Sicarius

VR-Freude

Ich bin endlich auf Windows 11 24H2 umgestiegen! Okay, das an sich ist noch kein Grund zur Freude. Im Gegenteil scheint es in Sachen Stabilität und Qualität der Updates bei Microsofts Betriebssystem gefühlt gerade massiv bergab zu gehen. Ganz aktuell die Diskussion um SSDs, die nach dem letzten Update verschwinden und mitunter nicht mal mehr im BIOS auftauchen.

Das simple Logo des Treibers

Doch in Bezug auf das eigentliche Thema aus der Überschrift, Virtual Reality, ist es tatsächlich ein Grund zur Freude. Denn nein, meine HP Reverb G2 ist durch das Upgrade doch nicht zum Briefbeschwerer verkommen. Und dass, obwohl der bekannte VR-Entwickler Matthieu “mbucchia” Bucchianeri letztes Jahr noch schrieb, dass es unmöglich sei Windows Mixed Reality (WMR) zu ersetzen. Ach und er meinte auch, dass sich der Aufwand wegen der geringen Anzahl an Headsets sowieso nicht lohnen würde. Scheinbar hat ihn die Herausforderung aber doch nicht losgelassen. Stattdessen tauchte er Mitte des Jahres plötzlich mit einer bahnbrechenden Neuigkeit in meinem Reddit-Feed auf. Und das Ergebnis steht nun seit 30. August auf Steam zur Verfügung: sein Oasis Driver for Windows Mixed Reality.

Der Heilsbringer

Kurz für alle, die keine alten Einträge lesen (warum nicht?!): Microsoft hat Ende 2023 ihre Software “Windows Mixed Reality” als veraltet deklariert und mit 24H2 dann deinstalliert. Damit wurden schlagartig alle WMR-VR-Headsets inoperabel. Mit dem Oasis-Treiber wird diese Abhängigkeit nun ausgehebelt. Statt den Umweg über das Windows Mixed Reality Portal (WMRP) zu gehen, spricht das Headset jetzt direkt mit SteamVR. Ist also in dem Sinne jetzt kein WMR-, sondern ein SteamVR-Headset.

Das bedeutet aber nicht, dass ihr damit nur Steam-Spiele in VR zocken könnt. Auch die Sachen über den Microsoft Store wie z.B. der Microsoft Flight Simulator 2024 gehen weiterhin, solange sie OpenVR oder OpenXR unterstützen. Einzig ein paar uralte und ziemlich irrelevante WMR-exklusive Titel und Demos sowie das virtuelle Haus werden nicht unterstützt, da diese nur die WMR-API genutzt haben, die ja jetzt nicht mehr existiert und installiert werden kann. Aber das ist absolut zu verschmerzen, wenn als Entschädigung das Headset weiterhin vollumfänglich funktioniert. Und nicht nur das: Es läuft dank Oasis sogar besser. WMR hat nämlich zusätzliche Ressourcen gefressen, da es parallel zu SteamVR lief. Im Beta-Test waren es im Idle-Zustand (nur das SteamVR-Haus offen) 1,5-2 GB weniger VRAM (bspw. 3,6 zu 2,0) und ca. 50-60% weniger GPU-Last (bspw. 33% zu 14%).

Und ja, das macht sich in der Praxis definitiv bemerkbar und kann ich vollumfänglich bestätigen. Ich hab‘ bislang Beat SaberBudget Cuts Ultimate, Elven Assassin, Ashen Arrows und Pistol Whip länger ausprobiert und dabei definitiv einen Unterschied gemerkt. Und das nicht nur in Sachen Performance. Ich bilde mir auch ein, dass die Darstellung an sich ebenfalls besser geworden ist. Möglicherweise lag es daran, dass ich das WMRP nie optimal eingestellt hatte. Aus meiner buchstäblichen Sicht ist das Bild jedoch jetzt schärfer, klarer und rundum besser/angenehmer als vorher. Insofern: Ich bin massiv begeistert von dem, was Hr. Bucchianeri geleistet hat und noch weiter leistet (vergangen Freitag kam das 1. Update).

Ein Kinderspiel!

Das Unlock-Tool von Oasis

Der Umstieg auf den Oasis-Treiber war für mich dabei kinderleicht und dauerte keine zwei Minuten. Sicherheitshalber habe ich ihn erst einmal unter 23H2 getestet. Hätte ja sein können, dass ich Probleme habe. Dazu einfach im Windows Geräte-Manager das Headset deaktivieren. Damit hebelt man quasi kurzzeitig WMR aus. Anschließend den Oasis-Treiber auf Steam installieren und starten. Das Headset und die Controller müssen dann noch freigeschaltet werden für Oasis. Dazu gibt es ein kleines, unkompliziertes Tool. Allerdings kann der Treiber nicht die integrierte Bluetooth-Verbindung der Headsets anzapfen. Normalerweise werden darüber die Controller mit dem Headset gekoppelt. Stattdessen braucht man eine Bluetooth-Verbindung über den Rechner. Zum Glück hatte Lysanda noch einen alten Bluetooth-Dongle (ein HP Bluetooth USB 2.0 Adapter) hier rumfliegen, da mein Hauptrechner selbst keinen integrierten Empfänger hat. Der Adapter reicht aber offensichtlich völlig aus.

