Es ist immer traurig, wenn die Server zu einem Spiel abgeschaltet werden und es dadurch unspielbar wird. Schon allein aus Gründen der Historie. Denkt mal an ein MMO wie Tabula Rasa. Sind die Server weg, sind alle Möglichkeiten den Titel für zukünftige Generationen zu bewahren von einem Moment zum anderen verschwunden. Niemand kann mehr hergehen, das Spiel vom Flohmarkt mit nach Hause nehmen und es erleben, verarbeiten und es als Inspiration hernehmen. Diese Titel geraten stattdessen in vollkommene Vergessenheit und zwar unabhängig von ihrer Qualität.
Natürlich wird ein World of Warcraft immer in den Geschichtsbüchern auftauchen, weil es zu Lebzeiten das Genre revolutioniert hat und entsprechend schon jetzt viel Aufmerksamkeit erhält. Aber was ist mit Spielen, die vor ihrer Zeit waren? Was ist mit einem Earth & Beyond, dem allerersten Weltraum-Simulation-MMO? Das schon alleine deshalb von historischer Relevanz ist? Ich glaube nicht, dass in den Archiven von Electronic Arts noch irgendwo die Serverfiles oder gar der Source Code lagern. Schlimmer noch: Ich glaube nicht einmal, dass ein Konzern wie Electronic Arts wirklich ein richtiges Archiv hat. Das Spiel steht somit der Nachwelt für eine eingehende nachträgliche Betrachtung und Einordnung nicht mehr zur Verfügung.
Nicht nur ein Teil
Wie viele Jahrzehnte wurden damit verbracht den Film Metropolis wiederherzustellen? Und trotzdem fehlt nach all der Arbeit immer noch eine komplette Szene (Die Ansprache des Mönchs in der Kirche). Ein Werk, das zu seiner Veröffentlichung ein absoluter Flop war und erst danach wirklich verstanden wurde, an Bedeutung gewann und heute relevanter ist als jemals zuvor? Wie viele andere bahnbrechende Filme nicht nur aus der Anfangszeit sind auf immer und ewig verschollen/vernichtet, nur weil man keine zwei Meter weit gedacht hat?
Von wahrscheinlich noch wesentlich bedeutenderem Material wie Büchern, Bildern und dergleichen brauchen wir da gar nicht erst anfangen zu reden. Wo wären wir heute, wenn ein gewisser Gaius Julias Caesar auf der Jagd nach Pompeius nicht “aus Versehen” die Lagerhallen der Bibliothek von Alexandria am Hafen gefüllt mit 700.000 Buchrollen angezündet und damit unschätzbares Wissen unwiederbringlich vernichtet hätte?
Und fangt mir hier nicht an von wegen, dass ich Äpfel mit Birnen vergleiche. Die Videospieleindustrie ist erst 30-40 Jahre alt. Sie steckt immer noch in ihren Kinderschuhen und gerade das was heute erzeugt wird, könnte in der Zukunft massiv an Bedeutung gewinnen. Eben genauso, wie es beim Film der Fall war. Wenn ich in das Buch “1000 Movies You Must See Before You Die” reinschaue, dann steht auf den ersten 100-200 Seiten sehr oft, dass das Werk entweder nur noch in Bruchstücken oder gar nicht mehr existiert. Was natürlich total bescheuert ist, wenn man sich den Titel des Buchs anschaut, aber gut
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Der zentrale Punkt
Auf dieses Problem verschwenden meiner Meinung nach zu wenige Leute einen Gedanken. Nicht nur bei den Herstellern, sondern wir auch Spieler. Wir regen uns höchstens mal zwei Sekunden über die Nachricht auf (oder freuen uns bei etwas unbeliebtem), dass wieder etwas abgeschaltet wurde, aber dann ist die Sache schon wieder vergessen. “Es betrifft uns ja nicht” ist die Devise. Aber denkt mal allein an eure Steam-Bibliothek. Valve behauptet zwar, dass sie einen Patch im Tresor hätten. Aber gilt der dann wirklich für alle Titel? Oder müssen doch die Publisher auch mitziehen? Publisher/Entwickler, die am Tag X gar nicht mehr existieren oder die kein Interesse daran haben diese Investition zu tätigen?
