Es wird Frühling. Lyssi beginnt mit dem Fellwechsel (sie ist immer die erste), draußen scheint wieder längere Zeit die Sonne (was die Solaranlage gut findet) und die Katzen sind wieder mehr als nur zwei Sekunden draußen. Die Fliesen auf der Terrasse scheinen Balu zwar noch immer zu kalt zu sein, aber auf dem Knieschoner oder dem Stuhl sitzt er mittlerweile wieder längere Zeit. Nur unsere Maya… die findet es auch im vierten Jahr ihres Aufenthalts in der Casa Lysanda nicht wirklich dufte nach draußen zu gehen. Von wegen “alle Katzen sind Freigänger”. Trägt man sie doch mal raus, gilt ihr erster und einziger Gedanke der Frage: Wie komme ich auf kürzestem Wege wieder rein? Aber was will man von einem Vierbeiner erwarten, der in der Pflegestelle die meiste Zeit im Bett verbracht hat?
Balu und Jules haben ihren Zahnarztbesuch inzwischen vollständig überstanden und sich an die veränderte Situation im Gebiss gewöhnt. Ab und zu hängt beiden mal unbeabsichtigt die Zunge raus aber daran ist noch keine Katze gestorben – glaube ich zumindest . Jules muss allerdings morgen nochmal zum Tierarzt. Die vier Wochen sind rum d.h. nochmal Blut abnehmen und Blutdruck messen steht an. Wir haben in der Zeit zwar mit ihm (und den anderen) fleißig Boxentraining absolviert. Stress wird es für ihn natürlich trotzdem. Den Deckel der Kiste schließen mag er immer noch überhaupt nicht. Wird vermutlich dann auch wieder auf dem Tierarzttisch wegsterben. Aber Corona sei Dank (nur eine Person darf mit rein), kann ich Lysanda vorschicken und muss mir das Elend nicht live mit ansehen
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Katzenalltag
Lyssi und Maya schlafen nun schon einige Monate in Lysandas Bastelzimmer und es funktioniert alles in allem sehr gut. Beide haben sich an die Situation definitiv gewöhnt. Ja, Maya verlässt abends weiterhin eher ungern das Wohnzimmer und braucht etwas Unterstützung. Aber sobald sie im Flur ist, geht sie dann doch freiwillig nach oben. Dabei versucht sie tunlichst Lyssi aus dem Weg zu gehen. Nicht nur, weil die buchstäblich die Treppe hochrast, sondern ihr auch gerne nebenbei eine waffelt von wegen “Platz da!” – doofes Weib.
Lyssis Begeisterung oben ihr Privatessen zu bekommen ist dafür ungebrochen. Schlimmer noch: Ab einer bestimmten Uhrzeit (~21:30 Uhr) fordert sie uns regelrecht auf endlich Schluss zu machen und sie ins Bett zu bringen. Schauen wir beispielsweise auf der Couch fern, dann setzt sie sich auf den Couchtisch und fängt das Maunzen an (sie spricht grundsätzlich gerne mit uns). Meist hat sie noch ihr Piratengesicht dabei auf (dort wo ihr ein Zahn fehlt, zieht sie die Lefze etwas hoch). Echt schlimm. Man könnte meinen wir Dosenöffner wären ihre Sklaven. Bitte? Das sind wir? Ach, Mist…
Ja, Balu, Maya und Jules können das mit dem Herumkommandieren ebenfalls ganz gut allerdings weniger lautstark. Maya möchte sich bspw. morgens und nachmittags auf Lysanda drauflegen während sie am Schreibtisch sitzt. Sie klettert dann an ihr hoch (mal mit mehr oder weniger Kralleneinsatz…) und pflanzt sich auf ihre Schulter und Brust. Statt dann einfach nur darum zu liegen, verlangt sie jedoch zusätzlich noch ausgiebig Streicheleinheiten. Balu kommt hingegen, wenn ihm langweilig ist oder er Hunger hat. Seine Langweile-Zeit ist meist so ab 15/16 Uhr. Dann setzt er sich demonstrativ vor Lysanda auf ihren Schreibtisch. Weiterarbeiten für sie in beiden Situationen quasi unmöglich. Ich habe mit Jules hingegen mittlerweile einen guten Kompromiss gefunden. Er kommt zwar auch im Laufe des Tages auf meinen Schreibtisch und wirft sich gegen den rechten Monitor. Aber er legt sich dann einfach auf meinem Bauch (ja, bin fett…) vor der Tastatur ab und ist glücklich. Damit kann ich leben solange er mir nicht die Krallen in die Brust haut, weil er sich mal wieder wie ein Kängurubaby an mich klammern will. Er zieht dann irgendwann von selbst ab und macht es sich z.B. auf der Laptoptastatur (liegt ein Brett drüber) bequem.
