League of Legends (ESLtv Screencap)

League of Legends (ESLtv Screencap)

Es dürfte mittlerweile klar sein, dass ich absoluter Fan von eSport-Streams bin. Ich finde es super und überhaupt nicht langweilig den Pros dabei zuzuschauen, wie sie ihre Arbeit machen. Ich fiebere feste mit, freue mich über “sick plays” und lerne hier und da tatsächlich auch dazu beziehungsweise versuche bestimmte Sachen bewusst zu beachten/zu machen wenn ich dann mal selbst spiele (mit mehr oder weniger Erfolg, versteht sich). Zwar habe ich in keinem Spiel irgendein Team, wo ich jetzt sage: Das sind meine absoluten Favoriten und ich verfolge jeden Schritt, den sie tun. Aber natürlich gibt es in jedem Match jemanden, den ich dann doch lieber gewinnen sehe (meist das bekanntere Team :smile: ). Derzeit schaue ich League of Legends, Counter-Strike: Global Offensive und selbstverständlich Quake Live. Ab und an auch mal eine Runde StarCraft II aber mit DotA 2 kann ich weiterhin überhaupt nichts anfangen und mit Hearthstone erst recht nicht (Magic the Gathering for life!). Doch um die geht es heute gar nicht.

Meine Aufgabe ist es hingegen wie immer euch meine Interessen aufzuzwingen. Schließlich ist das Internet einzig alleine dazu da, andere von eurer Sichtweise zu überzeugen. Und deshalb gebe ich euch heute einen kleinen Guide zur Einführung in die Welt des professionellen Counter-Strike: Global Offensive-Spielens an die Hand. Als nicht, wie ihr selbst zu einem Profi werdet. Wenn ich das wüsste, würde ich jetzt in Schweden in einem Gamerhaus sitzen und trainieren! Nein, ich will euch nur ein paar Grundlagen geben, damit ihr vielleicht auch mal eine Runde zuschaut, ihr daran Gefallen findet und ihr eurerseits die Szene noch bekannter macht! Ihr dachtet doch nicht ernsthaft, ich würde das aus Nächstenliebe tun, oder?!

Das Spiel

Ich gehe zwar stark davon aus, dass jeder, der diese Zeilen liest schon einmal irgendeine Version von Counter-Strike gespielt hat, aber ganz kurz: Counter-Strike begann 1999 als eine Modifikation für Half-Life. Seit 1999 gab es drei relevante Versionen des Spiels: Counter-Strike 1.6, Counter-Strike: Source und Counter-Strike: Global Offensive. Letztere ist die einzig relevante. Zwar hängen noch ein paar Pros in den Vorgängern fest und es gibt sicherlich auch noch vereinzelt Turniere. Die Masse an Spielern findet sich jedoch im neusten Teil wieder.

Counter-Strike: Global Offensive (Herstellerbild)

Counter-Strike: Global Offensive (Herstellerbild)

In Counter-Strike: Global Offensive traten zwei Teams mit je 5 Leuten in verschiedenen Spielmodi gegeneinander an: Die Terroristen gegen die Counter-Terroristen. Einer dieser Spielmodi und der einzige, der professionell gezockt wird, ist das Bombenlegen. Die Terroristen müssen innerhalb von zwei Minuten an einem von zwei Orten eine Bombe ablegen und diese 30 Sekunden lang verteidigen (dann explodiert sie). Die Aufgabe der Counter-Terroristen ist es logischerweise dies zu verhindern. Nach 15 Runden werden die Seiten gewechselt und wer es zuerst schafft 16 Runden zu gewinnen, der hat gewonnen.

Beiden Seiten steht am Anfang einer Runde eine gewisse Menge an Geld zur Verfügung (abhängig davon, ob die Bombe gelegt wurde, ob sie die Runde gewonnen haben, wie viele Leute jemand getötet hat, was in der vorherigen Runde gekauft wurde und so weiter und so fort), um sich mit Waffen (alles reale Schießprügel) und Ausrüstung (Bombenentschärfungskit, Granaten, Kevlarweste, etc.) auszustatten. Allein schon diese Mechanik bringt ein großes Maß an Strategie rein, da ein wichtiger Schritt zum Sieg ist, die Wirtschaft des gegnerischen Teams zu zerstören und sie zum “Ecoen” zu zwingen. Sprich sie haben so wenig Geld übrig, dass sie sich nicht anständig ausstatten können und ziehen deshalb blank (Standardpistole und maximal 2-3 Granaten), um dann in der nächsten Runde wieder genug Geld zu haben. Das sind dann (normalerweise) relativ einfach zu gewinnende Runden für das andere Team.

Die Karten

In Counter-Strike: Global Offensive stehen euch haufenweise Karten zur Verfügung, auf denen ihr euch austoben könnt. Und zwar auch ohne, dass ihr in den Steam Workshop schaut. Aber zum einen eignen sich nicht wirklich alle, um darauf anständige und ausbalancierte Matches ablaufen zu lassen. Zum anderen kann man jetzt von den Pros auch nicht verlangen 2000 Karten (Übertreibung) zu beherrschen. Deshalb wird in den Ligen und auf den Turnieren aktuell hauptsächlich ein Pool aus den folgenden Karten gebildet:

Die Links führen zu einer Übersicht der Karte, da es sicherlich nicht zuführend wäre, wenn ich sie euch hier mündlich beschreibe. Könntet damit vermutlich sowieso nichts anfangen :smile: .

Turniere und Ligen

Da die eSport-Szene von Counter-Strike: Global Offensive aktuell äußerst lebendig ist, gibt es auch so einige Turniere und Ligen, denen ihr folgen könnt. Die wichtigsten sind aus meiner Sicht in Europa die folgenden. Allerdings wichtig zu beachten: Hauptsprache ist Englisch. Es gibt hier und da auch mal eine russische Übertragung. Aber selbst die Deutsche Meisterschaft fand am Wochenende auf Englisch statt.

  • Logo der Starladder

    Logo der Starladder

    Starladder (Russland; Online und LAN) – Season 12 startet heute mit der Gruppenphase. Es geht um 50.000 Dollar und 16 Teams kämpfen um die Kohle. Übertragen werden die Spiele hauptsächlich auf dem Twitch-Channel >starladder5 .

  • Fragbite Masters (Schweden; Online und LAN) – Season 4 startet nächstes Jahr. Es geht vermutlich wieder um circa 17.000 Euro (160.000 SEK) und bis zu 128 Teams kämpfen um den Preis. Hauptübertragungsort ist der Twitch-Channel FragbiteLive.

