Spiele hier, Spiele da. Immer nur Spiele. Das kann ja nicht angehen. Da muss man was gegen tun, sag’ ich! Und da ein Extrem nur durch ein anderes Extrem ausgeglichen werden kann (behaupte ich jetzt einfach mal), geht es im heutigen Eintrag gleich um drei Sachen, die überhaupt nichts mit Spielen zu tun haben.

Der Film

Zuerst widmen wir uns einem 46 Jahre alten Film, der sich mal wieder mit einem realen Ereignis aus dem zweiten Weltkrieg beschäftigt. Statt der Schlacht von Pearl Harbor oder dem D-Day, geht es hier jedoch um eine nicht ganz so allgemein bekannte Begebenheit, da sie nicht ganz so immens große Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatte: Die finale Schlacht des deutschen Panzerschiffs Admiral Graf Spee vor dem Rio de la Plata.

Panzerschiff Graf SpeePanzerschiff Graf Spee (Orig.: The Battle of the River Plate, 1956) – Die Admiral Graf Spee war eines von drei Kriegsschiffen, die Deutschland nach der Niederlage im 1. Weltkrieg bauen durfte. Sie wurde 1936 in Dienst gestellt und wurde noch vor Beginn des Krieges in den Südatlantik geschickt. Hitler rechnete fest damit, dass England nach der Invasion von Polen in den Krieg eintreten würde und da England nur über das Meer versorgt werden konnte, wollte er schon frühzeitig dafür sorgen, dass die Nachschubwege lahmgelegt werden würden.

Ein Mittel dafür waren die U-Boote, das zweite die mächtigen Panzerschiffe mit einer Geschwindigkeit und Bewaffnung, die zu diesem Zeitpunkt von keinem anderen seefahrenden Land übertroffen werden konnte. Entsprechend erfolgreich verlief anfänglich die Kaperfahrt nach Kriegsausbruch am 1. September 1939. Insgesamt neun Schiffe mit einer Tonnage von über 50.000 BRT wurden bis Anfang Dezember von ihr versenkt. Der Film beginnt mit dem Untergang der Africa Shell, Schiff Nr. 6, und der Gefangennahme ihres Kapitäns und macht dann einen kleinen Zeitsprung zur finalen Treibstoffbefüllung durch die Altmark. Statt jedoch den Treibstoff zu nutzen, um direkt nach Deutschland zurück zu reisen, fuhr Kapitän Langsdorff nach Südamerika.

Die Schlacht vor dem Rio de la Plata

Natürlich blieb die Graf Spee (im Film dargestellt durch den US-Kreuzer USS Salem), trotz aller Tarnung — sie fuhr unter wechselndem Namen und Beflaggung — dem Gegner nicht verborgen. Dieser wiederrum, zumindest zeigt es so der Film (tatsächlich fand das dargestellte Treffen nie statt, es dient nur dazu den Zuschauer die Sachlage zu erklären), ahnte den nächsten Zug von Langsdorff voraus und legte ihm in der Mündung des Rio de la Plata an der Ostküste Südamerikas eine Falle. Beteiligt waren die HMS Achilles (spielt sich tatsächlich selbst!), die HMS Exeter (dargestellt durch die HMS Jamaica) und die HMS Ajax (dargestellt durch die HMS Sheffield).

Ja, die Seeschlacht wurde tatsächlich nicht nur mit echten Schiffen nachgestellt, sie läuft in den ersten Minuten sogar in Echtzeit so ab, wie in den Protokollen damals festgehalten. Doch leider geht der Film hier dann trotz allem Realismusanspruch nicht weit genug: Die Aufnahmen von den Brücken der Schiffe wurden in den Pinewood Studios in London getätigt. Sie wirken entsprechend deplatziert und teilweise sogar surreal, da ihr immer nur einen Blickwinkel gezeigt bekommt. Geht ja auch nicht anders, schließlich würde man ja sonst merken, dass auf der anderen Seite eben keine Schiffe sind. Vom komischen Gespritzte des Wassers im Hintergrund ganz zu schweigen. Da der Film nicht in Schwarz/Weiß gedreht wurde, fällt dieses Problem noch stärker auf. Nichtsdestotrotz ist die 15-Minütige Schlacht ganz klar der Höhepunkt des Films, obwohl die Spannung nicht durch unzählige Explosionen, sondern vornehmlich durch die Dialoge erzeugt und aufrechterhalten wird.

Einseitig

Bild aus Panzerschiff Graf SpeeSchade nur, dass alles ausschließlich aus Sicht der Alliierten gezeigt wird. Die Deutschen kommen nach Akt 1 nicht mehr wirklich zur Geltung. Dabei war nicht nur die Admiral Graf Spee an sich interessant, sondern auch ihr Kapitän Hans Langsdorff. Seine Darstellung im Film ist nämlich keineswegs übertrieben. Er war wohl auch im wirklichen Leben kein böser Nazi (selbst bei der Beerdigung der Toten nach der Schlacht hat er keinen Hiltergruß gemacht), sondern Gentleman und Seemann, der sowohl seine Mannschaft als auch seine Gefangenen mit gebührendem Respekt behandelte und ihr Wohl über alles stellte. Die überlebenden Besatzungsmitglieder bewundern ihn noch heute.

Doch das hat alles nicht viel genützt. Zwar konnten die Alliierten die Graf Spee bei Rio de la Plate nicht versenken und diese ins neutrale Montevideo fliehen. Aber das Land gab dem Kapitän nur 72 Stunden, um die nötigsten Reparaturen durchzuführen und dann wieder auf die hohe See zu verschwinden. Dort warteten die Engländer auf ihn. Theoretisch hätte die Flucht wohl gelingen können, aber die Briten verbreiteten absichtlich unverschlüsselt, dass sich noch wesentlich mehr Schiffe in der Zwischenzeit eingefunden hätten. So blieb Langsdorff keine andere Wahl als dafür zu sorgen, dass das Schiff nicht in feindliche Hände fällt. Er ließ den größten Teil der Crew in Montevideo vom Schiff gehen und die wichtigsten Bauteile zerstören, fuhr zum Ende der Deadline aus dem Hafen, schlich sich zusammen mit der übrigen Mannschaft von Bord und versenkte das Schiff dank mehrerer strategisch platzierter Sprengladungen.

Das Schiff liegt bis heute im nur acht Meter tiefen Wasser und wird seit 2004 Stück für Stück abgebaut, da es den Schiffsverkehr behindert. Langsdorff beging hingegen kurze Zeit später Selbstmord. Ob auf Befehl oder aus anderen Gründen ist nicht genau bekannt und dieser Abschnitt wird auch im Film nicht gezeigt. Er endet mit einem letzten Dialog zwischen dem Kapitän der Africa Shell und Langsdorff. Aber auch dieser dritte Akt ist spannend gestaltet und vermittelt sehr gut, wie der Verhandlungspoker zwischen allen Beteiligten abgelaufen ist und welches Großereignis die Ankunft der Graf Spee im Hafen für die Stadt war.

