Videopiele? Was sind Videospiele?! Kann man die Essen? Ja, ich weiß: Der Witz wird alt. Aber es ist weiterhin schlimm mit mir und dem Spiele spielen. Aber es kommt immerhin demnächst ein neues Spiel ins Haus. Wolfenstein: The Old Blood kann ich definitiv nicht ausschlagen (ja, am 15. Mai kommt eine Retailversion). Abseits davon war ich die letzten zwei Wochen schon wieder im Kino. Sogar zwei Mal. So aktuell war ich in Sachen Filmen schon lange nicht mehr. Passenderweise haben auch noch beide Filme im Grundsatz eines gemeinsam: In beiden geht es um eine künstliche Intelligenz.

Avengers: Age of Ultron (Poster)

Avengers: Age of Ultron
(Poster)

Avengers: Age of Ultron (2015, SciFi; OV in 3D) – Von mir gibt es nach längerem Überlegen doch noch 5 von 5 Sics (Teil 1 hätte von mir auch fünf Sics erhalten). Warum “doch noch”? Nun, ich schließe mich dem aktuell etwas lautstarken Teil des Internets an und sage, dass Black Widow in diesem Film extrem schlecht wegkommt. Ich dachte wir wären mittlerweile darüber hinaus, die einzige Frau im Team als billigen “Love Interest” zu missbrauchen. Und dann diese eine Szene zwischen ihr und Bruce Banner (Hulk), die einem alle Haare zu Berge stehen lässt.

Vorsicht Spoiler!

Hulk ist steril und Natasha wurden die Eierstöcke zum Abschluss ihres Spion-Trainings entfernt, damit sie nicht abgelenkt wird von ihrer Arbeit. Wow. So kann man einen eigentlichen starken Charakter innerhalb von Sekunden kaputt machen, indem man ihn zur Mutter degradiert. Alter Schwede.

Spoiler Ende!

Dabei hatte dieses Geheimnis von wegen “Was ist mit Natasha damals im russischen Training passiert” extremes Einschlagspotential (und wurde auch schon in den vorherigen Filmen hier und da angedeutet). Aber nein, das Ergebnis ist ernüchternd und hat auch mich massiv verärgert.

Fulminante Action

Avengers: Age of Ultron (Disney Promobild)

Avengers: Age of Ultron (Disney Promobild)

Wie gut, dass ich in der 3D-Version des Films war und genau nach dieser Szene die Pause kam. Da konnte ich mich etwas abregen und den Rest des Films genießen. Der ist nämlich unterm Strich wieder extrem gut. Vermutlich sogar einen Ticken besser als Teil 1. Das liegt zum einen daran, weil er in Vorbereitung auf die nächste Avengers-Garde etwas mehr Fokus auf andere Charaktere legt (Hawkeye, Black Widow [auch wenn das wie erwähnt etwas in die Hose geht], Scarlet Witch, Falcon & Co.) und die Haupttruppe hauptsächlich in den wieder extrem gut gemachten Actionszenen zum Einsatz kommen (Iron Man vs. Hulk ist ein göttlicher Moment!). Viel mehr aber am absoluten Star des Films: Ultron, die von Tony Stark geschaffene KI, welche die Erde von der Menschheit befreien möchte. Die Stimme von James Spader passt zu dem arroganten Stück Maschine (wie der Vadda, so der Sohn), wie die Faust aufs Auge und er ist extrem gut animiert. Schon der Reveal in seinem ersten Körper, ist ein absoluter Gänsehautmoment, den ich mir sobald ich die Blu-ray hab’ sicherlich ein paar Mal anschauen werde und der nah an meine geliebte System Shock 2-Szene herankommt. Ab dann wird es nur noch besser – und zwar extrem viel besser.

Wenn ihr von Marvels Filmen noch nicht müde seid, dann auf jeden Fall reinziehen. Der ein oder andere wird zwar behaupten, dass das Niveau etwas anfängt zu sinken. Aber selbst wenn: Noch bewegen wir uns auf einem Level, an das nur wenige andere Superhelden-Filme rankommen (beispielsweise The Dark Knight). Ich habe mich die 2 1/2 Stunden vorzüglich unterhalten gefühlt und die 3D-Version (abseits davon, dass ich es nicht gewohnt war und mir die Augen etwas weh taten) hat auch einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen. Endlich sind wir aus der “Schmeiß alles in die Kamera”-Phase raus! Ich bin jetzt mal auf Ant Man gespannt.

 

Ex_Machina (Poster)

Ex_Machina (Poster)

Ex_Machina (2015, SciFi; DV) – Für dieses Werk gibt es auch 5 von 5 Sics. Diese aber vollkommen ohne Einschränkungen und ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen. Das neuste Werk von Drehbuchautor Alex Garland (28 Days Later) und sein Debüt als Regisseur ist in allen Belangen wirklich gelungen und ist das absolute Kontrastprogramm zu Avengers: Age of Ultron. Statt weltumspannender Action mit einer Vielzahl an Charakteren erwartet euch in diesen gut zwei Stunden nur eine Location gefüllt mit drei Hauptdarstellern:

Nathan (Oscar Isaac mit einer extrem gelungenen Darbietung), der exzentrische Suchmaschinen-Millionär, der zurückgezogen in einem Hightech-Haus lebt. Caleb, der junge und naive Programmierer, der Nathan für sieben Tage besuchen darf. Und natürlich der absolute Star des Films: Ava, gespielt von der Schwedin Alicia Vikander, die künstliche Intelligenz in einem halbtransparenten Roboterkörper (extrem gutes CG! Ich bin sehr gespannt das Making of zu sehen.), die von Nathan erschaffen wurde. Calebs Aufgabe in den sieben Tagen ist es eine Art fortgeschrittene Version des Turing-Tests durchzuführen. Ihr wisst schon, der Test, beim es darum geht zu schauen ob der gegenüber die KI von einem Menschen unterscheiden kann. Wie so oft, ist aber natürlich alles nicht so wie es scheint und das Ende hat sogar mich überrascht. Andere Autoren hätten hier sicherlich auf das 08/15-Klischee zurückgegriffen von wegen “Mann und Frau laufen glücklich in den Sonnenuntergang”. Hier nicht, so viel sei ohne weitere Spoiler gesagt.

