Weiter geht’s!

So, da war die Anime-Pause auch schon wieder vorbei. Drei Serien haben wir seit dem Ende von Star Trek: Enterprise konsumiert. Von der einen hatte ich euch schon berichtet, die anderen beiden stehen noch auf der ToDo-Liste. Aber nachdem ich euch jetzt einen Monat nicht mehr mit einem Star-Trek-Eintrag beglückt habe, wird es einfach mal wieder Zeit :wink: . Weiter geht es mit den drei Filmen der Kelvin-Zeitlinie.

Ja, schon wieder Zeitreisekram :roll: . Aber gut: Warum auch immer werden Kirk & Co. bei den Verantwortlichen damals wie heute als der heilige Gral angesehen. Und Origin-Stories sind sowieso immer der geilste Scheiß. Insofern muss man es Regisseur J. J. Abrams und seinen Dauerpartnern Alex Kurtzman (mittlerweile quasi der Rick Berman von NuTrek) und Roberto Orci zugutehalten, dass sie nicht einfach alles über den Haufen geworfen haben, was vorher kam. Stattdessen haben sie tatsächlich einen in-universe-Grund als Basis genommen, um “ihre” Klassik-Crew herbeizuzaubern. Und dieser Grund ist: Paralleluniversum. Simpel. Elegant. Theoretisch konfliktfrei. Perfekt also… zumindest auf dem Papier. Die Umsetzung? Nun, da kommen wir gleich drauf.

Die Entstehungsgeschichte

2005 war Schluss mit der Rick-Bermann-Ära. Aber trotz der schlechten Einschaltquoten und auch dem desaströsen Ergebnis von Star Trek: Nemesis (2002), wollte Paramount verständlicherweise weiterhin mit seiner Marke Geld scheffeln. Entsprechend begannen tatsächlich noch im selben Jahr die Arbeiten am nächsten Film – ohne Beteiligung von Berman (sein Vertrag lief aber noch bis 2006). Unter dem Titel Star Trek: The Beginning sollten wir endlich den Krieg der Menschen gegen die Romulaner erleben, der in den anderen Serien nur angedeutet worden war. Quasi ein Prequel zu The Original Series und ein Sequel zu Enterprise. Leider wurde das Projekt trotz fertigem Drehbuch eingemottet – genauso wie die beiden vorherigen Versuche eine Geschichte in dieser Zeitperiode zu erzählen, die damals (1991) noch von Gene Roddenberry abgelehnt wurden.

Dann kam 2006 Mission Impossible III* in die Kinos – das Leinwandregiedebüt von J. J. Abrams, der ansonsten eher als Serienproduzent bekannt war. Ich weiß übrigens, dass ich den Film mal gesehen habe. Dran erinnern kann ich mich absolut nicht. Das muss aber jetzt nicht zwingend die Schuld des Regisseurs gewesen sein :wink: . Naja, auf jeden Fall war Paramount scheinbar sehr angetan davon, dass er jetzt auch Filme macht und fragte ihn, ob er Bock auf Star Trek hätte. Die Antwort: Eigentlich nicht – er war ein Star-Wars-Kind –, aber Geld ist Geld und seine oben erwähnten Dauerpartner waren/sind Anhänger von Star Trek. Also ging der Auftrag an ihn und die Arbeiten begannen.

Angeblich wichtig waren beim Drehbuch folgende Punkte:

  • Mehr Humor. Da Star Trek in der Vergangenheit häufig parodiert worden war (bei dem Erfolg wenig verwunderlich, aber gut…), wollte er unfreiwillige Komik vermeiden und quasi Herr der Lage bleiben.
  • Mehr wie Star Wars. Angeblich kommt die Konkurrenz bei Nicht-Fans besser an als Star Trek. Eine Konsequenz dieser Entscheidung sind unter anderem die *peng peng*-Weltraumschlachten, die nicht mehr einem klassischen Kampf zu See gleichen.
  • Mehr Spock (und Kirk). Für Abrams ist Star Trek gleichbedeutend mit “Kirk und Spock”. Alles andere wären nur “unabhängige Weltraumabenteuer mit dem Namen “Star Trek” drauf”. Entsprechend lag der Fokus auf den beiden. Passenderweise war Leonard Nimoy wohl schon früh vom Projekt begeistert und entsprechend bereit seine Rolle als Spock wieder aufleben zu lassen. Das ließen sich die Autoren logischerweise nicht zweimal sagen. William Shatner passte hingegen nicht rein und wurde in allen drei Filmen in der Mottenkiste belassen.

Das Ergebnis flimmerte 2009 unter dem simplen Namen “Star Trek” über die Kinoleinwände – mit durchschlagendem Erfolg muss man ehrlicherweise sagen. Er traf den Nerv des damaligen Publikums und ließ die Kassen klingeln. Bei den nachfolgenden Filmen wurde es etwas weniger, aber Verluste hat keiner gemacht.

Die Kelvin-Saga

So viel zu den Anfängen des J.J.-Abrams-Star-Trek-Neustarts, der am Ende drei Filme umfassen sollte. Und tatsächlich kommen wir damit jetzt in völlig neues Territorium für mich. Den 3. Film hatte ich nämlich bis heute noch nicht gesehen. Und auch alles, was danach kam nicht. Scheinbar hatte mich Star Trek Into Darkness zu sehr mitgenommen und jedwedes Interesse am Franchise bei mir zerstört :smile: .

Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf diese Trilogie – wie gehabt nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in Form meiner persönlichen Bestenliste. Geschaut haben wir die deutschen Versionen auf DVD (Star Trek) bzw. Blu-ray. Irgendwelche Director’s Cut-Fassungen gibt es nicht.

(Cover)

1. Star Trek Beyond* (2016) – J.J. Abrams war dieses Mal nicht am Ruder, sondern nur als Produzent dabei, da er sich parallel seinen Kindheitstraum mit Star Wars: Das Erwachen der Macht erfüllte. Stattdessen durfte Justin Lin (The Fast and the Furious: Tokyo Drift) mit einem Drehbuch von Simon Pegg (Cornetto-Trilogie) & Doug Jung (vorher und nachher nichts relevantes gemacht) ran.

Die Enterprise ist im 3. Jahr ihrer Fünf-Jahres-Mission. Bei einem Zwischenstopp auf der Sternenbasis Yorktown – die wesentlich moderner und größer ist als alle Sternenbasen, die wir selbst im 23. Jahrhundert bislang gesehen haben -, kommt plötzlich aus einem nahen Nebel eine Rettungskapsel. Dem Ruf nach Hilfe können Kirk & Co. selbstverständlich nicht widerstehen, fliegen in den Nebel und finden den Planeten Altamid. Der wiederum ist besetzt von einer schwarmartigen Alienrasse angeführt von einem gewissen Krall. Der hintere Teil der Enterprise wird durch die Übermacht zerstört, die Untertassensektion (wusste gar nicht, dass sich das Schiff wie die Enterprise D teilen kann) macht hingegen das Rikermanöver auf den Planeten. Die Crew wird bis auf unser heiliges Trio gefangen genommen. Es muss also die Crew gerettet, ein neues Schiff gefunden und selbstverständlich am Ende Yorktown vor der Vernichtung gerettet werden.

Die Erzählung an sich ist okay (selbst der Twist) und ist alles in allem “Trekkiger” als die Vorgänger. Aber der Film kann sein Abrams-Erbe leider trotzdem nicht vollständig abschütteln. Sprich es gibt auch hier wieder viel zu lange Actionsequenzen ohne Sinn und Verstand (bei den Löchern, die der Schwarm in die Enterprise haut, dürfte schon nach dem 1. Angriff nichts mehr funktionieren), nur des Spektakels willen. Die Charaktermomente fühlen sich, genauso wie der Humor, erneut ziemlich erzwungen und vorhersehbar an. Und eine emotionale Bindung zu den Charakteren will sich bei mir weiterhin nicht aufbauen. Insgesamt ein passables aber austauschbares Actionabenteuer. Das passt übrigens zu der Aussage von Simon Pegg, dass das ursprüngliche Drehbuch für den Film (von Roberto Orci) “zu Trekkie” war und das Studio mehr ein neutrales Werk wollte, das halt mit Star-Trek-Charakteren gefüllt ist. Dahingehend wurde das Ziel definitiv erreicht.