  • Dreamhack (Schweden; LAN) – Die Weltmeisterschaft (wenngleich dann doch hauptsächlich nur europäische Teams immer da sind), die zweimal im Jahr stattfindet (Dreamhack Summer und Dreamhack Winter). 16 Teams ringen um 100.000 Dollar und auf Twitch geht es im Juni/Juli 2015 unter DreamhackCS wieder zur Sache.

  • ESL (The eSports League) (Deutschland, Online und LAN) – Die wohl älteste, noch existierende Liga oder eher “Ligen”, denn die ESL bietet einiges an. Darunter auch das Prestigeträchtigste Event, die Intel Extreme Masters. Die sind aber diese Saison ohne Counter-Strike: Global Offensive, was natürlich schade ist. Doch egal um was es gerade geht: Unter ESLtv könnt ihr zuschauen und bekommt sogar hin und wieder sogar einen deutschen Kommentar!

  • FACEIT League (UK; Online) – Wann die nächste Saison startet ist noch nicht bekannt aber es ging das letzte Mal um 50.000 Dollar für 6 Nordamerikanische und 30 europäische Teams. Heimat der Übertragung ist der Twitch-Channel FACEITTV.

Caster & Analysten

Einfach nur einem Spiel zuschauen kann Spaß machen, aber viel schöner ist natürlich wenn euch jemand auch erklärt, was denn so auf dem Bildschirm los ist. Entsprechend nachfolgenden ein paar Personen, denen es sich besonders lohnt zuzuhören:

  • Anders und Semmler (Fragbite Live Screencap)

    Anders und Semmler (Fragbite Live Screencap)

    Anders Blume (RoomOnFire) – Ein kleiner Feuerball. Extrem guter Play-by-Play-Caster, der es schafft euch mit seinem sehr aktiven Kommentar-Stil sehr gut ins Geschehen rein zu ziehen.

  • Auguste “Semmler” Massonnat (RoomOnFire) – Co-Kommentator und der perfekte Ausgleich zu Anders Blume. Wesentlich ruhiger unterwegs und entsprechend mehr für die Analyse zuständig. Ergänzen sich sehr gut die beiden und sind sehr gern gesehene Gäste bei allen Ligen und Turnieren.

  • Daniel “ddk” Kapadia (FACEITTV) – Kommt aus dem Quake-Bereich (ehemaliger QuakeWorld-Pro) und castet schon einige Jahr. Ist nicht unbedingt der beste Play-by-Play-Caster, hat aber ein gutes Auge fürs Detail und fühlt sich entsprechend vor allem als Analyst am wohlsten, wo er euch das Match in allen Einzelheiten näher bringt.

  • Duncan “Thorin” Shields (Freier) – Bezeichnet sich selbst als eSports Historiker und ist tatsächlich schon EEEEEWWWWIG dabei. Castet selten tatsächlich und ist mehr für die Analyse nach dem Match zuständig. Hat aber definitiv extrem viel Ahnung von dem was er redet und steht auch ganz klar zu seiner Meinung, was erfrischend ist.

Europäische Pro-Teams

In Europa gibt es vergleichsweise viele professionelle Counter-Strike: Global Offensive-Teams, die ganz oben mitspielen. Darunter tatsächlich auch drei Deutsche: mousesports (schon ewig dabei), Berzerk (ehemals Team ALTERNATE) und PlanetKey Dynamics. Aber auch wenn es Berzerk zur Dreamhack Winter schaffte, viel Wichtiger sind die folgenden:

  • Natus Vincere (Ukraine) – Existent seit 2009 sind sie so ein wenig die bemitleidenswerten Looser, die immer weit kommen aber denen dann doch das letzte Bisschen zum obersten Platz fehlt. Dabei haben sie mit Ladislav “GuardiaN” Kovács den drittbesten Scharfschützen der Szene.

  • Hellraisers (Russland) – Sie schaffen es noch nicht ganz vorne mitzuspielen, sollte man aber dennoch im Auge behalten. Mit den richtigen Strategien und etwas mehr Teamwork könnten die Jungs ganz schnell für Aufregung sorgen (und haben es hier und da auch schon).

  • Titan (Frankreich) – Kenny “kennyS” Schrub ist der beste Lone-Wolf-Scharfschütze der Szene. Was der alles trifft geht auf keine Kuhhaut. Leider schafft es kein Team so richtig seinen Spielstil zu integrieren. Entsprechend schwankend ist Titan unterwegs. Wenn kennyS trifft, dann gewinnen sie. Trifft er nicht, dann nicht. Entsprechend bewegen sie sich trotz ihrem Potential mittlerweile nur noch im Mittelfeld.

  • Virtus.Pro (Russland) – Der Bär im Logo ist nicht ohne Grund gewählt. Wo Virtus.Pro auftaucht, da wird mächtig aufgeräumt. Derzeit zwar aus meiner Sicht noch die Nummer 4 in Europa, das wird sich aber vermutlich sehr bald ändern. Jedes Turnier scheinen sie eine noch bessere Figur zu machen. Haben übrigens mit Christian “PsYcHo” Lenz einen deutschen Manager.

  • Logo der Ninjas in Pyjamas

    Logo der Ninjas in Pyjamas

    Ninja in Pyjamas (Schweden) – Die alten Hasen der Szene. Sie sind seit 2000 dabei (natürlich mit wechselndem Lineup) und haben schon so einige Titel mit nach Hause genommen (2012/2013 haben sie 87 Spiele hintereinander gewonnen!). Unterm Strich derzeit die Nummer 3 in Europa. Ein besonderes Auge solltet ihr bei diesem Team übrigens auf auf Christoper “GeT_RiGhT” Alesund haben. Ein unglaublich begabter Stratege und ein fantastischer Aimer, der aber gerne allein unterwegs ist.

  • Team-LDLC.com (Frankreich) – Die diesjährigen Sieger der Dreamhack Winter und in der aktuellen Aufstellung ganz klar Anwärter auf den Status “Bestes Team Europas”. Einen der fünf herauszupicken ist gar nicht möglich, so gut wie sie aktuell zusammenarbeiten.

  • Fnatic (Schweden) – Die derzeitige Nummer 1 Europas auch nach der Kontroverse und ihrem freiwilligen Ausscheiden im Viertelfinale auf der Dreamhack Winter 2014. In diesem Team gibt es praktisch keinen schlechten Spieler. Herausstechen tun aber Jonatan “Devilwalk” Lundberg und Jesper “JeSpErW” Wecksell. Erster ist ein talentierter Coach (spielt nicht mit, sondern steht hinter dem Team und hat den Blick fürs Ganze – quasi so etwas wie der 12. Spieler auf dem Feld), der immer wieder für Überraschungen gut ist. Letzterer ist, der nach kennyS beste Scharfschütze der Szene aber mit dem Unterschied, dass er sich jede Runde eine andere, ungewöhnliche Ecke sucht und auch im Team sehr gute Arbeit leistet.

