Sicarius

Home Office Studien

Für Forscher ist die Coronapandemie vermutlich das genialste, was jemals passieren konnte. So viele Bereiche des täglichen Lebens mit teils extremen Veränderungen, die sich nun vorzüglich anhand von Millionen Menschen beobachten lassen. Egal ob zwischenmenschliche Beziehungen, körperliche und geistige Gesundheit oder die Arbeitswelt: Gefühlt zu allem und jedem ploppen gerade Studien hoch von Soziologen, Psychologen und was es sonst noch so an *logen gibt. Wahrscheinlich gibt es sogar schon die erste “So hat sich unser Sexleben durch Corona verändert”-Studie.

Das Ergebnis dieser garantiert sehr spannenden Untersuchung konnte ich aber leider nicht finden. Stattdessen ist Lysanda auf zwei Studien gestoßen, die sich mit dem Thema Home Office beschäftigen: Auswirkungen der Corona-Pandemie aus Sicht von Führungskräften und Mitarbeitenden. Da wir ja beide selbst seit bald zwei Jahren im Home Office sitzen und sie sich in ihrem Nebengewerbe mit dem Thema “Arbeitsstress” beschäftigt, klang das ganz interessant.

Die Studien

Auftraggeber beider Studien war Hays, ein Personaldienstleister wie es heutzutage so schön heißt. Ihr Kerngeschäft ist aber schlicht die Personalvermittlung (Headhunting). Insofern ist es naheliegend Studien rund um die Arbeitswelt zu finanzieren. Durchgeführt hat die Studien hingegen das rheingold Institut. Die betreiben im Kern Marktforschung. Sie selber behaupten allerdings mehr zu bieten als nur genau das. Nachprüfen kann ich es nicht. Aber sie haben haufenweise Psychologen im Team, sind schon länger am Markt und zu Corona haben sie ebenfalls schon so einiges veröffentlicht.

Balu schaut ganz genau hin (könnte ja Leckerli geben).

In der ersten Untersuchung mit dem Titel Zwischen Vertrauen und Kontrolle – Auswirkungen der Corona-Pandemie aus Sicht der Führungskräfte geht es – wie der Name schon sagt – um die Chefs. 750 Stück wurden befragt aus Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. Das Ergebnis ist – zumindest für mich – wenig überraschend. Ein Teil unserer lieben Manager kommt einfach nicht damit klar, dass sie ihre Mitarbeiter nicht mehr ständig auf Schritt und Tritt überwachen können. Für die Untergebenen dieser Art von Vorgesetzten sicherlich eine große Erleichterung. Auch in unserer Firma ging mal das Gerücht um, dass wir ja im Home Office angeblich nur die Eier schaukeln lassen würden und wir deshalb auf irgendeine Art und Weise bestraft gehören (=keine Erfassung von Überstunden mehr). Ist zum Glück nichts draus geworden, aber es ist ein fantastisches Beispiel dafür wie so mancher Manager drauf ist. Mitarbeiter nicht im Blick = die faule Sau macht nix! Die Realität sieht jedoch nicht nur in unserem Umfeld ganz anders aus: Die meisten Leute arbeiten im Home Office viel mehr als im Büro. Aber ich greife vor.

Deshalb hat mich das Studienergebnis mit meinen mittlerweile 20 Jahren Berufserfahrung nicht sonderlich überrascht: Der größte Teil der befragten Führungskräfte versucht auch über die Mitarbeiter im Home Office die volle Kontrolle zu behalten und beschäftigt sich entsprechend statt mit richtiger Führung lieber mit kleinteiligem Management und Überwachung. Immerhin scheint das so gut zu funktionieren, dass wiederum die meisten bereit sind nach Corona nicht zum gewohnten Alltag zurück zu kehren und stattdessen “mobiles Arbeiten” und “Digitalisierung” beibehalten wollen. Ab und zu muss man wohl mit einem Teilgewinn zufrieden sein.

Die Mitarbeiter

Die zweite Studie trägt den Titel Flexibilität braucht Sicherheit – Corona und die Folgen aus Sicht der Mitarbeitenden. 1.000 Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen wurden dazu gefragt und das Ergebnis hat mich tatsächlich überrascht: Die meisten sind zufrieden mit ihrer Führungskraft. Hatte ich nach dem Lesen der obigen Studie anders erwartet.

Unsere Chefin legt gerne mal ein Nickerchen ein.