Es haben sicherlich nicht viele wirklich registriert, aber Microsofts Games for Windows Live-Service wird am 1. Juli 2014 abgeschaltet. Ja, der Service wurde von vielen gehasst (von mir nur am Anfang). Entsprechend halten sich die Sympathien der meisten Spieler in Grenzen. Doch dieser Fall wird der erste Vorgeschmack sein auf das, was uns dank Aktivierungs-Zwang und damit Serverabhängigkeit noch alles bevorstehen wird. Wir reden hier immerhin von 73 Spielen, die auf diesen Service angewiesen waren und da waren nicht nur uninteressante Rohrkrepierer dabei. Ein GTA IV, Batman: Arkham Asylum sowie sein Nachfolger Batman: Arkham City, BioShock 2 oder Street Fighter IV wurde ich jetzt nicht als unwichtige Titel bezeichnen. Für viele gibt es zwar einen Offline-Modus beziehungsweise GfWL-losen Modus. Aber dieser ist größtenteils extrem stark eingeschränkt so ist das Abspeichern ist ohne bei GfWL eingeloggt zu sein bei vielen Titeln nicht möglich!
Die zentrale Frage
Was passiert also am Tag X? Wird es wirklich einen Patch geben? Von manchen vielleicht. Aber bei den meisten vermutlich nicht. Selbst bei einem Microsoft-Titel wie Shadowrun glaube ich nicht, dass sich da irgendeiner die Mühe macht was zu programmieren. Das dazugehörige Entwicklerstudio existiert sowieso nicht mehr. Und dass Age of Empires Online abgeschaltet wird, wurde ja bereits verkündet.
Am Ende des Tages mag die Spieleindustrie nur eine Unterhaltungsbranche sein. Aber gilt das nicht auch für alle anderen Medien? Es wird doch niemand ernsthaft glauben, dass im alten Ägypten auf den Papyrus-Rollen nur hochtrabendes festgehalten wurde. Da war sicherlich auch der ein oder andere Furz-Witz darunter. Aber wir werden es nie wahrscheinlich nie erfahren, weil damals wie heute gedacht wird, dass so etwas nicht von historischer Bedeutung ist. Das mag für heute tatsächlich der Fall sein. Aber wie sieht es morgen aus?
Epilog
Warum ich gerade heute auf dieses Thema komme? Nun, gestern flatterte eine Mail von Electronic Arts in mein Postfach. Ich wurde darauf hingewiesen, dass am 31. Oktober 2013 nach etwas mehr als vier Jahren die Server für BattleForge abgeschaltet werden. Es war natürlich nur eine Frage der Zeit, nachdem im Juli Entwickler EA Phenomic geschlossen wurde. Das macht es aber nicht weniger traurig diesen, auch Solo halbwegs gut spielbaren, Titel gehen zu sehen. Vor allem für mich, der mit dem Spiel doch so einige Erinnerungen verbindet.
Die Wichtigste stammt von 2009, kurz nach dem Release. BattleForge war der zweite Test (Nr. 1 war Cryostasis), den ich exklusiv für das damals brandneue Onlinemagazin verfasst hatte (die zwei davor waren Tests, die ich von Bagdadsoftware dorthin verschoben hatte) und mit dem Start der Open Beta veröffentlicht wurde — sprich einer der ersten auf der Seite überhaupt war. Aber auch die Podcast-Folge zum Spiel gehört zu meinen Lieblingsausgaben und meine Kontakte zu Steffen Itterheim (Programmierer bei BattleForge) ist mir ebenso positiv in Erinnerung geblieben. Ach und das Spiel an sich war/ist natürlich auch super. Werde entsprechend versuchen es noch ein paar Mal anzuschmeißen (zum Verfassungszeitpunkt sind die Server down), bevor der Bildschirm schwarz wird und ich empfehle euch das Gleiche zu tun. Kostet ja nix.


