Erinnert ihr euch noch an Tomb Raider aus dem letzten Jahr? Bestimmt. War ja ein richtig gutes Spiel und es kommt ja demnächst noch die “Definitive Edition” für PlayStation 4 und Xbox One. Der Reboot der erfolgreichen Action-Adventure-Reihe wurde sehr oft mit der Uncharted-Serie verglichen. Auch ich habe mich dessen bedient und das, obwohl ich bislang nur ein paar Szenen (ein Teil der Flucht in der Stadt und ein Stück der Zugsequenz) aus Uncharted 2: Among Thieves von 2009 gezockt hatte. Mein Eindruck von diesem Titel war dabei eher negativ. Mittlerweile habe ich aber auch hier Verpasstes nachgeholt und mir die komplette Trilogie (die PlayStation-Vita-Ableger lassen wir mal unter den Tisch fallen) gegönnt. Entsprechend herzlich Willkommen zur dritten Folge von Late to the PS3-Party.
Grundlegendes
In allen drei Titeln übernehmt ihr die Rolle von Nathan Drake, gesprochen vom Multitalent Nolan North. Es ist ein absoluter Wahnsinn in wie vielen sehr bekannten Spielen der Mann eine Rolle hat. Nathan ist der Indiana Jones der Spielebranche und entsprechend jedes Mal auf der Suche nach dem großen Schatz, nur um am Ende dann zwar mit leeren Händen dazustehen, aber wieder einmal die Welt gerettet zu haben. Der Vergleich mit der “alten” Lara Croft ist entsprechend nur im Grundsatz möglich. So turnen und klettern beide in der Third-Person-Perspektive unter anderem durch alte Ruinen auf der Suche nach Hinweisen und Schätzen. Während Lara jedoch eher die kesse (ich habe tatsächlich gerade “Kessy” getippt) und starke Dame ist, ist Nathan der typische One-Liner-Actionheld.
Aber auch spielerisch unterscheiden sich Lara und Nathan sehr stark. Nathans Abenteuer sind wesentlich linearer und wesentlich stärker auf Action ausgelegt als Laras Ausflüge. Anders als beim Tomb Raider gibt es im unerkundeten Territorium nur eine Handvoll Rätsel und keine, an denen ihr euch stark den Kopf zerbrechen müsst. Im Vergleich legt sogar das neue Tomb Raider (2012) mehr wert auf das “Adventure” im Action-Adventure und lässt euch in den ruhigen Momenten viel mehr Freiheiten zum Erkunden eines großen Areals während es bei Uncharted genau umgekehrt ist. Das muss jedoch bekanntlich nicht unbedingt schlecht sein, oder doch?
Uncharted: Drake’s Fortune
Der erste Teil der Trilogie erhält von mir . Nathans Suche nach El Dorado war nicht nur damals etwas erfrischend anderes, auch heute noch hat mir der Ausflug wirklich sehr gut gefallen. Das Spiel ist zwar wie alle drei eher linear gestaltet, aber es bietet dennoch einen guten Mix aus Action und ruhigen Adventure-Minuten. Sprich ihr verbringt sehr viel Zeit damit zu überlegen wie ihr jetzt weiterkommt sei es nun, durch Klettern oder durch das Lösen des einen oder anderen Rätsels und im Vergleich weniger damit in Deckung zu gehen und Gegner abzuschießen. Dabei sieht das Spiel immer noch überraschend gut aus (es ist von 2007) und geht hervorragend von der Hand. Weder beim Rumturnen noch bei den Kämpfen hatte ich je das Gefühl nicht die Kontrolle über meinen Charakter zu haben. Die Kämpfe selbst sind in Sachen Schwierigkeitsgrad (ich spielte auf Hart) im Vergleich zu den beiden anderen Titeln auch noch relativ fair. Klar, ich bin auch hier sehr oft gestorben. Aber es ging doch humaner zu als die granatenschmeißenden Gegnerhorden im zweiten und dritten Teil (die sind auf die Call of Duty-Schule gegangen!).
Und wenn wir schon beim Charakter sind: Drake kommt im ersten Teil Indiana Jones noch sehr nahe. Seine Dialoge und sein Verhalten bestehen aus dem richtigen Grad an One-Linern, Sarkasmus und Humor, so dass er nicht als ein unsympathischer Matcho rüberkommt. Stattdessen ist er sehr menschlich, hat und macht seine Fehler und ist unterm Strich einfach ein netter wenngleich nicht unbedingt tiefgründiger Typ, mit dem ich gerne meine rund 7 Stunden Spielzeit verbracht habe. Eben wie man sich so einen typischen Disney-Adventure-Film-Helden vorstellt. Die Geschichte ist auch entsprechend seicht, aber unterhaltsam gestaltet (inklusive der einen oder anderen Logiklücke) und hält euch durchweg bei der Stange. Eben so wie man sich einen modernen Indiana-Jones-Film vorstellen würde.