Wenn man sich die Zahlen allerdings genauer anschaut, finde ich es persönlich gar nicht mehr so positiv wie die Autoren es hinstellen. Zum Beispiel haben nur 57% der Befragten “Ein starkes gegenseitiges Vertrauen zwischen der Führung und ihnen” erlebt. Das ist statistisch natürlich mehr als die Hälfte aber das würde bei uns in der Firma in einer Mitarbeiterumfrage definitiv nicht als positives Ergebnis gewertet werden. Zumal gleichzeitig 48% berichten, dass der Druck gestiegen ist und entweder zu wenig Führung (41%) oder zu viel Kontrolle (36%) vorhanden ist. Lustigerweise wünschen sich 93% das Vertrauen darauf, dass sie selbstständig ihre Arbeit erledigen, was im ersten Moment als Widerspruch zu “zu wenig Führung” erscheint. Aber es ist halt ein Unterschied ob ich weiß was ich zu tun habe und diese Arbeit einfach erledigen darf. Oder keinen Schimmer habe was ich hier eigentlich soll. Da bringt mir dann die ganze Freiheit auch nichts.

Immerhin sind tatsächlich die meisten mit Home Office zufrieden und sogar 64% behaupten von sich produktiver zu sein als vorher. Verwundert mich definitiv nicht. Sehe ich ja an uns. Wir haben zwar nur ca. 20 Minuten (einfach) ins Büro aber trotzdem ist es Zeit, die wir jetzt nicht investieren müssen. Plus natürlich noch die Vorbereitungen mit Tasche packen und so. Da sind wir schnell bei zwei Stunden pro Tag, die wir jetzt zusätzlich für die Arbeit haben. Gleichzeitig kommen wir später aus dem heimatlichen Büro raus. Zum einen, weil eben alle anderen länger machen und entsprechend die E-Mailflut nicht plötzlich nach 15 Uhr drastisch absackt. Zum anderen, weil es zu einfach ist sich festzusetzen. Man muss abends nicht mehr zwingend alles Private erledigen. Die Waschmaschine kann man auch zwischendurch mal anmachen, das Essen am Laptop zu sich nehmen und selbst aufs Klo geht es dank Bluetooth mit den Kollegen in der Telko. Okay, das haben manche auch im Büro gemacht. Aber ihr wisst was ich meine.

Das liebe Home Office

Birgit Langebartels, Diplom-Psychologin bei rheingold, hat dahingehend Ende November ein interessantes Interview mit dem Stern geführt. Ihre Erkenntnisse basieren vermutlich auf der Mitarbeiter-Studie, sind dort aber nicht beschrieben (oder ich hab‘ diesen Teil bisher nicht finden können). Sie spricht ganz klar von der “Home Office-Lüge” und meint die berühmte “Work-Life-Balance”, die wir erhofft hatten so endlich zu erreichen. Schließlich kann man ja jetzt alles parallel machen. Bisschen arbeiten, ne Runde Yoga, arbeiten, Wäsche aufhängen und dergleichen.

Jules ist für eine kleine Arbeitspause.

Stattdessen ist bei vielen das genaue Gegenteil eingetreten: Die Waage ist noch stärker in Richtung “Work” ausgeschlagen. Zum Beispiel, weil wir uns selbst den Druck machen. 20 Minuten lang die Wäsche aufhängen während der Arbeitszeit? Uuuh… da greift sofort das schlechte Gewissen und man hängt lieber noch eine Stunde Arbeit mehr dran, um das auszugleichen. Gleichzeitig fehlt dieser klare Schnitt zwischen “jetzt bin ich auf der Arbeit” und “jetzt bin ich in der Freizeit”. So doof Pendeln für das Gemüt und die Umwelt ist: Es gab einem die Gelegenheit sich auf die Arbeit vorzubereiten bzw. diese aus dem Kopf zu kriegen. Heute fällt man aus dem Bett an den Schreibtisch und legt sofort los. Und ja, ich nehme mich da definitiv nicht davon aus. Da passt ganz gut der Absatz aus Kapitel 9, den ich just in Agent in eigener Sache von John le Carré gelesen habe:

William hatte es sich, sagte er, zur Gewohnheit gemacht, am Freitag, ehe er vom Lager nach Hause fuhr, ein paar Stunden in der Kabine des Lasters zu schlafen, sich dann zu rasieren und eine Tasse Tee mit den Jungens zu trinken, so daß er ausgeruht daheim ankam und nicht nervös und mißgelaunt. Es war ein Trick, den er von den alten Hasen gelernt hatte, sagte er: Nicht direkt heimbrausen, das gibt nur Ärger.

