Es ist schon interessant und vielleicht hat sich auch schon ein Psychologe oder so damit beschäftigt, aber statt Risen 3 – Titan Lords weiterzuspielen, starte ich aktuell tatsächlich lieber die PlayStation 3. Das hat weniger mit der Qualität von Piranha Bytes Rollenspiel zu tun, sondern Rooster Teeth beziehungsweise die Achievement Hunter-Jungs sind mal wieder schuld. Die haben seit dem Release der Remastered-Edition von The Last of Us Ende Juli so einige Let’s Plays zum Mehrspielermodus veröffentlicht. Und was soll ich es sagen? Es sah lustig aus.
Also habe ich meine leider geschnittene Kopie des Spiels – der Mehrspielermodus ist sowohl in der DV als auch der EV gekürzt. Körperteile abtrennen und Gedärme gibt es nicht mehr. Nur die US ist in der Hinsicht Uncut – abgestaubt und statt den Einzelspielermodus endlich mal zu erleben meine Zeit im Multiplayer (ohne einen einzigen DLC) verbracht. Das wenig überraschend Ergebnis? Nicht nur das Zuschauen macht Spaß, sondern auch das Spielen obwohl ich mit dem Drecks DualShock 3 die meiste Zeit nicht einmal ein Scheunentor treffe. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich dieses “Schlabbergamepad” nicht mag? Vermutlich. Egal.
Das Drumherum
Der Multiplayer-Modus von The Last of Us setzt nach den Ereignissen des Hauptspiels an und wird von einem kleinen Metagame zusammengehalten. Zu Beginn wählt ihr eine Fraktion (Hunter oder Fireflies), wenngleich es nur optisch einen Unterschied macht und bekommt anschließend ein Camp mit Überlebenden zugewiesen. Euer Ziel ist es nun über 12 Wochen á 7 Tage mindestens eine Person darin am Leben zu erhalten. In Spielzeit ausgedrückt sind das 84 Matches also jede Runde ist ein Tag. Je erfolgreicher ihr seid, desto mehr Überlebende schließen sich euch an und je mehr Überlebende ihr habt, desto höher ist die Chance ein einmaliges Power-Up zu bekommen (Waffen kosten im Spiel 10% weniger oder ihr startet direkt mit einem Upgrade ins Match und sowas).
Außerdem gibt es immer mal wieder eine Challenge, die ihr durchführen müsst. Beispielsweise mit dem Maschinengewehr in 3 Tagen 3, 6 oder 9 gegnerische Spieler zu töten. Als Belohnung kommen 2%, 5% oder 10% mehr Überlebende (plus erneut Einmal-Power-Ups) an diesem Tag in euer Camp. Scheitert ihr allerdings, dann verliert ihr welche. Im späteren Verlauf schlimmstenfalls sogar ALLE auf einmal, wenn ihr nicht einmal die erste Stufe der Challenge erreicht. Also im Beispiel in drei Matches keine 3 Gegner tötet. Schafft ihr sie hingegen, steht euch das nächste Mal eine schwierigere Variante zur Verfügung (oder ihr macht halt eine der zwei Dutzend anderen). Das erhöht nach und nach den Schwierigkeitsgrad.
Ob ihr ein Match verliert oder gewinnt hat ansonsten keine großen Auswirkungen. Es ist also nicht schlimm, wenn ihr mal eine Pechsträhne habt. Ihr müsst eure Überlebenden aber immer mit Nahrung versorgen und je mehr Überlebende ihr habt, desto mehr Nahrung braucht ihr logischerweise pro Tag. Die wird entweder von getöteten Gegnern fallen gelassen oder aus der Anzahl an Bauteilen errechnet, die ihr im Laufe eines Matchs sammelt. Sammelt ihr nicht genug Nahrung, werden eure Leute erst krank, dann hungrig und dann sterben sie. Das hat quasi etwas von Papers, Please. Sind alle in eurem Camp tot fangt ihr wieder bei Tag 1 in Woche 1 an. Im Prinzip nichts Schlimmes und nur wichtig für 2-3 Trophäen. Aber die Einmal-Power-Ups, die ihr auf Dauer bekommt, können durchaus nützlich sein.
Euer Charakter
Power-Ups sind grundsätzlich ein gutes Stichwort. Beim Thema von The Last of Us könnte man zwar vermuten, dass euch die Entwickler einfach ins Spiel werfen und ihr dann selbst zusehen müsst wie ihr überlebt. Das stimmt jedoch nur zu einem bestimmten grad (siehe nächsten Abschnitt). Wie es heutzutage modern ist, könnt ihr euch stattdessen verschiedene Loadouts zurechtlegen (können nach jedem Tod gewechselt werden). Haufenweise Vorgefertigte für alle Lebenslagen stehen bereit sowie sechs Slots für Eigenkreationen.
Damit ihr euch aber nicht einfach einen übermenschlichen Charakter bastelt, geht das Spiel die Route moderner Shooter und gibt euch nur begrenzten Platz für eure Waffen und Talente. Genauer gesagt habt ihr neun Punkte zur Verfügung. Während der Revolver kostenlos ist, kostet die kleine Schrotflinte gleich zwei Punkte. Und während das Talent “Adlerauge” (markierte Gegner bleiben ein paar Sekunden länger markiert) auf Stufe 1 nur einen Punkt kostet, müsst ihr für die große Variante (muss erst durch das Sammeln von Bauteilen nach und nach freigeschaltet werden) gleich vier investieren. Entsprechend ist es extrem wichtig sich genau zu überlegen was man wirklich im jeweiligen Profil braucht und dann eben die Möglichkeit nutzen mehrere zu haben und fließend wechseln zu können. Das macht das Ganze definitiv sehr taktisch.