Historisch komplett falsch!
Uncharted: Drake’s Fortune (Herstellerbild)
Nur die Sache mit dem U-Boot, die verzeihe ich Naughty Dog nicht. Es ist ja nix Neues, dass Nazis als die Sucher nach dem Paranormalen dargestellt werden und ich habe da auch prinzipiell kein Problem damit. Aber wenn es um deutsche U-Boote im zweiten Weltkrieg geht, dann verstehe ich keinen Spaß! Vor allem nicht, wenn die Entwickler auch noch hergehen und eine real existierende Nummer auf besagtes U-Boot packen. In diesem Fall ist auf dem verrosteten Stahl klar die Bezeichnung “U 30” zu erkennen. Dieses U-Boot ist vom Typ VII A, wurde noch vor Kriegsbeginn gebaut und ist eines von nur 10 VII A, die es gab. Das Schiffchen hat auf 8 Feindfahrten insgesamt 16 Schiffe im Nordatlantik versenkt und sogar den Krieg überlebt (eines von zwei vom Typ VII A)! Es versenkte sich stattdessen am 4. Mai 1945 selbst in der Ostsee als Teil der Operation Regenbogen obwohl Oberbefehlshaber der Wehrmacht Karl Dönitz den Befehl schon wieder zurückgezogen hatte.
Damit wären wir schon beim ersten Problem: Die U 30 war auch nie nur in der Nähe von Südamerika. Sie schipperte hauptsächlich um England herum, kann also nicht irgendwo in einem Dschungel verrotten. Außerdem gehörte zur Standardausstattung des Typ VII A ein Bordgeschütz, das im Spiel nicht vorhanden ist. Und der Innenraum des Boots ist zum einen viel zu groß für ein deutsches U-Boot — so geräumig haben nur die Amerikaner gebaut. Zum anderen hat das Ding im Spiel drei Stockwerke! Das ist kein U-Boot mehr, das ist ein Luxusdampfer! Wie ein Dieselmotor aussieht hat der Designer sich auch vorher nicht angeschaut. Die ganzen andere Umstimmigkeiten (dem KaLeun muss schon ganz schön schnell was zugestoßen sein, dass er wichtige Akten nicht noch vernichtet hat, wie es eigentlich vorgesehen war in so einem Fall)! Alter Schwede, das hat mich komplett aus dem Spiel geworfen! Und dann erwartet euch das Ding auch noch gleich am Anfang des Spiels. Die Entwickler können von Glück sagen, dass ich da noch weitergespielt habe und dem Titel sogar am Ende noch so eine hohe Wertung gebe! Eigentlich gehören für so einen Faux Pax mindestens 10 Sics abgezogen!
Uncharted 2: Among Thieves
Der zweite Teil der Trilogie bekommt und bestätigt somit meinen negativen Ersteindruck. Das hat allerdings überhaupt nichts mit der handwerklichen Qualität des Titels zu tun. Teil 2 sieht noch besser aus als sein Vorgänger, hat sich auch entsprechend gut gehalten und der Umfang des Spiels ist gefühlt größer (tatsächlich ist die Spielzeit ziemlich gleich), weil ihr öfters den Schauplatz wechselt und alles ist in sich sehr stimmig und bombastisch gestaltet.
Damit sind wir aber auch gleich beim Thema: Teil 2 ist eine Aneinanderreihung von Sets. Beeindruckenden Sets versteht sich. Wie gesagt: Handwerklich ist Teil 2 durchweg gelungen und auf sehr hohem Niveau. Aber es ist irgendwie nichts was einem in Erinnerung bleibt und, noch viel wichtiger, sich großartig zusammenhängend anfühlt. Ja, natürlich: Ich breche beispielsweise in den Bahnhof ein und dann folgt darauf hin eine Szene auf dem Zug. Aber es ist trotzdem das gleiche Problem wie in Call of Duty. Ich hetze von einem Schauplatz zum anderen, erlebe dabei sehr viel und sicherlich beeindruckendes Rumsbums. Am Ende habe ich aber irgendwie nichts davon. Es ist reine Fließbandaction. Das mir geliebte Klettern und Rätsellösen tritt da zwar nicht komplett, aber doch sehr stark in den Hintergrund. Ich hechte stattdessen von Gegnerkolonne zu Gegnerkolonne und spüre dabei einen stark angestiegenen Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen (auch hier habe ich auf Hart gezockt). Mehr und besser bewaffnete Gegner, die so langsam richtig Gefallen an Granaten finden. Argh!