Wetten

Werbung für die Cartel Collection von RoomOnFire

Werbung für die Cartel Collection-Skins von RoomOnFire

Seit Valve die Waffenskins eingeführt hat, hat sich eine sehr aktive Wettindustrie rund um Counter-Strike: Global Offensive gebildet, die es in anderen Titeln so (noch) nicht gibt (auch nicht bei DotA 2). Der Nachteil dieses Trends ist, dass Onlineturniere massiv mit DDoS-Attacken zu kämpfen haben weil sich haufenweise Vollidioten einbilden damit das Ergebnis zu beeinflussen. In der Realität verschwenden sie nur jedermanns Zeit, weil das Match oft längere Zeit pausiert oder gar vertagt werden muss. Das nervt logischerweise auch als Zuschauer massiv.

Haupttreffpunkt für Wettsüchtige ist die CSGOlounge. Aber auch E-sport bets ist groß im Kommen und bietet sogar Unterstützung für mehr Spiele als nur Counter-Strike: Global Offensive. Ich weise allerdings an dieser Stelle zwingend darauf hin, dass keine der beiden Seiten nach deutschem Recht arbeitet also technisch gesehen bei uns illegal sind. Ich bin also nicht schuld, wenn ihr deswegen Ärger bekommt!

Epilog

Jetzt wisst ihr also Bescheid beziehungsweise ich habe euch genug gelangweilt und ich hoffe, dass ihr vielleicht doch mal in das ein oder andere Match. Besser als Fußball ist es schließlich allemal!

Bis Donnerstag!

PS: Kommenden Montag ist es soweit! Die Bagdadsoftware NOCAs 2014 stehen an! Der Nominierungseintrag ist auch mittlerweile fertig (inklusive mehrfachem drüberlesen) und das Gewinner-Video auch schon im Kasten und auf YouTube versteckt. Schaltet also unbedingt ein!

Sicarius

Weltraumsimulationen

Wing Commander III: Heart of the Tiger (Quelle: MobyGames)

Wing Commander III: Heart of the Tiger (Quelle: MobyGames)

Apropos Wing Commander III: Heart of the Tiger (schon wieder einer dieser dämlichen Rückbezüge zum letzten Eintrag ohne Zusammenhang!): Das hat am Montag auch seinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Dabei ist es aus meiner Sicht ganz klar der beste Teil der Hauptreihe. Das liegt vor allem an der Geschichte, die den (buchstäblich) explosiven Abschluss der Kilrathi-Trilogie bildete. Und das sage ich als jemand, der tatsächlich bis heute weder Wing Commander noch Wing Commander II – Vengeance of the Kilrathi wirklich gespielt geschweige denn durchgespielt hat (besitzen tue ich die Erstauflagen aber natürlich)! Ich weiß, ich geh’ und stelle mich in die nächste Ecke zum Schämen. Aber die Wahrheit lässt sich nun einmal nicht leugnen.

Für mich gehören die Knuddelkatzen und ihre Darstellung in diesem Spiel zu den besten Feindbildern in einem Videospiel. Sie sind einfach so süß, wenn sie sich aufregen. Für den Film wurden sie bekanntlich umdesignt zu haarlosen Orks oder was auch immer das sein sollte. Es hat schon seinen Grund, warum ich dieses komische Werk mit Freddie Prinz Jr. bis heute nicht gesehen habe.

Die Probleme

Freilich hat sich das Spiel technisch nicht gerade gut gehalten. 640×480 mit 256 Farben und die Videosequenzen mit Interlacing auf 640×352 (=Schwarze Balken), dazu eine völlig statische Kamera erst mit Wing Commander IV: The Price of Freedom kam Bewegung rein. Da kann man heutzutage nur noch drüber lächeln. Und auch die Sache mit dem “in eine Sackgasse spielen” kommt heutzutage nicht mehr ganz so gut an würde ich sagen.

So cool es auch ist, dass Wing Commander III: Heart of the Tiger eine mehrfach abzweigende Handlung hat, wo ihr auch mal eine Mission verlieren könnt (beziehungsweise werdet – was wiederum ein Kritikpunkt ist; siehe Weltraumkanone): Es macht keinen Spaß vor eine unmögliche Situation gestellt zu werden und erst später zu erfahren, dass man sich das Erreichen des Spielendes vor ein paar Missionen verbaut hat. 1994 gab es bekanntlich noch kein Google, um herauszufinden, dass man die Kilrathi-Invasionsflotte schlicht nicht besiegen kann egal wie lange man es schafft zu überleben. Und glaubt mir: DQ und ich haben es SEHR lange versucht. Wie oft wir dabei zugesehen haben wie Luke Skywalker…äh…Mark Hamill…äh…Christopher Blair von den Kilrathi desintegriert wurde geht auf keine Kuhhaut. Ich glaub einer der wichtigen Trigger war das erfolgreiche Befreien der Wissenschaftler vom Gefängnisplaneten. Aber ganz sicher bin ich mir nicht und so wichtig, dass ich es jetzt nachschauen würde ist es auch wieder nicht :smile: . Es war auf jeden Fall nicht lustig!

Der Status

Wing Commander III: Heart of the Tiger (Quelle: MobyGames)

Wing Commander III: Heart of the Tiger (Quelle: MobyGames)

Aber abseits des technischen Aspekts behaupte ich mal frech, dürfte das Spiel prinzipiell noch heute sehr gut funktioniert und Spaß macht. Tatsache ist schließlich, dass ich im Bereich der Weltraumsimulationen in den letzten zwanzig Jahren erstaunlich wenig getan hat. Das geht sogar so weit, dass ich instinktiv ohne groß nachzudenken bestimmte Tasten drücke, um beispielsweise Gegner durchzuschalten (T für Target) oder meine Geschwindigkeit dem Ziel anzupassen (=Enter) und mich dann ärgere, wenn doch einmal ein Spiel meint, dass das nicht geht oder einen anderen Hotkey nimmt. Es hat einen Grund, warum ein Ego-Shooter nicht plötzlich die rechte Maustaste für “Primary Fire” benutzt, verdammt nochmal! Das hat DOOM damals so festgelegt, also habt ihr das auch heute noch so zu machen!!!!11111elf Bitte? DOOM wurde hauptsächlich noch mit den Pfeiltasten gespielt? Ach halt doch dein Maul, du Besserwisser!