Die Technik

Positiv zu erwähnen ist auch noch, dass die Blu-Ray-Fassung komplett restauriert worden ist und wirklich sehr gut aussieht. Satte Farben, scharfe Bilder und für so einen alten Film vergleichsweise wenige Artefakte dominieren das Bild. Leider wurde diese Sorgfalt nicht auch auf den Ton übertragen. Der wurde anscheinend überhaupt nicht angefasst und ist entsprechend stark verrauscht und dumpf, was vor allem in den Gefechtsszenen das Verständnis erschwert.

Bagdadsoftware meint: An die Qualität eines Der längste Tag, Das Boot oder Tora! Tora! Tora! kommt Panzerschiff Graf Spee nicht ganz heran. Dafür ist die Sicht der Dinge dann doch zu Einseitig und stören die Studioaufnahmen zwischendrin zu sehr das Gesamtbild.

Dennoch merkt man denke ich daran, dass ich vornehmlich die Geschichte des Schiffs wiedergegeben habe, dass der Film wie viele aus dieser Zeit ein richtig guter und vor allem authentischer Kriegsfilm ist, der keine Seite unrealistisch weit hervorhebt, sondern sich soweit wie möglich an die Fakten hält — und dabei trotzdem sehr spannend ist. Diese Art von Dokudrama gibt es heutzutage aus mir unbekannten Gründen einfach nicht mehr. Entweder es wird nur eine richtige Dokumentation oder es ist patriotischer Mist ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Abläufe.

Wer sich für die Geschichte der Admiral Graf Spee oder allgemein für diese Art von Kriegsfilm interessiert und mit dem gemächlicheren Tempo solch älterer Produktionen kein Problem hat, der muss sich diese 2 Stunden entsprechend unbedingt anschauen. Allen anderen bleibt wohl nur die Filmumsetzung des gleichnamigen Brettspiels Battleship, wenn sie eine effektreiche Seeschlacht sehen wollen.

4 von 5 Sics

Das Buch

Ich hab’ aber in letzter Zeit nicht nur ein paar Filme geschaut (und viele Spiel gespielt), sondern auch meinen Nachttisch mal wieder etwas abgearbeitet. Darauf lag auch ein Buch, das mich schon länger stark interessiert hat. Zahlreiche andere, halb angefangene Bücher verhinderten aber bislang, dass ich mich ihm widmete. Ich würde aber diese Zeilen natürlich nicht schreiben, wenn ich es nicht doch mittlerweile geschafft hätte es durchzulesen. Hier entsprechend der Erfahrungsbericht:

JPodJPod (Douglas Coupland, 2006) – In seinem Review bezeichnete der englische Guardian das Buch als das “Microserfs der Google Generation”. Und tatsächlich finden sich viele Parallelen zwischen JPod und Couplands Werk von 1995, in dem die Hauptrolle eine Gruppe von Microsoft-Entwicklern spielt. Dieses Mal geht es jedoch um das Leben einer Handvoll von Spieleentwicklern, die bei einer fiktiven Firma an einem Skateboard-Spiel namens “BoardX” arbeiten und sich ein eigenes Büro teilen. Und da alle Beteiligten einen Nachnamen beginnend mit dem Buchstaben “J” haben, heißt dieses Büro “JPod”.

Verwirrend, komisch, anders

Wie es sich für einen Roman von Douglas Coupland gehört, hört sich die Prämisse im ersten Moment normaler an, als sie tatsächlich ist. Allein die Szenen im JPod werden mit Fortschreiten der Handlung immer absurder und zeichnen das Bild einer fremdgesteuerten Gruppe von Leuten, die zwangsweise miteinander auskommen muss und sich mit allerlei Blödsinn von der Tatsache ablenkt, dass ihre Anwesenheit in der Firma vollkommen unwichtig ist und das obere Management völlig blödsinnige Entscheidungen trifft. Da werden Liebesbriefe an Ronald McDonald verfasst, seitenweise Zahlenreihen ausgedruckt, in denen man ohne Suchfunktion die eine Abweichung gefunden werden soll und eine Umarmungsmaschine für autistische Entwickler gebaut.

Und an allem darf man als Leser live teilhaben. Egal ob es Spammails, Wörterlisten, E-Mails oder besagte Zahlenreihen sind: Alles ist, wie schon bei Microserf, auch tatsächlich auf den 576 Seiten abgedruckt, um dem Leser das Gefühl zu geben selbst Teil des JPods zu sein. Dazwischen erwarten einen mit Pop-Culture-Referenzen durchzogene, mitunter sehr satirische Dialoge sowie die eigentliche Geschichte.

Keine Komödie

Die Geschehnisse innerhalb des JPods sind nur die Spitze des Eisbergs. Was speziell der als zentraler Hauptcharakter agierende Ethan Jarlewski so im Laufe der Zeit erlebt, ist eine Verrücktheit nach der anderen. Dabei ist er noch der Normalste aller Charaktere. Bestes Beispiel ist John Doe, ein vollkommen durchschnittlicher Typ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als Kind von lesbischen Eltern das Opfer einer abnormalen Erziehung, versucht er die ersten Jahre seines Lebens dadurch zu kompensieren, dass er in allen seinem Tun es dem amerikanischen Durchschnitt nachmacht.

Cover von MicroserfsTrotz der schrägen Situationen und Charaktere, driftet das Buch jedoch zu keinem Zeitpunkt in eine Komödie ab. Coupland gibt die Geschichte mit einem absolut ernsten Gesicht und tut so, als wäre die ganze Sache ganz normal. Da geht es selbst nach einem Mord im eigenen Elternhaus nur um die Frage, wie man am besten die Leichte wegschafft. Aber was will man von einer Familie erwarten, wo der mit dem eigenen Bruder befreundete chinesische Sklavenhändler der beste Kumpel ist, den man haben kann. Das Ganze geht soweit, dass sogar Douglas Coupland selbst eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte übernimmt — vom Hauptcharakter als arrogantes Arschloch dargestellt.

Bagdadsoftware meint: Douglas Coupland hat schon immer seinen ganz eigenen, sehr experimentellen und teils auch sehr verwirrenden Stil. Doch so Abstrus seine Werke auch sind, sie spiegeln in gewisser Weise doch immer die Gedankenwelt eines bestimmten Typus von Leuten wider. Egal ob es Generation X, Generation A, Software-Entwickler oder eben Spieleentwickler sind, irgendwie hat man am Ende doch das Gefühl mehr über sie zu wissen.

Im Vergleich zu Microserfs, muss JPod jedoch ganz klar Federn lassen. Statt des nervigen Ego-Trips, hätte Coupland lieber den anderen Charakteren noch mehr Leben einhauchen sollen. Sie alle bleiben das gesamte Buch hinweg irgendwie auf der Stelle stehen und entwickeln sich nicht wirklich weiter. Dadurch wird wiederrum das Gefühl verstärkt, dass es dem Buch an einem roten Faden fehlt. Natürlich gibt es eine zentrale Geschichte, die sich von vorne nach hinten durchzieht. Doch es sind sehr viele Brüche drin, was auch mit an den vielen sinnlosen Unterbrechungen mit den erwähnten, seitenweise langen Abdrucken irgendwelcher Dokumente zusammenhängt.