Die Geschichte
Uncharted 2: Among Thieves (Herstellerbild)
Hinzu kommt noch, dass sich Nathan zwischen Teil 1 und Teil 2 genau in die falsche Richtung entwickelt hat. Und zwar ist er hier der erwähnte Wiseass, den ich ganz und gar nicht mag. Beim Versuch noch mehr Humor reinzuquetschen, haben die Entwickler es mit den One-Linern und dem triefenden Sarkasmus einfach zu sehr übertrieben. Das hat mir gar nicht gefallen. Es war nicht mehr der Nathan, den ich im ersten Teil kennen und lieben gelernt habe. Natürlich könnte jetzt der ein oder andere es als Charakterentwicklung zwischen Teil 1 und 2 abtun. Aber das lasse ich nicht gelten. Dafür ist der Unterschied zu extrem. Das wäre dann zumindest ein grober Designschnitzer, wenn so eine Veränderung im Off stattfindet.
Nathan ist aber nicht der einzige unliebsame Charakter in der Geschichte. Auch sein neuer Sidekick, Chloe, gefiel mir überhaupt nicht. Keine Ahnung, ob die Dame eine Art Femme Fatal sein sollte oder gar eine Konkurrenz zu Lara Croft. Sie kam auf jeden Fall nur äußerst nervig und störend rüber im Gegensatz zu Elena, der Dame aus Teil 1 (die auch hier in einer Nebenrolle auftaucht). Der finale Sargnagel ist die übergeordnete Geschichte, die Suche nach dem sagenumwobenen Shambala, weil sie von Nathan selbst ziemlich komplett losgelöst ist (sieht man auch am Untertitel des Spiels). Im ersten Teil ging es ganz um Drake und seinen (angeblichen Vorfahren) Sir Francis Drake. Hier ist es hingegen einfach irgendeine Schatzsuche ohne viel Persönlichkeit.
Somit hatte ich am Ende des Spiels so ein Gefühl wie bei einem aktuellen Call of Duty: Es war zwar ganz nett, aber nicht wirklich erfüllend und zwei Stunden später erinnere ich mich schon nicht mehr dran. Den Mehrspielermodus habe ich mir erst gar nicht angeschaut.
Uncharted 3: Drake’s Deception
Teil 3 kriegt . Die Wertung mag etwas verwunderlich sein, angesichts der Tatsache, dass ich mehrmals davor war das Gamepad gegen die Wand zu schmeißen (dazu gleich mehr). Aber die positiven Seiten überwiegen schlicht, denn dieses Mal ist es nicht nur handwerklich wieder eine absolute Meisterleistung in allen Belangen (Grafik, Leveldesign, etc.), sondern es kehrt auch wieder etwas zurück zu den Wurzeln. Es gibt zwar wieder haufenweise unnötig bockschwere Kämpfe gegen riesige Gegnerhorden, Schleichen spielt aber eine größere Rolle. Wer sich geschickt anstellt, kann im Großteil des Spiels zumindest die Horden etwas ausdünnen bevor es richtig losgeht oder sie sogar komplett umgehen. Definitiv eine große Verbesserung. Gleichzeitig gibt es aber auch wieder mehr klassisches Abenteuer mit Klettern und Rätsel lösen (wenngleich der Anspruch sich erneut in Grenzen hält).
Den letzten Sic verweigere ich dem Titel aber zum einen wegen der verkorksten Steuerung, zum anderen wegen den zahlreichen unfairen Stellen. Ich habe keine Ahnung, warum die Steuerung im dritten Teil so viel schlechter ist als in den Vorgängern. Vielleicht weil die Kletterpassagen mehr Präzession erfordern. Aber was ich allein in der Spinnenhöhle gestorben bin, nur weil ich das Seil jedes Mal um zwei Zentimeter verfehlt habe, geht auf keine Kuhhaut. Und das darf es in einem Action-Adventure einfach nicht geben. Auch in den Kämpfen hatte ich dieses Mal überraschend oft das Gefühl, dass Nathan einfach macht was er will (oder gar nichts macht). Vor allem wenn es um so simple Dinge ging wie irgendwo hochklettern oder über eine Deckung springen und einen Gegner ausschalten, dann hat das Spiel immer mal wieder einfach ausgesetzt und ich stand plötzlich mitten im Feindfeuer. Super. Vor allem dann, wenn ich aus Versehen auch noch einen Checkpoint getriggert habe davor. Das bedeutet dann, dass ihr plötzlich nach dem Sterben an einer komplett anderen Stelle und meist mitten im Feindfeuer seid.
ARGH!