(Cover)

2. Star Trek* (2009) – Bringen wir das Offensichtlichste gleich hinter uns: Lens-Flare-Trek. Kein Wunder, dass die Enterprise so viel kaputt geht. Die werden auf der Brücke ja ständig nur geblendet durch die vielen Lichter und Hochglanzoberflächen. Ganz im Unterschied zum Maschinenraum (eher Halle) des Schiffs, der mehr einem Industriekomplex gleicht als einem futuristischen Raumschiff. Sehr komische Designentscheidung.

Die Geschichte ist trotz Paralleluniversum simpel: In der uns bekannten Zukunft explodiert eine Sonne und droht Romulus zu zerstören. Original-Spock versucht das zu verhindern, schafft es aber nicht rechtzeitig und erschafft stattdessen eine Singularität über die er und ein romulanisches Bergbauschiff in die Vergangenheit gezogen werden. Die sind jetzt ultrasauer, dass Spock sein Wort nicht gehalten und Romulus nicht gerettet hat, treffen aber erst einmal auf die U.S.S. Kelvin (deswegen “Kelvin-Zeitlinie”). Der Captain wird getötet, der 1. Offizier George Kirk übernimmt das Kommando und opfert sich, um der Besatzung die Flucht zu ermöglichen. Darunter seine Frau, die just in diesem Moment einen Jungen zur Welt bringt: James Tiberius Kirk. Wir erleben hier auch erstmals was die neuen Weltraumkämpfe ausmacht: Viel schwachsinniges Peng Peng mit Gatlinglasern ohne echten Rums dahinter. Hat was von einer mittelmäßigen Zwischensequenz aus einem Videospiel der 2000er – nur mit besserer Grafik.

Ein Zeitsprung. Kirk ist mittlerweile Erwachsen, aber ein absoluter Versager. Doch warum auch immer sieht Captain Pike irgendwas in ihm und holt ihn in die Sternenflotte und zu sich auf die Enterprise. Praktischerweise mit an Bord: Die restliche Klassikcrew (Spock, Uhura, Sulu, Chekov und später Scotty). Da tauchen die Romulaner wieder auf und zerstören Vulkan. Stellt sich heraus, dass sie auf Original-Spock gewartet haben, damit er “genauso leidet wie sie”. Pike wird anschließend von den Romulanern gefangen genommen, also liegt es jetzt an Kirk das Chefhemd anzuziehen und den Tag (sowie Pike) zu retten. Es folgen weitere blödsinnige Actionsequenzen, unlogische Handlungen, Flachwitze und Pseudo-Charakterentwicklungen bis irgendwann zum Glück der Abspann läuft. Oder auf Deutsch: Ein Actionstreifen ohne einen Hauch von Tiefgang und, abseits von Leonard Nimoys Spock, ohne wirklich sympathische Charaktere. Sie gleichen eher einer Parodie der Originale und entwickeln wenig Eigenständigkeit.

(Cover)

3. Star Trek Into Darkness* (2013) – Als wir uns nach dem Abspann unterhalten haben, meinte Lysanda zu mir, dass mein äußerst negativer Eindruck von diesem Werk bestimmt nur von zwölf Jahren Internetkonsum beeinflusst ist. Dem stimme ich allerdings nicht zu. Ich fand ihn auch damals schon absolut und durchgängig scheiße. Abrams Team hat absolut nicht verstanden, was Star Trek II: Der Zorn des Khan so gut gemacht hat. Stattdessen pickte man sich Elemente heraus, packte Benedict Cumberbatch rein (eine völlig verschwendete Besetzung), mixte einen Sack Patriotismus dazu und baute einen Twist auf den Twist ein. Aber von vorne:

Der Film beginnt mit einer viel, viel zu langen Sequenz auf einem fremden Planeten. Kirk verstößt mal wieder gegen die oberste Direktive und es werden ein paar Grundlagen für den weiteren Film gestreut (=Spock und Sterben). Zurück auf der Erde gibt’s einen Anschiss und gleichzeitig einen Angriff auf eine vermeintliche Bibliothek, die eigentlich eine geheime Basis von Sektion 31 ist. Sektion 31 ist die schwarze Geheimdienstoperation, die wir vor allem in Star Trek: Deep Space Nine näher kennengelernt haben. Dass der Typ nur für das Leben seiner Tochter mehrere Dutzend Kollegen umbringt ist ein echt fragwürdiger Handlungsfaden. Wie konnte so jemand beim Geheimdienst landen? Leider ist das nur das kleinste Problem des Films.

Was für ein Schwachfug!

Naja, der eigentliche Bösewicht hinter dem Anschlag wird identifiziert, das Management trifft sich im obersten Stockwerk (!) eines Hochhauses zur Lagebesprechung und wird prompt von besagtem Bösewicht ausgelöscht. Kirk und er kommen Angesicht zu Angesicht während der Böse sich auf die klingonische Heimatwelt teleportiert. Sinn und Zweck dieses Ausflugs nach Qo’noS? Keiner. Man wollte nur das dämliche, neue Design der Klingonen zeigen. Ach und die Enterprise hängt jetzt fest und wenn sie gefunden wird, gibt es Krieg. Wir lernen in der Zwischenzeit, dass der Bösewicht ein gewisser genetisch verbesserter Mensch namens Khan Noonien Singh ist. Die Erwartung war vermutlich, dass die Veteranen im Kinosaal sich in die Hose machen bei dieser Enthüllung. Zumindest machte aus Kirks Sicht die Art und Weise wie Khan sich in der Gefängniszelle vorstellte sonst keinen Sinn.

Egal: Es stellt sich heraus, dass Sektion 31 böse ist und der Chef der Sternenflotte eigentlich einen Krieg haben will, weil die Menschheit sich mal wieder zu sehr ausruht blablabla – der übliche Schwachsinn halt. Er hat sogar heimlich schon ein übermächtiges Raumschiff bauen lassen. Doch um seinen Plan in die Tat umzusetzen (?), hat er Kahn aus der Gefriertruhe geholt und seine alte Mannschaft als Geisel genommen. Kirk und Khan machen also erstmal gemeinsame Sache, um Admiral Marcus zu stoppen. Danach hintergeht Khan Kirk (oder beide sich gegenseitig) und er muss ihn stoppen. Am Ende steht die Enterprise kurz vor der Zerstörung und nur eine intime Interaktion mit dem Warpkern kann sie retten. Der Twist ist, dass in dieser Version der Erzählung Kirk derjenige ist, der sich den tödlichen Strahlen im viel zu großen Industriekomplex aussetzt und stirbt. Schließlich hatte Uhura Spock verboten sich zu opfern. Beide sind in dieser Version der Geschichte ein Paar. Wobei Kirk dann doch nicht stirbt, denn in einer völlig zusammenhanglosen Sequenz auf der Krankenstation irgendwo in der Mitte des Filmes wurde bereits mit dem Zaunpfahl darauf hingewiesen, dass McCoy in Khans Blut was gefunden hat, was am Ende Kirk rettet. Die ganze Sache bleibt also vollkommen ohne jede Konsequenz *yay*. So tötet man einen Spannungsbogen, bevor er überhaupt aufgebaut werden kann. Aber wenigstens gab es ein Wiedersehen mit einem Tribbel.