Was bleibt ist zwar nicht Couplands schwächstes Werk (das ist aus meiner Sicht Generation X), ein Microserfs 2.0 ist es jedoch auch nicht geworden. Wer Couplands Stil mag, der wird auch mit JPod ein Stück weit glücklich. Alle anderen sollten entweder ganz die Finger davon lassen oder zuerst Microserfs lesen und schauen, ob ihnen überhaupt gefällt, was der Herr so von sich gibt. Es ist definitiv eine gewöhnungsbedürftige Schreibe.

3 von 5 Sics

Übrigens gab es auf CBS Television auch Anfang 2008 eine äußerst kurzlebige Fernsehserie mit dem Titel jPod (kleines “J”). Nach 13 Folgen und einem äußerst fiesen Cliffhanger war aber auch schon wieder Schluss. Selbst gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber sie wurde von Kritikern hochgelobt und der Tod kam — wie so oft, bei solchen Serien — durch eine Verlegung der Sendezeit auf Freitagnacht. Eine Zeit, zu der die Einschaltquoten immer gering sind. Es gab danach auch wie bei Firefly & Co. einen Fanprotest, aber bewirkt hat er nichts.

Das Album

Jetzt hatten wir etwas zum Anschauen, etwas zum Lesen, fehlt noch etwas zum Hören. Passenderweise ist vor kurzem das neuste Album einer meiner Lieblingsbands erschienen, das ich mittlerweile schon mindestens 10mal rauf- und runtergehört habe. Aber ist es wirklich so gut?

The Offspring - Days Go ByDays Go By (The Offspring, 2012) – Vor bald vier Jahren habe ich euch an dieser Stelle im Rahmen meines Fernstudiums das achte Album der Punkrockband vorgestellt. Seit einer Woche ist nun Album Nr. 9 im Handel erhältlich. Es trägt den Titel “Days Go By” und umfasst erneut 12 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von knapp 43 Minuten. Aber lohnt sich das Anhören überhaupt?

Hart rein, sanft raus

Wie schon bei Rise And Fall, Rage And Grace, verzichten auch dieses Mal wieder die Kalifornier darauf euch gleich von Beginn an zu erschrecken. Stattdessen erwarten euch zwei klassische Songs, die durch und durch dem gewohnten Offspring-Sound entsprechend. Speziell Secrets From The Underground, welches sich mehr als offensichtlich mit den Occupy-Protesten beschäftigt, ist Punk Rock vom feinsten und ein Track, der einem sofort ins Blut übergeht. So könnte es gerne weitergehen.

Stattdessen aber fängt nun der eher experimentelle Teil des Albums an und das hohe Tempo wird stark gedrosselt. So klingt die Single Days Go By eher nach einem seichten Rocksong als nach Offspring und Curising Calfornia (Bumpin’ In My Truck) ist ein sinnloser Party-Track, der wohl an “Pretty Fly (For A White Guy)” erinnern soll, aber dessen Qualität nicht erreicht. Genauso wenig wie OC Guns, das zweite von drei “Spaß”-Liedern auf der Platte.

Zum Glück geht es nach diesen Durchhängern zum Ende hin wieder aufwärts. Auch wenn es fragwürdig ist, dass die Band den Track Dirty Magic vom Album Ignition recycelt (allerdings neu eingespielt). Seine Wirkung verfehlt er genauso wenig wie Slim Pickens Does The Right Thing And Rides The Bomb To Hell, dem gelungenen Abschluss der CD, der wieder ganz klar die Stärken der Truppe in den hervorhebt.

Bagdadsoftware meint: The Offspring ruht sich definitiv nicht auf ihren vergangenen Erfolgen aus und versucht stattdessen sich immer wieder musikalisch weiterzuentwickeln, ohne aber die langjährigen Fans zu verschrecken. Anders als bei Rise And Fall, Rage And Grace, ist ihnen das mit Days Go By aber nicht ganz so gut gelungen. Speziell die mittelmäßigen “Fun”-Lieder vermiesen einem den Hörgenuss, auch wenn der ein oder andere diese Lieder spätestens seit Americana als Teil des musikalischen Stils der Band ansieht.

Das ist schade, da die reinen Punkrock-Lieder, allen voran das bereits erwähnte Secrets From The Underground, wieder einmal deutlich machen, dass die 28 Jahre alte Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört und es immer noch drauf hat. Unterm Strich bleibt ein Album, dessen Kauf für Fans Pflicht ist, aber bei dem man das ein oder andere Lied in der Mitte leider beim wiederholten Anhören einfach überspringen wird.

4 von 5 Sics

Und damit habe ich meine Mindestanzahl an Wörtern für heute erreicht, überschritten und völlig in den Boden gestampft. Bleibt nur noch zu sagen: Bis Donnerstag!

Sicarius

Lesespaß

Dieser Eintrag wurde am 3. März 2012 verfasst.

Jetzt bin ich seit fast vier Wochen auf Kur, hatte extra drei dicke Bücher mitgebracht und was hab’ ich gelesen? So gut wie nix! Dabei gab es viele, die mir im Vorfeld gesagt haben, dass ich mich hier auf der Kur nur langweilen würde. Da sieht man mal wieder, wie gut man von sich selbst auf andere schließen kann. Nämlich gar nicht. Aber das Thema hatten wir ja schon. Wie gut, dass ich auf diese Leute wie immer nicht gehört habe und stattdessen wie gewohnt offen an sich Sache heran gegangen bin :smile: .

Aber auch wenn ich nicht ganz so viel gelesen habe, will ich euch heute trotzdem ein Buch vorstellen. Das liegt nämlich schon etwas länger auf meinem Nachttisch (sowohl hier, als auch Zuhause) und gehört zu der Art von Büchern, die man auch schon nach der Hälfte der 772 Seiten rezensieren kann:

The Guide to Classic Graphic AdventuresThe Guide to Classic Graphic Adventures – Wie man dem Namen entnehmen kann, handelt es sich um ein englischsprachiges Buch über klassische Grafikadventures, auch wenn hier und da auch ein Textadventure (beispielsweise die erste Zork-Trilogie) besprochen wird, um einen Kontext herzustellen. Es ist jedoch kein “Erst kam A mit diesen und jenen Features und als dann Designer C die tolle Idee hatte die Features G und H zu bauen, ging es über in die Ära J”. Stattdessen erwartet euch mehr ein Lexikon, in dem mehr als 300 der mehr oder wenige einflussreichen Grafikadventures von damals bis heute (der aktuellste Titel im Buch ist Gemini Rue) behandelt werden.

Der Fokus liegt jedoch ganz klar auf der goldenen Ära der Grafikadventures, sprich 1984 bis 2000. Unterteilt ist das Werk größtenteils nach Entwicklerstudios, angefangen bei Sierra über Studios wie Lucas Arts, Legend Entertainment, Westwood, MicroProse oder Pendulo Studios bis hin zu Microids. Danach folgen ein paar zusammenhängende Titel wie die Discworld-Spiele oder die Myst-Serie, bevor am Ende noch ein paar einzelne Spiele behandelt werden, darunter Toonstruck, A Vampyre Story oder auch der Blue Byte-Klassiker Chewy: Escape From F5. Jedes Studio und auch jede größere Serie werden außerdem mit einem längeren Vorwort bedacht, um zusätzliche Hintergründe zu liefern. Und wenn es gar “obskure” Versionen gab — betrifft vor allem japanische Ports des jeweiligen Titels –, dann geht er auch darauf noch ein.