Ähm ja, wo waren wir? Ach ja: Weltraumspiele. Wing Commander III: Heart of the Tiger ist aber tatsächlich nicht mein Lieblingsspiel aus dem gesamten Wing Commander-Universum. Diese Ehre gebührt dem Spin-Off von 1993 namens Wing Commander: Privateer. Während ich diese Zeilen schreibe läuft sogar wieder der Soundtrack im Hintergrund. “Oxford Library” und “Fight Approach” sind immer noch absolute Klassiker. Auch wenn ich mich wiederhole, aber es nun einmal für mich der beste Vergleich: Es ist wie bei SimCity 2000 (übrigens bei EA Origin derzeit in der Komplettedition mit allem Drum und Dran kostenlos zu haben!). Wing Commander: Privateer verband perfekt die unkomplizierte Action eines Wing Commander mit der Komplexität eines Elite. Ein bisschen Handel treiben, ein paar Piraten plätten (oder selbst einer werden!) und am Ende das Universum retten. Außerdem gab es einen Sektor mit den Kilrathi (zu dem Zeitpunkt noch im Comic-Look). Perfekt!

Die Top-Liste

Angesichts der Tatsache, dass uns langsam aber sicher die Rückkehr des Genres erwartet (Eterium kam Mitte des Jahres, Elite: Dangerous kommt nächste Woche, Star Ciitzen scheffelt gefühlt täglich mehrere Millionen Dollar zusätzlich), wäre nun auch der geeignete Zeitpunkt mal einen Gesamtblick auf das Genre der Weltraumsimulationen zurück zu werfen. Was sind denn eigentlich meine Lieblingswerke in Sachen Weltraumspiele? Nun, hier ist die entsprechende Top 10:

  1. Star Wars: TIE Fighter (Quelle: MobyGames)

    Star Wars: TIE Fighter (Quelle: MobyGames)

    Star Wars: TIE Fighter (1994) – DER Grund, warum ich heute so gut Englisch kann. Ernsthaft. Es machte schließlich einen großen Unterschied, ob in der Missionsbeschreibung “Destroy” oder “Disable” steht. Ihr dürft euch also sicher sein, dass ich anständig gepaukt habe dafür! Gleichzeitig ist es auch das beste Spiel mit der Star Wars-Lizenz, da ihr auf der richtigen Seite der Macht unterwegs seid und entsprechend die wesentlich cooleren Flieger steuern dürft. Wer will schon einen B-Wing fliegen?

  2. Wing Commander: Privateer (1993) – Wie oben erwähnt eine Weltraumhandelssimulation, welche perfekt den Spagat aus “Action” und “Wirtschaftssimulation” schafft.

  3. Wing Commander III: Heart of the Tiger (1994) – Knuddelkatzen. Ja, es mag auch spielerisch super sein. Aber das interessiert doch nicht. Ich will die nächste Zwischensequenz mit Hobbes (woher Chris Roberts wohl diesen Namen hat… :smile: ) oder Prinz Thrakhath nar Kiranka sehen!

  4. Star Wars: X-Wing Alliance (1999) – Alles was Star Wars: Tie Fighter super gemacht hat (wenngleich auf der falschen Seite der Macht) nur noch schicker, umfangreicher und aus der Sicht eines normalen Händlers. Also nicht einfach nur wieder X-Wing hier, Y-Wing dort, sondern eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Schiffchen zum Steuern! Ja, auch einen gewissen Falken.

  5. Freelancer (2003) – Warum funktioniert mein Joystick nicht?! Ich soll mein Raumschiff mit der Maus steuern? Blasphemie! (ja, ich weiß, es gab später ein Tool) Und trotzdem kam Entwickler Digital Anvil (Chris Roberts) mit diesem Werk näher an Wing Commander: Privateer – also die Art von Weltraumsimulation, die ich offensichtlich liebe – heran als alle anderen. Mal abgesehen davon, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits nach Genre-Nachschub hechelten.

  6. Star Trek: Klingon Academy (Quelle: MobyGames)

    Star Trek: Klingon Academy (Quelle: MobyGames)

    Star Trek: Klingon Academy (2000) – Star Trek: Starfleet Academy? Was will ich den mit pimpfigen Ganzkörperstrumpfhosenträgern irgendwelche berühmten Schlachten nachspielen, wenn ich stattdessen unter General Chang die Ereignisse beeinflussen kann, die zu Stark Trek VI: The Undiscovered Country führten? Eben! Außerdem war es wesentlich komplexer als der Vorgänger.

  7. Privateer 2: The Darkening (1996) – Ich weiß, es hassen mich einige dafür, dass ich dieses Spiel mag. Es wäre kein “richtiges” Wing Commander (deswegen steht’s ja auch nicht im Namen, du Depp!), die Story wäre doof, das Spiel zu kurz und was weiß ich was einige noch so dran auszusetzen haben. Fakt ist: Ich hatte viel Spaß in die Rolle von Clive Owen zu schlüpfen und seine Geschichte zu erleben und zwar wieder gekonnt gemixt mit dem bekannten Handelspart des Vorgängers.

  8. FreeSpace 2 (1999) – Wohl das langlebigste Spiel auf dieser Liste, da Volition 2002 den Source Code veröffentlichte und seitdem immer noch regelmässig Mods und Total Conversions veröffentlicht werden. Es ist aber auch wohl die bislang einzige Weltraumsimulation des neuen Jahrtausends, die am nächsten an das Spielgefühl von Wing Commander herankommt und einen entsprechend starken Fokus auf reine Action legt. Übrigens hat die Serie nichts mit Descent zu tun. Der Vorgänger hieß nur in Nordamerika Descent: FreeSpace – The Great War um Copyright-Problemen aus dem Weg zu gehen.

  9. I-War (1997) – Offiziell heißt das Genre zwar “Weltraumsimulation”, doch echte Simulationen suchte man bislang vergebens. Bis I-War (Independence War: The Starship Simulator in Nordamerika) veröffentlicht wurde. Allein schon durch das Studium des Handbuchs habt ihr mehr über Physik im Weltraum gelernt als in allen Wing Commander-Titeln zusammengenommen. Schlanke Flieger, die sich quasi sofort um 180° drehen oder auf Knopfdruck anhalten können? Vergesst es. Euer Schiff ist ein großes Monster (150 Meter) mit einigem an Momentum – allerdings auch entsprechend dicker Bewaffnung. Im Prinzip schlüpft ihr hier in die Rolle eines der dicken Schlachtschiffe, die ihr in der Konkurrenz immer platt gemacht habt.