Ein guter Rat von den alten Hasen, wie ich finde. Statt Arbeit und Freizeit auszubalancieren hat Home Office noch mehr dazu geführt, dass wir schlicht und einfach dauernd auf der Arbeit sind. Selbstausbeutung nennt Fr. Langebartels das und spricht von “Long Homid” (angelehnt an Long Covid) mit den entsprechenden Gefahren für Körper und Geist.

Die Home Office-Typen

Natürlich lässt sich das nicht pauschalisieren. Jeder Mensch ist anders und geht auch mit dem Home Office anders um. Unser Chef sagt beispielsweise, dass es ihm prinzipiell egal ist, wann wir arbeiten solange eine angemessene Menge an Arbeit erledigt wird. Sprich weder ist die Mail um 20 Uhr schlimm noch, dass man um 13 Uhr mal nicht im Dienst ist. Fr. Langebartels unterscheidet dahingehend vier Typen des Home Office-Nutzers:

  • Privatiers: Egal ob Arbeit oder Privates. Alle Bedürfnisse müssen erfüllt werden und das am besten sofort. Z.B. wird von anderen Familienmitgliedern die Arbeit nicht mehr gewürdigt. Man ist schließlich zu Hause und somit “verfügbar”. Ständig will also jemand was. Das Ergebnis? Er kommt zu nix.
  • Außendienstler: Er würde am liebsten 24 Stunden am Tag arbeiten und kennt keinen Feierabend. Wenn er es schafft sich mal vom PC zu lösen, denkt er eben über die Arbeit nach. Im Home Office braucht er das aber nicht, weil er jederzeit an den PC zurückkehren kann.
  • Durch-Lässige: Schaffen es tatsächlich halbwegs alles unter einem Hut zu bekommen. Sie verbinden Zuhause und Büro geschickt miteinander. Da kann auch schon mal das Kind durchs Arbeitszimmer laufen ohne, dass es stört.
  • Home-Offiziere: Der Klischee-Beamte. Bucht sich morgens ein, macht pünktlich Mittagspause und auf die Sekunde genau Feierabend. Quasi Arbeit und Freizeit strikt getrennt.

Home Office heißt bei uns: Belagert von Katzen

Lysanda und ich ordnen uns eher dem Typ “Durch-Lässig” zu. Ja, ich stürme zwar morgens an den Laptop aber nachmittags bin ich dann doch eher der, der dafür plädiert endlich mal Schicht im Schacht zu machen. Ich mache zwar meine Arbeit und stehe dahinter. Aber wenn der Laptop zugeklappt ist, ist er zugeklappt. Gleichzeitig haben wir kein Problem damit Untertags auch mal das ein oder andere Privates zu machen. Dann geh‘ ich halt mal zwischendurch eine Stunde Einkaufen. Für was habe ich schließlich sonst Gleitzeit, wenn ich sie nicht nutze? Da habe ich kein schlechtes Gewissen. Die Arbeit erledige ich ja trotzdem. Und die Katzen sind auch den ganzen Tag im Arbeitszimmer :smile: .

Um 20 Uhr lesen wir allerdings keine Mails mehr. Unseres Erachtens gibt es um die Uhrzeit nichts was dazu wichtig genug wäre und die Welt geht auch nicht unter, nur weil eine Antwort erst am nächsten Tag kommt. Außerdem werden wir um die Uhrzeit nicht mehr bezahlt. Und “freies” Arbeiten lässt sich schlicht nicht immer umsetzen. Viele von uns sind schließlich fremd gesteuert. Wenn um 13 Uhr eine Telefonkonferenz ist, dann ist sie um 13 Uhr. Die lässt sich nicht auf 20 Uhr verlegen (zum Glück!). Stattdessen gönnen viele sich nicht einmal mehr die Pausen unterm Tag, die sie sonst im Büro gemacht hätten. Wie oben geschrieben: Mittagessen am Schreibtisch, kein Plausch mit den Kollegen am berühmten Wasserspender und so weiter. Vermutlich sind sogar die Zigarettenpausen kürzer geworden. Man steht ja schließlich jetzt alleine da rum.

