Sicarius

Von den Helden des Königreichs

Nachdem ich Diablo IV also endlich hinter mir gelassen habe (bis zum nächsten Addon), komme ich auch mal wieder dazu was anderes zu zocken. Was? Nein, immer noch nicht DOOM: The Dark Ages. Muss ehrlich sagen, dass mich das aktuell nicht so recht reizt. Keine Ahnung. Meine erste Stunde damit war zwar nett, aber im Vergleich zu DOOM Eternal irgendwie ernüchternd. Aber ich werde es sicherlich demnächst trotzdem mal angehen.

Stattdessen habe ich mich mit kleineren Werken beschäftigt. Und zwar diesen hier:

Itty Bitty Toilet Kitty (Herstellerbild)

Itty Bitty Toilet Kitty (2025; PC) – Für den Preis von 1€ bekommt ihr 15-20 Minuten Spiel. Ihr übernehmt darin die Kontrolle eines Katers, der seine Besitzerin Claire auf dem Klo beschützen muss. Sie wird nämlich von (für sie unsichtbaren) Greebles angegriffen. Das sind fleischfressende Toilettenmonster, die Claire als Opfer für den Abwassergott essen wollen. Also springt ihr munter durch das Badezimmer und tötet die Biester mit euren Krallen bis das Zeitlimit abgelaufen ist (oder Claire keine Lebensenergie mehr hat). Die Herausforderung hält sich wie die Spielzeit in Grenzen, aber für Katzenliebhaber und den Preis ein optisch wie inhaltlich wirklich nettes kleines Spielchen. Und wenn ihr euch den Euro sparen wollt, könnt ihr sogar eine werbeverseuchte Version im Browser spielen – inkl. einem zusätzlichen Spielmodus, den es in der Steamversion nicht gibt!

Hero of the Kingdom II (Herstellerbild)

Hero of the Kingdom II (2015; PC, Mac, Linux) – Vom ersten Teil der Serie berichtete ich euch tatsächlich schon 2020. Jetzt hatte ich mir vorgenommen endlich mal die komplette Serie fertig durchzuspielen. Teil 2 setzt nicht direkt an die Geschichte von Teil 1 an, ist aber spielerisch faktisch identisch – nur etwas umfangreicher (ca. sechs Spielstunden im Vergleich zu den vier des Vorgängers).

Ihr schlüpft in die Rolle eines jungen Mannes, dessen Schwester von Piraten in ein unbekanntes Land entführt wurde. Wie es sich gehört, macht ihr euch entsprechend auf sie zu retten – und wie der Titel des Spiels bereits nahelegt, kommt am Ende sogar dem ganzen Königreich zu Hilfe. Auf dem Weg dahin klickt ihr auf und durch zahlreiche wieder sehr schön und detailliert gezeichnete 2D-Orte (isometrische Ansicht), erfüllt durch das Klicken Quests, treibt Handel, kämpft gegen Wildtiere, Untote und andere Feinde und sucht nach mehr oder weniger gut versteckten Gegenständen.

Jede Aktion verbraucht Stärke, die ihr nur durch Schlafen wiederherstellen könnt. Außerdem benötigt ihr immer irgendwelche Gegenstände wie Heiltränke oder Werkzeug zur Erfüllung eurer Aufgabe. Einiges davon könnt ihr sammeln, anderes müsst ihr kaufen (Geldmanagement ist sehr wichtig in diesen Spielen) oder bekommt sie als Belohnungen von Quests. Dabei ist die Komplexität gefühlt im Vergleich zu Teil 1 etwas gestiegen. Also man muss sich mehr merken wo man was bekommt bzw. bekommen könnte. Wirklich festhängen werdet ihr aber normalerweise nicht. Und auch grundsätzlich hält sich das mit dem Nachdenken in Grenzen. Stattdessen gibt es immer irgendwo was zu tun und man macht ständig kleine Fortschritte. Insofern wird man von der seichten Musik, den hübschen Bildern und der ganz nett erzählten Geschichte eingelullt und klickt sich einfach durch.

Beim Christoph meint: Mein Urteil fällt mit 3 von 5 Sics identisch zu Teil 1 aus. Für den kleinen Preis bekommt man ein rundherum nettes Spielchen geboten, das auf seine ganz eigene Art und Weise Spaß macht. Aber es ist definitiv nicht für Jedermann und auch nicht für jede Stimmungslage geeignet.