*stöhn*

Star Trek Into Darkness (Paramount-Promo-Bild)

Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Film anfangen soll. Man nimmt sich einen der besten Star-Trek-Filme aller Zeiten als Vorlage und macht eine Art Neuinterpretation. Okay, von mir aus. Auf dem Papier erst einmal noch nicht das Problem. Blöd nur, dass das Original vor allem deswegen so gut ist, weil es eine sehr persönliche Geschichte mit fantastischen Charakteren erzählt. Selbst, wenn man ansonsten kein Star Trek konsumiert hat – auch nicht die Folge Space Seed -, funktioniert der Film bis heute einwandfrei. Khan hatte einen Grund sauer auf Kirk zu sein. Und umgekehrt Kirk auf Khan. Spocks Opfer hat den Zuschauer mitgenommen, weil er ein sympathischer Charakter war. Und, ganz wichtig, weil es trotz McCoy-Gedankenverschmelzung-Hintertürchen (was man als Zuschauer aber zu dem Zeitpunkt nicht verstanden hat) ein echtes Opfer darstellte. Er war faktisch zu diesem Zeitpunkt tatsächlich tot. Und der Kampf im Mutara-Nebel war eben kein sinnloses Effektgewitter mit schwachsinnigem CGI-Peng-Peng, sondern ein spannungsgeladenes Duell zweier Taktik-Genies.

Star Trek Into Darkness hingegen? Zwischen Kirk und Khan ist überhaupt nichts Persönliches. Ja, er hat technisch gesehen Captain Pike auf dem Gewissen, aber das scheint Kirk ziemlich wenig zu belasten. Stattdessen geht es erstmal um den 08/15-Bösewicht Admiral Marcus. Da kann Cumberbatch noch so theatralisch inszeniert werden – es verpufft im Nichts, weil keine Bindung zwischen den Charakteren existiert oder entsteht. Dass mir die Enterprise-Crew selbst weiterhin völlig egal ist, ist da nur ein weiterer Faktor. Damit fällt auch Kirks Opfer auf taube Ohren, selbst wenn es ein echtes Opfer gewesen wäre. Dass man sich am Ende aber nicht mal traut es wirklich durchzuziehen (ja, die Schauspieler hatten einen Drei-Filme-Vertrag unterschrieben, ich weiß) und vor allem den Zuschauer schon vorab darauf hinweist, dass es einen Ausweg gibt… Ich verstehe wirklich nicht, was sich die Drehbuchautoren bei diesem Mist gedacht haben. Selbst als 08/15-Actionfilm taugt das Werk aus meiner Sicht nichts. So schlecht Sektion 31 möglicherweise auch ist: Wenigstens tritt er nicht das Andenken an einen der besten Filme des Franchises mit den Füßen.

Die Gesamtübersicht

Die J.J.-Abrams-Filme haben mich also auch beim zweiten Anschauen nicht wirklich vom Hocker gehauen und obwohl Star Trek Beyond tatsächlich der beste der Dreien ist, kann er ebenfalls nicht mit dem “alten” Kram mithalten. Aber werfen wir einen Blick auf meine Gesamtrangliste der Star-Trek-Filme, die jetzt so aussieht:

Platz 1: Star Trek VI: Das unentdeckte Land*
Platz 2: Star Trek II: Der Zorn des Khan*
Platz 3: Star Trek III: Die Suche nach Spock*
Platz 4: Star Trek: Der Aufstand*
Platz 5: Star Trek: Der erste Kontakt*
Platz 6: Star Trek: Treffen der Generationen*
Platz 7: Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart*
Platz 8: Star Trek: Nemesis*
Platz 9: Star Trek Beyond*
Platz 10: Star Trek: Der Film*
Platz 11: Star Trek*
Platz 12: Star Trek V: Am Rande des Universums*
Platz 13: Star Trek Into Darkness*

Wie ihr seht, reihen sich die drei Werke am unteren Ende meiner Skala ein. Star Trek: Der Film (das Original, nicht der Director’s Cut) landet unter anderem vor Star Trek, weil die Einführung der Enterprise – so lang sie auch in Filmminuten war – einfach fantastisch ist. Die CGI-Kamerafahrt im 2009er Werk mit der 08/15-Musik kann damit nicht mithalten. Und Star Trek V: Am Rande des Universums… ist halt was es ist. Immerhin erfahren wir da was über die vulkanische Kultur und der Film hat zumindest eine grundlegende, zusammenhängende Erzählung im Vergleich zum schrecklichen Kahn-Remake.

Als nächstes geht es nun weiter mit den NuTrek-Serien. Allerdings habe ich mich doch entschieden NICHT nach Produktionsreihenfolge zu gehen. Zu Star Trek: Discovery habe ich einfach zu viel Schlechtes (nicht nur, aber auch von unserem Azzkickr) gehört und gesehen. Stattdessen haben wir mit der Serie begonnen, die mich von all dem neuen Kram tatsächlich am meisten reizt: Star Trek: Prodigy*. Spoiler: Was wir bislang gesehen haben, war echt gut.

PS: NuTrek (genauso wie z.B. der Begriff NuWho für die neuen Doctor Who-Serien) kommt von der Musikrichtung “nü-metal”, die seit Ende der 80iger klassisches Heavy Metal mit Elementen anderer Stile kombiniert. Also eine neue Art von Metal – deswegen der Name. Bekannte Bands sind Pantera, Limp Bizkit oder für alle Tony Hawks-Fans: Papa Roach. Und jetzt habe ich schon wieder einen Ohrwurm…

It’s in our nature to destroy ourselves
It’s in our nature to kill ourselves
It’s in our nature to kill each other
It’s in our nature to kill, kill, kill

*headbang* Immer noch einer der besten Lizenz-Soundtracks aller Zeiten!

(Cover)

Und das war’s. Das unrühmliche Finale von Star Trek: Enterprise – Staffel 4* liegt hinter uns. Nach 18 Jahren, 624 Episoden, 25 Staffeln, vier Filmen und vier Serien endete damit damals die Ära von Rick Berman oder “90s Trek”, wie man Neudeutsch sagt. Kurz sah es so aus, als würde es nicht einmal eine vierte Staffel der Abenteuer von Archer und seiner Crew geben. Aber für 22 Folgen hat es dann doch noch gereicht, bevor endgültig der Stecker gezogen wurde. Wobei im Gegenzug das Budget um mehr als die Hälfte gekürzt (von 1,7 Mio. USD auf 0,8 Mio. USD pro Episode) und die Serie in den USA auf den gefürchteten Todesslot am Freitagabend (=jeder ist auf Party und keiner schaut fern) verschoben wurde. Insofern kam das endgültige Aus für alle Beteiligten – inkl. uns damaligen Zuschauern – nicht sonderlich überraschend.

Frischfleisch!

Das Ruder für die finale Staffel übernahm, wie erwähnt, Manny Coto. An seiner Seite Michael Sussman, der als Schreiberling für Star Trek: Voyager angefangen hatte. Rick Berman und Brannon Braga hingegen waren faktisch raus. Ebenso Autor Chris Black – der Einzige von den ursprünglichen Autoren der Serie, der noch übriggeblieben war. Dafür stieg die Familie Reeves-Stevens (Judith und Garfield) ein. Absolute Fans der Kirk-Ära und zu dem Zeitpunkt bereits erfolgreiche (Star-Trek-)Buchautoren. Ich hab‘ unter anderem ihr Werk Star Trek: Phase II: The Making of the Lost Series im Regal stehen. Übrigens eine klare Leseempfehlung, wenn euch die Thematik interessiert!

Dass ausgerechnet die beiden dazu geholt wurden, war definitiv Absicht. Die Serie sollte sich stärker in Richtung der Timeline von The Original Series entwickeln. Man könnte alternativ sagen, dass Coto das “Star Trek” zurück in die Serie holen wollte. Gemeint ist damit aber eher der Fanservice für die Veteranen und weniger das mit dem “fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen”. Dafür änderte er auch das Format der Serie. Statt Einzelfolgen oder einer durchgängigen Geschichte, gab es mehrere Minibögen. Also 2-3 zusammenhängende Episoden. Neben der kreativen Freiheit etwas tiefer einzusteigen in die Geschichten, hatte es den Vorteil, dass man das Budget besser ausnutzen konnte. Schließlich brauchte man so weniger neue Sets, Gaststars und dergleichen.

Und was kam am Ende dabei raus?

