Sicarius

Einfach nur Windows

Windows 11 – offensichtlich

Ich hatte es indirekt ja schon angedeutet und natürlich habe ich den imaginären “Upgrade auf Windows 11”-Button sofort gedrückt. Schon am Dienstagmorgen habe ich die Installation aus Windows 10 heraus gestartet. Microsoft hatte früher als geplant die entsprechenden Dateien zur Verfügung gestellt. Ursprünglich hatte ich sogar geplant seit langem mal wieder eine komplett frische Installation vorzunehmen.

Die letzte Neuinstallation dürfte ich Ende 2013 anlässlich Windows 8.1 und dem damaligen Rechnerupgrade durchgeführt haben. Seitdem habe ich mir die zeitaufwendige Neuinstallation gespart und zumindest offensichtlich noch keine Nachteile dadurch bemerkt. Aber mit Windows 11 hab‘ ich mir gedacht, könnte ich vielleicht mal wieder eine machen. Es liegt sogar eine Samsung SSD 870 EVO mit 500 GB (SATA) extra dafür hier auf meinem Schreibtisch.

Hardwaresorgen

Okay, nein. Natürlich habe ich mir nicht nur für ein Windows-Update ein neues Speichermedium gekauft. Der Grund ist ein anderer: Meine aktuelle Systemplatte, eine Samsung SSD 840 EVO mit 250GB, schien vor kurzem anzufangen rumzuspinnen. Ich hatte plötzlich zu unnachvollziehbaren Zeiten Bluescreens und nach dem Neustart wurde sie erstmal im BIOS nicht mehr erkannt. Dabei sind die S.M.A.R.T-Werte lt. Samsung Magician alle im grünen Bereich. Entsprechend habe ich sicherheitshalber schon einmal Ersatz besorgt, falls sie tatsächlich die Grätsche machen sollte.

Tatsächlich scheint der Schuldige aber ein Windows-10-Update gewesen zu sein. Der Bluescreen kam nämlich immer dann, wenn er versuchte in den Energiesparmodus/Ruhezustand zu wechseln was lange super funktioniert hat. Seit ich den ausgeschaltet habe, gab es keinen Bluescreen mehr. Warum die SSD dann auch im BIOS nach dem Bluescreen nicht mehr angezeigt wird… das habe ich bis heute nicht verstanden. Ich werde natürlich trotzdem in nächster Zeit mal eine Neuinstallation auf der neuen SSD vornehmen, schließlich bringt sie mir nichts, wenn sie einfach nur hier herumliegt. Aber der Druck es sofort zu tun ist erstmal raus und entsprechend obsiegt gerade die Faulheit :wink: .

Die Umstellung

Der erste Versuch des Upgrades schlug schon beim im Schritt “Download” fehl. Irgendwo bei 83% hat der Installationsassistent scheinbar die Verbindung zum Microsoft-Server verloren. Möglicherweise zu viele andere, die plötzlich ebenfalls Windows 11 installieren wollten. Hat dann noch ein paar Versuche gedauert bis die Verbindung wieder da war. Zum Glück musste er nicht wieder bei null anfangen, sondern hat dann recht zügig den Rest heruntergeladen. Anschließend die Überprüfung ob auch alle Dateien richtig auf meinem Rechner gelandet sind und schon stand der erste Reboot an.

Der Rest verlief so unspektakulär wie (dankenswerterweise) heutzutage Windows-Updates grundsätzlich ablaufen. Während ich einer Telefonkonferenz lauschte wurde Windows 11 schlicht und einfach installiert. 2-3 Reboots, ab und zu die USB-Verbindung zurückgesetzt – merke ich daran, dass mein Scanner seinen Testlauf durchführt –, einmal die Bildschirmauflösung korrigiert und schon war die Anmeldemaske mit meinem vertrauten Hintergrundbild zu sehen. Der einzige Unterschied: Standen in Windows 10 Uhrzeit und Datum noch unten links, sind sie jetzt oben in der Mitte.

Dürfte alles in allem keine 30 Minuten gedauert haben. Nach dem Anmelden rödelt er dann zwar nochmal 2-3 Minuten bis man tatsächlich wieder auf dem Desktop ist aber das kennen wir ja von jedem Halbjahresupdate. Insofern unterscheidet sich das grundsätzliche Erlebnis wirklich überhaupt nicht von dem, welches wir seit 2015 regelmäßig mitmachen. Ja, die erste Version von Windows 10 ist tatsächlich schon so alt. Unser allseits geliebtes Windows XP feiert am 25. Oktober sogar schon seinen 20. Geburtstag!