Das Spiel
Reinstürmen und drauflosballern ist aber auch sonst ausschließlich eine Einladung zum Sterben. Drei Spielmodi mit jeweils bis zu acht Spielern stehen euch auf der PlayStation 3 zur Verfügung: “Supply Raid” (Teamdeathmatch mit Respawn), “Survivors” Team Deathmatch ohne Respawn) und “Interrogation” (ihr müsst fünf Gegner zu Boden zwingen und verhören bevor ihr sie tötet, um die Position des gegnerischen Safes zu erfahren). Alle drei sind nicht euer typisches Rumgeballere aus der Verfolgerperspektive auch wenn oder gerade weil euer Charakter nur sehr wenige Treffer aushält. Munition ist sehr rar, Nahkampf und Überraschungsangriffe entsprechend wichtig und lauft definitiv niemals alleine rum. Dann seid ihr nur gefundenes Fressen für eure Gegner. Werdet ihr getroffen, geht ihr zuerst zu Boden. In diesem Stadium könnt ihr noch von einem Freund geheilt und wieder aufgehoben werden. Sind hingegen nur Feinde in der Nähe, wird es meisten Zeit für eine der selbst in der geschnittenen Version extrem brutalen Hinrichtungen (geben euch mehr Bauteile für den Kill). Oder auf euch wird einfach noch ein paar Mal geschossen und ihr sterbt dann so endgültig. Je nachdem wie hektisch die Situation grad ist.
Durchdachtes, langsames und vor allem geducktes Vorgehen mit dem Ziel einen Hinterhalt zu legen ist somit extrem wichtig. Auch weil jeder Spieler von Haus aus Zugriff auf einen “Zuhören”-Modus hat. Hier steht ihr ein paar Sekunden still und könnt durch Wände hindurch Gegner in der Nähe sehen, die zu viel Krach machen. Das macht es einfacher das Vorgehen der eigenen Gruppe zu planen.
Das Crafting-System
Praktischerweise gibt euch The Last of Us so einiges an die Hand, um hinterhältig unterwegs zu sein – und hier kommt das Crafting-System ins Spiel. Im Level verteilt stehen Werkzeugkisten, die ihr aufmachen könnt und aus denen dann Ressourcen sprudeln (Alkohol, Zucker, Nägel und sowas). Mit diesen dürft ihr dann euch hinsetzen, den Rucksack öffnen und beispielsweise eine Impromptu-Splittergranate, einen Molotov-Cocktail, ein Nagelbrett oder schlicht ein Erste-Hilfe-Kasten basteln. Aber Achtung: Das Craften dauert seine Zeit (kann per Talent beschleunigt werden) und ihr seid dabei absolut hilflos. Also immer darauf achten, dass die Luft rein ist. Praktischerweise gehen euch eure Ressourcen nicht verloren, wenn ihr das Zeitliche segnet.
Das gilt genauso für das Einkaufen einer Rüstung (EXTREM hilfreich!) oder Munition (wird allerdings beim Sterben auch wieder automatisch aufgefüllt) und das Verbessern eurer Waffen (mehr Schaden, weniger Wackeln und dergleichen). Statt den Ressourcen aus den Werkzeugkästen benötigt ihr hierzu jedoch die Bauteile, die ihr wie erwähnt hauptsächlich durch das Töten von Gegnern erhaltet. Das führt natürlich ein Stück weit dazu, dass ein Spieler der richtig gut ist noch wesentlich besser wird im Verlauf eines Matchs und jemand wie ich, der kein Scheunentor trifft, hauptsächlich mit der Startausrüstung unterwegs ist. Aber bislang habe ich noch keine große Unausgeglichenheit bemerkt. Es wirkt sich wesentlich stärker darauf aus ob ihr ein anständiges Team habt oder nicht. Wie gesagt: Wer alleine loszieht verliert nur.
Fazit
Wie erwähnt macht der Multiplayer-Modus überraschend viel Spaß. Vor allem weil es kein typischer Konsolenshooter vom Schlage eines Halo ist (bei dem ich sowieso kein Land sehen würde) und ich entsprechend in den Matches nicht vollkommen nutzlos bin. Aber auch grundsätzlich ist das Spielprinzip etwas erfrischend anderes. Seine Ausrüstung live und in Farbe auf dem Schlachtfeld zusammenbasteln, um jede Kugel bangen und wirklich durchdacht im Team vorgehen zu müssen hat definitiv seinen Reiz. Zumal mittlerweile fast nur noch die Hardcore-Jungs unterwegs sind und entsprechend gut das Zusammenspiel auch funktioniert. “YOLO”-Spacken habe ich bislang noch keine getroffen. Meine Mitspieler vermutlich schon – ich dachte, die würden mir folgen! – ähm…aber ihr wisst was ich meine. Und das Metagame gibt zusätzlich einen Anreiz weiterzuspielen obwohl die Anzahl an Karten ohne die beiden Mappacks schon extrem klein ist. Es sind glaube ich nur 4 oder 5 Stück und wenn man bedenkt, dass ihr 84 Matches bestreiten müsst, dann ist das extrem viel Wiederholung.
Von daher kann ich abschließend nur sagen: Man kauft sich The Last of Us zwar hauptsächlich wegen der hochgefeierten Einzelspielerkampagne, die ich noch nicht gespielt habe. Aber nachdem ihr die durch habt ist definitiv nicht Schicht im Schacht, sondern der Mehrspielermodus sowohl auf der PlayStation 3 als auch jetzt auf der PlayStation 4 ganz klar einen Blick wert.