Der Inhalt

Insgesamt sechs Minibögen hat die 4. Staffel:

  • Der erste beschäftigt sich mit dem Thema “Augments”. Ihr wisst schon, die genetisch verbesserten Menschen wie es auch Khan Noonien Singh einer war. Passend dazu durfte Brent Spiner in seiner Rolle als Dr. Arik Soong (ein Vorfahre von Noonien Soong, der Data erfunden hat) mitwirken. Die Anspielungen auf die Zukunft sind dabei zum Glück nicht massiv übertrieben. Die Geschichte an sich ist aber nicht sonderlich spannend oder gut erzählt. Es läuft einfach wieder darauf hinaus per Holzhammer zu sagen, dass genetische Verbesserungen böse sind und solche Menschen sich nicht beherrschen können. Spiner konnte mich ebenfalls spielerisch nicht so recht überzeugen und das plötzliche Auftauchen von Malik ganz am Ende auf der Enterprise, nachdem man ihn tot glaubte, war einfach nur dämlich.
  • Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

    Als nächstes ging es dann für drei Folgen nach Vulcan. Thema: Die vulkanische Vergangenheit. Es wird die Grundlage für die kulturellen Veränderungen gelegt, damit die Vulkanier wie wir sie aus Kirk-Serie kennen entstehen können. Dafür lernen wir eine junge T’Pau kennen, die später als Hohepriesterin Spocks Hochzeitsritual leitet. Ich fand die Darstellung von Administrator V’Las ein wenig sehr übertrieben, wie er unbedingt ganz schnell alle Rebellen auslöschen wollte. Ansonsten tatsächlich eine ganz nette Erzählung, die einem mal wieder etwas mehr über die Vulkanier nahebringt.

  • Der 3. Bogen sieht die Enterprise quasi auf ihrer allerersten diplomatischen Mission. Die Menschen versuchen die Andorianer und die Tellariten an einen Tisch zu bringen, um einen Krieg zu verhindern. Blöd nur, dass ein mysteriöses Schiff mit irgendeiner Art von Hologramm-Technologie versucht das zu verhindern, in dem es Angriffe auf beide Seiten fliegt. Als Cliffhanger der 1. Folge kommt heraus, dass die Romulaner dahinter stecken. Übrigens mit einer unnötig langen Kamerafahrt durch das CGI-Modell, das für das Intro von Star Trek: Nemesis produziert wurde. Ein ziemlich action-reicher Dreiteiler und darüber hinaus mit ganz viel Jeffrey Combs. Aus meiner Sicht die beste Handlung der Staffel.
  • Die nächste Doppelfolge nutzten die Autoren, um etwas zu erklären, was eigentlich keiner wirklichen Erklärung bedurfte. Und zwar, warum die Klingonen in der Kirk-Ära so anders aussehen als davor und danach. Die Antwort: Misslungene Genexperimente. Passt zwar irgendwie nicht so recht zu Worfs Reaktion in Immer die Last mit den Tribbles. Aber hey: Unser lieber Doktor Phlox steht mal wieder im Mittelpunkt – einer der wenigen wirklich sympathischen Charaktere der Serie.
  • Überraschend gelungen ist hingegen die Spiegeluniversum-Doppelfolge. Zum einen, weil die Prämisse eine andere ist als bei Kirk und Sisko. Es gibt nämlich keine Doppelgänger, die übertreten. Stattdessen wird alles nur aus Sicht der Charaktere des Spiegeluniversiums erzählt – inklusive einem neuen, äußerst martialischen Intros. Dabei wird geschickt Bezug auf die wirklich gute Folge Das Spinnennetz aus der 3. Staffel von The Original Series genommen. Dort geht es nämlich um die Tholianer (komische insektenartige Wesen), die die Enterprise mit einem Energiegitter im Weltraum festsetzen. Die war auf der Suche nach ihrem Schwesterschiff, der Defiant. Die geht am Ende der Folge zwischen den Universen verloren und die Enterprise NX-01 im Spiegeluniversum findet sie. Dass sich unsere Hauptcharaktere nach und nach die Klamotten der Defiant-Crew anziehen ist zwar ziemlich bescheuert. Das Abenteuer an sich ist aber gelungene Unterhaltung.
  • Und zu guter Letzt dreht sich alles um ein Thema, das leider wieder sehr aktuell ist: Fremdenhass. In diesem Fall um eine Gruppierung namens Terra Prime, die alle außerirdischen Spezies von der Erde vertreiben will. Und das zu einem Zeitpunkt, wo gerade die Grundlage für die Gründung der Föderation gelegt wird. Im Mittelpunkt: Ein ominöses Kind von T’Pol und Trip. Als Abschluss der Abenteuer von Archers Crew eine gute, wenn auch nicht sonderlich überraschende Doppelfolge.

Technisch gesehen gibt es noch die Doppelfolge zu Beginn der Staffel. Sie löst den Cliffhanger der letzten Staffel auf und beendet ein für alle Mal die ganze Sache mit dem Temporalen Kalten Krieg. Aber ehrlich gesagt habe ich dazu nicht einmal im Ansatz eine positive Meinung. Ich sag nur: Nazialiens. Also lassen wir das. Höchstens ein kleiner Funfact: Die Szene in der das Nazi-Gebäude in die Luft gesprengt wird, ist die Aufnahme aus der Star Trek: Voyager-Folge Das Tötungsspiel.

Das Finale

Bleibt noch eine Sache, über die wir reden müssen: Dies sind die Abenteuer. Keine Ahnung, wer auf die glorreiche Idee kam eine Folge Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert einzubauen. Das Ergebnis ist auf jeden Fall ein kompletter Schlag ins Gesicht für Archer und seine Crew. Und ehrlich gesagt passt es auch nicht zu Riker, dem eigentlichen Hauptcharakter der Folge.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Die Episode spielt zeitlich während der 12. Folge der 7. Staffel namens Das Pegasus Projekt. Dort ging es um das namensgebende Schiff auf dem Cmdr. Riker unter Captain Pressman gedient hatte. Damit wurde illegaler weise eine Tarntechnologie getestet – und fast alle der Crew starben dabei. Jetzt hat man das Schiff wieder gefunden und Pressman will dort weitermachen, wo man aufgehört hat. Das bringt Riker jedoch in die Bredouille. Soll er Pressman gehorchen oder sich Captain Picard anvertrauen? Um diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen, geht er auf Anraten von Deanna Troi auf das Holodeck. Dort erlebt er die letzte Mission der Enterprise vor der Gründung der Föderation. Das ist ein Zeitsprung von sechs Jahren zur letzten Folge.

Soweit, so gut. Die Enterprise D in neuem Glanz zu sehen war ja durchaus cool, aber das Rampenlicht von der NX-01 weg zu nehmen war einfach nicht okay. Vor allem nicht für so eine Story, in der auf dämlichste Art und Weise Trip sterben muss. Und ja, das war ein total bescheuerter Tod. Nur weil er und der Captain mit der Waffe bedroht wird, macht er einen heroischen Selbstmord. Als hätten sie so eine Situation nicht schon 100mal vorher gehabt. Hätte zig andere Lösung gegeben als sich zu opfern. Aber nein, die Autoren wollten scheinbar unbedingt, dass noch jemand stirbt. Das hatte nicht einmal Cmdr. Tucker verdient!

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack, denn weder ist es ein gutes Ende der Reise noch brachte die Episode einen Mehrwert für den Charakter Riker. Hätte man echt drauf verzichten sollen. Zum Glück gab es zum Schluss der vorherigen Folge, Terra Prime, eine schöne Sequenz. Insofern gab es zumindest eine Art von würdigem Abschied von Archers Crew.

Fazit

Mir war die 4. Staffel tatsächlich insgesamt zu viel Fanservice. Ein paar Anspielungen und Erklärungen sind nett und cool. Aber die Staffel war halt gefühlt nichts anderes. Bin jedoch vermutlich einer der wenigen, der das doof findet.

