Okay, bevor jetzt gleich die ersten in die Kommentare springen und schreiben “WAD?! Habt’ ihr’n Knall?!”: Die Katze wurde nicht extra für uns gezüchtet und saß bereits seit über einem Jahr in einer Pflegestelle fest. Und wie ich schon bei Jules’ Ankunft geschrieben hatte: Wir haben den Platz und die Ressourcen – also warum nicht einem lieben Tier ein schönes Zuhause geben?
Außerdem haben wir die kleine Dame erneut nicht ohne Grund in unser Heim aufgenommen: Lyssi hat totale Langeweile. Das liegt natürlich vor allem am Hausarrest, unter dem sie immer noch steht. Aber selbst, wenn wir ihn aufheben, wird sie weiterhin nur eine begrenzte Freiheit genießen. Wir bauen nämlich einen katzensicheren Zaun. Somit kann sie ihrer Langeweile durch lange Streifezüge oder Mäusemorden nicht mehr entkommen aber eben auch nicht überfahren, vergiftet, in einem Pool/Wassertank ersaufen oder sonst was werden (gilt natürlich auch für die anderen).
Durch den Hausarrest hat sich allerdings das typische Problem verdeutlicht, dass Katzenmädels anders spielen (Jagen) als die Jungs (Balgen). Jules hat zuviel Angst vor ihr, sie selbst zu viel Respekt vor Balu und Pichu keinen Bock mit ihr zu spielen – der rauft nämlich lieber mit Jules. Eine recht schwierige Situation somit als Mädel unter Jungs. Also haben wir uns auf die Suche nach einer Spielpartnerin für sie gemacht. Dazu sind wir wie schon bei Pichu auf die netten Leute vom Verein Katzenherzen zugegangen, haben ihnen unsere “Anforderungen” beschrieben und sie haben aus ihrem spanischen Fundus ein paar Miezen rausgesucht, die ihrer Meinung nach in Frage kämen. Unser Entscheidungsergebnis wurde uns vergangenen Sonntag um 5 Uhr morgens auf einem Rettungsplatz neben der A3 übergeben: Maya (ursprünglich Mary Puri).
Die Katze
Maya ist im August 2016 geboren, also rund vier Monate jünger als Lyssi, und wie Pichu vermutlich ein Siam-Mix. Sie hat das typisch dreckig-weiße Fell und vor allem diese leuchtenden blauen Augen. Angekündigt wurde sie als zart, schüchtern und zurückhaltend Menschen gegenüber aber sehr sozial zu Katzen. Was ihren Körperbau angeht entspricht sie auch ganz gut unserer Lyssi. Die eine 3,7kg, die neue 3,5kg – also kein Grund für Lyssi vor ihr Angst zu haben. Die schüchtern und zurückhaltende Katze suchen wir nach einer Woche allerdings vergebens.
Stattdessen haben wir einen kleinen, neugierigen Wirbelwind bekommen. Hochheben mag sie zwar nicht aber sie ließ sich bereits am Sonntag streicheln und wollte schon ab Mittwoch unbedingt aus ihrem Quarantäne-Zimmer raus. Leider hatte sie sich vor kurzem trotz Impfung einen Katzenschnupfen zugezogen, der durch den Umzugsstress wieder zurückkam. Also mussten wir sie erst eine Weile separat halten und mit Breitband-Antibiotika behandeln (und anschließendem Darmaufbau mit effektiven Mikroorganismen). Das wurde uns direkt bei der Übergabe mitgegeben. Durch den Schnupfen hat sie bei uns erst einmal den Spitznamen “Rotzbacke” bekommen, der aber später wahrscheinlich durch “Silberfuchs” ersetzt wird (Lyssi ist der Rotfuchs).
Nun macht sie das Haus unsicher (und verschwindet gerne in der Couch), will dauernd spielen und geschmust werden. Wenn das unter “Zurückhaltung” fällt, dann will ich gar nicht wissen wie eine “aufgeschlossene” Katze aussieht. Aber es ist natürlich schön, dass sie sich so zügig hier bei uns wohlfühlt… der “Ultimate Ten-Fingers-Knuddeltechnik” von Lysanda kann einfach keine Katze widerstehen.
Zu unserer großen Freude hat sie unser Nassfutter auch sofort angenommen. Keine komplizierte Umgewöhnung – nein, direkt “Ich habe Hunger! Gib’s mir!!!”. Im Gegenteil: Das Fressen von Leckerlis müssen wir ihr erst noch beibringen. Sowas scheint sie bislang nicht einmal zu kennen. Und typisch Katze – was man nicht kennt ist nicht essbar. Daher sind Futterumstellungen bei Katzen häufig nur mit viel Geduld und Tricks überhaupt zu realisieren.
Reaktionen
Maya ist also gut angekommen und macht sich prächtig. Stellt sich die Frage, wie die Sicht unserer anderen vier Mitbewohner ist. Zumindest drei davon müssten ja theoretisch das Thema “Neuzugang” bereits kennen. Die Antwort: Durchwachsen. Der schüchterne Jules traut ihr nicht über den Weg. Er reagiert so, als hätte er einen Geist gesehen. So schnell kann man gar nicht schauen, wie er durch die Katzenklappe nach draußen flitzt. Unser aller Freund Pichu ist da schon geselliger, ist ihr entsprechend bereits nachgelaufen und hat eine Runde genäselt. Aber aufgrund der Hitze ist er aktuell einfach nicht der munterste, entsprechend stört ihn Mayas Existenz nicht weiter. Balu hingegen hat lange gebraucht, bis er Maya überhaupt gesehen hat (streunt aktuell sehr viel rum) – wurde jedoch in diesem Moment von Jules umgerannt. Entsprechend war es nicht verwunderlich, dass er dann Jules’ Beispiel folgte und hinter ihm her durch die Katzenklappe in die Freiheit entfloh. So kann man seinen Problemen auch aus dem Weg gehen…
Viel wichtiger ist aber natürlich, wie sich Maya und Lyssi verstehen. Hier sehen wir durchaus einige Parallelen zu Pichus Ankunft. Damals hat Lyssi erst einmal ein paar Tage lang Bohrmaschine gespielt, wovon sich Pichu aber überhaupt nicht beeindrucken ließ. Genauso ist es mit Maya. Sie nimmt das Gebrummel und Gefauche von Lyssi wenig ernst. Im Gegenteil versucht sie mit ihr in eine Verhandlung zu treten. Das äußert sich darin, dass man aus unterschiedlichen Ecken des Hauses öfters komische Maunzgeräusche vernimmt (und hin und wieder einen Todesschrei von Lyssi). Gleichzeitig ist Lyssi trotzdem extrem neugierig und behält Maya immer genau im Blick. Besserung ist aber schon in Sicht: Lyssis Schwanz bauscht sich nicht mehr auf.
Grundsätzlich sieht man hier, dass unsere Katzen sehr sozial sind. Keiner springt den anderen (außer im Spiel) an, es gibt weder Kämpfe noch Verletzte und nicht mal am Futternapf entsteht Streit. Wir sind daher davon überzeugt, dass Lyssi und Maya in den nächsten Wochen gute Freunde werden. Lyssi ist eben in erster Linie Angsthase und braucht daher etwas um über ihren Schatten zu springen. Die nächsten Tage/Wochen werden es zeigen.