  10. DarkStar One (2006) – Wesentlich simpler gestaltet (beispielsweise nur ein Schiff und ein linearer Spielablauf), was dazu führte, dass sich das Gameplay schnell als repetitiv anfühlte. Ich hatte dennoch meinen Spaß damit. Ja, es war kein Wing Commander: Privateer und die Geschichte war typisch Deutsch (langweilige Klischee-Charaktere mit schlechten Dialogen voller gezwungenem Humor). Aber nicht nur angesichts der Tatsache, dass es 2006 faktisch nichts Vergleichbares mehr gab, definitiv ein nettes Spielchen.

Und damit wisst ihr wieder einmal Bescheid. Ward/Seid ihr Fan des Genres? Wenn ja, was sind eure Highlights? Wäre super, wenn ihr vielleicht mal einen Kommentar hinterlassen würdet. Wir müssen die Statistik noch ein wenig hochbringen bis zum Jahresrückblick!

PS: Nur noch 1 1/2 Wochen bis zu den Bagdadsoftware NOCAs 2014! Der Nominierungseintrag (Montag, 22.12.2014) ist auch tatsächlich schon fast fertig. Zum Verfassungszeitpunkt fehlen nur noch 14 von 42 Spielebeschreibungen! Ich bin echt fix dieses Jahr.

Sicarius

Vor 20 Jahren

Die PlayStation (Quelle: Wikipedia)

Die PlayStation (Quelle: Wikipedia)

Vergangenen Mittwoch war es also soweit – zumindest in Japan. In Deutschland kam sie erst am 29. September 1995 raus – die PlayStation ist 20 Jahre alt. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich 19 davon wenn überhaupt nur am Rande mitbekommen habe. Die Original-PlayStation hatte glaube ich damals ein Freund aber selbst da bin ich mir nicht ganz sicher entsprechend dürfte sich mein Kontakt mit ihr (wenn er eine hatte) extrem in Grenzen gehalten haben. Mit der PlayStation 2 habe ich hingegen, da bin ich mir hundertprozentig sicher, bis heute noch keine Sekunde gespielt. Und mit der PlayStation 3 habe ich bekanntlich erst vor fast genau einem Jahr echte Bekanntschaft geschlossen.

Wobei die PlayStation 3 in Sachen Nutzungsverhalten weiterhin weit hinter der Xbox 360 zurückbleibt (vom PC ganz zu schweigen). Gekauft habe ich für sie dieses Jahr glaube ich sogar nur Kingdom Hearts HD 2.5 ReMIX. Zumindest fällt mir auf Anhieb nichts anderes ein. PlayStation-4-Titel, die auch für PlayStation 3 erscheinen kaufe ich nicht. Genauso wenig wie Xbox One-Spiele für Xbox 360. Entweder ganz oder gar nicht. Ein abgespecktes Forza Horizon 2 tue ich mir beispielsweise garantiert nicht an. Da könnte ich auch gleich ein Need for Speed: The Run für 3DS kaufen.

Wie kann man nur so aufwachsen?

Ich weiß, es muss eine traurige Kindheit für mich gewesen sein. Wenig Nintendo – besagter Freund hatte definitiv einen NES auf dem wir viel Nintendo World Cup gespielt haben (ja, ein Fußballspiel mit dem besten Fallrückzieher ev4r!) und beim ehemaligen Nachbarn habe ich immerhin einiges (Familienfreundliches) in Sachen Super Nintendo erlebt -, noch weniger Sony (Wenn überhaupt wie gesagt. Ich habe keinerlei Erinnerung in der Hinsicht.) und von SEGA brauchen wir erst gar nicht anzufangen. Die kenne ich definitiv nur von Bildern. Selbst auf dem AMIGA habe ich nur ein einziges Mal North & South bei einem Kumpel gezockt. Es hieß ganz klar DOS/Windows-PC for Life! bis 2009 (ich steh’ übrigens weiterhin zu meiner 8,5/10 für WET! Das Spiel ist super und der Soundtrack sowieso!).

Nintendo World Cup (Quelle: MobyGames)

Nintendo World Cup (Quelle: MobyGames)

Bereue ich es also damals nicht dabei gewesen zu sein? Nur ein Stück weit. Klar gab es einige Exklusiv-Titel, die ich schon gerne zur “richtigen” Zeit erlebt hätte und nicht erst nachträglich. Schließlich geht doch einiges verloren, wenn man erst 20 Jahre später diese ersten Polygon-Titel zockt (wie scheiße Super Mario 64 heutzutage aussieht, lässt sich gar nicht in Worte fassen – und das ist “nur” 18 Jahre alt). Dazu kommt der ein oder andere Titel, den ich bis heute mangels echtem (=Retail) Re-Release überhaupt nicht mitbekommen habe obwohl er mich brennend interessiert (die Crash Bandicoot-Reihe beispielsweise).

Die andere Seite

Im Gegenzug habe ich aber sicherlich auch Spiele gezockt, die andere nicht oder nur in andere Form mitbekommen haben. Zwar lange Zeit durch den Filter eines gewissen Don Quichotte (ihm gehörte anfangs der PC und er beschaffte auch die meisten Spiele) und den Enthusiasmus eines Maverick beeinflusst, aber immerhin! SimCity 2000 (immer noch der beste Teil der Serie), Eye of the Beholder (Maverick war allerdings ein wesentlich größerer Fan), DOOM (musste ich heimlich zocken und wurde dann doch mal erwischt), Lands of Lore: The Throne of Chaos (immer noch das beste Rollenspiel aller Zeiten aus meiner Sicht), Duke Nukem 3D (Maverick wieder), Wing Commander III: Heart of the Tiger (warum hat DQ unsere Filmrollen-Edition damals verkauft?!), One Must Fall 2097 (das einzige Beat’em up, dass ich tatsächlich halbwegs beherrsche!), Mad TV (Wo sind nur die guten WiSims hin?!), Sam & Max: Freelance Police (definitiv DQs Schuld) und noch so viele mehr aus der Zeit, die mich geprägt und zu dem gemacht haben, was ich heute bin (=ein einsamer Looser, der an einem Sonntag vor dem Rechner sitzt und für 30 Leute einen Nostalgieeintrag schreibt).

Von daher sehe ich die ganze Sache definitiv extrem locker. Ja, ich habe ein bisschen was verpasst. Aber als Ausgleich dafür andere Erfahrungen gemacht. Und so soll es auch sein. Wäre schließlich langweilig, wenn jeder genau auf dem gleichen Wissensstand wäre. Entsprechend herzlichen Glückwunsch, liebe PlayStation. Es läuft zwar auch bei dir nicht alles rund (Driveclub, PS TV, etc.) und der DualShock 3 ist absoluter Mist aber unterm Strich kann man dich durchaus gebrauchen. Auf die nächsten 20! Dann mit der Holo-PlayStation.
Und wie schaut’s bei euch aus? Wie habt ihr 20 Jahre PlayStation in Erinnerung?