Ein Dialogfilm

Ex_Machina (Universal Pictures Promobild)

Ex_Machina (Universal Pictures Promobild)

Wie gesagt: Action dürft ihr hier keine erwarten (nur im Finale kurz). Der Film ist ruhig und kühl inszeniert. Es werden emotionale Momente gezeigt und sehr viel geredet und dabei natürlich die üblichen ethischen Fragen aufgeworfen, die sich in Bezug auf eine KI stellen, die sich ihrer wirklich bewusst ist. Es ist also definitiv ein Film, der zum Nachdenken anregen soll und es meiner Meinung nach auch tut. Zwar sind mir bei diesem Nachdenken dann ebenfalls 2-3 Logiklücken aufgefallen. Aber das hat mein Gefallen an diesem Film absolut nicht gemindert.

Ich kann den Film schon allein wegen Alicia Vikanders schauspielerischen Leistung absolut empfehlen (Vorsicht: Gegen Ende viel nackte Haut!). Aber auch sonst hat er mich buchstäblich “geflasht”. Schon während der Credits lief mein Hirn auf Hochtouren, um zum einen die Szenen im Film zu analysieren und zum anderen die dabei aufgeworfenen Fragen zu debattieren. Von daher: Auf jeden Fall mal anschauen! Die “echten” Kritiker sind wohl auch extrem begeistert.

Bis Montag!

Wenn ihr mich fragen würdet, was ich in der letzten Woche so gespielt habe, könnte ich euch gar keine so richtige Antwort geben. Glaub’ am meisten liefen Counter-Strike: Global Offensive und Receiver. Also zwei “Klassiker”, die mich aktuell wieder verstärkt reizen.

Speziell bei Counter-Strike: Global Offensive habe ich nach den Anschauen der unzähligen Turnierstreams in den letzten Wochen wieder sehr viel Gefallen am Wettkampf-Modus gefunden. Zwar nerven weiterhin die Russen, die nicht einmal Anstalten machen auf Englisch zu reden (und mir dann wahrscheinlich die Schuld geben, wenn wir verlieren). Aber es macht Laune zu versuchen die Sachen umzusetzen, die die Profis vormachen (meist mit eher weniger Erfolg :smile: ). Und je höher ich in der Skillgruppe (aktuell Silver Elite Master – Gold Nova I ich komme!) komme, desto besser/erwachsener werden auch die Gruppen habe ich das Gefühl. Wobei da natürlich dann noch stärker auffällt, dass ich meist nicht einmal ein Scheunentor treffe :smile: . Wenden wir uns deshalb heute ab von Spielen und hin zu zwei Filmen, die ich zuletzt gesehen habe:

Kingsman - The Secret Service (Cover)

Kingsman (Cover)

Kingsman – The Secret Service (2014) – Dürfte der erste Film sein, den ich seit 2011 mal wieder im Kino gesehen habe. Und ich muss ganz klar sagen: Es hat sich definitiv gelohnt. Von mir gibt es die vollen 5 von 5 Sics und ich empfehle jedem dringend sich dieses Meisterwerk britischen Humors anzuschauen. Der Film ist eine James-Bond-Parodie ohne übertrieben und “on the nose” zu sein. Stattdessen spielt er mit den Klischees, umgeht sie (meist) gekonnt und schafft den Mittelweg zwischen “sinnlosem Lachkrampf” und “niveauvoller Abendunterhaltung” mit gelegentlichen und überraschend extremen Gewaltausbrüchen. Das liegt natürlich vor allem an Colin Firth (und ein Stück weit Michael Caine), der perfekt in der Rolle des klassischen Gentleman-Spions Harry Hart aufgeht und schmerzhaft an die Anfangstage von 007 erinnert. Hätte er einen schottischen Akzent, man könnte ihn fast mit Sir Sean Connery verwechseln, so viel Stil und Eleganz bringt er in die Rolle. Firth bildet damit den gelungenen Gegenpol zu Taron Egertons Eggsy. Der ungestüme aber intelligente Junge, den er von der Straße holt und Teil der Kingsman machen will. Und dann gibt’s da auch noch diese dritte Person.

Kingsman - The Secret Serivce (Promobild)

Kingsman – The Secret Service (20th Century Fox Promobild)

Ich hatte im Vorfeld meines Wissens nichts über diesen Film gehört, entsprechend überrascht war ich, als plötzlich Samuel L. Jackson als eine Art böser (und typisch amerikanischer) Steve Jobs auftauchte. Noch so eine gelungene Performance und mehr oder minder subtile Parodie. Man sieht Jackson wirklich an, dass er an der Rolle des eingebildeten Amerikaners richtig aufgeht und daran Spaß hat. Dem Zusammenspiel zwischen ihm und Firth zuzuschauen hat seinen ganz eigenen Reiz. Zumal die Drehbuchautoren speziell hier auch die Klischees benennen, die sie im nächsten Moment außer Kraft setzen (beide Charaktere sind sich ihren Situationen äußerst bewusst). Da das beste und überraschendste Beispiel einer der entschiedensten Punkte des Films ist, will ich an dieser Stelle aber natürlich nichts Spoilern. Deshalb nur ganz grob die Geschichte, um was es überhaupt geht:

Die Kingsman sind eine alte, britische Organisation von Spionen, eine Art “Round Table”. Als mal wieder einer von ihnen stirbt (Lancelot), wird Ersatz gesucht und Harry Hart (Galahad) schlägt Eggsy vor. Sein Vater war bereits ein Kingsman gewesen, opferte sich jedoch bei einem Einsatz für Hart. Und wie sie oft sieht Hart in Eggsy mehr, als Eggsy in sich selbst sieht. Anscheinend unabhängig davon kommt der Milliardär Valentine ins Spiel, der vermeintlich nur die Erde retten will aber dazu zu…nun unorthodoxen Methoden greift.