Auch die Idee mit den Minibögen fand ich nicht ganz gelungen. Das geht schon mehr in Richtung nuTrek mit ihren 6-10 Episoden pro Staffel und führt genau zum gleichen Problem: Es bleibt wenig Luft zum Atmen. Stattdessen hetzt man von einem Konflikt zum nächsten. Dass Anfang und Ende der Staffel dann auch noch so massiv verhunzt wurden macht den Gesamteindruck nicht besser. Während also viele Fans vermutlich diese Staffel als die beste der Serie ansehen, war für mich die 3. Staffel tatsächlich stärker. Wenig Fanservice, stattdessen mehr klassisches Star Trek – inkl. einer hohen Actionquote.

Wobei das unterm Strich nicht viel bedeutet. Die Enterprise NX-01 und ihre Abenteuer sind insgesamt selbst im Vergleich zu Star Trek: Voyager einfach nur schwach. Die Charaktere sind blass, das Schiff langweilig und die Autoren wussten mit beidem eigentlich bis zum Ende nicht so richtig was anzufangen. Es hat schon seinen Grund, warum ich die Serie erst zum zweiten Mal gesehen habe und mir ansonsten lieber Ausschnitte von Picard, Janeway und Sisko anschaue. Insofern habe ich damals wie heute nach dem Ende der Serie keine Träne vergossen. Lysanda geht es übrigens ähnlich. Bin also in unserem Haushalt nicht allein mit dieser Ansicht :wink: . Schon irgendwie schade, dass es nach dieser langen Zeit so endet.

Epilog

Am liebsten würde ich jetzt sagen, dass es ja nur besser werden kann. Allerdings stehen in der Casa Lysanda als nächstes die Kelvin-Filme auf dem Programm, gefolgt von Star Trek: Discovery, von der ich bislang echt nur schlechtes gehört habe. Ja, es ist gerade echt schwierig meine Motivation für unseren Star-Trek-Marathon hochzuhalten. Deswegen legen wir erstmal eine ausgiebige (Anime-)Pause ein. Aber ich will selbstverständlich auch mal “nuTrek” gesehen haben. Vor allem Star Trek: Prodigy interessiert mich. Das Ende der Star-Trek-Einträge ist also noch lange nicht erreicht! Habe ich da etwa ein enttäuschtes Seufzen aus der letzten Reihe gehört?!

(Cover)

Es ist schon amüsant. Anfangs hassten alle den schnulzigen Titelsong von Enterprise – ab Episode 3 nun endlich auch mit „Star Trek” im Titel. Aber als er mit der 3. Staffel verändert wurde, war das Geschrei groß. Die Änderung war ähnlich wie bei Star Trek: Deep Space Nine in der 4. Staffel. Dort bekam die Titelmelodie ebenfalls ein etwas schnelleres, angeblich fröhlicheres Tempo. Bei Enterprise wurde es zudem instrumentaler. Fragt mich nicht warum und schon gar nicht, warum man als Zeitpunkt diese doch thematisch ziemlich düstere Staffel gewählt hat. Ist halt so. Da ich das Intro jeweils nur einmal am Anfang der Staffel anschaue und es ansonsten immer überspringe, war es mir ziemlich egal. Ich weiß: Banause und so :tongue: .

Weitere Änderungen

Nachdem sich Enterprise trotz des Temporalen Kalten Kriegs™ (weiterhin ein dämlicher Begriff) bislang hauptsächlich durch Einzelepisoden definiert hatte, wurde nun eine durchgängige Geschichte erzählt: die Suche nach den Xindi in der geheimnisvollen Ausdehnung, um sie daran zu hindern die Erde mit einer Superwaffe zu vernichten. Übrigens die einzige Staffel des gesamten Franchise bis dahin, die ohne auch nur einen einzigen Klingonen auskam. Stattdessen bekam der Zuschauer mal ein paar neue Aliens zu sehen – inkl. zwei nicht-humanoiden und komplett im Computer generierten Rassen (die Insektoiden und Aquarianer).

Die Änderung des Introsongs sowie der Switch auf eine durchgängigere Erzählung sollten die Zuschauerzahlen steigern. Geholfen hat es am Ende nichts. Obwohl die Serie mittlerweile ihre Fans hatte, wollten sie einfach weiterhin nicht genug Leute sehen. Deshalb wurde die 3. Staffel auf 24 Episoden gekürzt statt den damals üblichen 26. Der Abwärtstrend ließ sich offensichtlich nicht umkehren. Vermutlich waren die Leute einfach müde nach fast zwei Jahrzehnten durchgängig Star Trek. Selbst Brannon Braga meinte, dass die Absetzung nach der 4. Staffel gut war. „Das Franchise müsse Ruhen”, so seine Worte.

Das ist insofern schade für die Crew rund um Captain Archer, da es tatsächlich mit der 3. Staffel spürbar bergauf ging. Ich weiß noch, dass damals gefühlt alle diesen Wandel vor allem einem Mann zugeschrieben haben: dem leider 2023 verstorbenen Manuel “Manny” Hector Coto. Er wurde für die 3. Staffel als Schreiberling an Bord gebracht. In dieser Rolle machte er aus Sicht des Managements einen so guten Job, dass er prompt für die 4. Staffel zum Executive Producer (=Showrunner) befördert wurde. Rick Berman und Brannon Braga durften trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer langen Verbindung zum Franchise, nur noch von der Seitenlinie aus zuschauen. Machte trotzdem technisch gesehen keinen Sinn, dass die Fans ihn schon für die 3. Staffel so über den Klee lobten. Die Rahmenhandlung stand bereits vor seiner Anheuerung fest und er hat „nur” das Drehbuch für sechs Episoden geschrieben. Aber wir waren wohl einfach alle froh endlich Fortschritte zu sehen und wollten irgendjemanden (in positivem Sinne) dafür verantwortlich machen :smile: . Braga lobte Coto ebenfalls und sagte mal, dass er Enterprise in der 4. Staffel zu dem gemacht hat, was es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Doch war die 3. Staffel wirklich so viel besser als die vorherigen zwei? Und wenn ja: Warum?

Der Inhalt

Um gleich die Antwort zu liefern: In Bezug auf den Unterhaltungswert war Staffel 3 definiert um Längen besser. Nicht nur, weil es viel mehr Action gab. Sondern auch schlicht deswegen, weil die Crew ein Ziel hatte und man stetig (mit 2-3 Sidequests) darauf hinarbeitet – inklusive entsprechender Kontinuität. Achtung: Ganz viele Spoiler ab jetzt. Dabei gab es zwar die allseits bekannte Eskalationsspirale bis zum Finale hin, wo in buchstäblich letzter Sekunde erst die Erde gerettet wird, die ich aber tatsächlich als nicht sonderlich übertrieben empfunden habe. Ja, so einige Situationen sind nicht wirklich glaubwürdig (vor allem gegen Ende hin) und/oder hätte die Enterprise als Ganzes und einzelne Mitglieder der Crew im Speziellen niemals überleben dürfen. Aber das ist aufgrund des Tempos und des Spannungsbogens schnell verziehen. Auch der uralte, erzählerische Trick, dass wir als Zuschauer lange Zeit mehr wissen als die Crew funktioniert obwohl die Xindi-Rassen ziemlich klischeebehaftet und die Geschichte damit sehr vorhersehbar ist. Selbst die Ausdehnung an sich (warum ist sie hier und später weg?) ist grundsätzlich gut umgesetzt und passt zu Star Trek. Der Cliffhanger am Ende hingegen ist sowas von massiv unnötig gewesen. Keine Ahnung, was das sollte da noch eine Zeitreise mit Nazialiens dran zu hängen. Aber das ist dann Thema für die 4. Staffel.

Die Handlung an sich war also soweit okay. Blöd nur, dass die Crew der Enterprise weiterhin wenig Charisma ausstrahlt. Das erste Problem ist, dass die Staffel sich fast ausschließlich auf Archer, T’Pol und Trip konzentriert. Die anderen Charaktere sind größtenteils… halt irgendwie so da. Das wird noch erschwert dadurch, dass wir mit den Macos neue Gesichter an Bord haben, die wir ja ebenfalls kennen lernen sollen. Entsprechend blass und wenig spannend sind die paar Konflikte, die dadurch entstehen.