Und ja, mehr war es nicht. Nachdem Headset und Controller erfolgreich freigeschaltet wurden, habe ich den Treiber einmal in Steam gestart und alles andere funktioniert ab sofort vollautomatisch. Also man muss den Treiber nur installiert haben, ihn aber nicht separat starten. Stattdessen einfach SteamVR oder den VR-Titel seiner Wahl.

Es folgte die Durchführung der Raumkonfiguration in SteamVR. War nicht ganz so einfach eine ausreichend große Fläche zu definieren (Steam prüft explizit auf ein Rechteck und nicht nur auf Volumen), aber irgendwann habe ich es dann geschafft und konnte endlich loszocken. Aber es war schon ein erster Indikator, dass der Treiber und das Headset mit ihm funktionieren. Anschließend folgte eine Runde Beat Saber, die mich freudig zurückließ. Entsprechend fiel sogleich die Entscheidung den Umstieg auf 24H2 zu wagen. Der Rest ist – wie man so schön sagt – Geschichte. Ich ließ nach der Installation nochmal das Freischalte-Tool des Treibers durchlaufen (war allerdings unnötig), deinstallierte Windows Mixed Reality for SteamVR auf Steam und nutze seitdem meine HP Reverb G2 ganz normal weiter. Hatte ich schon erwähnt, dass ich absolut begeistert bin? Ja? Es lohnt sich aber das noch einmal zu wiederholen.

Das Problemkind

Budget Cuts Ultimate (Herstellerbild)

Einen ganz großen Haken hat der Oasis-Treiber allerdings: Wer eine AMD- oder Intel-Grafikkarte im Rechner hat, schaut in die Röhre. Das liegt allerdings nicht daran, dass der Entwickler ein nVidia-Fanboy wäre. Nein, es liegt an AMD, die schon seit Jahren gefühlt keinerlei Interesse mehr an VR haben. Ihre Implementierung, LiquidVR, ist völlig veraltet und die von AMD für WMR verwendete Lösung ist nicht kompatibel mit SteamVR. Zwar hat mbuccia frühzeitig bei denen angeklopft, jedoch keinerlei Reaktion erhalten. Bei Intel ist es ähnlich, dass Steam keine Möglichkeit hat auf die Schnittstelle in der Grafikkarte zurückzugreifen. Ach und unter Linux funktioniert der Treiber ebenfalls nicht. Aber das war jetzt auch nicht die Erwartungshaltung.

Für mich heißt das also erstmal weiter bei nVidia zu bleiben. Andererseits hatte ich sowieso nicht so schnell vor wieder zu upgraden. Und selbst wenn, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich dann sowieso wieder zu Team Grün gegriffen hätte. Jetzt habe ich nur noch einen Grund mehr es zu tun :smile: .

Epilog

Was bleibt zum Abschluss noch zu sagen? Eigentlich nur nochmal die klare Ansage: Wer eine nVidia-Grafikkarte hat und noch auf Windows 10 oder Windows 11 23H2 festhängt oder ein ungenutztes WMR-Headset irgendwo rumfliegen hat oder jetzt von den günstigen Preisen auf eBay für eines profitieren will (wir dachten ja alle, sie wären jetzt hinfällig): Der Oasis-Treiber steht bereit und ich (sowie viele andere) bin Matthieu Bucchianeri unendlich dankbar dafür! Schade, dass er keine Geldspenden annimmt. Wobei ich seine Begründung verstehen kann. Sobald Geld im Spiel ist, kommen plötzlich Ansprüche hoch. Und wenn ich mir das Steam-Forum so anschaue, dann war da zumindest anfangs sowieso schon der ein oder andere echt undankbare Geselle unterwegs. Das muss man sich wahrlich nicht antun.

2 Kommentare

Das sind doch mal gute Neuigkeiten! Zwar habe ich aktuell keine VR-Brille, aber das Thema fand ich ja schon immer reizvoll.

Ich bin ja immer noch mit Windows 10 unterwegs, da ich – bis auf eine etwas bessere HDR-Unterstützung – einfach keine relevanten Vorteile von Windows 11 sehe. Im Gegenteil, gibt es in meinen Augen sogar handfeste Nachteile – die auffälligen Probleme nach Updates sind da nur ein Grund von vielen. Aber vielleicht dann ja mit 26/H1 :wink:

Bin ja jetzt seit vier Jahren auf W11 (https://www.beimchristoph.de/blog/2021/10/11/einfach-nur-windows/) und kann nicht wirklich was negatives berichten. Bei der Sache mit der Taskleiste habe ich mich quasi sofort umgewöhnt stattdessen die Suche zu benutzen. Ich verwende nicht einmal den Ordner, den ich für meine Icons als Ersatz angelegt hatte. Und ansonsten läuft es einfach. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Ja, in dem Sinne kann ich dir auch keine Killer-Vorteile für den Umstieg nennen. Schon allein, weil ich mich an W10 gar nicht mehr erinnern kann :wink: . Aber ich kann dir gleichzeitig auch keine einzigen Nachteil mehr nennen. Es läuft einfach. Wie ich damals schrieb: W11 ist im Vergleich zu W10 aus meiner Sicht ziemlich unspektakulär. Und das gilt für 24H2 genauso wie für 21H2 damals. Insofern: Der einzige Grund zu upgraden ist wahrscheinlich das nahende Supportende.

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