Die Texte

Durch seinen klar gestaffelten Aufbau funktioniert das Buch entsprechend sowohl als Nachschlagewerk, wenn man mal was schnell wissen will, als auch als en Titel, den man von vorne nach hinten durchlesen kann, um die ultimative Adventure-Dröhnung zu erhalten. Letztere Variante bevorzuge ich :smile: . Zwar gibt es hier und da redundante Informationen, weil eben jeder Bericht auch für sich selbst stehen soll. Es hält sich jedoch absolut im Rahmen.

Wer die Hardcoregaming101.net kennt, der weiß auch bereits was ihn in Sachen Text im Buch erwartet. Einige sind sogar auf der Webseite bereits vorhanden und wurden für das Lexikon nur korrigiert und entweder erweitert oder teilweise sogar etwas gekürzt. Je nach Spiel, erwarten euch halb- bis mehrseitige Artikel, die man durchaus ein wenig mit einem Test vergleichen kann. Der Autor, Kurt Kalata, erklärt euch, um was es geht, wie es sich spielt und wie es aussieht. Dabei bewertet er auch relativ objektiv alle Aspekte des jeweiligen Titels. Sprich wie gut ist die Story, wie gelungen die Rätsel, wie abstoßend die Grafik (sowohl aus damaliger, als auch aus heutiger Sicht). Er versucht aber auch immer das Spiel in einen Kontext zu bringen. Bevorzugt im Vergleich zu den anderen Titeln des jeweiligen Entwicklers. Dadurch erhaltet ihr einen guten Überblick darüber, wie sich die jeweilige Firma über die Zeit weiterentwickelt hat. Aber natürlich schaut er sich auch an, was sonst so damals im Genre Gang und Gebe war und lobt und kritisiert entsprechend. Das macht die Sache noch einmal interessanter.

Kleine Problemecken

Ein paar Punkte gibt es an The Guide To Classic Graphic Adventures aber auch zu kritisieren. Es handelt sich hier um ein Softcover-Buch im B5-Format, sprich es ist nicht ganz so hoch und breit wie ein A4-Blatt. Da es “nur” 772 Seiten hat, ist es gerade noch zu handhaben, wobei das Lesen ohne Unterlage sehr schnell sehr anstrengend wird. Seiten zurückzuschlagen ist nicht zu empfehlen, denn zum einen ist das Buch einfach zu dick dafür und zum anderen ist die Bindung sehr empfindlich. Allein durch das freie Halten und das dadurch auf den Buchrücken drückende Gewicht, löst sich das Buch von der Mitte aus zügig in seine Bestandteile auf, wie ich leider auch schon selbst feststellen musste. Hinzukommt, dass die Schrift zwar sowohl von der Größe als auch des etwas dunkleren Weiß sehr gut zu lesen ist, aber der größte Teil der Screenshots und Covermotive praktisch völlig unkenntlich ist. Mir ist klar, dass eine Farbkopie wesentlich teurer gewesen wäre, aber zumindest hätte man sich beim Papier und der Auswahl der Screenshots dann etwas mehr Gedanken machen sollen. In der aktuellen Form jedoch verschwenden die Bilder eigentlich nur Platz und bieten keinen echten Mehrwert, weil man schlicht nichts darauf erkennen kann.

Mein zweiter Kritikpunkt sind die Interviews mit Größen wie Al Lowe oder Bob Bates. Ihnen merkt man deutlich an, dass sie per E-Mail geführt wurden und vom Autor keine weiteren Rückfragen kamen. Da werden Fragen gestellt, auf die der gegenüber entweder gar nicht oder ausschweifend antwortet und dann kommt schon das nächste Thema. Teilweise führt das sogar soweit, dass der Interviewte Sätze wie “wie ich gerade schon erwähnt hatte” von sich gibt — ein absolutes No-Go! Ganz ehrlich: Da hätte man den Platz lieber für noch mehr Spiele hernehmen sollen oder die Gewichtung bei einigen Titeln anzupassen.

Das ist nämlich hin und wieder auch ein Problem, vor allem bei den etwas aktuelleren Spielen. Da merkt man dem Autoren deutlich an, dass sie ihn scheinbar überhaupt nicht interessiert haben. Mir persönlich stößt da vor allem das Kapitel über die Star Trek-Adventures böse auf, da ich hier sowohl das Franchise als auch die behandelten Spiele sehr gut kenne. Und wenn ich da einen Satz lese wie “[…]it’s based on Star Trek: Deep Space Nine, which even as a TV series is far less interesting than either of the series that preceded it.[…]”, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Zumal er es nicht einmal für nötig hält, es geht um das grottenschlechte Star Trek: Deep Space Nine – Harbinger, den Titel halbwegs anständig zu besprechen. Und solche Beispiele gibt es neben einigen Rechtschreibfehlern und verschluckten Wörtern leider einige. Je besser man die Spiele selbst kennt, desto mehr fallen sie einem vermutlich auf. Was aber nicht bedeutet, dass jetzt das ganze Buch nur Müll ist. Bei extremen Aussagen solltet ihr nur etwas differenzierter an die Sache herangehen als der Autor.

Bagdadsoftware meint: Wer sich auch nur ein bisschen für die Entwicklung des Adventure-Genres interessiert, der kommt um dieses englischsprachige Kompendium nicht herum. Der Autor hat zwar seine kleinen Eigenheiten, aber informativ und vor allem äußerst interessant ist es trotzdem. Ich für meinen Teil habe schon sehr viel gelernt und vor allem so einige Spiele(-serien) entdeckt, die ich mir jetzt unbedingt auch mal selbst anschauen muss. Noch konnte ich mich dem Gang auf eBay (Abandonware mag eine rechtliche Grauzone sein, ich unterstütze diese Seiten trotzdem nicht) aber verwehren :smile: .

Leseproben und eine Liste mit allen Spielen, die im Buch behandelt werden, findet ihr direkt bei Hardcoregaming101.net. Erhältlich ist das Werk bei Amazon für derzeit 21,10 Euro. Bei der Größe und dem Umfang meiner Meinung nach ein fairer Preis. Die Kindle-Variante schlägt hingegen mit 7,89 Euro zu buche. Als Kindle-Käufer habt ihr sogar den großen Vorteil, dass sie im Gegensatz zur Printversion farbig ist. Da sieht man definitiv mehr auf den vielen Screenshots.

Und egal ob ihr euch jetzt das Buch holt oder nicht: Die Seite Hardcoregaming101.net ist immer einen Besuch wert!

Ich geh’ dann mal wieder eine Runde Badminton spielen beziehungsweise schwitzen. Der eine Kollege hier, mit dem ich unter anderem immer spiele, der ist ganz schön auf Zack. Und das, obwohl ich ihn mindestens auf 55+ schätze! Hoffentlich bin ich in dem Alter auch noch so fit.