PS: Nur noch drei Einträge bis zu den Bagdadsoftware No-One-Cares-Awards 2014!

Mit der Red Faction: Guerrilla-Sache hat sich Nordic Games ausnahmsweise mal Pluspunkte bei mir verdient. Nicht nur haben sie den Titel mittlerweile von seinem Games-for-Windows-Live-Zwang befreit, die Steam Edition bietet nun Unterstützung für DirextX 11 und DirectX 10, Leaderboards, Voice Chat, Achievements und so weiter. Das Ganze steht auch allen zur Verfügung, die das Spiel ursprünglich nicht auf Steam gekauft haben. Obwohl sich die Keys von anderen Onlineanbietern nämlich genauso wenig auf Steam aktivieren lassen wie die aus der Retailbox, tauscht Nordic Games auf Wunsch den Key tatsächlich aus – und zwar verdammt fix! Es hat keine zehn Minuten gedauert vom Absenden meiner Anfrage auf der Support-Seite bis ich meinen Steamkey hatte. Sehr schön!

Ich muss allerdings gestehen, dass sich mein Bedürfnis noch einmal Red Faction: Guerrilla durchzuspielen angesichts so viel anderen Titeln auf meiner ToDo-Liste in Grenzen hält (muss für die NOCAs noch in so einiges aus diesem Jahr ein paar Stunden stecken). Aber für eine Runde Wrecking Crew (der beste Multiplyer-Modus der Serie!) ist es natürlich sehr praktisch jetzt direkt in Steam loslegen zu können. Und was macht man, wenn man so viel zum Spielen hat, dass man gar nicht mehr weiß wo man anfangen soll? Genau: Filme schauen.

Der Hobbit - Smaugs Einöde (Cover)

Der Hobbit –
Smaugs Einöde (Cover)

Der Hobbit – Smaugs Einöde (Extended Edition) (The Hobbit – The Desolation of Smaug, 2013) – Meine Begeisterung hielt sich beim ersten Teil in Grenzen. Also wirklich extrem. Ich fand ihn schlicht wahnsinnig langweilig. Azzkickrs Kommentar von wegen, dass er Teil 2 sogar noch ermüdender fand, half nicht gerade meine Vorfreude darauf zu verstärken zu erfahren wie es weitergeht. Entsprechend überrascht war ich als die 186 Minuten rum waren und ich in der Zeit kein einziges Mal auf die Uhr geschaut hatte (auf den Klo musste ich allerdings mal…ich werde halt alt).

Der Hobbit -  Smaugs Einöde (Promobild)

Der Hobbit – Smaugs Einöde (Promobild)

Ja, natürlich gibt es auch in Teil 2 einige unnötige und vor allem unnötig in die Länge gezogenen Szenen. Die ganze Wildwasserfahrt mit der dämlichen Mario-Einlage zum Beispiel (im Buch sind die Fässer zu). Auch das dämliche Liebesdreieck aus Tauriel, Kíli und Leglos ist reine Zeitverschwendung (wenngleich Evangeline Lilly schon genial aussieht *ähm*). Und wer immer noch versucht einen Vergleich zum Buch zu ziehen, der lebt sowieso hinterm Mond. Dennoch muss ich ganz klar sagen, dass mir Der Hobbit – Smaugs Einöde überraschenderweise wesentlich besser gefallen hat als Teil 1 weil er sich kompakter anfühlte. Keine 30 Minuten lang Zwerge beim Essen zuschauen, keine dämlichen Gesangseinlagen und sehr wenige ausschweifende Landschaftsaufnahmen. Stattdessen geht es spürbar voran (und die CG-Effekte sind größtenteils besser), gibt wesentlich mehr Action (90% davon kommt im Buch nicht vor), man sieht Gandalfs gespenstigen Ausflug nach Dol Guldur (wird im Buch nur angedeutet) und darf vergleichsweise lange einem genialen Benedikt Cumberbach als Smaug (läuft im Buch auch komplett anders ab die Szene) lauschen. Ich muss sogar sagen, dass mir diese Interpretation der Geschichte besser gefällt als das (Kinder-)Buch.

Aus meiner Sicht kehrt Peter Jackson mit Teil 2 somit wieder zurück zur Qualität der Originaltrilogie und bekommt als “Belohnung” von mir tatsächlich satte 4 von 5 Sics. Ich hoffe dann mal, dass der Abschluss ähnlich fulminant wird wie Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (nur bitte ohne “Schlangen”-Legolas). Aber das sehen wir dann im nächsten Jahr, wenn im November 2015 die Extended Edition von Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere erscheint. Ins Kino gehe ich selbstverständlich weiterhin nicht :smile: .

 

The Wolf of Wall Street (Cover)

The Wolf of
Wall Street (Cover)

The Wolf of Wall Street (2013) – Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese. Das ist wie damals in den 70igern und 80igern Robert De Niro und Martin Scorsese. Seit 14 Jahren (Gangs of New York erschien anno 2000) formt der Regisseur nun schon das ehemalige Milchgesicht zu einem der besten Charakterdarsteller der heutigen Zeit. Lange vergessen sind Schnulzen wie Romeo + Juliet oder Titanic, in denen er mit seinem jugendlichen Aussehen die Mädels zum Schwärmen brachte. Und was soll ich sagen? DiCaprio ist für mich mittlerweile definitiv ein Kaufgrund geworden egal welcher Regisseur dahinter steht und in The Wolf of Wall Street fährt er definitiv zu einer neuen Höchstleistung auf.

The Wolf of Wall Street (Promobild)

The Wolf of Wall Street (Promobild)

Natürlich muss sich der Film den Vergleich zu Oliver Stones Wall Street gefallen lassen, auch wenn beide andere Ansätze verfolgen. Auf dem Papier beginnt die wahre Geschichte von Jordan Belfort wie die von Bud Fox (Charlie Sheen). Ein junger, aufstrebender Investmentbanker kommt an die Wall Street, findet einen Mentor und wird praktisch über Nacht reich. Doch während Fox von Gordon Gekko (Michael Douglas) ausgenutzt und am Ende in den Ruin getrieben wird und Fox quasi als Moral der Geschichte ein reines Gewissen hat, sind allein Belfort selbst und sein Ego (gemixt mit haufenweise Drogen) daran schuld, dass sein Leben den Bach runter geht. Und wir werden in den 180 Minuten ausführlich Zeuge seines Aufstiegs, seiner dekadenten Lebensweise, seinen illegalen Machenschaften und seinem unvermeidbaren Abstieg. Wobei hier die Moral der Geschichte vielleicht ganz so eindeutig ausfällt, wie sich da so mancher Kinobesucher gewünscht hätte. Zwar muss Belfort in den Knast, aber nur 22 Monate lang (im Film 36). Seitdem ist er ein begehrter Sprecher auf Firmenveranstaltungen und hält (teure) Seminare. Zwar muss er trotzdem immer noch gut 100 Millionen an den amerikanischen Staat beziehungsweise den Opfern seiner Betrügereien zurückzahlen. Aber schlecht geht es ihm offensichtlich trotzdem nicht. Entsprechend endet auch der Film auf einer eher positiven Note und ist eben nicht die vernichtende Kritik am Kapitalismus, die sich vielleicht so manch einer gewünscht hätte.