Abseits ein paar mittelmäßiger CG-Effekte habe ich aktuell tatsächlich nichts an diesem Werk auszusetzen und fühlte mich vorzüglich unterhalten (inklusive ein paar echten Lachern). Ich frage mich allerdings, ob er auf Deutsch nicht ein wenig von seinem Reiz verliert. Vor allem Eggsys derber, irisch angehauchter Dialekt passt einfach perfekt zum Charakter.

 

John Carter - Zwischen zwei Welten (Cover)

John Carter (Cover)

John Carter – Zwischen zwei Welten (2012) – Seit langem mal wieder ein Film, den ich mir auf Deutsch angeschaut habe. Ganz schön ungewohnt muss ich sagen aber ich hab’s überlebt :smile: . Von mir gibt es nach längeren Überlegungen solide 3 von 5 Sics. Der Film ist nicht schlecht und krazt am 4. Sic ist aber ein Stück weit vergesslich weil wir alle Elemente schon einmal in anderen SciFi- und Fantasy-Filmen (oftmals in besser) gesehen haben. Dass die Vorlage wesentlich älter ist (1912), spielt da leider keine Rolle. Speziell Star Wars und Planet der Affen vermischt mit einer starken Prise Der Wüstenplant schießen einem durch den Kopf sobald die Vorgeschichte rum ist (spielt im Jahr 1881 bzw. 1868) und Bürgerkriegsveteran Taylor Kitsch als John Carter endlich auf dem Mars landet. Es ist die übliche Geschichte vom Fremden, der sich mehr oder weniger unfreiwillig aufmacht die fremde Welt zu retten und Disney-typisch am Ende die hübsche Dame (Lynn Collins als Dejah Thoris) abgreift.

John Carter - Zwischen zwei Welten (Disney Promobild)

John Carter – Zwischen zwei Welten (Disney Promobild)

Die lockt also erst einmal keinen hinter dem Ofen hervor. Aber wie es sich gehört, ist es ein optisch beeindruckendes Spektakel (250 Millionen Dollar Budget) mit fast durchweg gelungenen CG-Effekten (die Tharks, das Alienvolk auf dem Mars, sind vollständig digital), die natürlich vor allem in den Kampfszenen mächtig Eindruck schinden (ich sag nur “Arenakampf gegen weiße Affen”. Abseits davon warten gute Schauspielern (Dominic West als Bösewicht Sab Than beispielsweise), die das 08/15-Skript so gut wie eben möglich zum Leben erwecken und am Ende dafür sorgen, dass die gut 2 Stunden Spielzeit tatsächlich ohne großartige Langeweile vorüberziehen.

Somit ist John Carter zwar nicht das Monumentalwerk geworden, das sich das Studio gewünscht hatte (es sollte mal wieder eine Trilogie werden, floppte aber an der Kinokasse). Aber ich habe nicht bereut mir ihn mal anzuschauen. Im Gegenteil habe ich durchaus Lust mir mal die Vorlage zu geben (also den kompletten Barsoom-Zyklus von Edgar Rice Burroughs). Allerdings scheint die wohl nicht ganz so einfach zu kriegen zu sein. Wenn ihr den Film also mal beim Zappen im Fernsehen sehen solltet, dann könnt ihr ruhig auf dem Kanal bleiben :smile: .

Bis Montag!

Das war also unsere erste Woche in sieben Jahren ohne einen Donnerstagseintrag. Ganz schön ungewohnt. Aber definitiv eine große Last von meinen Schultern am Mittwoch auf der Arbeit nicht auf die Uhr schauen zu müssen und Abends dann einfach zwanglos irgendwas zocken zu können ohne immer im Hinterkopf zu haben “spätestens um 18 Uhr musst du mit dem Tippen anfangen!”. Ein Eintrag braucht durchschnittlich 1-2 Stunden je nach Thema und logischerweise Umfang. Und trotzdem sind zumindest letzte Woche die Besucherzahlen nicht dramatisch eingebrochen aufgrund der doch zahlreichen Kommentare (Danke an alle Beteiligten!). So sollte das sein. Beim heutigen Thema erwarte ich allerdings ein nicht ganz so rege Engagement, denn wir reden mal wieder über mehr oder weniger alte Filme, die ihr entweder gesehen habt oder nicht :smile: .

Zuvor muss ich allerdings doch noch was loswerden: Am Samstag kam die nächste Ladung (sind nicht allzu viele) Spiele für die PlayStation Vita rein. Mit dabei war Freedom Wars. Ein Spiel, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte (obwohl es in Japan sehr erfolgreich war), aber das eine aus meiner Sicht äußerst interessante Prämisse hat:

Mal kein Held sein

Es ist das Jahr 102.014. Die Erdoberfläche ist eine ausgedörrte Ruine auf der Leben unmöglich ist. Entsprechend hat sich die Menschheit in Städte unter die Erde zurückgezogen und versucht verzweifelt Mittel und Wege zu finden, es oben wieder grün werden zu lassen. Natürlich ändert dies nichts am Ressourcenmangel weswegen die einzelnen Städte unter einander Krieg führen und sich vor allem gegenseitig die Bürger klauen. Menschen, die etwas zu ihrer Stadt beitragen können (zum Beispiel weil sie geniale Ingenieure sind), sind quasi eine wichtige Ressource. Ihr schlüpft nun in die Rolle eines Sünders. Also einem Kriminellen. Weil ihr euer Gedächtnis verloren habt (ihr seid bei einem Kampf mit dem Kopf zuerst aufs Pflaster geknallt…) und somit nichts mehr Nützliches zur Gesellschaft beitragen könnt, wurdet ihr zu 1 Million Jahren Gefängnis verurteilt.

Freedom Wars (Herstellerbild)

Freedom Wars (Herstellerbild)

Aber das Justizsystem kennt auch in 100.000 Jahren noch das Wort “Rehabilitation”, deswegen bekommt ihr die Möglichkeit eure Gefängnisstrafe durch das Kämpfen im Krieg nicht nur zu reduzieren, sondern auf dem Weg in die Freiheit auch stetig Hafterleichterungen zu bekommen. Wäre ja schließlich noch mehr Verschwendung euch einfach nur verrotten zu lassen. Wagt ihr beispielsweise zu Beginn mehr als fünf Schritte in eurer Gefängniszelle zu tun, wird schlagartig eure Strafe um 10 Jahre verlängert. Ihr legt euch zum Schlafen hin? Das habt ihr euch noch nicht verdient! 10 Jahre! Ihr versucht Small Talk mit eurem Roboterbegleiter zu halten? Ressourcenverschwendung! 10 Jahre! Hat da jemand “Totalitär” gerufen?! Selbst ein einfaches Recht wie das Nutzen des Inventars müsst ihr euch erst verdienen (in diesem Fall relativ einfach durch das Spielen des Tutorials).