Vereinsamung

Alleine rumstehen ist auch ein guter Punkt: Auf der einen Seite ist man zwar mehr und länger auf der Arbeit aber die sozialen Kontakte fehlen trotzdem. Es ist einfach etwas ganz anderes, ob ich mit meinen Kollegen in einer Telefonkonferenz hocke oder eben mal 15 Minuten in der Kaffeeküche plausche. Die wenigsten werden einfach mal zum Quatschen anrufen. Selbst, wenn sie im Büro keine Hemmungen hätten mit der Kaffeetasse am Bürotisch zu stehen. Ich als eher introvertierter Mensch habe damit zwar kein Problem – ich bin schon vorher nicht in die Kaffeeküche gegangen. Aber es ist für die geistige Gesundheit vieler definitiv nicht dienlich, dass sie den ganzen Tag nur in ihrem Kämmerlein hocken. Wie sagt Fr. Langebartels im Interview? Manchmal brauche ich den Kollegen, der wieder zu laut telefoniert, und sei es nur, um mich über ihn aufzuregen. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

Pichu lässt die Arbeit immer warten.

All das läuft aber am Ende des Tages immer und immer wieder auf das gleiche hinaus: Fehlende Selbstfürsorge. Ich brauche kein Ventil für meine negativen Emotionen. Ich muss “einfach nur” lernen damit umzugehen. Ich sollte das schlechte Gewissen darüber abwerfen, dass ich mir auch im Home Office mal fünf Minuten gönne etwas anderes/nichts zu tun während der Arbeitszeit oder mal früher Feierabend zu machen. Den Ausgleich schaffen und eben nicht 24 Stunden am Tag nur für meinen Arbeitgeber da zu sein. Das verstößt nicht nur gegen das Arbeitszeitgesetz, es ist auch schlicht und einfach nicht gut für die Gesundheit. Natürlich kann man auch Kompromisse suchen. Wie z.B. eine TelKo mit Handy und Headset zu machen und dabei eine Runde spazieren zu gehen (also ein “Geh-Spräch”) oder ein gemeinsames Mittagessen mit dem Team per Videokonferenz bei dem gezielt nicht über die Arbeit gesprochen wird.

Ich habe hier neben mir ein Schild hängen mit dem Satz Die Arbeit kann warten, dein Leben nicht!. Und auch, wenn es Tage gibt wo es mir schwerfällt: Ich versuche mich daran zu halten. Ist natürlich für den ein oder anderen einfacher gesagt als getan. Vor allem, wenn man einen Kontrollfreak als Vorgesetzten hat, der genau prüft ob man zwei oder drei Minuten auf der Toilette war. Aber selbst dann bringt es nichts sich für die Arbeit aufzuopfern. Früher oder später geht man daran nur zu Grunde. Also lieber die Konsequenzen früher ziehen und noch etwas vom Leben haben.

Call of Duty: Vanguard (Herstellerbild)

$68.7 Milliarden…in bar! Holla die Waldfee. Definitiv eine Bombe nuklearen Ausmaßes, die Microsoft letzte Woche gezündet hat. Wer es wirklich absolut nicht mitbekommen hat: Microsoft möchte den umsatzstärksten Spielepublisher der Welt, Activision Blizzard, kaufen (Abschluss des Kaufs erst im Fiskaljahr 2023, also spätestens Mitte 2023). Und nein: Dem Kauf steht höchstwahrscheinlich nichts entgegen, auch keine amerikanischen Kartellämter, egal wie viele Sofa-Anwälte jetzt mit dem Zeigefinger wedeln. Damit springt Microsoft auf Platz 3 der größten Videospielefirmen der Welt hinter die chinesische Investmentfirma Tencent und den Japanern bei Sony.

Da bekam Phil Spencers Aussage von Mitte November plötzlich eine ganze neue Bedeutung. ”We are evaluating all aspects of our relationship with Activision Blizzard and making ongoing proactive adjustments” – ich glaube nicht, dass auch nur irgendjemand dahinter ein “Wir kaufen diesen Schandfleck einfach, da aufgrund der ganzen Situation der Aktienpreis in den Keller gegangen ist und räumen selbst auf” vermutete. Und ganz ehrlich? Wenn es eine Firma gibt, die so einen großen und anscheinend stark angerosteten Laden aufräumen kann, dann traue ich es tatsächlich aktuell am ehesten dem Giganten Microsoft zu. Schade nur, dass Activision Blizzards CEO Bobby Kotick zwar am Ende höchstwahrscheinlich seinen Posten räumen muss, dafür aber allein knapp $293 Millionen Abfindung sowie nochmal gut $390 Millionen für sein Aktienportfolio kassieren wird.