Ihr habt es bestimmt mitbekommen:
Zugegeben: Das ist auch ein Stück weit ein Huhn/Ei-Problem. Wenn kein Schwein eine WiiU hat oder spielt, dann lohnt es sich für die Entwickler auch nicht ihr Zeug umzusetzen. Unabhängig davon wie kompliziert die Portierung tatsächlich ist. Entsprechend ist Nintendo tatsächlich im Zugzwang und muss Versuchen mit ihren Stammmarken die Hardwarebasis zu vergrößern. Gleichzeitig sehe ich aber auch immer noch massive Defizite bei Nintendo was die Mentalität und die Unterstützung von Drittherstellern angeht. Was man so von den Studios hört, ist der Prozess noch teurer und umständlicher (viele Regularien) als bei Microsoft. Und die sind ja bereits bekannt dafür nicht die beliebtesten zu sein, geben aber immerhin bereitwillig ihre Devkits raus.
In Sachen Events und dazugehörige Neuigkeiten gab es abseits von
Auf dem Papier hat Everyquest Next auch definitiv einiges zu bieten. Eine Voxel-basierte Landschaft, die theoretisch völlig zerstörbar ist? Sign me up! Was ist denn genialer als ein Magier, der “Meteor” zaubert und dann bleibt wirklich ein riesiger Krater übrig? Eben: Nichts. Blöd nur, dass ich da das Wort “theoretisch” geschrieben habe. Selbst die Frostbite-Engine von DICE ist schließlich noch weit davon entfernt wirklich vollständige Zerstörung zu erlauben. Und da reden wir nur von relativ kleinen Karten. Eine komplette Zone für mehrere Hundert Spieler gleichzeitig zu verändern ist da schon ein ganz anderes Thema. Instanzierung oder Phasing für jeden einzelnen Spieler/Gruppe wäre schließlich blöd und auch äußerst rechnenintensiv.
Devolver Digital und Apogee Software — zwei Firmen, die sich derzeit sehr gerne haben. Wer auf Steam die Augen aufhält, dem sollte das speziell in den letzten Wochen aufgefallen sein. Aber wer sind eigentlich diese beiden Firmen und warum ist plötzlich so extrem viel Aktivität von beiden zu sehen? Nun, letzteres ist schnell beantwortet: Am 31. Juli 2013 erscheint Rise of the Triad, Remake/Reboot des gleichnamigen (schon wieder…) Kult-Shooters von 1995. Fast genau ein Jahr nachdem es auf der QuakeCon 2012 angekündigt wurde. Und mit den ganzen Re-Releases von Shadow Warrior, Blake Stone, Duke Nukem wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Es gibt schließlich keinen stärkeren Verkaufsmotor als die rosarote Nostalgiebrille der Käufer.
Auch Devolver Digital ist natürlich vorbelastet. Wäre schließlich blöd, wenn ich jetzt plötzlich den Eintrag mit den Worten “Ist halt eine neue Firma, die sich auf Indie-Titel spezialisiert hat” beenden würde. Nein, hinter diesem anno 2011 gegründeten Publisher stecken wohl drei der hartnäckigsten Jungs der Branche: Mike Wilson, Harry Miller und Rick Stults, besser bekannt als die Gründer der drei Publisher Gathering of Developers (1998), Gamecock Media (2007) und eben jetzt Devolver Digital (2011).
Gathering of Developers aufgekauft, Gamecock Media Group geschluckt — die Gründerväter scheinen echt kein Glück zu haben mit ihrer noblen Mission. Aber wie heißt es so schön? Aller guten Dinge sind drei: Devolver Digital ward zusammen mit dem derzeitigen CFO Fork Parker geboren. Und ja: Auch dieses Mal möchten sie nicht die Entwickler ausbeuten, sondern quasi als Partner von unabhängigen Studios auftreten. Wie lange sie wohl dieses Mal durchhalten, bevor sie aufgekauft werden?