Von mir gibt es auf jeden Fall volle 5 von 5 Sics. DiCaprios Talent verbunden mit Scorseses einzigartigem Filmstil lassen die drei Stunden dieser schwarzen Komödie wie im Fluge vergehen. Sollte…, nein, muss man gesehen haben.

Bis Montag!

Letzte Woche ging es rund im Internet. Und damit meine ich nicht die Veröffentlichung der (Teaser-)Trailer zu Jurassic World (Stichwort “Velociraptoren-Bikergang”) und Star Wars: Episode VII – The Force Awakens (Stichwort “Breitschwert-Lichtschwert”). Das ist doch alles totaler Mainstream und die einzige Auswirkung, die beide haben, sind das Recycling uralter Gags in allen möglichen Webcomics. Ernsthaft: Müssen wir echt wieder die gleichen Sachen rausholen wie damals zu Star Wars: Episode I – The Phantom Menace? Fällt euch nichts Neues mehr zum Thema ein?! Zumal George Lucas ja bekanntlich mittlerweile nichts mehr mit dem ganzen Zeug zu tun hat.

Dreamhack Winter 2014 (Logo)

Dreamhack Winter 2014 (Logo)

Nein, ich rede selbstverständlich über die Ereignisse in der eSports-Szene rund um Counter-Strike: Global Offensive vor, während und vermutlich jetzt auch noch nach der traditionellen Weltmeisterschaft auf derDreamhack Winter 2014. Übrigens schade, dass es dieses Mal kein Quake Live-Turnier gab. 250.000 amerikanische Dollar standen für 16 Teams auf dem Spiel (100.000 für den Erstplatzierten). Natürlich kein Vergleich zu der Millionen, die Valve mittlerweile bei The International (DOTA 2) jedes Jahr raushaut allein für den Gewinner. Aber trotzdem eine stattliche Summe für die Fünf-Mann-Teams aus Europa und Nordamerika.

Cheateralarm!

Neben dem Preisgeld gibt es aber bei Counter-Strike: Global Offensive seit der Einführung der Weapon Skins auch eine riesige Wettindustrie (wir reden hier nicht von ein 2-3 Euro, sondern von teils vierstelligen Beträgen!). Das führt im “normalen” Online-Turnier-Alltag dazu, dass Spieler in wichtigen Matches gerne mit DDoS-Attacken (die IP des jeweiligen Spielers wird mit unzähligen Anfragen bombardiert bis der dazugehörige Server in die Knie geht) ausgeschaltet werden wenn es auch nur so aussieht, als würde man sein Geld verlieren. Ein absoluter Scheißdreck, der immer wieder zu massiven Verzögerungen beim Spielablauf führt und einem die Lust am Zuschauen nimmt.

Bei LAN-Turnieren wie der Dreamhack aber glücklicherweise kein großes Problem. Da ist der Backbone gut genug abgesichert. Dafür wird jedoch ganz genau darauf geachtet, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Entsprechend stark waren die Reaktionen der Community als plötzlich die Topspieler Hovik “KQLY” Tovmassian von Titan, Simon “smn” Beck von Team Alternate und Gordon “Sf” Giry von Epsilon durch Valves Anticheat-Software gebannt wurden. Es eine Hexenjagd zu nennen, dürfte noch eine Untertreibung sein, was in der letzten Woche abging. Wie so oft wurde plötzlich davon ausgegangen, dass sich die ganze Welt verschworen hat und eine entsprechende Hetze auf jeden Profi ausgerufen. Es gibt Tage, da hasse ich das Internet.

CS:GO - KQLY Highlight

CS:GO – KQLY Highlight (Quelle: YouTube)

KQLY, smn und Sf hatten allerdings tatsächlich gecheatet und zwar schon seit längerem. Warum es bislang nicht aufgefallen ist? Weil sie keine n00bs sind und nicht einfach einen Aimbot eingesetzt hatten. Nein, die drei gehören definitiv auch ohne automatische Unterstützung mit zur Elite der Szene. Die verwendeten Cheats waren deshalb selbst bei genauerem Hinsehen nicht erkennbar, halfen sie doch nur beim letzten Bisschen. Ein Headshot mehr als sonst beispielsweise. So hatten sie nicht nur einen guten Tag, sondern sehr oft welche.

Wie denn das?!

Natürlich stellt sich die Frage, wie sich sowas bei einem LAN-Event einschleichen kann, wo abseits von Maus, Tastatur und Headset keine eigene Hardware zum Einsatz kommt. Aber Cheater sind bekanntlich schon immer äußerst einfallsreich. Auf dem Bildschirm sichtbar war wie gesagt sowieso nichts in der Millisekunde, in der der Cheat nachbearbeitete (bei League of Legends war es damals ein Pixelfehler am Bildschirmrand, der auftauchte wenn ein Gegner in der Nähe war). Es musste also nur irgendwie die Software auf dem Turnierrechner installiert werden. In diesem Fall war der Cheat Teil einer Trainingsmap im Steam Workshop. Aber auch im internen Speicher der Mäuse oder im Treiber der USB-Headsets wurden schon erfolgreich Cheats versteckt und dann automatisch auf den Rechner gepackt ohne, dass es jemand gemerkt hat.

Wie immer haben die drei Cheater mit ihrem Verhalten natürlich nicht nur sich selbst geschadet (ihre Karriere ist faktisch vorbei). Auch ihre Teams mussten nun drunter leiden, denn Epsilon und Titan hatten sich bereits für Dreamhack Winter 2014 qualifiziert gehabt. Sie wurden aber logischerweise von der Turnierleitung rausgeworfen und eine zusätzliche Qualifizierungsrunde abgehalten. Endgültig ausgestanden ist die Sache aber natürlich trotzdem nicht. Vor allem der Druck auf Valve wächst, endlich mal den Mund aufzumachen und in solchen High-Profile-Sachen auch mal ihre Beweise vorzulegen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn beispielsweise KQLY eben nicht von sich aus den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt hätte.