Unfassbar, ich weiß. Also nicht nur diese Geldsumme. Auch mein Glaube, dass Microsoft in der Lage ist den Sauhaufen auszuräuchern. Aber unter Phil Spencer (leitet Xbox Game Studios seit 2014) hat sich die Marke Xbox und die Firma Xbox Game Studios sehr positiv entwickelt. Das gilt nicht nur für die Marke, sondern auch wie die eigenen Entwicklerstudios behandelt werden. Da kennen wir von Microsoft schließlich ebenfalls ganz andere Zeiten. Gut, so schlimm wie bei Electronic Arts oder eben Activision Blizzard war es glaube ich nie. Zumindest hat Redmond noch kein Studio in die Halo-Minen geschickt nur, weil sich der letzte Titel schlecht verkauft hat. Doch Microsoft war früher ebenfalls nur zu gerne bereit Studios aufzulösen, wenn sie nicht zur Strategie passten. Aber ich begrüße es definitiv, dass Microsoft plant zumindest ein paar von Activision Blizzards Studios aus den Call of Duty-Minen zu befreien (persönlich hoffe ich speziell auf Raven Software, High Moon Studios und Toys for Bob) und alte IPs wieder aus dem Aktenschrank hervorzuholen – und zwar nicht nur, um sie auf Game Pass zu packen. Nein, explizit auch, um neue Titel zu basteln. Und was die grundsätzliche Unternehmenskultur angeht scheint Microsoft ebenfalls weiter zu sein als so manch anderer. Sicherlich nicht an allen Ecken und Enden perfekt aber definitiv schon allein aus der Notwendigkeit heraus (riesiges und über mehrere Erdteile verteiltes Unternehmen) definitiv fortschrittlicher.

Monopolisierung!

Ein (derzeit) unschlagbares Angebot!

Natürlich kann eine Konsolidierung in diesem Maße – insgesamt 32 Entwicklerstudios (heute 23) sind nach Abschluss des Kaufs dann unter dem Xbox Game Studios-Logo vereint – durchaus besorgniserregend sein. Eine zu große Marktmacht führt unweigerlich zu Problemen bzw. eine sinkende Bereitschaft diese zu beheben. Activision Blizzard war (und ist) schließlich trotz seiner internen Probleme eine Gelddruckmaschinerie. Warum also was ändern? Bei Microsoft braucht man sich hingegen nur den Microsoft Store anschauen, um gleich das erste Negativbeispiel zu finden.

Kein Negativpunkt für mich ist jedoch, dass jetzt einige geliebte Spieleserien nicht mehr auf der PlayStation erscheinen werden. Sony ist in der Hinsicht schließlich nicht wirklich besser und drehte in der Vergangenheit ebenfalls immer den Xbox-/Nintendo-/Sega-Hahn ab (oder machte ihn erst gar nicht auf). Außerdem verabscheue ich grundsätzlich diese Grabenkämpfe. In der heutigen Zeit, in der sich die Architekturen der Xbox- und Sony-Konsolen so gut wie nicht mehr unterscheiden sogar noch mehr. Exklusivität war schon immer nur ein reines Machtbekunden, egal wer es genutzt hat und das ist alles andere als gut für die Spieler. Ja, lieber Tim Sweeney von Epic Games. Du und dein Epic Games Store sind in der Hinsicht auch nicht besser, obwohl du dich gerne als strahlender Ritter für die kleinen Leute inszenierst. Insofern begrüße ich es grundsätzlich, dass Microsoft versucht sich aus diesem Kampf zurück zu ziehen.

Klingt erst einmal Banane, diese Aussage. Schließlich habe ich ja oben geschrieben, dass der Großteil der Titel aus dem Activision Blizzard-Portfolio dann höchstwahrscheinlich nicht mehr für die PlayStation erscheinen werden. Aber tatsächlich ist es Microsoft mittlerweile völlig egal auf welcher Plattform ihr ihre Spiele konsumiert. Ja, liebe Sony-Fanboys. Die Xbox One war schwach und das Line-Up für die Xbox Series mag aus eurer Sicht nicht der Brüller sein. Doch während Sony einfach sein Ding nach altbekannter Art und Weise weitermacht, hat Microsoft aus den Erfahrungen der letzten Konsolengeneration seine Konsequenzen gezogen. Und ihre Antwort sind mittlerweile 25 Millionen Game Pass Subscriber – Tendenz stark steigend. Ich kann noch nicht einmal erahnen, wie stark die Zahlen steigen werden sobald ein neues Call of Duty dort Einzug hält. Kein Wunder: Was man hier für ein World of WarCraft-Abonnement (12,99€ pro Monat) bekommt ist einfach unglaublich und wirbelt gerade die gesamte Spieleindustrie durcheinander. Und nein, den Indies schadet das Modell derzeit überhaupt nicht. Im Gegenteil. Die Bereitschaft ihre Spiele zu erleben ist unter diesen Bedingungen sehr viel höher und selbst, wenn nicht: Dank der Abo-Gebühren kann auch mal ein Rohrkrepierer ohne Insolvenzgefahr verkraftet werden.