Sicarius

Comics, die Zweite

Wie die Zeit vergeht. Ich hatte nicht erwartet, dass der erste Eintrag über Comics schon wieder neun Monate her ist. So kann man sich irren. Da wird es auf jeden Fall mal Zeit für den zweiten Eintrag dieser Art. Zwar lese ich relativ wenige Comics online, aber kaufe mir sehr gerne die gedruckte Version.

Wie ich dann auf neue Sachen stoße, wenn ich sie vorher gar nicht gelesen habe? Gut, dass du fragst, lieber Besucher! Es ist eigentlich ganz einfach: Nicht jedes Onlinecomic hat seinen eigenen Shop. Wenn also eines meiner frequentierten Comics mal wieder eine gedruckte Sammlung rausbringt, lande ich meist irgendwo, wo es auch noch andere Sachen zu kaufen gibt. Und da die Versandkosten aus Amerika immer so schweinisch hoch sind, schaue ich mich dann natürlich ausführlich um und blicke bereitwillig über den Tellerrand, damit sich die Bestellung auch wirklich lohnt.

Einschränkung

Ich gebe offen zu, dass ich dabei das ein oder andere Mal durchaus ziemlich ins Klo gegriffen habe. The Adventures of Dr. McNinja ist zum Beispiel eines dieser alternativen Comics, die das negative Klischee absolut erfüllen. Verwirrende Handlung, schlechte Zeichnungen und idiotische Charaktere haben dazu geführt, dass ich mitten im Buch aufgehört habe zu lesen. Aber solche Fehlkäufe sind zum Glück noch in der Minderheit. Stattdessen habe ich unter anderem folgende Perlen entdeckt:

UnshelvedUnshelved – Ein Comic, das in einer Bibliothek spielt. Klingt wahnsinnig spannend, ich weiß. Und die Zielgruppe sind auch vornehmlich Bibliothekare. Dennoch kann man auch als Normalsterblicher Gefallen an den Abenteuern von Dewey und seinen Arbeitskollegen finden — zumindest, wenn ihr in irgendeiner Form schon einmal selbst mit Kunden zu tun hattet.

Die wichtigsten Charaktere

Dewey ist ein fauler Hund. Besser lässt es sich nicht beschreiben. Wenn es einen Weg gibt die Arbeit nicht zu erledigen, dann wird er ihn finden und ausnutzen. Und wenn jemand etwas von ihm will, dann ist er sich auch nicht für einen dummen Spruch zu schade, um den Bittsteller abzuwimmeln. Tamara hingegen ist das, was man landläufig als Hippie bezeichnen würde. Eine kinderfreundliche Veganerin, die immer nur das Gute im Leben sieht. Das krasse Gegenstück? Die verbitterte Colleen. Sie war schon eine Bibliothekarin, da haben alle anderen noch in die Windeln gemacht. Computer, Internet und all der Kram sind Teufelszeug. Das einzig Wahre sind die alten Papierkarten. Mel hingegen ist die Cheffin. Sie hat einen Bürokatalogfetish, mag Statistiken und was sonst noch einen Manager so anmacht. Merv spielt hingegen die Rolle des ungestümen Teenagers, der allen auf die Nerven geht, mehr von Computern versteht als alle anderen zusammen und Bücher höchstens als Fußunterlage benutzt. Unterstützt werden sie durch drei, vier weitere wiederkehrende und nicht minder schräge Figuren. Darunter ein Anwalt, der aus Protest gegen die Obrigkeit nackt seine liberale Zeitung liest.

Oder kurz gesagt: Unshelved handelt von einer äußerst ungewöhnlichen Gruppe von Leuten, die zum Wohl der Allgemeinheit jeden Tag zusammenarbeiten muss und ständig ihrem ärgsten Feind gegenübersteht: dem gemeinen Bibliotheksbesucher, der dämliche Fragen stellt, ungestüm auftritt, von Computern nichts versteht und auch sonst jedwedes Klischee erfüllt, um den Hauptfiguren die nötige Steilvorlage für den nächsten Gag zu liefern. Zwar gibt es öfters mal kleine, meist 5-6 Strips lange Geschichten, aber größtenteils ist es doch eher ein One-Gag-A-Strip-Comic mit etwas Charakterentwicklung zwischendurch — was es aber nicht schlechter macht. Zumal die Charaktere sich glaubwürdiger verhalten und entwickeln als in so manch anderem Webcomic *hust* CAD *hust*. Ach und um Bücher geht es auch ab und zu. Aber die Witze verstehe ich größtenteils leider nicht :wink: . Trotzdem kann ich es euch nur empfehlen mal reinzuschauen.

Das Comic gibt es seit neun Jahren und anders als viele Webcomics, hat es sich dem Sprung zur Farbe bislang verweigert. Auch der Stil an sich ist eher simpel mit wenig Hintergründen und eher einfach gezeichneten Figuren. Ich würde allerdings nicht so weit gehen und sagen, dass es schlecht aussieht, eher “klassisch”.

Looking For GroupLooking For Group – Das Comic startete als World of WarCraft-Parodie, auch wenn mittlerweile andere Fantasy-Berühmtheiten wie Dungeons & Dragons, Everquest oder Der Herr der Ringe als Inspirationsquellen herhalten durften und das Comic weder in Azeroth spielt noch irgendwelche offensichtliche Hinweise auf seine Herkunft gibt. Außerdem wurde es relativ schnell ernster. Zwar gibt es natürlich immer noch die Gags am Rande, doch das eigentliche Schicksal der Gruppe und das Land Egarion ist schon länger in den Vordergrund gerückt. Einseitige Gags gab es nur die ersten paar Strips. Seitdem läuft wie bei The Order of the Stick das eigentliche Abenteuer.

Die Charaktere

Die namensgebende Gruppe besteht aus dem Blutelfen Cale’Anon Vatay, der lieber an Blümchen riecht, als zu kämpfen. Passend dazu hat er mit Sooba auch noch eine schwarze Wildkatze als Begleiter dabei. Der zweite in der Gruppe ist der mordlüsternde und untote Hexenmeister Richard, der keinen Hehl daraus macht, dass er am liebsten alles anzünden würde, was ihm vor die Nase läuft. Dann wäre da noch die taffe Ork-Priesterin Benn’Joon, die als stereotypisch starke Frau mit flotten Sprüchen dient, der Taurenkrieger Krunch Bloodrage, der zu Beginn für einige Kuhwitze missbraucht wird und Pella, die Zwergenkriegerin, die selten für Slapstickeinlagen missbraucht wird.