Zum eigentlichen Spiel, es ist ein Third-Person-Actiontitel, kann ich an der Stelle noch nicht viel sagen (erst 4 Missionen erfüllt). Angesichts der 1 Millionen Jahre erwarte ich jedoch viele, viele Wiederholungen (immerhin scheint der Onlinemodus ziemlich unkompliziert zu sein). Aber die grundlegende Geschichte finde ich so cool, dass ich euch unbedingt kurz davon erzählen wollte :smile: . Es ist allerdings etwas schade, dass der Titel nur japanische Sprachausgabe bietet (englische und deutsche Untertitel stehen bereit). Vor allem während den hektischen Kämpfen ist es doch etwas schwierig auf die Untertitel zu achten – womit wir einen sehr guten Übergang zum heutigen Hauptthema haben, denn es geht um zwei Werke aus dem asiatischen Raum:

The Raid (Cover)

The Raid (Cover)

The Raid (The Raid: Redemption – 2011) – Nein, es ist nicht der Van Heflin-Film von 1954 über den Amerikanischen Bürgerkrieg gemeint. Auch nicht die Hongkonger Action-Komödie aus dem Jahre 1991, der nie bei uns veröffentlicht wurde – wobei wir damit schon näher dran kommen. Das passiert, wenn man meint für Europa einen Filmtitel ganz oder teilweise ändern zu müssen! Eigentlich heißt das Werk nämlich The Raid: Redemption. Stattdessen gibt es bei uns die völlig irreführende Ergänzung “20 Elite Cops. 30 Floors of Hell”. Warum irreführend? Achtung: Spoiler! Weil nach gefühlt 15 der 101 Minuten von den 20 Cops nur noch eine Handvoll übrig ist, das Haus auf dem Cover nur 24 Stockwerke hat und im Film der Endgegner schon auf dem 15. Stockwerk wartet. Spoiler Ende Echt schlimm. Doch genug dazu.

The Raid ist ein indonesischer Martial-Arts-Actionfilm (sprich Schusswaffen spielen nur eine untergeordnete Rolle) mit einer äußerst simplen Geschichte, die mittlerweile stark an Dredd (2012) erinnert obwohl er später kam. Und zwar steht in den Slums von Jakarta ein Hochhaus, in dem es nur so von Kriminellen wimmelt. Eines Tages wird ein 20-Mann-Elite-Team von der Polizei hingeschickt, um endlich das Nest auszuräuchern. Wobei auch das in verschiedener Hinsicht nicht ganz stimmt. Aber ohne erneut zu spoilern, nur das relevanteste: Es sind frisch ausgelernte Rekruten statt gestählte Veteranen, welche die Arbeit erledigen sollen. Mit entsprechendem Erfolg. Schnell heißt es nur noch: “Vergesst die Mission! Wie kommen wir hier wieder lebend raus?!”

Äktschn!

The Raid (Promobild)

The Raid (Promobild)

Viel geredet wird hier nicht viel, was das Schauen des indonesischen Originals mit englischen Untertiteln entsprechend relativ einfach macht. Aber keine Angst: Es gibt anders als bei Red Cliff auch eine richtige Synchronisation. Stattdessen hechtet ihr von Actionsequenz zu Actionsequenz. Der Vergleich zu einem Videospiel ist definitiv naheliegend in dem die einzelnen Stockwerke als Levels fungieren und jeweils eine Art Zwischenboss wartet. Auch der Gewaltgrad ist definitiv auf dem Niveau eines klassischen Ego-Shooters.

Doch genau diese Reduktion auf das wesentliche, die sehr gut gestalteten und gefilmten Kämpfe, machen den Film so unterhaltsam. Geradlinig aber rasant und ohne viele Ablenkungen ist das Spektakel schneller vorbei als ihr es merkt. Wenn man so gut unterhalten wird, kümmert es nicht, dass die einzelnen Charaktere nicht großartig an Tiefe gewinnen. Zugegeben: Beim zweiten Mal anschauen verliert der Film dann sicherlich deswegen stark. Aber beim ersten Mal eine etwas ungewohntere (westliche Actionfilme sind ganz anders aufgebaut) aber gelungene Achterbahnfahrt, die von mir 4 von 5 Sics erhält. Teil 2 aus diesem Jahr soll wohl auch sehr gut sein. Mal schauen.

Snowpiercer (Cover)

Snowpiercer (Cover)

Snowpiercer (2013) – Ein südkoranischer Science-Ficition-Actionfilm (basierend auf einem französischen Graphic Novel Le Transperceneige) jedoch anders als The Raid mit hochkarätigen, englischsprachigen Schauspielern (Chris Evans, Ed Harris, John Hurt) besetzt und zu 80% auf Englisch. Die restlichen 20% sind koreanisch und an dieser Stelle ein Hinweis von mir: Wenn ihr bei Blu-ray in den Einstellungen die Untertitel komplett abschaltet, dann werden auch die koreanischen Passagen nicht übersetzt. Anfangs dachte ich, dass gehört einfach dazu bis ich dann gemerkt habe, dass die durchaus auch was Wichtiges sagen. Ist mir damals bei Der Anschlag (russisch) schon einmal passiert. Hier bitte das “I don’t know what I’m doing”-Meme einfügen.