Das zukünftige Problem

Leider ist wie immer nicht alles eitel Sonnenschein, denn Microsoft hat sich nur aus dem Kampf um die Hardware zurückgezogen. Das Ende des Exklusivitätswahns ist damit nicht erreicht. Das zeigt ein Blick über den Tellerrand. Die Game Pass-Idee ist schließlich an sich nichts Neues. 2007 revolutionierte Netflix mit der gleichen Taktik den Filme-Markt. Mittlerweile sieht man die Auswirkungen davon: Aus dem ursprünglichen “Video-On-Demand”-Versprechen wurde ein “Wenn wir die Lizenz haben und du zufällig im richtigen Land wohnst”. Dutzende Streaming-Anbieter locken mit ihren Angeboten und natürlich ist “Exklusivität” das Wort der Stunde. Mittlerweile versucht jedes größere Studio seinen eigenen Service aus dem Boden zu stampfen und jemand wie Disney wird einen Teufel tun und ihre Werke bei Netflix anbieten. Ihr sollt ja schließlich Disney+ abonnieren. Das Ergebnis: Eine entsprechende Fragmentierung des Marktes und die Notwendigkeit mehrere Anbieter abonniert zu haben, um vieles sehen zu können. Ja, “vieles” nicht “alles”. Von heute auf morgen verschwinden Filme und Serien einfach von den Plattformen. Ob und wann sie wiederkommen? Steht in den Sternen. Unter solchen Bedingungen fühle mich ein wenig in die Steinzeit zurückversetzt. Erstausstrahlung im TV verpasst? Pech. Amazon hat meines Wissens sogar ausgeschlossen, dass ihre Eigenproduktionen jemals auf DVD/Blu-ray erscheinen werden.

Das spricht dann schon fast wieder für Monopole. Wenn Microsoft alle Spielestudios unter sich vereint hat, dann braucht man auch nur Game Pass zu abonnieren und die Gefahr, dass ein Spiel den Service verlässt ist gering. Das wäre dann selbst mit einer saftigen Preiserhöhung noch ein genialer Deal :smile: .

Fazit

Wolrd of WarCraft: Shadowlands (Herstellerbild)

Zusammengefasst sehe ich also kurzfristig die Akquise von Activision Blizzard durch Microsoft unterm Strich als positive Sache. Die Kalifornier haben sich zu lange auf ihrem Candy Crush, World of WarCraft und Call of Duty-Geld ausgeruht. So entsteht keine Änderungsbereitschaft in der Führungsriege. Es braucht aber genau dieses radikale Umdenken, um die Unternehmenskultur nachhaltig und über alle Studios hinweg zu ändern. Mit Redmond besteht nun die Chance, dass tatsächlich ein frischer Wind durchfegt. Ja, es werden dabei garantiert auch einen Haufen Arbeitsplätze speziell in den administrativen Bereichen weggeblasen. Aber am Ende könnten alle Seiten davon profitieren. Zum einen die Entwickler, die unter besseren Bedingungen ihrem Tagewerk nachgehen können. Zum anderen die Spieler, die neue (und alte) Titel aus längst vergessenen Serien erleben dürfen.

Mittelfristig sehe ich jedoch den von Microsoft angestrebten Wechsel hin zu einem Abo-Modell kritisch. Das liegt ein Stück weit natürlich daran, dass mein Herz einfach am Sammeln hängt und ich es nicht ertragen kann auch die letzte Illusion zu verlieren etwas zu besitzen. Aber Netflix & Co. zeigen halt leider, dass diese Zukunft aus meiner Sicht nicht wirklich rosig ist. Das betrifft zum einen die Verfügbarkeit (Fragmentierung, Lizenzprobleme) des Angebots an sich. Zum anderen jedoch auch die Produktion. Wie viele eigentlich gute Serien hat Netflix schon nach der ersten “Staffel” (12 Folgen sind für mich keine Staffel) getötet nur, weil irgendeine Metrik nicht gepasst hat? Unter der Schirmherrschaft von Netflix gäbe es vermutlich nur sechs Folgen von Star Trek: The Next Generation… Im Spielebereiche wäre die Konsequenz dann vermutlich auch wieder, dass es nur Call of Duty gibt und sonst nix.