Das zweite Problem ist, dass die drei Hauptcharaktere trotzdem nicht wirklich vorankommen. Meine Beziehung speziell zu Archer wurde höchstens noch schlechter :smile: .

“GRRR – Ich bin total böse!”, sagt die Schmusekatze

Ich hatte ja schon im Eintrag zur 2. Staffel erwähnt, dass ich Archer dieses „Ich bin total zornig und tue definitiv alles, was getan werden muss!” absolut nicht abnehme. Ich sehe da irgendwie immer nur einen Scott Bakula, der die Mundwinkel nach unten zieht und schnelle Drehbewegungen macht. Vielleicht ist hier ein bisschen was an Biss in der deutschen Synchronisation verloren gegangen. Aber die paar Szenen, die ich mir jetzt nochmal im Original angeschaut habe, waren nicht wirklich überzeugender. Schuld daran ist sicherlich auch, dass die ganze Sache mit der Ethik ziemlich mau umgesetzt ist. Selbst der vermeintliche Höhepunkt, das Stehlen der Warpspule, ist so massiv amerikanisch-reingewaschen, dass es auf mich als Zuschauer absolut überhaupt keinen Effekt hat. Solche Situationen hätten viel tragischer, brutaler und reicher an Konsequenzen sein müssen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Bei T’Pol bin ich allerdings zwiegespalten. Das Ganze mit der Drogensüchtigkeit fand ich einfach nur massiv bescheuert. Dass sie eine Beziehung mit Trip anfängt war hingegen nur eine Frage der Zeit. Dann hat er wenigstens mal was Sinnvolles zu tun. Und immerhin ist die Umsetzung glaubwürdiger als in einem 08/15-Hollywood-Liebesfilm. Also nicht so Haudrauf, sondern eine langsame Entwicklung über mehrere Folgen hinweg. Aber abseits davon wirkt sie immer noch die meiste Zeit wie ein unsicheres Reh im Scheinwerferlicht. Da müsst ihr echt mal drauf achten. Diese Kopfbewegung nach unten und die defokussierenden Augen, bevor sie z.B. Konter gibt. Das wirkt schon befremdlich. Ja, es ist damit eine eindeutige Charaktereigenschaft. Keine Frage. Soll vermutlich irgendwie ihre Unsicherheit (sie ist für einen Vulkanier ja noch vergleichsweise jung) oder sowas unterstreichen. Aber in der Häufigkeit wirkt es schon ein wenig unfreiwillig komisch.

Und Charles „Ich bin total wütend, weil meine Schwester tot ist” Tucker III? Joa, das mit der Rachsucht hat wie die Sache mit der Ethik bei Archer ziemlich wenig Auswirkungen. Er schreit den Xindi ein bisschen an, bis sie sich am Ende doch vertragen. Ansonsten? Kann ich mich an nichts Großartiges erinnern. Selbst in seiner Beziehung ist er irgendwie nur eine Nebenfigur, weil die Autoren mehr an T’Pol interessiert sind als an Trip. Das kann ich zwar nachvollziehen – besser wird es dadurch aber nicht :smile: .

Fazit

Unterm Strich stimme ich weiter meinem Ich von 2004 zu: Die 3. Staffel war ein Schritt in die richtige Richtung für die Serie. Der weitere Weg war zwar noch weit. Vor allem an den Hauptcharakteren mussten die Autoren und Schauspieler dringend noch arbeiten, um sie aus der Zweidimensionalität heraus zu holen. Aber nach der wirklich katastrophalen 2. Staffel, wurde endlich ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Und ja, die 4. Staffel hat aus meiner Sicht gut darauf aufgebaut. Dazu aber dann in einem der nächsten Einträge mehr – zum Verfassungszeitpunkt liegen noch drei Episoden vor uns.

(Cover)

Was macht man, wenn man fast das vollständige Autorenteam am Ende der Produktion rauswirft, keinen Ersatz findet (spricht sich ja rum, dass mit den Star-Trek-Jungs schwer zu arbeiten ist) und selbst die angeworbene Prominenz (John Shiban, Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI) vergrault wird, weil ihre Ideen angeblich zu radikal/nicht “Star Trekkie” genug sind? Man macht‘s größtenteils selbst. Das Ergebnis? Eine der langweiligsten Star-Trek-Staffeln voller Einzelepisoden mit unnötigem Fanservice und nur marginaler Rücksicht auf den etablierten Kanon. Ach und am Ende der vollpatriotische Resetbutton aus dem Nichts, damit die Amis ihr nationales Trauma™ in der nächsten Saison auch über ihre Fernsehunterhaltung verarbeiten konnten. Oder auf Hochdeutsch: Willkommen bei Staffel 2 von Star Trek: Enterprise*.

Das Staffelfinale

Fangen wir am besten gleich hinten an mit Die Ausdehnung. Ein fremdes Schiff taucht aus dem Nichts auf und fräst sich von Florida aus nach Süden. Mehrere Millionen Menschen sterben – darunter Trips Schwester (=9/11). Stellt sich heraus, dass eine fremde Rasse namens Xindi (=Al-Qaida) dahintersteckt. Und natürlich spielen auch wieder Zeitreisen eine Rolle. In 400 Jahren würde die Menschheit nämlich die Xindi besiegen und die wollen ihnen jetzt zuvorkommen. Der Angriff war quasi ein Test für eine noch größere Waffe (=WMD), die sie gerade in einem unerforschten Bereich des Weltraums bauen (=Irak). Also wird die Enterprise zurückgerufen, hastig aufgerüstet und macht sich trotz der Ratschläge der Vulkanier (=alle außerhalb der “Koalition der Willigen”) auf in die Ausdehnung, um die Xindi zu suchen.

Keine Ahnung, wann genau das Drehbuch der Folge geschrieben und sie abgedreht wurde. Aber entweder waren Rick Berman & Brannon Braga ziemlich prophetisch unterwegs (die Koalition der Willingen stand bspw. am 21. März 2003 – die Folge wurde bereits am 21. Mai 2003 ausgestrahlt), oder der sogenannte Turnaround war extrem schnell. Zumindest sind die Parallelen zu den Entwicklungen in der realen Welt zu explizit, um Zufall zu sein.

Allerdings jetzt nicht falsch verstehen: Ich hab‘ kein Problem mit Politik in meinen Unterhaltungsmedien. Kunst spiegelt schließlich immer die Zeit wider, in der sie entstanden ist. Die Umsetzung ist jedoch so absolut… ja, amerikanisch trifft es wohl am besten. Also übertrieben emotional, patriotisch und hau-drauf-mäßig. Entsprechend flach kommen auch unsere Hauptcharaktere rüber. Wir haben einen total verbissenen Jonathan Archer, dem ich das irgendwie so überhaupt nicht abnehme (also schauspielerisch). Einen Trip, dem jetzt noch intensive Rachsucht in seinen sowieso schon fragwürdigen Eigenschaftenpool hinzugefügt wird. Einen Dr. Phlox, der als “nicht alle Ausländer sind böse”-Klischee herhalten muss. Und T’Pol kann man relativ einfach als Analogie zu den Briten sehen. Dazu noch die erneut schnelle Aufrüstung des Schiffs – inkl. jetzt Photonentorpedos. Ach ne, entschuldigt. Das sind Photoniktorpedos! Das ist freilich was ganz anderes :roll: . Und als B-Story ein Abschluss der kleinen Klingonen-Geschichte, die von Anfang an massiv an den Haaren herbeigezogen war. Joa, für mich als Nicht-Amerikaner irgendwie nicht viel dran abseits der Optik (Emmy für die besten visuellen Spezialeffekte).