Die Geschichte

Wir befinden uns im Jahr 2031. Die Erde ist ein Eisplanet geworden nachdem man 2014 versuchte Chemikalien in die Atmosphäre zu pumpen und damit das Ozonloch zu reparieren. Die einzigen Überlebenden der Menschheit befinden sich an Bord eines Zuges, der sich fortwährend im Kreis über die Planetenoberfläche seinen Weg bahnt um nicht einzufrieren. Ursprünglich gebaut wurde er von einem etwas verrückteren Milliardär namens Wilford (Ed Harris), der quasi eine etwas andere Art von Weltreise machen wollte. Stattdessen ist er zu einer Art Arche geworden, die von der “ewigen Maschine” angetrieben wird.

Snowpiercer (Promobild)

Snowpiercer (Promobild)

Der Religionsvergleich ist dabei gar nicht mal weit hergeholt, denn die wohlhabenderen Passagiere beten den Antrieb (=Gott) und Wilford (=Jesus) tatsächlich an. Sind ja schließlich ihre Lebensretter. Und damit sind wir auch schon beim Konflikt des Films: Der Zug ist in zwei Teile aufgeteilt. Im hinteren Bereich sind die Slums mit den Leuten, die nichts haben und sich gerade so auf den Zug retten konnten. Es herrschen Das Boot-artige Bedingungen. Im vorderen Teil haben sich hingegen die Reichen breitgemacht, die sich ein Ticket leisten konnten. Sie lassen es sich logischerweise ziemlich gut gehen (Schule, Disco, Sauna, Bäder, Aquarium, botanischer Garten, echtes Essen, und dergleichen). Der Film dreht sich nun um Curtis Everett (Chris Evans), der eine Revolution der Slumbewohner anführt und sich Wagon für Wagon zur Maschine vorkämpft.

Mitfiebern!

Wie es sich gehört, gibt es Erfolge, Niederlagen und auch so einige Überraschungen in den 126 Minuten. Und ihr als Zuschauer seid nicht nur live dabei, sondern mittendrin. Ich habe nicht umsonst weiter oben Das Boot erwähnt. Auch wenn der Zug etwas breiter zu sein scheint als ein ICE, geht es doch sehr eng zu. Entsprechend nah ist die Kamera jederzeit am Geschehen dran. Man könnte übertrieben sagen, dass ihr jede Falte in Evans ernst dreinschauendem Gesicht (Keanu Reeves lässt grüßen?) zählen könnt. Da fällt es wesentlich leichter sich in diese, auf den ersten typische Schwarz-Weiß-Geschichte, hineinziehen zu lassen und zusammen mit Curtis Wagon für Wagon in diese Welt einzutauchen und mit jedem Schritt mehr über die Situation zu erfahren. Ja, die (teils brutalen) Actionsequenzen sind ganz nett (wenngleich die CG-Effekte teilweise etwas billig). Aber das herausstechende sind meiner Meinung nach die Charaktermomente und die Art und Weise, wie sie gefilmt wurden. Das finale Duell (das dürfte kein wirklicher Spoiler sein) zwischen Wilford und Curtis wird zwar nur mit Worten ausgetragen, ist aber nicht minder spannend deswegen.

Von mir gibt es deshalb 4 von 5 Sics und ich finde, dass man diesen Film durchaus mal gesehen haben sollte. Deshalb verstehe ich auch nicht die Leute, welche schon allein die Prämisse des Films (ein Zug, der die Erde umrundet) für absoluten Quatsch halten. Ist ja nicht so, als würde es in den 10 Minuten logisch erklärt werden (soweit eben ein etwas verrückter Milliardär logisch sein kann) warum weshalb und wieso die Situation so ist, wie es ist. Aber selbst ohne ist so ein Gefährt bei weitem nicht das Utopischste, was uns je ein SciFi-Film vor die Nase gesetzt hat. Ganz im Gegenteil.

Spoiler

Snowpiercer (Promobild)

Snowpiercer (Promobild)

Der Hauptgrund, warum der Film von mir keine 5 Sics bekommt, ist das Happy End. Und ja, der Regisseur hat in irgendeinem Interview mal gesagt, dass es ein hoffnungsvolles Ende sein soll und Yona nicht einfach nach der Schwarzblende erfriert beziehungsweise vom Eisbär gefressen wird. Was mich an der ganzen Sache stört ist zum einen, dass es quasi eine B-Story ist, die zu diesem Ende führt. Curtis hat damit praktisch nichts zu tun. Zum anderen macht es die Hauptgeschichte und Curtis’ Herochoice (übernehme ich Wilfords Posten oder stehe ich zu meinen Idealen) aus meiner Sicht hinfällig. Dabei ist, wie oben geschrieben, das Aufeinandertreffen der beiden und der dazugehörige Twist (alles war geplant) doch ganz klar der Höhepunkt des Films (und gewohnt Ed Harris wie wir ihn kennen).

Stattdessen haben seine Entscheidung (er durchbricht natürlich den Zyklus) und die dadurch möglicherweise entstehenden Konsequenzen keinerlei Relevanz. Den Zug gibt es schließlich nun nicht mehr. Ich hätte die Lawine weggelassen und stattdessen einen Epilog bevorzugt, in dem der Zug stehen bleibt (weil der Antrieb nun kaputt ist) und entweder alle erfrieren oder, wenn es unbedingt ein Happy End sein muss, sie dann alle notgedrungen gemeinsam in die weite Welt aufbrechen und ihr Glück versuchen. Oder, die beste Variante, einfach das Ende der Vorlage übernehmen. Keine Ahnung was daran so großartig falsch war abseits der Tatsache, dass das Publikum vielleicht mit einem weinenden Auge zurückgelassen worden wäre.

Spoiler Ende

Und damit gebe ich ab bis Montag beziehungsweise am Donnerstag werde ich mal die Idee ausprobieren quasi einen Diskussionsthread zu veröffentlichen. Muss mir nur noch ein kontroverses Thema suchen, wo möglichst viele mitreden können :smile: .

Mit der Red Faction: Guerrilla-Sache hat sich Nordic Games ausnahmsweise mal Pluspunkte bei mir verdient. Nicht nur haben sie den Titel mittlerweile von seinem Games-for-Windows-Live-Zwang befreit, die Steam Edition bietet nun Unterstützung für DirextX 11 und DirectX 10, Leaderboards, Voice Chat, Achievements und so weiter. Das Ganze steht auch allen zur Verfügung, die das Spiel ursprünglich nicht auf Steam gekauft haben. Obwohl sich die Keys von anderen Onlineanbietern nämlich genauso wenig auf Steam aktivieren lassen wie die aus der Retailbox, tauscht Nordic Games auf Wunsch den Key tatsächlich aus – und zwar verdammt fix! Es hat keine zehn Minuten gedauert vom Absenden meiner Anfrage auf der Support-Seite bis ich meinen Steamkey hatte. Sehr schön!