Obwohl Cale’Anon Vatay die eigentliche Hauptfigur ist, ist mein persönlicher Lieblingscharakter ganz klar Richard. Es war auch gar nicht so schwer für ihn, sich einen Weg in mein Herz zu bahnen, weil er ganz klar als Comic Relief angelegt ist. Meist gehört ihm das letzte Worte in einem Strip. Auch deshalb, weil er so herrlich unbekümmert ist, wenn er mal wieder ein halbes Dorf abbrennt und daran jetzt nichts Schlimmes findet. Es gibt einen Strip, den ich aber leider nicht auf Anhieb im Onlinearchiv finde, da habe ich nach dem Lesen buchstäblich geroflt. Das hab’ ich schon lange nicht mehr beim Lesen eines Comics getan. Hier werden übrigens wieder starke Parallelen zu The Order of the Stick und den dortigen Charakter Belgar Bitterleaf, einen extrem mordlustigen Halbling, sichtbar.

Der Stil

Zeichnerisch sieht Looking For Group weniger wie ein Webcomic aus, sondern eher wie ein richtiger Comic. Detaillierte Hintergründe, stark ausgearbeitete Charaktere und ein ansprechender Gebrauch von Schatteneffekten helfen dabei das im Grunde ziemlich bunte und unwirkliche Erlebnis ernster und damit die Geschichte glaubwürdiger zu machen. Am besten sieht das Werk tatsächlich in den gedruckten Büchern aus, wo alle Farben schön kräftig und unverfälscht sind. Der sehr schöne Zeichenstil war es auch, der mich überhaupt dazu getrieben hat mir das Werk mal anzuschauen. Dass dann auch noch der Inhalt spannend und lustig ist, auch wenn ich The Order of the Stick derzeit noch vorziehe, freut mich umso mehr.

Am meisten Freude werden vermutlich World of WarCraft-Kenner mit Looking For Group haben. Aber auch Fantasyliebhaber können sich nach den ersten Strips sicherlich ohne weiteres in die ungewöhnliche Gruppe verlieben. Tierliebhaber müssen jedoch draußen bleiben. Schon auf der ersten Seite wird auf brutalste Art und Weise ein Kannichen ermordert :smile: .

Hijinks EnsueHijinks Ensue – Der Untertitel dieses Machwerks lautet “A Geek Comic by Joel Watson” und ein Geek-Comic ist es definitiv. LOST, Star Trek, Joss Wheadon, Doctor Who, Battlestar Galactica, Firefly, Apple George Lucas, Star wars, Harry Potter, Batman und was sonst noch so alles in Sachen Filme, Serien, Comics und vereinzelt auch Videospielen Relevanz hat wird auf unterschiedlichste Art und Weise parodiert. Diese Fokussierung ist gleichzeitig Fluch und Segen dieses Comics.

Fluch deshalb, weil derjenige, der nicht auf der Höhe der Zeit ist bei diesen Themen, 99% der Gags nicht verstehen wird. Als ich Buch 1 angefangen habe, wo es sofort mit LOST-Witzen losgeht, habe ich ehrlich gesagt auch nur ein Viertel verstanden, weil die Serie bis heute noch nicht gesehen habe. Außerdem hat der Autor durchaus eine leichte arrogante Art, was aber vermutlich bei solchen Themen ganz normal ist. Aber auch hier muss ich einschränken: Ganz so schlimm wie bei anderen Comics *hust* GU Comics *hust*, es ist dann doch wieder nicht :smile: .

Die positiven Seiten

Und der Segen? Nun, ich bezeichne es gerne als das Penny Arcade für Nicht-Spieler. Während sich Tycho und Gabe voll auf Videospiele und Pen & Paper-Rollenspiele konzentrieren und das dortige Tagesgeschehen kommentieren, macht Joel Watson das gleiche in Grün nur eben für das oben genannte Zeug. Selbst der Zeichenstil und die Schriftart erinnern mich an die Hochzeiten von Penny Arcade, als Gabe noch Spaß an seiner Arbeit hatte und nicht einfach nur unproportionierte Männchen mit komischen Armen und Fingern hingeschmiert hat. Joel legt hingegen schon immer sehr viel Wert auf kräftige Linien und viele Details, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ach und statt zwei Hauptpersonen, sind es hier drei. Aber erneut basieren sie grob auf realen Personen.

Wer also in Sachen Popkultur immer relativ aktuell ist, der darf sich Hijinks Ensue schlicht nicht entgehen lassen. Wenn man sie versteht, dann zündet ein Großteil der Gags wirklich gut.

Und damit wäre dieser Eintrag auch schon wieder am Ende angelangt. Abschließend kann ich nur noch einmal empfehlen mal einen Blick auf die drei Werke zu werfen, falls ihr sie noch nicht kennt. Ich habe den Kauf definitiv nicht bereut und warte bei allen drei sehnsüchtig auf die nächsten gebundenen Ausgaben.

“Sätz doch ned immä nuä de gonze Doach vor dem Kasde! Mach dochemol wos Oaständisches. Geh’ raus und kehr de Hof, geh’ in Wald Holz mache oder les halt wenigstens a Buch!”

Mensch Mudder, nerv die Leut net! Ich geh’ ja scho un hol mir son Stück dode Boam ausm Regal, damidde ruh’ gibst. Do is sowieso oaner, der mi scho ewisch indressiert. Die Geschicht’ do von dem klo Mädsche des in den Kaniggelbau fälld. Den damische Disney-Film vo Neinzehhunnerdoanunfunzisch kenn isch joa, äwe des Orischinol hobsch noch nie geläse. Dobei geh’ isch jo so dermaßen ob, wenn isch American McGees Väsion der Sdory erläb. Un don nedde mol des Orischinol kenne? Des kunn jo ned ohgehe!

The Annotated AliceDeswäsche hob isch mir jetz a mo son “Spezial”-Wälzer oageschafft. Nend sisch The Annotated Alice: The Definitive Edition. Klingt schomma escht doll. “The Definitive Edition” – des is bestimmt so Director’s Cut-Hardcore-Uncut-Brutalo-Zeusch hob isch mir gedocht. Äwä Pustekuche! Do hod nur irgendson Depp, glaub de Maddin Gardner woars, uff fast olle Seide de Roand vollgeschmiert. Un a de Texscht selbst is voll mit komische Zoale, die wohl zu dem Geraffel an de Seid gehörd. Laud dem ewisch loange und dodal uninderessonde Vorwort soll de damische Krembel mir ols Leser die Hinnergründ aus der Zeid vermiddele und die Bedeutungen von dem Geschreibsel von dem Luwis Cärroll. Dabei hod der Fuzzi garned so gehase, sondärn Charles Ludwisch Dodschson. Un da beschwern sisch die alde Säg immer, mir im Inderned würn uns hinner Pseudonyme fostegge, dobei hon die des domols scho gemoacht!

Um wos gähts eischentlisch?

Äwä genuch dozu. Isch will jo eischentlich wos zur Geschischt’ loswädde, die is do in der “Definitive Edition” nämlisch oh drän — äwä nur uff Änglish. Un zwoar ned nur die Ädvendures undä Graund von de Alice, sondern ah die komisch Schachuffgab Sssruuh ssse Luucking-Klaas. Die is wesentlisch länger als die erst Geschicht, äwä genauso väworre wie die onner. Isch wes, des is so gewollt von dem Luuis, äwä mä muss scho soache: Der Dyp had scho escht oa oh de Waffel gehoabt. Do is American McGees Väson fasd noch harmlos degäsche. Awa ned viel zu harmlos.