Doch soweit sind wir zum Glück noch nicht. Noch gibt es in allen Bereichen der Unterhaltungsmedien mehr zu konsumieren, als jemals ein Mensch alleine konsumieren könnte. Ja, man kann dadurch nicht überall mitreden und das Gemeinschaftserlebnis geht hier und da verloren. Aber das ist nichts Neues und hat zumindest bislang noch nicht zum Aussterben der Menschheit geführt. Insofern: Passt scho‘!

Sicarius

Ein paar Zähne weniger

…und so schnell hat man 1.200€ beim Tierarzt gelassen. Ich hatte ja schon im Jahresrückblick erwähnt, dass 2022 für unsere Vierbeiner das Jahr des Zahnarztes sein wird. Mit Jules (vorletzte Woche) und Balu (letzte Woche) haben wir nun die ersten zwei Besuche erfolgreich hinter uns gebracht.

Jules

Alles kaputt!

Bei unserem schwarz-weißen ist mir schon länger aufgefallen, dass seine oberen Eckzähne aus meiner Sicht immer weiter rausgerutscht sind. Sah man auch daran, dass seine Unterlippe an den Seiten eine Art von Kuhle bekommen hatte. Und ja: Die waren definitiv nicht mehr fest. Der Zahnarzt hat ihm entsprechend beide Canini (erfolgreich) gezogen sowie noch zwei Frontzähne im Unterkiefer, die auf dem Röntgenbild schon nicht mehr so wirklich gut aussehen. Man könnte sogar sagen, dass beide schon einen starken Knacks hatten. Der kleine Jules hat somit mittlerweile rund die Hälfte seines Gebisses dank Forl eingebüßt. Ist entsprechend nur eine Frage der Zeit bis auch der Rest folgen wird. Dabei wird er dieses Jahr erst sechs Jahre alt.

Begeistert war er logischerweise nicht darüber zum Tierarzt zu müssen (welche Tiere sind das schon). Wir haben ihn nur mit Anstrengung überhaupt in die Box bekommen. Hat dann auf der Fahrt (absehbar) in die Box gepinkelt und fleißig jämmerlich gemaunzt. Als sie dann die Voruntersuchung für die Operation gemacht haben, fiel ihnen auf wie unter Strom der Kater stand und haben mal den Blutdruck gemessen: 220. Der arme Kerl. Da muss man schon mehr Angst davor haben, dass er überhaupt den Tierarztbesuch überlebt als vor der eigentlichen Narkose. So ein hoher Blutdruck ist selbst bei Panik aber wohl nicht normal. Es wurde entsprechend sicherheitshalber noch ein Blutbild angefertigt, da Bluthochdruck immer nur ein Symptom ist. Es muss der eigentliche Grund dafür gefunden werden. Während das letzte Mal der Verdacht auf Diabetes lag (weil er komisch kaute), der sich aber nicht bestätigte, ist nun die Vermutung, dass er vielleicht was mit der Schilddrüse hat. Das Blutbild war jedoch abseits des Entzündungswertes (wegen der Zähne) nicht auffällig. Anfang Februar soll er entsprechend nochmal zum Blut abnehmen hin, um zu schauen wie sich die Werte entwickelt haben. Dann wird entschieden, wie es weitergeht. Den Blutdrucksenker haben wir zwar mitgenommen, sollen ihn aber vorerst nicht geben.

Jules’ Canini

Zuhause angekommen war Jules natürlich noch etwas belämmert und er durfte die Nacht im Arbeitszimmer außerhalb der Reichweite von Balu verbringen. Aber im Laufe der Nacht hatte er sein Schälchen leergefressen und sprintete am Morgen direkt aus dem Zimmer heraus. War also schon wieder ziemlich fit. Er hatte dann ein paar Tage lang seine Zunge nicht so recht im Griff (hing gerne etwas heraus) aber das war halb so wild und ist völlig normal, weil ja nun die Begrenzung fehlt. Schlimmer für ihn war, dass er 2-3x am Tag zusätzlich zum Schmerzmittel auch noch Augentropfen bekommen sollte. Die helfen eventuell sich ansammelndes Blut aus den Nasenhöhlen zu schaffen. Da die Canini tief bis in den Oberkiefer reinragen, besteht hier ein entsprechendes Risiko. Die Befürchtung ist dabei nicht, dass er irgendwie erstickt oder so. Stattdessen geht es darum zu verhindern, dass er nichts mehr riecht und dann das Essen verweigert. Hat ihm logischerweise sowas von ÜBERHAUPT nicht gefallen. Wir haben es aber am Ende irgendwie geschafft und mit dem Essen gab und gibt es absolut keine Probleme. Mittlerweile dürften sich auch schon die Fäden in seinem Mund aufgelöst haben und er ist definitiv wieder ganz der Alte.

