Wie der geneigte Leser bereits wissen dürfte, befindet sich Herr Webmaster Sicarius im GamersGlobal-Dauerstress, was mir die Ehre verschafft diesen Montagseintrag übernehmen zu dürfen (= ich hab’s mir aufschwatzen lassen…).
Da ich sonst nicht allzu viel Interessantes zu erzählen hab, will ich euch einen kleinen Einblick in ein Spiel geben, was den größten Teil meiner doch sehr eingeschränkten Gaming-Zeit der letzten Wochen eingenommen hat: Free Realms.
Kinderspiel?!?
Free Realms hat eigentlich alles, was mich normalerweise dazu bewegen würde das Spiel nicht mal mit der Kneifzange anzufassen: Es ist bunt (aber zum Glück nicht so rosa wie Hello Kitty Online), es zielt auf einer sehr junges Publikum ab und es ist ziemlich asiatisch angehaucht. Daher hab ich es auch lange Zeit einfach ignoriert bis ich dann auf verschiedenen Webseiten (vor allem Massively) gelesen hab’, dass auch “gestandene Männer” ihren Spaß damit haben könnten. Da das Spiel, wie der Name schon ein wenig andeutet, kostenlos ist, hatte ich nichts zu verlieren und habe es einfach mal ausprobiert.
Los geht es, wie bei den meisten Rollenspielen, mit der Charaktergenerierung. Die Rassenauswahl ist äußerst beschränkt, es besteht lediglich die Wahl zwischen komischen Feen-ähnlichen Wesen genannt Pixies und Menschen. Nachdem man seine Klasse gewählt, sein Aussehen angepasst und sich einen entweder generierten oder eigenen (der allerdings erst freigeschaltet werden muss) Namen ausgesucht hat, könnte es eigentlich auch schon losgehen…
Firefox, übernehmen Sie
… wenn da nicht noch der Client Download wär. Dieser ist allerdings mit 60MB von moderater Größe und befindet sich daher je nach Internetanbindung mehr oder weniger schnell auf dem eigenen Rechner. 60MB? Für ein ganzes MMORPG? Nicht wirklich. Das ist nur der Anfang um direkt mit dem Spiel loslegen zu können. Während des Spielens werden dann alle weiterhin benötigten Inhalte je nach Bedarf nachgeladen, was aber erfreulicherweise meist im Hintergrund geschieht und den Spiefluss nicht negativ beeinflusst. Für Spieler mit langsamer Internetverbindung könnte dies allerdings zum Hemmnis werden, da fehlen mir die Erfahrungswerte. Das Spiel an sich läuft ähnlich wie Quake Live komplett im Browser ab, was man im Vollbildmodus aber natürlich nicht merkt.
Schaffe, schaffe, Häusle baue.
Nachdem man im Spiel ein kurzes Tutorial in einem vom Rest der Welt abgetrennten Startgebiet absolviert hat, kann man beginnen die Spielwelt zu erkunden und sich seinen Berufen zu widmen. Diese sind zentraler Bestandteil des Spieles, denn so etwas wie Klassen oder Charakterlevel gibt es nicht, beides findet sich aber im Berufssystem wieder. So gibt es neben “klassischen” Rollenspielberufen wie Bergbauer, Schmied oder Koch auch kampfbetonte Berufe wie Krieger, Magier, Ninja und Bogenschütze aber auch ausgefallene Berufe wie Kart-Fahrer, Postbote oder Haustiertrainer. In jedem dieser Berufe kann man Erfahrungspunkte sammeln und so bis zum Maximallevel 20 aufsteigen. Eine Begrenzung auf eine gewisse Anzahl an Berufen gibt es nicht, man kann immer nach Lust und Laune das machen was einem im Moment Spaß macht.
Das Kampfsystem in den entsprechenden Berufen ähnelt dem anderer MMORPGs (allen voran World of Warcraft), allerdings ist es doch sehr vereinfacht so hat man auf dem höchsten Level insgesamt nur 4 Fähigkeiten. Die Kämpfe finden auch nicht in der freien Welt statt, sondern sind alle Instanziiert. Die Gegner, die in der Wildnis herumlaufen, dienen lediglich als Instanzportale, die man auch immer aktiv betreten muss. So kann es nicht vorkommen, dass man beim umherlaufen von irgendwelchen Tieren angegriffen wird. Dahingegen werden die meisten anderen Berufe in Form von Minigames gespielt. So muss man zum Gemüseernten oder Bergbauen ähnlich wie bei Bejeweled auf einem Spielfeld voller verschiedener Symbole versuchen möglichst lange zusammenhängende Ketten gleicher Symbole zu bilden um diese damit zu entfernen. Das Kochen und Einschmelzen der so gewonnenen Rohstoffe geschieht dann in Minispielen, die ähnlich ablaufen wie Cooking Mama. Das Kart-fahren, indem man leider im Moment noch keine Erfahrungspunkte und Levels sammeln kann (was aber per Patch nachgeliefert werden soll), ist im Grunde ein Mario Kart-Klon zu dem es ansonsten nicht viel zu sagen gibt. Das letzte Spiel im Spiel ist ein ausgewachsenes Trading Card Game, was quasi als eigenständiges Spiel enthalten ist. Dazu Details zu liefern würde den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen, daher verzichte ich darauf.