Ich muss allerdings gestehen, dass sich mein Bedürfnis noch einmal Red Faction: Guerrilla durchzuspielen angesichts so viel anderen Titeln auf meiner ToDo-Liste in Grenzen hält (muss für die NOCAs noch in so einiges aus diesem Jahr ein paar Stunden stecken). Aber für eine Runde Wrecking Crew (der beste Multiplyer-Modus der Serie!) ist es natürlich sehr praktisch jetzt direkt in Steam loslegen zu können. Und was macht man, wenn man so viel zum Spielen hat, dass man gar nicht mehr weiß wo man anfangen soll? Genau: Filme schauen.

Der Hobbit - Smaugs Einöde (Cover)

Der Hobbit –
Smaugs Einöde (Cover)

Der Hobbit – Smaugs Einöde (Extended Edition) (The Hobbit – The Desolation of Smaug, 2013) – Meine Begeisterung hielt sich beim ersten Teil in Grenzen. Also wirklich extrem. Ich fand ihn schlicht wahnsinnig langweilig. Azzkickrs Kommentar von wegen, dass er Teil 2 sogar noch ermüdender fand, half nicht gerade meine Vorfreude darauf zu verstärken zu erfahren wie es weitergeht. Entsprechend überrascht war ich als die 186 Minuten rum waren und ich in der Zeit kein einziges Mal auf die Uhr geschaut hatte (auf den Klo musste ich allerdings mal…ich werde halt alt).

Der Hobbit -  Smaugs Einöde (Promobild)

Der Hobbit – Smaugs Einöde (Promobild)

Ja, natürlich gibt es auch in Teil 2 einige unnötige und vor allem unnötig in die Länge gezogenen Szenen. Die ganze Wildwasserfahrt mit der dämlichen Mario-Einlage zum Beispiel (im Buch sind die Fässer zu). Auch das dämliche Liebesdreieck aus Tauriel, Kíli und Leglos ist reine Zeitverschwendung (wenngleich Evangeline Lilly schon genial aussieht *ähm*). Und wer immer noch versucht einen Vergleich zum Buch zu ziehen, der lebt sowieso hinterm Mond. Dennoch muss ich ganz klar sagen, dass mir Der Hobbit – Smaugs Einöde überraschenderweise wesentlich besser gefallen hat als Teil 1 weil er sich kompakter anfühlte. Keine 30 Minuten lang Zwerge beim Essen zuschauen, keine dämlichen Gesangseinlagen und sehr wenige ausschweifende Landschaftsaufnahmen. Stattdessen geht es spürbar voran (und die CG-Effekte sind größtenteils besser), gibt wesentlich mehr Action (90% davon kommt im Buch nicht vor), man sieht Gandalfs gespenstigen Ausflug nach Dol Guldur (wird im Buch nur angedeutet) und darf vergleichsweise lange einem genialen Benedikt Cumberbach als Smaug (läuft im Buch auch komplett anders ab die Szene) lauschen. Ich muss sogar sagen, dass mir diese Interpretation der Geschichte besser gefällt als das (Kinder-)Buch.

Aus meiner Sicht kehrt Peter Jackson mit Teil 2 somit wieder zurück zur Qualität der Originaltrilogie und bekommt als “Belohnung” von mir tatsächlich satte 4 von 5 Sics. Ich hoffe dann mal, dass der Abschluss ähnlich fulminant wird wie Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (nur bitte ohne “Schlangen”-Legolas). Aber das sehen wir dann im nächsten Jahr, wenn im November 2015 die Extended Edition von Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere erscheint. Ins Kino gehe ich selbstverständlich weiterhin nicht :smile: .

 

The Wolf of Wall Street (Cover)

The Wolf of
Wall Street (Cover)

The Wolf of Wall Street (2013) – Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese. Das ist wie damals in den 70igern und 80igern Robert De Niro und Martin Scorsese. Seit 14 Jahren (Gangs of New York erschien anno 2000) formt der Regisseur nun schon das ehemalige Milchgesicht zu einem der besten Charakterdarsteller der heutigen Zeit. Lange vergessen sind Schnulzen wie Romeo + Juliet oder Titanic, in denen er mit seinem jugendlichen Aussehen die Mädels zum Schwärmen brachte. Und was soll ich sagen? DiCaprio ist für mich mittlerweile definitiv ein Kaufgrund geworden egal welcher Regisseur dahinter steht und in The Wolf of Wall Street fährt er definitiv zu einer neuen Höchstleistung auf.

The Wolf of Wall Street (Promobild)

The Wolf of Wall Street (Promobild)

Natürlich muss sich der Film den Vergleich zu Oliver Stones Wall Street gefallen lassen, auch wenn beide andere Ansätze verfolgen. Auf dem Papier beginnt die wahre Geschichte von Jordan Belfort wie die von Bud Fox (Charlie Sheen). Ein junger, aufstrebender Investmentbanker kommt an die Wall Street, findet einen Mentor und wird praktisch über Nacht reich. Doch während Fox von Gordon Gekko (Michael Douglas) ausgenutzt und am Ende in den Ruin getrieben wird und Fox quasi als Moral der Geschichte ein reines Gewissen hat, sind allein Belfort selbst und sein Ego (gemixt mit haufenweise Drogen) daran schuld, dass sein Leben den Bach runter geht. Und wir werden in den 180 Minuten ausführlich Zeuge seines Aufstiegs, seiner dekadenten Lebensweise, seinen illegalen Machenschaften und seinem unvermeidbaren Abstieg. Wobei hier die Moral der Geschichte vielleicht ganz so eindeutig ausfällt, wie sich da so mancher Kinobesucher gewünscht hätte. Zwar muss Belfort in den Knast, aber nur 22 Monate lang (im Film 36). Seitdem ist er ein begehrter Sprecher auf Firmenveranstaltungen und hält (teure) Seminare. Zwar muss er trotzdem immer noch gut 100 Millionen an den amerikanischen Staat beziehungsweise den Opfern seiner Betrügereien zurückzahlen. Aber schlecht geht es ihm offensichtlich trotzdem nicht. Entsprechend endet auch der Film auf einer eher positiven Note und ist eben nicht die vernichtende Kritik am Kapitalismus, die sich vielleicht so manch einer gewünscht hätte.