Wos mich zuäst ziemsch üwärascht hod wor, des die goanze “mediale Umsätzunge” beide Sdories immer verschmische. Ich hob bislong gedoacht, der goanze Mist wär nur ausm äsde Buch, des is äwä garned so. Im Geschedeil: De meisde Krom stoamt dodsäschlich ausm zwoate Deil. Viel mehr als des äsde Zimmer mit dem komische Tisch un denne Düren, das damische Kricket-Spielschen un die damische Gönischin mit ihrem blede “Schloch em de Kopp op!” wed da meisdens goarned üwänumme. Wobei do anä viel mehr drän is. Wie gesoacht, die äst Kinnergeschicht is goanz sche koatz. Erst des zwodde Buch hod mer Kondend, wie mä so sche Neudeitsch socht. Wos genau basierd werdsch eich äwä jez ned erzähle. Des kennde sche selbst mache. Bin schließlich ned eiern Depp vom Dienst!

Moi Moinung!

Isch wold eischendlisch im heudische Eindroch nur erzähle, wie isch die beide Büscher find. Es häst jo schließlisch immä, mer soll des mo geläse ho. Ich muss äwä goanz ehrlisch soche: I fosteh de uffstond ned. Der Dyp hod zwoar in Soache Sproach so oings druffgehod, aber die Sdory selbst fandsch in beide Büchä zimlisch “Boring”, wie mä so uff Neudeitsch sächt. Ausä ner Anneranerreihung von Kauderwelsch vermixt mid Schachrescheln (im zwodde Buch) is do irschendwie ned wäglich fil. Selbst die coolsde Kät noch Kessy, die Krinsekatze, is im Buch de dodale Langweiler.

Ne, ne du. Es wor zwo mo gonz ned zu lese un zu erfohrn wo de gonze Mist soin Urschprung hod, äwä eh Pflischdlegdüre is bei mir wos onners. Um ä dodales Mainstreembeispiel zu nenne: De Herr von de Ring, des is ä Pflischtlegdüre. Äwä ned die komisch Geschicht von dem Mädel un ihrne Dochdräum. Ups, wor des jetz an “Spoiler”? Pesch gehoabt. Die Geschicht’ is bald 150 Jor ald (2015), da nemm isch ko Rügsischt mä uff eier Gefühle.

Kimmd jo selde vor, des die Neuinderprädation bessä is wie des Orischinol, äwä in dem Fall bleibsch doch liwä bei McGees Väsion. Die hod wenigsdens Substonz und schräsche Karakdäre mit eschter Diefe un ned nur komische Karakdäre ohne Sinn und Fostond.

PS: Fill inderesonder fandsch die Bäckstory von dem Luis un warim er üwähaupt die beide Geschichtsche verfasst hod. Der had nämlisch ä dodales Faible fä junge Madle. Also so rischtisch junge Dinger. Es stehd zwo üwäerall, dass er ko Pädofiler wor und des glabsch denne ach alle, äwä trotzdem wär der heutzudoch sicherlich scho in Knast gewonnert dank seine Voddos un soine Reise alo mit ner bagasch Mädsche. Un weil er so dodal uff die Alice Pleassance Liddell abgefohrn is, der wolltse sogar heiern, hod er sie zuä Didelheldin von dene Geschichtsche gemoacht. “Gonz sche Kreeby” würd mä do heudzudoch uff Neideitsch soche.

Spiele? Check. Katzen? Check. Filme? Check. Computerzeugs? Check. Bücher? Check. Comics? Mmmh, zu denen gibt es tatsächlich noch keinen Eintrag hier auf Bagdadsoftware seit die Witze-Sektion von der Seite geflogen ist. Das wichtigste Nerd-Thema überhaupt fehlt? Das kann ja nicht angehen. Andererseits: Was Hardcore-Comicsleser unter dem Begriff “Comics” verstehen, interessiert mich nicht die Bohne. Spider-Man, Superman, Hellboy und wie sie alle heißen können mir gestohlen bleiben. Nicht nur wegen der schieren Unmöglichkeit bei dem riesigen Backlog noch einen Weg hinein in die Kontinuität finden zu können. Mir gefallen auch einfach der Zeichenstil und die erzählten Geschichten nicht.

Mir ist klar, dass ich mich mit dieser Aussage gleich schon wieder selbst disqualifiziert habe in den Augen der “echten” Comicleser. Aber wen interessiert’s? Eben: Niemanden! Nachfolgend findet ihr stattdessen meine drei absoluten Lieblingscomics:

 Calvin and Hobbes Calvin and Hobbes – Der Klassiker unter den Klassikern. Wer den sechsjährigen Calvin und seinen Stofftiger nicht kennt, der hat ernsthaft etwas verpasst. Und so traurig es auch ist, dass der letzte Strip bereits vor 16 Jahren erschienen ist, bin ich Bill Watterson gleichzeitig unendlich dankbar dafür, dass er aufgehört hat, als es am Schönsten war. Schaut euch nur einmal im Vergleich Garfield, Dilbert oder Hägar der Schreckliche an. Alle drei äußerst erfolgreiche und einstmals richtig gute Comicstrips, die aber heutzutage in Sachen Qualität nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und wie Die Simpsons schon lange ihre besten Zeiten hinter sich haben. Aber zurück zu Calvin and Hobbes:

Ich bin mit der außerordentlich gelungenen deutschen Übersetzung der Beiden sprichwörtlich groß geworden (der erste Strip erschien 1985, der letzte 1995), obwohl ich damals unter Garantie nicht einmal die Hälfte aller Witze wirklich verstanden habe (geschweige denn überhaupt lesen konnte). Aber schon der, vielleicht etwas krude Zeichenstil ist etwas sehr besonderes. Doch die eigentliche Faszination an Bill Wattersons Werk liegt woanders.

Intelligente Strips

Ich lese Calvin und Hobbes auch heute noch sehr gerne (ich habe selbstverständlich alle Sammlungen), aber anders als bei einem Garfield, haben sich die Geschichten in Laufe meines Erwachsenwerdens verändert. Natürlich lache ich immer noch gerne einfach so über Calvins Eskapaden. Doch ein Großteil der Strips, speziell Calvins Traumsequenzen oder die wenigen, zusammenhängenden Geschichten, sind über die Jahre zu sehr viel mehr als nur einem Witz geworden. Stattdessen regen sie zum Nachdenken an. Nicht nur über die Themen, die sie explizit behandeln (beispielsweise als Calvin und Hobbes auf den gerodeten Wald stoßen), sondern auch so vieles mehr, dass sich einfach nur durch die Handlungen der Charaktere und ihre Dialoge ergibt. Speziell der Sarkasmus von Calvins Vater enthält sehr viele, auch heute noch gültige Erkenntnisse über die Welt an sich und auch hinter Calvins kindlichem Gemüt steckt so viel mehr Symbolik, als der erste Blick vermuten lässt.