Eine große Familie
Sowieso sind unsere Vierbeiner sehr gerne dort, wo wir auch sind. Zum Verfassungszeitpunkt sind auch schon wieder alle hier bei uns im Raum. Das hat jedoch speziell im Arbeitszimmer zu Problemen geführt. Nicht, weil wir zu wenig Liegeplätze haben. Davon gab und gibt es theoretisch genug (>10). Aber die Präferenzen der einzelnen Katzen überschneiden sich halt teilweise – mit entsprechenden Problemen. Balu möchte beispielsweise gerne in den Korb auf meinem Schreibtisch. Manchmal ist aber Jules schneller. Entsprechend gibt es dann heftigen Knatsch. Auf Lysandas Arbeitsplatz streiten sich hingegen vor allem Lyssi und Maya um den warmen Platz auf dem Laptop.
Unsere aktuelle Lösung? Wir haben uns eine anständige Kratztonne angeschafft und die Anzahl an verfügbaren Schlafplätzen somit auf 13 erhöhte. Genauer gesagt haben wir uns den Trixie Cat Tower Jorge* geholt. Hauptgrund für diesen Tower war, dass er mit seinen 78x40x40 genau in die Lücke vor der Heizung passt. Er hat aber natürlich auch noch weitere Vorzüge: Drei flauschige Liegeplätze (unten, mitte und oben), die Ausseitenseite ist großzügig mit Sisal bedeckt zum ausgiebigen Kratzen und die Liegeflächen sind mit schaumstoffgefüllten Kissen bestückt, deren Bezug waschbar ist. Kann man nicht meckern und wurde speziell von Maya und Balu quasi sofort adoptiert. Sie liegt gerne in der mittleren Höhle und Balu breitet sich obendrauf aus, wenn er gerade mal keinen Bock auf den Korb hat oder Jules schon drin liegt. Und genau das war ja unser Ziel: Den beiden einen geeigneten Ausweichschlafplatz anzubieten, wenn der Lieblingsplatz schon besetzt ist. Insofern haben sich die 99€ für uns schon gelohnt und waren eine gute Investition – zumindest bis sich die Launen mal wieder ändern und wir wieder auf irgendeine Art und Weise nachsteuern müssen. Katzen sind echt anstrengend…
…und so schnell hat man 1.200€ beim Tierarzt gelassen. Ich hatte ja schon im Jahresrückblick erwähnt, dass 2022 für unsere Vierbeiner das Jahr des Zahnarztes sein wird. Mit Jules (vorletzte Woche) und Balu (letzte Woche) haben wir nun die ersten zwei Besuche erfolgreich hinter uns gebracht.