Der erste Schock

Mein Windows-10-Desktop von 2015

Als erstes fiel mir selbstverständlich die neue Taskleiste ins Auge. Aber bevor wir dazu kommen die erfreuliche Nachricht: Es hat fast alles sofort wieder funktioniert. Selbst meiner sonst so störrischen Creative Soundblaster X-Fi Titanium entfleuchten ohne weiteres Zutun Töne. Zum Glück, denn die letzte Treiber-Version ist von 2019. Hatte ich definitiv anders erwartet aber daran merkt man wohl, dass der Sprung von Windows 10 auf Windows 11 zumindest unter der Haube nicht wirklich groß ist. Das einzige Stück Hardware, das rumzickte, war mein Oki C332dn Laserdrucker. Der wurde von Windows zwar erkannt aber beim Versuch zu drucken lief er immer wieder in einen Fehler (den mir das System nicht nannte…). Das einfache Entfernen des Geräts sowie eine Installation des aktuellen Treibers von der offiziellen Homepage behob das Problem aber zügig. Ach und ein USB-Gerät mit Ausrufezeichen war im Gerät-Manager ebenfalls zu sehen. Kann aber absolut nicht ausschließen, dass das schon immer da war. Zumindest habe ich keine Ahnung was sich dahinter verbirgt (funktioniert ja alles). Wird sich vielleicht irgendwann mal zeigen…

Nun aber zurück zur Taskleiste. Nur noch rudimentär veränderbar, Symbole in der Mitte (mit Option sie wieder nach links zu packen) und alles standardmäßig gruppiert. Joa… das ist mal ne Ansage. Das viel größere Problem aber für mich: Keine Möglichkeit sie mehrzeilig zu machen und eigene Symbole hinzuzufügen. Ja, man kann nur noch mit der Funktion “Anheften” Programme dort unten anbinden. Mehr geht nicht. Für mich theoretisch der ultimative Supergau. Wie die Veteranen unter den Lesern wissen, hatte ich nämlich die Angewohnheit alles dorthin zu packen. Startmenü? Nutze ich nicht. Desktop? So sauber wie ein frisch geputzter Babypopo. Die Taskleiste? Fast 100 Symbole in vier Kategorien und auf zwei Zeilen einsortiert. Hatte den Vorteil, dass ich immer genau gesehen habe, was ich gerade auf meinem Rechner installiert habe und es nur einen Klick entfernt lag. Das in der Windows 11-Taskleiste irgendwie nachbilden? Absolut und vollkommen unmöglich.

Ja, es gibt natürlich schon den ein oder anderen Mod, der es einem auch unter Windows 11 wieder etwas zurückzukehren zu alten Gewohnheiten. Aber sowas benutze ich nicht. Wenn Microsoft sagt, dass das die optimale Art und Weise ist wie eine Taskleiste auszusehen hat, warum sollte ich dem widersprechen :wink: . Nein, die Realität ist schlicht und einfach: 90% der Symbole habe ich sehr selten gebraucht. Was habe ich also gemacht? Alles in einen neuen Ordner auf den Desktop gepackt – den ich tatsächlich seit Dienstag kein einziges Mal offen hatte. Stattdessen mache ich es wie auf dem Arbeitsrechner: Windows-Taste, Programmname eintippen und starten. Sicherlich etwas umständlicher und garantiert gibt es auch ohne Mods effizientere Methoden aber so muss ich nicht einmal die Hand von der Tastatur nehmen und schnell tippen ist für mich eh kein Problem.

Look & Feel

Mein neuer Desktop Stand 2021

Die Taskleiste war also eine kleine Hürde, die ich aber zügig überwunden habe. Was ist mir sonst noch so aufgefallen? Nun, die Rückkehr der Widgets war für mich nur von kurzer Dauer. Sofort genauso deaktiviert wie den Chat. Das neue Startmenü interessiert mich ebenfalls weiterhin nicht die Bohne. Dafür hat jetzt alles runde Ecken und der Explorer wurde überarbeitet. Der Ribbon ist weg, stattdessen herrscht Minimalismus – auch im Rechtsklick-Menü. Reduziert auf die aus Microsofts Sicht wichtigsten Funktionen. Macht es wesentlich übersichtlicher aber natürlich gewöhnungsbedürftiger. Erst mit einem Klick auf “Weitere Optionen” kommt das bekannte (und sich überhaupt nicht ins Design einfügende) Menü hervor. Was nicht so gut ist: Er stürzt aktuell sehr gerne nicht nur aber vor allem beim Benutzen des Rechtsklickmenüs ab. Keine Ahnung warum und ein wenig nervig.