Aber wer zu dem Thema mehr von einem echten Experten wissen will, der ist beim erfahrenen Kommentator Duncan “Thorin” Shields am besten aufgehoben. Er hat bislang zwei Videos dazu gemacht.

Neue Tricks

Der zweite Aufschrei ging dann am Freitagabend durchs Internet. Während alle auf den Star Wars-Teaser warteten, spielten die Schweden von fnatic (bis dato das weltbeste Team und auch der Vorjahressieger) gegen die Franzosen von LDLC im Viertelfinale. Es stand 1:1 im Best-of-3 und die Entscheidung musste auf der Karte de_overpass fallen. LDLC begann auf Seiten der CT und dominierte in der ersten Hälfte das komplette Match. Mit 12:3 wurden die Seiten gewechselt. Vier Runden brauchte LDLC noch für den Sieg. Doch Gerüchte besagten, dass fnatic noch ein Ass in der Hose hätten und als sie endlich an der Reihe waren die Terroristen zu stoppen, holten sie es aus dem Ärmel. Und was für ein Ass sie da hervorzauberten!

CS:GO Overpass Boost

CS:GO Overpass Boost (Quelle: Twitch)

Sie hatten einen bislang unbekannten Boostspot direkt auf dem Spawnpunkt der CT entdeckt (und ihn zwei Monate lang nicht an Valve gemeldet, wie es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre!), der es erlaubte faktisch die gesamte Karte zu überblicken. Es braucht zwar einiges an Arbeit (drei Mann), um ihn nutzen zu können aber er ist trotzdem extrem übermächtig. LDLC wusste überhaupt nicht wie ihnen geschieht. Sie wurden regelrecht abgeschlachtet. Erst wenige Runden vor Schluss (und einem Timeout) kamen sie fnatic endlich auf die Schliche, konnten aber in der restlichen Zeit keine Gegenstrategie entwickeln (zumal der Spieler auf dem Boostspot fast unverwundbar ist, wie sich später herausstellte) und verloren am Ende mit 13:16.

Wer jetzt glaubt, dass damit die Sache erledigt war, der lebt definitiv auf einem anderen Planeten. Die Community entlud ihren ganzen Hass auf fnatic und anschließend auch auf die Turnierverantwortlichen der Dreamhack. Haufenweise Falschinformationen (unter anderem veraltete Turnierregeln, die jemand gefunden hatte und die Behauptung, dass LDLC vom Event vertrieben worden war während fnatic dableiben durfte) wurden über alle Netzwerke verbreitet inklusive dem Vorwurf, dass Dreamhack fnatic nur damit durchkommen hat lassen, weil es ein schwedisches Team ist (Dreamhack findet in Schweden statt). LDLC legte derweil Einspruch gegen das Ergebnis ein und das Adminteam begann wie es sich gehört mit seiner Prüfung.

Eskalation Stufe 2

Nach einigen Stunden gab es das erste Ergebnis: Die zweite Hälfte des Matches sollte neu gespielt werden. Das passte natürlich fnatic nicht, schließlich würden sie wieder mit 12:3 starten, weshalb sie ihrerseits Wiederspruch gegen die Entscheidung einlegten und LDLC beschuldigten regelwidrige Sachen zu machen. Wieder zogen sich die Admins zurück und stellten tatsächlich fest, dass auch LDLC einen Bug ausgenutzt hatten, der sie an bestimmten Stellen unverwundbar machte (was im Gegensatz zum Boost in den Regeln nicht als erlaubt definitiv war).

Viel zu wenig Kommunikation von Seiten der Turnierverantwortlichen und wieder einige Zeit später kam dann endlich die finale Entscheidung: de_overpass sollte am nächsten Tag komplett von vorne gespielt werden. Fand die Community natürlich auch wieder nicht gut und der Hass nahm über Nacht kein Stück ab. Auch so einige angesehene Persönlichkeiten wie Xavier “zoot” Dhorne oder Daniel “ddk” Kapadia ließen sich dabei auf das Niveau der Community herab. Hatte ich definitiv nicht erwartet solche Kurzschluss-Tweets von denen zu lesen. Am Ende entschied sich fnatic dazu freiwillig aus dem Turnier auszuscheiden, um die Gemüter zu beruhigen. LDLC wurde somit zum Gewinner des Viertelfinales gekürt und nahm am Ende auch völlig verdient den Titel mit nach Hause.

Fazit

League of Legends (Herstellebild)

League of Legends (Herstellebild)

Was lernen wir also aus der ganzen Sache? Nun, zum einen natürlich mal wieder, dass manche Leute extrem das Spinnen anfangen. Nicht nur sobald Geld im Spiel ist, sondern auch wenn sie die Gefahr sehen, dass irgendetwas “ihrem” Hobby schadet. Zum anderen aber auch, dass der eSport leider trotz der großen Geldsummen (bei Valve größtenteils durch die Community gespendet!), die mittlerweile rausgehauen werden und wesentlich höher sind als zur Zeit von Quake & Co., immer noch einen weiten Weg vor sich hat. Es braucht standardisierte Regelwerke für professionelle Turniere und es braucht im Bereich DotA 2 und Counter-Strike: Global Offensive ein Valve, dass sich nicht einfach nur zurücklehnt und im stillen Kämmerlein sein geheimes Ding durchzieht, sondern aktiv Unterstützer spielt. Bei League of Legends sieht die Sache anders aus. Da ist Entwickler Riot Games immer ganz vorne mit dabei (und richtet auch die regelmässigen Turniere selbst aus).

Doch die beiden Skandale und ihre große Wirkung haben auch etwas Gutes an sich. Es zeigt, dass der eSport so langsam ernst genommen wird. Noch nicht so extrem wie in Südkorea, wo der Match-Fixing-Skandal 2010 (ja, schon wieder sind die scheiß Wettbüros schuld) bei StarCraft: BroodWar das gesamte Land erschüttert hat und am Ende Gefängnisstrafen verteilt wurden. Aber wir kommen langsam aber sicher da hin und zwar egal wie sehr so manche Volldeppen nur müde lächeln und sich über den eSport lustig machen. Ich lass’ euch ja auch (die meiste Zeit) in Ruhe euren doofen Fußball schauen obwohl meiner Meinung nach für 90 Minuten Counter-Strike: Global Offensive mindestens genauso viel, wenn nicht sogar noch mehr Kondition, Geschicklichkeit und strategisches Denken erforderlich sind.

Bis Donnerstag!

PS: Noch sechs Einträge bis zu den Bagdadsoftware NOCAs 2014!

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