwerke errichten wie ihr wollt. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn das Errichten eines neuen Stockwerks kostet Geld und der Preis steigt rasant an, je höher ihr baut. Wer in ein Stockwerk einzieht, entscheidet ihr nur grob. Sprich ihr gebt vor, ob es ein Apartment wird oder beispielsweise ein Essensgeschäft. Aber die exakte Art des Geschäfts, also ob eine Wellnessoase oder eine Apotheke, das wird vom Zufall bestimmt.

Tiny Tower ScreenshotUm das Bezahlen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine hat mit dem Begriff “Freemium” zu tun, die andere ist das eigentliche Spiel. Und zwar ziehen nach und nach Leute in eure Wohnungen ein. Jeder Bewohner hat fünf verschiedene Job-Werte. Je höher der Wert, desto besser macht er sich beispielsweise als Verkäufer in einem Restaurant oder einer Arztpraxis. Außerdem hat jeder Bewohner einen Traumberuf. Habt ihr das entsprechende Geschäft gebaut und ihm den Job gegeben, produziert er gleich die doppelte Anzahl an Waren.

Das Warensystem

An Waren gibt es pro Geschäft drei Stück. Der Unterschied: Die Produktion dauert immer länger, kostet immer mehr und ihr benötigt mehr Personal im Laden, um sie zu starten, dafür erhaltet ihr auch mehr Coins wenn ihr sie verkauft. Ist die Produktion abgeschlossen, was von einer Minute bis mehreren Stunden Echtzeit dauern kann, kommen NPCs und kaufen die Vorräte nach und nach auf. Sind diese leer, heißt es wieder Nachproduzieren. Natürlich sind die Waren in jedem Geschäft komplett unterschiedlich in allen Bereichen. Während die Sushi Bar schnell neue Ware produziert, dafür aber immer nur ein paar Einheiten auf Lager hat, dauert es in der Paintball Arena mehrere Stunden, dafür geht dort auch der Vorrat nicht so schnell zu Neige. So hält euch das Spiel ständig auf Trab, weil immer gerade irgendwo Ware fehlt oder fertig produziert wurde.

Doch die Ware kommt nicht von alleine ins Geschäft, womit wir wieder beim Farmville-Vergleich sind: Bestätigt ihr nicht manuell das Aufstocken des Lagers am Ende der Produktion, geht im Laden einfach das Licht aus solange bis ihr es tut. Ihr werdet also auch hier gezwungen regelmäßig vorbeizuschauen. Allerdings, und das ist auch ein weiterer Vorteil des Spiels, verfällt die Ware nicht. Ihr müsst also nicht wie im Konkurrenten zwingend rechtzeitig zur Stelle sein. Die Waren bleiben immer vorhanden. Ziel des Ganzen Kreislaufs ist es seine Bewohner zufrieden zu stellen, eine optimalen Wirtschaftskreislauf aufzubauen und dadurch dann genug Coins zu verdienen, um damit dann das nächste Stockwerk zu bauen.

Reales Geld

Die zweite Möglichkeit an die Coins zu kommen ist es Tower Bux mit realem Geld zu kaufen. Im normalen Spiel verdient ihr euch diese indem ihr beispielweise mit dem Aufzug NPCs ins gewünschte Stockwerk fahrt, oder ein kleines “Wo ist Waldo”-Minispielchen erledigt. Dazu müsst ihr aber natürlich das Spiel auch spielen. Einfach nur ab und zu reinzuschauen und die Läden aufzufüllen reicht da nicht aus. Da dauert es dann noch viel länger, bis ihr genug Bux für den nächsten Einkauf eines schnelleren Aufzugs oder den Umtausch gegen massig Coins habt. Zusätzlich könnt ihr mit den Bux auch die Produktion beziehungsweise den Verkauf beschleunigen. Bux sind neben den Coins entsprechend eure wichtigste Währung und beeinflussen massiv den Faktor Zeit. Wer keine Lust hat 12 Stunden auf die Fertigstellung des neuen Stockwerks zu warten, aber nicht die Bux hat um den Bau zu beschleunigen, der investiert bis zu 24 Euro (für 1.000 Bux). Bei den Preisen spare ich lieber und fahr immer mal wieder 5-10 Minuten lang Leute durch die Gegend und warte generell die Produktionszeit ab.

Bagdadsoftware meint: Keine Frage, Tiny Tower ist repetitives Gameplay hoch drei und der Anspruch hält sich relativ in Grenzen. Kein Vergleich zur relativ komplexen Wirtschaftssimulation SimTower. Und doch lässt es mich einfach nicht los. Immer wieder schaue ich vorbei, stocke meine Läden auf, versuche die bestmögliche Verteilung meiner Bewohner zu finden, warte geduldig, bis ich genug Coins für ein neues Stockwerk habe und freue mich wenn der Bau abgeschlossen ist und ich das nächste angehen kann. Weil ich kein echtes Geld dafür ausgebe, dauert zwar alles wesentlich länger, aber umso schöner ist auch am Ende das Gefühl etwas erreicht zu haben. Wer empfänglich ist für diese Art von Spielen, wird garantiert seinen Spaß haben, aber gleichzeitig nicht ganz so viel Stress wie in vergleichbaren Titeln. Einen Fehlkauf könnt ihr aber so und so nicht machen, da das Herunterladen kostenlos ist. Aber sagt am Ende nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!

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