Früher habe ich das nicht verstanden, konnte aber trotzdem lachen. Heute kann ich immer noch lachen, sehe aber gleichzeitig auch noch die Hintergründe und habe so noch viel mehr vom Comic. Und das ist, vielleicht ähnlich der Peanuts — die ich aber überhaupt nicht mag –, vermutlich auch der Grund des immensen Erfolgs der von Calvin und seinem Stofftiger. Es ist eben nicht einfach nur ein Comicstrip — es ist ein richtig intelligenter Comicstrip.

Questionable ContentQuestionable Content – Kennt ihr noch die erfolgreiche TV-Serie Friends? Ja? Dann wisst ihr auch schon was euch bei Questionable Content erwartet: eine seit Jahren andauernde Sitcom mit größtenteils normalen Charakteren, die in alltägliche Situationen geraten und dabei amüsante Sachen erleben. Es gibt sogar einen Coffee Shop (mittlerweile zwei…) in dem die Freunde immer abhängen. Einen deutlicheren Hinweis gibt es wohl nicht, oder? Okay, gibt es: Marten und Faye sind ganz klar von Ross und Rachel abgekupfert.

Seichte Unterhaltung?

Wer Friends nicht mochte, wird also auch das Werk von Jeph Jacques nicht mögen. Ich bin hingegen schon mindestens seit 1.000 Strips dabei (und habe natürlich auch die vorherigen schon lange nachgeholt). Mir gefallen die Charaktere und die Geschichten, die sie erleben. Egal ob Marten, Hanners oder Pintsize — alle sind über die Jahre so unglaublich facettenreich und liebenswürdig geworden und ich habe ein tatsächliche Interesse daran zu erfahren, wie es denn mit Marten nach seiner Trennung von Dora weitergeht. Oder die stark OCD-geschädigte Hanners auch mal Männerglück haben wird und wie das aussieht (einen ersten Vorgeschmack gab es schon). Oder schlicht wie der nächste Comicrelief-Moment mit dem Roboter Pintsize aussieht.

Das ist ein weiteres Aushängeschild von Questionable Content: die Charaktere entwickeln sich immer weiter. Speziell natürlich Marten, als der eigentliche Hauptcharakter, hat sich über die Jahre stark verändert. Ein Punkt, der mich vor allem an Serien wie Die Simpsons auf lange Sicht immer stört. Jede Folge fängt faktisch wieder bei null an, auch wenn mir jetzt wieder einige Fans Steine an den Kopf werfen. Gleichzeitig arbeitet Jeph aber auch nicht mit der Holzhammermethode wie es beispielsweise CTRL+ALT+DEL tut. Er weiß wie man eine gute Geschichte erzählt und lässt sich auch die Zeit dafür sie zu erzählen. Wir reden hier schließlich von mittlerweile 1.865 (nur unterbrochen von ein paar lustigen Füllern). Da geschieht nicht von einem Strip auf den nächsten plötzlich eine Fehlgeburt…*hust*

The Order of the StickThe Order of the Stick – Ein Strichmännchencomic mit einer Rollenspielthematik. Wie einfallsreich mag der ein oder andere Denken! Zu Beginn hat das auch definitiv gepasst. Da war es tatsächlich nicht viel mehr als jeweils ein in sich geschlossener Strip, der sich über irgendeine Dungeons & Dragons-Regel lustig gemacht hat. Doch das hat sich sehr schnell geändert. Heutzutage ist The Order of the Stick eine wahrlich epische Geschichte, die online mittlerweile 776 Strips umfasst und die Erlebnisse einer Abenteuergruppe erzählt, welche die Welt retten muss.

Wie, das ist auch nicht einfallsreich? Gut, mag sein. Aber auch hier gilt die Devise: der Strip hat sich über die Jahre sehr gut entwickelt. Aus den Klischee-Charakteren sind Figuren geworden, deren Leben mich interessiert, deren Schicksal mich trifft und die eben dann doch keine 08/15-Geschichte erleben. Natürlich zweifle ich nicht daran, dass am Ende die Guten siegen werden. Aber mit wie vielen Verlusten? Und wie in einem guten Buch, ist vor allem der Weg das Ziel und Rich Burlew schafft es auch immer wieder den Leser zu überraschen, aus der Komfortzone herauszuholen und somit die Geschichte auf Dauer spannend zu halten (natürlich inklusive vieler lustiger Gags). Ohne zu viel zu verraten: es stirbt sogar einer der Hauptcharaktere!

Sechs Bücher bislang

Der Vergleich mit einem Buch kommt nicht von ungefähr, denn so richtig zur Geltung kommt der Strips tatsächlich erst in gedruckter Form. Bislang gibt es vier Bücher, welche die Strips 1-672 umfassen, sowie zwei exklusive Origin-Geschichten (einmal von den Guten und einmal von den Bösen), die nie ihren Weg online finden werden. Wie von Webcomic-Sammlungen gewohnt, sind in den Büchern aber natürlich auch allerlei Bonusstrips enthalten, die einige Abschnitte noch weiter vertiefen oder mittlerweile sogar ganze Szenen einfügen, die aus Zeitgründen nicht online veröffentlicht wurden.

Zeitgründe? Klingt komisch, ich weiß. Aber der Strip wird online nur äußerst unregelmäßig aktualisiert (aber immer noch regelmäßiger als VG Cats) und entsprechend lange dauert es, bis die Geschichte wirklich voranschreitet. Deshalb kürzt Rich immer mal wieder hier und dort, damit es etwas schneller geht. In einem Buch ist das wieder was anderes. Da geht man ja schneller durch die Erzählung durch und vergisst nicht gleich, was auf der vorherigen Seite geschah. Entsprechend fügt er hier die gekürzten Sachen wieder ein und macht The Order of the Strip zum einzigen, mir bekannten Webcomic, das ausgedruckt tatsächlich 100mal besser ist als online.

Paradox, ich weiß, aber der Vergleich mit einem guten Buch kommt eben nicht von ungefähr. Don’t Split the Party, das aktuellste Buch, hat mich beispielsweise so richtig umgehauen. Für mich steht The Order of the Stick deshalb mittlerweile auf gleicher Stufe wie die Spiel der Götter-Saga, der Avalon-Saga (Marion Zimmer Bradley) oder dem Mittelerde-Zyklus — nur statt 500 Seiten Text ohne viele Bilder, habe ich hier eben 500 Seiten Bilder ohne viel Text :smile: .

Schlussworte

Nun wisst ihr endlich auch, welche meine absoluten Lieblingscomics sind. Natürlich lese ich noch einige weitere (unter anderem Rooster Teeth Comics, Little Gamers und die ganzen populären natürlich wie Penny Arcade oder xkcd) aber wir wollen ja noch etwas für zukünftige Einträge aufheben. Und wer jetzt meckert, dass man sich zumindest in zwei der drei genannten Comics auch erst durch den Backlog lesen muss: das geht 1000mal schneller als bei einem Spider-Man-Comic und seinen fünfhundert Spin-offs, die alle irgendwie zusammenhängen. Von den Kanon-Crossover-Geschichten ganz zu schweigen…

PS: Podcast Folge Nr. 31 kommt leider nicht mehr im Februar. Mein Gast hat erst in der ersten März-Woche Zeit. Rechnet mit einer Veröffentlichung entsprechend frühestens am 3. März.

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