Von mir gibt es auf jeden Fall volle 5 von 5 Sics. DiCaprios Talent verbunden mit Scorseses einzigartigem Filmstil lassen die drei Stunden dieser schwarzen Komödie wie im Fluge vergehen. Sollte…, nein, muss man gesehen haben.

Bis Montag!

Oliver Stone

Oliver Stone am Set von Savages (Universal Pictures)

Oliver Stone ist einer dieser Regisseure, deren beste Zeit gefühlt schon lange hinter ihnen liegt. Statt mit ihren Filmen selbst zu begeistern, stehen sie in letzter Zeit mehr aufgrund ihrer Themenwahl in der Presse. Zugegeben: Stone war schon immer jemand, der sich an Sachen ranmachte, die nicht unbedingt jedem passten. Aber was er in den letzten 10 Jahren so produziert hat, hinterlässt mitunter schon einen faden Beigeschmack.

Da wäre seine unverständliche Faszination mit Fidel Castro, dem er gleich drei Dokumentarfilme (Comandante (2003), Looking for Fidel (2004), Castro in Winter (2012)) spendierte, sein völlig verfrühter und absolut falsch besetzter Film zum 11. September 2011 namens World Trade Center (2006 mit Nicolas Cage), das komische Ding (war das grad Satire, was ich gesehen habe oder ernst gemeint?!) namens W. (2008) über Präsident George Bush Jr. und sein Anbandeln mit dem Venezuelischen Präsidenten auf Lebenszeit Hugo Chávez (Mi Amigo Hugo (2014)) neben so einigen anderen mehr oder weniger fragwürdigen Werken bei denen man sich nicht so wirklich sicher war, ob da grad eine politische Agenda über die Leinwand lief oder nicht.

Er ist aber auch jemand, der definitiv einen etwas ungewöhnlicheren Stil pflegt. Bei ihm stehen Charaktermomente und die dazugehörigen starken Bilder mit einem extremen Blick fürs Detail klar im Vordergrund. Klar gibt es hier und da Explosionen aber er gehört ganz klar mehr zur Scorsese-Schule der Regisseure. Das ist vermutlich mit der größte Grund, warum ich grundsätzlich sehr an seinen Filmen interessiert bin. Und es gehen auch definitiv einige sehr interessante Werke auf sein Konto. So mögen zwar nicht unbedingt immer inhaltlich ganz korrekt sein (viele basieren auf wahren Begebenheiten). Aber selbst dann regen sie zumindest zum Nachdenken an. Was hat er also so halbwegs interessantes gemacht?

  • Salvador (1986) – Absoluter Box-Office-Flop, der aber von Kritikern extrem hochgelobt wurde. Es geht um den erfahrenen aber fiktiven Fotojournalisten Richard Boyle, der über den realen Bürgerkrieg in El Salvador (1979-1992) berichten soll und, wie soll es anders sein, fürchterliches erlebt. Nun will er raus aus dem Land.
  • Platoon

    Platoon (Promobild)

    Platoon (1986) – Wer kennt nicht das berühmte Bild von Willem Dafoe (in einer Glanzrolle), der im Dreck kniet und gen Himmel schreit. Quasi noch so ein brutaler Kriegsfilm, dieses Mal über Vietnam und basierend auf den persönlichen Erfahrungen von Stone im Krieg.

  • Wall Street (1987) – Michael Douglas in einer wenn nicht sogar der besten Rolle seiner Karriere (Falling Down wäre noch ein Kandidat) als rücksichtsloser Investmentbanker. Von vielen falsch verstanden, trotzdem noch ein heute brandaktueller Klassiker. Der Nachfolger (Wallstreet: Geld schläft nicht (2010)) war auch okay hatte aber bei weitem nicht den Einschlag.
  • Geboren am 4. Juli (1989) – Film Nummer Zwei über Vietnam. Allerdings geht es weniger um den Krieg als vielmehr um die Veteranen, die zurückkehren und wie ihr Leben danach aussieht. Für mich der erste Film Stones, wo er so richtig seine “amerikanische Seite” raushängen ließ. Kam bei selbigen natürlich extrem gut an. Vermutlich auch dank Tom Cruise, der damals noch auf Wolke 7 schwebte was Hollywood anging.
  • The Doors (1991) – Ein Doku-Drama über die gleichnamige Rockband um Jim Morrison (Val Kilmer in einer extrem starken Performance) bei der sich Morrisons Familie (teilweise zu Recht) massiv über die angeblich falsche Darstellung beschwerten. Quasi das erste Mal, wo er so zeigt, dass ihm die Realität zweitrangig ist, sollte sie ihm nicht dramatisch genug sein.
  • JFK (1991) – Ich weiß, ich wiederhole mich so langsam. Aber auch hier wieder ein bekannter Schauspieler, Kevin Costner, in einer absoluten Paraderolle als Anwalt, der die JFK-Verschwörung aufdecken möchte. Das Ergebnis ist ziemlich einseitig und fragwürdig (Stichwort “Schwulenorgie”) aber nichtsdestotrotz einer der am besten Inszenierten und spannendsten Gerichtssaalthriller aller Zeiten.
  • Zwischen Himmel und Hölle (1993) – Der dritte Teil von Stones Vietnam-Trilogie. Dieses Mal darf Tommy Lee Jones dran, der sich in eine junge Vietnamesin verliebt und sie nach Amerika holt. Leider verkraftet Steve, wie die meisten Veteranen, die Rückkehr nicht und alles geht massiv den Bach runter. Definitiv der schwächste der drei weil die Geschichte viel zu dünn ist für einen 2-Stunden-Film. Da können die erneut starken Bilder einfach nicht drüber hinwegtäuschen. Muss man also nicht gesehen haben.
  • Natural Born Killers (Promo-Bild)

    Natural Born Killers (Promobild)

    Natural Born Killers (1994) – Ein Film, an dem sich die Geister scheiden allerdings vermutlich aus unterschiedlichen Gründen. Speziell die Gewaltdarstellung hat damals für viel Aufregung gesorgt. Ich selbst kann auch relativ wenig mit der Geschichte über ein Amokläuferpäärchen auf Drogentrip anfangen obwohl das ursprüngliche Drehbuch von Quentin Tarantino stammt (vielleicht hätte doch lieber er selbst es drehen sollen). Für mich ist der Mix aus Flashbacks mit sinnlosem Gemorde einfach nicht wirklich ansprechend. Dann lieber Bonnie and Clyde (1967).