Hero of the Kingdom III (Herstellerbild)

Hero of the Kingdom III (2018; PC, Mac, Linux) – Mit Teil 3 haben die Entwickler versucht die Serie weiter zu entwickeln. Sie wollten sie etwas komplexer machen und den Rollenspielanteil erhöhen. Das ist löblich. Schließlich will man ja nicht immer nur ständig das Gleiche spielen – wobei die ganzen Leute die jedes Jahr wieder Call of Duty oder EAs Sportspiele kaufen scheinen genau das zu wollen? Egal. Fakt ist: Lonely Troops hats versucht und ist, Spoiler, leider gescheitert. Die Spielzeit von rund neun Stunden für Komplettisten wird mit einer extrem nervigen Spielmechanik erkauft.

Waren in den Vorgängern die Objekte in der Spielwelt alle manuell platziert und einmalig, gibt es jetzt ein Respawn- und ein Skillsystem. Das Respawnsystem führt dazu, dass viele Sachen in der Spielwelt wiedererscheinen, wenn wir in einem anderen Teil der Spielwelt welche entfernt haben. Je mehr wir entfernen, desto mehr (bis zu einer Grenze) tauchen auf. Also in dem Sinne könnt ihr von einigen Objekten unendlich viel einsammeln. Das passt zum Skillsystem, denn fast alle Aktionen haben jetzt eine Skill- und Levelvoraussetzung. Macht ja auch irgendwie Sinn – wenn euch keiner beigebracht hat zu fischen, wie sollt ihr das dann können? Also erfüllt ihr für den Fischer eine Aufgabe und er bringt es euch bei. Mit jedem Fischen steigt ihr anschließend bis zu 100mal im Level dieser Fähigkeit auf. Bei bestimmten Meilensteinen werden dann schwierigere Fischgründe auf den wieder sehr detaillierten und hübschen 2D-Karten sicht- und fischbar. Und wie es sich gehört: Je höher euer Level, desto niedriger die Wahrscheinlichkeit durch das Fischen in den anfänglichen Fischgründen noch im Level aufzusteigen.

Wann ist es endlich vorbei?!

Dieses Skillsystem klingt auf dem Papier erstmal nicht weiter schlimm und ganz nett. Im Ergebnis führt das jedoch zu einem massiven und absolut nervtötenden Grind. Ihr müsst sehr häufig die zahlreichen Orte durchklicken, um die nächste Sache zu finden, die euch im Level aufsteigen lassen. Speziell bei den Kämpfen gegen Ende war das extrem nervig. Da schafft man einen in einer langen Reihe von Gegnern und dann hat der nächste eine leicht höhere Levelvoraussetzung. Also den aktuellen Ort verlassen und suchen, wo ihr jetzt einen anderen Kampf findet, um das nächste Level zu bekommen.

Die Geschichte kann es ebenfalls nicht retten, da sie sehr fragwürdig erzählt wird. Und zwar schlüpft ihr in die Rolle von Brents Neffen. Brent ist der Jäger, der den Helden in Teil 1 und Teil 2 trainiert hat. Eines Tages bebt die Erde und ihr habt plötzlich eine Vision von der Prinzessin des Königsreichs. Sie geht ins verbotene Tal und findet dort einen Rubin, der sie langsam aber sicher korrumpiert und in die Hände eines uralten Bösen lockt. Und genau so wird die gesamte Geschichte erzählt: Ihr bekommt an Triggerpunkten automatisch Visionen von der Prinzessin und interagiert ansonsten weder mit ihr noch – Spoiler – mit dem Bösen selbst. Ein sicherlich interessanter Ansatz, der aber definitiv nicht mit Erfolg gekrönt ist. Schließlich ist keinerlei Bindung vorhanden.

Beim Christoph meint: Weil der Rest identisch zum Vorgänger ist, gibt es grad noch so 2 von 5 Sics. Das Skillsystem hat echt überhaupt keinen Spaß gemacht und war sehr schnell, sehr nervig. Entsprechend ist es gut, dass sie in den nachfolgenden Titeln wieder davon abgewichen sind. Da die Geschichte auch nichts taugt, könnt ihr diesen Teil theoretisch einfach überspringen.

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 1 (Herstellerbild)

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 1 (2020; PC, Mac, Linux) – Die drei The Lost Tales-Titel bilden eine Prequel-Trilogie zu den anderen Spielen. Man könnte auch sagen, dass die Entwickler einen Titel in drei Episoden zerstückelt haben. Mit nämlich nur jeweils drei Stunden Spielzeit (wenn man wirklich alles macht), sind sie nicht gerade lang und umfangreich. Im ersten Teil wird eine Stadt während eures Besuchs von einem Drachen angegriffen. Dort lebt ein kleiner Junge, der von den anderen Kindern immer gemobbt wird. Und in der Hoffnung sich Anerkennung zu beschaffen, will er unbedingt eine Kralle vom Drachen haben. Der Name des Bengels? Brent. Ja, der Brent. Mit ihm im Schlepptau macht ihr euch auf die Situation zu klären und die Stadt vor dem Bösen zu retten.