Questen, questen, questen
Die meiste Zeit verbringt man, wie bei so vielen anderen Rollenspielen auch, mit dem Erledigen von Quests. Diese gibt es auch in Free Realms zahlreich, an jeder Ecke hat irgendwer eine Aufgabe für den Spieler parat. Neben diesen allgemeinen Quests gibt es auch für jeden Beruf eine lange Questreihe, die einen fast ohne jegliches “grinden” auf den Maximallevel hebt. Da aber nur in den Berufsquests zu den Kampberufen gekämpft werden muss sind fast alle Aufgaben sogenannte “FedEx Quests”, also Quests bei denen man von einem NPC zum nächsten geschickt wird. Dies artet teilweise schon sehr aus, sodass man nur noch am hin-und herlaufen zwischen zwei Lagern ist. Da hilft es zumindest, dass die Welt nicht besonders groß ist (grob geschätzt so groß wie ein einziges großes Gebiet aus World of Warcraft) und das Reisen zwischen verschiedenen Gebieten sehr angenehm ist. Sobald man das erste Mal ein neues Gebiet betritt erhält man einen “Warpstone” mit dem man sich jederzeit von jedem Punkt der Karte aus wieder in dieses Gebiet teleportieren kann.
Upgrade NOW!
Auch wenn das Spiel an sich kostenlos ist, ist Sony Online Entertainment natürlich trotzdem kein reiner Wohltäter und will selbstverständlich an dem Spiel auch Geld verdienen. Dies soll durch zwei verschiedene Einnahmequellen vonstattengehen: Premium-Accounts und einem Ingame-Item Shop. In letzterem kann man im Austausch gegen Station Cash (welches gegen Echtgeld gekauft werden muss) verschiedenste Items kaufen, von einfachen Heiltränken über Schwerter bis hin zu Haustieren. Diesen Shop kann man zwar jederzeit über einen Button im Menü erreichen, aber abgesehen davon wird im Spiel nicht ständig versucht einen dazu zu bringen dort etwas zu kaufen. Ganz im Gegensatz zur Premium-Mitgliedschaft. Diese wird einem nicht nur durch einen großen “UPGRADE!” Button in der unteren rechten Ecke des Bildschirm angepriesen, sondern man wird im ganzen Spiel permanent damit konfrontiert. Viele NPCs geben nur Premium Mitgliedern Quests und auch viele Minigames, Ressourcen-Nodes und auch 5 der 13 Berufe sind für Spieler der kostenlosen Variante nicht benutzbar. Selbst viele Items, die man im Lauf des Spielens findet, können nur von Premium-Spielern benutzt werden. Wenigstens sieht man dies den jeweiligen Objekten direkt an, ohne sie anklicken zu müssen. Auch wenn das doch teilweise sehr nervig sein kann, muss man trotzdem sagen, dass man als normaler Spieler doch sehr viel des Spieles erleben kann (laut SOE 60% des kompletten Inhaltes) und auch der Preis der Premium-Mitgliedschaft ist mit $4,99 pro Monat doch noch relativ billig im Vergleich zu den Abo-Preisen anderer MMORPGs.
Fazit
Abschließend bleibt zu sagen, dass man sich von dem kindlichen Look des Spieles nicht abschrecken lassen sollte. Wer ein komplexes und forderndes Spiel erwartet wird enttäuscht werden, aber für eine kleine Runde Abwechslung zwischendurch taugt das Spiel auf jeden Fall. Ich persönlich sah das Spiel anfangs sehr skeptisch, doch aus “ich schau mal 10min rein” sind doch teilweise 1-2 Stunden am Stück geworden, da Free Realms doch eine gewisse Anziehungskraft und Suchtfaktor hat. Eine Premium-Mitgliedschaft ist mir das zwar nicht Wert, dafür ist dann doch zu schnell die Luft raus, aber ich kann nur jedem, der mit dem Genre ein bisschen was anfangen nur empfehlen einfach mal reinzuschauen (Und wenn auch nur um die ein oder andere Runde des auch enthaltenen Tower-Defense Minigames zu spielen).