Der Rest der Staffel

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

So viel also zur letzten Folge. Aber was hat die 2. Staffel sonst noch zu bieten? Schauen wir es uns doch mal an:

  • Carbon Creek – T’Pols Verwandtschaft war also schon früher auf der Erde. Mal von den Implikationen abgesehen, dass der eine zurückblieb und sicherlich fleißig Kinder produziert hat, an sich nicht unplausibel. Wir haben die Föderation ja auch schon öfters beim Beschatten von “niederen” Zivilisationen gesehen. Entsprechend tatsächlich eine ganz nette und unterhaltsame Folge.
  • Das Minenfeld – Die Folge aus der Feder des Akte-X-Schreiberlings und als Fanservice der (damals) groß angekündigte Auftritt der Romulaner. Selbstverständlich mit Rücksicht auf die Zeitlinie – deswegen kein Bildschirmkontakt. Sinn machts trotzdem wenig mit T’Pol an Bord. Kann mir doch keiner erzählen, dass die Vulkanier noch nie was von den Romulanern gehört haben. Es ist halt eine Gelegenheit Malcolm Reed, den wir bislang am wenigsten kennen, ein wenig in den Mittelpunkt zu rücken. Aber wirklich besser kennen wir ihn am Ende glaube ich trotzdem nicht. Und so richtig spannend ist die Folge auch nicht.
  • Todesstation – Eine automatische Reparaturstation im All mit einem finsteren Geheimnis. Der Twist ist von weitem zu sehen und die Folge könnte so 1:1 in einer anderen SciFi-Serie auftauchen (wenn sie es nicht sogar schon ist). Und Trip verhält sich mal wieder wie Trip, was jetzt kein wirklich positives Merkmal ist. Optisch schick, inhaltlich okay.
  • Das Urteil“Hey, die Leute fanden Star Trek VI: Das unentdeckte Land cool. Vor allem die Gerichtsszene. Lasst uns sowas in der Art doch nochmal machen! Aber bitte aufs Budget achten! Vielleicht findet ihr im Lager ja auch noch ein paar Reste des Sets des Gefängnisplaneten Rura Penthe!”. Alter Schwede, was für eine Folge. Kommt aus dem Nichts, hat Logiklücken von vorne bis hinten (wie hat Duras Archer gefangen? Wie ist die Crew der Enterprise auf und von Rura Penthe wieder runtergekommen? Usw.) und scheitert selbst am Fanservice (die Gerichtsszenen sind dämlich). Wirkt wirklich von vorne bis hinten wie ein billiger Abklatsch des (fantastischen) Films.
  • Cogenitor – Neue Kulturen kennen- und den Umgang mit diesen zu erlernen ist das A und O von Star Trek. Insofern ist die Grundidee dieser Folge mit einer dreigeschlechtlichen Rasse, die ihre(n) Mittelsmannfrau nur als Ding ansieht durchaus passend. Dass Menschen darauf komisch reagieren ebenfalls. Aber warum musste es schon wieder der völlig unsympathische Trip sein, der in die Hauptrolle schlüpft? Das Ergebnis ist eine „Trip macht Sachen“-Folge, die wir im Prinzip jetzt schon mehrfach in dieser Serie gesehen haben und der Thematik eher geschadet als geholfen hat.
  • Regeneration – Die Grundidee auf den Nachwehen von Star Trek: Der erste Kontakt aufzubauen, ist erstmal nicht schlecht. Dass daraus jetzt irgendwelche Zeitparadoxen entstehen (Qs Eingriff ist nicht mehr die erste Borgbegegnung), ist ebenfalls logisch und tatsächlich vernachlässigbar. Das haben schließlich die Borg schon vorher verbockt. Wobei der Wink mit dem Zaunpfahl am Ende (“Das Signal wird erst in 200 Jahren im Delta-Quadranten ankommen.”) echt ziemlich übertrieben war. Aber mit Subtilität hat es die Serie sowieso nicht so sehr. Und es ist auch sehr cool, dass wir am Anfang vergleichsweise viel Zeit mit den Wissenschaftlern auf der Erde verbringen. Als (erfahrene) Zuschauer wissen wir zwar was kommt, aber gerade das macht es sogar noch spannender. Leider kann der Rest der Folge dieses Niveau nicht halten und produziert stattdessen lieber haufenweise Löcher, durch die ganze Sternenflotten passen würden. Die Crew der Enterprise hat es einfach viel zu leicht die Borgs zu besiegen.
  • Kopfgeld – Jetzt dichten wir T’Pol also schon ein künstliches Pon Farr (=Vulkanischer Paarungstrieb) an, um ihren Charakter noch mehr ins Lächerliche zu ziehen und zu sexualisieren. Herrgott nochmal. Was eine Folge zum Fremdschämen. Wüsste gerne, was Regisseurin Roxann Dawson (B’Elanna Torres) beim Lesen des Drehbuchs gedacht hat.

Fazit

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Wenn ich so negativ über eine Staffel schreibe, stelle ich mir mittlerweile die Frage: War die Staffel wirklich so schlecht? Oder liegt es vielleicht an der Star-Trek-Druckbetankung, die ich mit Lysanda jetzt seit über zwei Jahren mache? Bin ich deshalb so negativ eingestellt, weil ich insgeheim dem Ganzen überdrüssig bin? Oder war Star Trek vielleicht schon immer nur mittelmäßiges Fernsehen und wir fanden es halt damals gut, weil es nichts anderes gab? Taugt das Franchise im Ganzen quasi gar nichts und wir behalten nur die paar Leuchtfeuer in Erinnerung? Die paar wirklich guten Folgen/Filme.

Doch dann fällt mir wieder ein, dass die Zuschauerzahlen schon seit einigen Jahren im steten Fall waren. Ich bin also wahrlich nicht allein in dem Gefühl, dass Star Trek zu dieser Zeit extrem nachließ. Es liegt somit nicht grundsätzlich an Star Trek, sondern einfach an den Verantwortlichen, denen auf der einen Seite die Ideen ausgingen und auf der anderen aber keine neuen Impulse zuliessen. Insofern: Staffel 2 ist handwerklich an sich völlig okay. Aber inhaltlich hat sie irgendwie so gut wie überhaupt nichts zu bieten und bringt die Serie wenig bis gar nicht voran. Ich war also in dem Sinne nicht froh, dass sie endlich vorbei war. Es war mir schlicht und einfach nur egal.

Lassen wir sie also nun hinter uns und schauen stattdessen, ob meine positive Erinnerung an die 3. Staffel noch berechtigt ist. Denn Azzkickr hat definitiv recht: Die letzten beiden Staffeln der Serie werden vor allem durch eine stetige Eskalation und viel Action geprägt, die die Crew an ihr moralisches/ethisches/menschliches Limit bringen soll.

(Cover)

Es ist soweit. Lysanda und ich sind bei der letzten Serie der “Rick-Berman-Ära” angekommen: Star Trek: Enterprise* – wobei in den ersten beiden Staffeln noch das “Star Trek” im Titel fehlte. Nach dem Ende von Star Trek: Voyager, flimmerte 2001 die erste Folge über den Bildschirm. Paramount hatte sich nämlich bewusst dagegen entschieden die Serie parallel zu Star Trek: Voyager zu starten. Ganz vorne am 26. September 2001 mit dabei? Ich! Dank der Wunder des noch vergleichsweise jungen Internets konnte ich mir damals jede Episode bereits wenige Stunden nach der Erstausstrahlung ansehen. Hach, wie schön wäre es doch tatsächlich in einer globalisierten Welt ohne Ländergrenzen zu leben…

Es ist damit auch tatsächlich die einzige Star-Trek-Serie, bei der ich live und in Farbe dabei war. Alle anderen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal komplett gesehen. Hier wartete ich hingegen jede Woche gespannt auf den Link. Bei genauerer Überlegung dürfte es sogar unabhängig von Star Trek bislang die einzige Serie sein, die ich so erlebt habe. Ihr braucht aber jetzt keine Angst zu haben, dass ich dadurch nun einen verklärten Blick auf die Reise von Captain Jonathan Archer und seiner Crew hätte. Im Gegenteil: Es ist die Crew der “alten” Trek-Serien, zu der ich den wenigsten Bezug habe.