Spielerisch sind alle drei Teile völlig identisch und kehren nach den misslungenen Änderungen in Hero of the Kingdom III wieder zu altbewährtem zurück: Die Handvoll detaillierten 2D-Lokationen bereisen, Dinge anklicken, Leute anklicken, Monster anklicken, der chilligen Musik lauschen und die nette Geschichte. Dabei sind mir jedoch zwei Sachen positiv aufgefallen:

  • Als Kompromiss zwischen dem „der Held kann einfach alles“ und „wir machen ein Skillsystem“, müsst ihr Fähigkeiten zwar einmalig von jemandem beigebracht bekommen, habt aber dann keine Einschränkungen mehr. Dieses Beibringen ist sehr gut in die Geschichte eingebunden und führt einer angenehm natürlichen Progression.
  • Die Aufgaben sind viel stärker miteinander verwoben. Charaktere brauchen häufig etwas, worauf ihr bislang keinen Zugriff habt. Stattdessen müsst ihr erst für andere Aufgaben erfüllen, um dann diese Sachen freizuschalten. Einfachstes Beispiel: Ihr benötigt Futter für ein Pferd, um vom Halter einen speziellen Gegenstand zu erhalten. Der Bauer gibt euch aber erst sein Getreide, wenn ihr ihm mit seinem Ungezieferproblem helft.

Keine bahnbrechenden Änderungen, ich weiß. Aber wer die erste Trilogie gespielt hat, wird sie bemerken. Gespielt haben müsst ihr diese zwar nicht unbedingt vorher. Aber viele der Anspielungen werden dann logischerweise an euch vorbei gehen.

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 2 (Herstellerbild)

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 2 (2021; PC, Mac, Linux) – Im zweiten Teil übernehmt ihr dieses Mal die Rolle einer jungen Prinzessin. Zusammen mit einem anderen Jungen am Hofstaat schleicht sie sich aus dem Palast und geht just verloren. Zügig trifft sie auf einen Jäger namens Brent, der ihr hilft zurück in die Stadt zu kommen. Blöd nur, dass diese in der Zwischenzeit von Echsenmenschen angegriffen wurde. Ihr Befehlshaber? Ein böser Zauberer (wer sonst). Also zieht ihr eure Heldenhosen an und macht euch dran die Stadt und eure Familie zu retten.

In Sachen Spielprinzip unterscheidet es sich wie gesagt nicht von The Lost Tales 1. Es wird höchstens ein etwas stärkerer Fokus auf das Aufbauen einer Gruppe gelegt – also ihr sammelt im Verlauf des Spiels einige NPCs ein. Aber die sind faktisch auch nichts anderes als Gegenstände in eurem Inventar, die ihr zu gegebener Zeit einsetzt. Insofern würde ich das jetzt nicht als Neuerung ansehen :smile: .

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 3 (Herstellerbild)

Hero of the Kingdom: The Lost Tales 3 (2024; PC, Mac, Linux) – Das große Finale. Jetzt übernehmt ihr endlich die Kontrolle über Brent, der am Ende von Teil 2 durch ein Portal in einem fremden Land gelandet ist. Mit dabei: Der Drache aus Teil 1 und der Bösewicht aus Teil 2. Außerdem befindet ihr euch jetzt im Königreich von Hero of the Kingdom – allerdings in einer Art Außenbezirk. Der Weg zur eigentlichen Burg ist praktischerweise durch eine Steinlawine derzeit nicht passierbar und die Arbeiter schaffen es im Verlauf des Spiels auch nicht alles wegzuräumen. Was ein Pech :wink: . Aber gut: Eure Aufgabe ist klar. Besiegt den Bösewicht, rettet das Königreich und bereitet alles für den Start der ersten Trilogie vor.

Ihr wisst was jetzt kommt: Spielerisch ist immer noch alles beim Alten. Viel Geklicke auf und durch schicke 2D-Umgebungen. Als kleine Neuerung gibt es einen kleinen Fokus auf das Bauen von Sachen. Also beispielsweise eine Palisadenwand für das Truppencamp. Aber ihr wisst, was ich jetzt sagen werde: Es ist nur eine rein optische Sache. Inhaltlich sammelt/kauft ihr die benötigten Gegenstände dafür und klickt (mehrfach) auf den entsprechenden Button. Tiefgang? Null. Ganz nett? Definitiv.
Beim Christoph meint: Für alle drei Titel dieser Prequel-Trilogie gibt es von mir 3 von 5 Sics. Sie sind alle drei kurz, knackig und haben im Vergleich zu den Originalen ein paar Verbesserungen ohne am eigentlichen Spielprinzip irgendetwas großartig zu verändern. Letzteres heißt aber auch, dass sie freilich eine spezielle Art von Spiel bleiben, für die man einen gewissen Faible haben muss.

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