  • Nixon (1995) – Am Anfang des Films steht, dass es sich hier um eine “Interpretation” der Ereignisse handelt vor allem basierend auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Im Zentrum steht Nixon wie er seine berühmten Tonbandaufzeichnungen aufnimmt. In Flashbacks wird dann in die entsprechende Zeit zurückgesprungen und das jeweilige Event gezeigt. Von allen seinen Präsidentenfilmen wohl der, der am nächsten an der Realität ist und Anthony Hopkins als Nixon ist, auch hier wieder, einfach die perfekte Besetzung.
  • U-Turn – Kein Weg zurück (1997) – Jennifer Lopez hat mal auf Schauspielerin gemacht. Erinnert ihr euch noch? Vermutlich nicht. Auch U-Turn wird daran wenig ändern. Es geht um einen abgefuckten Typen namens Bobby (Sean Penn), der ein paar Gangstern 13.000 US-Dollar schuldet. Leider geht seine Karre auf dem Weg zu ihnen in einer Kleinstadt kaputt. Er übergibt sie einem schäbigen Mechaniker, der von ihm immer mehr Geld will und trifft auf Lopez, die im Film verheiratet ist aber davon weiß Bobby nichts. Am Ende bringen sich irgendwie alle gegenseitig um. Ein ziemlich vergessliches Werk.
  • Any Given Sunday (Promobild)

    Any Given Sunday (Promobild)

    An jedem verdammten Sonntag (1999) – Es gibt viele Rollen Al Pacinos, die sich als Kandidat für die beste seiner Karriere anbieten. Egal ob es Michael Corleone in The Godfather II ist, Tony Montana in Scarface, Lieutenant Vincent Hanna in Heat — die Auswahl ist groß. Für mich ist es aber seine Darstellung des Coachs Tony D’Amato in Oliver Stones Drama über ein (fiktives) American-Football-Team. Das muss man definitiv gesehen haben. Aber auch abseits von Pacino hat der Film viel zu bieten, gibt er doch einen interessanten Blick auf diesen professionellen Sport und zwar aus allen relevanten Blickwinkeln (Wettbüros, Trainer, Spieler, Vereine, etc.) ohne dabei großartig zu predigen und mit eindrucksvoller Bildgewalt. Aus meiner Sicht ein absoluter Pflichtfilm.

  • Alexander (2004) – Colin Farrell in der Rolle von Alexander dem Großen. Okay, vergesst diesen Film gleich wieder. Nix gegen ihn, aber für die Darstellung einer solch historisch wichtigen Figur taugt er nicht. Angelina Jolies nackter Hintern kann da zwar ein wenig drüber hinwegtäuschen aber was Historien-Schinken angeht, ist Alexander einfach nur schlecht. Im Detail sicherlich besser als das “Wer will Brad Pitts Penis sehen?”-Werk namens Troja, aber trotzdem nichts was man gesehen haben muss. Gebt euch lieber sowas wie Ben-Hur (1959), Die zehn Gebote (1956), oder Sparatacus (1960), wenn ihr sehen wollt, wie man es richtig und nicht weniger eindrucksvoll macht.
  • Savages (Promobild)

    Savages (Promobild)

    Savages (2012) – Stein des Anstoßes für diesen Eintrag und definitiv Stone in alter, bekannter Form. Im Film folgt ihr Chon (eine Art BWL-Student) und Ben (Kriegsveteran), die ins Canabis-Business einsteigen und immensen Erfolg haben. Natürlich bleibt der Erfolg nicht unbeachtet: Ein mexikanisches Kartell will ein Stück vom Kuchen abhaben. Chon und Ben finden das nicht lustig, also entführt das Kartell kurzerhand ihre Freundin O. Das finden wiederrum Chon und Ben nicht so gut und versuchen sie schnellstmöglich wieder zurück zu bekommen. Es entsteht ein spannendes Katz- und Mausspiel bei dem lange nicht klar ist, wer am Ende tatsächlich überleben wird und eigentlich alle nur verlieren können (inklusive einem wirklich überraschenden Twist am Ende). O, die Erzählerin, sagt entsprechend auch am Anfang “Nur weil ich euch diese Geschichte erzähle, bedeutet das nicht, dass ich mich nicht gerade mit einem Stein am Fuß am Grund des Meeres befinde”.

    Salma Hayek als die einsame Chefin vom Drogenkartell, John Travolta in seiner Standardrolle als schmieriger Typ auf Seiten der amerikanischen Drogenbehörde (das hat er immer noch drauf) und Benicio del Toro als verdammt sadistischer Killer des Kartells machen genauso wie die drei Hauptdarsteller eine extrem gute Figur. Zusammen mit der erneut etwas ungewöhnlicheren Darstellung und Erzählstruktur ist es zwar ein äußerst brutales Werk (was aber wahrscheinlich noch harmlos im Vergleich zur Realität des Drogenkriegs in Südamerika ist) aber eben wieder eines mit sehr guten Charakteren, von denen die meisten sich eben nicht einfach nur in schwarz und weiß aufteilen lassen. Klare Empfehlung von mir.

Und damit habt ihr wieder ein bisschen mehr Futter auf eurer “Werde ich vielleicht irgendwann mal anschauen”-Liste.

Bis Montag!

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