Die Produktion

Erdacht von Rick Berman und Brannon Braga, sollte die Serie frischen Wind ins Franchise bringen. Schließlich waren die Einschaltquoten nicht erst seit Star Trek: Voyager stark rückläufig. Der Ansatz war entsprechend radikal: Näher an der heutigen Zeit mit Charakteren, die noch nicht rundgeschliffen und damit – zumindest so der Gedanke – nahbarer für uns 08/15-Menschen sind. Dazu ein stärkerer Fokus darauf, genau mit diesen Charakteren Geschichten zu erzählen. Eine (völlig unnötige) Prise Sexappeal mit reingemischt (T-Pol im engen Anzug und fragwürdigen Szenen) sowie als Tüpfelchen auf dem “i” noch ein Popsong als Intro und eben auch das Fallenlassen des “Star Trek” im Titel. Es sollte eine Serie werden, die sich nicht nur an nerdige Trekkies richtet, sondern (übertrieben gesagt) den sportbegeisterten Partymacher ebenfalls überzeugen kann.

Das “alles neu” ging sogar soweit, dass bei der ersten Staffel sehr viele Autoren mit dabei waren, die zuvor noch kein Star-Trek-Drehbuch verfasst hatten. Also zumindest offiziell. Keine Ahnung, ob der ein oder andere nicht schon eine Fanfic in der Schublade hatte :smile: . Dass davon am Ende der 26 Folgen nur noch einer übrig blieb… nun, ich gebe die Schuld dafür mehr Berman und Braga als den Drehbuchverfassern.

Die Prämisse

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Die Idee, die Anfangszeit der tiefen Weltraumerforschung zu zeigen war auf dem Papier ja nicht schlecht. Der Popsong ist jetzt zwar nicht so meines, aber Neulinge brauchten nicht so viel Hintergrundwissen und Fans konnten sich trotzdem über zahlreiche “Ah, das kenn ich”- bzw. “So ist das also entstanden”-Momente freuen. Und es ist eben alles noch etwas rauer, haptischer und unerforschter. Keine oberste Direktive, sondern nur (mitunter fehlgeleiteter) menschlicher Idealismus. Kein immer funktionierender Universalübersetzer, was entsprechend interessante Situationen erzeugt. Kein waffenstrotzendes und übermächtiges Flaggschiff, das es mit jeder Gefahr aufnehmen könnte. Ach und keine Touchscreens sowie nur begrenzte Computersprachsteuerung. Dementsprechend waren auch alle Sets komplett neu. Ein Recycling bestehender Sachen war unter den Umständen schlicht nicht möglich. Die Optik der Serie wurde übrigens von U-Booten und ihren Besatzungen inspiriert.

Geholfen hat dieser radikale Neuanfang am Ende leider nichts. Die erste Absetzung nach der 2. Staffel überlebte die Serie zwar dank der Fans und ab Staffel 3 ging die Qualität steil nach oben. Aber am Ende der 4. Staffel war dann trotzdem Schluss, weil die Zuschauer weiterhin ausblieben. Übrig blieb im kollektiven Gedächtnis stattdessen die größte Sauerei aller Zeiten. Doch dazu mehr, wenn wir dann bei besagtem Serienfinale angekommen sind. Werfen wir stattdessen jetzt mal einen Blick auf

Der Einstieg

In der Konzeptionsphase wurde wohl kurz darüber nachgedacht die erste Staffel komplett auf der Erde spielen zu lassen. Quasi den Bau der Enterprise NX-01 und ihres Warp-5-Antriebs zu verfolgen und dann im Staffelfinale ins All aufzubrechen. Klingt zugebenermaßen ziemlich langweilig. Wäre vermutlich auf irgendwelche Konfrontationen mit den Vulkaniern rausgelaufen und/oder Rekrutierungsfolgen in denen Archer lang und breit seine Crew zusammensucht. Entsprechend bin ich Paramount nicht böse, dass sie gegen diese Idee ein Veto eingelegt haben. Warum aber der Temporale Kalte Krieg abgesegnet wurde, verstehe ich nicht. Als hätten wir nicht schon genug Zeitreisemist im Star-Trek-Universum, kommen sie jetzt daher und machen es zur Basis einer ganzen Serie. Und was ich so von Star Trek: Discovery gehört hab’, wird das auch in New Trek eher schlimmer als besser…

Naja, immerhin ist der Konflikt mit den Suliban als eine Fraktion im Temporalen Kalten Krieg jetzt nicht ganz uninteressant. Speziell die “menschliche” Seite mit den Auswirkungen der terroristischen Kabal auf das Ansehen der restlichen Vertreter der Spezies. Und der Krieg – so doof ich ihn grundsätzlich finde – bleibt bis zum Ende der Serie Thema. Insofern lassen wir das mal so stehen.

Was mich da an der ersten Staffel – neben der unnötigen Sexualisierung von T’Pol – entsprechend mehr störte, war die aus meiner Sicht zu schnelle technische Entwicklung. Ähnlich wie bei Star Trek: Voyager (=mit begrenzten Ressourcen in einer feindlichen Umgebung) ist auch bei Enterprise das Kommittent zur Prämisse leider nicht ganz so hoch, wie ich es gerne gehabt hätte. Transporter, (Schiffs-)Phaser, Kraftfelder – ja, es ist technisch gesehen alles neu bzw. kommt erst im Laufe der Staffel dazu. Aber zum einen geht mir das Hochrüsten irgendwie zu schnell – wir lernen die eigentliche Enterprise quasi gar nicht erst kennen -, und zum anderen funktioniert es gleich zu gut. Und das “Hülle polarisieren” ist doch im Prinzip nur eine Ausrede dafür nicht “Schilde hoch” zu sagen. Ich hätte es besser gefunden, wenn das alles etwas langsamer vonstatten geht inkl. den dazugehörigen Szenarien, die daraus entstanden wären.

Unterhaltsam

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Lassen wir meine grundsätzliche Kritik außen vor, war die erste Staffel inhaltlich tatsächlich soweit okay. Die Zeit verging bis auf wenige Ausnahmen (Lautloser Feind, Desert Crossing und Verschmelzung) zügig und ohne große Langeweile.

Die echten Highlights lassen sich zwar an einer Hand abzählen, doch das Niveau des Rests ist eben auch nicht unterirdisch schlecht. Hervorheben muss ich dabei selbstverständlich alles mit Jeffrey Combs (Doppeltes Spiel, Im Schatten von P’Jem und Raumpiraten). Umso mehr schmerzt es zu wissen, dass sie ihn in Staffel 5 auf die Enterprise holen wollten. Man hätte dem Multitalent echt eine eigene Star-Trek-Serie geben sollen – in der er jede einzelne Rolle selbst gespielt hätte :smile: . Aber auch die Data… (Datas Tag) äh Phlox-Folge Lieber Doktor oder Der kalte Krieg sind wirklich gelungene Star-Trek-Unterhaltung, die sich nicht vor den anderen Serien verstecken müssen.

Fazit

Unterm Strich muss ich sagen, dass Enterprise tatsächlich hinter Star Trek: Deep Space Nine die bislang beste Einstiegsstaffel hatte. Was bei genauerer Überlegung sicherlich auch daran liegt, dass es eben hauptsächlich Charakterfolgen sind. Als Zuschauer kenne ich am Ende der 26. Episoden die Hauptdarsteller nicht nur schon sehr gut – sie haben auch bereits die ersten Entwicklungen durchgemacht. Und auch der rote Faden geht überraschend wenig verloren. Es sind zwar trotzdem hauptsächlich Einzelepisoden, aber es fühlt sich doch wesentlich zusammenhängender an. So könnte es definitiv weitergehen. Leider tut es das nicht, wenn ich mich korrekt an die 2. Staffel erinnere… Vielleicht täuscht sich meine Erinnerung ja. Das sehen wir dann in einem der nächsten Einträge.

PS: Das “aktuell” im Titel habt ihr Lysanda zu verdanken. Beim Brainstorming meinte ich, dass “allererste Sternenreise” möglicherweise in ein paar Jahren veraltet ist. Kann ja sein, dass Paramount eine Serie raushaut, die zeitlich NOCH früher spielt. Also befah… äh schlug sie vor das einfach kenntlich zu machen. Was tut man nicht alles für eine gute Beziehung :wink: .

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