Jules
Bei unserem schwarz-weißen ist mir schon länger aufgefallen, dass seine oberen Eckzähne aus meiner Sicht immer weiter rausgerutscht sind. Sah man auch daran, dass seine Unterlippe an den Seiten eine Art von Kuhle bekommen hatte. Und ja: Die waren definitiv nicht mehr fest. Der Zahnarzt hat ihm entsprechend beide Canini (erfolgreich) gezogen sowie noch zwei Frontzähne im Unterkiefer, die auf dem Röntgenbild schon nicht mehr so wirklich gut aussehen. Man könnte sogar sagen, dass beide schon einen starken Knacks hatten. Der kleine Jules hat somit mittlerweile rund die Hälfte seines Gebisses dank Forl eingebüßt. Ist entsprechend nur eine Frage der Zeit bis auch der Rest folgen wird. Dabei wird er dieses Jahr erst sechs Jahre alt.
Begeistert war er logischerweise nicht darüber zum Tierarzt zu müssen (welche Tiere sind das schon). Wir haben ihn nur mit Anstrengung überhaupt in die Box bekommen. Hat dann auf der Fahrt (absehbar) in die Box gepinkelt und fleißig jämmerlich gemaunzt. Als sie dann die Voruntersuchung für die Operation gemacht haben, fiel ihnen auf wie unter Strom der Kater stand und haben mal den Blutdruck gemessen: 220. Der arme Kerl. Da muss man schon mehr Angst davor haben, dass er überhaupt den Tierarztbesuch überlebt als vor der eigentlichen Narkose. So ein hoher Blutdruck ist selbst bei Panik aber wohl nicht normal. Es wurde entsprechend sicherheitshalber noch ein Blutbild angefertigt, da Bluthochdruck immer nur ein Symptom ist. Es muss der eigentliche Grund dafür gefunden werden. Während das letzte Mal der Verdacht auf Diabetes lag (weil er komisch kaute), der sich aber nicht bestätigte, ist nun die Vermutung, dass er vielleicht was mit der Schilddrüse hat. Das Blutbild war jedoch abseits des Entzündungswertes (wegen der Zähne) nicht auffällig. Anfang Februar soll er entsprechend nochmal zum Blut abnehmen hin, um zu schauen wie sich die Werte entwickelt haben. Dann wird entschieden, wie es weitergeht. Den Blutdrucksenker haben wir zwar mitgenommen, sollen ihn aber vorerst nicht geben.
Zuhause angekommen war Jules natürlich noch etwas belämmert und er durfte die Nacht im Arbeitszimmer außerhalb der Reichweite von Balu verbringen. Aber im Laufe der Nacht hatte er sein Schälchen leergefressen und sprintete am Morgen direkt aus dem Zimmer heraus. War also schon wieder ziemlich fit. Er hatte dann ein paar Tage lang seine Zunge nicht so recht im Griff (hing gerne etwas heraus) aber das war halb so wild und ist völlig normal, weil ja nun die Begrenzung fehlt. Schlimmer für ihn war, dass er 2-3x am Tag zusätzlich zum Schmerzmittel auch noch Augentropfen bekommen sollte. Die helfen eventuell sich ansammelndes Blut aus den Nasenhöhlen zu schaffen. Da die Canini tief bis in den Oberkiefer reinragen, besteht hier ein entsprechendes Risiko. Die Befürchtung ist dabei nicht, dass er irgendwie erstickt oder so. Stattdessen geht es darum zu verhindern, dass er nichts mehr riecht und dann das Essen verweigert. Hat ihm logischerweise sowas von ÜBERHAUPT nicht gefallen. Wir haben es aber am Ende irgendwie geschafft und mit dem Essen gab und gibt es absolut keine Probleme. Mittlerweile dürften sich auch schon die Fäden in seinem Mund aufgelöst haben und er ist definitiv wieder ganz der Alte.