Das Einstellungsmenü hat ebenfalls ein Facelift bekommen. Ja, die alte Systemsteuerung existiert immer noch. Soweit ich das sehe wurden nicht einmal weiteren Funktionen übertragen. Aber das überarbeitete Einstellungsmenü gefällt mir definitiv besser. Mehr Informationen auf einem Blick und die Sortierung gefühlt logischer als noch zu Windows 10-Zeiten. Auch der Microsoft Store hat eine Überarbeitung erfahren. Ob er dadurch besser geworden ist? Fragt mich nicht. Vermeide es soweit möglich ihn zu benutzen :smile: .

Die Performance

Stellt sich abschließend noch die große Frage nach der Performance. Da geht ja aktuell einiges durch die Presse speziell in Bezug auf Gaming und VBS (Virtualisierungsbasierte Sicherheit). Angeblich bis zu 28% Leistungsverlust. Gibt aber erhebliche Zweifel, ob das tatsächlich stimmt. Ich für meinen Teil dachte zuerst, dass Psychonauts 2 wesentlich schlechter laufen würde. Von stabilen 144fps auf nur noch 90-100fps. Die Realität ist aber, dass ich mir nicht sicher bin. Hab‘ den Framecounter ja nicht durchgehend beobachtet. Insofern gehe ich derzeit davon aus, dass ich auch unter Windows 10 kekne besseren Werte hatte. Außerdem ist VBS bei mir deaktiviert.

Keine Sicherheit für den Webmaster :sad:

Ich kann die Kernisolierung nicht einmal anschalten, selbst wenn ich es wollte. Grund sind inkompatible Treiber. Ja, darunter der für meine Soundkarte. Aber auch die Treiber meiner älteren Logitech-Gerätschaften (WebCam, Joystick, Lenkrad) mag er nicht (23 Dateien insgesamt). Von irgendwelchen Treiberresten alter Geräte und schon lange nicht mehr vorhandenen Geräten ganz zu schweigen. Bei letzterem zeigt sich dann doch mal der Nachteil einer fehlenden Neuinstallation. Insofern: Die Performance von Windows 11 kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht beurteilen. Bei den synthetischen Benchmarks wie z.B. Cinebench R23 gibt es auf jeden Fall keinen erwähnenswerten Unterschied.

Das gilt leider ebenfalls für “HDR”. Ich hatte ja gehofft, dass mein Erlebnis mit Windows 11 besser wird. Aber ich habe immer noch das Phänomen, dass nach der Aktivierung mein Bildschirm viel zu dunkel und gleichzeitig überbelichtet wirkt trotz HDR10-Unterstützung. Allerdings kenne ich mich bei dem Thema immer noch zu wenig aus, um das Fehlerbild beurteilen zu können. Also von wegen ob es technisch gesehen richtig funktioniert oder es eine falsche Monitoreinstellung ist. Fakt ist: Derzeit lasse ich es auch unter Windows 11 ausgeschaltet. Die Nutzung der neuen SDR zu HDR-Emulation fällt damit ebenfalls erstmal unter den Tisch.

Fazit

Nach drei Seiten Text bleibt für mich also nur eine Sache festzuhalten: Windows 11 ist unspektakulär. Nach einer Woche damit habe ich noch keine wirklich einschneidenden Unterschiede zum Vorgänger 10 festgestellt, die mein Arbeiten in irgendeiner Art und Weise signifikant positiv oder negativ beeinflussen. Ja, das mit den Symbolen in der war im ersten Moment blöd und der abstürzende Explorer sowieso. Aber offensichtlich waren die Symbole in der Taskleiste sowieso nur noch aus Gewohnheit da. Im Gegenzug ist z.B. das überarbeitete Einstellungsmenü eine echt schicke Sache. Das bedeutet aber eben auch: Wer mit seinem Windows 10 zufrieden ist, der hat wie erwartet derzeit noch keinen Killer-Grund zum Upgraden. Andersherum hat es mir aber nicht geschadet. Keine großen Bugs, keine großen Probleme. Einfach nur Windows.

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