Uncharted 3: Drake’s Deception (Herstellerbild)
Das ist nämlich der andere große Negativpunkt: In der kompletten Serie gibt es immer mal wieder Stellen wo ihr direkt nach einer Zwischensequenz im Freien steht und von allen Seiten beschossen werdet. Das ist auf “Einfach” oder “Normal” sicherlich kein Problem. Aber auf “Hart” und “Crushing” seid ihr praktisch sofort tot wenn ihr nicht innerhalb von Millisekunden reagiert. Und das kann es einfach nicht sein. Genauso wenig wie die vielen Granaten, die eure Gegner plötzlich werfen. Granate hier, Granate dort. Ihr wisst gar nicht mehr wo ihr hin ausweichen sollt. Eben genauso wie in Call of Duty.
Immerhin hat mir die Geschichte, es wieder um Sir Francis Drake beziehungsweise Nathans Vergangenheit an sich, wieder sehr gut gefallen. Nicht nur weil Elena erneut eine größere Rolle spielt, sondern auch weil Nathan aufgehört hat am laufenden Band dumme Sprüche abzulassen und wieder auf dem Niveau des ersten Teils agiert also sympathisch daher kommt. Ich finde es allerdings schade, dass Naughty Dog nicht Jason Statham für die Rolle von Charlie Cutter engagiert hat. Die Rolle hätte zu ihm wie die Faust aufs Auge gepasst. Definitiv eine verpasste Chance. Außerdem fand ich es etwas doof, dass ihr wie im zweiten Teil am Ende in einer verschollenen Stadt unterwegs seid. Da hätte man sich auch mal was anderes ausdenken können. Spaß hat das Durchspielen trotzdem gemacht (Spielzeit auch wieder so um die 7-8 Stunden). Den Mehrspielermodus habe ich hingegen nicht getestet.
Zusammenfassung
Uncharted ist definitiv sein ganz eigenes Untergenre von Action-Adventure. Einen Vergleich zu Assassin’s Creed oder Tomb Raider (den Alten) lässt sich nur schwerlich ziehen. Dafür ist es viel zu linear und action-orientiert. Aber zumindest Uncharted: Drake’s Fortune und Uncharted 3: Drake’s Deception tut das keinen Abbruch, weil hier jeweils der Mix stimmt. Ich fühl mich in beiden wie in einem guten Abenteuerfilm. Es ist also keine lebensverändernde Erfahrung, aber es ist gute Unterhaltung für ein paar Stunden. Noch länger hätten die Spiele aber definitiv nicht sein dürfen. Teil 2 war da definitiv schon stark an der Grenze und hat sich stellenweise dank der extrem vielen Kämpfe sehr gezogen. Die ganze Zugsequenz zum Beispiel war viel viel zu lang. Zwei oder drei Waggons weniger hätten es auch getan.
Teil 1 und Teil 3 kann ich somit nur allen empfehlen, die Indiana Jones & Co. mögen (spielt Teil 3 aber am besten auf “Normal”, wenn ihr nicht auf die Trophäe aus seid). Teil 2 ist hingegen ein Grenzfall. Der ein oder andere mag vielleicht gerade das ganze Geklettere nicht und will lieber noch mehr Action haben, dann wird ihm Uncharted 2: Among Thieves wahrscheinlich mehr liegen als mir. Für Nathans Geschichte relevant ist auf jeden Fall nur das Finale. Der Rest hat mit Teil 1 und 3 nicht viel zu tun. Von daher spricht nichts gegen das Überspringen. Was allerdings bei allen drei Titeln gut ist, sind die jeweiligen Soundtracks von Komponist Greg Edmonson. Unbedingt mal reinhören!
Gesamtfazit
Unterm Strich hat mir die Trilogie also Spaß gemacht. Wie gesagt, war es jetzt kein besonders tiefgründiges und lebensveränderndes Spielerlebnis. Aber hin und wieder ein unterhaltsamer No-Brainer ist nicht nur in der Filmbranche ganz nett. Muss ja nicht immer nur Arthaus sein. Und auch Nathan selbst ist mir überraschenderweise ans Herz gewachsen (da mein erster Kontakt mit Teil 2, fand ich ihn bislang absolut schrecklich). Aber auf dem vierten Schwierigkeitsgrad (wird nach dem 1. Durchspielen freigeschaltet) zocke ich Teil 2 und 3 auf keinen Fall noch einmal durch.
Damit wäre das also auch vom Tisch. Als Nächstes ist die Resistence-Trilogie dran aber der Eintrag dazu wird noch einige Zeit auf sich Warten lassen (habe gerade erst mit Resistance: Fall of Man angefangen). Euch erwartet am Montag stattdessen Folge 20 von Christoph spielt vermutlich mit Das Schwarze Auge : Blackguards als Thema und am Donnerstag dann Folge 21 mit Might & Magic X: Legacy. Kann aber auch umgedreht sein. Das entscheide ich kurzfristig bei der Aufnahme .