Balu

“Dass es so schlimm ist, hatte ich nicht erwartet” meinte die Tierärztin bei der Nachbesprechung zu uns. Balu war schließlich erst 2019 zur Zahnreinigung dort und da sah noch alles super aus. Aber der Kerl wird dieses Jahr nun einmal schon 10 Jahre alt und Forl kennt keine Altersgrenze. Es war im Gegenteil ziemlich verwunderlich, wie gut Balus Körper das Problem schon selbst bearbeitet hatte. Auf den Röntgenbildern waren bereits einige Wurzeln nicht mehr erkennbar, also von ihm absorbiert worden. Entsprechend fehlten Zähne oder hingen nur noch in der Luft herum. Am Ende wurde der Canini oben rechts gezogen sowie ein paar normale (vier haben wir mit nach Hause genommen). Außerdem haben wir ihm – schließlich war er ja schon in Narkose – noch eine riesige Warze am rechten Nasenloch sowie eine Talgansammlung am Nacken entfernen lassen. Plus ein Blutbild. Das kann man in dem Alter mal machen, obwohl es mit 150€ nicht gerade billig ist. Aber außer seinem Eiweiß-Wert (besagter Entzündungswert), der höchstwahrscheinlich wieder aufgrund der Zahnsituation so hoch war, ist unser dicker Brummer weiterhin top-fit – also zumindest jetzt wieder.

Maya beschützt den armen, sabbernden Balu

Als wir ihn vom Tierarzt abgeholt haben war er in einem echt erbärmlichen Zustand. Da es so viel zu tun gab, war er wohl vergleichsweise lange in Narkose und wurde dann auch noch mit einem Beschleuniger aufgeweckt. Der führte dazu, dass ihm buchstäblich der Sabber aus dem Maul lief. Immerhin freute er sich selbst in seinem benebelten Zustand sichtlich uns zu sehen trotz der Strapazen am Morgen. Zwar war es einfacher ihn in die Box zu bekommen (hatten nach dem Elend mit Jules etwas Boxentraining mit den Katzen angefangen), aber die Fahrt zum Tierarzt war trotzdem nicht der Brüller. Neben viel herzzerreißendem Gejammer, kackte er uns in die Box. Immer gut für alle Beteiligten auf so engem Raum. Entsprechend war die erste Tagesordnung beim Tierarzt erstmal die Box etwas sauber zu machen und die Unterlage auszuwechseln. Abends war die neue Unterlage dann auch schon wieder in Urin getränkt (der war wohl die ganze Nacht nicht auf dem Klo…). Entsprechend wollten wir ihn in diesem Zustand (unten nass, vorne nass, überall nass und völlig belämmert), anders als bei Jules, nicht frei herumlaufen lassen und haben ihn in unsere Hundefaltbox gesteckt. Sah‘ ziemlich jämmerlich aus, wie er da mit riesigen Augen drinsaß und auf der einen Seite wenig begeistert aber auf der anderen definitiv noch lange nicht wieder geistig voll anwesend war. Nicht mal die Probeportion Futter essen konnte er. Gewollt hätte er es, aber irgendwie hat es mechanisch nicht geklappt.

Am nächsten Morgen habe ich ihn dann rausgelassen und er ist schnurstracks zum Futternapf getrabt. Außerdem mehrmals zum Wasser. Beides verständlich. 24 Stunden so gut wie kein Futter und dann so viel gesabbere, da muss fleißig nachgetankt werden. 100% über den Damm war er aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Und auch den restlichen Tag war er gemächlicher unterwegs, blieb vornehmlich im Wohnzimmer und lag entweder auf der Fensterbank oder auf einem Stuhl. Aber wie bei Jules kann ich erfreulich berichten: Mittlerweile ist er wieder ganz der Alte (Operation war am Donnerstag). Hat die Tortur also genauso wie Jules erfolgreich überstanden.

Kommen als nächstes noch Maya mit vermutlich dem kompletten Kahlschlag (sie hat nur noch die vier Canini) sowie Pichu dran. Aber nicht mehr im Januar. Man muss es ja nicht gleich zum Jahresbeginn übertreiben. Außerdem meinte die Tierärztin bei denen, dass wir da noch etwas warten können. Da Maya die Narkose relativ schlecht wegsteckt, wäre es uns eh lieber, würden die Zähne von alleine ausfallen. Und Pichu “beißt” fleißig, wenn man ihn ärgert. Schnappschildkröte halt. So schlecht kann es da gar nicht sein :smile: .

Nächste Seite »