Balu
“Dass es so schlimm ist, hatte ich nicht erwartet” meinte die Tierärztin bei der Nachbesprechung zu uns. Balu war schließlich erst 2019 zur Zahnreinigung dort und da sah noch alles super aus. Aber der Kerl wird dieses Jahr nun einmal schon 10 Jahre alt und Forl kennt keine Altersgrenze. Es war im Gegenteil ziemlich verwunderlich, wie gut Balus Körper das Problem schon selbst bearbeitet hatte. Auf den Röntgenbildern waren bereits einige Wurzeln nicht mehr erkennbar, also von ihm absorbiert worden. Entsprechend fehlten Zähne oder hingen nur noch in der Luft herum. Am Ende wurde der Canini oben rechts gezogen sowie ein paar normale (vier haben wir mit nach Hause genommen). Außerdem haben wir ihm – schließlich war er ja schon in Narkose – noch eine riesige Warze am rechten Nasenloch sowie eine Talgansammlung am Nacken entfernen lassen. Plus ein Blutbild. Das kann man in dem Alter mal machen, obwohl es mit 150€ nicht gerade billig ist. Aber außer seinem Eiweiß-Wert (besagter Entzündungswert), der höchstwahrscheinlich wieder aufgrund der Zahnsituation so hoch war, ist unser dicker Brummer weiterhin top-fit – also zumindest jetzt wieder.
Als wir ihn vom Tierarzt abgeholt haben war er in einem echt erbärmlichen Zustand. Da es so viel zu tun gab, war er wohl vergleichsweise lange in Narkose und wurde dann auch noch mit einem Beschleuniger aufgeweckt. Der führte dazu, dass ihm buchstäblich der Sabber aus dem Maul lief. Immerhin freute er sich selbst in seinem benebelten Zustand sichtlich uns zu sehen trotz der Strapazen am Morgen. Zwar war es einfacher ihn in die Box zu bekommen (hatten nach dem Elend mit Jules etwas Boxentraining mit den Katzen angefangen), aber die Fahrt zum Tierarzt war trotzdem nicht der Brüller. Neben viel herzzerreißendem Gejammer, kackte er uns in die Box. Immer gut für alle Beteiligten auf so engem Raum. Entsprechend war die erste Tagesordnung beim Tierarzt erstmal die Box etwas sauber zu machen und die Unterlage auszuwechseln. Abends war die neue Unterlage dann auch schon wieder in Urin getränkt (der war wohl die ganze Nacht nicht auf dem Klo…). Entsprechend wollten wir ihn in diesem Zustand (unten nass, vorne nass, überall nass und völlig belämmert), anders als bei Jules, nicht frei herumlaufen lassen und haben ihn in unsere Hundefaltbox gesteckt. Sah‘ ziemlich jämmerlich aus, wie er da mit riesigen Augen drinsaß und auf der einen Seite wenig begeistert aber auf der anderen definitiv noch lange nicht wieder geistig voll anwesend war. Nicht mal die Probeportion Futter essen konnte er. Gewollt hätte er es, aber irgendwie hat es mechanisch nicht geklappt.
Am nächsten Morgen habe ich ihn dann rausgelassen und er ist schnurstracks zum Futternapf getrabt. Außerdem mehrmals zum Wasser. Beides verständlich. 24 Stunden so gut wie kein Futter und dann so viel gesabbere, da muss fleißig nachgetankt werden. 100% über den Damm war er aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Und auch den restlichen Tag war er gemächlicher unterwegs, blieb vornehmlich im Wohnzimmer und lag entweder auf der Fensterbank oder auf einem Stuhl. Aber wie bei Jules kann ich erfreulich berichten: Mittlerweile ist er wieder ganz der Alte (Operation war am Donnerstag). Hat die Tortur also genauso wie Jules erfolgreich überstanden.
Kommen als nächstes noch Maya mit vermutlich dem kompletten Kahlschlag (sie hat nur noch die vier Canini) sowie Pichu dran. Aber nicht mehr im Januar. Man muss es ja nicht gleich zum Jahresbeginn übertreiben. Außerdem meinte die Tierärztin bei denen, dass wir da noch etwas warten können. Da Maya die Narkose relativ schlecht wegsteckt, wäre es uns eh lieber, würden die Zähne von alleine ausfallen. Und Pichu “beißt” fleißig, wenn man ihn ärgert. Schnappschildkröte halt. So schlecht kann es da gar nicht sein .